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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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Generation sah den Aufstieg der jungen Mädel und Jungens im Kirchenchor mit konservativgemischten<br />

Gefühlen. E<strong>in</strong>mal im Jahr war im Garten der Gaststätte vom Ha<strong>in</strong>ka-Herrm<strong>an</strong><br />

K<strong>in</strong>derbelustigung. Dazu kamen die g<strong>an</strong>zen K<strong>in</strong>der aus dem Dorf und erlebten unter den Bäumen im<br />

Garten, am Ufer des kle<strong>in</strong>en Ha<strong>in</strong>ka-Teiches ,e<strong>in</strong>en schönen Tag.<br />

Die Polizeistelle für <strong>Lauterbach</strong> war – wie die Verwaltung und das St<strong>an</strong>desamt – <strong>in</strong> Groß-Ellguth. Der<br />

gewichtige Polizist Sch<strong>in</strong>ke und se<strong>in</strong> Fahrrad s<strong>in</strong>d den älteren <strong>Lauterbach</strong>er noch gut <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung,<br />

wenn er kontrollierend durch die Straßen radelte..<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung vom Bürgermeister zur Verwaltung <strong>in</strong> Groß-Ellguth stellten der Obst-August und der<br />

Bauer-Paul her. Das ehemalige Geme<strong>in</strong>dehaus zwischen Schule und dem Haus vom „kle<strong>in</strong>en König“<br />

steht nicht mehr. Im Garten entsteht e<strong>in</strong> Neubau. Der Bauer-Paul war letzter Bewohner der<br />

Rohrmühle. Die Geme<strong>in</strong>dediener übernahmen auch ab 10 Uhr die Aufgaben des Nachtwächters.<br />

Zu der Verwaltungsgeme<strong>in</strong>schaft gehörten neben Groß-Ellguth die Dörfer P<strong>an</strong>thenau und<br />

<strong>Lauterbach</strong>.<br />

E<strong>in</strong> Arzt lebte <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong> nicht. M<strong>an</strong>che g<strong>in</strong>gen zu Dr. Spiröl <strong>in</strong> Heidersdorf oder nach<br />

<strong>Reichenbach</strong>. Der Zahnarzt <strong>in</strong> L<strong>an</strong>gseifersdorf , se<strong>in</strong> Haus war rechts vor der Kirche, konnte auch<br />

Sonntags aufgesucht werden.<br />

Der Thamm-Alfred betrieb e<strong>in</strong>e Kornbrennerei und e<strong>in</strong> Gasthaus mit großem Saal im Obergeschoss.<br />

Die zweite Gaststätte vom Ha<strong>in</strong>ka-Herrm<strong>an</strong> war <strong>in</strong> den Straßenhäusern. Auch die Felis-Gaststätte<br />

hatte e<strong>in</strong>en Saal <strong>in</strong> dem Feuerwehrvergnügen und Ver<strong>an</strong>staltungen der Frauenschaft stattf<strong>an</strong>den. In<br />

der letzten Zeit wurde diese Gaststätte geschlossen und als Wohnhaus umgebaut.<br />

Kurz vor Ende des Krieges erhielt die <strong>Lauterbach</strong>er Feuerwehr e<strong>in</strong>e neue Spritze und e<strong>in</strong>en grünen<br />

M<strong>an</strong>nschaftswagen. Leiter der Feuerwehr war der Ha<strong>in</strong>ka-Herrm<strong>an</strong>, Vertreter se<strong>in</strong> Schwager, der<br />

Jacobowsky-Alfons. In den letzten Kriegsjahren waren im Saal vom Thamm-Alfred die<br />

Kriegsgef<strong>an</strong>genen untergebracht, die als Erntehelfer auf den Bauerhöfen tagsüber arbeiteten. In<br />

diesem Saal wurden auch die Deutschen darüber <strong>in</strong>formiert, unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen sie sich zur<br />

Vertreibung aus der Heimat am Ausg<strong>an</strong>g des Dorfes - <strong>in</strong> der Klosig-Kurve - e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den mussten.<br />

