Danzig

Staatliche Frauenklinik
Danzig in Den Worten von günter grass 51
Die Staatliche Frauenklinik oder umgangssprachlich
„das Storchenhaus“, oder einfach die Geburtsklinik
in der Kliniczna-Straße ist ein Ort, wo zahlreiche
Danziger Kinder zur Welt kommen. Auch der Held
Der Blechtrommel wurde hier geboren. Die heutige
Klinik unterscheidet sich von der vor dem Krieg
dadurch, dass sie um zwei Stockwerke niedriger
ist, keine steilen, unterbrochenen Dächer und kein
Türmchen zentral auf dem Frontgiebel mehr hat.
Es ist jedoch dasselbe Gebäude.
In den Büchern von Grass finden wir keine
Beschreibung seines ersten Aufenthaltsortes
in dieser besten der Welten. Wir bekamen dafür
die Beschreibung von Oskars Geburt:
Mama kam zu Hause nieder. Als die Wehen einsetzten, stand
sie noch im Geschäft und füllte Zucker in blaue Pfund- und
Halbpfundtüten ab. Schließlich war es für den Transport
in die Frauenklinik zu spät; eine ältere Hebamme, die nur
noch dann und wann zu ihrem Köfferchen griff, musste aus
der nahen Hertastraße gerufen werden. Im Schlafzimmer
half sie mir und Mama, voneinander loszukommen.
Ich erblickte das Licht dieser Welt in Gestalt zweier Sechzig-
Watt-Glühbirnen. Noch heute kommt mir deshalb der Bibeltext
„Es werde Licht und es ward Licht“ wie der gelungenste
Werbeslogan der Firma Osram vor. Bis auf den obligaten
Dammriss verlief meine Geburt glatt. Mühelos befreite ich
mich aus der von Müttern, Embryonen und Hebammen
gleichviel geschätzten Kopflage. [Blechtrommel, S. 46]
Diese Beschreibung betrifft Oskar, wir wissen jedoch
genau, was sich in Danzig an dem Tag ereignete, als
Grass geboren wurde. Wie Grass über den Tag der
Geburt von Tulla Pokriefke berichtet, erzählen wir über
den ersten Tag des kleinen Günters.
Staatliche Frauenklinik
oder umgangssprachlich
„Storchenhaus“