09.05.2022 Aufrufe

BOLD THE MAGAZINE No.58

EXKLUSIV IM INTERVIEW: TILDA SWINTON | EIN MANN DER GEGENSÄTZE: DETLEV BUCK IM GESPRÄCH | DAVID YARROW | DIE OSTKÜSTE SIZILIENS | MIT DEM JAGUAR I-PACE IN SCHOTTLAND UNTERWEGS | NEW WATCHES: MODERN UND KOSMOPOLITISCH | 50 JAHRE PORSCHE DESIGN

EXKLUSIV IM INTERVIEW: TILDA SWINTON | EIN MANN DER GEGENSÄTZE: DETLEV BUCK IM GESPRÄCH | DAVID YARROW | DIE OSTKÜSTE SIZILIENS | MIT DEM JAGUAR I-PACE IN SCHOTTLAND UNTERWEGS | NEW WATCHES: MODERN UND KOSMOPOLITISCH | 50 JAHRE PORSCHE DESIGN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

10 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / TILDA SWINTON<br />

Millers Fantasy-Epos „Three Thousand<br />

Years of Longing“ oder Guillermo del Toros<br />

„Pinocchio“ stehen in diesem Jahr auch<br />

noch auf dem Programm. <strong>BOLD</strong> spricht<br />

exklusiv mit der Ausnahme-Künstlerin über<br />

ihren neuen Film „Memoria“, künstlerische<br />

Mitstreiter und totgesagtes Kino.<br />

Ms. Swinton, Regisseur Apichatpong<br />

Weerasethakul hat bislang nur Filme in<br />

seiner thailändischen Heimat gedreht.<br />

„Memoria“ ist nun seine erste Zusammenarbeit<br />

mit westlichen Schauspielern. Wie<br />

leicht fiel es Ihnen, Teil seiner künstlerischen<br />

Welt zu werden?<br />

Interessantes Bild, das Sie da zeichnen. Ich<br />

fühlte mich ihm schon verbunden, als ich<br />

vor vielen Jahren erstmals seine Arbeit sah.<br />

Später wurden wir Freunde und fingen auch<br />

an zusammenzuarbeiten. Denn schon vor<br />

„Memoria“ haben wir bei verschiedenen<br />

Kunstwerken kollaboriert. Es fühlt sich an,<br />

als seien wir Brüder im Geiste.<br />

Wie lange sind Sie beide denn schon<br />

befreundet?<br />

Unsere Wege kreuzten sich das erste Mal<br />

2004, da saß ich in Cannes in der Jury<br />

und er zeigte dort seinen Film „Tropical<br />

Malady“. Ich bewunderte seine Arbeit sehr,<br />

und zwischen uns entstand eine E-Mail-<br />

Freundschaft. Irgendwann kuratierten<br />

wir gemeinsam ein Festival und kollaborierten<br />

bei einer Veranstaltung in Doha,<br />

und immer wieder sprachen wir über Ideen,<br />

aus denen letztlich „Memoria“ erwuchs. Ich<br />

kam also nicht als Außenseiterin zu diesem<br />

Projekt, sondern wir haben es von Anfang<br />

an gemeinsam entwickelt. Diese enge, familiäre<br />

künstlerische Zusammenarbeit erinnert<br />

mich immer wieder an meine früheren<br />

Arbeiten mit meinem guten Freund Derek<br />

Jarman. Zu schade, dass er und Joe sich nicht<br />

kennenlernen konnten. Die Filme der beiden<br />

sind höchst unterschiedlich, keine Frage.<br />

Aber in ihrer Annäherung an ihre Kunst und<br />

ihrem Feinsinn sind sie ähnlich.<br />

Mit Jarman begannen Sie Ihre Karriere,<br />

bis zu seinem AIDS-Tod 1994 arbeiteten<br />

Sie häufig zusammen. Suchen Sie seither<br />

immer wieder nach ähnlich engen künstlerischen<br />

Beziehungen?<br />

Die neun Jahre mit Derek haben mich enorm<br />

geprägt und verwöhnt; eine bessere Ausbildung<br />

hätte ich in Sachen Film nicht genießen<br />

können. Als er starb, dachte ich zunächst,<br />

das sei es jetzt gewesen. Ich war mir sicher,<br />

dass die Sache mit dem Kino und mir ohne<br />

ihn vorbei sei, obwohl ich zweimal auch<br />

mit anderen Regisseuren gedreht hatte, mit<br />

Peter Wollen bei „A Friendship’s Death“ und<br />

mit Sally Potter bei „Orlando“. Und selbst<br />

als sich dann doch Optionen mit neuen<br />

Filmemachern ergaben, konnte ich mir<br />

nicht vorstellen, nochmal dieses intensive,<br />

familiäre Arbeitserlebnis wie mit Derek zu<br />

erfahren. Aber ich irrte mich. Im Laufe der<br />

Jahre fand ich meinen Weg in andere Filmfamilien,<br />

in die von Wes Anderson oder Jim<br />

Jarmusch, Joanna Hogg oder Bong Joon-ho.<br />

Auch mit Joe werde ich weiterhin zusammenarbeiten.<br />

Dass ich mehr als einmal solche<br />

kreativen Wahlverwandtschaften erleben<br />

durfte, ist mein großes Glück. Denn wenn<br />

ich nicht immer wieder in solchen Kontexten<br />

arbeiten könnte, hätte ich diesen Beruf<br />

vermutlich längst an den Nagel gehängt.<br />

Wie schnell fühlen Sie sich denn bei<br />

solchen künstlerischen Mitstreitern wirklich<br />

zuhause?<br />

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich, wie<br />

mit allen Freundschaften, aber mit der Zeit<br />

hat man schnell ein Gespür dafür, mit wem<br />

man gut harmoniert und mit wem nicht. In<br />

manchen Fällen kenne ich die Leute ewig,<br />

mit denen ich drehe, etwa Joanna Hogg,<br />

mit der ich befreundet bin. Joe und ich<br />

kennen uns, wie gesagt, auch schon 17 Jahre,<br />

Luca Guadagnino und ich sind seit über<br />

20 Jahren Weggefährten. Aber dann gibt es<br />

auch Fälle wie Pedro Almodóvar. Als der<br />

mich vor drei Jahren anrief, um einen Kurzfilm<br />

zu drehen, kannten wir uns eigentlich<br />

kaum, aber weil ich so vertraut war<br />

mit seinem Werk, spürte ich trotzdem eine<br />

enge Verbindung zu ihm. Gerade habe ich<br />

mit Julio Torres einen Film gedreht, der zum<br />

ersten Mal überhaupt Regie geführt hat.<br />

Doch auch ihn kannte ich zumindest als<br />

Comedy-Autor. So ein Minimum an Bezug<br />

zu jemandem muss ich schon haben, um<br />

mich darauf einzulassen.<br />

Lieben Sie denn alle Ihre Filmfamilien<br />

gleichermaßen?<br />

Ja, und ich habe Angst vor dem Tag, an dem<br />

das für mich zum Problem wird. Denn was<br />

mache ich, wenn Joe und Bong und Joanna<br />

alle gleichzeitig mit mir drehen wollen? Mich<br />

zwischen ihnen entscheiden zu müssen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!