Leo Mai/Juni 2022
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MAI / JUNI <strong>2022</strong> І HEFT 179<br />
MÜNCHEN<br />
MÜNCHEN<br />
20 Jahre<br />
Koordinierungsstelle<br />
Fetish Summer<br />
Weekend<br />
Queeres beim<br />
DOK.fest<br />
Ein Orden für<br />
die „Eiche“<br />
QUEERGOTTESDIENST<br />
MUSIK<br />
TASH<br />
SULTANA<br />
über Musik und Schubladendenken<br />
Kardinal Marx sagt<br />
SORRY<br />
INTERVIEWS: MEGY B., CHRIS KOLONKO, HE/RO, HARRY STYLES, MICHELLE,<br />
SAM VANCE-LAW, TILDA SWINTON
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Schwerpunkt HIV<br />
• Seit über 10 Jahren geben wir unser Bestes für die Beratung und<br />
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• Wir haben den „1. Preis für Gesundheitsvorsorge in der Apotheke<br />
bei Beratung von HIV-Patienten“ vom WIPIG (Wissenschaftliches Institut für<br />
Prävention im Gesundheitswesen der Bayerischen Landesapothekerkammer, www.wipig.de)<br />
im November 2011 verliehen bekommen.<br />
• Wir sind Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV- und<br />
Hepatitis-kompetenter Apotheken e.V. (DAHKA)<br />
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Intro 3<br />
Inhalt<br />
SZENE<br />
SZENE<br />
REGIONAL<br />
4 Szene<br />
18 Sport<br />
20 Stadtplan<br />
22 Kultur<br />
LEBEN<br />
Musik<br />
Film<br />
Kunst<br />
Buch<br />
Mode<br />
Reise<br />
Gesellschaft<br />
Gesundheit<br />
Servus,<br />
epaper.männer.media<br />
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und digital!<br />
Spätestens am Osterwochenende waren Minusgrade und<br />
Kontaktbeschränkungen nur noch schemenhafte Erinnerung:<br />
Straßenbahnen, Parks, Bars, Klubs, Galerien und Zuschauerräume<br />
platzten aus allen Nähten. Das Leben ist zurück in der Stadt. Diese<br />
energetische Hochstimmung für Schönes, Sinnvolles und Tolles zu<br />
verwenden, wird euch mit dieser Ausgabe sicher noch leichter fallen.<br />
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken, genießt den Frühling und<br />
bleibt gesund!<br />
Deine LEO / männer* Redaktiom<br />
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4 Szene<br />
FOTO: MARK KAMIN<br />
CSD MÜNCHEN<br />
„Wir planen GROSSES!“<br />
Zwei Jahre konnte es den CSD<br />
nicht so geben, wie ihn München<br />
und seine Community<br />
gewohnt waren. In diesem Juli<br />
soll er aber in altem Glanz erstrahlen und<br />
sogar mehr beinhalten als je zuvor. „Wir<br />
planen Großes“, so CSD-Cheforganisator<br />
Alexander Kluge. Das ist der aktuelle<br />
Stand der Planungen.<br />
PRIDE VERLÄNGERT,<br />
PARADESTRECKE NEU<br />
Wichtigste Neuerung: Der CSD München<br />
wird zeitlich verlängert und soll sich<br />
erstmals vom 2. bis 17. Juli, also über drei<br />
Wochenenden und zwei PrideWeeks,<br />
erstrecken. Das Hauptwochenende mit<br />
Parade und Straßenfest auf dem Marienplatz<br />
ist am 16./17. Juli. Der Rindermarkt<br />
steht als Partyarea wieder zur Verfügung,<br />
das Regenbogenfamilien-Areal findet<br />
ihr auf dem Frauenplatz vor dem Dom.<br />
Die Parade startet erstmals auf dem<br />
Mariahilfplatz in der Au und wird über<br />
die Reichenbachbrücke in die Innenstadt<br />
zum Marienplatz ziehen. Zum Redaktionsschluss<br />
noch nicht entschieden war<br />
das Schicksal des Rathaus-Clubbings,<br />
hier hält sich die Stadt München noch<br />
zurück. Auch die Finanzierung der<br />
2019 erstmalig installierten Kultur- und<br />
Talkbühne in der Fußgängerzone ist<br />
noch nicht gesichert, ebenso wie die<br />
Premiere eines Trans* March zu Beginn<br />
der CSD-Wochen.<br />
PRIDEGUIDE MACHT LUST<br />
AUF COMMUNITY<br />
Das CSD-Magazin „PrideGuide“ ist ab<br />
Anfang <strong>Juni</strong> überall in der Szene und<br />
online erhältlich. Darin gibt es nicht nur<br />
Infos zum CSD, sondern auch spannende<br />
Themen rund um die queere Community<br />
und ihre Menschen. Hier erfahrt ihr<br />
zudem mehr über die Situation in der<br />
Ukraine und in Münchens Partnerstadt<br />
Kiew, über queeres Leben auf dem Land,<br />
über trans* und inter Personen, außerdem<br />
ein Interview mit dem queerpolitischen<br />
Sprecher der Bundesregierung Sven<br />
Lehmann.<br />
Nicht zuletzt: Anmeldungen zur Parade<br />
und für Veranstaltungen der PrideWeeks<br />
sind bereits möglich. *bm<br />
Alle Infos dazu und zum Stand der Dinge<br />
auf www.csdmuenchen.de. In der LEO-<br />
Ausgabe Juli/August gibt’s natürlich<br />
Ausführliches zum CSD München.
ORDEN FÜR DIETMAR HOLZAPFEL<br />
Ehre für die<br />
„Eiche“<br />
Am 14. März erhielt Dietmar<br />
Holzapfel, Wirt der „Deutschen<br />
Eiche“, den Bayerischen Verdienstorden<br />
„für hervorragende Verdienste um den<br />
Freistaat“. Die Ehrung wurde ihm durch<br />
Bayerns Ministerpräsidenten Markus<br />
Söder für seinen Einsatz für Menschenrechte,<br />
vor allem LGBTIQ*-Rechte,<br />
überreicht. „Die Verleihung ist auch ein<br />
Signal der Hoffnung in schwerer Zeit“, so<br />
Söder. Alle 47 diesjährigen Preisträger<br />
stünden für ein modernes und karitatives<br />
Bayern. „Willkommen in diesem exklusiven<br />
Club! Engagement lohnt sich“, so der<br />
Ministerpräsident.<br />
Für Dietmar Holzapfel und seinen Mann<br />
Josef Sattler ist die Ehrung ein Höhepunkt<br />
ihres jahrelangen Engagements<br />
gegen Intoleranz in der Kirche und<br />
Scheinheiligkeit in der Politik. „Wir haben<br />
lange unter anderem für die Einführung<br />
gleicher Rechte für alle, insbesondere für<br />
die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen<br />
Ehe sowie für die Einführung des<br />
FOTO: BAYERISCHE STAATSKANZLEI<br />
Adoptionsrechtes für LGBTQ-Paare<br />
gekämpft“, so Dietmar. Dafür ernten sie<br />
jetzt die exklusiven Lorbeeren, denn laut<br />
Landesverfassung dürfen nur 2.000 Personen<br />
mit Bayerischem Verdienstorden<br />
im Freistaat leben. Einer davon ist jetzt<br />
Dietmar Holzapfel. Wir sagen: Kompliment<br />
und herzlichen Glückwunsch!<br />
Szene 5<br />
Übrigens: So ganz neu sind Ehrungen<br />
für die beiden nicht: Bereits 2016 wurde<br />
Dietmar mit dem Orden „München leuchtet<br />
– Den Freundinnen und Freunden<br />
Münchens“ ausgezeichnet. Jetzt fehlt<br />
in seiner beeindruckenden Sammlung<br />
eigentlich nur noch das Bundesverdienstkreuz<br />
... *bm<br />
CITY<br />
CONTEST<br />
2021<br />
IN MÜNCHEN<br />
PRIVATKUNDEN<br />
BERATUNG & SERVICE<br />
Test: Februar 2021<br />
Im Test: 12 Banken<br />
3 Jahre in Folge<br />
CITY<br />
CONTEST<br />
2021<br />
IN MÜNCHEN<br />
GESCHÄFTSKUNDEN<br />
BERATUNG & SERVICE<br />
Test: Februar 2021<br />
Im Test: 8 Banken<br />
2 Jahre in Folge<br />
Zum vierten Mal die Nummer 1:<br />
Beste Bank in München!<br />
Privat und geschäftlich.
6 Szene<br />
In der Ecke eine angeschnittene<br />
Torte, Knabberkram,<br />
Salatreste, ein paar Saftgläser und<br />
vermutlich irgendwo eine heimliche<br />
Flasche Sekt: bescheidene Reste<br />
eines bescheidenen Fests. Und das,<br />
obwohl es wahrlich guten Grund<br />
gegeben hätte, den 20. Geburtstag<br />
der Koordinierungsstelle LGBTIQ*<br />
groß zu feiern.<br />
„Bei der Stadt würdigt man erst den 25.<br />
Jahrestag und außerdem ist ja immer<br />
noch Corona, da bleibt’s bei einem<br />
kleinen Kreis“, so Ulrike Mößbauer,<br />
die mit Thorsten Wiedemann und<br />
Andreas Unterforsthuber das Team<br />
der Koordinierungsstelle bildet. Als<br />
städtische Einrichtung fördert sie die<br />
Gleichstellung und Antidiskriminierung<br />
von LGBTIQ* und wirkt primär in die<br />
inneren Strukturen und die Verwaltung<br />
hinein, hat aber, beispielsweise mit den<br />
Geldern der Regenbogenstiftung, auch<br />
einen spürbaren Effekt nach außen. Seit<br />
ihrer Gründung im Jahre 2002 wird die<br />
Einrichtung, um die viele bis heute die<br />
bayerische Landeshauptstadt beneiden,<br />
von Andreas Unterforsthuber geleitet.<br />
Der erinnert sich auch noch daran, wie<br />
es überhaupt dazu kam: „Wir waren eine<br />
Folge des Klimas der 1990er-Jahre, einer<br />
Zeit von Diskriminierung, Aids-Krise und<br />
gesellschaftlichem Druck.“ Der Stadt sei<br />
klar gewesen, dass sie die Community<br />
unterstützen müsse, jedoch: „Einen konkreten<br />
Plan für die Koordinierungsstelle<br />
gab es nicht“, erinnert sich Unterforsthuber.<br />
Der Vorteil: „Wir konnten tun, was wir<br />
für richtig hielten!“<br />
STUDIE „UNTERM REGENBOGEN“ ALS<br />
TÜRÖFFNER<br />
Eine Herangehensweise, die sich als<br />
erfolgreich erweisen sollte, auch wenn die<br />
Anfänge nicht leicht waren. „Zu Beginn<br />
nannte man uns die ‚Schweinkramstelle‘“,<br />
berichtet Andreas Unterforsthuber. „Alles,<br />
was irgendwie mit Sex zu tun hatte,<br />
landete bei uns.“ Doch auch wenn die<br />
Verwaltung vor zwanzig Jahren mit diesem<br />
Thema wenig am Hut hatte: Spätestens<br />
mit der Einführung der eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaft 2001 musste<br />
etwas geschehen. Der Durchbruch in<br />
Sachen Akzeptanz und Aufmerksamkeit<br />
gelang 2003 mit der Studie „Unterm<br />
Regenbogen“ zur Situation von LGBTIQ* in<br />
München, denn die förderte Spektakuläres<br />
zutage: zum Beispiel, dass rund achtzig<br />
Prozent der Befragten Diskriminierungserfahrungen<br />
gemacht hatten. Seitdem<br />
deren Ergebnisse die Titelseiten vieler<br />
Tageszeitungen füllte, stellte niemand<br />
mehr die Notwendigkeit dieser Institution<br />
infrage. Der nächste Höhepunkt in der<br />
Geschichte der Stelle: die Ausstellung<br />
„Die Verzauberten“, die das Thema<br />
LGBTIQ*-Senior*innen in den Mittelpunkt<br />
rückte und unter anderem Fortbildungen<br />
in den Alten- und Servicezentren sowie<br />
das Engagement des größten Münchner<br />
Trägers MÜNCHENSTIFT zur Folge hatte.<br />
Es folgte der Lesbenschwerpunkt in den<br />
Jahren 2009/2010, in denen per Stadtratsbeschluss<br />
die Sichtbarkeit lesbischer<br />
Frauen erhöht werden sollte. „Das war<br />
ein enormer Schritt in die Öffentlichkeit“,<br />
erinnert sich Ulrike Mößbauer. Der offizielle<br />
Empfang bei der Stadt und die Ausstellung<br />
„Sie war ganz schlimm schön“ waren<br />
20 JAHRE<br />
KOORDINIERUNGS-<br />
STELLE LGBTIQ*<br />
„Man nannte uns die<br />
Schweinkramstelle“<br />
nur die äußeren Zeichen. „Wir haben das<br />
Thema auch innerhalb der Fraueneinrichtungen<br />
großgemacht.“<br />
DER AUSDIFFERENZIERUNG DER<br />
COMMUNITY RECHNUNG TRAGEN<br />
In den letzten Jahren standen vor allem<br />
trans*, inter und non-binäre Personen im<br />
Fokus. Auch wenn sie am Runden Tisch<br />
schon früh beteiligt waren, dauert es bis<br />
2016, dass die Stadt Personalressourcen<br />
für trans* Themen bereitstellte und (als<br />
erste Kommune Bayerns) 2017 die Trans-<br />
Inter-Beratungsstelle bei der Münchner<br />
Aids-Hilfe etablierte. „Die Community<br />
hat sich immer stärker ausdifferenziert“,<br />
bilanziert Thorsten Wiedemann, „und<br />
wir haben dafür gesorgt, dass die Stadt<br />
dieser Entwicklung Rechnung trägt.“<br />
Nicht zuletzt ist die Errichtung der<br />
Regenbogenstiftung zu erwähnen, die viele<br />
queere Projekte fördert und als Münchner<br />
Modell in ganz Deutschland noch heute<br />
vorbildhaft wirkt.<br />
In der Zukunft will sich die Koordinierungsstelle<br />
stärker auf die Arbeit in<br />
der Stadtverwaltung mit ihren 40.000<br />
Mitarbeiter*innen konzentrieren. „Eine gute<br />
psychosoziale Grundversorgung der Community<br />
ist aus unserer Sicht hergestellt“,<br />
so Andreas Unterforsthuber. Künftig soll es<br />
also mehr um den strategischen Ausbau als<br />
um ganz neue Themen gehen. Wenn auch<br />
nicht mehr so öffentlich, werden die drei<br />
von der Beratungsstelle natürlich weiterhin<br />
für das Wohl der queeren Szene kämpfen:<br />
„Das ist eine andere Dimension der Arbeit:<br />
nicht so sichtbar, aber sehr effektiv!“ *bm<br />
www.muenchen.de/koordinierungstelle<br />
FOTO: BERND MÜLLER
SPENDENAKTION<br />
Hilfe für Kiew<br />
Seit zehn Jahren unterstützt die Kontaktgruppe<br />
„Munich Kyiv Queer“ die LGBTIQ*-<br />
Community in Münchens Partnerstadt<br />
Kiew. Jetzt, da die Menschen in der<br />
Ukraine unter den Folgen des Krieges mit<br />
Russland leiden, ist diese Unterstützung<br />
ganz besonders dringend nötig.<br />
KyivPride 2018<br />
Szene 7<br />
FOTO: MUNICHKYIVQUEER<br />
„Wenn die russische Armee erstmal die<br />
Städte besetzt hat, ist zu befürchten, dass<br />
sie gegen Menschenrechtsaktivist*innen<br />
und auch gegen Personen aus dem<br />
LGBTIQ*-Spektrum vorgeht“, so Conrad<br />
Breyer, Sprecher von Munich Kyiv Queer<br />
mit engem Kontakt zur ukrainischen<br />
Szene. Wer die Gruppe und deren ukrainische<br />
Freunde und Partner, mit denen sie<br />
in den vergangenen zehn Jahren eng und<br />
freundschaftlich zusammengearbeitet<br />
hat, unterstützen möchte, kann jetzt<br />
spenden. Als ehrenamtliche Initiative<br />
kann Munich Kyiv Queer zwar keine<br />
Spendenbescheinigungen ausstellen,<br />
dafür sehr schnell und unbürokratisch<br />
helfen. *bm<br />
www.paypal.me/ConradBreyer<br />
NACHBARSCHAFTSHILFE FÜR SENIOR*INNEN<br />
Ausgezeichnetes Ehrenamt<br />
Große Freude bei rosaAlter, der Beratungsstelle<br />
für queere Senior*innen<br />
bei der Münchner Aids-Hilfe: Deren<br />
ehrenamtliches Projekt „Nachbarschaftshilfe“<br />
wurde am Abend des<br />
24. März beim Wettbewerb „Aktiv<br />
für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet.<br />
Der Preis wird alljährlich vom „Bündnis<br />
für Demokratie und Toleranz<br />
– gegen Faschismus und Gewalt“<br />
vergeben. Die Initiative, die<br />
Teil der Bundeszentrale für<br />
Politische Bildung ist, zeichnet<br />
damit „Leuchttürme des<br />
gesellschaftlichen Engagements<br />
und der Menschlichkeit“ aus. Bei der<br />
Nachbarschaftshilfe erhalten queere<br />
Senior*innen Unterstützung im Alltag<br />
durch andere queere Menschen.<br />
„Viele Ältere haben eine Geschichte<br />
voller Diskriminierungserfahrungen<br />
und möchten Hilfe speziell aus<br />
der LGBTIQ*-Community“, so<br />
rosaAlter-Mitarbeiter Peter Priller.<br />
„Unsere Ehrenamtlichen zeigen, dass<br />
die sogenannte Community nicht<br />
nur ein Teil der Gesellschaft, sondern<br />
eine echte Gemeinschaft ist – und<br />
darauf kommt es an!“ Wir gratulieren!<br />
*bm<br />
www.rosa-alter.de<br />
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8 Szene<br />
FOTO: VLADIMIR SHTANKOA / ANADOLU AGENCY / AFP<br />
Sexualisierte Gewalt auf der Flucht<br />
LGBTIQ*, Kinder und Jugendliche sind im Fluchtkontext besonderen Gefahren aussetzt. Eine Studie von Word-Vision warnt vor der<br />
Möglichkeit sexueller Ausbeutung, die Schwulenberatung Berlin fordert im Zuge des Zustroms von LGBTIQ*-Geflüchteten aus der<br />
Ukraine eine unverzügliche Umsetzung der seit Jahren ermittelten und zugesagten Kapazitäten zur Versorgung.<br />
Und das nicht nur in Berlin, sondern als<br />
Teil des bundesweiten „Bündnis queere<br />
Nothilfe Ukraine“. Stephan Jäkel, Abteilungsleitung<br />
Flucht dazu: „Es ist berührend<br />
und ermutigend, welche Arbeit in der<br />
Community gerade in Solidarität mit den<br />
Menschen aus der Ukraine – unabhängig<br />
von ihrer Staatsangehörigkeit – gestemmt<br />
wird. Aber die Versorgung hier in Berlin<br />
und Deutschland muss durch reguläre<br />
Strukturen und Finanzierung abgesichert<br />
werden und darf nicht abhängig von<br />
Spendenaufkommen und ehrenamtlicher<br />
Unterbringung sein.“<br />
Dies unterstreicht auch eine fast zeitgleich<br />
mit dem Appell der Schwulenberatung<br />
erschienene Studie von World-Vision.<br />
Sie konstatiert: „Vor Krieg fliehende<br />
Kinder kommen in Deutschland mit vielen<br />
helfenden Menschen in Kontakt und<br />
sind dennoch unterschiedlichen Formen<br />
sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Sowohl<br />
Mädchen als auch Jungen werden fehlende<br />
Schutzkonzepte und Kontrollen zum Verhängnis.“<br />
In einem eigenen Kapitel mahnen<br />
die Studienmacher*innen besonders die<br />
Situation von LGBTIQ*-Jugendlichen im<br />
Fluchtkontext an. hinnerk fragte diesbezüglich<br />
bei Forschungsleiterin Dr. Caterina<br />
Rohde-Abuba nach.<br />
Über welche Zahlen sprechen wir im<br />
LGBTIQ*-Bereich?<br />
Meines Wissens gibt es bisher keine Erhebungen<br />
dazu, wie viele queere Kinder und<br />
Jugendliche im Fluchtkontext sexualisierte<br />
Gewalt erleben. Die Kampagne „One in Five“<br />
des Europarates nimmt an, dass eines von<br />
fünf Kindern in Europa sexualisierte Gewalt<br />
erfährt. Diese Zahl bezieht sich aber auf die<br />
Mehrheitsgesellschaft. Für LGBTIQ* Kinder<br />
auf der Flucht würde ich von einer noch<br />
stärkeren Betroffenheit ausgehen: sie leben<br />
in sehr unsicheren Kontexten, was auch<br />
Unterkünfte in Deutschland miteinschließt.<br />
In Bezug auf die Mehrheitsgesellschaft<br />
wissen wir, dass Kinder und Jugendliche mit<br />
nicht-heteronormativen Identitäten stärker<br />
von sexualisierter Gewalt betroffen sind.<br />
Vermutlich intersektionieren diese beiden<br />
Ungleichheitslagen – Flucht und Queerness<br />
– zu einer stärkeren Betroffenheit als das<br />
Verhältnis eins von fünf angibt.<br />
Was sind die spezifischen Besonderheiten<br />
für queere Kinder und<br />
Jugendliche auf der Flucht?<br />
In vielen Herkunftskontexten, Transitländern<br />
und auch in Deutschland fehlt ein<br />
flächendeckendes Netz von Hilfsstellen<br />
und Beratungsangeboten, die für LGBTIQ*-<br />
Themen ausreichend sensibilisiert sind, und<br />
damit die Bedarfe und Interessen queerer<br />
Kinder vertreten könnten. Teilweise wurde<br />
uns auch von Diskriminierung oder Gewalt<br />
an queeren Kindern und Erwachsenen<br />
durch haupt- und ehrenamtlich Helfende<br />
oder Mitbewohnende berichtet. In einigen<br />
Städten, wie in Berlin, gibt es sehr gute<br />
spezialisierte LGBTIQ*-Angebote. Manche<br />
Jugendliche befürchten aber, dass durch die<br />
Inanspruchnahme dieser Hilfe ihre Identität<br />
offenbart werden könnte. Beratungen für<br />
queere Kinder und Jugendliche, egal ob sie<br />
von Fachkräften durchgeführt werden, die<br />
auf LGBTIQ*- Themen spezialisiert sind,<br />
oder nicht, müssen daher sensibel dafür<br />
sein, dass queere Identitäten im Kontakt<br />
mit der Familie oder Herkunftsgemeinschaft<br />
bestimmte Herausforderungen mit sich<br />
bringen können. Hier geht es einerseits um<br />
eine mögliche Stigmatisierung, andererseits<br />
stammen einige Kinder und Jugendliche aber<br />
auch aus Kontexten, in denen beispielsweise<br />
Homosexualität strafbar ist. Es ist maßgeblich,<br />
dass sie über ihre Rechte in Deutschland<br />
aufgeklärt werden und auch verstehen,<br />
dass eine Verfolgung aufgrund der sexuellen<br />
Orientierung oder Geschlechtsidentität<br />
ein anerkannter Asylgrund ist. Gleichzeitig<br />
dürfen sie aber nicht dazu gedrängt werden,<br />
sich zu outen. Das erfordert neben entsprechenden<br />
Rechtskenntnissen eine sehr gute
Szene 9<br />
Oberbürgermeister<br />
Wir machen uns stark!<br />
Für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*,<br />
inter* und queere Menschen<br />
FOTO: VALERY MELNIKOV / SPUTNIK/ AFP<br />
kultur- und gendersensible Beratung, um queere Kinder und<br />
Jugendliche durch unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten<br />
in ihrem Interesse zu navigieren.<br />
Wie können Menschen aus der Szene vielleicht<br />
mithelfen, um solches zu verhindern?<br />
Selbst wenn man nur die Zahl eins von fünf zugrunde legt,<br />
müssen wir alle davon ausgehen, dass es in unserem Umfeld<br />
Kinder und Jugendliche gibt, die sexualisierte Gewalt erleben.<br />
Alle Fachkräfte und Ehrenamtlichen, die mit (geflüchteten)<br />
Kindern arbeiten, müssen für den gewaltfreien Umgang mit<br />
Kindern geschult werden, müssen mögliche Betroffenheit<br />
sexualisierter Gewalt erkennen können und über eine<br />
grundlegende Verweisungskompetenz verfügen, welche<br />
Hilfsstellen hinzugezogen werden können.<br />
In Bezug auf queere Kinder finde ich den Aspekt der<br />
Repräsentation besonders wichtig. Wenn sie aus Kontexten<br />
stammen, in denen nicht-heteronormative Identitäten sehr<br />
stark tabuisiert sind, muss ihnen umso mehr vermittelt<br />
werden, dass sie nicht alleine sind, dass sie akzeptiert werden<br />
und dass jede Gewalt, die sie erfahren, Unrecht ist.<br />
Wenn sich Menschen aus der Szene in guten ehrenamtlichen<br />
Projekten engagieren, ist das natürlich super, genauso wie<br />
wir mehr queere Sozialarbeitende brauchen. Aber auch<br />
schon vorhandene Präventions- und Hilfsangebote im<br />
Bereich Flucht müssen mehr für die Anbelange von Kindern<br />
