O+P Fluidtechnik 4/2022
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SIMULATION DRUCKLUFTBREMSE<br />
Damit reflektierte Schallwellen am Einlass nicht wieder reflektiert<br />
werden und das Ergebnis beeinflussen, ist der Einlass<br />
(s. Abb. 2) reflexionsfrei. Der Auslass ist schallhart, was einem geschlossenen<br />
Luftabsperrhahn am Ende entspricht.<br />
Die Luft wird als kompressibles Gas betrachtet. Effekte aufgrund<br />
von Luftfeuchtigkeit werden nicht berücksichtigt, da die<br />
Druckluft bei der Aufbereitung getrocknet wird. Vereinfachend<br />
wird angenommen, dass die Luft in der Hauptluftleitung keine<br />
Strömung vorweist, wodurch das Problem als rein akustisches<br />
Problem betrachtet werden kann. In dem Simulationsmodell<br />
werden visko-thermische Verluste berücksichtigt, wenngleich<br />
diese bei niedrigen Frequenzen vernachlässigt werden können.<br />
Aus Gleichung (1) ergibt sich die linearisierte homogene Wellengleichung<br />
(ohne Quellterm), welche in ANSYS gelöst wird, zu<br />
mit dem Verhältnis der spezifischen Wärmekapazitäten γ = c p ⁄c v<br />
und der Prandtl Zahl Pr (Verhältnis kinematische Viskosität zur<br />
Temperaturleitfähigkeit). [How-15]<br />
Die Werte für das Luftmodell sind in der Tabelle dargestellt.<br />
Die Lufttemperatur wird mit 20 °C (technischer Normzustand)<br />
angenommen. Der statische Druck entspricht dem Druck bei<br />
gelöster Bremse von 5,0 bar [Sau-78].<br />
mente-Netz erfährt numerische Dispersion [Ler-09]. Die Ergebnisse<br />
der Netzkonvergenzstudie der Hauptluftleitung zeigen,<br />
dass für die transiente Analyse in ANSYS lineare Elemente besser<br />
geeignet sind als quadratische Elemente, da die Rechenzeit und<br />
numerische Dispersion geringer sind.<br />
Daher ist das Simulationsmodell mit linearen Elementen<br />
vernetzt. Es werden 12 Elemente für die geringste Wellenlänge<br />
verwendet<br />
was zu einer Elementgröße von ca. 0,57 cm führt [How-15]. In<br />
Bereichen mit steilen Druckgradienten wird feiner vernetzt. Um<br />
die Impedanz nicht künstlich zu verfälschen, wird ein möglichst<br />
gleichmäßiges Netz mit Hexaederelementen erzeugt. In komplizierten<br />
Geometrieregionen werden Tetraederelemente verwendet,<br />
welche jedoch dazu tendieren, die Impedanz zu verfälschen.<br />
Die Gesamtanzahl der Elemente beträgt ca. 155.000.<br />
Für den Integrationszeitschritt (Integration Time Step, ITS)<br />
werden entsprechend den Empfehlungen aus dem ANSYS Handbuch<br />
[ANS-18b] 20 Zeitschritte für die maximale Anregungsfrequenz<br />
gewählt:<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Werte Luft [How-15], * abhängige Größen<br />
Beschreibung Parameter Wert Einheit<br />
Temperatur T 293,15 K<br />
Statischer Druck p 0<br />
500.000 Pa<br />
Schallgeschwindigkeit* c 342,08 m·s -1<br />
Dichte* ρ 5,98 kg·m -3<br />
Dynamische Viskosität μ 1,84·10 -5 Pa·s<br />
Kinematische Viskosität* ν 1,523·10 -5 m²·s -1<br />
Wärmeleitfähigkeit κ 0,0257<br />
-1<br />
W·m-1·K Spezifische isobare<br />
c p<br />
1.012<br />
-1<br />
J·kg-1·K Wärmekapazität<br />
Spezifische isochore<br />
Wärmekapazität<br />
c v<br />
722,9<br />
-1<br />
J·kg-1·K Zur Untersuchung der Ausbreitung von Schallwellen im Zeitbereich<br />
wurde eine transiente Analyse durchgeführt. Es wurde ein<br />
Schallsignal eingekoppelt und der Schalldruck an einzelnen Stellen<br />
