02.05.2022 Aufrufe

HIM Magazine No.5

Sommer, Sonne, alles gut? Nicht unbedingt, blickt man sich in der Welt und auch in der LGBTQ-Community um. Krieg, Ängste, Pandemien und Streitigkeiten gerade auch innerhalb unserer Community. Die Homophobie, derer wir in diesem Monat wieder gedenken, finden wir nicht nur vor unseren eigenen Türen, sondern längst auch in unserem bunten Haus selbst. Erste Stimmen werden wieder laut, man möge die Community aufteilen, zu unterschiedlich seien einfach die Interessen, die Gemengelage. Stimmt das? Oder brauchen wir neue Superhelden wie jene, die uns Brad Welch diesen Monat dankenswerterweise präsentiert?

Sommer, Sonne, alles gut? Nicht unbedingt, blickt man sich in der Welt und auch in der LGBTQ-Community um. Krieg, Ängste, Pandemien und Streitigkeiten gerade auch innerhalb unserer Community. Die Homophobie, derer wir in diesem Monat wieder gedenken, finden wir nicht nur vor unseren eigenen Türen, sondern längst auch in unserem bunten Haus selbst. Erste Stimmen werden wieder laut, man möge die Community aufteilen, zu unterschiedlich seien einfach die Interessen, die Gemengelage. Stimmt das? Oder brauchen wir neue Superhelden wie jene, die uns Brad Welch diesen Monat dankenswerterweise präsentiert?

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Tatsächlich bestätigten amerikanische Psychologen in<br />

einer Laborstudie diese Aussage: Über 50 Prozent der<br />

Menschen, die zuvor homophobe Aussagen getätigt<br />

hatten, reagierten anschließend auf pornografische,<br />

homosexuelle Filme mit sexueller Erregung. Böse gesagt:<br />

Was ihr Mund ihnen verbot zu sagen, verriet ihr<br />

Schwanz.<br />

An dem Klischee, das besonders homophobe Hassprediger<br />

und Politiker heimlich selbst homosexuelle Neigungen<br />

haben, ist also durchaus etwas dran. Natürlich<br />

schürt nicht allein die bloße Verdrängung die Homophobie,<br />

dazu kommen noch ein niedriger Bildungsstand und<br />

ein starker Bezug zur Religion, so der Psychologe Gregory<br />

Herek von der Universität Kalifornien.<br />

Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegt<br />

durch ihre Studie, dass der Religion eine besonders große<br />

und negative Rolle in Anbetracht des Hasses gegenüber<br />

Homosexuellen zukommt. Demnach sind rund<br />

30 Prozent aller religiösen Menschen in Deutschland<br />

homophob. Je stärker dabei der eigene Glauben ausgeprägt<br />

ist, desto fundamentaler und hasserfüllter wird<br />

auch Homosexualität abgelehnt. Im extremen Maße<br />

zeigt sich das noch einmal bei Männern mit Migrationshintergrund<br />

– hier sind die Zahlen nach Angabe der<br />

Bundesstelle auf Grund der religiösen Prägung signifikant<br />

höher.<br />

Ein weiterer Aspekt im emotional aufgeladenen Feld der<br />

Homophobie ist die Prägung und das eigene Weltbild,<br />

sprich, welche traditionellen Vorstellungen von Frauen<br />

und Männern ein Mensch generell hat. Das fängt bei<br />

der Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern an<br />

und geht hin bis zu der Frage, ob solche tradierten Bilder<br />

von Familie und Beziehung über allen anderen Dingen<br />

stehen. So stimmen zwischen 15 und 20 Prozent der<br />

Deutschen dann auch der Theorie zu, dass Homosexuelle<br />

von ihren Eltern „irgendwie anders erzogen worden<br />

wären“ oder von einer anderen, gleichgeschlechtlichen<br />

Person verführt worden seien als Auslöser ihrer eigenen<br />

Homosexualität. Sogar beinahe jeder Dritte ist noch<br />

immer der Auffassung, eine schlechte Erfahrung mit<br />

dem weiblichen Geschlecht hätte uns Männer schwul<br />

gemacht. So verwundert es auch wenig, dass vor allem<br />

Parteien mit einem stark konservativen bis rechtsgerichteten<br />

Weltbild homophobe Menschen besonders<br />

stark anziehen: 30 Prozent der CDU/CSU-Wähler sind<br />

demnach homophob. Bei der AfD werten über 50 Prozent<br />

Homosexuelle generell ab.<br />

Ein noch fehlender Faktor im Bereich der Gefühle ist der<br />

Neid. Er gilt als Schlüsselindikator neben der vielleicht<br />

eignen, noch nicht gefestigten Sexualität dafür, dass<br />

vor allem auch junge Männer Homosexuelle noch immer<br />

ablehnen. Der zumeist sexpositive, freie und eher ungebundene<br />

Lebensalltag junger Schwuler und queerer<br />

Menschen steht im starken Gegensatz zu der Lebensrealität<br />

und den Begehrlichkeiten junger Heterosexueller:<br />

„Das ist die Angst, dass da jemand glücklicher ist“,<br />

so der Mediziner Marshall Forstein von der Harvard-Universität<br />

im Magazin „Bild der Wissenschaft“. Je stärker<br />

schwule Lebenswelten in der Öffentlichkeit präsent sind,<br />

desto stärker kann auch diese Gegenbewegung zunehmen.<br />

Rund 20 Prozent der Befragten sind der Meinung,<br />

dass immer mehr Menschen homosexuell werden und

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