24.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

Erinnerungen an Lauterbach, Kreis Reichenbach in Schlesien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zukunftsmelodie, die auf dem Hof gespielt wird. Ca. 100 qm Fotovoltaikfläche f<strong>an</strong>gen das Licht der<br />

Sonne e<strong>in</strong> und w<strong>an</strong>deln es <strong>in</strong> elektrischen Strom, der <strong>in</strong> das öffentliche Netz gespeist wird. Bei der<br />

Bekämpfung von Schädl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d komplizierte Vorschriften der Europäischen Union zu beachten,<br />

die diese ständig überwacht. Werden die zugelassenen Werte überschritten, hat das sofort negative,<br />

f<strong>in</strong><strong>an</strong>zielle Folgen für den Betrieb. E<strong>in</strong> bäuerlicher Betrieb vor sechzig Jahren <strong>in</strong> <strong>Schlesien</strong>, wo<br />

Hühner, Enten, Gänse, Kühe, Schwe<strong>in</strong>e, Pferde sich tummelten und auf den Feldern von e<strong>in</strong>em<br />

Betrieb gleichzeitig Kartoffeln, Getreide, Zucker- und Futterrüben, Heu, Klee u.v.a.m. <strong>an</strong>gebaut<br />

wurden, hat mit e<strong>in</strong>er modernen bäuerlichen Produktionsstätte nichts mehr geme<strong>in</strong>. Der technische<br />

W<strong>an</strong>del auf den Bauernhöfen ist gewaltig, die Anforderungen <strong>an</strong> die Agrar<strong>in</strong>genieure entsprechend.<br />

Dennoch produzieren unsere L<strong>an</strong>dwirte die für die Bevölkerung so wichtigen Grundnahrungsmittel.<br />

Inzwischen wissen – vor allem die K<strong>in</strong>der der großen Städte – nicht mehr viel darüber wo Mehl,<br />

Milch, Kartoffeln herkommen. Die Leistung unserer fleißigen und vielseitigen L<strong>an</strong>dwirte bekommt<br />

leider <strong>in</strong> unserer <strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft nicht die gebührende Anerkennung. Das war nach dem<br />

Zusammenbruch <strong>in</strong> den Jahren nach dem Krieg g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Damals zogen die Städter h<strong>in</strong>aus aufs<br />

flache L<strong>an</strong>d und „hamsterten“ bei den Bauern. Viele brachten Wertgegenstände und Teppiche mit<br />

und waren froh und glücklich, wenn sie dafür e<strong>in</strong>en Sack Kartoffeln <strong>in</strong> die Stadt schleppen konnten.<br />

Auf dem schwarzen Markt konnten dafür <strong>an</strong>dere Produkte e<strong>in</strong>getauscht werden.<br />

Werner Mai und se<strong>in</strong>e Frau Martha bewirtschafteten <strong>in</strong> dem Harzdorf Gittelde nunmehr den größten<br />

Hof des Dorfes. Ihre Söhne und Enkelsöhne haben die Leidenschaft und Begeisterung des Vaters<br />

und Großvaters geerbt und arbeiten mit Begeisterung und Talent <strong>in</strong> diesem schönen Beruf. Die<br />

Mehrheit der Bevölkerung – vor allem <strong>in</strong> den großen Städten – hat ke<strong>in</strong>e Vorstellungen, welche<br />

Anforderungen und gestellt und welches Wissen verl<strong>an</strong>gt wird. Und die L<strong>an</strong>dwirtschaft hat Zukunft,<br />

denn die Biokraftstoffe der zweiten Generation werden nicht nur aus den Früchten des Raps, Mais<br />

und Getreides gewonnen, sondern die g<strong>an</strong>ze Biomasse k<strong>an</strong>n dadurch verwendet werden. Bis zu 10<br />

% des Energieverbrauchs für Antriebsaggregate wird <strong>in</strong> nicht allzu ferner Zukunft von den Feldern<br />

der L<strong>an</strong>dwirte gedeckt werden. L<strong>an</strong>dwirtschaftliche Brachflächen dürften zukünftig schon alle<strong>in</strong><br />

wegen der wachsenden Weltbevölkerung und der Erosion durch sich ändernde Klimaverhältnisse der<br />

Verg<strong>an</strong>genheit <strong>an</strong>gehören. Die ausgewogene Bal<strong>an</strong>ce zwischen Erzeugung von Nahrungsmittel und<br />

Biosprit und Biogas wird sich zu e<strong>in</strong>em wichtigen Thema der Agrarpl<strong>an</strong>ung entwickeln.<br />

Mit gleichem Erfolg arbeitet Bruder Hubert Mai im Nachbarort Badenhausen/Harz. Auch er ist nun<br />

der größte Bauer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em neuen Heimatort und arbeitet ebenfalls mit schlesischem Eifer, Fleiß und<br />

unermüdlicher Ausdauer. Das s<strong>in</strong>d die „Geheimrezepte“ schlesischer Mentalität, die aus der<br />

jeweiligen Situation das beste zu machen versteht. Der Hof wird auch schon von der<br />

Nachfolgegeneration bewirtschaftet. Beide Brüder – und so s<strong>in</strong>d nun e<strong>in</strong>mal die Schlesier – legen<br />

natürlich nicht die Hände <strong>in</strong> den Schoß. Täglich s<strong>in</strong>d sie noch auf den Be<strong>in</strong>en und unterstützen ihre<br />

K<strong>in</strong>der mit Rat und Tat , aber vor allem mit dem reichen Schatz <strong>an</strong> Können und Wissen.<br />

Beim Rübenhacken <strong>in</strong> <strong>Schlesien</strong><br />

Nach der Vertreibung. W<strong>an</strong>da und<br />

Erich , rechts mit Freunden aus<br />

<strong>Schlesien</strong><br />

Seite 97 von 102

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!