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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Universität Potsdam<br />

Institut für Psychologie<br />

Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II – Motivationspsychologie<br />

Diplomarbeit<br />

<strong>„Motivdiagnostik</strong> <strong>anhand</strong> <strong>physiologischer</strong><br />

<strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> <strong>Filmszenen“</strong><br />

Maika Rawolle (Matrikel-Nr.: 711718)<br />

vorgelegt am 10.01.2006<br />

Betreuer: Prof. Dr. F. Rheinberg<br />

Prof. Dr. U. Kieschke


Danksagung<br />

Danksagung I<br />

Ich danke allen, die mir bei der Entstehung dieser Arbeit mit zur Seite gestanden und mich<br />

unterstützt haben. Allen voran möchte ich den Teilnehmern der Untersuchung danken. Mein<br />

besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Falko Rheinberg für die freundliche Betreuung der<br />

Arbeit, die zahlreichen Anregungen und die inspirierenden fachlichen Gespräche. Ich danke<br />

auch Herrn Prof. Dr. Ulf Kieschke für die Zweitbetreuung der Arbeit. Vielen Dank den<br />

Mitarbeitern des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie II und den Teilnehmenden des<br />

Kolloquiums am Lehrstuhl für die vielen Anregungen. Insbesondere danke ich Dr. Stefan<br />

Engeser, für seine geduldige Unterstützung, den Gedankenaustausch und die Hilfe bei der<br />

Auswertung der TAT-Geschichten. Arne Klopfleisch und Thomas Thiel danke ich für die<br />

umfangreiche Unterstützung bei der technischen Vorbereitung und Durchführung der<br />

Untersuchung. Ohne ihr Mitwirken wäre die Arbeit in dieser Form nicht möglich gewesen.<br />

Für die unersetzlichen Korrekturarbeiten danke ich meinen Eltern und Sebastian Britz.<br />

Besonders erwähnen möchte ich auch die intensive Unterstützung durch Dr. Sven Ribback in<br />

allen Fragen der psychophysiologischen Methodik.<br />

Ein herzlicher Dank an meinen Freund, meine Familie und meine Freunde, denn sie<br />

haben mich außerhalb der Universität begleitet und mich immer wieder daran erinnert, dass es<br />

neben der Arbeit noch andere wichtige Dinge gibt. Ganz besonders danke ich meinen Eltern<br />

für ihre Geduld, ihre liebevolle Unterstützung und dafür, dass sie immer an mich glauben.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis II<br />

1. EINLEITUNG .................................................................................................................. 1<br />

2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN.............................................................................. 2<br />

2.1 Motivation...................................................................................................................... 2<br />

2.1.1 Definition ................................................................................................................... 2<br />

2.1.2 Motivdiagnostik ......................................................................................................... 5<br />

2.1.2.1 Der Thematische Apperzeptionstest (TAT) ........................................................ 5<br />

2.1.2.2 Fragebogenverfahren......................................................................................... 7<br />

2.1.2.3 Die Gitter-Technik.............................................................................................. 7<br />

2.1.2.4 Die Reliabilität des TAT..................................................................................... 8<br />

2.1.2.5 Die Validität des TAT......................................................................................... 9<br />

2.1.3 Basale Motive und motivationale Selbstbilder......................................................... 10<br />

2.1.4 Der affektive Kern impliziter Motive....................................................................... 12<br />

2.2 Physiologische Grundlagen........................................................................................ 13<br />

2.2.1 Zentrale Steuerung peripherer Erregung .................................................................. 13<br />

2.2.2 Peripherphysiologische Korrelate affektiver Erregung............................................ 16<br />

2.2.2.1 Die elektrodermale Aktivität ............................................................................ 17<br />

2.2.2.2 Die Herzschlagfrequenz ................................................................................... 18<br />

2.2.2.3 Die Atemfrequenz ............................................................................................. 20<br />

2.3 Ableitung der Forschungsfragen............................................................................... 21<br />

2.3.1 Neue Perspektiven in der Motivdiagnostik .............................................................. 21<br />

2.3.2 Experimentelle Motivanregung................................................................................ 23<br />

2.3.3 Erwartete physiologische <strong>Reaktionen</strong> ...................................................................... 24<br />

2.4 Hypothesen .................................................................................................................. 27<br />

