Die Malteser Zeitung 1/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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MALTESERÖSTERREICH<br />
men ausgeschlachtet und zuletzt manchmal einfach weggeworfen“,<br />
so Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.<br />
„<strong>Die</strong> unwürdige Behandlung findet auch in unserem Umfeld<br />
statt. Wenn wir nicht beginnen, uns mit der würdigen<br />
Behandlung von Menschen in unserem Umfeld zu beschäftigen,<br />
machen auch wir uns mitschuldig. Durch Hinsehen<br />
und Nicht-Wegsehen können wir viel verändern.“<br />
PALLIATIVDIENST<br />
AM WEG VOM LEBENSENDE ZUM STERBEN<br />
Palliative Betreuung konzentriert sich nicht nur auf Sterbende, sondern auch auf chronisch kranke und schwerkranke Menschen<br />
sowie auf Menschen mit Demenz. Hier einige philosophische und ganz praktische Gedanken.<br />
Von Traude und Johannes Mlczoch<br />
<strong>Die</strong> britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin, spätere<br />
Ärztin und Begründerin der Palliativmedizin, Cicely<br />
Saunders hat den Begriff „Total Pain“ neu definiert: Demnach<br />
besteht Schmerz aus vier Dimensionen: der physischen,<br />
der psychischen, der sozialen und der spirituellen.<br />
Schwerkranke Menschen verspüren Schmerzen, die über<br />
das rein Körperliche hinausgehen und daher besondere<br />
Aufmerksamkeit benötigen. In unserer Aufgabe der palliativen<br />
Betreuung versuchen wir, diese Aufmerksamkeit zu<br />
geben. Wir sehen uns als Teil des „Spiritual Care“-Gedanken.<br />
Das heißt, offen zu sein für existenzielle, spirituelle und auch<br />
theologische Fragen. <strong>Die</strong>sen und anderen Themen wollen<br />
wir uns respektvoll nähern.<br />
„<strong>Die</strong> vollen Scheunen der Vergangenheit“<br />
Krankheit oder herannahender Tod sind Grenzsituationen<br />
des Lebens, die Trauer bedeuten und den Verlust des bisherigen<br />
Daseins. Für das Bedürfnis, über Vergangenes zu reden<br />
und es neu zu beleuchten, wird in unseren Gesprächen<br />
viel Raum gegeben. Viktor Frankl, der berühmte Neurologe,<br />
Psychiater und Begründer der Logotherapie, sei hier zitiert:<br />
„Manche Menschen sehen die Stoppelfelder der Vergänglichkeit<br />
und nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit.“<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit mit Ausbildung<br />
Unser Team besteht großteils aus <strong>Malteser</strong>n, die vor allem<br />
im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im <strong>Malteser</strong><br />
Ordenshaus (ehem. Haus Malta) sowie auf der<br />
Palliativstation in der Klinik Ottakring in Wien tätig sind.<br />
<strong>Die</strong>se Bereiche werden von Johannes Mlczoch koordiniert.<br />
Alle Mitarbeitenden haben den verpflichtenden Kurs über<br />
„Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung“ besucht. <strong>Die</strong>ser<br />
findet für die Palliativtätigkeit in Wien im Kardinal König<br />
Haus unter der Leitung von CS Schwester Mag. Karin<br />
Weiler statt (nähere Informationen unter: www.kardinalkoenig-haus.at/bildungsprogramm/hospiz-palliative-caredemenz/programm).<br />
Das im Anschluss erforderliche Praktikum<br />
kann auf der Palliativstation der Klinik Ottakring<br />
absolviert werden.<br />
<strong>Die</strong> geplanten gesetzlichen Änderungen im Zusammenhang<br />
mit Palliativbetreuung können für die <strong>Malteser</strong> eine<br />
Chance sein, die Tätigkeiten auszuweiten und – getreu<br />
dem Ordensmotto – „unseren Herren Kranken“ verstärkt<br />
zu dienen.<br />
Kontakt für Ehrenamtliche, die sich in der Palliativbetreuung<br />
einbringen möchten:<br />
Univ. Prof. Dr. med. Johannes Mlczoch<br />
M: +43 664 411 88 69, E: johannes.mlczoch@hotmail.com<br />
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DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong>