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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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<strong>in</strong> Ziegenhals/Oberschlesien geboren. Er studierte Philosophie, Theologie und alte Sprachen <strong>in</strong><br />

Breslau, wurde 1932 von Kard<strong>in</strong>al Josef Bertram zum Priester geweiht. Er betreute die <strong>Lauterbach</strong>er<br />

vom 11. November 1940 bis zur Vertreibung im November 1946 von L<strong>an</strong>gseifersdorf aus. Bei den<br />

ersten Heimattreffen der <strong>Lauterbach</strong>er <strong>in</strong> Bornhausen bei Seesen im Harz, ist er fast immer dabei<br />

gewesen. Große Ehre und Auszeichnung wurde dem 90-jährigen Geistlichen Rat bei se<strong>in</strong>er<br />

Verabschiedung von se<strong>in</strong>er neuen Geme<strong>in</strong>de Maxlra<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bayern zuteil. Im gleichen Jahr hat er die<br />

irdische Welt und se<strong>in</strong>e vielen Verehrer für immer verlassen. Er wird nun alles für die Ankunft se<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>demitglieder im Ewigen Leben vorbereiten.<br />

Natürlich konnte auch damals e<strong>in</strong> Pfarrer nicht alles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de erledigen. So hatte er auch<br />

<strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> viele Helfer. Als Org<strong>an</strong>isten st<strong>an</strong>den die jeweiligen K<strong>an</strong>toren zur Verfügung. Neben<br />

se<strong>in</strong>en Aufgaben als Bauer war der Wolf-Fr<strong>an</strong>z auch noch Kirchenvater. Die Toten des Dorfes<br />

bettete Herr Schirmag auf dem Friedhof neben der St. Joh<strong>an</strong>neskirche zur ewigen Ruhe. Schon<br />

während der deutschen Zeit wurde über e<strong>in</strong>en neuen St<strong>an</strong>dort des Friedhofes nachgedacht. Er sollte<br />

am Ende des S<strong>an</strong>dweges, kurz vor se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die Schweidnitzerstraße auf der rechten<br />

Seite , unweit der Straßenhäuser se<strong>in</strong>. Genau diese Stelle haben die Polen auch ausgesucht. Als<br />

e<strong>in</strong>zige Deutsche liegt dort die Menzel-Anna begraben. Sie ruht dort nicht alle<strong>in</strong>. Bemerkenswert<br />

schon viele Gräber von auffallend jungen Polen geben ihr Geleit <strong>in</strong> der Ewigkeit. Der alte Friedhof <strong>an</strong><br />

der Kirche wirkt sehr ungepflegt. Dennoch gibt es zur Überraschung der deutschen Besucher e<strong>in</strong><br />

Grab mit e<strong>in</strong>em Kreuz, das von der deutschen Verg<strong>an</strong>genheit des g<strong>an</strong>zen Kreuzes Zeugnis gibt. Und<br />

wer e<strong>in</strong>mal die Gelegenheit haben sollte, die liebevoll und nicht protzig ausgestattete Dorfkirche zu<br />

besuchen, der sollte e<strong>in</strong>en Besuch des Raumes nicht versäumen, von dem aus die M<strong>in</strong>istr<strong>an</strong>ten die<br />

Orgel mit Luft versorgt haben. Der Raum ist voll von deutscher Nostalgie. Hier haben sich<br />

Generationen von Messdienern – unter ihnen auch me<strong>in</strong> Bruder M<strong>an</strong>fred – für die Ewigkeit<br />

e<strong>in</strong>getragen und verweisen alle Besucher auf die mehr als siebenhundertjährige Tradition und<br />

Geschichte des deutschen Ostens. Auch e<strong>in</strong> großes Holzkreuz, welches noch von den deutschen<br />

Schlesiern <strong>an</strong> der Nordmauer zum Anwesen Mücke-Richard aufgestellt worden ist, er<strong>in</strong>nert noch <strong>an</strong><br />

unsere Zeit <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong>. Me<strong>in</strong>e Schwester hat bei der Aufstellung und E<strong>in</strong>weihung noch im<br />

Kirchenchor unter Leitung von K<strong>an</strong>tor He<strong>in</strong> gesungen.<br />

Motor und Herz aller schlesischen Dörfer mit der Struktur unseres Heimatdorfes , waren die<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Betriebe. Damals hatten sich die Bauern noch nicht auf bestimmte<br />

Arbeitsgebiete spezialisiert. Getreide, Kartoffeln, Rüben und die Futtermittel für das Vieh hatten<br />

Priorität. Die Hausfrau war meistens für den Gemüsegarten zuständig und lieferte damit die<br />

notwendigen Vitam<strong>in</strong>e für die Familie. Jeder wurde auf dem Bauernhof irgendwie gebraucht und war<br />

wichtig. Sogar die Großeltern – oft schon im Auszugshaus – machten sich bei der K<strong>in</strong>derbetreuung<br />

und Erziehung oder <strong>an</strong>deren Arbeiten <strong>in</strong> Hof und Garten nützlich. Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> gab es <strong>in</strong> diesen<br />

Großfamilien eigentlich sehr selten. Freude und Leid wurden geteilt und sogar der Nachbar war<br />

e<strong>in</strong>gebunden. So half m<strong>an</strong> sich gegenseitig nicht nur <strong>in</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft mit Geräten sondern auch<br />

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