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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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egehrten Sträuße. Sie war e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> von der Jacobowsky-Oma. Ihr Grab ist g<strong>an</strong>z <strong>in</strong> der Nähe<br />

von me<strong>in</strong>en Großeltern mütterlicherseits, von dem Ha<strong>in</strong>ka-Karl und se<strong>in</strong>er Anna. Wie die meisten<br />

deutschen Gräber s<strong>in</strong>d auch diese e<strong>in</strong>geebnet und werden von e<strong>in</strong>er ungepflegten Grasnarbe<br />

bedeckt.<br />

Die Pferde <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> und alle Schmiedearbeiten erledigte der Bonka-Georg, unser Schmied und<br />

der Herzog-Stellmacher reparierte alle Holzgeräte im Dorf. Neben dem Schirmag-Schneider war<br />

auch der Schuberth-Schneider für die Garderobe der <strong>Lauterbach</strong>er zuständig. Und zusätzlich konnte<br />

m<strong>an</strong> bei der S<strong>in</strong>derm<strong>an</strong>n- Anna, der He<strong>in</strong>-Gertrud oder der „Heimlichen“, gegenüber vom Friebe-Hof<br />

arbeiten lassen.<br />

Nachdem Lehrer Welzel pensioniert war, kam die Familie Alfred He<strong>in</strong> nach <strong>Lauterbach</strong>. Sie wohnten<br />

im Schulhaus. Lehrer Schneider mit se<strong>in</strong>er immer eleg<strong>an</strong>ten Frau Mattel wohnten <strong>in</strong> der neuen<br />

Wohnung . Die Herzog-Berta hatte extra dafür ihre Scheune als Wohnung ausgebaut. Lehrer<br />

Schneider gab nur e<strong>in</strong>e kurze Vorstellung <strong>in</strong> unserem Dorf. In den letzten Jahren übernahm auch die<br />

Frau von Alfred He<strong>in</strong> den Schuldienst <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong>. Darüber berichtet das Buch von der He<strong>in</strong>-Bärbel<br />

„ Heilende <strong>Er<strong>in</strong>nerungen</strong>“ sehr detailliert.<br />

Messdiener waren <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> ke<strong>in</strong>e M<strong>an</strong>gelware. Für die Söhne der katholischen Familien war<br />

der Dienst Ehrensache. Zweidrittel der <strong>Lauterbach</strong>er waren immerh<strong>in</strong> katholisch. Noch heute s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

dem Raum, wo der Blasebalg für die Orgel von den Messdienern „getreten“ wurden, E<strong>in</strong>gravierungen<br />

für die Ewigkeit. Bei e<strong>in</strong>em me<strong>in</strong>er letzten Besuche, konnte ich auch den Namen me<strong>in</strong>es Bruders<br />

M<strong>an</strong>fred und vieler <strong>an</strong>derer <strong>Lauterbach</strong>er entziffern.<br />

Als Bienenzüchter <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> hatte sich der Frieba-Mart<strong>in</strong>, der die Flelis-Elisabeth geheiratet<br />

hatte, e<strong>in</strong>en Namen gemacht. Er war von Pompsen nach <strong>Lauterbach</strong> gekommen und bewohnte den<br />

Hof auf der Höhe, gegenüber vom Felis-Gasthaus, dem Elternhaus se<strong>in</strong>er Frau.<br />

E<strong>in</strong> großes Ereignis für <strong>Lauterbach</strong> waren die Jagden und das Abfischen des Rohrteiches. Dieser<br />

künstlich <strong>an</strong>gelegte See diente der Döm<strong>an</strong>e auch als Aufzucht für e<strong>in</strong>e ergiebige Karpfenernte. In die<br />

Karpfenaufzucht und Ernte waren auch die Geme<strong>in</strong>deteiche, die Hellern, gegenüber vom Klosig-<br />

Bäcker , e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Die <strong>Lauterbach</strong>er waren ke<strong>in</strong>e begeisterten „Nazis“. Aber die Form wurde gewahrt. So führte die<br />