3. METHODEN .................................................................................................................. 30<br />

3.1 Experimentelle Motivanregung................................................................................. 30


Inhaltsverzeichnis III<br />

3.1.1 Auswahl der Filmszenen .......................................................................................... 30<br />

3.2 Stichprobe.................................................................................................................... 33<br />

3.3 Versuchs<strong>auf</strong>bau........................................................................................................... 33<br />

3.4 Versuchsdurchführung .............................................................................................. 33<br />

3.5 Messinstrumente ......................................................................................................... 35<br />

3.5.1 Übersicht zu den erhobenen Maßen......................................................................... 35<br />

3.5.2 Motivmessung .......................................................................................................... 35<br />

3.5.2.1 Implizite Motive................................................................................................ 35<br />

3.5.2.2 Explizite Motive................................................................................................ 36<br />

3.5.3 Subjektiver Motivgehalt der Filmszenen ................................................................. 37<br />

3.5.4 Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen ............................................................. 37<br />

3.5.5 Emotionale Reaktivität............................................................................................. 37<br />

3.5.6 Peripherphysiologische Signale ............................................................................... 38<br />

3.5.6.1 Daten<strong>auf</strong>zeichnung........................................................................................... 38<br />

3.5.6.2 Missing Data .................................................................................................... 39<br />

3.5.6.3 Datenverarbeitung ........................................................................................... 40<br />

3.5.6.4 Korrekturfaktoren und Kennwertbildung......................................................... 40<br />

4. ERGEBNISSE ................................................................................................................ 43<br />

4.1 Analyse der (thematischen) Struktur der Filmszenen............................................. 43<br />

4.2 Motivausprägung und physiologische <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen.................. 48<br />

4.3 Zusammenhang explizit und implizit erhobener Motivmaße................................. 60<br />

4.4 Explorative Datenanalyse........................................................................................... 64<br />

4.4.1 Subjektiv eingeschätzter Motivgehalt der Filmszenen............................................ 64<br />

4.4.2 Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen ............................................................ 65<br />

4.4.3 Nachbefragung zum TAT........................................................................................ 67<br />

5. DISKUSSION ................................................................................................................. 69<br />

5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Hypothesen........................................... 69


Inhaltsverzeichnis IV<br />

5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse der explorativen Datenanalyse ....................... 71<br />

5.3 Diskussion der Ergebnisse.......................................................................................... 72<br />

5.4 Ausblick........................................................................................................................ 79<br />

6. ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................... 80<br />

7. TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS.................................................. 82<br />

8. LITERATURVERZEICHNIS ...................................................................................... 86<br />

9. ANHANG ........................................................................................................................ 94<br />

9.1 Themen aus dem TAT-Manual (Winter).................................................................. 94<br />

9.2 Thematischer Apperzeptionstest ............................................................................... 95<br />

9.2.1 Instruktion ................................................................................................................ 95<br />

9.2.2 1. TAT-Bild: „Die Trapezkünstler“ ......................................................................... 96<br />

9.2.3 2. TAT-Bild: „Die zwei Laborantinnen“.................................................................. 96<br />

9.2.4 3. TAT-Bild: „Das Paar am Fluss“........................................................................... 97<br />

9.2.5 4. TAT-Bild: „Der Mann am Schreibtisch“ ............................................................. 97<br />

9.2.6 5. TAT-Bild: „Zwei Männer im Büro“ .................................................................... 98<br />

9.3 Nachbefragung zum TAT .......................................................................................... 99<br />

9.4 Deutsche Personality Research Form ..................................................................... 101<br />

9.5 Tabelle Filmszenen ................................................................................................... 105<br />

9.6 Instruktion 2. Termin............................................................................................... 107<br />

9.7 Nachbefragung emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen................................. 108<br />

9.8 Nachbefragung subjektiver Motivgehalt der Filmszenen..................................... 111<br />

9.9 Fragebogen zur emotionalen Reaktivität ............................................................... 115<br />

9.10 Übersicht über die Filmszenen ................................................................................ 117<br />

9.11 Korrelationsmatrix ................................................................................................... 118<br />

9.12 Streudiagramme........................................................................................................ 119<br />

9.13 Korrelationsmatrix für die Bootstrap-Technik ..................................................... 120<br />

10. EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG....................................................................... 121


