Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

in der schlechten Zeit nach dem Krieg in der Fremde unvorstellbar. So waren wir zu dieser Zeit dazu
verurteilt, das fröhliche Treiben der Kinder, denen das Spielzeug nicht weggenommen worden war,
von Weitem zu bestaunen. Als ich nach fast fünfzig Jahren von den jetzigen Bewohner unseres
Hauses auf den Schüttboden geführt wurde, ging mein erster Blick zum Versteck der heißgeliebten
Schneeschuhe. Sie waren nicht mehr da, der ganze Boden war im wahrsten Sinne des Wortes aller
Erinnerungen beraubt.
Die vielen Seen und Teiche um Lauterbach sind Zeugen wie anfällig das Dorf bei Schneeschmelze
und Wolkenbrüche für Überschwemmungen ist. Bei einem Blick auf die Karte macht sofort der
Rohrteich – allein wegen seiner Größe – auf sich aufmerksam. Jeder Lauterbacher erzählt mit Stolz
und Begeisterung von seinen Erlebnissen um und im See in den warmen und manchmal drückend
heißen Sommernächten. Es handelt sich dabei um einen künstlich angelegten See. Solche Seen und
Staubecken wurden in Schlesien viel angelegt. Langfristig war damals der Oder-Donau-Kanal
geplant. Die vielen Seen sollten bei Niedrigwasser das notwendige Wasser zum Nachspeisen liefern.
Zum Bau des Oder-Donau-Kanals ist es aber bis heute nicht gekommen. Gespeist wurde der
Rohrteich aus den Quellen und Sumpfgelände auf Stoschendorfer Gemarkung. Das Wasser des
Überlaufs am Ständer verließ über den krummen Graben durch Lauterbach unsere Heimat. Aber
auch die Riegermühle konnte in einem zur Mühle gehörenden See das aus dem Rohrteich
abfließende Wasser auffangen und bei Bedarf die Mühle antreiben. Nicht zuletzt lieferte der See
auch das Wasser für die Zuckerfabrik in Heidersdorf, wenn dort die jährliche Zuckerkampagne lief.
Die Lauterbacher – auch meine Eltern – haben ihr Getreide damals noch teilweise in der
Riegermühle mahlen lassen. Vorgänger war der Müller Färber, der ca. 1937 Lauterbach verließ.
Besitzer war der Müller Schneider aus Heidersdorf, zu dem in späteren Jahren das Mehl gebracht
wurde. Etwas östlich von Ort liegt der zweitgrößte See Lauterbachs, an der Grenzmühle zu der auch
eine Fasanerie gehörte. Die beiden Dorfteiche im Zentrum bekommen ihr lebensspendendes Wasser
auch aus dem krummen Graben. Dieser wurde in den letzten Jahren vom Arbeitsdienst begradigt
und gereinigt. Die Hochwassergefahr für das Niederdorf hatte dadurch viel von seiner Gefährlichkeit
verloren. Auch um das Lauterbacher Gut , was von Gutsinspektor Richard Hain geleitet wurde, sind
einige Teiche. Der größte Teich liegt westlich der Gebäude für die Bediensteten des Gutes, der im
Seite 6 von 102