Landshuter Mama Ausgabe 31

Josepha und Markus: Nachdem sie sich
vier Wochen gekannt haben, halten die
Beiden einen positiven Schwanger-
schaftstest in der Hand. Kinder, Familie
und Ehe stand bis dahin nicht auf ihren
Lebensplänen. Nun sind sie verheiratet,
zu viert und berichten bei uns über
ihren Alltag als Künstlerfamilie.
Eigentlich wollte ich eine Kolumne über
die Freundschaftsbücher schreiben.
Das war meine Grundidee. Was mich da
beschäftigt? Eine einzige Frage - ah stop,
zwei Fragen: Datenschutz? FRAGEZEI-
CHEN???
Ich persönlich habe ja kein Problem
damit, dass Menschen wissen, wo wir
wohnen. Als Fotostudio ist das sogar ein
Vorteil. Aber wenn Gott und die Welt seit
Jahren einen Tanz um die digitalen Daten
machen, dann frag ich mich…ach so,
stimmt. Vielleicht fallen analoge Daten da
einfach nicht drunter.
Und meine zweite Frage: warum gibt es
bei den Freundschaftsbüchern eigentlich
kein Mindestalter?
Planänderung
Ich finde Freundschaftsbücher
dürften erst von
Kindern benutzt werden,
die über 7 Jahre alt sind.
Ansonsten ist es einfach zu gefährlich.
Zu viel Last. Zu viel Erwartung. Zu viel
Druck. Auf wem? Auf der MAAAAAAMM-
MAAAAA! Oder wer schreibt denn bei
euch die Bücher? Unsere Jungs sind im
Kindergartenalter und einer von ihnen
kann seinen Namen schreiben. Der andere
kann seine Augenfarbe ausmalen und
seine Haare hin kritzeln. Das war’s. Den
Rest fülle ich aus und vermisse oft die
Frage: Was willst du später mal werden?
Ich finde das ist die eine Frage, die später
tatsächlich lustig ist, wenn man diese
Bücher in 30 Jahren wieder liest.
Ich wollte, laut Freundschaftsbuch
wohl
Maurerin werden.
Zum Leid meines Vaters hab ich mich anscheinend
umentschieden. Markus wollte
Archäologe werden, laut Freundschaftsbuch.
Hat er zumindest an seine Kinder
weitergegeben. Denn die lieben Dinos
und wollen immerhin Paläontologen
werden. Oder Spione. Je nach gerade
gehörtem Hörspiel. Und das Spionbüro
soll unter unserem Weiher sein. Mit einem
Geheimgang ins Büro vom Papa. Puh, da
bin ich fein raus :)
Liebe Mamas, die das jetzt lesen. Nicht
falsch verstehen. Ich freue mich, wenn
unsere Kinder Freundschaftsbücher
bekommen. Denn ich weiß, dass es die
Beiden sehr freut. Aber wie könnte ich
mir nur diese Schreibarbeit verkürzen,
denn unser Straßenname ist einfach
viel zu lang. Wie der heißt? Gebt mir ein
Freundschaftsbuch!!!
Aber im Grunde wollte ich ja darüber gar
nicht schreiben. Ich wollte euch eigentlich
erzählen, dass ich seit Tagen mal wieder
ganz alleine am Tisch sitze und versuche
alles gleichzeitig zu regeln. Was ist jetzt
eigentlich alles liegen geblieben?
Kennt ihr das, wenn es so viel
ist, dass man gar nicht mehr
weiß, wo man anfangen soll?
Es platzt einem der Kopf und ich weiß
nicht, ob ich als erstes losrennen oder
losheulen soll. Die Jungs waren jetzt gefühlt
Wochen krank. Über 40 Grad Fieber,
also richtig matschig. Dementsprechend
ist mein Zustand. Markus versucht die
Stellung im Büro zu halten und ich versuche
hier drüben alles zu regeln.
Heute ist der erste Tag Kindergarten und
mit was fange ich an? Erst mal Kolumne
schreiben. Und danach kommt DAS
HIGHLIGHT.
Ich werde mich — ACHTUNG
JETZT KOMMT ES — ich
werde mich DUSCHEN!!!!
Unfassbar. Ich hätte vor sechs Jahre
noch nicht gedacht, dass das mal so ein
Highlight werden kann in meinem Leben.
Zu duschen OHNE dabei zu sprechen
und zu versuchen die Kinder mit lieben
Worten davon abzuhalten, die Badewanne
zu fluten. Zu duschen OHNE mit
etwas lauteren Worten den Kindern unten
klar zu machen, dass sie jetzt einfach
kurz ohne streiten spielen sollen, während
ich bei offenen Türen dusche. Zu
duschen OHNE, dass ich mit sehr lauten
Worten versuche sie davon abzuhalten,
sich mit den Ninja Schwertern die Augen
auszustechen, während ich föhne, eincreme
und mich gleichzeitig anziehe.
Ich wusste gar nicht, was ich alles kann.
Also her mit den nächsten Freundschaftsbüchern!
Und vergesst nicht, diese
zuvor zu laminieren. Denn ich werde
sie ab jetzt Multitasking mäßig unter der
Dusche schreiben.
Eure überforderte Josepha
josephaundmarkus.de
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