mit LGBTIQ*-Identitäten geöffnet werden. Neben einer<br />
Sensibilisierung von Fachkräften bedeutet das z.B. den<br />
Einsatz von Bild-, Video- und Textmaterial, welches auch<br />
Kinder mit queeren Identitäten repräsentiert, damit diese ihre<br />
Situation identifizieren können. Diesbezüglich ist Lobbyarbeit<br />
ganz wichtig, damit Angebote der Mehrheitsgesellschaft<br />
für Kinder aller Geschlechter (und natürlich auch mit unterschiedlicher<br />
ethnischer, kultureller oder religiöser Herkunft)<br />
bedarfsgerecht gestaltet werden.<br />
Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTIQ*<br />
ist es unser Ziel, die LGBTIQ*-Community in München<br />
zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />
Wir machen uns stark. Für LGBTIQ*.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
muenchen.de/lgbti<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
www.worldvision.de / www.schwulenberatung.de
10 Szene<br />
Kämpfen für eine<br />
queerfreundliche<br />
Kirche<br />
Sven und David Langenbuch<br />
(Foto rechts) sind Mitorganisatoren<br />
des queerGottesdienstes München,<br />
der immer am zweiten Sonntag<br />
des Monats in der Kirche St. Paul<br />
gefeiert wird. Für sie markierte der<br />
Besuch von Kardinal Reinhard Marx<br />
zum 20. Jubiläum des queerGottesdienstes<br />
München einen Wendepunkt<br />
im Umgang der römisch-katholischen<br />
Kirche mit LGBTIQ*.<br />
Römisch-katholisch und queer – das<br />
ging ja noch nie wirklich gut zusammen.<br />
Wie bringt ihr diese beiden<br />
Adjektive unter einen Hut?<br />
Sven: Ja, natürlich das bis heute eine<br />
Herausforderung, der man sich willentlich<br />
stellen muss. Aber unsere persönlichen<br />
Erfahrungen in der Kirche waren immer<br />
gut – auch bei unserer Heirat.<br />
David: Die Frage bewegt uns natürlich<br />
schon. Wir sagen: Du kannst nur etwas<br />
verändern, wenn du von innen heraus<br />
daran arbeitest. Wenn alle austreten,<br />
gewinnen die Ewiggestrigen. Ihnen dürfen<br />
wir das Feld nicht überlassen.<br />
Was bedeutet euch persönlich der<br />
Glaube, welche Rolle spielt er in<br />
eurem Leben?<br />
Eine wichtige, denn wir empfinden den<br />
Glauben als etwas sehr Stärkendes. Für<br />
uns gilt das Primat der Liebe. Das leben<br />
wir, sind seit 16 Jahren getraut und<br />
wurden sogar von einem katholischen<br />
Priester und einem evangelischen Pfarrer<br />
gesegnet. Damals war uns übrigens<br />
nicht klar, wie progressiv das Anfang der<br />
2000er-Jahre war.<br />
Was bedeutete euch der Besuch von<br />
Kardinal Marx?<br />
Allein durch seine Anwesenheit hat er<br />
uns die Hand gereicht. Das war eine<br />
Riesengeste seitens der Kirchenleitung.<br />
Reinhard Marx war der erste Kardinal<br />
überhaupt, der einen queeren Gottesdienst<br />
geleitet hat. Neben dem Signal<br />
nach außen war der Besuch für uns emotional<br />
eine große Sache – denn<br />
wir haben lange auf diesen<br />
Moment hingearbeitet.<br />
War das die erste<br />
Einladung oder<br />
warum ist er nicht<br />
schon zu eurem<br />
10. oder 15. Jubiläum<br />
gekommen?<br />
Es war tatsächlich die<br />
erste Einladung. Wir<br />
waren überzeugt, dass<br />
vorher die Zeit noch nicht<br />
reif war. Doch seit 2018 bricht<br />
etwas in der Diözese auf und wir machen<br />
zum Beispiel sichtbare Schritte auf dem<br />
Weg zu einer LGBTIQ*-freundlichen Pastorale,<br />
also einer Seelsorgestelle speziell<br />
für queere Menschen. Auch Kardinal Marx<br />
selbst hat seine liberale Sichtweise über<br />
Jahre erst entwickelt und ist mittlerweile<br />
davon überzeugt, dass LGBTIQ* Teil<br />
des christlichen Glaubens und der<br />
christlichen Norm sind. Wir finden das<br />
glaubwürdig.<br />
Welche Botschaften gingen von<br />
seiner Predigt aus?<br />
Die wichtigste war wohl die Entschuldigung<br />
für den Umgang der Kirche<br />
mit queeren Menschen – und damit<br />
verbunden das Willkommen für sie. Eine<br />
solche Botschaft aus diesem Mund zu<br />
hören, ist einfach enorm. Denn endlich<br />
sind auch LGBTIQ* bei den Grundwerten<br />
des christlichen Glaubens, nämlich<br />
Nächstenliebe, Nicht-Diskriminierung und<br />
Miteinander, mitgemeint. Es gibt ja immer<br />
noch Kräfte innerhalb der Kirche, die<br />
versuchen, uns auszugrenzen<br />
– diesen Kräften hat er<br />
klar widersprochen.<br />
Wie habt<br />
ihr seine<br />
Botschaften<br />
aufgenommen?<br />
Bei uns haben sie<br />
für Aufbruchstimmung<br />
gesorgt. Nach<br />
dieser Anerkennung<br />
kann die Arbeit jetzt<br />
richtig losgehen. Wir<br />
möchten, übrigens auch<br />
zusammen mit der katholischen<br />
Jugend, die auf uns zugekommen ist,<br />
queerfreundliches Gemeindeleben in der<br />
Kirche mitgestalten, also besonders mit<br />
heteronormen Gemeinden zusammenarbeiten<br />
und mehr queere Gottesdienste<br />
etablieren.<br />
Glaubt ihr an eine generelle<br />
Verbesserung der Lage für queere<br />
römisch-katholische Christ*innen?<br />
Da gibt es national und international große
Unterschiede. Im deutschsprachigen Raum sehen wir<br />
gute Chancen und hoffen, dass sich die Anerkennung<br />
einer Segnung umsetzen lässt. Doch global ist das ein<br />
noch viel schwierigerer Prozess, wie man an den Rückwärtsschritten<br />
in Osteuropa und Afrika sehen kann. Und<br />
machen wir uns nichts vor: Eine Gleichstellung mit der<br />
Ehe werden wir in der römisch-katholischen Kirche wohl<br />
nicht mehr erleben. Dennoch: Unser Ziel ist eine queerfreundliche<br />
Kirche, die in der Vielfalt eine Bereicherung<br />
erkennt – Liebe statt Angst. Darauf fußen alle Reformen<br />
und wir sehen Deutschland in der Pflicht, auf Europa und<br />
die Welt einzuwirken.<br />
Let’s date<br />
happy.<br />
Woher nehmt ihr die Kraft, an diesem zähen<br />
Prozess weiterzuarbeiten?<br />
Natürlich aus dem Glauben. Hinzukommt: Wenn jemand<br />
positiv eingestellt ist, wird es schwierig, ihm mit Hass zu<br />
begegnen. Die Freude, mit der wir unsere Ehe ganz offen<br />
leben, strahlt auf andere Menschen aus. Nach einem<br />
Regenbogengottesdienst auf dem Petersberg in Erdweg<br />
bei Dachau beispielsweise gab es Standing Ovations für<br />
uns. Das bestärkt uns auf unserem Weg und in unserem<br />
Tun. Da können uns selbst erzkonservative Christen nicht<br />
aus der Bahn bringen.<br />
*Interview: Bernd Müller<br />
FOTOS: QUEERGOTTESDIENST
12 Szene<br />
MAXYM MARUSENKO / NURPHOTO / AFP<br />
FOTO: ANDREA RONCHIN / NURPHOTO / AFP<br />
KOLUMNE VON<br />
FELIX MÜLLER<br />
SELTSAME ZEITEN:<br />
Krieg, Tunnel und ein Stadion<br />
AZ-Lokalchef Felix Müller über die<br />
besondere Beziehung der Stadt<br />
zu Kiew, Münchner Tunnel-Ärger und die<br />
Frage, warum die Sanierung des Sechzgerstadions<br />
doch noch scheitern könnte.<br />
Der Krieg ist in diesen seltsamen Wochen<br />
überall. Er hat so vieles verändert. Doch in<br />
München ist er besonders präsent. Weil,<br />
natürlich, in Großstädten erstmal besonders<br />
viele Geflüchtete landen – übrigens<br />
keineswegs nur wie im Klischee mit dem<br />
Zug, ich sehe neuerdings auch sehr viele<br />
Autos mit ukrainischen Kennzeichen.<br />
Und im Münchner Fall auch deshalb, weil<br />
sehr viele Menschen eine Beziehung zu<br />
unserer Partnerstadt Kiew haben. Das gilt<br />
natürlich auch und ganz besonders für die<br />
Community, die gegenseitigen Besuche<br />
bei den CSD-Paraden in den vergangenen<br />
Jahren waren ja nur einer von vielen<br />
Bezugspunkten.<br />
In einer der beeindruckendsten Stadtrats-<br />
Sitzungen überhaupt war nun Vitali<br />
Klitschko, der Bürgermeister von Kiew,<br />
(per Video-Schalte) dabei. Eine ganze<br />
Dreiviertelstunde lang berichtete er eindrücklich<br />
vom Kriegsgeschehen in seiner<br />
Stadt. Eher er wieder Leben retten muss,<br />
wie er es sagte. Im Norden der Stadt seien<br />
gerade wieder Bomben gefallen. "Wieder<br />
viele Verletzte, wieder viele Tote." Nach<br />
Klitschkos Rede erhob sich der Stadtrat für<br />
Applaus.<br />
Doch es bleibt nicht bei symbolischen<br />
Gesten. Viele Münchner spenden in diesen<br />
Woche, helfen ehrenamtlich den Flüchtlingen<br />
– etliche Initiativen, etwa auch aus der<br />
Gastro-Szene – liefern selbstorganisiert<br />
Sachspenden an die ukrainisch-polnische<br />
Grenze. Und auch der Stadtrat beschließt<br />
etliche Millionen Euro, insbesondere um<br />
den Menschen zu helfen, die in München<br />
landen.<br />
Manchmal unwirklich, dass unterdessen<br />
auch der ganz normale Alltag weitergeht,<br />
natürlich auch der politische im Rathaus.<br />
Ein großes Thema dabei auch in diesem<br />
Monat wieder: Tunnel! Die Grünen wollen<br />
weiter gar keine mehr bauen, OB Dieter<br />
Reiter (SPD) zeigt recht deutlich, was er<br />
davon hält – und erklärt in der AZ sogar, er<br />
sorge sich davor, dass BMW irgendwann<br />
den Standort aufgeben könne, wenn nicht<br />
mal ein Tunnel gebaut wird im Münchner<br />
Norden,<br />
Gemeinsam begraben Grüne und<br />
SPD iM Stadtrat hingegen das Projekt<br />
Tunnel durch den Englischen Garten wohl<br />
endgültig. Inzwischen führt man dafür insbesondere<br />
die vielen Bäume ins Feld,<br />
die dafür (mutmaßlich) gefällt<br />
werden müssten. Die Aktivisten,<br />
die jahrelang für<br />
eine Wiedervereinigung<br />
der beiden Park-Teile<br />
gekämpft haben, ein<br />
vorgeschobenes Argument.<br />
Und auch der<br />
Bezirksausschuss vor Ort<br />
will sich nicht zufrieden<br />
geben, fordert wenigstens<br />
eine ausführliche Information<br />
vom Rathaus über die Hintergründe ein.<br />
Die Hintergründe sind auch bei einem<br />
anderen Großprojekt etwas neubulös,<br />
das in diesen Wochen wieder mal für<br />
Schlagzeilen sorgte: die Sanierung des<br />
Grünwalder Stadions. Das soll für stolze<br />
80 Millionen Euro modernisiert werden.<br />
Klingt viel. Aber die Stadt will es dauerhaft<br />
in einen Zustand bringen, mit dem sich<br />
auch im Profifußball Geld verdienen lässt.<br />
Vip-Logen soll es geben, mehr Sitzplätze,<br />
eine komplette Überdachung – und einen<br />
deutlich bessseren Schutz vor Licht<br />
und Lärm für die Nachbarschaft. Klingt<br />
eigentlich gut und nach einem Geschenk<br />
der Stadt insbesondere für den TSV 1860.<br />
Doch offenbar knirscht es weiter gewaltig<br />
zwischen den Löwen und dem Rathaus,<br />
das Projekt könnte sogar noch ganz scheitern.<br />
Und das, obwohl der Stadtrat sich in<br />
diesen Wochen wieder parteiübergreifend<br />
für das Projekt ausgesprochen hat.<br />
Knackpunkt sind die künftige Miete und<br />
die Frage, wie lang sich die Löwen an das<br />
Stadion binden müssen, damit die Stadt<br />
saniert. Sport-Bürgermeisteirn Verena Diet<br />
(SPD) hat klargemacht dass sich der TSV<br />
für zehn Jahre fest verpflichten müsste.<br />
Nach Angaben der Stadt darf dort<br />
aber kein Erstliga-Fußball mehr<br />
gespielt werden. Vertragsbedingungen,<br />
die Sechzig<br />
nach eigenen Angaben<br />
nicht akzeptieren<br />
kann – wie soll man sich<br />
dazu verpflichten, nicht<br />
einmal in zehn oder<br />
15 Jahren wieder in der<br />
Ersten Liga zu kicken? Eine<br />
Mitteilung der Löwen kurz<br />
nach einem Stadtrats-beschluss<br />
pro Ausbau kommt im Rathaus extrem<br />
schlecht an. „Da gibt man doch gerne<br />
77 Milllionen aus...“, twittert SPD-<br />
Fraktionschefin Anne Hübner vielsagend.<br />
Dann halt nicht, wenn ihr nur meckert,<br />
soll das wohl heißen. Nun gibt es eine<br />
Frist von einem Jahr. Bis dahin müssen<br />
sich die Löwen und die Stadt geeinigt<br />
haben, damit es weiter geht...<br />
FOTO: PRIVAT
Szene 13<br />
GRÜNE FORDERN STAATSREGIERUNG HERAUS<br />
„Bereit für den gesellschaftlichen<br />
Aufbruch“<br />
Die Grünen im Bayerischen Landtag haben im<br />
März eine Große Anfrage an die Staatsregierung<br />
gestellt. Die soll nun zu 253 Fragen zur LGBTIQ*-Politik<br />
Stellung beziehen.<br />
„Bislang ist die Queerpolitik der Staatsregierung ein<br />
Armutszeugnis“, so Florian Siekmann, queerpolitischer<br />
Sprecher der bayerischen Grünen (Foto). Das soll sich<br />
jetzt ändern. Sowohl die Sachverständigenanhörung<br />
als auch die von den Grünen in Auftrag gegebene Studie<br />
„Queeres Leben in Bayern“ hatten in den letzten<br />
Jahren großen Handlungsbedarf ergeben. Um einen<br />
Überblick über das bisher Geleistete, vor allem aber<br />
über alle Missstände zu erhalten, reichten die Landtags-<br />
Grünen eine Große Anfrage mit dem Titel „Queer in Bayern<br />
– damals, heute und in Zukunft“ ein. Im Fokus der<br />
neun Kapitel stehen die Förderung von Akzeptanz und<br />
die Bekämpfung von Diskriminierung in allen Lebensbereichen.<br />
„Leider erwarte ich hier kein allzu positives Bild<br />
und noch sehr viele Baustellen“, so Siekmann. „Während<br />
alle anderen Bundesländer mit Aktionsplänen die<br />
Lebensbedingungen von queeren Bürger*innen verbessern,<br />
steckt die Söder-Regierung gesellschaftspolitisch<br />
noch im letzten Jahrtausend.“ Neben der schriftlichen<br />
Antwort auf die Große Anfrage wird das Thema auch auf<br />
der Tagesordnung des Plenums im Bayerischen Landtag<br />
stehen. „Die Menschen in Bayern sind mehr als bereit<br />
für den gesellschaftlichen Aufbruch“, ist Siekmann<br />
überzeugt. „Jedes Ministerium muss jetzt seinen Beitrag<br />
für mehr Vielfalt und Akzeptanz leisten und überall<br />
müssen LSBTIQ* mitgedacht werden!“ *bm<br />
MLC<br />
16.-19. JUNI<br />
<strong>2022</strong><br />
PROGRAMM<br />
MIT DER WAHL DES<br />
BAVARIAN MISTER LEATHER <strong>2022</strong><br />
FETISH SUMMER WEEKEND<br />
Do. 16. <strong>Juni</strong><br />
Meet & Greet u. Kandidatenvorstellung // @Self-Bar<br />
Munich Fetish Pubcrawl // @JWAFOM<br />
Fr. 17. <strong>Juni</strong><br />
BLUF Social Dinner // @KARE Kraftwerk<br />
Piss Fist Fuck // @UnderGround<br />
Sa. 18. <strong>Juni</strong><br />
Abendessen mit Krönung des BMrL // @Oberanger<br />
Fetish Summer Party // @UnderGround<br />
So. 19. <strong>Juni</strong><br />
Fetish Summer // @Augustiner Keller<br />
Alle<br />
Programmpunkte,<br />
Uhrzeiten,<br />
Locations<br />
&<br />
Vorverkauf<br />
auf<br />
WWW.MLC-MUNICH.DE<br />
25 Jahre LFCD e.V.<br />
30 Jahre BUNKER<br />
Plakat by: www-gay-design.de<br />
20.-22.05.<strong>2022</strong><br />
Dresden<br />
3 Tage 4 Locations 5 Events<br />
mit großer Fetischparty am<br />
Samstag im angesagten<br />
Club Arteum mit Dance<br />
Floor, Cruising Area und<br />
Lounge<br />
FOTO: FLORIAN-SIEKMANN.DE<br />
Tickets nur online unter<br />
geburtstag.lfc-dresden.de
14 Szene<br />
MAIBAUMFEIER AM 1. MAI<br />
Rund ums Rosa<br />
Stangerl<br />
Auch am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz soll in<br />
diesem Jahr endlich wieder gefeiert werden.<br />
Unter dem <strong>Mai</strong>baum im Glockenbachviertel,<br />
nicht von ungefähr als „Rosa Stangerl“<br />
bezeichnet, steigt nicht das größte, aber eines<br />
der stimmungsvollsten <strong>Mai</strong>baumfeste der<br />
Stadt. Heuer sogar mit einem Motto: Schabernack.<br />
Um 11 Uhr startet der Tag mit der Band<br />
„Made4More“ aus Augsburg, tagsüber wird auf<br />
der Bühne Travestie und Unterhaltung unter<br />
anderem mit den Burschen der Fischbachauer<br />
Goaßlschnoizer geboten, abends spielt ein DJ.<br />
Durch das Programm führt Chantal G. (Foto).<br />
Dazu gibt’s Bier, Cocktails und Schmankerl<br />
aller Art. So lässt sich der Feiertag gut feiern!<br />
*bm<br />
MAIKÖNIGIN <strong>2022</strong><br />
Auftakt zur Open-Air-Saison<br />
Das erste queere Straßenfest der<br />
Saison kann zwar stattfinden,<br />
kommt aber etwas stiller daher als<br />
in vergangenen Zeiten: Die Wahl<br />
zur Seligen Münchner <strong>Mai</strong>königin<br />
ist ja eine laute, schrille, fröhliche<br />
Veranstaltung. Das soll sie auch<br />
heuer werden, aber natürlich<br />
dämpft der Krieg in der Ukraine<br />
auch hier die Stimmung. Daher<br />
haben die beiden Organisatoren<br />
Günter Kastner und Sebastian<br />
Kroos (Nil) im Vorfeld nicht allzu viel<br />
Aufhebens um den Event gemacht.<br />
Dennoch wird er wieder Hunderte<br />
auf die Hans-Sachs-Straße locken.<br />
Die Kandidatinnen stehen jedenfalls<br />
bereit! Und wenn die Wettergöttin<br />
im Geiste eine <strong>Mai</strong>königin ist, wird<br />
auch sie mitspielen und den Start<br />
in die Open-Air-Saison mit einem<br />
wohltemperierten Tag verschönern.<br />
Ein Hoch auf die Königin! *bm<br />
30.4., Hans-Sachs-Straße, ab 15<br />
Uhr, www.cafenil.com/maikoenigin<br />
1.5. Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz,<br />
11 bis 22 Uhr, Ersatztermin: 7.5.,<br />
www.rosastangerl-muenchen.de<br />
GRAFIK: CAFÉ NIL<br />
#LOVEISLIVE – DIE SHOW<br />
Haltung trifft auf Unterhaltung<br />
FOTO: ROSASTANGERL-MUENCHEN.DE<br />
Im Sommer 2021 wurde die weltweit erste lesbische Dating-Show „Princess<br />
Charming“ auf dem Streamingportal TVNOW (mittlerweile RTL+) erstausgestrahlt<br />
und mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. <strong>2022</strong> bringen deren<br />
bekannte Protagonistinnen Irina Schlauch und Miriam Bouaouina diese Queerness<br />
„live on stage“. Bei der Bühnenshow, die definitiv nicht pink gewaschen ist<br />
und bei der es um das Feiern der Liebe in all ihren Formen geht, wartet eine bunte<br />
Mischung aus Talk, Entertainment und spontanen Momenten auf das Publikum.<br />
Hier trifft Haltung auf Unterhaltung! Gehostet wird die Show von Ricarda<br />
Hofmann, Moderatorin von Deutschlands erfolgreichem Queer-Podcast<br />
„Busenfreundin“. *bm<br />
3.5., Alte Kongresshalle, Schwanthalerhöhe, 20 Uhr, Karten: www.eventim.de
SPENDENAKTION DER STREETBOYS<br />
Tore für den guten<br />
Zweck<br />
Szene 15<br />
FOTO: STREETBOYS<br />
Es isteine ebenso ungewöhnliche wie<br />
sportliche Spendenaktion: Die „Streetboys“,<br />
die Fußballer des queeren Sportvereins<br />
Team München, rufen Fans und<br />
Freund*innen dazu auf, jedes ihrer erzielten<br />
Tore in bare Münze zu verwandeln –<br />
zugunsten der Münchner Aids-Hilfe!<br />
Und so funktioniert’s: Zunächst registriert<br />
man sich bei den Streetboys und gibt den<br />
Betrag an, der für jedes Tor gespendet<br />
werden soll. Am Ende des Jahres erhält<br />
man eine Zusammenfassung aller<br />
Spielergebnisse sowie eine Information,<br />
welcher persönliche Spendenbetrag<br />
zusammengekommen ist und dann zur<br />
Überweisung ansteht. Für die Streetboys<br />
bedeutet ihre Aktion ein Zeichen der<br />
Solidarität innerhalb der LGBTIQ*-<br />
Community: „Wir engagieren uns auch<br />
neben dem Spielfeld für die queere Szene<br />
in München und möchten durch diese<br />
Tor-Spenden-Aktion die schon über<br />
ein Jahrzehnt andauernde Kooperation<br />
mit der Münchner Aids-Hilfe nach der<br />
Corona-Pause wieder aufleben lassen“, so<br />
Streetboys-Vorstandsmitglied Christoph<br />
Hertzsch. „Die Jungs unterstützen nicht<br />
nur unsere alltägliche Arbeit innerhalb der<br />
LSBTIQ*-Community, sondern greifen uns<br />
auch bei aktuellen Hilfemaßnahmen und<br />
unserem sozialen Engagement unter die<br />
Arme“, freut sich MüAH-Geschäftsführer<br />
Dr. Tobias Oliveira Weismantel, selbst<br />
begeisterter Fußballer. Dann hoffen wir<br />
auf eine torreiche Saison! *bm<br />
www.streetboys.de<br />
KÖNIG LUDWIG CUP<br />
Vorteil München!<br />
FOTO: ALEXANDER DEEG<br />
Nach zwei Jahren coronabedingter<br />
Pause findet vom 17. bis 19. <strong>Juni</strong> wieder<br />
ein internationales queeres Tennisturnier<br />
in der bayerischen Landeshauptstadt<br />
statt. Der König Ludwig Cup, übrigens<br />
ein offizielles Weltranglistenturnier der<br />
Gay and Lesbian Tennis Association<br />
(GLTA), existiert seit 24 Jahren und wird<br />
auf der beeindruckenden Anlage im<br />
Olympiapark ausgetragen. Die Veranstalter<br />
des queeren Tennisklubs „InsideOut<br />
Munich“ erwarten rund hundert<br />
Sportler*innen aus Deutschland, Europa<br />
und Übersee. Neben dem Sport steht<br />
das Miteinander im Mittelpunkt – auf<br />
und neben dem Platz. Darum gibt’s<br />
nicht nur Action auf der Asche, sondern<br />
auch Gegrilltes oder ein Weißwurstfrühstück<br />
auf der Anlage und am Samstag<br />
eine Player’s Party. Hier gibt’s also immer<br />
was zu sehen, Zuschauer sind herzlich<br />
willkommen! *bm<br />
www.insideoutmunich.de<br />
Schwitzen<br />
wie Sau!<br />
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Beratungstermin<br />
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Fraunhoferstr. 9 | 80469 München | T 0176 78865412 | www.wb-personaltrainer.de
16 Szene<br />
JUBILÄUM<br />
25 Jahre LFCD e. V. und 30 Jahre BUNKER<br />
FOTO: C. LORENZ, DRESDEN<br />
Wir gratulieren zu diesem<br />
schwulen Doppelgeburtstag!<br />
Die Männer vom Leder- und<br />
Fetischclub Dresden e. V. und<br />
das Team vom BUNKER feiern jahrzehntelangen<br />
Community- und Partyerfolg.<br />
Und das wird vom 20. bis zum 22. <strong>Mai</strong><br />
groß in Dresden gefeiert: „Los geht’s<br />
Freitagabend bei uns im BUNKER,<br />
Samstag gibt’s tagsüber eine große<br />
Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus, und<br />
das Highlight wird die große Fetischparty<br />
am Samstagabend ab 21 Uhr im Klub<br />
Arteum, in dem bis zu 800 Leute feiern<br />
und Spaß haben können. Dort gibt es eine<br />
Lounge-Zone, einen Dancefloor mit drei<br />
DJs und einen Cruising-Bereich“, so David<br />
Zastrow vom LFCD via E-<strong>Mai</strong>l. „Sonntag<br />
lassen wir dann alles bei einem ausgiebigen<br />
Brunch ausklingen, und abends gibt’s<br />
noch die Abschlussparty im BUNKER.“<br />
Über die Geschichte des Klubs und der<br />
Location erzählt er auch etwas: „Bereits<br />
1991 hat sich eine Gruppe innerhalb der<br />
Aids-Hilfe Dresden in den Kellerräumen<br />
der Aids-Hilfe getroffen und somit wurde<br />
der BUNKER, unser Vereinslokal, geboren.<br />
Der Leder- und Fetischclub Dresden e. V.,<br />
früher nur Lederclub Dresden e. V., wurde<br />
1996 gegründet, 1997 sind wir dann in<br />
unseren neuen BUNKER in die Dresdner<br />
Neustadt gezogen.“ Schwule Fetische<br />
aller Art haben hier ein Zuhause gefunden:<br />
Sportswear, Leder, Gummi und Neopren,<br />
Pup Play, Scally, aber auch Unterwäsche,<br />
Bären und Workwear … *rä geburtstag.<br />
geburtstag.lfc-dresden.de<br />
FETISH SUMMER WEEKEND<br />
Schwuler Fetisch-Event<br />
Im Januar musste der Münchner Löwen Club<br />
(MLC) sein traditionelles, für März geplantes<br />
„Starkbierfest“ coronabedingt absagen. Kürzlich gab<br />
der Verein bekannt, statt des Frühjahrs-Fetisch-Treffens<br />
vom 16. bis 19. <strong>Juni</strong> ein „Fetish Summer Weekend“<br />
zu veranstalten.<br />
FOTO: MLC MUNICH<br />
Auch wenn es, wie der MLC-Vorstand betont, kein<br />
verschobenes Starkbierfest, sondern ein eigenes<br />
Format sein soll, ist es mit dem klassischen Programm<br />
des seit zwanzig Jahren alljährlich stattfindenden<br />
Frühlingsevents fast identisch – außer, dass statt des<br />
saisonalen Starkbiers klassisches Helles fließen dürfte.<br />
Höhepunkte der viertägigen Fetisch-Feierlichkeiten<br />
sind die Partys im klubeigenen UnderGround, das große<br />
Abschlussfest im Augustinerkeller sowie die Kür des<br />
Bavarian Mr. Leather <strong>2022</strong> im Oberangertheater. Mit<br />
Eddy und Hendrik (siehe Fotos) bewerben sich heuer<br />
zwei erfahrene Kandidaten um das höchste Amt dieser<br />
Community in Bayern an. Umrahmt wird das Ganze von<br />
dem Meet & Greet in der Self-Bar, einem Fetisch-Pub-<br />
Crawl und dem BLUF-Dinner in der Küche im KARE-<br />
Kraftwerk. Karten für das „Fetish Summer Weekend“<br />
sind über die Webseite des MLC zu haben. *bm<br />
www.mlc-munich.de
17<br />
GAYBOYS<br />
LIVE AM<br />
TELEFON<br />
RUF AN!<br />
Aktuelle Club- & Dance-Hits aus den Charts.<br />
www.GAYFM.de<br />
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18 Sport<br />
FITNESS<br />
ADVERTORIAL<br />
EIN TRAINER SPRICHT<br />
KLARTEXT:<br />
„Es ist an der Zeit, den Fitnessmarkt aufzurütteln<br />
und die einzig funktionierende Methode zu teilen!“<br />
Der Testosteronspiegel sinkt, das<br />
Äußere verändert sich, die Muskeln<br />
schrumpfen, der Bauch wächst … und hier<br />
und da zwickt es gewaltig. Das passiert,<br />
wenn „Mann“ langsam älter wird und kann<br />
typische Beschwerden wie Übergewicht,<br />
nachlassende Potenz sowie Prostata- und<br />
Herzerkrankungen verursachen.<br />
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Sohle sorgen für eine noch bessere Dämpfung<br />
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Reibungs- und Hitzepunkte auf ein Minimum<br />
reduziert und die eingelegte Sohle so angepasst,<br />
dass sie einen festen Halt im Schuh bietet.<br />
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22. Bar zur Feuerwache,<br />
Blumenstrasse 21a<br />
23. Café Regenbogen,<br />
Lindwurmstr. 71<br />
24. Café im Sub,<br />
Müllerstr. 14<br />
Herzog-Wilhelm-Str.<br />
19. Deutsche Eiche,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
25. Edelheiss Bar,<br />
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26. Eiscafé Eismeer,<br />
Pestalozzistr. 21<br />
27. Jenny was a friend of mine,<br />
Holzstr. 14<br />
28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />
Fraunhoferstr. 46<br />
2<br />
29. Kraftwerk,<br />
Thalkirchnerstr. 4<br />
30. Moro Restaurant,<br />
Müllerstr. 30<br />
31. NiL,<br />
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FRAUENHOFERST. U<br />
• Self Bar/Restaurant,<br />
Schäftlarnstr. 62,<br />
www.self-bar.de<br />
Erhardtstr.<br />
KULTUR<br />
32. Bayerische Staatsoper,<br />
Max-Joseph-Platz 2,<br />
www.bayerische-staatsoper.de<br />
33. City Filmtheater, Kino,<br />
Sonnenstr. 12,<br />
www.city-kinos.de<br />
34. Deutsches Theater,<br />
Schwanthalerstr. 13,<br />
www.deutsches-theater.de<br />
• Gasteig (Philharmonie),<br />
Rosenheimer Str. 5,<br />
www.gasteig.de<br />
• GOP Varieté-Theater,<br />
Maximilianstr. 47,<br />
www.variete.de<br />
• Kultur im Schlachthof,<br />
Zenettistr. 9,<br />
www.im-schlachthof.de<br />
35. Kunsthalle München,<br />
heatinerstr. 8<br />
• Lenbachhaus -<br />
Städtische Galerie,<br />
Luisenstr. 33,<br />
www.lenbachhaus.de<br />
• Museum Brandhorst,<br />
Theresienstr. 35a<br />
36. Münchner Kammerspiele,<br />
Maximilianstr. 26-28,<br />
www.muenchnerkammerspiele.de<br />
• Münchner<br />
Philharmoniker,<br />
Rosenheimer Str. 5<br />
• Münchner Volkstheater,<br />
Brienner Str. 50,<br />
www.muenchnervolkstheater.de<br />
37. Staatstheater am<br />
Gärtnerplatz,<br />
Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />
www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />
• Tierpark Hellabrun,<br />
Tierparkstr. 20<br />
Gärtnerplatz<br />
38<br />
Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />
28<br />
13<br />
19<br />
RAT & TAT<br />
• Caritas Ambulanter Hospiz<br />
Dienst, Queer-Sprechstunde,<br />
jeden 1. Montag im Monat,<br />
ASZ Isarvorstadt,<br />
Hans-Sachs-Str. 14,<br />
caritas-hospizdienst@<br />
barmherzige-muenchen.de<br />
Frauenstr.<br />
Rumfordstr.<br />
Buttermelcherstr.<br />
17<br />
Baaderstr.<br />
Reichenbachbrücke<br />
ISAR<br />
33<br />
Maximilianstr.<br />
16<br />
Tal<br />
Steindorfstr.<br />
Corneliusbrücke<br />
5<br />
38. Diversity Jugendzentrum,<br />
Blumenstr. 11,<br />
www.diversity-muenchen.de<br />
39. Gay Outdoor Club<br />
München e.V.,<br />
Sportverein,<br />
Müllerstr. 14,<br />
www.gocmuenchen.de<br />
• Isarhechte e.V.,<br />
Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />
www.isarhechte.de<br />
40. Koordinierungsstelle zur<br />
Gleichstellung von LGBTI*,<br />
Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstraße)<br />
41. LeTRa,<br />
Blumenstr. 29,<br />
www.letra.de<br />
42. Marikas Beratungsstelle für<br />
anschaffende junge Männer,<br />
Dreimühlenstr. 1,<br />
www.marikas.de<br />
43. Münchner Aids-Hilfe,<br />
Lindwurmstr. 71,<br />
www.aidshilfe-muenchen.de<br />
44. Münchner Regenbogen-<br />
Stiftung, Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstr.)<br />
45. Rechtsanwälte Schuster<br />
& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />
(Fußgängerzone),<br />
(089) 23888930,<br />
www.ra-srk.de<br />
• Regenbogenfamilien,<br />
Fach- und Beratungsstelle,<br />
Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />
www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />
46. Sub e.V.,<br />
Müllerstr. 14,<br />
info@subonline.org<br />
47. Team München, Sportverein,<br />
Rumfordstr. 39<br />
www.teammuenchen.de<br />
• TransMann e.V.,<br />
Parzivalstr. 41,<br />
www.transmann.de<br />
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22 Kultur<br />
INTERVIEW<br />
BIANCA<br />
DEL RIO:<br />
„Wenn Du es magst,<br />
großartig. Wenn nicht:<br />
halt die Klappe!“<br />
Roy Haylock, ist ein grübchenbackiger,<br />
überlebensgroßer<br />
Mann, der als Drag Queen keine<br />
Angst hat, zu schockieren und zu<br />
beleidigen. Wild, lustig und fabelhaft,<br />
hat sie ihren Namen in den Annalen<br />
der Popkultur auf RuPaul’s Drag Race<br />
sandgestrahlt und die sechste Staffel<br />
für sich entschieden. Als selbsternannter<br />
„Clown in einem Kleid“ weist<br />
Bianca aber darauf hin, dass sie der<br />
größte Witz von allen ist. Das ist der<br />
Schlüssel zum Verständnis jener ersten<br />
Dragqueen der Geschichte, die<br />
Headliner*in in der Carnegie Hall und<br />
der Wembley Arena war und beide<br />
auch noch ausverkaufte. Im Frühjahr<br />
2021 kündigte Bianca ihre Unsanitized<br />
Comedy Tour an – in diesem<br />
Sommer fegt sie über Hamburg und<br />
Berlin hinweg.<br />
Wie hast Du die Pandemie erlebt<br />
und – wie ich sehe – auch überlebt?<br />
Streaming?<br />
Nein. Ich habe davor viele Jahre hintereinander<br />
durchgearbeitet. Also war es<br />
ehrlicherweise ein Art wohlverdiente Pause.<br />
Ich hatte Zeit, mein Leben zu ordnen. Zeit<br />
für einen Reset. Ich konnte wieder planen.<br />
Online-Shows wollte ich nicht machen.<br />
Ohne Publikum, ohne das Lachen, ist es<br />
schwierig vor der Kamera aufzutreten. Ich<br />
habe mich also in meinem Haus verkrochen<br />
und versucht alles für die Tour zusammenzubekommen.<br />
Ich hab mich neu geordnet<br />
und dieses Programm, mit dem ich nach<br />
Hamburg und Berlin komme, entwickelt<br />
und geplant. Ich kann mich also wirklich<br />
nicht beklagen.<br />
Viele haben keine guten Erfahrungen<br />
mit Online-Shows gemacht.<br />
Ja.<br />
Es wurde falsch zitiert, verkürzt<br />
dargestellt. Sogar bei Netflix-<br />
Produktionen. Wie gehst Du damit<br />
um, dass Humor auch weh tun<br />
kann, was aber keine*r mehr erträgt<br />
heute? Du machst Witze, bei denen<br />
ich mir vorstellen kann, dass sie<br />
kritisiert werden …<br />
Ich sehe das so: Entweder lacht man oder<br />
man lacht nicht, entweder mag man mich<br />
oder man mag mich nicht. Mit Menschen<br />
die mich nicht mögen, beschäftige ich mich<br />
nicht. Die, die mich hassen, werden das auch<br />
weiterhin tun, und versuchen, etwas zu<br />
finden, das falsch ist. Aber das ist nicht mein<br />
Publikum. Also: Wenn Du es magst, großartig.<br />
Wenn nicht: halt die Klappe! So sehe ich das.<br />
Ich bekomme ja sowohl Komplimente als<br />
auch Kritik. Ich höre mir aber beides nicht an.<br />
Ich bin also nicht beunruhigt durch Leute,<br />
die mich nicht mögen. Als Comedian macht<br />
man manchmal Witze, die Menschen nicht<br />
toll finden. Wenn Du dir Celine Dion ansiehst,<br />
ist sie eine erfolgreiche Sängerin, aber nicht<br />
jeder ihrer Songs ist ein Hit. Ist sie deshalb<br />
keine Sängerin mehr oder sollten wir sie<br />
canceln, weil nicht jedes Lied großartig ist?<br />
Da fängt es ja schon an …Deshalb glaube ich,<br />
kommt es darauf an, wie man sich damit<br />
auseinandersetzt. Und darum bin ich auch<br />
nicht beunruhigt durch die Woke-Kultur oder<br />
deren Crowd online. Ich gebe da nichts drauf.<br />
Hast Du rote Linien? Minderheiten-<br />
Witze zum Beispiel?<br />
Klar, natürlich ist es auch subjektiv. Und es<br />
kommt ganz klar darauf an wo Du bist, worüber<br />
Du redest und was Du machst. Aber<br />
denk daran – Du sagst das Wort Witz: Es<br />
ist ein Witz! Ich bin kein Politiker oder dein<br />
Lehrer oder deine Mutter. Ich mache Witze<br />
und wenn Du sie nicht magst, magst Du sie<br />
nicht. So ist es halt. Die Sozialen Medien<br />
und die pure Masse von Leuten mit ihren<br />
Meinungen und dem ganzen vielen Klatsch:<br />
jeder sagt etwas zu allem. Ich denke nicht,<br />
dass es beängstigender geworden ist, aber<br />
wenn ich etwas online stellen würde, wäre<br />
es nicht mehr in dem von mir erdachten<br />
Kontext und die Leute würden durchdrehen.<br />
Die hören nur die Pointe. Sie hören<br />
nicht den Aufbau. Sie hören nicht, über<br />
was vorher geredet wurde. Das macht den<br />
Umgang mit Sozialen Medien schwierig.<br />
Ich bespiele sie deshalb auch gar nicht,<br />
wenn ich eine Tour mache. Es gibt einen<br />
Anfang und ein Ende. Wir gehen sozusagen<br />
zusammen auf eine Comedy-Reise. Wenn
da jemand etwas aus der Show raus nimmt und es als kurzen<br />
Witz nutzt, wird es sehr wahrscheinlich von irgendjemandem<br />
als verletzend gesehen, da der Kontext fehlt. Wenn man also<br />
mit mir auf den Trip kommt und sich nach der Show eine<br />
Meinung macht, ist es das eine. Aber wenn man einzelne Witze<br />
oder Dinge nimmt, ohne zu wissen woher sie kommen, wie sie<br />
entstanden sind und das dann kritisiert, wird es problematisch.<br />
Gehen wir zu Deiner neuen Show. Kannst Du sie<br />
vielleicht für die unterschiedlich motivierten Leute<br />
etwas aufteilen? Manche kommen sicher mehr<br />
wegen der Drag-Kultur und andere eher wegen dem<br />
Comedy-Part und dem politischen Humor - Du spielst<br />
weltweit vor riesigem Publikum. Das sind doch nicht<br />
alles nur Dragrace-Fans …<br />
Weißt Du, ich hatte bisher immer eine gute Zeit in Deutschland<br />
und deshalb freue ich mich sehr darauf wieder zu kommen. Ich<br />
sage immer, erwarte das Unerwartete. Ich habe in den letzten<br />
Monaten ein Musical in den USA und Großbritannien gemacht,<br />
und deswegen komme ich gerade erst wieder zu diesem<br />
Programm zurück. Und es ändert sich auch weiter. So viel ist<br />
in den letzten Jahren passiert, natürlich ist Covid ein großes<br />
Thema. Aber es geht vorallem darum, die Leute zum Lachen zu<br />
bringen und Humor in all dem zu finden, wo wir nur können. Vor<br />
allem: loslassen! Gerade weil eine Menge Sachen so ernst waren<br />
in den letzten zwei Jahren. Wir brauchen auch wieder Freude in<br />
unserem Leben. Ich bin bereit dazu, ich möchte wieder auf Tour<br />
und die Menschen dazu bringen, mit mir zu lachen. Also kommt<br />
mit auf den Trip und verbringt zwei Stunden mit mir. Ich glaube,<br />
das brauchen wir gerade.<br />
GLITTER<br />
AND<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
Bianca Del Rio – Unsanitized Comedy<br />
7.6. Hamburg – Hamburg – Friedrich-Ebert-Halle,<br />
18.6. Berlin – Admiralspalast,<br />
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„Eine Lady Gaga ihrer Zeit“<br />
Zurzeit ist Entertainer Chris<br />
Kolonko im Münchner Hofspielhaus<br />
in Franz Lehárs „Die lustige<br />
Witwe“ zu sehen. Wer konservative<br />
Operettenklischees erwartet, dürfte<br />
enttäuscht werden. Gut so!<br />
Chris, wie bist du durch die schwierige<br />
Corona-Zeit gekommen?<br />
Anfangs war das ein Riesenschock, denn<br />
wir mussten auch große Produktionen<br />
wie den „Spiegelpalast“ in Augsburg<br />
absagen. Glücklicherweise hatte ich<br />
Eigentum zu verkaufen, das hat mich<br />
finanziell gerettet. In der Krise war ich<br />
zwar bald wieder auf Kreuzfahrtschiffen<br />
unterwegs, habe kleinere Engagements<br />
gehabt und bin mit einer Kochshow<br />
auf Facebook neue Wege gegangen.<br />
Zuletzt bin ich aber doch nach Gran<br />
Canaria gezogen, wo ich mich mit Yoga-<br />
Unterricht etablieren konnte – und einen<br />
Mann kennengelernt habe, mit dem ich<br />
mittlerweile zusammenlebe.<br />
Wie kam es zur Kooperation mit<br />
dem Hofspielhaus?<br />
Schon vor Corona sollte ich die Titelrolle<br />
in „La Cage aux Folles“ übernehmen, das<br />
als Schauspielstück umgesetzt werden<br />
sollte. Doch die Rechte waren nicht zu<br />
bekommen, worauf die Direktion „Die<br />
lustige Witwe“ plante und wiederum mich<br />
dafür anfragte.<br />
Hättest du zu Beginn deiner Karriere<br />
vor dreißig Jahren gedacht, einmal<br />
eine „lustige Witwe“ zu geben?<br />
Ehrlich gesagt, noch vor drei Jahren nicht!<br />
Ich komme ja vom Musical und mir war<br />
immer klar, dass aus mir keine Sopranistin<br />
würde. Ich hätte mich selbst nie für diese<br />
Rolle beworben. In der Konzeption des<br />
Hofspielhauses wollten wir aber weg von<br />
den klassischen Interpretationen. Das war<br />
meine Chance: Ich habe ich die Lieder<br />
neu angelegt und persönlich interpretiert.<br />
Lehár hat ja allen Stücken einen tieferen<br />
Hintergrund, eine Sehnsucht verliehen –<br />
das ist, was ich herausarbeite.<br />
Was macht „Die lustige Witwe“ in<br />
der aktuellen Version aus?<br />
Das Publikum wird diese nicht mit den<br />
gängigen Versionen vergleichen. Ich nenne<br />
sie gern „Witwe unplugged“, weil sie eine<br />
Mischung aus Schauspiel und Gesangskunst<br />
ist. Die traditionelle Geschichte ist<br />
zwar eingebunden, auch die bekannten<br />
Figuren treten auf, doch es ist eher die<br />
Fortsetzung der ursprünglichen Story und<br />
fast schon sozialkritisch, denn ich lege die<br />
Hanna als selbstbewusstes City-Girl an,<br />
das in seiner Entwicklung auch Vorbild für<br />
die Frauen heute sein kann. Aus meiner<br />
Sicht war Hanna eine Art Lady Gaga ihrer<br />
Zeit.<br />
Manche sagen, Operette sei ein<br />
aus der Zeit gefallenes Sujet mit<br />
veraltetem Gesellschaftsbild …<br />
… was zumindest auf unsere Version nicht<br />
zutrifft. Die Geschichte zwischen Danilo<br />
und Hanna passiert im Hier und Heute.<br />
Natürlich schwelgen wir durch Rückblicke<br />
schon mal in der Vergangenheit, aus<br />
der wir aber immer wieder ausbrechen.<br />
Zudem singen wir modern und nicht mit<br />
den typischen Phrasierungen aus den<br />
Anfängen des 20. Jahrhunderts. Es ist die<br />
alte Operette, neu gemacht.<br />
Welche Pläne verfolgst du danach?<br />
Ich habe viele Pläne: ob im „Palazzo“ als<br />
Conférencier und ein langes Engagement<br />
im GOP Varieté-Theater. Auch Buchungen<br />
für Galas ziehen wieder an, und nicht<br />
zuletzt möchte ich mit „Berta schlagert<br />
sich glücklich“ im nächsten Jahr ein spaßiges<br />
Programm um mein alterndes Alter<br />
Ego präsentieren. Aber zurzeit hängt alles<br />
vom Ukraine-Krieg und von Corona ab.<br />
*Interview: Bernd Müller<br />
Ab 3.5. Hofspielhaus, Falkenturmstr. 8,<br />
20 Uhr, www.hofspielhaus.de
WO DIE<br />
NATUR<br />
NOCH<br />
IN ORDNUNG<br />
IST?<br />
In Ihrem wohnoffice<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com
26 Kultur<br />
STAATSBALLETT<br />
Der Zukunft zugewandt<br />
Heute ist auch <strong>2022</strong> für das Staatsballett wieder<br />
morgen. Jedenfalls, wenn es um die Förderung der Stars<br />
von Morgen geht, müssen diese in der Gegenwart<br />
beginnen, sichtbar zu werden.Im Rahmen der<br />
Opernfestspiele schafft das Bayerische Staatsballett<br />
drei Tanzschaffenden, die am Anfang ihrer Karriere als<br />
Choreographen stehen, dafür Raum und hoffentlich<br />
Publikum. Der vom Aterballetto bekannte Tänzer Philippe<br />
Kratz beschäftigt sich in seinem Tanzstück „to get<br />
to become“ mit der Frage, aus welchen Schichten eine<br />
persönliche Identität gebildet wird. Özkan Ayik kreiert<br />
ein Werk, dessen Energie von der Spannung zwischen<br />
Individuum und den räumlichen Verhältnissen herrührt.<br />
Jonah Cook zeigt mit „Played“<br />
seine erste Choreographie überhaupt. Sein Tanzstück zu<br />
schwerem Gitarrenklängen ist als farbenreiche Studie über<br />
Beziehungsverhältnisse angelegt.<br />
FOTO: M. BRIANE<br />
24. – 27.6., Heute ist morgen <strong>2022</strong>, Zeitgenössische Choreographien,<br />
Prinzregententheater, Infos und Karten unter<br />
08921851920 und www.staatsballett.de<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
CATS<br />
Die berühmtesten Katzen aller Zeiten erobern wieder<br />
die Bühne! Und zwar das Original vom Londoner West<br />
End auf der Bühne des Deutschen Theaters München.<br />
Sieben Tony Awards, drei Drama Desk Awards und einen<br />
Laurence Olivier Award hat CATS bereits gewonnen.<br />
Und auch diese Erfolgsproduktion in englischer Sprache<br />
war 2015 als „Bestes Musical Revival“ für den Laurence<br />
Olivier Award nominiert. Miau!<br />
STAATSOPER<br />
JA, MAI<br />
BILD: PAUL ROUSTEAU<br />
1. – 26.6., Deutsches Theater München, Schwanthalerstraße<br />
13, Karten und Infos unter 08955234250 /<br />
deutsches-theater.de<br />
FOTO: ALESSANDRO PINNA<br />
Im Zentrum der ersten Ausgabe<br />
des neuen Musikfestivalformates<br />
„Ja, <strong>Mai</strong>“ stehen<br />
menschliche Extremsituationen.<br />
Die Staatsoper kooperiert<br />
dafür mit dem Residenztheater<br />
und dem Münchener<br />
Kammerorchester:<br />
„Bluthaus und Thomas, zeitgenössische<br />
Opern von Georg<br />
Friedrich Haas und Händl Klaus,<br />
werden verbunden mit Kompositionen<br />
