ST/A/R-50-54 (Seiteneindrücke)
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Städteplanung/ Architektur/ Religion Buch V + <strong>ST</strong>/A/R 33<br />
purpur magenta j ournal<br />
Reinhold Kirchmayr Gisela Steinlechner<br />
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Kleines Diebsgut - mit dem SPltACHLOFFEL einzunehmen<br />
Stelzenübung . Von Gestalt zu Gestalt Gitter, Netz) fängt sich eine Befindlichkeit,<br />
springen die Gedanken über, zwische n ein Wortgefühl, SPRA CHWEH. Die einge<br />
Geste und Ze ichensp ur herrscht ein aus- worfene n Wörter werfen Blasen - SORRY<br />
gelassener Abstand (wie Kälbchen auf der - ein der Schwermut befreundetes Muster<br />
Frühlingsweide). Dinge und Wörter kippen erscheint , sogar ein geheimnisvolles Brettaus<br />
ihren Blickwinkeln , verfügen sich zu spiel unter Tag. Kleines Diebsgut - mit<br />
luftigen Anagrammen zwischen 4 Wänden, dem SP RACHL ÖFFEL einzunehmen . Auf<br />
Rändern, Himme lsricht ungen. Dort zeig t halbem Weg, noch im Schw ung , ereignet<br />
sich ein SET (vorläufiger) nützlicher For- sich schon das Ganze: also Umschlag,<br />
men - geschlossene, halboffene, strahlen- Rücktr itt, Schlenker , Wellental. Die rhetoförmige<br />
, kastenförmige, geschwungene, rische Figur der Ellipse ruft Ähnlichkeiten<br />
gestufte, in Auflösung oder in Entstehung mit Abwesenden auf, sie ist ein Henkel<br />
begriffene . An einer anderen Stelle / auf für dies und das, beredte Abkürzung , mit<br />
einer anderen Seite des Planeten: ein dem Pinsel stenographiert. Dem Kopf entmöbliertes<br />
Blatt, zwei Zimmer. WAYOUT, steigt gleich der Kreis, der auch ein Teller<br />
Verstreb ungen , geschnürte Felder, Kreise, ist, ein wackliger Ballon, ein Gestirn , ein<br />
verwackelte Nachbi lder. Auch als double leerer Sack , eine Frucht, die du noch nicht<br />
zu haben: zwe i oder mehrere , das heißt kennst. Die Zunge (immer angeheftet) te<br />
Anziehung , Spiegelung, Erwiderung - kei- stet sich durch , schmeckt den Sprac hzukne<br />
Sprache ohne Echo , ohne schlingernde ker, Luftblasen, einen windschiefen Ge<br />
Wortränder , Hängeleitern , Treppenwitze ... ruch . TA<strong>ST</strong>E that!<br />
Der Tag zieht seine Kreise und lässt den Umschlag , DIFFUSION. Der Schlaflose<br />
Plan auf den Grund sinken. In der auf- steigt die Stiegen hinunter im umged rehten<br />
tauchenden Matrix (auch KETTE, Wellen, Gazehemd, sein Körper ist wie durch ein<br />
Sie b gedrückt. Am unteren Treppenabsatz<br />
beginnt der Kopf wiede r anzuwachsen , mit<br />
Ausbl ick und ausgefahrener Zunge . hut<br />
ab! Jetzt wiede r in Räuber leiterstimmu ng,<br />
fort laufend flog ihm der Hut vom Kopfe in<br />
den zittrigen Linien des Windes oder eines<br />
fleckigen Fiebers. Von einer Stufe (Seite)<br />
zur anderen ere ignen sich kosmische<br />
Konstellatio nen , winzige DURCHBRÜCHE<br />
- gilt es zu studieren! Neues Blatt, WARM<br />
WEATHER - der Mittag ist umzäun t und<br />
verschlungen, ein leeres weißes Feld. Auf<br />
dem Umsch lagplatz der Formen erscheint<br />
am Rand das staunende Milchgesicht /<br />
Malergesicht und lüftet den Hut: Sprechakt<br />
, Zwischenruf. Was zu sehen ist, bleibt<br />
in Schwe be, fortlaufend , All IN ONE. Vielleicht<br />
eine Witzfigur von früher, sie wirft<br />
Blasen und hinter lässt einen kleinen Nachhall<br />
(Untersc hied ) in der Luft - the warmth<br />
of a seat (which has just been left) is infrathin.<br />
(Marcel Duchamp)<br />
Sprachbegabter Pinsel , der den Geschmack<br />
der Luft zeichnet, die Wellenl i-<br />
nie eines überspringenden Gedankens,<br />
den somnambulen Auftritt der Schrift: ein<br />
flatternder Zeichensatz aus Buchstaben,<br />
Ästchen und Pinselhaar , in helles Purpur<br />
