Die Malteser Zeitung 1/2022
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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MALTESERWELTWEIT<br />
Katharina Kiecol besucht regelmäßig Projekte<br />
vor Ort.<br />
Bei der Grundschule versorgt MALTESER International die Kinder und das Lehrpersonal<br />
mit sauberem Trinkwasser. Das Abwasser wird direkt zur Bewässerung der<br />
Schulgärten genutzt.<br />
hirten und Landwirten – und seit einigen Jahren auch zu<br />
gewaltsamen Auseinandersetzungen. Deshalb ist die Arbeit,<br />
die wir mit unserer lokalen Partnerorganisation CARDO voranbringen<br />
wollen, so wichtig.<br />
Auf den ersten Blick wirkt an der Tokiman Community<br />
Primary School in Rejaf Payam alles perfekt. <strong>Die</strong> Kinder<br />
laufen lärmend über den Schulhof, der Unterricht wurde<br />
für heute gerade beendet. Doch als unser Kollege Rume<br />
William Kenyi an diesem heißen Tag den dunklen Raum<br />
des Schulleiters betritt, ist dieser aufgebracht: „Wir brauchen<br />
neue Zäune für die Schulgärten! Der Zaun, den<br />
wir gebaut haben, nutzt gar nichts. <strong>Die</strong> Ziegen springen<br />
nachts einfach drüber und fressen alles kahl.“<br />
Mathedio Gubek Sanfino ist außer sich. Hinter der Tokiman<br />
Community Primary School hat er gemeinsam mit<br />
dem Lehrpersonal zwei Grundstücke zu Schulgärten umfunktioniert.<br />
Über eine solarbetriebene Pumpe wird das<br />
Land bewässert. Eigentlich sollte in der kommenden Woche<br />
damit begonnen werden, das Unkraut zu entfernen<br />
und das neue Saatgut, das unser Mitarbeiter mitgebracht<br />
hat, einzusetzen. Aber so ergebe dies keinen Sinn, meint<br />
Herr Sanfino, denn die Ziegen würden alles wieder abfressen,<br />
wenn es keinen neuen Zaun gibt. Derzeit umrandet<br />
ein provisorischer Zaun aus Dornengestrüpp die Gärten.<br />
Zu niedrig, meint Sanfino. Der Zaun sei für die Ziegen<br />
kein Hindernis. Auch jetzt stromern dutzende Ziegen<br />
über den Schulhof, bleiben vor den Klassenzimmern stehen<br />
und stören sich nicht an den lärmenden Kindern.<br />
Konkurrenz um Acker- bzw. Weideland<br />
Viele Menschen verlieren jedes Jahr durch gewaltsame<br />
Auseinandersetzungen ihr Leben. Der Konflikt mit den<br />
Nachbarn der Schule, die ihre Ziegen frei herumlaufen<br />
lassen, steht sinnbildlich dafür, was im gesamten Südsudan<br />
immer wieder zu Streit und gewaltsamen Auseinandersetzungen<br />
führt: <strong>Die</strong> einen brauchen das Land,<br />
um Landwirtschaft zu betreiben, die anderen benötigen<br />
es für ihr Vieh. Oft passiert es, dass Viehzüchter ihre<br />
Herde mit mehreren 100 Tieren auf fremdem Land grasen<br />
lassen und dabei von Bauern bestellte Felder abgefressen<br />
werden. Da es hier um die Lebensgrundlage der<br />
Bauern geht, kann die Situation schnell eskalieren. Im<br />
Südsudan besitzen mittlerweile viele Menschen Waffen<br />
und so kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />
Jedes Jahr verlieren auf diese Weise<br />
viele Menschen ihr Leben.<br />
Orasio Opiyo ist Direktor der südsudanesischen Organisation<br />
CARDO, mit der <strong>Malteser</strong> International seit Mai<br />
2021 zusammenarbeitet. <strong>Die</strong> Organisation hat sich genau<br />
dieses Problems in ihrem Land angenommen: den<br />
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Landwirten<br />
und Viehhirten. „Früher haben diese beiden Gruppen<br />
hier friedlich zusammengelebt. Aber seitdem der<br />
Bürgerkrieg im Jahr 2013 ausgebrochen ist, werden die<br />
Konflikte oftmals gewaltsam ausgetragen. Der bewohnbare<br />
Raum, der nicht von Dürre oder Überflutungen<br />
betroffen ist, wird kleiner und viele Menschen werden<br />
auch wegen der Gewalt der rivalisierenden bewaffneten<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2022</strong> 63