Claudio Monteverdis.<br />
Die Bühnenwerke kreisen um<br />
zutiefst existenzielle Themen<br />
wie das Sterben, die Liebe,<br />
familiäre Bindungen und seelische<br />
Traumata. Georg Friedrich<br />
Haas und Händl Klaus gelingt<br />
es, mit ihrem Musiktheater den<br />
Blick ins Innerste menschlichen<br />
Fühlens zu wenden und so den<br />
Schmerz genauso wie die Zartheit<br />
emotionaler Verfasstheiten<br />
einfühlsam und gleichzeitig<br />
schonungslos erfahrbar zu<br />
machen.“ Das klingt gehaltvoll<br />
und das soll es auch. Wer noch<br />
mehr will, für den gibt es das<br />
Rahmenprogramm „Ja, <strong>Mai</strong>+“,<br />
das eine intensive Auseinandersetzung<br />
mit den wichtigen<br />
Künstlerpersönlichkeiten Händl<br />
Klaus und Georg Friedrich Haas<br />
und ihrem umfangreichen<br />
Schaffen sucht.<br />
19.5. – 29.5. Ja, <strong>Mai</strong>,<br />
diverse Spielstätten,<br />
www.staatsoper.de/ja-mai
Kultur 27<br />
FOTOS: CATHERINA HESS<br />
Literaturhaus,<br />
Brasserie OskarMaria<br />
LANGE NACHT DER MUSIK<br />
Haste Töne!<br />
Nach langer Pause startet der Frühling endlich wieder mit der „Langen<br />
Nacht der Musik“, die seit über zwanzig Jahren ein Fixpunkt im Kulturkalender<br />
der Stadt ist. In diesem Jahr sind gut sechzig Spielstätten<br />
mit dabei, die insgesamt 400 Konzerte präsentieren. Ob Konzerthaus,<br />
Theater, Kirche oder Kneipe: In dieser Kombination und dieser Vielfalt<br />
erlebt man Musik nur in dieser Nacht. Zum Entspannen während des<br />
langen Konzerthoppings laden zahlreiche Bars, Restaurants und Hotels.<br />
Von Ort zu Ort kommt man mit den Shuttlebussen, die von 20 bis 2 Uhr<br />
die Spielorte auf verschiedenen Touren anfahren. Das Programmheft ist<br />
in den teilnehmenden Häusern erhältlich, Tickets zu 20 Euro gibt es bei<br />
MünchenTicket. *bm<br />
7.5., 20 – 2 Uhr, www.muenchner.de/musiknacht<br />
Gefördert<br />
von:<br />
BILD: RUPERT SMYTH<br />
Müllersches Volksbad<br />
FOTO: STEPHAN RUMPF<br />
Gasthaus Isartor<br />
FOTO: GASTHAUS ISARTOR<br />
Eine berauschende Nacht an Land<br />
6. <strong>Mai</strong> bis 3. Juli <strong>2022</strong>
28 Kultur<br />
NACHGEFRAGT<br />
Zwei Jahrzehnte<br />
MEGY B.<br />
FOTOS: PR SCHÖNWETTER<br />
Wir telefonierten mit dem Travestiekünstler<br />
und Schauspieler Marc<br />
Rudolf alias MEGY B. anlässlich ihres<br />
20-jährigen Bühnenjubiläums.<br />
Du bist auch „als Mann“ auf der<br />
Bühne zu sehen, aber Megy B.<br />
überwiegt, oder?<br />
Bei meiner Ausbildung im Theater durfte<br />
ich die Travestie lernen – Megy B. habe ich<br />
für die Bühne entwickelt, sie ist ein schöner<br />
Schein für das Theater.<br />
Was fasziniert dich an der Zauberei?<br />
Sie war mein Weg auf die Bühne, ähnlich wie<br />
bei Jürgen von der Lippe oder auch Sascha<br />
Grammel. Und sie war auch mein Weg zur<br />
Travestie!<br />
Wie das?<br />
Es war vor vielen Monden auf einer Kreuzfahrt<br />
mit meinen Eltern. Ein Künstler führte<br />
dort Zaubertricks auf und zeigte mir einen<br />
davon, den ich dann aufführte, das kam sehr<br />
gut an! Der Moderator der Show, das Berliner<br />
Original Peter Wieland, sagte zu meinen<br />
Eltern: „Dit Kind ist ein Künstler, da können<br />
Se nüscht gegen machen.“ Also förderten<br />
sie mich, wie es nur ging … Ich ging dann auf<br />
eine Zauberschule in Pullach, München, und<br />
gewann auch in Berlin Preise. Dann bin ich<br />
auf die Schauspielschule gegangen. Um mir<br />
Geld dazuzuverdienen, habe ich das Münchner<br />
Original Petra Dorén gefragt, ob ich bei<br />
ihr arbeiten könnte, sie gastierte mit ihrem<br />
Programm im Travestielokal Bel Étage. Und<br />
sie sagte: Du kannst dein Zauberzeug gerne<br />
machen, aber im Fummel! Und so passierte<br />
es … Das Publikum war begeistert und ich<br />
blieb dabei. Ich kam mit der Zauberei zur<br />
Travestie und habe nun eine Show, in die<br />
auch mal magische Momente einfließen.<br />
Gerade ist Krieg in Europa, wir reden<br />
über Spaß.<br />
Theater muss stattfinden! Der Mensch<br />
muss lachen können. Desto schlimmer die<br />
Zeiten, desto wichtiger ist es, dass wir den<br />
Menschen Lebensfreude geben. Freudentränen<br />
sorgen dafür, dass die Scheibe vom<br />
Auge gereinigt wird, dass wir wieder einen<br />
klaren Blick auf die wunderschöne Welt<br />
bekommen.<br />
<strong>2022</strong> feierst du nicht nur zwanzig<br />
Jahre Megy B., du bist auch vierzig<br />
geworden. Ist für dich <strong>2022</strong> also<br />
bisher besonders schön?<br />
Ja … Vierzig zu werden gibt<br />
einem mehr Gelassenheit.<br />
Man hat nicht mehr den<br />
Druck, sich beweisen<br />
zu müssen, immer zu<br />
kämpfen. Was nicht<br />
heißt, dass man<br />
aufhört, an sich zu<br />
arbeiten.<br />
Du hast deinen<br />
Mann in Freiburg<br />
geheiratet, warum<br />
dort?<br />
Das war pandemiebedingt.<br />
Freiburg war der einzige Ort, der<br />
damals seine Hotels geöffnet hatte.<br />
Weder in Berlin noch in München hätten<br />
wir im Kreise der Familie feiern können.<br />
Ich sagte damals: Entweder sind wir am<br />
Ende des Tages verheiratet oder verhaftet.<br />
(lacht) Die Pandemie hat uns – bei aller<br />
Tragik – Ruhe gegeben und die Heirat<br />
eigentlich erst möglich gemacht, davor<br />
haben wir 18 Jahre durchgearbeitet. Ich<br />
bin glücklich, im Hafen der Ehe gelandet<br />
zu sein.<br />
Du bist auch in deiner Heimatstadt<br />
München populär, was magst du an<br />
der Stadt?<br />
Das Münchnerische! Das ist diese<br />
Mischung aus den Bergen, dem Essen, den<br />
Trachten, das Granteln der Münchner, das<br />
übrigens nie böse gemeint ist. München<br />
ist Gelassenheit und Heimat. Wir sind nach<br />
Rosenheim gezogen und haben dort ein<br />
kleines Paradies erschaffen.<br />
Und an deiner Wahlheimat Berlin?<br />
Berlin explodiert, Berlin sind Farben, Lichter,<br />
Hektik, eine unglaubliche Energie … Berlin<br />
ist ein Marathon, Bayern ist eine<br />
Ruhephase.<br />
Abschließend: Was<br />
willst du noch<br />
loswerden?<br />
Ich will Danke sagen!<br />
Danke meinem<br />
Maskenbildner Stefan<br />
Winkler, meinem lieben<br />
Freund, der es seit<br />
zwanzig Jahren schafft,<br />
dass Megy B. so aussieht,<br />
wie sie aussieht. Und<br />
meinem Fotografen Sascha<br />
Funke, der dafür sorgt, dass<br />
die Person auf dem Plakat der<br />
entspricht, die die Leute dann auch auf<br />
der Bühne sehen, sowie meiner Mama, dass<br />
sie seit zwanzig Jahren meine Kostüme<br />
schneidert und natürlich meinem Mann<br />
Dennis Schönwetter! Allein würde ich das<br />
alles nicht schaffen.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.megy-b.com
Kultur 29<br />
Archives in Residence:<br />
Forum Queeres<br />
Archiv München<br />
— 4.8.22<br />
Schwester Lucretia von den Schwestern der<br />
Perpetuellen Indulgenz im Showroom<br />
der AIDS-Hilfe, 2018, Foto: Sabrina Berndt
30 Kultur<br />
FOTOS: UNIVERSAL MUSIC<br />
Singt für Schweden: Cornelia<br />
Jakobs mit „Hold me closer“<br />
Vom 10. bis 14. <strong>Mai</strong> findet der<br />
diesjährige Wettbewerb der europäischen<br />
Pop- und Rockschlager<br />
statt – it’s Eurovision time again!<br />
Für Deutschland steigt Malik Harris in die<br />
Arena des PalaOlimpico in Turin.<br />
Mit seiner Power-Ballade „Rockstars“ und<br />
seiner Mischung aus Pop, Rap, Folk und<br />
elektronischer Musik möchte Malik Harris<br />
beim großen Finale des ESC am 14. <strong>Mai</strong> im<br />
italienischen Turin überzeugen. Der leidenschaftliche<br />
Musiker hat sich das Spielen von<br />
Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Bass selbst<br />
beigebracht und veröffentlichte im August<br />
vergangenen Jahres sein Debütalbum. Ihm<br />
persönlich bedeute der Song unglaublich viel,<br />
„der gerade in dieser für uns alle weltweit so<br />
ESC<br />
Mahmood & Blanco<br />
singen „Brividi“ für Italien<br />
GERMANY 12 POINTS<br />
schwierigen Zeit einen Hoffnungsschimmer<br />
bietet und gleichzeitig zeigen soll, dass wir<br />
alle im selben Boot sitzen“, so der 24-Jährige<br />
über „Rockstars“. ESC-Experte Bernd Ochs,<br />
Leiter der Regionalgruppe Frankfurt des<br />
Eurovision Club Germany e. V., meint: „Malik<br />
Harris muss zeigen, dass er auch auf der<br />
Bühne brilliert“; dann sieht Ochs eine sichere<br />
Platzierung in der oberen Hälfte. „Nicht<br />
wenige Insider glauben, dass die Ukraine<br />
in diesem Jahr den ESC zum dritten Mal<br />
gewinnen wird“, so Ochs weiter. „Auch wenn<br />
ich das Lied ganz schrecklich finde, verstehe<br />
ich, dass es zum einen Anhänger hat, aber<br />
zum anderen sicherlich aus der aktuellen<br />
Sympathie heraus ganz weit vorne landen<br />
wird.“ Weitere Favoriten der ESC-Insider sind<br />
die schwedische Sängerin Cornelia Jakobs<br />
Malik Harris möchte für Deutschland mit seiner<br />
Power-Ballade „Rockstars“ überzeugen<br />
(„alles richtig gemacht“) sowie der Beitrag<br />
des ESC-Gastgeberlands Italien, Mahmood<br />
& Blanco: „‚Brividi‘ ist eine moderne Ballade,<br />
in der die komplizierte Liebesbeziehung<br />
zweier Personen beschrieben wird“, erklärt<br />
Bernd Ochs. „Ein schwuler Bezug ist nicht<br />
von der Hand zu weisen.“ Mahmood hatte<br />
mit seinem Song „Soldi“ bereits beim ESC<br />
2019 den zweiten Platz belegt. Let the votes<br />
begin! *bjö<br />
14.5., Eurovision Song Contest,<br />
Liveübertragung des Finales ab 20:15 Uhr<br />
über Das Erste.<br />
Die ESC-Halbfinal-Shows am 10. und<br />
12.5. gibt’s jeweils ab<br />
21 Uhr live bei ONE zu sehen,<br />
www.eurovision.de<br />
FOTO: JAMES@WERKROOM<br />
VILLA FLORA<br />
ESC für alle und die ganze Nacht<br />
Das wohl größte public<br />
Viewing des Eurovision Song<br />
Contest wird in der Villa Flora und<br />
ihrem Garten zelebriert.<br />
The Werkroom hat rund um das<br />
eigentliche gemeinsam Fernsehen<br />
ein volles Programm gezaubert.<br />
Eine Stunde vor dem großen Finale<br />
startet die ESC-Nacht mit der<br />
Opening-Show, moderiert von Pinay<br />
Colada und DJ JayRo! Freut euch auf<br />
fantastische Performances von Barbie<br />
Q, Janisha Jones, Pasta Parisa,<br />
Eve n’more und vielen weiteren<br />
Künstler*innen! So kann schon mal<br />
Stimmung für die eigentliche ESC-<br />
Sause, das public Viewing im großen<br />
Garten der Villa Flora aufkommen.<br />
Nachdem wir dann wissen, wer<br />
dieses Jahr alles vor Deutschland<br />
gepunktet hat, wird das gefeiert:<br />
Auf der Aftershow-Party mixen<br />
DJ James Munich und DJ JayRo<br />
was das Zeug hält: Alle „Grand<br />
Prix“-Schlager, Eurovision-Pop-Hits<br />
und das Beste vom ESC heute – die<br />
ganze Nacht! *ck<br />
14.5., The Werkroom: Eurovision<br />
Public Viewing <strong>2022</strong>, Villa Flora,<br />
Hansastr. 44, Einlass 19 Uhr,<br />
Aftershowparty 0:30 Uhr,<br />
Reservierung und Infos:<br />
www.the-werkroom.com/ticketshop
Kultur 31<br />
BILD: RUPERT SMYTH<br />
KUNSTBAU<br />
Mouse on Mars<br />
Bis Mitte September ist der Kunstbau des Lenbachhauses<br />
der künstlerische Schaffensort des<br />
Musikprojektes Mouse on Mars.<br />
Sie entwickeln dafür eine ortsspezifische Komposition,<br />
die mit dem Ausstellungsraum arbeitet und auf<br />
ihn reagiert. Der Kunstbau wird in ein riesiges Raumklanginstrument<br />
verwandelt und selbst zum Resonanzkörper.<br />
Das Publikum soll durch die Installation zu einem aktiven Hören<br />
herausgefordert werden, bei dem allein die Grenzen der Aufmerksamkeit<br />
die Grenzen des akustisch Möglichen bestimmen. Mouse on Mars möchten<br />
durch gezielte Perspektivwechsel die Erkenntnis herausarbeiten, dass es bei<br />
"Spatial Jitter" nicht um die eine gültige Komposition geht, sondern dass alle<br />
Hörer*innen eigene "Spatial-Kompostruktionen" produzieren. Begleitend ist<br />
eine LP mit umfassendem Booklet erschienen und damit das Paket komplett<br />
ist: Der Eintritt ist frei und der Kunstbau von 10 bis 20 Uhr geöffnet.<br />
BILD: RUPERT SMYTH<br />
BILD: WERNER TOMA<br />
www.lenbachhaus.de / www.mouseonmars.com<br />
3DVD &<br />
3Blu-ray<br />
ab 24. <strong>Juni</strong><br />
erhältlich!<br />
2 CD<br />
4 Vinyl (limitiert)<br />
www.eurovision.tv · www.universal-music.de/eurovisionsongcontest<br />
2 MC (limitiert)
32 Kultur<br />
FOTOS: THOMAS DASHUBER<br />
GÄRTNERPLATZ-<br />
THEATER<br />
Bernstein, Sondheim<br />
und Voltaire<br />
<strong>Leo</strong>nard Bernstein nahm sich den philosophisch-satirischen<br />
Roman „Candide oder der<br />
Optimismus“ des französischen Aufklärers<br />
Voltaire aus dem Jahr 1759 zur Vorlage für<br />
seine „Comic Operetta“ in zwei Akten, die<br />
1956 am New Yorker Broadway Premiere<br />
hatte. In der Folge überarbeitete der Komponist<br />
sein Werk unter Mithilfe verschiedener<br />
Autoren mehrmals. Inspiriert von der beißenden,<br />
gesellschaftskritischen Ironie Voltaires<br />
schuf Bernstein für sein neben „West Side<br />
Story" wohl bekanntestes Bühnenwerk<br />
eine Musik, welche in ihrer bestechenden<br />
Mischung aus Operette, Musical und Revue<br />
zugleich eine – wie es der Komponist selbst<br />
einmal ausdrückte – „Liebeserklärung an<br />
die europäische Musik“ darstellt. Inklusive<br />
Gavotte, Mazurka oder Polka und auch die<br />
Traditionen der italienischen Belcanto-Oper<br />
wird bedacht. Am 5. <strong>Mai</strong> in einer deutschen<br />
Fassung von Stephan Kopf, Zelma und<br />
Michael Millard erstmals auf der Bühne des<br />
Gärtnerplatztheaters.<br />
5., 7., 13., 15. & 16.5., Candide Operette,<br />
Gärtnerplatztheater, Infos und Karten unter<br />
089 21851960 und gaertnerplatztheater.de
Kultur 33<br />
FOTO: EDUARDO PATINO<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
Lizt Alfonso mit vibrierender Show<br />
Die nach ihr benannte kubanische Dance<br />
Company gehört zu den renommiertesten<br />
Latein-Amerikas und feiert seit 30 Jahren<br />
weltweit Erfolge. Mit der Show ¡Cuba Vibra!<br />
kommt auch München in den Genuss<br />
dieser einmaligen Künstler*innen-Truppe, die<br />
scheinbar mühelos zwischen lateinamerikanischen<br />
Klassikern wie dem Bolero, klassischem<br />
Ballett oder auch zeitgenössischem<br />
Performance-Tanz wechselt. In der neuen<br />
Show tritt das Ensemble eine suggestive<br />
und aufregende Reise durch die Kultur, die<br />
der Insel von den 50er Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts bis zur Gegenwart Berühmtheit<br />
verliehen hat. Die vier Solisten und 13<br />
Ensemblemitglieder werden auf der Bühne<br />
zu Protagonisten von Geschichten, die im<br />
Rhythmus von Chachacha, Mambo, Conga<br />
und Bolero erzählt werden und welche die<br />
Herzen der Zuschauer vibrieren lassen. Für<br />
den authentischen und vollen Sound sorgt<br />
dabei eine achtköpfige Live-Band.<br />
6. – 10.7., Deutsches Theater München,<br />
Schwanthalerstraße 13, Karten und Infos<br />
unter 08955234250 / deutsches-theater.de<br />
Wir helfen und<br />
informieren gerne.<br />
OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />
Samstag: 9:00 - 13:00<br />
Isartorplatz 6 | 80331 München<br />
Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />
Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />
E-mail: isator.apo@t-online.de<br />
www.isartor-apotheke.de<br />
Ist die Welle noch so steil,<br />
a bisserl was geht allerweil.<br />
www.az-muenchen.de/abo
34 Kultur<br />
REALITÄT<br />
statt<br />
FIKTION<br />
DOK.FEST<br />
MÜNCHEN<br />
Es ist eines der größten und renommiertesten<br />
Dokumentarfilmfestivals<br />
Deutschlands: Das DOK.fest München<br />
zeigt zum 37. Mal internationale Beiträge<br />
aus 41 Ländern. Neu ist, dass man sich<br />
die Filme vom 5. bis 14. <strong>Mai</strong> live im Kino<br />
ansehen und vom 9. bis 22. <strong>Mai</strong> auf die<br />
digitale Leinwand nach Hause holen kann.<br />
Unter den 117 Filmen sind auch einige<br />
mit queerer Thematik, die wir euch kurz<br />
vorstellen möchten.<br />
ANIMA – DIE KLEIDER MEINES VATERS<br />
Jahre nach dem Tod ihres Vaters bekommt<br />
Uli von ihrer Mutter seine „geheime“<br />
Kiste als Erbe ausgehändigt. Der Inhalt:<br />
hochhackige Schuhe, künstliche Fingernägel,<br />
Schminke, eine Echthaarperücke.<br />
Es verändert schlagartig ihren Blick<br />
GOP<br />
LANDGANG<br />
in München<br />
Vom 6. <strong>Mai</strong> bis zum 3. Juli <strong>2022</strong> verwandelt<br />
sich die GOP-Bühne in eine Hafenbar<br />
der 1920er Jahre. Sehnsucht und<br />
Hafenromantik auf die GOP-Bühne. Vor<br />
dem Tresen begegnen sich Fischer und<br />
Gestrandete, Seeleute, leichte Mädchen,<br />
schöne Tänzerinnen und ein geheimnisvoller<br />
Dichter. Der bärtige Mann hinter der<br />
Bar, tätowiert bis zum Anschlag, verbirgt<br />
sein gutes Herz hinter einer wahrhaft<br />
rauen Schale. Und auch ein Musiker, bewaffnet<br />
mit Ziehharmonika und Gitarre,<br />
darf hier natürlich nicht fehlen.<br />
Die Show „Sailors“ erzählt wundervolle<br />
Abenteuer – eingebettet in eine<br />
hochmoderne Artistik- Show, die die<br />
Charaktere eine ganze Nacht lang bis in die<br />
frühen Morgenstunden begleitet. Hier wird<br />
auf den Vater, sich selbst, ihre Familie<br />
und die Gesellschaft ihres bayerischen<br />
Heimatortes.<br />
GERMANY REPRESENT – JUNG,<br />
WEIBLICH POLITISCH<br />
Die Doku begleitet Nyke Slawik, trans* Frau<br />
im Deutschen Bundestag, sowie Audrey<br />
Dilangu und Lilli Fischer in den Monaten<br />
ihrer Kandidatur bis zu ihrem Wahlerfolg.<br />
Die drei Frauen engagieren sich trotz Hassbotschaften,<br />
Sexismus und Rassismus<br />
in einer bisher cis-männlich dominierten<br />
politischen Welt.<br />
ULTRAVIOLETTE AND THE BLOOD-<br />
SPITTERS GANG<br />
Nachlassbriefe und Filmmaterial aus<br />
Schwarz-Weiß-Filmen erzählen eine<br />
gefeiert, getrunken, gesungen, gestritten<br />
und gelacht. Die seelenvollen Gestalten<br />
in der Hafenbar sind junge Künstler:innen<br />
von zukunftsweisenden Zirkusschulen in<br />
Kanada und Australien. Weltklasse- Akrobatik,<br />
Schauspiel und Musik zu gleichen Teilen.<br />
Die beiden Künstler Gabriel Drouin und<br />
Francis Gadbois machen übrigens nicht<br />
nur auf der Bühne eine gute Figur, beide<br />
ungewöhnliche Liebesgeschichte: Marcelle<br />
und Emma begegnen sich in den 1920er-<br />
Jahren als Teenager, müssen sich trennen<br />
und leben in getrennten Welten – doch<br />
Marcelles Briefe künden von grenzenloser<br />
Liebe.<br />
SEDIMENTOS<br />
Adrián Silvestre begleitet sechs trans*<br />
Frauen auf ihrer Reise in eine spanische<br />
Kleinstadt, während der sie ungewohnte<br />
Landschaften erkunden und nach<br />
Antworten auf zwei Fragen suchen: was sie<br />
als Gruppe verbindet, und wie sie mit ihren<br />
Unterschieden zurechtkommen.<br />
Alle Zeiten, Preise und Orte online:<br />
www.dokfest-muenchen.de<br />
beweisen auch als Regisseure ihr vielseitiges<br />
Talent. Bereits bekannt aus diversen GOP-<br />
Produktionen, feiern die beiden mit „Sailors“<br />
ihr überaus vielversprechendes Regie-Debut.<br />
„Sailors“ ist das maritime Spektakel der<br />
Extraklasse!<br />
6.5. – 3.7., Sailors, GOP Varieté-Theater<br />
München, Maximilianstraße 47, variete.de<br />
HASSAN MAHRAMZADEH FOTO: JAKOB SINSEL
DATES . FREUNDE . LIEBE<br />
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und Transgender. Lade die App herunter oder logge dich in unsere Webseite ein.<br />
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MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
TASH SULTANA<br />
„Es geht nicht darum, anderen zu gefallen“<br />
Tash Sultana ist eher unprätentiös.<br />
Nicht einmal für ihre<br />
MTV Unplugged Session im<br />
vergangenen Jahr im Chapel<br />
Off Chapel in Melbourne hat sich die<br />
Singer/Songwriterin extra aufgebrezelt.<br />
Sie trägt eine bequeme Hose, darüber ein<br />
weites, schwarzes Hemd. Auf dem Kopf<br />
hat sie die für sie obligatorische Baseballkappe.<br />
Statt mit Äußerlichkeiten beeindruckt<br />
die Multiinstrumentalistin lieber<br />
mit ihrem Talent und ihrem Händchen für<br />
ausdrucksstarke Lieder.<br />
FOTO: BEN MCFADYEN<br />
„Blame It On Society“ hebt einen in<br />
höhere Sphären. „Dream My Life Away“<br />
hat eine verträumte Note. Da möchte<br />
man sofort Kerzen und Räucherstäbchen<br />
anzünden. „Greed“ verführt mit seinem<br />
souligen Touch. Vor allem ist jedoch<br />
bemerkenswert, wie schnell Tash Sultana<br />
zum Beispiel bei „Coma“ die Gitarren<br />
wechselt. Wenn die 26-Jährige eingangs<br />
zur akustischen Gitarre greift, wirkt der<br />
Song puristisch, fast zerbrechlich. Er<br />
lässt der Stimme genug Raum, damit sie<br />
sich in ihrer vollen Schönheit entfalten<br />