(s. Abb. 2) ausgewertet. Die Arbeiten von ABDULLAHI und<br />
OYADIJI [Abd-18] und von OWOWO und OYADIJI [Owo-17] dienen<br />
hierbei als Referenz. Als Anregung wurde eine halbe Sinuswelle<br />
mit einer Amplitude von p = 1 Pa gewählt, um einen Vergleich<br />
mit den oben genannten Arbeiten zu ermöglichen. Die<br />
Anregungsfrequenz betrug 5.000 Hz, die einlaufende Schallwelle<br />
hat aufgrund der Randbedingung am Einlass jedoch nur eine<br />
Frequenz von 2.500 Hz. Gewählt wurde diese Frequenz, da für<br />
eine Frequenz von 2.500 Hz die Rückflussdämpfung (Return<br />
Loss) in der Frequenzganganalyse besonders gering ist, d. h. viel<br />
Schallleistung im System reflektiert wird.<br />
Um den Druckverlauf zu approximieren, können in ANSYS<br />
lineare oder quadratische Ansatzfunktionen verwendet werden<br />
[How-15]. Aufgrund der für die numerische Analyse notwendigen<br />
Diskretisierung kann das eigentliche Schallfeld nicht exakt abgebildet<br />
werden und die Schallausbreitung durch ein Finite-Ele-<br />
Die Simulation wurde auf einem Windows Server-PC (Systemtyp<br />
x64, Prozessor Intel® Xeon® CPU E7-8857 v2 @ 3.00 GHz, 48 logische<br />
Prozessoren, 512 GB RAM) parallel auf 44 Kernen durchgeführt.<br />
In ANSYS wird ein impliziter Lösungsalgorithmus (HHT<br />
Algorithmus) für die transiente akustische Analyse verwendet.<br />
Für eine Simulationsdauer von 0,1 s beträgt die Rechenzeit ca.<br />
29 Stunden, da die Lösung zu jedem Zeitschritt (insgesamt 10.532<br />
Zeitschritte) berechnet werden muss.<br />
SIMULATIONSERGEBNISSE<br />
Abbildung 4 zeigt den Verlauf des Schalldrucks in der Bremsleitung.<br />
Das Schallsignal läuft von links nach rechts durch das<br />
System. Am Einlass sind die aufgrund der Querschnittsprünge im<br />
1. Luftabsperrhahn reflektierten Schallwellen erkennbar. Die<br />
Amplitude der ersten reflektierten Welle beträgt p refl. = -0,2504 Pa.<br />
Dies entspricht in guter Näherung dem Wert der analytischen<br />
Lösung (im Fall ebener Schallwellen) für die Reflexion an einem<br />
einfachen und reflexionsfrei abgeschlossenen Querschnittsprung<br />
(vgl. [Mös-15]). Am Ende des 1. Luftabsperrhahns beträgt die<br />
Amplitude der Schallwelle p = 0,453 Pa. In den Bremsschläuchen<br />
wird das Schallsignal stark gedämpft und hat am Anfang des<br />
2. Luftabsperrhahns eine Amplitude p = 0,144 Pa. Innerhalb der<br />
Hauptluftleitung wird das Schallsignal bis zum Ventilträger nur<br />
sehr schwach gedämpft (p = 0,0582 Pa), was jedoch auf die numerische<br />
Dispersion zurückzuführen ist.<br />
In Abbildung 5 ist zu sehen, wie an der Abzweigung des Ventilträgers<br />
die Schallwelle aufgrund der Änderung der akustischen<br />
Impedanz teilweise reflektiert wird (p refl = -0,021 Pa). Der Transmissionsfaktor<br />
als Verhältnis aus transmittierter (p trans = 0,048 Pa)<br />
zu einlaufender Schallwelle (p ein 0,069 Pa) beträgt T ≈ 0,69. Dies<br />
stimmt gut mit der analytischen Lösung überein, die jedoch nur<br />
gültig ist, falls keine höheren Moden entstehen und für den Fall<br />
reflexionsfreier abgeschlossener Äste. Bei tiefen Frequenzen<br />
hängt der Reflexionsfaktor bei der analytischen Lösung von Querschnittsprüngen<br />
und Abzweigungen nur von den Querschnittsflächen,<br />
nicht aber von der Frequenz ab. [Mös-15]<br />
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