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BOLD THE MAGAZINE No.58

EXKLUSIV IM INTERVIEW: TILDA SWINTON | EIN MANN DER GEGENSÄTZE: DETLEV BUCK IM GESPRÄCH | DAVID YARROW | DIE OSTKÜSTE SIZILIENS | MIT DEM JAGUAR I-PACE IN SCHOTTLAND UNTERWEGS | NEW WATCHES: MODERN UND KOSMOPOLITISCH | 50 JAHRE PORSCHE DESIGN

EXKLUSIV IM INTERVIEW: TILDA SWINTON | EIN MANN DER GEGENSÄTZE: DETLEV BUCK IM GESPRÄCH | DAVID YARROW | DIE OSTKÜSTE SIZILIENS | MIT DEM JAGUAR I-PACE IN SCHOTTLAND UNTERWEGS | NEW WATCHES: MODERN UND KOSMOPOLITISCH | 50 JAHRE PORSCHE DESIGN

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68 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / DETLEV BUCK<br />

Kinofilm „Bekenntnisse des Hochstaplers<br />

Felix Krull“ (2021). Buck, der auch heute<br />

noch gerne besonders schnodderige<br />

Rollen im Fernsehen annimmt (die hat<br />

er sich zum Beispiel bei seinem ersten<br />

Tatort: „Alles kommt zurück“, selber auf<br />

den Leib geschrieben), hat drei Töchter<br />

und lebt in Berlin und auf seinem Hof im<br />

schleswig-holsteinischen Nienwohld, wo<br />

er auch aufgewachsen ist.<br />

Unser erster Gedanke bei Detlev Buck:<br />

Den Mann muss man eigentlich duzen.<br />

Dürfen wir das?<br />

Klar, kein Problem.<br />

Hast Du eine Ahnung, wie wir darauf<br />

kommen?<br />

Nee, nicht wirklich.<br />

Durch die Rollen, die Du spielst. Das<br />

sind meistens sehr nahbare Typen,<br />

die bodenständig sind und reden, wie<br />

ihnen der Schnabel gewachsen ist.<br />

Okay, stimmt. Obwohl ich auch mal Uniformträger<br />

spiele, zum Beispiel bei Leander<br />

Haußmann. Da denke ich allerdings oft:<br />

‚Um Gottes Willen, mit der Rolle will ich<br />

eigentlich gar nichts zu tun haben‘. Und<br />

kürzlich bin ich in der Serie „Green Light“<br />

in die Rolle von einem Typen geschlüpft<br />

– deswegen auch der Schnauzbart – der<br />

für Ruhm und Anerkennung seine Mutter<br />

verkauft. Der ist nicht erdig, der ist einfach<br />

nur armselig. Aber das Norddeutsche ist bei<br />

mir natürlich drin. Ich will meine Herkunft<br />

ja auch nicht verleugnen. Ich habe gerade<br />

eine DNA-Analyse machen lassen, und<br />

dabei ist herausgekommen, dass ich zu<br />

85,7 Prozent Engländer bin. Das hat mich<br />

echt überrascht. Jetzt wird mir allerdings<br />

Einiges klar ...<br />

Du besitzt noch den einst elterlichen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb?<br />

Ja. Ich habe jetzt 15 Hektar an einen Bio-<br />

Betrieb verpachtet, und 8,5 Hektar bewirtschafte<br />

ich selber – als Bienenwiese. Okay,<br />

ich bin damit nicht mehr auf maximalen<br />

Ertrag aus, aber so schalte ich einen Gang<br />

runter. Und dann habe ich auch noch freilaufenden<br />

Rinder. Aber in Sachen Ernährung<br />

erleben wir ja gerade eine Revolution<br />

– da tut sich fast mehr als in der Elektromobilität.<br />

In zehn Jahren werden wir durch<br />

Aminosäuren und Fettstrukturen in einem<br />

Reagenzglas Fleischersatz herstellen, was<br />

sehr viel billiger ist, so dass die Leute kein<br />

Fleisch mehr essen. Ich bin gespannt, ob<br />

dann alles mit rechten Dingen zugeht mit<br />

den Ingredienzen.<br />

Genießen Landwirte den gebührenden<br />

Stellenwert in der Gesellschaft?<br />

Landwirt ist ein sehr komplexer Beruf. Er<br />

wird von vielen belächelt – allerdings zu<br />

Unrecht. Du brauchst einerseits Verständnis<br />

für Pflanzen und Tiere, andererseits kannst<br />

du nicht agieren, wie du willst, weil alles<br />

sehr reglementiert ist. Es ist ein einsamer<br />

Job, weil die Fahrten auf den Äckern ja fast<br />

schon komplett digitalisiert sind, und der<br />

Bauer fährt nur noch zur Kontrolle mit –<br />

eigentlich weit weg von der Natur. Dann<br />

gibt’s noch den Druck von der Großindustrie,<br />

die alles aufkauft, und den Banken,<br />

über die die millionenteuren Geräte finanziert<br />

sind. Wer als Landwirt sein Geld<br />

verdient, muss ganz schön taff sein.<br />

Du hast mit dem Filmgeschäft ein<br />

anderes Standbein. Welches ist Dir<br />

lieber?<br />

Was beide Berufe verbindet: Man muss<br />

säen, bevor man ernten kann – und am<br />

Ende hat man ein Produkt. Ob das nun ein<br />

Film ist oder ein Glas Milch. Es kommt aber<br />

nur etwas dabei heraus, wenn du dich gut<br />

darum kümmerst.<br />

Erholst Du Dich durch die eine Tätigkeit<br />

von der anderen?<br />

Eher nicht – es sorgt für einen Perspektivwechsel.<br />

Probleme gibt’s nämlich überall.<br />

Auf dem Bauernhof habe ich Verantwortung<br />

für Land, Bäume oder sonst was,<br />

und ich muss mich kümmern. In der Filmwelt<br />

geht auch manchmal nichts voran.<br />

Oder ich ärgere mich über dieses „Modern<br />

Movie Making“ – aufgrund von Kosten und<br />

der Angst vor Shitstorms kann man heute<br />

keinen Film mehr nach dem Motto „Ichmach-mal-wie-ich-denke“<br />

drehen.<br />

Ist die Filmwelt denn heute nicht mehr<br />

Glamour und Glitzer?<br />

Nein, das hat sich geändert. Ich war bei<br />

der Berlinale, und jeder verhielt sich dort,<br />

als wüsste er, wie es geht. Dadurch

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