Danzig
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Bierbrauerei, 20er Jahre<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
<strong>Danzig</strong> in Den Worten von günter grass<br />
Der Teich kam herunter so wie der ganze Park, trotzdem,<br />
und vielleicht eben deswegen, war er ein ausgezeichneter<br />
Spielplatz für den Kinderschwarm aus<br />
der Umgebung. Unter anderem auch solcher, wie dieser:<br />
Schwäne hatten es vor Jahren, eine Saison lang, auf<br />
dem Aktienteich gegeben, dann waren sie eingegangen; nur<br />
das Schwanenhäuschen blieb. (…) Aber das Schwanenhäuschen<br />
gehörte weder der Brauerei noch dem Luftschutz;<br />
das Schwanenhäuschen, etwas größer als die Hundehütte<br />
unseres Harras, gehörte Tulla. In ihm hauste sie Nachmittage<br />
lang, und ins Häuschen hinein reichten wir die Konservendose<br />
mit den Blutegeln. Sie machte sich frei und setzte<br />
sie an: am Bauch und an den Beinen. Die Egel gingen auf,<br />
wurden blauschwarz wie Blutergüsse, zitterten leicht und<br />
immer weniger, und Tulla, mit mehligem Gesicht; warf sie;<br />
sobald sie voll waren und sich leicht abnehmen ließen, in eine<br />
zweite Konservendose.<br />
Wir mussten uns auch Blutegel ansetzen: ich drei, Jenny<br />
einen, am Oberarm und nicht an den Beinen, weil sie ja<br />
tanzen musste. Mit kleingehackten Brennnesseln und Wasser<br />
aus dem Aktienteich kochte Tulla ihre uns unsere Egel über<br />
kleinem Holzfeuer, bis sie gar waren, platzten und die Suppe,<br />
trotz mitgekochter Brennnesseln, braunschwarz färbten.<br />
Wir mussten den schlammigen Sud trinken; denn Tulla war<br />
das egelkochen heilig. (…) Da tranken wir bis zum Bodensatz<br />
und fühlten uns alle verwandt.<br />
[Hundejahre S. 231-232]<br />
Den Kleinhammerweg (Kilińskiego) weiter gehend,<br />
betreten wir für eine Weile das Gelände der ehemaligen<br />
Bierbrauerei, vielleicht kein besonders schöner Platz,<br />
jedoch wichtig vor allem wegen der Anzahl der Arbeitsplätze,<br />
die sie den Einwohnern von Langfuhr bot.