1. Einleitung<br />

Einleitung 1<br />

“Kräfte lassen sich nicht mitteilen, sondern nur wecken.“ Dieser Ausspruch von Georg<br />

Büchner aus dem 19. Jahrhundert lässt vermuten, dass das Phänomen der Motivation, obwohl<br />

es in der Psychologie einen noch sehr jungen Forschungszweig prägt, dem Menschen schon<br />

seit jeher bekannt ist. Es wurden viele Versuche unternommen diese unbewusste Energie, die<br />

in uns steckt, uns <strong>auf</strong> fast wunderliche Weise antreibt und sogar beflügelt, zu beschreiben.<br />

DeCharms charakterisiert sie sehr treffend als „so etwas wie eine milde Form der<br />

Besessenheit“ (DeCharms, 1979, S. 55). Und obwohl der Zustand der Motivation jedem<br />

Individuum aus dem Selbsterleben vertraut ist, sind die Art der Situationen, die ihn auslösen,<br />

sowie das Erleben des Zustandes an sich doch individuell sehr verschieden und die Prozesse<br />

spielen sich zum großen Teil unterhalb der Schwelle des Bewusstseins ab. Dies macht die<br />

Erforschung des Phänomens so faszinierend und gleichzeitig so schwierig.<br />

Die Grundidee dieser Untersuchung besteht darin, sich den Motiven nicht direkt <strong>auf</strong><br />

explizitem Wege zu nähern, sondern sie indirekt über die aus ihrer Anregung resultierenden<br />

Prozesse messbar zu machen. Durch die Simulation potenziell motivanregender Situationen in<br />

Form von speziell ausgewählten Filmszenen, sollen die Motive analog zu den Kräften in<br />

Georg Büchners Ausspruch‚ ‚geweckt’ werden. Die dabei ausgelösten psychophysiologischen<br />

Phänomene dienen dann als Indikatoren für den Ausprägungsgrad bestimmter Motive. Im<br />

Mittelpunkt der Untersuchung steht also die folgende Frage: Gelingt es durch Filmszenen<br />

Motive anzuregen und die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> als psychophysiologische Indikatoren<br />

für die Motivausprägung zu nutzen? Darüber hinaus werden auch theoretisch verwandte<br />

Konstrukte und mögliche Mediator- oder Moderatorvariablen in die Untersuchung<br />

einbezogen.<br />

Im folgenden Abschnitt sollen zunächst das Phänomen der Motivation und die<br />

zugrunde liegenden physiologischen Prozesse näher beschrieben werden. Im Anschluss<br />

werden das methodische Vorgehen sowie die Ergebnisse dargestellt und abschließend<br />

diskutiert.


2. Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Motivation<br />

2.1.1 Definition<br />

Theoretische Grundlagen 2<br />

Ein zentrales Anliegen der psychologischen Forschung ist die Erklärung und Vorhersage von<br />

menschlichem Verhalten. Zu diesem Zweck muss es gelingen die Determinanten<br />

menschlichen Verhaltens und die zugrunde liegenden Prozesse zu identifizieren.<br />

Zu den wichtigsten Verhaltensdeterminanten gehören menschliche Motive.<br />

McClelland (1985, S. 590) definiert das Motiv in seinem traditionellen Motivationsmodell „as<br />

a recurrent concern for a goal state based on a natural incentive - a concern that energizes,<br />

orients and selects behavior“. Diese natural incentives sind in angeborener oder erlernter<br />

Weise mit einem motivspezifischen affektiven Erregungszustand, wie z.B. dem Stolz <strong>auf</strong> die<br />

eigene Leistung oder dem Gefühl von Stärke und Einfluss, assoziiert. Ein Individuum lernt im<br />

L<strong>auf</strong>e seines Lebens bestimme situative Hinweisreize zu erkennen, die es die Verfügbarkeit<br />

der affektiv unterlegten natural incentives antizipieren lassen und das so genannte<br />

instrumentelle Verhalten auslösen, das <strong>auf</strong> das Erlangen des natural incentives ausgerichtet<br />

ist. Dieses Verhalten wird, sofern es erfolgreich ist, durch ein affektives Erlebnis belohnt.<br />