Bendschneider-Käthe den Bund deutscher Mädchen und der Hoffm<strong>an</strong>n-Günther die Hitler-Jugend <strong>in</strong><br />

<strong>Lauterbach</strong>.<br />

Der Dierig-August hatte se<strong>in</strong>en Fleischerladen beim Dorfe<strong>in</strong>g<strong>an</strong>g, am Ende des Klettenberges. In den<br />

letzten Jahren des Krieges verkaufte e<strong>in</strong> Flescher aus Ste<strong>in</strong>seifersdorf dort se<strong>in</strong>e Waren.<br />

Auch für die Vergabe von Tischlerarbeiten mussten sich die <strong>Lauterbach</strong>er nicht <strong>in</strong> die Ferne<br />

aufmachen. Der Hirscha-Tischler war für se<strong>in</strong>e exakte und fachmännische Arbeit e<strong>in</strong> Begriff. Se<strong>in</strong><br />

Haus ist zwischen dem Felis-Gasthaus und der Bunka-Kurve h<strong>in</strong>ter dem krummen Graben auf der<br />

rechten Seite. Wenn den Pferden die glühenden Hufeisen auf den Hufen e<strong>in</strong>gebr<strong>an</strong>nt wurden, zog<br />

der beißende Geruch durch das g<strong>an</strong>ze Dorf. Und se<strong>in</strong>e Schläge auf dem Amboss wecken jeden<br />

Morgen die L<strong>an</strong>gschläfer.<br />

Der schönste Schmuck der Berichte aus der Heimat s<strong>in</strong>d die Bilder. Diese führen uns zurück <strong>in</strong><br />

unsere Heimat. Bild 1 zeigt den herrlichen Blick über den Rohrteich h<strong>in</strong>über zum Zoata-Bärge. Auf<br />

se<strong>in</strong>er Spitze steht der Fernmeldeturm. L<strong>in</strong>ks von ihm erhebt sich die Spitze des Geierberges.<br />

Zwischen ihr und dem Zoata-Berg liegt das schmucke Silsterwitzertal. Das zweite Bild zeigt das Dorf<br />

von den Straßenhäusern. L<strong>in</strong>ks neben der Kirche ist sehr gut das Dach der Schule zu erkennen. In<br />

<strong>Lauterbach</strong> ist die Natur noch gesund. Das beweist das dritte Bild. Fast <strong>in</strong> die Höhe des Kirchturmes<br />

hat e<strong>in</strong> Storchenpaar das Nest für se<strong>in</strong>e Jungen auf e<strong>in</strong>em alten Strommasten gebaut. Wie bei allen<br />

Schlesiern, so gehört auch bei den <strong>Lauterbach</strong>ern der Glaube zum Mittelpunkt ihres Lebens. Die<br />

Marienstatue auf der Höhe neben dem Hof vom Frieba-Mart<strong>in</strong> ist immer liebevoll gepflegt worden.<br />

<strong>Er<strong>in</strong>nerungen</strong> von Arthur Saft , geb. am 9.08.1920.<br />

Ich wurde als viertes K<strong>in</strong>d der Eheleute Anna (geb. Bonke) und Arthur Saft <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> geboren.<br />

Leider verstarb me<strong>in</strong> Vater bereits am 14.04.1920 <strong>an</strong> den Folgen e<strong>in</strong>es Pferdebisses.<br />

So war me<strong>in</strong>e Mutter mit uns vier K<strong>in</strong>dern alle<strong>in</strong> auf dem Bauernhof, bis sie sich im September 1921<br />

wieder verheiratete mit Josef Brosig, e<strong>in</strong>em Bauernsohn aus Kle<strong>in</strong>-Wirau, <strong>Kreis</strong> Schweidnitz. Am<br />

20.09.1922 wurde me<strong>in</strong> jüngster Bruder Alfred Brosig geboren. Die K<strong>in</strong>dheit auf dem Bauernhof war<br />

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