kann. Später werden die Riffs fetter, die<br />
Nummer driftet ins Epische ab.<br />
Dieses Stück mag Tash Sultana am liebsten,<br />
das erzählt sie im Zoom-Interview, für<br />
das sie allerdings die Kamera abgeschaltet<br />
hat. „Coma“ stammt aus ihrer Frühphase.<br />
Damals setzte sie auf akustische Musik<br />
– ohne dass jemand Notiz von ihr nahm.<br />
„Erst als ich zur elektrischen Gitarre<br />
wechselte, interessierten sich die Leute<br />
bei meinen Straßenkonzerten für mich“,<br />
erzählt sie. Dabei wurde ein Element<br />
essentiell: ihre Loopstation, die ihr Vater<br />
ihr zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt<br />
hatte. Sie brachte zum Beispiel ihren<br />
Hit „Jungle“ hervor. „Plötzlich galt ich<br />
als Looperin“, ereifert sie sich. „Dabei<br />
finde ich gerade die Lieder am besten,<br />
die meinen Gesang und die akustische<br />
Gitarre in den Fokus rücken. Sie haben so<br />
etwas Rohes, hinter ihnen kann ich mich<br />
nicht verstecken.“<br />
Hauptsächlich das Looping war allerdings<br />
das, was Tash Sultana Vergleiche mit Ed<br />
Sheeran einbrachte. Sie lacht, bevor sie<br />
energisch klarstellt: „Wir spielen nicht<br />
in derselben Liga. Ed Sheeran ist ein<br />
Megastar, ich nicht.“ Das ist natürlich<br />
tiefgestapelt. Zumindest in ihrer Heimat<br />
hat die Australierin längst Popstarstatus.<br />
Ihr Debüt „Flow State“ schaffte es 2018<br />
auf Platz zwei der Albumcharts, „Terra<br />
Firma“ schoss gut drei Jahre später auf<br />
die Spitzenposition. Diese Platte nahm<br />
Tash Sultana während der Pandemie<br />
auf, außerdem produzierte sie ihr MTV<br />
Unplugged Album während des Lockdowns<br />
und mischte es sogar selber ab:<br />
„Ich hatte Langeweile, darum musste ich<br />
mich irgendwie beschäftigen.“<br />
Ansonsten kümmerte sie sich in dieser<br />
Phase um ihre Tiere, sie ging surfen oder<br />
verbrachte Zeit mit ihrer Familie. Des<br />
weiteren arbeitete sie an sich. „Man sollte<br />
sein, wer man ist“, grübelt sie. „Um sich<br />
tatsächlich des eigenen Ichs bewusst<br />
zu werden, braucht man aber wohl ein<br />
ganzes Leben.“ Eins hat sie immerhin<br />
schon erkannt: „Es geht nicht darum,<br />
anderen zu gefallen. Selbstakzeptanz<br />
ist total wichtig.“ Gerade der LGBTQIA-<br />
Community rät Tash Sultana deshalb:<br />
„Liebt euch selber. Wer euch nicht so<br />
annimmt, wie ihr seid, gehört nicht in<br />
euren Freundeskreis.“ Da spricht die<br />
Musikerin vermutlich aus persönlicher<br />
Erfahrung. Was sie besonders stört, ist<br />
das ewige Schubladendenken. „Es wird<br />
viel zu viel gelabelt“, regt sie sich auf.<br />
Oftmals auch noch falsch: „Ich bezeichne<br />
mit nicht als nichtbinär, sondern als<br />
genderfluid. Letztlich existiere ich aber<br />
einfach als Person.“<br />
*Dagmar Leischow
Harry’s House<br />
Das neue Album von<br />
HARRY STYLES<br />
Ab dem 20. <strong>Mai</strong> überall
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
HE/ROs<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
Statement zur Diversität und gegen Homophobie<br />
Wir telefonierten mit den<br />
beiden Musikern Roman und<br />
Heiko, die einst als „Die Lochis“<br />
Social-Media-Rekorde brachen.<br />
Seit letztem Jahr legen die Zwillinge<br />
erfolgreich als HE/RO los. Gerade<br />
erschien ihr Album „Teen Star<br />
Dilemma“.<br />
Definiert der Titel des Albums auch<br />
gleich die Zielgruppe?<br />
Roman: Nein, unsere Fans sind mit uns<br />
älter geworden, sind nun auch keine<br />
Teenager mehr. Die sind die Allerliebsten,<br />
aufgeklärt und tolerant.<br />
Heiko: Der Albumtitel beschreibt eher<br />
das Klischee unseres früheren Lebens,<br />
aber auch die Entwicklung, die jeder<br />
auf dem Weg zum Erwachsenwerden<br />
durchmacht.<br />
„F___ U“ ist ein sehr ungewöhnliches<br />
Liebeslied, oder? Eher eine<br />
toxische Person, die da angehimmelt<br />
wird, oder?<br />
Roman: Fuck you! Ja, man kann manchmal<br />
einer Person nicht widerstehen,<br />
obwohl man weiß, dass sie einem nicht<br />
guttut. Aber man hat eben immer wieder<br />
eine geile Zeit zusammen! Dieser Song<br />
hat etwas total Naives, er beschreibt den<br />
Zustand der rosaroten Brille … (lacht)<br />
Heiko: Gift kann so lange guttun, bis<br />
es nachlässt. Man verliebt sich nach<br />
Scheißsituationen immer wieder neu.<br />
„Kuss an Dich“ hat das Zeug zum<br />
Partykracher. Wie ist es entstanden?<br />
Roman: Das Lied geht nicht an einen<br />
Menschen.<br />
Heiko: Es ist eine Hymne an die Leichtigkeit,<br />
geschrieben 2021, als alle wegen<br />
COVID-19 pissed waren.<br />
Roman: Lasst uns alle miteinander küssen<br />
war eine Metapher, dass wir uns alle wieder<br />
mehr lieb haben sollten, auch wenn der<br />
Alltag einen runterzieht.<br />
Musikalisch pendelt ihr zwischen<br />
Trap, Hip-Hop und auch mal Punk<br />
Rock. Sind das auch privat eure<br />
bevorzugten<br />
Musikarten?<br />
Heiko: Auf jeden<br />
Fall. Wir lieben<br />
Popmusik und sind<br />
auch damit groß<br />
geworden. Alles, was<br />
man zwischen dem<br />
8. und 14. Lebensjahr<br />
hört, prägt einen ja<br />
fürs ganze Leben.<br />
Bei uns war das „The<br />
golden age of Pop“,<br />
wir lieben gute, freshe<br />
Popmusik.<br />
Roman: Was wir am Ende auf dem Album<br />
mit diesen Einflüssen gemacht haben, ist,<br />
sie mit anderen Musikarten, Elementen zu<br />
verbinden. Metal, Hyper Pop, alles, was uns<br />
gefällt, kam mit rein.<br />
Heiko: Als wir fünf oder sechs waren,<br />
hörten wir viel Rock, wir waren dann auch<br />
in Deutschland eine der ersten Bands, die<br />
wieder die echten Instrumente zurück in<br />
aktuelle Musik gebracht haben.<br />
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit<br />
LGoony?<br />
Heiko: Ich war schon immer ein großer<br />
Fan von ihm. Als 13-Jähriger habe ich<br />
seine Mixtapes ständig gehört. Als wir mit<br />
unseren Produzenten geredet haben, kam<br />
dann auch LGoony ins Spiel …<br />
Roman: Wir haben zusammen im Studio<br />
Songs gehört und es hat sich ergeben,<br />
dass er mit auf dem Album ist. Ihm ging es<br />
einfach um die Musik, er fand das Lied gut,<br />
bei dem er nun mit drauf<br />
ist. Das fanden wir geil.<br />
Wie politisch seid<br />
ihr?<br />
Roman: Wir sind nicht<br />
die, die Politik krass zum<br />
Thema machen. „Kuss<br />
an Dich“ etwa, da hat<br />
jeder mit jedem rumgemacht<br />
im Video, das<br />
war schon bewusst ein<br />
Statement zur Diversität<br />
und gegen Homophobie.<br />
Heiko: Wenn es um Dinge wie Werte,<br />
Toleranz und Mobbing geht, positionieren<br />
wir uns auf jeden Fall. Dass Homophobie<br />
und Ausgrenzung überhaupt noch so<br />
ein Riesenthema ist, ist zum Kotzen. Wir<br />
versuchen da etwas zu bewegen.<br />
*Interview: Michael Rädel
SOUL<br />
Würdigung einer Großen<br />
Mary Wilson war 1959 bei der<br />
The-Supremes-Gründung ** in<br />
Detroit dabei, arbeitete mit den anderen<br />
Sängerinnen und dem Team vom Plattenlabel<br />
Motwon in der US-Autostadt daran,<br />
dass man endlich den ersten Hit landen<br />
konnte.<br />
MUSIK<br />
Das gelang 1962 mit „Let Me Go the<br />
Right Way“ in den R ’n’ B-Charts. Ab<br />
1964 folgten dann Nummer-eins-Hits<br />
wie „Stop! In the Name of Love“, „I Hear a<br />
Symphony“ oder auch „Someday We’ll Be<br />
Together“.<br />
Zur Frontfrau wurde Diana Ross aufgebaut,<br />
die 1970 das Trio verließ und eine über alle<br />
Maßen erfolgreiche Solokarriere startete,<br />
Mary Wilson blieb der Band bis zur<br />
Trennung 1977 treu und landete mit ihren<br />
Kolleginnen weitere Hits, etwa „Floy Joy“.<br />
Am 8. Februar 2021 verstarb Mary Wilson,<br />
etwa ein Jahr später erscheint nun das<br />
Album „The Motown Anthology“, das<br />
ihre musikalische Karriere würdigt. Und<br />
den Menschen hinter dem Star: die<br />
Friedens- und HIV-Aktivistin, Autorin<br />
und Modeikone, Schauspielerin und Kulturbotschafterin,<br />
Rednerin und Tänzerin,<br />
Mutter, Groß- und auch Urgroßmutter,<br />
Freundin und Wegbereiterin. Unsere<br />
Anspieltipps sind „Automatically Sunshine<br />
(2021 Alternate Mix)“, „Pretty Baby“<br />
und „Red Hot (The Eric Kupper Remix)“.<br />
Eine klasse Zusammenstellung mit<br />
vielen Liedern, die man (so) noch nicht<br />
bekommen konnte. Und eine gelungene<br />
Würdigung einer großen Soul-, Discound<br />
Pop-Sängerin, deren Musik bis heute<br />
dunkle Gedanken vertreibt. *rä<br />
** Anfangs noch The Primettes<br />
SAM VANCE-LAW<br />
DAS NEUE ALBUM<br />
„GOODBYE“<br />
AB 06/05 ÜBERALL ERHÄLTLICH AUF<br />
LIMITED COLOURED VINYL,<br />
DOWNLOAD & STREAM
MUSIK<br />
SAM VANCE-LAW:<br />
„Man kann hier<br />
INTERVIEW<br />
anders sein“<br />
FOTO: ALEXANDER COGGIN<br />
Er spricht ganz ausgezeichnet<br />
Deutsch. Das zeigt sich beim<br />
Interview im Konferenzraum seiner<br />
Berliner Plattenfirma binnen weniger<br />
Minuten. „Ich wohne seit zwölf<br />
Jahren in Berlin und setzte es mir<br />
zum Ziel, schnellstmöglich Deutsch<br />
zu lernen“, sagt der Kanadier. „Außerdem<br />
habe ich jetzt einen deutschen<br />
Freundeskreis.“<br />
Sam Vance-Law begeisterte sich bei seiner<br />
allerersten Reise nach Berlin sofort für diese<br />
Metropole. „Eigentlich wollte ich nur meinen<br />
Kumpel für eine Woche besuchen“, erzählt<br />
er. „Doch dann bin ich einfach geblieben.“<br />
Die ersten beiden Nächte verbrachte er in<br />
einem besetzten Haus in der Rigaer Straße.<br />
Da er aus Paris kam, war er High-Fashionmäßig<br />
gekleidet. Die Punks störte das indes<br />
nicht. „Sie boten mir ein Bier an und hingen<br />
mit mir ab“, erinnert sich der Musiker. „Da<br />
habe ich gemerkt: Man kann hier anders<br />
sein – und das ist gut so.“<br />
In Berlin fand Sam Vance-Law als Schwuler<br />
alsbald seine Community, er bekam einen<br />
Plattenvertrag und veröffentlichte 2018<br />
sein Debütalbum „Homotobia“. In seinen<br />
Songs griff der 34-Jährige die Geschichten<br />
anderer auf, er beschäftigte sich mit<br />
unterschiedlichen Facetten des homosexuellen<br />
Lebens. Sein zweiter Langspieler<br />
„Goodbye“ ist dagegen autobiografisch – die<br />
Stücke kreisen um eine Trennung. Das<br />
hebt sie auf eine andere Ebene, denn<br />
Liebeskummer ist ja universell. Das sieht<br />
Sam Vance-Law zwar genauso, trotzdem ist<br />
es ihm ein Anliegen, das Queersein immer<br />
wieder zu thematisieren. „In Berlin oder<br />
anderen Großstädten muss man sicher<br />
nicht mehr darüber reden“, gibt er zu. „Doch<br />
in den meisten Teilen dieser Welt würde<br />
ich wegen meiner Sexualität im Gefängnis<br />
sitzen, geächtet sein oder sogar getötet<br />
werden.“ So etwas ist für ihn natürlich<br />
inakzeptabel: „Ich wünschte, ich könnte<br />
einfach lieben, wen ich liebe.“<br />
Ein glückliches Händchen bei der Partnerwahl<br />
scheint Sam Vance-Law allerdings<br />
nicht unbedingt zu haben, diesen Eindruck<br />
vermitteln zumindest seine neuen Songs.<br />
„Icarus“ handelt davon, dass sein Ex sehr<br />
freiheitsliebend war. Eben kein Beziehungsmensch.<br />
Diese Erkenntnis wird mit<br />
schwelgerischer Musik unterlegt, inklusive<br />
Bläsern und Streichern. Ist das Kammerpop<br />
par excellence? „Ich weigere mich, meine<br />
Musik selber zu klassifizieren“, erklärt Sam<br />
Vance-Law. Immerhin räumt er ein, dass<br />
ihn klassische Werke, mit denen er als<br />
Chorknabe in Oxford aufwuchs, bis heute<br />
beeinflussen: „Ich kenne mich mit der Oboe<br />
viel besser aus als mit der Gitarre.“<br />
Im Endergebnis ist der Singer-Songwriter<br />
musikalisch durchaus recht breit aufgestellt.<br />
Während „Get Out“ als Pop mit Indie-Vibes<br />
daherkommt, lehnt sich die puristische<br />
Klavierballade „Blissful Times“ eher an das<br />
traditionelle englische Volkslied an. „Too<br />
Soon“ driftet dank des Saxofons und des<br />
Fingerschnippens zum Jazz ab. Ist das Sam<br />
Vance-Laws heimliche Leidenschaft? „Ich<br />
höre selten Musik. Also auch keinen Jazz.“<br />
Stattdessen zieht er Stille vor: „Wenn ich<br />
den ganzen Tag mit meinen Ohren gearbeitet<br />
habe, möchte ich danach ein bisschen<br />
Ruhe haben.“<br />
Aus der Großstadthektik zog sich Sam<br />
Vance-Law auch zurück, während er an<br />
seinem aktuellen Album tüftelte. Die<br />
meisten Lieder schrieb er in den schottischen<br />
Highlands, dort konnte er ungestört<br />
komponieren und texten, ohne großartige<br />
Ablenkungen. Er machte lediglich Wanderungen,<br />
ansonsten widmete er sich seinen<br />
Stücken: „Um mich herum waren Schnee,<br />
Regen, Kälte, Depression – das war perfekt<br />
für meine Platte.“ *Dagmar Leischow
MUSIK<br />
KLUBMUSIK<br />
Moby im <strong>Mai</strong><br />
Sein letztes Album „Reprise“ erreichte Platz 1 der Charts<br />
in der Schweiz, Platz 4 bei uns in Deutschland und verkaufte<br />
sich auch in UK und den USA sehr gut. Mit diesem Erfolg<br />
im Gepäck präsentiert der Musiker nun zusammen mit anderen<br />
Künstler*innen „Reprise – Remixes“.<br />
Eine ganze Riege hervorragender Musiker*innen, darunter Efdemin<br />
und Planningtorock, haben ihre kreativen Kräfte vereint und<br />
aus Mobys Kompositionen Neues erschaffen. Der Meister selbst<br />
hat aber natürlich auch Hand an manchen Track gelegt. Über<br />
die Zusammenarbeit verrät die Berlinerin Planningtorock: „Ich<br />
mochte die sanfte Coverversion von Heroes, die Moby gemacht<br />
hat, sehr, besonders den weichen, ruhigen Gesang von Mindy<br />
Jones. Für diesen Remix wollte ich diese wunderschönen Vocals<br />
noch ruhiger und stattlicher machen, indem ich sie ein wenig<br />
heruntergepitched habe. Dann wollte ich diese ruhige Energie<br />
mit einem treibenden, tranceartigen Clubtrack kontrastieren,<br />
der sowohl meine nordenglischen musikalischen Wurzeln als<br />
auch meine zwanzig Jahre, in denen ich in Berlin lebe und Musik<br />
produziere, verkörpern sollte.“<br />
Das Duo Felsman + Tiley, das ebenfalls mitwirkte, zeigt sich<br />
angetan: „Wir sind mit der Musik von Moby aufgewachsen, die<br />
unseren Wunsch, (oft melancholische) elektronische Musik<br />
zu produzieren, stark beeinflusst hat. Daher sind wir dankbar,<br />
dass wir Jahrzehnte später offiziell eingeladen wurden, mit<br />
einem seiner Tracks zu arbeiten. Unsere Neuinterpretation von<br />
‚Extreme Ways‘ ist eine synthetische Meta-Beleuchtung seiner<br />
organischen, orchestralen Reprise-Version. Niemand kann dem<br />
Kreislauf entkommen, egal wie extrem der gewählte Weg auch<br />
sein mag.“<br />
Exklusive<br />
Fan-<br />
Edition<br />
Fan Edition Shop:<br />
30 SONGS ZU 30 JAHREN MICHELLE<br />
18 Michelle Hits + 12 brandneue Titel<br />
JETZT VORBESTELLEN: www.michelle-aktuelle.de<br />
Ab dem 13.05.22 als CD, 2CD Deluxe,<br />
Download und Stream erhältlich.<br />
Für Efdemin, der auch schon beim „Berghain-Plattenlabel“<br />
Ostgut Ton veröffentlichte, war es etwas völlig Neues, denn der<br />
Musiker hatte sich zuvor nie mit dem seit 1990 erfolgreichen<br />
bisexuellen Producer Moby beschäftigt. „Lustigerweise muss ich<br />
zugeben, dass der größte Teil von Mobys Werk an mir vorbeigegangen<br />
ist, bis ich vor Kurzem die Gelegenheit hatte, an Porcelain<br />
mitzuwirken, das mir sehr gut gefallen hat. Während Moby natürlich<br />
immer als Phänomen in den Medien präsent war, habe ich<br />
es irgendwie geschafft, die meisten seiner für viele so wichtigen<br />
Hits in den 90er-Jahren zu ignorieren. Diese Art von Amnesie hat<br />
mir geholfen, mit großer Freiheit an neuen Versionen zu arbeiten,<br />
da ich das Original von Porcelain nicht kannte, ob Sie es glauben<br />
oder nicht.“<br />
Das Album „Reprise Remixes“ erscheint am 20. <strong>Mai</strong> bei Deutsche<br />
Grammophon als CD, LP und natürlich digital. Unsere Anspieltipps<br />
sind „Why Does My Heart Feel So Bad? (Biscits Remix)“, „We<br />
Are All Made Of Stars (Moby’s Ac@n Remix)“ und „Natural Blues<br />
(Topic Remix)“. *rä<br />
www.moby.com
MUSIK<br />
Das Haus von<br />
HARRY STYLES<br />
POP<br />
FOTO: LILLIE EIGER<br />
Dass Mr. Harry Styles eine große Vergangenheit<br />
hat, in der er noch nicht<br />
als Solokünstler, sondern als Teil einer gewissen<br />
Gruppe bekannt war, spielt mittlerweile<br />
wirklich keine Rolle mehr. Wo andere sich<br />
gerade noch so als Popstars etablieren können,<br />
bevor sie mit den alten Hits und noch<br />
älteren Bandmitgliedern wieder auf Tour<br />
müssen, hat er es geschafft als eigenständiger<br />
Künstler verstanden zu werden. Sein<br />
bisher letztes, zweites Album „Fine Line“ war<br />
daher nicht nur wieder Nummer eins in den<br />
USA, auch die Kritiker waren völlig verzaubert<br />
– und das bestimmt nicht, weil sie<br />
schon immer heimlich One-Direction-Fans<br />
gewesen sind. Es war ein selbstbewusstes<br />
Statement mit mehr kreative Ideen als<br />
irgendjemand von ihm erwartete hatte. So<br />
wurde 2019 das Jahr von Harry Styles – und<br />
es scheint, als würde er auch <strong>2022</strong> alles<br />
überstrahlen wollen.<br />
Schon „As It Was“, die erste Single, beweist<br />
das. Er will zurecht ernst genommen werden.<br />
Und auch mit einem Indie-Dance-Track<br />
auf einem 80er-Fundament wie diesem,<br />
gelingt ihm das. Ganz nebenbei kann er<br />
die Welt damit auch noch zum Tanzen<br />
bringen und das, obwohl es sich um einen<br />
eher traurig-melancholischen Blick auf eine<br />
Beziehung handelt. Genauer gesagt auf<br />
ein Ende, das man jetzt vielleicht endlich<br />
akzeptieren kann – einfach weil man muss.<br />
So wurde „As It Was“ mit seiner Mischung<br />
aus mitreißendem Sound und emotionalem<br />
Text in kürzester Zeit zur meistgestreamten<br />
Single des Jahres <strong>2022</strong>.<br />
Während es beim letzten Album „Fine Line“<br />
vor allem um das Leben und das Erleben<br />
alles Körperlichen ging, weißt die Richtung<br />
dieses Mal also auf Introspektive und all die<br />
ungewollten und gewollten Veränderungen,<br />
die jede Seele seit 2019 durchgemacht<br />
haben muss. Obwohl<br />
er auch auf „As It Was“<br />
wieder mit seinen treuen<br />
Kollaborateuren Kid Harpoon<br />
und Tyler Johnson<br />
zusammengearbeitet<br />
hat, scheint nicht nur<br />
inhaltlich, sondern auch<br />
musikalisch ein neuer<br />
Horizont erobert zu werden.<br />
Und ja, selbst wenn<br />
ein alter Boomer wie<br />
Noel Gallagher in seiner<br />
typischen Art gegen<br />
Harry austeilt und behauptet, dass dieser<br />
seine Songs nicht schreibt, ist Mr. Styles<br />
natürlich trotzdem an allem was erscheint<br />
mindestens als Songwriter beteiligt. Auch<br />
wenn Noel sich nie den Grund seiner Frustration<br />
eingestehen wird: Klar ist sein Neid auf<br />
den jungen Mann völlig berechtigt. Was Harry<br />
ebenfalls bewusst sein wird, denn er hat<br />
sich nicht zu einer Antwort herabgelassen.<br />
Doch natürlich hegen nicht alle solch einen<br />
Alt-Herren-Groll gegen ihn. Die legendäre<br />
Joni Mitchell fühlte sich schon allein von Titel<br />
seines kommenden Albums angesprochen:<br />
„Harry‘s House“ wird das neue Werk nämlich<br />
heißen. Kein Wunder, dass es ihr gefällt, denn<br />
vielleicht bezieht er sich ja wirklich auf ihren<br />
Song „Harry's House / Centerpiece“. Auch<br />
sonst sammelt Harry Styles nur guten<br />
Willen. Ob mit seiner genderneutralen<br />
Beauty-Linie oder<br />
der Selbstverständlichkeit<br />
mit der er<br />
Geschlechterregeln<br />
und -grenzen ignoriert.<br />
Dass er allerdings auch<br />
noch so aufgeräumt<br />
ist, und es ihm gelingt,<br />
gleich zweimal täglich<br />
zu meditieren, geht<br />
dann schon fast zu<br />
weit. Doch bloß, weil<br />
wir nicht sehr viel von<br />
seinen Abgründen und<br />
kleinen Macken mitbekommen, heißt<br />
das nicht, dass wir sie nicht doch finden<br />
können – und wenn es nur als Ausdruck in<br />
seiner Musik ist. Dafür ist sie ja letztlich da:<br />
Dass wir mit ihm erleben, was er uns über<br />
sein Inneres mitteilt. Genau deshalb lädt er<br />
uns in sein „House“ ein. Schön, willkommen<br />
zu sein.<br />
*Christian K. L. Fischer
ELEKTRO<br />
Stromae<br />
„Multitude“<br />
Da ist es, das neue Album des belgischen<br />
Vollblut-Künstlers, der mit Hits<br />
wie „Papaoutai“ und „Alors on danse“<br />
die Dancefloors zum Beben brachte<br />
und auch Kritiker begeisterte. Er macht<br />
eben nicht „nur“ Eurodance, Stromae ist<br />
und macht Kunst, queere Kunst. Unsere<br />
Anspieltipps auf seinem neuen Album<br />
sind „L‘enfer“ und „Santé“ – beides<br />
Singles erreichten in seiner Heimat die<br />
Chartsspitze. *rä<br />
www.stromae.com<br />
FOTO: PH. LEBRUMAN<br />
KLASSIK<br />
Maxence Cyrin:<br />
„Melancholy Island“<br />
Besondere Musik für jene Momente und Situationen im Leben,<br />