Das Individuum wird folglich seine Umwelt wie durch eine (motiv-) “spezifisch eingefärbte<br />

Brille [wahrnehmen], die ganz bestimmte Aspekte der Situation <strong>auf</strong>fällig macht und als<br />

wichtig hervorhebt“ (Rheinberg, 2002, S. 65). Interindividuelle Unterschiede in der<br />

Motivausprägung äußern sich in dem Ausmaß in dem eine Person für entsprechende<br />

Hinweisreize ansprechbar ist und in der Stärke des durch den natural incentive ausgelösten<br />

affektiven Erlebnisses (Schultheiss, 2002).<br />

Heckhausen (1977, 1989) definiert Motive als überdauernde und relativ konstante<br />

Bewertungsdispositionen für umschreibbare Inhaltsklassen von Handlungszielen. Ein<br />

zentrales Element beider Motivkonzeptionen bilden die Ziele, <strong>auf</strong> die hin das jeweilige<br />

Verhalten einer Person ausgerichtet ist. Die Mittel bzw. die Verhaltensweisen, die zur<br />

Zielerreichung eingesetzt werden, spielen bei der Bestimmung des zugrunde liegenden<br />

Motivs keine Rolle. Folglich muss für die Motivklassifikation bei der Verhaltensbeobachtung<br />

von allen individuellen und situativen Besonderheiten <strong>auf</strong> genau diejenigen Komponenten des


Theoretische Grundlagen 3<br />

Verhaltens abstrahiert werden, die mit der Zielerreichung in Verbindung stehen (Rheinberg,<br />

2002). Durch diese Abstraktionsleistung gelingt es die unendlich vielen Ziele, die Menschen<br />

im alltäglichen Lebensvollzug verfolgen können, unabhängig von situativen und individuellen<br />

Besonderheiten zu umschriebenen Inhaltsklassen von Handlungszielen zusammenzufassen,<br />

denen jeweils einige markante Bestimmungsmerkmale zugrunde liegen. Das zentrale<br />

Bestimmungsmoment leistungsmotivierten Verhaltens ist beispielsweise die Selbstbewertung<br />

der eigenen Tüchtigkeit in Situationen in denen es um die „Auseinandersetzung mit einem<br />

Gütemaßstab“ (McClelland, Atkinson, Clark & Lowel, 1953, S. 10) geht. Der angestrebte<br />

Zielzustand ist hier der Stolz <strong>auf</strong> die eigene Leistung, der mit einer positiven Veränderung der<br />

Affektlage des Individuums einhergeht (Rheinberg, 2002). Weitere menschliche Motive<br />

äußern sich im Streben nach Wirksamkeit und Einfluss (Machtmotiv) oder nach dem Aufbau<br />

und Erhalt freundschaftlicher Beziehungen (Affiliation) sowie nach zwischenmenschlicher<br />

Nähe (Intimität). Letztere zwei Motive werden in der Literatur meist zusammengefasst und<br />

deshalb auch in dieser Untersuchung gemeinsam unter der Bezeichnung Anschluss- bzw.<br />

Affiliationsmotiv behandelt.<br />

Aufgrund der abstrakten Definition von Motiven gibt es unendlich viele verschiedene<br />

Ziele und Handlungen in denen sich Motive manifestieren können. Allerdings werden Motive<br />

nicht unbedingt in jeder Situation verhaltenswirksam. Vielmehr bedarf es einer<br />

motivpassenden Situation, die Gelegenheiten bietet, die dem Motiv zugrunde liegenden<br />

Handlungsziele zu erreichen. Erst aus der situativen Anregung des Motivs - der Motivierung -<br />

resultiert die Motivation, die wiederum das Verhalten und Erleben der Person beeinflusst<br />

(Rheinberg, 2002). Auf der anderen Seite bedarf jede potenziell motivanregende Situation<br />

auch eines entsprechenden „Nährbodens“, nämlich des Motivs, das „sich u. a. in einer<br />

bevorzugten Wahrnehmung passender Handlungs- und Erlebnischancen und einer erhöhten<br />

Ansprechbarkeit durch passende Reize“ zeigt (Reinberg, 2004, S. 53).<br />

Person<br />

(Motive)<br />

Situation<br />

(potenzielle<br />

Anreize)<br />

aktuelle<br />

Motivation<br />

Verhalten<br />

Abbildung 1. Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie (Rheinberg, 2002, S. 72)


