LERNEN MIT ZUKUNFT DEZEMBER 2021
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information & entwicklung<br />
Körperliches Training:<br />
Der mentale und emotionale Aspekt<br />
WIE ICH LERNTE DIE QUAL ALS CHANCE ZU SEHEN<br />
Enno Lüning<br />
Student<br />
Ich gehe seit einigen Jahren regelmäßig<br />
ins Fitnessstudio, wobei ich in den<br />
letzten Monaten eine Bestleistung<br />
bezüglich der Häufigkeit des Trainierens<br />
erreicht habe. Es wäre also durchaus<br />
nicht verkehrt das Trainieren als eine<br />
Leidenschaft von mir zu betrachten. Eine<br />
Leidenschaft, bei der ich mir sicher bin,<br />
dass viele andere sie auch teilen oder<br />
aber sie gerne teilen würden. Deswegen<br />
möchte ich hier einen kurzen Einblick in<br />
den Prozess meines Trainings vermitteln.<br />
WAS BEDEUTET SPORT FÜR MICH?<br />
Sportliches Treiben findet für mich in<br />
erster Linie im klassischen Fitnessstudio<br />
statt. Ein Ort voll von verschwitzten Trainierenden.<br />
Manchmal nicht an so einfach<br />
zu verstehenden Geräten. Schrecklicher<br />
Musik und, am aller wichtigsten, vielen<br />
Gewichten, die nur darauf warten<br />
entgegen der Gravitation von motiviert<br />
zitternden Armen oder Beinen in die<br />
Höhe gestreckt zu werden.<br />
Dort entfaltet sich mein sportliches Erlebnis:<br />
Ein intensives Spiel zwischen strenger<br />
Disziplin und größter Motivation,<br />
zwischen Glücksgefühlen und tatsächlicher<br />
Angst, zwischen Ideal und Realität,<br />
zwischen Gewinn und Verlust, zwischen<br />
intensivem Fokus und schwer zu ignorierender<br />
Ablenkung. Kurz gesagt, ist es<br />
erfüllend in alle möglichen Richtungen.<br />
Dieses Spiel findet zu drei unterschiedlichen<br />
Zeiten bzw. Phasen statt: Vor,<br />
während und nach dem Training.<br />
VOR DEM TRAINING<br />
Diese Phase ist wahrscheinlich die wichtigste,<br />
da dort ein Scheitern das Fortbestehen der<br />
anderen beiden Phasen unmöglich macht. Es<br />
klingt simpel und offensichtlich, dessen Bedeutung<br />
ist jedoch immer wieder zu betonen:<br />
Schaffe ich es nicht im Vorhinein mithilfe von<br />
Disziplin und/oder Motivation den richtigen<br />
mentalen Rahmen zu schaffen, so bleibt mir das<br />
Erlebnis des Trainierens für immer verwehrt.<br />
Eine Stimme, die mich von Anstrengungen und<br />
Unbehagen (der englische Begriff Discomfort<br />
trifft es wohl am besten) abhalten will, gab,<br />
gibt und wird es immer geben. Wir alle kennen<br />
die Ausreden, die sich unser Gehirn zusammenreimt,<br />
jedoch kennen wir auch alle, die<br />
Einen mehr, die Anderen weniger, die positive<br />
Erfüllung, die das Nicht-Akzeptieren dieser<br />
Stimme mit sich bringt. Stelle ich mich dagegen<br />
und bewege mich zum Sport, so schaffe ich mir<br />
die Möglichkeit, ein Gefühl von Stolz und Sinn<br />
zu erleben.<br />
Meine persönliche Erfahrung beinhaltet hier<br />
auch noch ein Art Gestresstsein. Mein eigener<br />
Leistungsanspruch führt zu einer Versagensangst,<br />
welche die Busfahrt zum Fitnessstudio<br />
schon in einen kleinen Kampf mit mir selbst verwandelt:<br />
„Hoffentlich bin ich nicht schwächer<br />
geworden. Hoffentlich ziehe ich bis zum Ende<br />
durch. Ich muss den eigenen Ansprüchen genügen,<br />
nur so kann ich zufrieden sein.“ Es ist zwar<br />
oft anstrengend, aber dieses mentale Ringen<br />
hat mir sehr dabei geholfen, meine Gedanken<br />
auf ein spezifisches Ziel zu bündeln: „Ich werde<br />
gut trainieren!“<br />
Foto: © mohamed hassan | pixabay.com<br />
16 | <strong>DEZEMBER</strong> <strong>2021</strong>