in denen du deine Hörgewohnheiten durchbrechen solltest,<br />
um mal ganz anders Ruhe und Entspannung zu finden.<br />
Klassische Musik hilft dabei. Oder auch neue Musik mit klassischen<br />
Instrumenten wie dem Piano – und einer Prise Elektro.<br />
Der französische Pianist Maxence Cyrin komponierte genau<br />
solche Musik für sein neues Album „Melancholy Island“, das vor<br />
Kurzem erschienen ist.<br />
Lieder wie „Soft Skin“, „Voyage“ oder auch „Faro Bay“ nehmen ab<br />
der ersten Sekunde mit auf eine musikalische Reise weg vom<br />
Stress hin zum hyggeligen Glück. Musikalische Inseln in einem<br />
Meer von Stress und Sorgen. „Ich liebe das gedankliche Konzept<br />
und die Definition von Inseln, da sie ein wunderbares Gefühl von<br />
Zuflucht in mir hervorrufen“, so Maxence Cyrin. In seinen Liedern<br />
beschäftigt sich der Künstler mit Themen wie Reisen, Exil, Reflexion<br />
des Seins und dem Vergehen der Zeit. Jedes der Stücke<br />
sei mit einer spezifischen Aufnahmetechnik produziert, die den<br />
Klaviersound mit erlesenen Effekten kombiniere – bittersüße<br />
Melancholie, die beruhigt. Alles wird gut. *rä<br />
POP<br />
Einmal alles bitte<br />
Das Comeback von ABBA ist 2021<br />
mehr als nur geglückt, höchste Platzierungen<br />
und Verkäufe, begeisterte<br />
Fans – und zufriedene Kritiker. <strong>2022</strong><br />
wird nachgelegt, es gibt eine neue<br />
allumfassende Box für CD- und<br />
Vinyl-Sammler, die alle Studioalben<br />
von 1973 bis 2021 und auch Hits wie<br />
„Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After<br />
Midnight)“ auf dem extra Tonträger<br />
„ABBA Tracks“ vereint. Unsere Anspieltipps<br />
sind „When I Kissed the Teacher“,<br />
„Ring Ring“, „ Move On“ sowie „ Our<br />
Last Summer“ und „ Bumble Bee“. *rä<br />
MUSICAL<br />
„Ku’damm 56 –<br />
Das Berlin Musical“<br />
MUSIK<br />
TIPP<br />
„Shiny Things“ –<br />
KAT FRANKIE<br />
Eigensinnigen Popmusik! Vier Jahre<br />
nach ihrem hochgelobten Album<br />
„Bad Behaviour“ veröffentlicht KAT<br />
FRANKIE im <strong>Mai</strong> ihr neues Album.<br />
„Shiny Things“ ist die Arbeit einer<br />
gewachsenen Beobachterin, einer einfühlsamen<br />
Denkerin, einer wütenden<br />
Erzählerin. Vor allem aber: einer großen<br />
Songwriterin. Die 43-Jährige scheint in<br />
ihrem Kunsthandwerk über der Zeit zu<br />
stehen, scheint von dort ihren sorgenvollen<br />
Blick auf die Verflechtungen des<br />
menschlichen Handelns zu richten.<br />
Protestmusik? Ja, mitunter.<br />
www.katfrankie.com<br />
Nach mehr als elf Jahren haben sich AnNa R. und Peter<br />
Plate wieder in einem Musikstudio getroffen und gemeinsame<br />
Sache gemacht. Mit fünf Nummer-1-Alben allein<br />
in Deutschland und mehr als sechs Millionen verkauften<br />
Tonträgern galten sie unter dem Namen Rosenstolz als<br />
eines der wohl erfolgreichsten Deutschpop-Phänomene<br />
Deutschlands. Und unlängst veröffentlichten AnNa R. und<br />
Peter Plate eine gänzlich neue und überaus bewegende<br />
Interpretation des Songs „Ich tanz allein“ aus dem Musical<br />
„Ku’damm 56“, welches Plate gemeinsam mit Ulf <strong>Leo</strong><br />
Sommer und Annette Hess schrieb. Die neue Interpretation<br />
erschien nur zwei Wochen, nachdem<br />
Annett Louisan mit ihrer<br />
Version von „Wenn Du Dich<br />
auflöst“ den Auftakt<br />
für eine ganze Reihe<br />
weiterer prominenter<br />
Interpretationen<br />
der großartigen<br />
„Ku’damm 56“-<br />
Songs gegeben<br />
hat. Im <strong>Juni</strong> werden<br />
diese unter dem<br />
Titel „Ku’damm 56<br />
– Das Musical (Deluxe<br />
Edition)“ erscheinen.<br />
FOTO: O. HEINE
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
MICHELLE:<br />
30 Jahre Schlager<br />
FOTO: A. JANEVA<br />
Direkt nach ihrem verdienten<br />
Urlaub nahm sich eine der<br />
erfolgreichsten Deutsch-Pop- und<br />
Schlagersängerinnen Zeit für einen<br />
Chat, um sich mit uns über ihr neues<br />
Album „30 Jahre Michelle – Das<br />
war’s…noch nicht!“ auszutauschen.<br />
Das neue Album ist mehr als nur<br />
ein Blick zurück, immerhin finden<br />
sich neben 18 Klassikern wie „Das<br />
Hotel in St. Germain“ und „Wer Liebe<br />
lebt“ – teilweise neu aufgenommen<br />
– auch 12 neue Lieder drauf.<br />
Drei Jahrzehnte Erfolg, macht dich<br />
das stolz oder eher dankbar?<br />
Ich bin für alles dankbar in meinem Leben.<br />
Ich bin stolz auf die Menschen die seit 30<br />
Jahren an meiner Seite stehen und durch<br />
dick und dünn mit mir und meiner Musik<br />
gehen.<br />
Einige deiner Hits präsentierst du<br />
in neuem Gewand. Hat es Spaß<br />
gemacht, daran zu arbeiten?<br />
Es hat großen Spaß gemacht, jedem Song<br />
FOTO: UNIVERSAL MUSIC<br />
ein neues Leben einzuhauchen. Und wir<br />
haben während der Produktion mit viel<br />
Begeisterung diese Entwicklung verfolgt,<br />
das Ergebnis ist großartig.<br />
Was macht man nun anders?<br />
Wir haben uns natürlich in erster Linie der<br />
neuen Technik bedient und die „alten Hits“<br />
mit neuen Sounds ausgestattet, und so in<br />
die Gegenwart geholt. Das war wirklich ein<br />
spannender Prozess, der uns viel Freude<br />
gemacht hat.<br />
„Scheißkerl“ ist ein auf den ersten<br />
Blick ungewöhnlicher Liedtitel.<br />
Verrate mir etwas darüber.<br />
Scheißkerl steht für sich ... Nicht nur<br />
ich war schon mehrfach in solch einer<br />
beschriebenen Situation. Dass ein sogenannter<br />
Scheißkerl nicht nachvollziehbar<br />
ist und dennoch diese Anziehung hat, jeder<br />
kennt das, keiner versteht das.<br />
Wie frech darf Deutsch-Pop denn<br />
sein?<br />
Für mich gibt es keine Tabus. Was „man<br />
darf“, ist für mich nicht relevant. Ich<br />
gehe nach meinem Gefühl und bleibe<br />
authentisch.<br />
Auch das Lied „Romeo und Julian“<br />
fallt einem sofort auf, wenn man dein<br />
Album anschaut.<br />
„Romeo und Julian“ ist eine Liebeserklärung<br />
an die Liebe zwischen Menschen.<br />
Diese gibt es seit Menschengedenken<br />
und ist ganz sicher nicht erfundenen<br />
gesellschaftlichen „Regeln“ untergeordnet,<br />
sondern verbindet Seelen. Dies mit der<br />
bekanntesten Liebesgeschichte der Welt<br />
zu verknüpfen und damit auch „Romeo<br />
und Julia“ in die Gegenwart zu holen und<br />
gewissermaßen upzudaten, hat mir mehr<br />
als nur Spaß gemacht, das ist ein wichtiges<br />
Statement und ich kann es kaum erwarten<br />
den Song das erste Mal live aufzuführen.<br />
Erinnerst du dich noch an deinen<br />
ersten TV-Auftritt?<br />
„Und heut Nacht will ich tanzen“, mein<br />
erster Auftritt bei der ZDF Hitparade,<br />
bleibt unvergessen – lange ist es her! Und<br />
die neue Version des Songs kommt auch<br />
wieder auf eine TV-Bühne.<br />
Wie wichtig ist Social Media für eine<br />
Künstlerin heute?<br />
Social Media ist enorm wichtig geworden<br />
für Künstler. Man ist so direkt im Kontakt<br />
mit den Fans und auch anderen Künstlern,<br />
diese Plattformen sind enorm wichtig und<br />
entwickeln sich auch ständig weiter, da<br />
muss man mitmachen.<br />
Worauf freust du dich <strong>2022</strong><br />
besonders?<br />
Ich freue mich auf alles, was kommt. Mein<br />
neues Album, endlich wieder live auftreten<br />
und das Publikum spüren. Wir haben viel<br />
vor, schließlich ist es mein Jubiläumsjahr!<br />
*Interview: Michael Rädel
COMEBACK<br />
Marius Müller-Westernhagen<br />
Das eine Leben ist zu<br />
kostbar, um es an den<br />
Zeitgeist zu verschwenden.<br />
So könnte der erste<br />
Vorbote aus dem erwarteten<br />
23. Studioalbum des<br />
„Freiheit“-Sängers (1990)<br />
wohl interpretiert werden.<br />
Wütend klingt „Zeitgeist“,<br />
allerdings nicht ohne<br />
diese Wut über eine<br />
zum Lebensprinzip erklärte Substanzlosigkeit in einer<br />
algorithmusgetriebenen Scheinwelt auf Instagram und Co<br />
auch als überwindbar zu brandmarken. Westernhagen über<br />
den Text und Social Media: „Sie begünstigen Voyeurismus,<br />
Exhibitionismus, Neid. Und sie promoten Banalitäten. Das<br />
ist doch idiotisch.“ Marius Müller-Westernhagen ist mit<br />
73 ein routinierter Liedermacher, der sich nicht mehr neu<br />
erfinden mag und muss. Warum aber auch, wenn doch<br />
immer noch dieser unerschütterliche Glaube an die Macht<br />
des Aufstandes, die friedliche Revolution für ein gutes<br />
Ende durch die Zeilen blitzt. Das macht um so gespannter<br />
auf die anderen Werke auf „Das eine Leben“. *ck<br />
FOTO: SONY MUSIC<br />
CSD Frankfurt 15. - 17. Juli <strong>2022</strong><br />
westernhagen.de<br />
POP<br />
Gesungene Selbstreflexion<br />
„Das Gold Rush Kid? Das<br />
bin ich. Was die Tracks alle<br />
vereint, ist dass jeder einzelne<br />
von ihnen genau nach<br />
mir klingt“, erzählt George<br />
Ezra über den Titel seines so<br />
benannten dritten Albums.<br />
„Es ist eine Figur, die ich verkörpern<br />
will.“ Gespeist durch<br />
den krassen Gegensatz<br />
zwischen bewegtem Touralltag und lähmender Pandemie<br />
hat er neue Songs zum Teil basierend auf Notizen aus<br />
der Anfangszeit seiner Karriere so kombiniert, dass sie<br />
Antworten geben. Eine Standortbestimmung sind und<br />
optimistischer Wegpunkt auf dem Weg in die Zukunft. *ck<br />
www.georgeezra.com<br />
FOTOS: SONY MUSIC<br />
Play Well,<br />
Sleep Well<br />
Mitten im Herzen von Frankfurt,<br />
komplett renoviert und nur 50 m<br />
vom Festplatz entfernt liegt das<br />
Westin Grand Frankfurt!<br />
Ob auf dem Paradewagen<br />
oder im Heavenly Bed -<br />
“Simply the Best” for you!<br />
Mehr auf<br />
staygayatwestin.com<br />
The Westin Grand Frankfurt<br />
Konrad-Adenauer-Str. 7, 60313 Frankfurt<br />
westingrandfrankfurt.com
film<br />
INTERVIEW<br />
TILDA SWINTON<br />
„ … die Magie des Kinos“<br />
FOTOS: KICK THE MACHINE FILMS, BURNING, ANNA SANDERS FILMS, MATCH FACTORY PRODUCTIONS, ZDF/ARTE AND PIANO<br />
Aufs Internat ging sie gemeinsam<br />
mit Lady Di, in den Achtzigern<br />
stand sie für filmische<br />
Experimente von Künstlern wie<br />
Derek Jarman oder Christoph Schlingensief<br />
vor der Kamera und spätestens mit<br />
dem Oscar für „Michael Clayton“ kam auch<br />
der <strong>Mai</strong>nstream-Erfolg dazu. Doch damit<br />
sind Leben und Karriere von Tilda Swinton<br />
noch lange nicht hinlänglich umrissen,<br />
schließlich lag die 61-jährige Britin auch<br />
schon in Glaskästen schlafend im Museum,<br />
trat in Videos von David Bowie auf<br />
oder gründete eigene kleine Filmfestivals.<br />
Ganz zu schweigen davon, dass sie als<br />
Schauspielerin immer wieder in den spannendsten<br />
Filmen auftritt, von „The Beach“<br />
und „Burn After Reading“ über „We Need<br />
to Talk About Kevin“ und „Only Lovers Left<br />
Alive“ bis hin zu „Snowpiercer“ und „The<br />
Grand Budapest Hotel“. Vergangenes Jahr<br />
war sie in Pedro Almodóvars „The Human<br />
Voice“ (zu sehen bei Prime Video) und „The<br />
French Dispatch“ von Wes Anderson (verfügbar<br />
bei Disney+) zu sehen, nun meldet<br />
sie sich mit „Memoria“ auf der Leinwand<br />
zurück. Der Film des schwulen Regisseurs<br />
Apichatpong Weerasethakul läuft ab dem<br />
5.5. im Kino und ab dem 5.8. exklusiv bei<br />
MUBI.<br />
Ms. Swinton, der Regisseur Apichatpong<br />
Weerasethakul hat bislang nur Filme in<br />
seiner thailändischen Heimat gedreht.<br />
„Memoria“ ist nun seine erste Zusammenarbeit<br />
mit westlichen Schauspieler*innen<br />
wie Ihnen. Wie leicht fiel es Ihnen, Teil seiner<br />
künstlerischen Welt zu werden?<br />
Interessantes Bild, das Sie da zeichnen, aber<br />
darin erkenne ich mich nicht wieder. Was<br />
schon mal damit anfängt, dass ich mich<br />
selbst nicht in erster Linie als „westliche<br />
Schriftstellerin“ fühle. Aber Joe, wie er ja<br />
von Freund*en genannt wird, und seine<br />
künstlerische Welt fühlen sich für mich<br />
auch nicht fremd an. Ich fühlte mich ihm<br />
schon verbunden, als ich vor vielen Jahren<br />
erstmals seine Arbeit sah; später wurden wir<br />
Freunde und fingen schließlich an, zusammenzuarbeiten.<br />
Denn schon vor „Memoria“<br />
haben wir bei verschiedenen Kunstwerken<br />
kollaboriert. Jedenfalls fühlt es sich an, als<br />
seien wir Brüder im Geiste, wir haben das<br />
gleiche Empfinden für Kunst und teilen die<br />
gleiche Kultur, nämlich die des Kinos.<br />
Wie lange sind Sie beide denn schon<br />
befreundet?<br />
Unsere Wege kreuzten sich das erste Mal<br />
2004, da saß ich in Cannes in der Jury<br />
und er zeigte dort seinen Film „Tropical<br />
Malady“. Ich bewunderte seine Arbeit sehr,<br />
und zwischen uns entstand eine E-<strong>Mai</strong>l-<br />
Freundschaft. Irgendwann kuratierten wir<br />
gemeinsam ein Festival und kollaborierten<br />
bei einer Veranstaltung in Doha, und immer<br />
wieder sprachen wir über Ideen, aus denen<br />
letztlich „Memoria“ erwuchs. Ich kam also<br />
nicht als Außenseiterin zu diesem Projekt,<br />
sondern wir haben es von Anfang an<br />
gemeinsam entwickelt. Diese enge, familiäre<br />
künstlerische Zusammenarbeit erinnert<br />
mich immer wieder an meine früheren<br />
Arbeiten mit meinem guten Freund Derek<br />
Jarman. Zu schade, dass er und Joe sich<br />
nicht kennen lernen konnten. Die Filme der<br />
beiden sind höchst unterschiedlich, keine<br />
Frage. Aber in ihrer Annäherung an ihre<br />
Kunst und ihrem Feinsinn sind sich beide<br />
wirklich ähnlich.<br />
Mit Jarman begannen Sie Ihre<br />
Karriere, bis zu seinem AIDS-Tod<br />
1994 arbeiteten Sie immer wieder<br />
zusammen. Suchen Sie seither immer<br />
wieder nach ähnlich engen künstlerischen<br />
Beziehungen?<br />
Die neun Jahre mit Derek haben mich<br />
enorm geprägt und verwöhnt; eine bessere<br />
Ausbildung hätte ich in Sachen Film nicht<br />
genießen können. Als er dann starb, dachte<br />
ich zunächst, das sei es jetzt gewesen. Ich<br />
war mir sicher, dass die Sache mit dem<br />
Kino und mir ohne ihn vorbei sei, obwohl ich<br />
zweimal auch mit anderen Regisseur*innen<br />
gedreht hatte, mit Peter Wollen bei „A<br />
Friendship’s Death“ und mit Sally Potter bei<br />
„Orlando“. Und selbst als sich dann doch<br />
Optionen mit neuen Filmmacher*innen<br />
ergaben, konnte ich mir nicht vorstellen,<br />
nochmal dieses intensive, familiäre<br />
Arbeitserlebnis wie mit Derek zu erfahren.<br />
Aber ich irrte mich. Im Laufe der Jahre fand<br />
ich meinen Weg in andere Filmfamilien, in<br />
die von Wes Anderson oder Jim Jarmusch,<br />
Joanna Hogg oder Bong Joon-ho. Auch mit<br />
Joe werde ich weiterhin zusammenarbeiten.<br />
Dass ich mehr als einmal solche kreativen
Wahlverwandtschaften erleben durfte,<br />
ist mein großes Glück. Denn wenn ich<br />
nicht immer wieder in solchen Kontexten<br />
arbeiten könnte, hätte ich diesen Beruf<br />
vermutlich längst an den Nagel gehängt.<br />
Wie schnell fühlen Sie sich denn<br />
bei solchen künstlerischen<br />
Mitstreiter*innen wirklich zu<br />
Hause?<br />
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich,<br />
wie mit allen Freundschaften, aber mit<br />
der Zeit hat man schnell ein Gespür dafür,<br />
mit wem man gut harmoniert und mit<br />
wem nicht. In manchen Fällen kenne ich<br />
die Leute ewig, mit denen ich drehe, etwa<br />
Joanna Hogg, mit der ich befreundet bin.<br />
Joe und ich kennen uns, wie gesagt, auch<br />
schon 17 Jahre, Luca Guadagnino sind<br />
seit über 20 Jahren Weggefährten. Aber<br />
dann gibt es auch Fälle wie Pedro Almodóvar.<br />
Als der mich vor drei Jahren anrief,<br />
um einen Kurzfilm zu drehen, kannten<br />
wir uns eigentlich kaum, aber weil ich so<br />
vertraut war mit seinem Werk, spürte ich<br />
trotzdem eine enge Verbindung zu ihm.<br />
Gerade habe ich mit Julio Torres einen<br />
Film gedreht, der zum ersten Mal überhaupt<br />
Regie geführt hat. Doch auch ihn<br />
kannte ich zumindest als Comedy-Autor.<br />
So ein Minimum an Bezug zu jemandem<br />
muss ich schon haben, um mich darauf<br />
einzulassen.<br />
Lieben Sie denn alle Ihre Filmfamilien<br />
gleichermaßen?<br />
Ja, und ich habe Angst vor dem Tag,<br />
an dem das für mich zum Problem<br />
wird. Denn was mache ich,<br />
wenn Joe und Bong und<br />
Joanna alle gleichzeitig<br />
mit mir drehen wollen?<br />
Mich zwischen ihnen<br />
entscheiden zu<br />
müssen wäre mein<br />
Albtraum. Bislang ging<br />
das immer glatt, und wir<br />
zeitlich immer alles so<br />
geregelt bekommen, dass<br />
ich in Ruhe von Haus zu Haus<br />
wandern konnte, um es mal so<br />
auszudrücken. Die Organisation meines<br />
Kalenders ist in meinem Alltag wirklich<br />
die größte Herausforderung von allen.<br />
Denn natürlich hat man das Timing<br />
nicht immer im Griff. Ich vergleiche<br />
solche künstlerischen Kollaborationen<br />
immer mit der Arbeit eines Gärtners.<br />
Man pflanzt hier ein paar Rosen, dort<br />
ein paar Tulpen und auch noch einige<br />
Drillingsblumen – und dann wartet<br />
man. Aus mancher Blumenzwiebel wird<br />
nie etwas, andere Pflanzen brauchen<br />
– so wie zum Beispiel Guadagninos<br />
„Suspiria“-Projekt – 25 Jahre. Und<br />
mitunter geht es auch mal viel schneller<br />
als erwartet.<br />
Um noch einmal auf „Memoria“<br />
zurückzukehren: sind Sie denn<br />
letztlich dafür verantwortlich,<br />
dass Weerasethakul nun erstmals<br />
außerhalb von Thailand gedreht<br />
hat?<br />
Ich hatte zumindest von Anfang an<br />
gesagt, dass ich mir nicht wirklich<br />
vorstellen kann, wie ich auf stimmige<br />
Weise Teil seiner thailändischen Szenerie<br />
werden könnte. Und auch Joe hatte kein<br />
Interesse daran, mich als Fremdkörper<br />
in dieser Welt zu inszenieren. Er wollte<br />
nicht, dass ich „die Andere“ bin, sondern<br />
dass wir auf Augenhöhe miteinander<br />
arbeiten. So entstand die Idee, dass wir<br />
irgendwo drehen, wo wir beide fremd<br />
sind. Und so landeten wir letztlich in<br />
Kolumbien.<br />
Steckt in der Figur, die Sie nun<br />
verkörpern, eigentlich auch etwas<br />
von Ihnen? Oder denken Sie nicht<br />
in solchen Kategorien über Ihre<br />
Rollen nach?<br />
Es gibt zumindest Elemente, die ich konkret<br />
mit eingebracht habe. Die Schlaflosigkeit<br />
dieser Frau habe ich, genau wie<br />
übrigens auch Joe, schon selbst erlebt.<br />
Ich weiß, in welchen seltsamen Zustand<br />
man gerät, wenn man zwei Wochen lang<br />
eigentlich nicht schläft. Das fühlt sich<br />
fast an wie eine Art Drogentrip. Bei mir<br />
war das damals eine Nebenerscheinung<br />
von Trauer, eine Reaktion auf den Tod<br />
meiner Eltern. Deswegen verarbeitet nun<br />
auch die Figur in „Memoria“ einen Verlust<br />
und ringt mit diesem Gefühl<br />
der Entwurzelung. Diese<br />
Trauer-Erfahrung als<br />
Schwebezustand<br />
hat mich selbst<br />
sehr geprägt. Ich<br />
weiß noch, wie<br />
meine Mutter im<br />
Sterben lag und<br />
Luca Guadagnino<br />
mit mir „A Bigger<br />
Splash“ drehen wollte.<br />
Eigentlich wollte ich in<br />
dem Jahr keinen Film machen,<br />
aber er konnte mich überreden, weil ich<br />
Lust darauf hatte, Zeit mit ihm und dem<br />
Team zu verbringen. Meine Bedingung<br />
war nur, dass ich still sein kann, denn<br />
damals konnte ich nicht sprechen und<br />
wollte nichts sagen. Also verwandelten<br />
wir die Rolle von einer Schauspielerin<br />
in eine Rocksängerin nach einer<br />
Stimmbandoperation.<br />
*Interview: Patrick Heidmann<br />
Im vollständigen Interview auf<br />
männer.media erklärt Tilda Swinton,<br />
warum sie das Kino für so gar nicht<br />
tot hält. Trotz Netflix.<br />
film<br />
FREI INSPIRIERT<br />
VOM LEBEN VON<br />
Céline Dion<br />
JETZT AUF BLU-RAY,<br />
DVD & DIGITAL<br />
/Aline.DerFilm
film<br />
INTERVIEW<br />
Marcus Günther: „… diese fürchterliche Machtlosigkeit“<br />
Der in Düsseldorf beheimatete Künstler<br />
Marcus Günther veröffentlichte<br />
gerade einen Animationsfilm auf YouTube.<br />
Worum geht es in „Vor nicht allzu<br />
langer Zeit“?<br />
Um den Mythos meiner selbst, also mein<br />
eigener Schöpfungsmythos. Es ist meine<br />
frühkindliche Vorstellung, wie ich auf die<br />
Welt komme und die Welt um mich herum<br />
wahrnehme. Ein Märchen, erstunken und<br />
erlogen! (lacht) Es ist das allererste Mal, dass<br />
ich mich mit Animation beschäftige.<br />
Wie lange dauerte das?<br />
Ich war fast zweieinhalb Monate – angefangen<br />
von der Idee, basierend auf meinen<br />
Linolschnitten – damit beschäftigt. Als<br />
blutiger Anfänger musste ich immer wieder<br />
Überlegungen und Versuche durchführen,<br />
wie etwa dieses Reittier frontal oder<br />
rückseitig aussieht, wie es sich bewegt und<br />
welche Mimik es besitzt. Kommen meine<br />
Traumlandschaften auch als Animationssequenz<br />
rüber? All solche Dinge, eine<br />
