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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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Vor dem Grundstück von Ritter-Max gabelte sich der Weg, l<strong>in</strong>ks zu dem Grundstück von Mücke-Paul.<br />

Beim Mücke-Paul geht es steil bergauf. Dieser Weg ist mit ke<strong>in</strong>em Fahrzeug zu befahren. Flache<br />

Felsplatten ragen aus dem Boden. Nur zu Fuß gel<strong>an</strong>gt m<strong>an</strong> über den sog. Schl<strong>an</strong>genberg zum<br />

Rohrteich. Auf dem H<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>den zum Teich h<strong>in</strong> Birken. Das Gras war so kümmerlich, dass es bei<br />

großer Hitze und Trockenheit sich schnell entzündete. Im Sommer kamen fast 200-400<br />

Badehungrige – größtenteils auf Fahrräder, wenige mit Auto oder Motorräder- <strong>an</strong> den herrlichen<br />

<strong>Lauterbach</strong>er Rohrteich. L<strong>an</strong>genbielauer, <strong>Reichenbach</strong>er und Breslauer waren gern gesehen Gäste.<br />

Der Bademeister war ab 1934 P<strong>an</strong>tke. Schon damals gab es e<strong>in</strong>en Kiosk. Hier konnten Naschereien<br />

und Getränke gekauft werden. Geht m<strong>an</strong> auf dem Oberweg bei Mücke-Paul nicht den Schl<strong>an</strong>genweg<br />

steil hoch, sondern gerade aus, führt der Fußweg durch e<strong>in</strong> Wäldchen, das „Pluderhela“ gen<strong>an</strong>nt.<br />

Rechts vom Weg steigt der Berg steil <strong>an</strong>, l<strong>in</strong>ks im Tal plätschert das Wasser aus dem<br />

Rohrgrabenabfluss. E<strong>in</strong> g<strong>an</strong>z rom<strong>an</strong>tisches Stücken <strong>Schlesien</strong> zwischen dem Haus vom Mücke-Paul<br />

und dem Damm des Rohrteiches. Dort wo der Ständer oder Überlauf des Teiches ist, hat der Teich<br />

se<strong>in</strong>e größte Tiefe von 3-4 m. Bei Hochwasser oder der Schneeschmelze stieg das Wasser <strong>in</strong> 3-4<br />

Stunden so weit <strong>an</strong>, dass der seitliche Rechen mit e<strong>in</strong>er Breite von 8-10 und e<strong>in</strong>er Tiefe von 1.5 m<br />

schnell gefüllt war. Durch diesen lief d<strong>an</strong>n das Wasser schnell bis <strong>in</strong>s Dorf. Bei schwereren<br />

Gewitterregen und l<strong>an</strong>g<strong>an</strong>haltenden Regengüssen kam das Hochwasser schnell vom Oberdorf <strong>in</strong>s<br />

Mitteldorf. D<strong>an</strong>n war P<strong>an</strong>ik im Dorf, alle 2-3 Jahre kam dieser Schrecken über die Bewohner.<br />

Der Weg führt vom Ständer des Rohrteiches vorbei l<strong>in</strong>ks zu den Gehöften von Schwer-Josef und<br />

Herzog-Josef, dem Stellmacher, weiter bis zur Straße Breslau-<strong>Reichenbach</strong> und endete <strong>an</strong> der<br />

„Prelle“. Nahm m<strong>an</strong> die Abzweigung nach rechts, erreichte m<strong>an</strong> das Haus von der Brunst-Hedwig<br />

und weiter g<strong>in</strong>g der Weg bis <strong>in</strong> das ca. 2 km entfernt liegende Wallfahrerdörfle<strong>in</strong> Stoschendorf. Ca.<br />

200 m rechts dieses Weges liegt der bereits beschriebene gefährliche Pietersumpf. Dort beg<strong>an</strong>nen<br />

auch die Waldstücke <strong>in</strong> Richtung Eichberg. G<strong>in</strong>g m<strong>an</strong> nach dem Schilfgürtel so ca. 200 – 300 m <strong>in</strong><br />

den Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, war m<strong>an</strong> auf dem Weg , dem „Schlenkergassla“. Es mündete <strong>in</strong> die<br />

Schweitnitzerstraße ungefähr 300 m östlich von Jentschwitz. Das Waldstück hieß „Fuchsberg“. Die<br />

