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Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

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Jetzt noch kurz zu den fünf Höfen der sog. „Straßenhäuser“. Diese lagen 200 m westlich der L<strong>in</strong>de,<br />

direkt <strong>in</strong> Richtung Schweidnitz. Dort lebten die Bauern Jacobowsky-Alfons und der Ha<strong>in</strong>ke –Herrm<strong>an</strong><br />

auf der l<strong>in</strong>ken, der Folta-August, Wittner-He<strong>in</strong>rich und der Ilgner-Josef auf der rechten Seite der<br />

Straße.<br />

Der letzte noch nicht beschrieben Weg des Dorfes reichte von der Schule, g<strong>in</strong>g <strong>an</strong> dem Hof von<br />

Görtler-Alfred vorbei, l<strong>in</strong>ks bis zum Grundstück von Wolf-Fr<strong>an</strong>z rechts bis zum Anwesen von Weiß-<br />

August. Die Gehöfte <strong>an</strong> dieser Straße lagen alle ca. 50-100 m unterhalb der <strong>Reichenbach</strong>erstraße.<br />

Sie hatten 80-90 % ihrer Äcker direkt <strong>an</strong>liegend <strong>an</strong> die Höfe.<br />

<strong>Lauterbach</strong> wird von zwei Hauptstraßen t<strong>an</strong>giert. Die e<strong>in</strong>e führt von <strong>Reichenbach</strong> nach Breslau. E<strong>in</strong>e<br />

Strecke von <strong>in</strong>sgesamt 60 km. Elf Kilometer s<strong>in</strong>d es bis zur <strong>Kreis</strong>stadt, 49 bis zur L<strong>an</strong>deshauptstadt.<br />

Die <strong>an</strong>dere Hauptstraße kam von <strong>Reichenbach</strong>, durchquerte die Straßenhäuser nördlich des<br />

Dorfkernes und traf bei der L<strong>in</strong>de – auf der Höhe des Klettenberges die Straße Breslau-<strong>Reichenbach</strong>.<br />

Wir hatten damals bereits e<strong>in</strong>en regen Autoverkehr. Ab 1934 kam sogar das Postauto täglich<br />

zweimal, um 10.45 Uhr und um 16.30 Uhr wurde die Post abgeholt. Die Postautos waren damals<br />

nicht gelb, sondern rot <strong>an</strong>gestrichen.<br />

Wir Bauern hatten damals stets die genaue Uhrzeit. In <strong>Lauterbach</strong> richtete m<strong>an</strong> sich nach dem<br />

Dom<strong>in</strong>ium. Am Schlossgiebel war e<strong>in</strong>e Glocke für die Arbeiter. Sie läutete zu g<strong>an</strong>z bestimmten<br />

Zeiten, bzw. zu verschiedenen Anlässen. Um 5.45 Uhr bedeutet „Fertig-machen“ um 6 Uhr beg<strong>an</strong>n<br />

die Arbeit. Mittagspause war um 11 Uhr. Um 12.45 wurde wieder „Fertig-machen“ signalisiert. Um 13<br />

Uhr war Arbeitsbeg<strong>in</strong>n und endlich um 17 Uhr wurde zum Feierabend geläutet. Im g<strong>an</strong>zen Dorf<br />

konnte die Glocke vom Dom<strong>in</strong>ium gehört werden, die Uhren wurden d<strong>an</strong>ach gestellt. Da der<br />

<strong>Lauterbach</strong>er Kirche ke<strong>in</strong>e Uhr hatte, bekamen wir die Uhrzeit vom Dom<strong>in</strong>ium oder der Post. 1935<br />

kamen die ersten Radios nach <strong>Lauterbach</strong>, sie brachten nicht nur e<strong>in</strong>e neue Zeit sondern auch die<br />

Zeit<strong>an</strong>sagen. Die Wettervorhersagen über den Sender des Radios war e<strong>in</strong> weiterer Fortschritt<br />

gegenüber dem bisherigen Blick zum Zoata-Bärge.<br />

In <strong>Reichenbach</strong> gab es Verlagshäuser. Zum e<strong>in</strong>en gab es für die <strong>Kreis</strong>nachrichten das Blatt „Der<br />