unglaublich aufwendige Arbeit.<br />
Wirst du noch mehr in dieser Kunstform<br />
machen?<br />
Ich denke ja, weil es einfach ein neues<br />
Feld ist, das es zu beackern gilt und mich<br />
neugierig auf weitere Behauptungen dieser<br />
Art macht.<br />
Beeinflusst dich der Krieg in Europa?<br />
Jeder Krieg auf der Welt ist verabscheuungswürdig.<br />
Eine schreckliche Situation, diese<br />
fürchterliche Machtlosigkeit, der man ausgesetzt<br />
ist, weil man sie nicht unmittelbar<br />
ändern kann. Aber auf lange Sicht gesehen<br />
liegt es eben an uns allen, etwas zu ändern,<br />
damit die Welt ein besserer Ort wird, wo wir<br />
alle in Frieden und Freiheit leben können.<br />
Was ist das große Thema deiner<br />
Kunst?<br />
Seitdem ich künstlerische Behauptungen<br />
aufstelle, fließen weltpolitische Themen<br />
in meine Arbeiten ein. Ich trenne das<br />
nicht von meiner Kunst, da mich alles,<br />
das mich umgibt, auch beeinflusst. Die<br />
Auseinandersetzung mit dem Menschen in<br />
seiner Umwelt steht dabei im Vordergrund.<br />
Es gibt diabolische, tragikomische, aber auch<br />
poetische Momente, die sich in meinen<br />
Welten abspielen. Ich versuche das mal auf<br />
humorvolle Weise, mal mit bitterbösem<br />
Unterton zu konstruieren, fiktive Galaxien<br />
einer fernen Vergangenheit oder Zukunft.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.marcusguenther-art.com<br />
AVANTGARDE<br />
2.500 Euro Filmförderung<br />
Jedes Jahr schreibt QueerScope eine<br />
Förderung für queere Kurzfilmprojekte<br />
aus, die mit bis zu 2.500 Euro gefördert<br />
werden können. Die Förderung wird in<br />
Form eines Preisgeldes ausgezahlt, das für<br />
Drehbuchentwicklung, Herstellung oder<br />
Postproduktion genutzt werden kann. Die<br />
Ausschreibung beginnt am 1.4.<strong>2022</strong> und<br />
endet am 15.6.<strong>2022</strong>, die Gewinner*innen<br />
werden am 11.7.<strong>2022</strong> bekannt gegeben.<br />
Gefördert werden innovative queere<br />
Kurzfilmprojekte mit einer Vorführdauer von<br />
bis zu dreißig Minuten, die für die öffentliche<br />
Vorführung im Kino oder auf Filmfestivals<br />
bestimmt und geeignet sind, Kurzfilme mit<br />
seriellem Charakter, Videoinstallationen,<br />
Kurzfilme mit werbendem Charakter<br />
(Imagefilme) oder immersive Formate sind<br />
nicht förderfähig.<br />
Von der Förderung<br />
ausgeschlossen sind<br />
Filmvorhaben, die<br />
verfassungsfeindliche<br />
oder gesetzwidrige<br />
Inhalte enthalten, einen<br />
pornografischen oder<br />
gewaltverherrlichenden<br />
Schwerpunkt haben oder<br />
offenkundig religiöse<br />
Gefühle tiefgreifend und<br />
unangemessen verletzen.<br />
QueerScope – Verband der unabhängigen<br />
queeren Filmfestivals in Deutschland e. V.<br />
ist eine Kooperation von 19 unabhängigen,<br />
queeren Filmfestivals in Deutschland und<br />
zwei Schweizer Festivals. Jedes Jahr erreichen<br />
diese über 30.000 Besucher*innen<br />
und vergeben zahlreiche Preise an<br />
Kurzfilme, Langfilme und Debütfilme.<br />
Gemeinsam verleihen die Festivals den<br />
QueerScope-Debütfilmpreis.<br />
queerscope.de<br />
FOTO: M. RÄDEL
www.männer.media<br />
immer aktuell<br />
informiert
FILM<br />
DVD<br />
Letztes Jahr lief die äußerst spannende<br />
Geschichte einer Band aus<br />
Norwegen, die mit zu Klassikern gewordenen<br />
Hits wie „The Sun Always Shines<br />
on T.V.“, „Move to Memphis“, „Foot of the<br />
Mountain“ und natürlich „Take On Me“ in<br />
den internationalen Charts abräumte, mit<br />
vielen Interviews, reich und schön retro<br />
bebildert neu erzählt. Und jetzt gibt es<br />
„a-ha – The Movie“ von Thomas Robsahm<br />
und Aslaug Holm auf DVD und Blu-Ray.<br />
„Es geht darum, gemeinsam große,<br />
unrealistische Träume zu haben, wenn man<br />
jung ist, und wenn die Träume dann wahr<br />
werden, fangen auch die Probleme an. Der<br />
Film erzählt die Geschichte, wie die Band<br />
erfolgreich wurde und wie sie damit umgegangen<br />
ist“, so Regisseur Thomas Robsahm<br />
über den Film.<br />
Drei Freunde, die eine Band gründen,<br />
WÜRDIGUNG EINES<br />
POP-PHÄNOMENS<br />
das kann zu Spannungen führen. Als<br />
„Hornissennest“ bezeichnete etwa Magne<br />
Furuholmen den Vorgang, wenn das Trio<br />
an neuer Musik arbeiten würde. Er wolle<br />
nichts Neues mehr aufnehmen: „Am Ende<br />
schlagen wir uns nur die Köpfe ein“. a-ha –<br />
das waren/sind Pål Waaktaar-Savoy (Gitarre,<br />
Chor), Magne Furuholmen (Keyboard, Chor)<br />
und Sänger Morten Harket –, drei Musiker,<br />
die 1982 eine Band gründeten, schon 1983<br />
einen Plattenvertrag hatten – und den<br />
Druck, einen Hit zu landen. Das schafften<br />
sie dann kurz darauf mit „Take On Me“. Ab<br />
1985 waren a-ha plötzlich Teenager-Idole<br />
und Poster-Boys und sangen erfolgreich<br />
für einen James-Bond-Streifen die Hymne<br />
(„The Living Daylights“ 1987 für „James<br />
Bond 007 – Der Hauch des Todes“). Die drei<br />
Musiker landeten mit Singles wie „Crying<br />
in the Rain“ und „Touchy!“ Hit auf Hit. Doch<br />
Mitte der Neunziger wollten Magne, Pål<br />
und Morten erst mal nicht mehr: zu groß<br />
der Druck, der Stress, der Terz innerhalb der<br />
Band ... Erst 2000 standen sie wieder an der<br />
Spitze der norwegischen Charts, „Summer<br />
Moved On“ läutete das Comeback ein, mit<br />
„Forever Not Yours“ und „Celice“ schafften<br />
sie bis zur immer noch andauernden –<br />
immer mal wieder unterbrochenen – Pause<br />
weitere Nummer-eins-Hits in Europa.<br />
a-ha sind seit Mitte der 1980er vor allem<br />
in Europa und UK in den Charts und<br />
ein Phänomen – dieser Film erzählt ihre<br />
Geschichte. *rä<br />
www.salzgeber.de<br />
FOTOS: SALZGEBER<br />
VERLOSUNG<br />
Dame Judi Dench – „Belfast“<br />
Die Familie des neunjährigen Buddy lebt in einem überwiegend protestantischen Stadtteil<br />
mit wenigen katholischen Bewohnern, als ihr Leben eines Tages durch die ausbrechenden<br />
Turbulenzen auf den Kopf gestellt wird. Buddys Familie muss sich plötzlich entscheiden, ob<br />
sie den einzigen Ort verlassen will, den sie jemals als ihr Zuhause betrachtet hat. Die leidenschaftlichen<br />
Eltern des Jungen (Caitríona Balfe und Jamie Dornan) und seine schlagfertigen<br />
Großeltern (Oscar-Gewinnerin Judi Dench und Ciarán Hinds) sorgen mit Musik und der Magie<br />
von Filmen dafür, dass die Lebensfreude trotz allem nicht versiegt. Wir verlosen den Film!<br />
www.männer.media/gewinne
„Ich bin<br />
Mutter,<br />
Rollerfahrerin,<br />
Spirituell und<br />
Weltenbummlerin.“<br />
Sarah<br />
# HIVersity<br />
Weil ich mehr bin als<br />
nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />
NP-DE-HVU-ADVT-210002; 07/2021
Kunst<br />
EROTIK<br />
Heimliche erotische FANTASIEN<br />
Bild: Rinaldo Hopf „Surprise“ <strong>2022</strong><br />
Jeder hat sie. Manch einer<br />
denkt an den großbrustwarzigen<br />
Tennislehrer, der andere an<br />
Prager Burschen, der nächste an den<br />
rothaarigen Bartmacho, der so herrlich<br />
unfreundlich war an der Tanke,<br />
andere ergötzen sich an beschwipsten<br />
Punks ... Erotische Fantasien sind<br />
so unterschiedlich wie die Menschen<br />
selbst. Rinaldo Hopf plant ein<br />
Kunstprojekt dazu. Und du kannst<br />
mitmachen!<br />
Was wäre unser aller Leben ohne die<br />
heimlichen Gedanken erotischer Natur?<br />
Das tabulose Träumen in aller Heimlichkeit.<br />
Auch in den besten Beziehungen darf dafür<br />
Raum sein, auch hier gilt: Erlaubt ist, was<br />
niemandem schadet. Und man muss sie ja<br />
auch nicht verraten, außer man plant, sie in<br />
die Tat umzusetzen. Wer deine Fantasien<br />
aber auf jeden Fall gerne erfahren und zu<br />
Kunst verarbeiten will, ist der Wahl-Berliner<br />
Künstler Rinaldo Hopf, der sich via E-<strong>Mai</strong>l an<br />
uns gewandt hat.<br />
„Für ein Kunstprojekt, das im September an<br />
mehreren Orten in Berlin ausgestellt wird (u.<br />
a. The Ballery), suche ich Teilnehmer, die mir<br />
einen kurzen Text (oder auch ein Gedicht<br />
etc.) zu einer heimlichen erotischen Fantasie<br />
schicken – ich werde diese Fantasien dann in<br />
Bilder umsetzen“, so der international erfolgreiche<br />
und wirkende Kurator, Verleger („Mein<br />
schwules Auge“) und Maler. Wer mitmachen<br />
will, kann sich bei Rinaldo Hopf melden. *rä<br />
www.rinaldohopf.com<br />
ERINNERUNG<br />
Bob Mizer, Vorkämpfer mit<br />
der Kamera<br />
Dieses Jahr jährt sich sein Todestag zum 30. Mal, sein Geburtstag<br />
im März gar zum 100. Mal. Doch auf seine Kunst müssen<br />
wir nicht verzichten: Bobs wegweisendes Magazin „Physique<br />
Pictorial“ ist wieder zu haben – neu aufgelegt.<br />
Bob Mizer (27. März 1922 – 12. <strong>Mai</strong> 1992) gründete 1945 seine<br />
Fotoagentur „Athletic Model Guild“, 1951 erschien erstmals die<br />
Zeitschrift „Physique Pictorial“. Der Fotograf erlangte mit seinen<br />
homoerotischen Fotos und Filmen den Status einer Legende.<br />
Mizers schwule und später auch explizite Bilder sind Bestandteil<br />
der Sammlungen des Museum of Modern Art in New York und<br />
des Museum of Contemporary Art in Los Angeles. Auch der<br />
Kölner TASCHEN Verlag hat seine Kunst im Angebot. Es scheint,<br />
als ob die Kunstwelt seine Fotografien zu schätzen gelernt hat.<br />
Dabei zeigte Bob Mizer seit den 1940ern pure Homoerotik:<br />
nackte Hintern, ausgebeulte Badehosen (später auch Glieder im<br />
Sonnenlicht), Brusthaar, sich miteinander vergnügende Machos,<br />
freche Jungs und kernige Kerle in derben und auch sexuellen<br />
Posen. Das kann (leider) immer noch provozieren – und auf<br />
verschiedene Weisen erregen. *rä<br />
www.bobmizer.org, www.instagram.com/bobmizer,<br />
www.facebook.com/BobMizerFoundation
In jeder<br />
Stadt<br />
zu Hause<br />
Übernachten bei queeren<br />
Gastgebern in über 70 Ländern!<br />
29 €<br />
AB<br />
PRO NACHT<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/ SHAPECHARGE<br />
Seit 20 Jahren in der Community bekannt unter ebab
kunst<br />
AUSSTELLUNG<br />
DENI<br />
HORVATIĆ:<br />
Der Mensch<br />
mal anders<br />
Das kann auch mal erotisch sein! Vor allem aber ungewöhnlich,<br />
denn wann sieht man schon einen Badenden aus der<br />
Badewannenbodenperspektive?<br />
Vom 3. <strong>Juni</strong> bis zum 16. Juli stellt der in Kroatien geborene<br />
Künstler seine Kunst bei nüüd.berlin in Berlins Mitte aus.<br />
Er lässt uns die Abgebildeten intim und nah erfahren, doch<br />
eines gönnt er uns nicht: deren Gesicht. Ein wunderbarer und<br />
kunstvoller Kontrapunkt zu den vielen, vielen Porträtaufnahmen,<br />
die vor allem seit dem Siegeszug von Social Media die<br />
Welt fluten. „Mich erinnern die lebensgroßen Fotografien, die<br />
auch etwas Fetischmäßiges haben, an eine moderne Interpretation<br />
alter holländischer Meister, das Bild LOCKER ROOM<br />
ist ein modernes Stillleben, wenn man nicht genau hinschaut,<br />
könnte es auch ein durcheinandergewirbeltes Wildbret mit<br />
Tulpe sein. Die nackten Füße oder das Selbstporträt scheinen<br />
eine Wiederbelebung der großen Renaissancemaler wie Caravaggio<br />
oder Michelangelo zu sein“, so Galerist Henner Merle<br />
über die Ausstellung. Ungewöhnliche Bilder, großes Können<br />
eines noch jungen Künstlers, sicherlich einer der Höhepunkte<br />
des Galerie-Sommers. *rä<br />
3.6. – 16.7., Deni Horvatić „SCAN“, nüüd.berlin,<br />
Kronenstr. 18, Berlin, www.nüüd.berlin
FOTOGRAFIE<br />
Sinnlich und süß,<br />
kernig und sexy<br />
Regenbogen-Fabelwesen,<br />
die für Unschuld, Magie, das<br />
Gute und seit einigen Jahren<br />
ebenfalls für das Queere<br />
stehen, bereichern auch<br />
unsere Kultur.<br />
Wunderbar, dass ein<br />
Feen-Regenbogen-<br />
Pferdchen auch in dem<br />
Bildband „MÄNNER 2“<br />
von Anja Müller auftaucht.<br />
Hier versammelt die<br />
Künstlerin über siebzig<br />
Männer zwischen zwanzig und<br />
achtzig Jahren. Ganz im Sinne des von uns geförderten<br />
Body-Positivity-Gedankens kommen viele Arten Mann<br />
und Körper vor. Ein ungewöhnliches und mitunter auch<br />
erotisches Buch, das einen kunstvollen Blick auf Männer in<br />
vielen Facetten zulässt. Besonders sinnlich sind die Bilder<br />
der sich (nicht nur) kuschelnden Paare … *rä<br />
www.elite-contacts.com<br />
Berlin-Hamburg-Köln-Düsseldorf-<br />
Frankfurt-Stuttgart-München-Wien<br />
Klaus & Peter<br />
Traumhochzeit <strong>2022</strong><br />
Johannes & <strong>Mai</strong>k<br />
glücklick verheiratet<br />
Maximilian & David<br />
anderthalb Jahre verlobt<br />
Markus & Dennis<br />
sind „endlich angekommen“<br />
Philipp Schwarzenberg<br />
Partnervermittler in 2.<br />
Generation<br />
Jonas & Kai<br />
2 Jahre zusammen<br />
Anja Müller „MÄNNER 2“, 208 Seiten,<br />
Format: 27 x 20 cm, gebunden, Fadenheftung und<br />
Schutzumschlag, Preis: 29,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-88769-307-7, www.konkursbuch.de,<br />
anja-mueller-fotografie.de<br />
Exklusive Persönliche Partnervermittlung<br />
für homosexuelle Männer<br />
Ihr Glück ist unser Ziel!<br />
Jetzt kostenfrei informieren:<br />
069/5050604448 o. 040/8090319645<br />
Inh. Philipp Schwarzenberg<br />
Email: mail@elite-contacts.com
BUCH<br />
KULT<br />
„Flash Gordon –<br />
Der Untergang von Ming“<br />
Ab 1934 begeisterte Zeichner und Autor<br />
Alex Raymond (2.10.1909 – 6.9.1956)<br />
mit seinen Comics über den Superhelden<br />
weltweit eine große und bis heute wachsende<br />
Fan-Gemeinschaft.<br />
Schon in den 1930ern gab es fürs Kino<br />
produzierte Kurzfilme (Serials), 1980<br />
wurde der Superheld dann sogar ganz<br />
pompös für die Kinoleinwand inszeniert,<br />
den Soundtrack dazu stellten die queeren<br />
Rock-Popper von Queen. Mit „Flash<br />
Gordon – Der Untergang von Ming“<br />
erschien unlängst eine weitere aufwendige<br />
und hochwertige Comicsammlung (die<br />
Originale waren in Zeitungen zu finden)<br />
als gebundenes Buch. Der muskulöse<br />
Aalglatte mit blonder Tolle setzt sich hier<br />
einmal mehr für das Gute ein – und rettet<br />
seine Mitstreiter*innen auch vor gefährlichen<br />
Monstern. Zusammen mit seiner<br />
Gefährtin Dale Arden und dem genialen<br />
Wissenschaftler Dr. Zarkov macht sich der<br />
Starke auf, um gegen Ming, den Unbarmherzigen,<br />
zu kämpfen. Einmal mehr kehrt<br />
das Trio zurück auf den Planeten Mongo …<br />
Die hier versammelten Comics erschienen<br />
erstmals von Januar 1941 bis August<br />
1944 und waren die letzten, die Erfinder<br />
Alex Raymond selbst zeichnete, bevor<br />
er an seinen Kollegen Austin Briggs<br />
übergab. Dessen Einstand, die ersten 15<br />
Sonntagsseiten, erscheinen in diesem<br />
Band als Bonus. Beim Lesen wird schnell<br />
klar, wie groß der Einfluss dieser kultigen<br />
Science-Fiction auf spätere Erzählwelten<br />
wie „Dune“, „Masters of the Universe“,<br />
„Captain Future“ und „Star Wars“ ist. Große<br />
Kunst und ein tolles, auch heute noch<br />
spannendes Zeitzeugnis. *rä<br />
www.hannibal-verlag.de<br />
FOTOGRAFIE<br />
Die demokratische Kunst?!<br />
Ist Fotografie immer Kunst? Dieses knackige Buch<br />
voller Wissen für alle beschäftigt sich auch mit diesem<br />
Gedanken.<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM_POIKE<br />
Als in den 1820er-Jahren die Fotografie von Joseph<br />
Nicéphore Niépce erfunden wurde – nach seinem Tod<br />
setzte in den 1830ern Louis-Jacques-Mandé Daguerre<br />
seine Arbeit fort –, war an Phänomene wie Instagram<br />
oder Facebook noch nicht zu denken. Trotzdem war<br />
schnell klar, dass mit der Kamera scheinbar jeder zum<br />
Künstler werden kann. Heute weiß man es besser:<br />
Fehlen die Idee und das Auge für den richtigen<br />
Moment und Ausschnitt, helfen auch keine tausend Filter, es bleibt ein<br />
Schnappschuss. Immerhin ein Zeitzeugnis, ein Tatsachendokument.<br />
Das gerade im MIDAS Verlag erschienene Buch „Fotografie“ von David<br />
Bate aus der Reihe „Art Essentials“ nimmt uns mit auf eine Reise zu den<br />
Anfängen bis zum Heute. Auf über 170 Seiten werden Kunstströmungen<br />
wie „Die Neue Sachlichkeit“, Konzeptkunst oder auch Piktorialismus<br />
behandelt und Künstler*innen wie Nan Goldin werden gut verständlich und<br />
informativ dargestellt. *rä<br />
www.artessentials.de
BUCH<br />
CINEMA<br />
Mythos Hollywood<br />
in der Kunst<br />
Die Oscars mit ihrem<br />
Glamour, die Stadt mit<br />
ihren Stars und Skandalen, vor<br />
allem aber die Filmkunst, die hier<br />
erschaffen wird und weltweit<br />
beflügelt. Der TASCHEN Verlag<br />
in Köln und die Helmut Newton<br />
Stiftung in Berlin widmen sich<br />
dieses Jahr der Legende, die auch<br />
schon Weltstars wie Amanda Lear<br />
und Madonna inspirierte.<br />
Am 2. <strong>Juni</strong> eröffnet die Ausstellung<br />
der Helmut Newton Stiftung<br />
„HOLLYWOOD“ mit einer Vernissage,<br />
die Ausstellung ist bis zum 20.<br />
November geöffnet. Gezeigt werden<br />
Stars wie Liz Taylor, Judy Garland und<br />
Marianne Faithfull, aber auch Kunst von<br />
Künstler*innen wie Jens Liebchen, Eve<br />
Arnold, Annie Leibovitz und natürlich<br />
Helmut Newton.<br />
Schon früher konnte man in Buchform<br />
den Mythos ergründen, Jürgen Müller<br />
präsentiert die Filme der Jahre 2011<br />
– 2020. Mit dabei in dem Bildband „100<br />
Filme der 2010er“ (19,6 x 25,5 cm, 2,77<br />
kg, 880 Seiten) sind schwule Klassiker<br />
wie „Moonlight“ und „Bohemian Rhapsody“<br />
sowie Stars wie George MacKay<br />
und Timothée Chalamet. *rä<br />
www.helmutnewton.com,<br />
www.taschen.com
BUCH<br />
Wege zum Glück und Tipps, Trauer zu<br />
überwinden. Zwei neue Bücher machen<br />
Mut und geben Kraft an schweren Tagen.<br />
Krieg in Europa, Jahre der Pandemie, der<br />
Verlust geliebter Menschen oder Freunde,<br />
Sorgen um den Arbeitsplatz. Viele Faktoren<br />
können dazu führen, dass man sich<br />
wie gelähmt vor Trauer, unglücklich und<br />
einsam fühlt. Gerade erschienen sind zwei<br />
Bücher, die sich zum einen mit der Trauer,<br />
zum anderen mit den Wegen zum Glück<br />
beschäftigen.<br />
PSYCHOLOGIE<br />
Das Glück, die Trauer und<br />
die Lebensfreude<br />
„endlich. Über Trauer reden“ von<br />
Caroline Kraft und Susann Brückner,<br />
den Macherinnen des gleichnamigen<br />
erfolgreichen Podcasts, erscheint am 14.<br />
März bei Goldmann und liest sich anders<br />
als andere Bücher zum Thema Tod. „Uns<br />
geht es um das Erkennen der Trauer in all<br />
ihren seltsamen Erscheinungsformen, um<br />
Funktionierenmüssen und Kapitulation,<br />
echten Trost, um die Körperlichkeit der<br />
Trauer, um Rituale und Sex“, wird vorab<br />
verraten. So ist der Ton dann auch nicht<br />
allzu pietätvoll, kirchlich oder betulich,<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/PHOTOSCHMIDT<br />
nein, es werden ehrliche Worte gewählt<br />
und praktische Tipps gegeben, die das<br />
Loslassen und Verarbeiten leichter<br />
machen. Beide Autorinnen mussten dies<br />
schon: Susann Brückner verlor ihren Vater<br />
und ihren Bruder durch Suizid, Caroline<br />
Kraft, ausgebildete Sterbebegleiterin,<br />
musste über den Tod des Ex-Freundes<br />
hinwegkommen. endlich.cc<br />
Natalie Jeanne Zonnekeins Buch „Komm<br />
mit, wir gehen glücklich werden“ bietet<br />
auch Rat und Lebenshilfe, allerdings ganz<br />
anders, nicht von der Trauer ausgehend,<br />
es geht um das Streben nach Glück – und<br />
das mit ganz praktischen Denkanstößen<br />
und Tipps in poppiger Aufmachung.<br />
Schriftlich verrät der Verlag über das Buch<br />
der studierten Psychologin und Yoga- und<br />
Meditationslehrerin via E-<strong>Mai</strong>l: „Es ist in<br />
der heutigen von Wandlungen und Krisen<br />
gezeichneten Welt nicht immer leicht zu<br />
erkennen, was das eigene Glücklich-Sein<br />
nun eigentlich genau ausmacht. Oft wird<br />
die Suche von der Frage begleitet, wie man<br />
nachhaltig die notwendigen Grundlagen<br />
für das eigene Glück erschaffen kann.<br />
Dieses Buch lädt ein, sich auf eine Reise<br />
zum eigenen Glück zu begeben und das<br />
eigene Glücks-Vermögen zu stärken.“<br />
Natalie Jeanne Zonnekein betreibt ein<br />
Meditationszentrum auf Korfu und<br />
gibt dort und gibt Workshops und die<br />
Möglichkeit zu spirituellen Ruhepausen in<br />
der Natur. *rä<br />
manto-corfu.com<br />
KINDER<br />
Zwei Regenbogenfamilien,<br />
viel Hetze und ein Skandal<br />
Kinder können glücklich in Regenbogenfamilien<br />
aufwachsen oder bei Alleinerziehenden. Oder eben<br />
bei heterosexuellen Paaren. Warum aber sorgt ein kindgerechtes<br />
Buch über diese Möglichkeiten für einen Skandal?<br />
FOTOS: LAWRENCE SCHIMEL, NORMUNDS BRASLIŅŠ<br />
Nun, weil „Miscoda család!“ von Lawrence<br />
