Danzig

Friedhof in Saspe
Danzig in Den Worten von günter grass 57
Hinter der Haltestelle „Kolonia Uroda“, fahren wir
links an einem kleinen Friedhof vorbei. Wir sehen
ihn nicht, denn er ist durch den großen Pavillon
des Polmozbyts verdeckt. Der Friedhof befindet sich
in der Chrobrego-Straße, zu den Zeiten von Mahlke
war es der Brösener Weg/Brzeźnieńska, durch den bis
zum Kriegsende die „Neun“ fuhr. Dieselbe „Neun“, über
die Grass in Erinnerung seufzte: Ach, was heißt Amerika
der Straßenbahn Nr. neun gegenüber, der nach Brösen
verkehrte!
Auf dem Friedhof in Saspe wurden die erschossenen
Verteidiger der Polnischen Post bestattet, darunter
der vermutliche Vater von Oskar Matzerath, Jan
Bronski. Davon erfuhr der Trommler erst bei
der unvergesslichen Expedition mit Leo Hys.
Den kleinen unbenutzten Gottesacker, auf dem sich schief
und bewachsen Grabsteine des letzten Jahrhunderts unter
verkrüppelten Strandkiefern hielten, nannte [Mama]
hübsch, romantisch und bezaubernd.
- Auf dem mecht ich mal liegen, wenner noch in Betrieb
wär -, schwärmte Mama. Aber Matzerath fand den Boden
zu sandig, beschimpfte die dort wuchernden Stranddisteln
und den tauben Hafer. Jan Bronski gab zu bedenken,
dass der Lärm vom Flugplatz her und die sich neben
dem Friedhof ausweichenden Straßenbahnen den Frieden
des sonst idyllischen Fleckens stören könnten.
[Blechtrommel, S. 174]
Die heutige Fahrt mit der Straßenbahn nach Brösen
ist nicht besonders kompliziert und leider früherer
Attraktionen beraubt, die die Fahrt mit der „Neun“
bot. Die größte Attraktion waren ohne Zweifel
die Ausweichstellen, denn die Straßenbahnen nach und
von Brösen fuhren nur auf einem Gleis.