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atw - International Journal for Nuclear Power | 02.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 2 ı März<br />

72<br />

KTG-FACHINFO<br />

einer gemeinsamen Presseerklärung des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

und des für Fragen der nuklearen<br />

Sicherheit zuständigen Bundesumweltministeriums die<br />

beiden grünen Bundesminister Robert Habeck und Steffi<br />

Lemke am 2. Februar 2022 heftigen Widerspruch<br />

geäußert, glaubten sie doch bislang das Meinungsmonopol<br />

darauf zu besitzen, was nachhaltig sei und was<br />

nicht. Robert Habeck äußerte: „Wir haben wiederholt<br />

deutlich gemacht, dass wir die Einbeziehung von Atomenergie<br />

in die Taxonomie für falsch halten. Atomenergie<br />

ist risikobehaftet und teuer, auch neue Reaktorkonzepte<br />

wie Mini-Reaktoren bringen ähnliche Probleme mit sich<br />

und können nicht als nachhaltig eingestuft werden. Das<br />

Ganze konterkariert das gute Konzept der Taxonomie und<br />

läuft ihren Zielen zuwider.“ Die Taxonomie ist also nur<br />

dann gut, wenn sie die eigene Meinung von Nachhaltigkeit<br />

wiedergibt und schlecht, falls sie das nicht tut. In<br />

diesen Tenor wider die Brüsseler Vorstellungen von Nachhaltigkeit<br />

stimmte in derselben Pressemitteilung seine<br />

Parteifreundin, die Bundesumweltministerin Steffi Lemke<br />

ein, indem sie verkündete: „Wie eine Reihe anderer<br />

EU-Mitgliedstaaten lehnt die Bundesregierung die<br />

Aufnahme von Atomenergie in die Taxonomie klar ab.<br />

Atomkraft ist nicht nachhaltig, mit immensen Risiken<br />

verbunden, sie ist zu teuer und die Planungs- und<br />

Bauprozesse dauern viel zu lange, als dass sie noch einen<br />

Beitrag zur Klimaneutralität leisten könnte. Atomkraft als<br />

nachhaltig zu bezeichnen widerspricht dem Nachhaltigkeitsverständnis<br />

der Verbraucher und Verbraucherinnen<br />

in Deutschland und in anderen europäischen Mitgliedsstaaten.“<br />

Die Bundesumweltministerin glaubt also zu<br />

wissen, was die „Verbraucherinnen und Verbraucher“ in<br />

Deutschland, aber auch in der ganzen EU unter Nachhaltigkeit<br />

verstehen und was sich diese im Sinne von<br />

„Nachhaltigkeit“ wünschen. Liegt hier vielleicht ein tragischer<br />

Irrtum der deutschen Grünen über die aktuellen<br />

Verbraucherwünsche in Deutschland und der EU vor?<br />

Glaubt man nämlich den führenden Wirtschaftszeitungen<br />

der letzten 2 Monate, dürften diese Wünsche eher in<br />

stabilen, bezahlbaren Energiepreisen bestehen.<br />

streichen wollen und zwar so schnell wie möglich. Also<br />

müsste die Bundesregierung zur selben Zeit die Energiepreise<br />

einerseits teurer und andererseits billiger machen.<br />

Berücksichtigt die Bundesregierung hierbei die<br />

Verbraucherinteressen, so zieht man sich den Zorn der<br />

Bündnisgrünen und deren Wählerklientel zu. Beugt man<br />

sich hingegen dem Willen der Grünen, welche gemäß<br />

ihres Selbstverständnisses die deutschen und auch die<br />

europäischen Verbraucherinteressen besser zu kennen<br />

glauben, dann droht erheblicher Unwillen in der deutschen<br />

Wirtschaft, massiver sozialer Protest der sozial<br />

Schwächeren sowie der politische Unwillen einer Vielzahl<br />

europäischer Staaten. Zuvörderst der von Frankreich, wo<br />

die Kernenergie ein wesentlicher Bestandteil der Energiepolitik<br />

ist. Doch auch in zahlreichen anderen EU-Staaten<br />

ist man, ganz im Gegensatz zur Position der deutschen<br />

Grünen, keineswegs vom Vorbildcharakter der deutschen<br />

Energiepolitik überzeugt. Deshalb ist aktuell, wie der<br />

Kommentator der „Landshuter Zeitung“ in dem Kommentar<br />

mit Titel „Spagat der Grünen“ feststellt, das Murren der<br />

grünen Basis angesichts der in ihren Augen schwächlichen<br />

Regierungspolitik unüberhörbar. Klimaschutz und Soziales<br />

zu verbinden, das droht für die Grünen künftig eine<br />

existenzielle Heraus<strong>for</strong>derung zu werden. Grüne in<br />

Regierungsverantwortung werden akzeptieren müssen,<br />

dass das Regierungshandeln sachlichen und politischen<br />

Er<strong>for</strong>dernissen unterworfen ist, welche in der langen<br />

Oppositionszeit bequem ausgeblendet werden konnten.<br />

Angesichts der Möglichkeit, dass die grüne Basis nun ihren<br />

Spitzenpolitikern mit Entzug der Sympathie droht, sollten<br />

diese in der Regierung zu weit vom Pfad der grünen<br />

Tugend abweichen, möchte man nicht in der Haut der<br />

beiden Minister Habeck und Lemke stecken.<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Dr. Jürgen W. Schmidt<br />

Doch gerade der aktuelle Streit um die EEG-Umlage in<br />

Deutschland zeigt, worauf beispielsweise Kommentator<br />

Helmut Maier-Mannhart in der „Landshuter Zeitung“ vom<br />

1. Februar 2022 aufmerksam macht, sehr deutlich den<br />

schmerzhaften politischen Spagat, in den sich die Grünen<br />

in Deutschland mutwillig begeben haben. Man <strong>for</strong>cierte<br />

zuerst erhebliche Preissteigerungen für fossile Energieträger,<br />

damit deren Verbrauch sinke und die CO₂-Bilanz<br />

sich günstig gestalte. Deshalb soll nunmehr die CO₂-<br />

Umlage jährlich steigen. Anderseits geraten jetzt die<br />

Grünen unter zunehmenden Druck ihrer politischen<br />

Regierungspartner von SPD und FDP, welche im Interesse<br />

der Verbraucher wegen der hohen, zugleich ständig<br />

weiter steigenden Energiepreise die EEG-Umlage<br />

KTG-Fachinfo 03/2022 vom 02.<strong>02.2022</strong><br />

Jahreswirtschaftsbericht 2022<br />

der Bundesregierung<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG.<br />

Am 1. Februar 2022 stellte die Bundesregierung im Deutschen<br />

Bundestag ihren „Jahreswirtschaftsbericht 2022“<br />

(Bundestagsdrucksache 20/520) der Öffentlichkeit vor.<br />

Der neue Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

Dr. Robert Habeck (*1969) gibt als seinen Beruf „Schriftsteller“<br />

an und promovierte im Jahr 2000 an der<br />

Universität Hamburg zum Thema „Zur Natur der Literatur:<br />

KTG-Fachinfo

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