Erlaubt waren 20 Kg H<strong>an</strong>dgepäck. Sie mussten zu Fuß ersche<strong>in</strong>en und alle Schlüssel von außen<br />

gesteckt <strong>in</strong> den Schlössern lassen.<br />

Den Bedarf <strong>an</strong> Kolonialwaren der <strong>Lauterbach</strong>er deckte der Läden vom Schirmag. Dort war auch die<br />

Post untergebracht und nebenbei übte er auch den Beruf e<strong>in</strong>es Schneiders aus. Auch beim Klosig-<br />

Fr<strong>an</strong>z, Bäcker von <strong>Lauterbach</strong>, gab es nicht nur Semmeln und Brot, sondern auch die Waren für<br />

den täglichen Bedarf. Die <strong>Lauterbach</strong>er Pfarrei war e<strong>in</strong>e Filiale von L<strong>an</strong>gseifersdorf. Der letzte Pfarrer<br />

Georg Hartwig lebte <strong>in</strong> L<strong>an</strong>gseifersdorf und betreute von dort die Geme<strong>in</strong>den Bertholdsdorf,<br />

Stoschendorf , <strong>Lauterbach</strong> und L<strong>an</strong>gseifersdorf. Im Pfarrhaus von L<strong>an</strong>gseifersdorf war auch der<br />

zweijährige Vorbereitungskurs für die erste, feierliche Heilige Kommunion. Wie der Saft-Arthur <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en <strong>Er<strong>in</strong>nerungen</strong> schreibt, war Pfarrer Gernot bis 1931 Dorfpfarrer <strong>in</strong> <strong>Lauterbach</strong>. Mit 60 Jahren<br />

wurde er abgelöst durch Pfarrer Buchali, der damals erst 31 Jahre alt war. Im Sommer war er mit<br />

se<strong>in</strong>em Motorrad und im W<strong>in</strong>ter mit Skiern unterwegs. Schnee gab es damals <strong>in</strong> <strong>Schlesien</strong><br />

ausreichend. Aber schon nach e<strong>in</strong>em Jahr kam er mit e<strong>in</strong>en schönen Auto <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Pfarrdörfer,<br />

ebenso wie se<strong>in</strong> Vorgänger. Unter Pfarrer Gernot wurde die St. Joh<strong>an</strong>niskirche zu <strong>Lauterbach</strong><br />

wunderschön renoviert. Da aber ke<strong>in</strong>e Heizung e<strong>in</strong>gebaut wurde, war es im W<strong>in</strong>ter immer bitterkalt,<br />

wie <strong>in</strong> allen Dorfkirchen der Umgebung. Die Kirchenfenster waren d<strong>an</strong>n von oben bis unten<br />

zugefroren und mit Eisblumen dekoriert.<br />

Im Sommer 1931 oder 1932 erhielt die <strong>Lauterbach</strong>er Kirche drei neue Glocken, da im 1. Weltkrieg<br />

die beiden großen Glocken abgenommen worden waren und die kle<strong>in</strong>e Glocke e<strong>in</strong>en Sprung hatte.<br />

So hatten wir wieder e<strong>in</strong> schönes Geläut mit drei <strong>in</strong>takten Glocken. Jedoch wurden gegen Ende des<br />

zweiten Weltkrieges wieder die beiden großen Glocken entnommen, sodass nur die Kle<strong>in</strong>ste übrig<br />

blieb. Sie ist bis heute die e<strong>in</strong>zige Glocke, die zum Gottesdienst ruft.<br />

Kirchenväter oder Küster waren Ritter und Wolf-Fr<strong>an</strong>z. Wie wir aus dem Buch von der K<strong>an</strong>ter-Bärbel<br />

erfahren, wurde die Kirche auch von der g<strong>an</strong>zen Familie He<strong>in</strong> liebevoll geschmückt. Erika Schirmag,<br />

die im Haus zwischen Gutbier und B<strong>an</strong>nwitz wohnte, übernahm <strong>in</strong> den letzten Jahren auch den<br />

Dienst e<strong>in</strong>es Totengräbers. Alle Lauterbächer kennen noch die Tischler-Kal<strong>in</strong>e. Sie hatte die<br />

schönsten Myrthen. Dorth<strong>in</strong> g<strong>in</strong>gen alle Kommunionk<strong>in</strong>der von <strong>Lauterbach</strong> und holten sich von ihr die<br />

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