Volksbote“ und zum <strong>an</strong>deren kam täglich zwischen 15-17 Uhr das Tagesblatt. In unserer Familie<br />

lasen wir den „Voksboten“ und e<strong>in</strong>mal im Monat die „Bauernzeitschrift“. Dies waren bis zum<br />

Siegeszug des Radios die e<strong>in</strong>zigen Nachrichtenquellen.<br />

Unsere Schulausflüge.<br />

Nun möchte ich noch über die Schulausflüge mit K<strong>an</strong>tor Welzel berichten. Im Sommer g<strong>in</strong>gen wir bei<br />

schönem Wetter m<strong>in</strong>destens 3-4 mal <strong>an</strong> den Rohrteich zum Baden. Dabei wurde <strong>in</strong> jedem Jahr der<br />

Umf<strong>an</strong>g der großen L<strong>in</strong>de h<strong>in</strong>ter der Rohrmühle gemessen. Es waren ca. 4.7 m. Gleich d<strong>an</strong>eben gab<br />

es e<strong>in</strong>en unterirdischen G<strong>an</strong>g, der bis zum Zobtenberge führen sollte. Wegen E<strong>in</strong>sturzgefahr durften<br />

wir aber niemals h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Außerdem machten wir jedes Jahr e<strong>in</strong>en größeren Ausflug. E<strong>in</strong>mal fuhren<br />

wir zur Weistritz-Talsperre und zur Kynsburg, südlich von Schweidnitz. Die alte Burg hoch oben auf<br />

dem Berg war e<strong>in</strong> herrlicher Anblick. Aber auch von <strong>in</strong>nen war die Burg sehenswert mit ihren gut<br />

erhaltenen Räumen und vielen alten Ritterrüstungen. Die H<strong>in</strong>- und Rückfahrt legten wir mit drei<br />

Leiterwagen zurück. Jeweils zwei Pferde pro Wagen waren e<strong>in</strong>gesp<strong>an</strong>nt. Als Leiterwagen<br />

bezeichneten wir die l<strong>an</strong>gen Wagen, die für die Ernte benutzt wurden. Jeder Bauer hatte davon ca. 2-<br />

3 Wagen.<br />

E<strong>in</strong> weitere Ausflug führte uns zu Fuß oder auf „Schusters-Rappen“ zum Zobtenberg.(718 m) Der<br />

Weg führte uns über Schlaupitz und Silsterwitz bis d<strong>an</strong>n der Aufstieg erst richtig los g<strong>in</strong>g. Oben<br />

hatten wir e<strong>in</strong>e wunderbare Aussicht <strong>in</strong> das Breslauer L<strong>an</strong>d. Bis Brieg, Strehlen, Fr<strong>an</strong>kenste<strong>in</strong>,<br />

<strong>Reichenbach</strong> und Eulengebirge, Schweidnitz, <strong>in</strong>s Waldenburger L<strong>an</strong>d und sogar bis zur<br />

Schneekoppe im Riesengebirge reichte der Blick. So schön es oben auch war, e<strong>in</strong> l<strong>an</strong>ger Fußmarsch<br />

auf dem gleichen Weg nach <strong>Lauterbach</strong> lag noch vor uns. E<strong>in</strong> <strong>an</strong>derer Ausflug führte uns über die<br />

Eichberge im Hirschgarten bis nach Olbersdorf, Girlachsdorf zum Breiten- und Schreckenste<strong>in</strong>.<br />

Auch <strong>in</strong> Silberberg waren wir e<strong>in</strong>mal mit der Eisenbahn. Es war e<strong>in</strong> herrlicher Sommertag und für uns<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> sehr schönes, unvergessliches Erlebnis. Auch die Schüler der Stoschendorfer Schule<br />

waren dabei. Deren K<strong>an</strong>tor war e<strong>in</strong> guter Freund von unserem K<strong>an</strong>tor.<br />

Alle k<strong>an</strong>nten sich alle Lehrer untere<strong>in</strong><strong>an</strong>der sehr gut, denn sie gehörten ja alle zum L<strong>an</strong>gseifersdorfer<br />

Kirchspiel. Von Silberberg hatten wir e<strong>in</strong>e herrliche Sicht <strong>in</strong>s Schlesiertal. Dazu gehören die <strong>Kreis</strong>e<br />

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