getaucht (one can only give examples of<br />
it, MD). Die eine blasse Farbe saugt alles<br />
auf, sie vermischt die Wörter mit den Linien,<br />
das Rot mit dem Blau, das Informelle<br />
mit der Forma lität eines Stempels. Gerade<br />
in ihrer Flüchtigkeit (inframince ) sind die<br />
Dinge und Wahrnehmungen hier am Platz,<br />
die Zeichnung tischt sie als SICHTBAR E<br />
Beisp iele auf, im magentaroten Bereich.<br />
Auf jedem Blatt ein mit leichter Hand aufgespannter<br />
Raum - kleines vibrierendes<br />
Theater, fortlaufend bespielt. Auch Sensorium<br />
, Schauraum , Möglichkeitsra um,<br />
Übungsraum. Logbuch für das Dazwischenl<br />
iegende .<br />
Gisela Stein lechne r<br />
CURRICULUM VITAE<br />
GISELA <strong>ST</strong>EINLECHNER<br />
- Geb. 1961 in Tirol,<br />
- Studium der Germanistik und Vergleichenden Literaturwissenschaft<br />
in Innsbruck und Wien. -<br />
- Lebt als freiberufliche Kulturpublizistin und Literaturwissenschaftlerin<br />
in Wien.<br />
PUBLIKATIONEN<br />
Der Tag stellt mir seine Offerte ins Fenster<br />
allesamt unverkä ufliche Muster .<br />
Oben am Dachgiebel sind die schwarzen Turner zugange,<br />
sie üben schon seit Stunde n den Tagesanfang . Einer beugt<br />
sich weit über den Kamin , der andere steigt auf seine Schulter n<br />
und schnellt sich ab. Es gelingt immer nur ein Salto , den der<br />
Wind bis vor mein Fenster trägt. Hut ab, denke ich, Hut ab.<br />
Selbständige und Herausgeberschaften:<br />
- Textauswahl und Nachwort für den Prosaband<br />
Jutta [Julian] Schutting: Findhunde.<br />
Stuttgart: Reclam Universal-Bibliothek 1988.<br />
- Über die Ver-rückung der Sprache. Analytische Studien<br />
zu den Texten Alexanders. [=Ernst Herbeck]. Wien:<br />
Braumüller 1989<br />
(=Wiener Arbeiten zur deutschen Literatur.14).<br />
- Fallgeschichten. Krafft-Ebing - Panizza - Freud -<br />
Tausk. Wien: WUV-Universitätsverlag 1995.<br />
- Freuds pompejanische Muse. Beiträge zu Wilhelm<br />
Jensens Novelle "Gradiva". Hrsg. gern. mit Michael<br />
Rohrwasser, Juliane Vogel u. Christiane Zintzen. Wien:<br />
Sonderzahl Verlag 1996.<br />
Darin: Fundsache Gradiva. Auftritt der pompejanischen<br />
Muse im Surrealismus. (S.123-155)<br />
-A rthur Schnitzler. Affairen und Affekte. Hrsg. gern. mit<br />
Evelyne Polt-Heinzl. Wien: Christian Brandstätter Verlag<br />
2006. Darin: Fräulein Else. Eine Zeitreise zwischen<br />
Fin de Siecle und Roaring Twenties.<br />
(S. 131- 141)<br />
- Ernst Herbeck: Der Hase!!!!. Ausgewählte Gedichte.<br />
Hrsg. und mit einem Nachwort von Gisela Steinlechner.<br />
Salzburg und Wien: Jung und Jung 2013.<br />
Die Wolke in der Druckkammer lahmt.<br />
Alles wartet , wartet auf Pfiffe oder Rauchzeichen, auf eine kräftige Böe<br />
oder Glockengeläut. Inzwischen ist der Kuchen fast aufgegessen,<br />
das Gespräch tröpfelt, der Fahrer schielt nach der Parkuhr. Noch eine<br />
Münze einwerfen?<br />
An der Straßenkreuzung werde ein künstlicher Löwe feilgeboten sagt<br />
die Verkäuferin zu dem Kunden, der sich lange nicht entscheiden kann.<br />
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Mitten am Tag zerre iben die Stare ihre Stimmen<br />
an der Hauswand. Aus dem Scherbenregen fahren<br />
lange begeisterte Pfiffe.<br />
Ihr sonnengebleichtes Gesicht schiebt eine Katze vor<br />
die Gardinen .<br />
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Das Mündel streift den Namen ab und legt ihn auf den Teller.<br />
1 n diesem Haushalt geschieht alles unbemerkt; der Reis zieht<br />
Fäden , die Krüge sinken ins untere Stockwe rk hinab und auf<br />
dem Herd verleimt sich die Katze.<br />
Es ist sogleich angerichtet.<br />
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