Schimel und Elīna Brasliņa in Ungarn<br />
erschienen ist, einem Land, dessen aktuelle<br />
Regierung sich anscheinend auf einem<br />
Kreuzzug gegen queere Lebenswelten<br />
befindet. Irgendein Feindbild muss ja<br />
sein, um von den eigentlichen Problemen<br />
abzulenken. Hier war es der Umstand, dass<br />
das Buch in zwei Geschichten einmal von<br />
einem Mädchen mit zwei Vätern erzählt,<br />
einmal von einem Jungen mit zwei Müttern.<br />
Im Fokus steht übrigens nicht die homosexuelle<br />
Liebe der Erziehenden, sondern zum<br />
Beispiel die hellwache Katze Rosa und der<br />
Familienhund, der den Teddy klaut …<br />
Durch eine Crowdfundingaktion des<br />
Projekt 100% MENSCH Verlages kann<br />
dieses lustige gereimte Kinderbuch mit<br />
dem Titel „Hundemüde & Hellwach“ nun<br />
zweisprachig in Deutschland erscheinen,<br />
auf Deutsch und auf Polnisch. „Für jedes<br />
in Deutschland verkaufte Exemplar geht<br />
eine polnische Version an die queere<br />
Menschenrechtsorganisation Equality<br />
Factory (Fabryka Równości) in Stuttgarts<br />
polnischer Partnerstadt Łódź“, wird via<br />
E-<strong>Mai</strong>l vom in Stuttgart sitzenden Projekt<br />
100% MENSCH verraten. *rä<br />
www.100mensch.de
BILDBAND<br />
Die Stadt des<br />
Heiligen Franziskus<br />
BUCH<br />
Die legendäre Golden Gate Bridge,<br />
Hippies, sichtbar schwules Leben<br />
schon ab den späten 1960ern, pittoreske<br />
viktorianische Häuser und eine malerische<br />
Lage am Pazifik: San Francisco verzaubert<br />
schon seit Generationen – und wurde<br />
(deswegen) auch schon in vielen Liedern<br />
besungen.<br />
„San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in<br />
Your Hair)“ von Scott McKenzie ist so eine<br />
Hymne. Oder „Fake Tales of San Francisco“<br />
der Arctic Monkeys, „San Francisco (You’ve<br />
Got Me)“ der Village People und „I Left My<br />
Heart in San Francisco“ von Tony Bennett.<br />
Auch in der Kunstwelt wurde die Stadt, die<br />
Franz von Assisi (um 1180 – 1226) gewidmet<br />
ist, unzählige Male inszeniert – und<br />
ist jetzt gern genutzter Hintergrund bei<br />
schnöden Selfies.<br />
Wie es besser geht, zeigt das Buch „San<br />
Francisco. Porträt einer Stadt“ von Autor<br />
Richie Unterberger und Herausgeber Reuel<br />
Golden, das beim TASCHEN Verlag erschienen<br />
ist. Es macht mit Fotografien unter<br />
anderem von Steve Schapiro, Minor White,<br />
Daniel Nicoletta „Enchantra at the Castro Street Fair“ 1976<br />
Dorothea Lange, Albert Watson, Robert<br />
Frank, Garry Winogrand, Fred Herzog und<br />
Ansel Adams die spannende und bewegte<br />
Geschichte der im 18. Jahrhundert gegründeten<br />
und Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
auch durch den kalifornischen Goldrausch<br />
erblühten Stadt erfahrbar. *rä<br />
„San Francisco. Porträt einer Stadt“,<br />
www.taschen.com<br />
WELCOME TO THE<br />
ONESUITS CLUB<br />
WWW.ONESUITSCLUB.DE<br />
WWW.ONESUITSCLUB.DE
mode<br />
bademode<br />
hingucker am<br />
strand<br />
Bunt und von den 1990ern geküsst, so<br />
präsentiert sich die hier vorgestellte<br />
Swimwear von der Urlaubsinsel Gran<br />
Canaria. Ein Sehnsuchtsort für viele, der<br />
nicht nur für Feierfreuden steht, sondern<br />
auch für Strand und Meer.<br />
Und wie man sich da am besten kleidet,<br />
siehst du hier bei den aktuellen Kollektionen<br />
der beiden auf der Insel beheimateten<br />
Modelabels Palmas und Chela Clo. <strong>2022</strong> kam<br />
die „Gran Canaria Swimwear Fashion Week“<br />
zur Fashion Week nach Berlin. Dazu verrät<br />
Christiane Arp, die Vorsitzende des Fashion<br />
Council Deutschland: „Grenzen überschreitende<br />
Zusammenarbeit ist in der Modewelt von heute<br />
von großer Bedeutung. Kooperationen auf<br />
kreativer Ebene, aber auch in der Produktion,<br />
sind überlebenswichtig für lokale Talente und<br />
Hersteller im globalen Wettbewerb. Diese zu<br />
fördern ist eines der wichtigsten Anliegen des<br />
Fashion Council Germany. Die Partnerschaft mit<br />
der Gran Canaria Swimwear Fashion Week, der<br />
einzigen professionellen Runwayshow für Swimwear<br />
in Europa, ist ein wichtiges Signal und ein Schritt in<br />
die Zukunft, um den Austausch zwischen deutschen<br />
und internationalen Designern zu unterstützen.“ *rä<br />
www.chelaclo.com, www.palmaswim.com
mode<br />
TREND<br />
ONESUITS CLUB<br />
Jumpsuits für Männer werden<br />
immer beliebter. Nicht nur bei<br />
Hipstern hat sich dieser bequeme Trend<br />
mittlerweile durchgesetzt.<br />
Noch kein Outfit für den Sommer?<br />
Onesuits Club hat die Lösung! Die<br />
Marke hat den Jumpsuit für IHN<br />
entworfen. Für mehr Freiheit und<br />
Spaß auf Festivals, auf privaten<br />
Feiern mit Freunden oder im<br />
Urlaub, sorgt dieser bequeme<br />
Ganzkörperanzug mit kurzen<br />
Armen und Beinen. Jumpsuits<br />
wurden ursprünglich als<br />
Einsatzkleider für Fallschirmjäger<br />
entworfen, mittlerweile kommen sie<br />
bei normalen Fallschirmsportlern zum<br />
Einsatz. Die Einteiler sind praktisch, da sie<br />
einfach anzuziehen sind und bei starkem<br />
Wind optimalen Sitz garantieren. Zudem<br />
sind sie sehr angenehm zu tragen, da<br />
beispielsweise kein Hosenbund drücken<br />
oder zerren kann.<br />
www.onesuitsclub.de
Reise<br />
GAY CRUISE 2023<br />
VON FRANKREICH NACH ITALIEN<br />
Die Spartacus Cruise wird<br />
auch 2023 wieder in See<br />
stechen und hat nach der Ägäis<br />
und den Kanaren ein neues,<br />
vielseitiges Fahrgebiet. Im wunderschönen<br />
Frühsommermonat <strong>Mai</strong> geht es<br />
die französische und italienische Küste<br />
entlang. Die französische Küstenstadt<br />
Marseille ist Abfahrts- und Endpunkt der<br />
sieben Nächte dauernde Kreuzfahrt mit<br />
zwei Insel-Stopps. Von hier kann man<br />
als Vor- oder Nachprogramm noch eine<br />
Verlängerung mit Besuch der Côte d`Azur<br />
planen. Außerdem ist Marseille sowohl<br />
mit dem Flugzeug als auch mit der Bahn<br />
hervorragend zu erreichen.<br />
Die Route im Detail:<br />
■ 13. <strong>Mai</strong> Marseille<br />
■ 14. <strong>Mai</strong> See-Tag<br />
■ 15. <strong>Mai</strong> Elba<br />
■ 16. <strong>Mai</strong> Rom<br />
■ 17. <strong>Mai</strong> Livorno (Florenz)<br />
■ 18. <strong>Mai</strong> Villefranche-sur-Mer (Nizza)<br />
■ 19. <strong>Mai</strong> Korsika<br />
■ 20. <strong>Mai</strong> Marseille<br />
Diese Route kombiniert kulturhistorisch<br />
herausragende Städte wie Rom und<br />
Florenz mit genug Zeit für Tagesausflüge.<br />
Den Charme der französischen Lebensart<br />
vermitteln die pittoresken Häfen von<br />
Portoferraio (Elba) und Calvi (Korsika). Hier<br />
locken Bergdörfer mit Wanderungen und<br />
Strände zum Schnorcheln. 2023 gibt es<br />
neben den touristisch geprägten Ausflügen<br />
auch Führungen mit lokalen Guides, die<br />
spezielle Kenntnisse über die Geschichte<br />
und Lebensweise der schwulen Community<br />
vor Ort vermitteln. Wer lieber an Bord<br />
bleiben möchte, kann auch wunderbar auf<br />
dem FKK-Deck relaxen.<br />
UMWELTFREUNDLICHES<br />
BOUTIQUE-SCHIFF<br />
Als Schiff steht wieder die umweltfreundliche<br />
Vasco da Gama mit ihrer überschaubaren<br />
Gästezahl von unter 1.000 Reisenden<br />
zur Verfügung. Das Schiff wurde mit einer<br />
neuen Antriebsanlage ausgestattet, die<br />
nicht mit Schweröl betrieben wird. Die<br />
Vasco besticht durch ihre zwei Pools, von<br />
denen der größere mit einem verschließbaren<br />
Glasdach versehen ist und somit bei<br />
jedem Wetter genutzt werden kann. Auch<br />
gastronomisch spielt die Vasco da Gama<br />
in der Oberliga. Sie verfügt über drei À-lacarte-Restaurants,<br />
von denen das asiatisch<br />
ausgelegte „Fusion“ mit besonderer Liebe<br />
zum Detail überzeugt. Dazu gehören auch<br />
stilechte japanische Tische auf Bodenhöhe.<br />
Aber auch das Buffet-Restaurant<br />
Pantry sticht konzeptionell hervor. Es<br />
erinnert eher an einen Food-Court mit<br />
unterschiedlichen kulinarischen Stationen.<br />
Dieser konzeptionelle Ansatz findet sich<br />
auch bei den zahlreichen Bars wieder und<br />
erreicht seinen Höhepunkt in der rundum<br />
verglasten Aussichtslounge The Dome.<br />
ENTERTAINMENT<br />
Neben dem bordeigenen Showprogramm<br />
werden wieder zahlreiche Highlights für<br />
Begeisterung sorgen. Für die Bars und<br />
Lounges sind kleine abwechslungsreiche<br />
Acts wie Karaoke, Lesungen und Quiz, aber<br />
auch Aufführungen von Instrumentalkünstlern<br />
und Akrobaten vorgesehen. Übrigens<br />
kann sich jeder in das bunte Programm<br />
einbringen, indem er sich am Contest zur<br />
Dekoration der Kabinentüren beteiligt.<br />
Höhepunkt werden die Pool Games mit<br />
der Wahl des Mr. Cruise am See-Tag sein.
Medienpartner:<br />
MÄNNER.<br />
UND MEER.<br />
DEINE GAY CRUISE<br />
13. – 20. <strong>Mai</strong> 2023<br />
Marseille – Elba – Rom – Livorno –<br />
Nizza – Korsika – Marseille<br />
FRÜHBUCHER-<br />
RABATT<br />
bis 31. August <strong>2022</strong><br />
Die Kandidaten müssen hier verschiedene sportliche<br />
Herausforderungen meistern und sich im Mehrkampf fast<br />
jugendfreien Spielen unterziehen.<br />
Auf vielfachen Wunsch unserer Gäste werden die beliebten<br />
Themenparties ausgeweitet, bei denen die Gäste ihrer<br />
Fantasie für Kostüme freien Lauf lassen können. Sie beginnen<br />
mit dem Ablegen des Schiffes am dreigeschossigen<br />
Heckpool, der mit einer aufwendigen Licht- und Soundtechnik<br />
ausgestattet wird. Als Themen stehen White, Drag,<br />
Uniform, Disco, Sports, Kinky und Rainbow fest. Sollte die<br />
Wetterlage eine Heckparty nicht zulassen, steht der DOME<br />
Club auf Deck 12 zur Verfügung. Musikalisch reicht die<br />
Auswahl von Clubsounds über House bis zu Techno z. B.<br />
durch unseren Resident DJ Chris Bekker. Um auch den<br />
Bedürfnissen der Erholung gerecht zu werden, kann man<br />
seine Kabine in der Party- oder Ruhezone auswählen.<br />
Buchungen sind unter www.spartacus.cruises bis August<br />
mit einem Frühbucherrabatt von 10 % möglich, so dass die<br />
Preise für Vollpension schon bei 98 EUR pro Tag starten.<br />
www.spartacus.cruises
Gesellschaft<br />
INTERVIEW<br />
HELMUT<br />
METZNER:<br />
„Diesem Anliegen<br />
von Diversität, von<br />
Vielfalt, wieder ein<br />
Haus geben“<br />
FOTO: CARO KADATZ<br />
Zehn Jahre führte Jörg Litwinschuh-Barthel<br />
als Gründungsvorstand<br />
die Geschicke der einzigen<br />
queeren Bundesstiftung. Die Suche<br />
nach eine*m/einer*r Nachfolger*in<br />
dauerte einige Zeit, Anfang April gab<br />
das Kuratorium über den Kuratoriumsvorsitz<br />
im Bundesjustizministerium<br />
ihn bekannt. Helmut Metzner<br />
ist der zweite geschäftsführende<br />
Vorstand der Bundesstiftung Magnus<br />
Hirschfeld. Wir sprachen telefonisch<br />
mit ihm.<br />
Erhoffst Du dir durch deine guten<br />
Kontakte in die Politik auch mehr<br />
Unterstützung aus dem Bundestag?<br />
Erwartest Du persönlich von dort<br />
mehr?<br />
Es geht darum, die Finanzbasis für die<br />
Arbeitsfähigkeit der Stiftung zu verbessern.<br />
Dafür muss ein breiterer Blickwinkel eingenommen<br />
werden. Ich freue mich, dass die<br />
Koalition bei der Antidiskriminierungsarbeit<br />
viel vor hat und die Architektur dieser auch<br />
weiterentwickeln will wie zum Beispiel<br />
mit dem Queerbeauftragten, mit einem<br />
nationalen Aktionsplan oder im Projekt<br />
„Mehr Demokratie“. Die Frage ist, wie sich<br />
die Stiftung in dieser Landschaft positioniert<br />
und was dabei ihren spezifischen Mehrwert<br />
ausmacht. Ich bin guter Hoffnung, dass<br />
das Bewusstsein dafür vorhanden ist,<br />
dennoch dürfen uns nicht nur auf dieses<br />
Feld verlassen und müssen breiter schauen.<br />
Was können andere Ebenen leisten, welcher<br />
Beitrag aus Mitteln der Europäischen Union<br />
zum Beispiel ist möglich. Wir sollten auch den<br />
privatwirtschaftlichen Sektor adressieren.<br />
Welcher Hebel könnte dort wirken?<br />
Bei dem, was die Stifter seinerzeit auch<br />
motiviert hat, spielte der Gedanke einer<br />
kollektiven Wiedergutmachung eine Rolle.<br />
Einer Wiedergutmachung für das zerstörte<br />
Lebenswerk von Magnus Hirschfeld. Von<br />
politischer Seite haben wir dazu inzwischen<br />
allerhand gesehen. In der Wirtschaft gibt es<br />
zwar auch einiges im Bereich der Corporate<br />
Responsibility, aber ich glaube, dass muss<br />
noch stärker adressiert werden. Ich meine<br />
übrigens, dass wir da auch am positiven<br />
Vorbild von Magnus Hirschfeld anschließen<br />
können. Hirschfeld hat ja – für seine Zeit<br />
unglaublich innovativ – mit wirtschaftlichen<br />
Playern zusammengearbeitet, um seine<br />
Arbeit und seine Projekt wie das Institut für<br />
Sexualwissenschaften, wirtschaftlich zu<br />
betreiben.<br />
„Entscheidend ist das<br />
Programm, das dabei<br />
raus kommt.“<br />
Seit einigen Jahren ist pink Marketing<br />
ein Megatrend. Kaum eine Marke, die<br />
keine Pride-Kollektion oder ein Logo<br />
in Regenbogenfahnen zur CSD-Saison<br />
hat. Wirst Du da auch anklopfen?<br />
Ja, durchaus. Im Grunde sehe ich dabei<br />
zwei Aufgaben: Die Stiftung muss das<br />
Selbstbewusstsein der Community stärken<br />
und das Verantwortungsbewusstsein der<br />
Gesamtgesellschaft. entwickeln Wir müssen<br />
Solidarität organisieren, besonders auch bei<br />
denen, die vielleicht denken, „Was hab ich<br />
denn mit Diversität zu tun?“ Ihnen müssen<br />
wir klar machen, dass Angriffe auf die<br />
Freiheit von sexuellen und geschlechtlichen<br />
Minderheiten, dass Homo-, Bi-; Inter-und<br />
Transphobie Angriffe auf die Mitte der<br />
Gesellschaft sind und diese Realität sind. In<br />
Frankreich stehen rechtsnationale Parteien<br />
bei 30 Prozent, wir haben die AfD im Bundestag<br />
und von Polen und Ungarn muss ich<br />
hier wohl erst gar nicht anfangen. Kurzum:<br />
Die Mitte muss sich behaupten. Das zeigt,<br />
dass Investitionen in das Selbstverständnis<br />
und das Selbstbewusstsein der offenen<br />
Gesellschaft unabdingbar sind.<br />
Mal frech gefragt: Willst Du etwas<br />
anders machen, als Dein Vorgänger?<br />
Darum geht es nicht. Es wäre doch<br />
unklug und anmaßend, über die Köpfe der<br />
Entscheidungsträger*innen und über die<br />
Köpfe der Community hinweg so zu tun,<br />
als habe man das Rezept zur Glückseligkeit<br />
schon gefunden. Ich setze sehr auf einen<br />
dialogischen Prozess. Hineinhören in die<br />
Community und dann sehen, was wir dort<br />
stärken können mit Blick auf die Aufgaben,<br />
die die Satzung der Stiftung vorgibt: Das<br />
ist einmal die Erinnerung an die Arbeit<br />
von Magnus Hirschfeld, die Erforschung<br />
dessen, was LSBTIQ*-Verfolgung in der<br />
Vergangenheit bedeutet hat und vor allem<br />
Aufklärung und Prävention, dass sich so<br />
etwas nie wieder einstellen kann. Da sind<br />
Gespräche und Austausch glaube ich erst<br />
einmal die grundlegenden Werkzeuge. Erst<br />
danach muss man dann schauen, was zum<br />
Beispiel mit dem Bund und den Ländern<br />
über Bildung und Ausbildung als Basis für<br />
die Fähigkeit mit Heterogenität umgehen zu<br />
können, geleistet werden kann. Das ist eine<br />
spannende Aufgabe, bei der es nicht darum<br />
geht, alles anders oder neu zu gestalten,<br />
sondern Bewährtes zu erhalten, anderes kritisch<br />
zu hinterfragen und aus allem im engen<br />
Austausch das Beste abzuleiten. Denn: Die<br />
Stiftung ist nur so stark, wie die Menschen,<br />
die sie gemeinsam tragen und unterstützen.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
Wie Helmut Metzner auf Kritiken reagiert<br />
und wo er die Stiftung in zehn Jahren<br />
sieht, lest ihr im vollständigen Interview<br />
auf männer.media!
GESUNDHEIT<br />
Warum der/die<br />
richtige Ärzt*in<br />
so wichtig ist<br />
Was gilt es bei der<br />
Arztsuche für HIVpositive<br />
Menschen<br />
zu beachten?<br />
NP-DE-HVU-ADVR-220003<br />
Die Suche nach einem/r Ärzt*in,<br />
der/die gut zu einem passt,<br />
kann man im Allgemeinen<br />
ziemlich gut mit der Suche<br />
nach einem/r passenden Friseur*in vergleichen.<br />
Man entscheidet sich dabei auch<br />
nicht gleich für die erstbeste Möglichkeit,<br />
sondern probiert erst einmal verschiedene<br />
aus, bevor man eine langfristige Entscheidung<br />
trifft.<br />
Auch für HIV-positive Menschen<br />
gestaltet sich die Arztsuche so, denn<br />
wie bei Friseur*innen muss auch bei<br />
HIV-Schwerpunktärzt*innen nicht nur<br />
die Fachkompetenz stimmen, auch auf<br />
der Beziehungsebene sollte eine gewisse<br />
Sympathie vorhanden sein. Schließlich<br />
werden regelmäßige Termine bei diesem/r<br />
Ärzt*in nach einer HIV-Diagnose zu einem<br />
Teil des Lebens, auch wenn die Abstände<br />
dazwischen Monate betragen.<br />
DIE „RICHTIGE“ WAHL TREFFEN<br />
Bei der Arztwahl kann es für HIV-positive<br />
Menschen hilfreich sein, sich Empfehlungen<br />
aus dem Freundeskreis, von Bekannten<br />
oder auch aus dem Internet einzuholen.<br />
Manchmal hat man ja im eigenen Umfeld<br />
HIV-positive Freund*innen, die selbst<br />
eine/n Ärzt*in haben, mit dem/der sie sehr<br />
zufrieden sind.<br />
Bei der Wahl sind natürlich praktische<br />
Aspekte wie Lage, Erreichbarkeit oder Dauer<br />
der Anfahrt relevant. Es gibt Menschen,<br />
die nehmen für den/die für sie „richtige/n“<br />
Ärzt*in auch einen längeren Anfahrtsweg<br />
in Kauf, obwohl die nächstgelegene Praxis<br />
sogar direkt bei ihnen ums Eck wäre.<br />
All das sind wichtige Punkte, die natürlich<br />
auch in die Entscheidung mit einfließen.<br />
Letztendlich ist es aber gut, wenn man sich<br />
als HIV-positiver Mensch den/die Ärzt*in<br />
aussucht, der/die vom eigenen Gefühl<br />
her am besten zu einem passt und so die<br />
persönlich „richtige“ Wahl ist.<br />
OFFEN ÜBER DIE EIGENEN BEDÜRFNISSE<br />
SPRECHEN<br />
Wenn man den/die richtige/n<br />
Schwerpunktärzt*in gefunden hat und<br />
sich dort wirklich wohlfühlt, dann ist damit<br />
bereits ein großer Schritt geschafft. Das<br />
Wohlfühlen ist hierbei so wichtig, weil man<br />
mit dem/r Ärzt*in offen über alles sprechen<br />
können sollte. Wenn sich beispielsweise<br />
im Leben die eigenen Bedürfnisse<br />
ändern oder einen etwas bezüglich der<br />
HIV-Therapie beschäftigt, dann ist er/sie die<br />
erste Ansprechperson und sollte für alles ein<br />
offenes Ohr haben.<br />
Manche Menschen wünschen sich im Arztgespräch,<br />
dass sie über all das, was sich in<br />
ihrem persönlichen Alltag abspielt, sprechen<br />
können. Andere wiederum möchten mit<br />
ihrem/r Ärzt*in auch ganz selbstverständlich<br />
über bestimmte Sorgen und Ängste<br />
reden, die sie bewegen. Es gibt aber auch<br />
Menschen, die einfach nur das Nötigste mit<br />
ihrem/r Ärzt*in teilen und den regelmäßigen<br />
Termin nur zum Check der Laborwerte und<br />
dem Abholen der Rezepte wahrnehmen.<br />
Hier gibt es weder richtig noch falsch.<br />
SENSIBLE THEMEN ANSPRECHEN<br />
Ein gutes Verhältnis zum/r Ärzt*in macht<br />
es allerdings deutlich leichter, wenn es<br />
um ganz persönliche Bedürfnisse und<br />
Herausforderungen im Umgang mit der<br />
HIV-Therapie oder auch um sehr sensible<br />
und intime Themen geht.<br />
Auch wenn ein Thema im ersten Moment<br />
vielleicht unangenehm erscheint, kann<br />
es wichtig sein, darüber ganz offen zu<br />
sprechen – es gibt keinen Grund sich<br />
zu schämen. Beispielsweise kann die<br />
Einstellung zur eigenen Sexualität eines<br />
dieser Themen sein. Vielleicht hat man<br />
vor kurzem dem/r neuen Partner*in von<br />
der HIV-Infektion erzählt und diese/r<br />
hat nun Fragen, wie sich HIV auf das<br />
gemeinsame Sexualleben auswirkt?<br />
HIV-Schwerpunktärzt*innen können hier<br />
wertvolle Hilfestellung leisten.<br />
ÄRZT*INNEN KÖNNEN UNTERSTÜTZEN<br />
Ein weiterer Vorteil einer guten Beziehung<br />
und dem offenen Austausch mit dem/r<br />
Ärzt*in ist, dass er/sie mit wertvollen Tipps<br />
und konkreten Ansprechpartner*innen<br />
unterstützen kann.<br />
GEMEINSAM LÖSUNGEN FINDEN<br />
Wenn man als HIV-positiver Mensch den/<br />
die für sich richtige/n Ärzt*in gefunden<br />
hat, fällt es leichter, Veränderungen im<br />
Alltag oder Herausforderungen mit der<br />
Therapie offen anzusprechen. So findet<br />
man gemeinsam Lösungen und kann mit<br />
dem/r Ärzt*in eine Therapie wählen, die am<br />
besten zum eigenen Leben passt.<br />
Weitere Infos sowie persönliche Geschichten<br />
zum Leben mit HIV findest du<br />
unter www.livlife.de.<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare
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www.staatsballett.de
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