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Danzig

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<strong>Danzig</strong> in Den Worten von günter grass<br />

Synagoge<br />

Unweit des gegenübergelegenen Endes der Hundegasse,<br />

auf dem Platz, wo schon jahrelang Archäologen<br />

beschäftigt sind, stand bis 1939 die Grosse Synagoge,<br />

Stolz aller <strong>Danzig</strong>er Juden, Symbol der Einheit<br />

der jüdischen Gemeinschaft. Sie wurde in der<br />

zweiten Hälfte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts<br />

in dem damals üblichen norddeutschen Neurenaissance-<br />

Stil errichtet (in demselben Stil errichtete man auch<br />

u.a. den Hauptbahnhof, das Bankgebäude oder<br />

die Technische Hochschule). Die Synagoge hat<br />

die Bezeichnung „groß“ zurecht verdient. Im Innern,<br />

im Erdgeschoss, konnten in zwei Bankreihen 1600<br />

Personen Platz nehmen, in den Amphitheatergalerien<br />

– zusätzlich 300 Personen. Das monumentale Gebäude<br />

krönte auf der westlichen Seite eine gewaltige Kuppel<br />

mit dem Leuchter und zwei Türme mit Stilelementen.<br />

Im Mai 1939 befahlen die Nazibehörden des Freistaates<br />

<strong>Danzig</strong> die Synagoge abzureißen. Die jüdische Kirche<br />

an der Reitbahn (Ujeżdżalnia), wie damals die heutige<br />

Bogusławskiego-Straße hieß, erscheint ein paar Mal<br />

in den Werken von Grass:<br />

Die sogenannte Kristallnacht vom 9. November 1938<br />

fand auch in <strong>Danzig</strong> ihre Entsprechung: die Synagogen<br />

in Langfuhr und Zoppot wurden in brand gesteckt: Nur<br />

die Große Synagoge an der Reitbahn blieb unbeschädigt,<br />

weil einige Mitglieder des jüdischen Frontkämpferbundes,<br />

unter ihnen der Weltkriegsveteran Isaak Laban, einen<br />

Wachdienst eingerichtet und mit Hilfe des Rechtsanwalts<br />

Bernhard Rosenbaum Polizeischutz angefordert hatten,<br />

als SA-Männer das Haupttor aufbrechen wollten.<br />

[Aus dem Tagebuch einer Schnecke, S. 70-71]

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