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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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Teil aber auch <strong>in</strong> dem ehemaligen Felis-Gasthaus, als dieses vom Dom<strong>in</strong>ium übernommen wurde.<br />

Vor Felis gehörte das Anwesen Bienert, der se<strong>in</strong>e Felder <strong>an</strong> die <strong>Lauterbach</strong>er L<strong>an</strong>dwirte veräußerte.<br />

Auch wir hatten davon e<strong>in</strong> Stück <strong>in</strong> der Nähe von Jentschwitz, das bei uns nur der Bienert-Acker<br />

gen<strong>an</strong>nt wurde.<br />

Damit die K<strong>in</strong>der auch die vorgeschriebene Schulausbildung genießen konnten, f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong><br />

<strong>Lauterbach</strong> e<strong>in</strong>e zweiklassige Schule. In den letzten Jahren wurde K<strong>an</strong>tor Welzel von K<strong>an</strong>tor He<strong>in</strong><br />

abgelöst. Ihm zur Seite st<strong>an</strong>d für kurze Zeit Lehrer Schneider. Ich b<strong>in</strong> zwar selbst noch <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong><br />

e<strong>in</strong>geschult worden, doch schon nach e<strong>in</strong>em halben Jahr wurde der Schulunterricht unterbrochen<br />

und bei mir <strong>in</strong> Gittelde am Harz im zweiten Schuljahr fortgesetzt. Über e<strong>in</strong> Jahr war dadurch der<br />

Schulunterricht ausgefallen.<br />

Die Schützen im Garten vom Ha<strong>in</strong>ka-Herrm<strong>an</strong>(l<strong>in</strong>ks) und der Radfahrvere<strong>in</strong> (rechts)<br />

Die Lehrer <strong>an</strong> der Volksschule <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> waren meistens auch noch Org<strong>an</strong>isten bei den vielen<br />

Gottesdiensten und erledigten teilweise die <strong>an</strong>stehenden amtlichen Schreibarbeiten <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de. Der Pauer-Robert war der Geme<strong>in</strong>dediener, Verb<strong>in</strong>dungsm<strong>an</strong>n zwischen Bürgermeister ,<br />

Dorfschreiber und den Mitgliedern der Geme<strong>in</strong>de. K<strong>an</strong>tor He<strong>in</strong> hat sich als Leiter des Kirchenchores<br />

von <strong>Lauterbach</strong> große Verdienste erworben, auch se<strong>in</strong>e Frau, die als H<strong>an</strong>darbeitslehrer<strong>in</strong> die Mädels<br />

begeisterte. In Abwesenheit des K<strong>an</strong>tors hat sie kurzfristig alle<strong>in</strong> die K<strong>in</strong>der unterrichtet.<br />

Neben der L<strong>an</strong>dwirtschaft und dem H<strong>an</strong>dwerk spielte die Waldwirtschaft <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Nebenrolle. Die Försterei wurde <strong>in</strong> der letzten Zeit von Förster He<strong>in</strong> geleitet, als sog. Waldläufer war<br />

Gast tätig. Nach soviel Arbeit auf den Feldern, <strong>in</strong> den Höfen und auf den Baustellen, wollten sich die<br />

Menschen auch e<strong>in</strong>mal entsp<strong>an</strong>nen und ihr Leben genießen. T<strong>an</strong>zver<strong>an</strong>staltungen konnten <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren nur noch im großen Saal im Gasthaus Thamm-Alfred durchgeführt werden. Das<br />

<strong>an</strong>dere Gasthaus im Unterdorf , das sog. Felisgasthaus war <strong>an</strong> das Dom<strong>in</strong>ium verkauft worden und<br />

beherbergte jetzt Mitarbeiter des Gutes. Dennoch k<strong>an</strong>n ich mich dar<strong>an</strong> er<strong>in</strong>nern, dass ich den ersten<br />

Film me<strong>in</strong>es Lebens <strong>in</strong> diesem Gasthaus gesehen habe. E<strong>in</strong> W<strong>an</strong>derk<strong>in</strong>o spielte uns staunenden<br />

Dorfk<strong>in</strong>dern den Film „Quax , der Bruchpilot „ mit H<strong>an</strong>s Rühm<strong>an</strong>n vor. Jedenfalls konnten wir uns<br />

damals nicht vorstellen, wie so etwas <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>w<strong>an</strong>d durch lebende Bilder möglich war. Das<br />

Interesse für Technik wurde <strong>in</strong> diesem Moment geweckt. Tage- ja Wochenl<strong>an</strong>g waren wir d<strong>an</strong>ach<br />

noch von diesem Erlebnis begeistert. L<strong>an</strong>ge hat es gedauert, bis wir nach l<strong>an</strong>gen Jahren der<br />

Kriegswirren den nächsten Film im Schulunterricht im Westen sehen konnten. Von den Bällen und<br />

T<strong>an</strong>zver<strong>an</strong>staltungen im Saal von Thamm-Alfred schwärmte me<strong>in</strong>e Mutter noch nach Jahrzehnten.<br />

Dar<strong>an</strong> nahm fast das g<strong>an</strong>ze Dorf teil. Es wurden Sketsche und Theaterstücke vorgeführt, die<br />

meistens von dem Ansorge-Lehrer selbst gedichtet und arr<strong>an</strong>giert waren. Nach der harten Arbeit des<br />

ländlichen Jahres waren diese geme<strong>in</strong>samen Feierlichkeiten im bescheidenen gesellschaftlichen<br />

Leben der Dorfgeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong> bescheidener Höhepunkt. Die zweite noch betriebene Gastwirtschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> war <strong>in</strong> den Straßenhäuser. Me<strong>in</strong> Onkel Herrm<strong>an</strong>n Ha<strong>in</strong>ke, e<strong>in</strong> Bruder der <strong>in</strong>sgesamt<br />

acht Geschwister me<strong>in</strong>er Mutter, hatte die Gastwirtschaft von me<strong>in</strong>en Großeltern übernommen. Die<br />

wichtigsten Gäste waren neben den Dorfbewohnern die Fuhrleute und Händler, die <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>fachen<br />

L<strong>an</strong>dleben der damaligen Zeit für e<strong>in</strong>ige Höhepunkte sorgten. Hoch her g<strong>in</strong>g es, wenn die beiden<br />

Teige-Jungen ihren erfolgreichen Tierh<strong>an</strong>del begossen haben. Noch im hohen Alter haben sich me<strong>in</strong><br />

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