Füchse kamen vom Zobten bis <strong>in</strong> diese Gegend , wo es viel Wild gab. Es lag gleich neben<br />

Jentschwitz. Dort hatte m<strong>an</strong> im 15./16./!7. Jahrhundert, als die Pest wütete, die Verstorbenen<br />

beerdigt. Die <strong>Lauterbach</strong>er Gemarkungsgrenze verlief ca. 150-200 m vor dem Kirchberg. Das L<strong>an</strong>d<br />

gehörte zu Mellendorf, bzw. dem Pr<strong>in</strong>zen Schönaich-Carolath. Bis 1936 oder 1937 war es <strong>an</strong> die<br />

Bauern von Mellendorf oder <strong>Lauterbach</strong> verpachtet. Als es d<strong>an</strong>n verkauft wurde, kauften fast alle<br />

Pächter die von ihnen bewirtschafteten Äcker. An der Grenze von <strong>Lauterbach</strong> und Jentschwitz lag<br />

e<strong>in</strong> Wäldchen, der Ziegenw<strong>in</strong>kel. Es war ca. 10 ha groß und gehörte dem Grafen Seidlitz, dem<br />

Besitzer des <strong>Lauterbach</strong>er Dom<strong>in</strong>iums. Der Graf war der größter L<strong>an</strong>dbesitzer im <strong>Kreis</strong>e<br />

<strong>Reichenbach</strong>. E<strong>in</strong>er Sage nach hatte die „Scheiermere“ Ziegen gestohlen, im Wald geschlachtet und<br />

war dabei erwischt worden. Und m<strong>an</strong> erzählte sich, sie käme seit dieser Zeit jeden Mittag um 12 Uhr<br />

<strong>an</strong> diese Stelle als Geist zurück, um zu sehen was aus ihren gestohlenen Ziegen geworden ist.<br />

Me<strong>in</strong>em jüngeren Bruder und mir war immer g<strong>an</strong>z schön unheimlich zu Mute, wenn wir dort vorbei<br />

kamen. Fast jeden Herbst hüteten wir die Kühe auf den Kleefeldern und unser Acker grenzte <strong>an</strong> die<br />

gesamte Breit des Ziegenw<strong>in</strong>kels. Me<strong>in</strong>e Schwäger<strong>in</strong> Gerda Saft, geb. Goldbach, war mit me<strong>in</strong>em<br />

älteren Bruder Herbert, geb. 1915, gefallen August 1942 <strong>in</strong> Russl<strong>an</strong>d verheiratet und stammte aus<br />

Jentschwitz. Mit ihr habe ich mich erst vor e<strong>in</strong>igen Jahren über die Schleiermere unterhalten. Sie g<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> L<strong>an</strong>gseifersdorf zur Schule und k<strong>an</strong>nte diese Sage nicht. Wir haben über diese Sage viel gelacht<br />

und dabei auch <strong>an</strong> K<strong>an</strong>tor Welzel gedacht, der uns diese Geschichte damals erzählt hatte. Überall <strong>in</strong><br />

der Gegend gab es solche – für K<strong>in</strong>der unheimlichen – Erzählungen. In L<strong>an</strong>gseifersdorf wieder<br />

<strong>an</strong>dere als <strong>in</strong> Schlaupitz oder L<strong>an</strong>genöls.<br />

Am Birkenwald, 3-500 m östlich vom Ziegenw<strong>in</strong>kel , <strong>an</strong> der Schlaupitzer Grenze , st<strong>an</strong>d e<strong>in</strong><br />

Gedenkste<strong>in</strong> für den Bruder vom Gruner –Josef. Er wurde dort von e<strong>in</strong>em Grafen Seentost, den Graf<br />

Seidlitz zur Jagd e<strong>in</strong>geladen hatte, bei e<strong>in</strong>em Jagdunfall tödlich verletzt. Unser Acker grenzte auch<br />

<strong>an</strong> die Gemarkung von L<strong>an</strong>genöls. Dazwischen lagen die Höllenberge, wo der Sage nach e<strong>in</strong> Reiter<br />

ohne Kopf jede Nacht geritten kommt und immer „Hella,hella“ rufen soll. Der Acker me<strong>in</strong>er Mutter<br />

grenzte <strong>an</strong> die Jentschwitzer, Schlaupitzer und Mellendorfer Gemarkung. Die Grenze bildete der<br />

Grenzgraben, der weiter nach Osten abfloss.<br />

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