Theoretische Grundlagen 4<br />

In dieser Trennung zwischen dem Motiv als überdauernder Bewertungsdisposition und der<br />

aus der Person-Umwelt-Interaktion resultierenden aktuellen Motivation kommt die in der<br />

klassischen Motivationspsychologie bedeutsame Wechselwirkung zwischen Person und<br />

Situation zum Ausdruck. Dieser Wechselwirkungsprozess ist im Grundmodell der klassischen<br />

Motivationspsychologie (siehe Abbildung 1) graphisch dargestellt.<br />

Die beiden Vorreiter dieser Analyseperspektive in der Motivationspsychologie, die<br />

erstmals Verhalten nicht allein <strong>auf</strong> Person oder Situation, sondern <strong>auf</strong> ihre Wechselbeziehung<br />

zurückführten, sind Lewin und Murray.<br />

Kurt Lewin (1936) postulierte die in der Motivationsforschung richtunggebende<br />

Verhaltensgleichung: Verhalten (V) ist eine Funktion der Person (P) und der Umwelt (U).<br />

V = f (P, U)<br />

Innerhalb der Person entstehen Bedürfnisse und Quasibedürfnisse, die die nach Entspannung<br />

drängenden gespannten Systeme bilden. Zum Spannungsausgleich kommt es über die<br />

sensumotorische Grenzzone - dem Bereich, in dem die Person durch Wahrnehmung von<br />

Verhalten mit der Umwelt in Verbindung steht - durch zielführende Aktivitäten, die<br />

schließlich durch die Zielerreichung zur Bedürfnisbefriedung führen.<br />

Die Situation ist nach Lewin psychologisch in verschiedene für die Person bedeutsame<br />

Handlungsgelegenheiten und Ereignisse unterteilbar. In Abhängigkeit von den Bedürfnissen<br />

der Person besitzen diese Bereiche unterschiedliche Valenzen, die den Anreizen der heutigen<br />

Motivationstheorien ähneln.<br />

In Murrays (1938) Beschreibung hingegen findet sich der Interaktionismus des<br />

menschlichen Verhaltens als eine Verkettung von Person-Umweltbezügen wieder. Auf Seiten<br />

der Person beschreibt er Bedürfnisse (needs), die den bedürfnisspezifischen Verlockungen<br />

und Bedrohungen der Situation (press) gegenüberstehen. Innerhalb dieser Parameter kann<br />

wieder genauer differenziert werden. So kann beispielsweise zwischen den angeborenen<br />

viszerogenen Bedürfnissen und den erlernten psychogenen Bedürfnissen unterschiedenen<br />

werden. Außerdem wird zwischen alpha press, den objektiv vorhandenen<br />

Situationsmerkmalen, und beta press, den individuell interpretierten Situationscharakteristika,<br />

differenziert. Beide Parameter need und press verschränken sich zu einem gemeinsamen<br />

Thema, das allerdings nicht unmittelbar beobachtbar ist, sondern aus dem Verhalten<br />

insbesondere den dabei verfolgten Zielen erschlossen werden muss. Die needs einer Person<br />

prägen also ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten, was im gezielten Aufsuchen von potenziell<br />

bedürfnisbefriedigenden Situationen sowie in bedürfniskongruenten Interpretationen und<br />

Aktionen zum Ausdruck kommt. Auf der Annahme, dass Wahrnehmung und Interpretation


Theoretische Grundlagen 5<br />

von der aktuellen Bedürfnislage der Person abhängig sind, wurde schließlich ein richtung-<br />

weisendes Motivmessverfahren, der Thematische Apperzeptionstest (TAT), begründet.<br />

2.1.2 Motivdiagnostik<br />

In einem Überblicksartikel über den Stand der Motivdiagnostik (Schmalt & Solokowski,<br />

2000) und auch bei Rheinberg (2004) werden drei unterschiedliche methodische<br />

Vorgehensweisen bei der Motivdiagnostik beschrieben. Das älteste <strong>auf</strong> Murray (1941)<br />

zurückgehende Verfahren ist der TAT, ein operantes Verfahren. Später wurden die<br />

methodisch weniger <strong>auf</strong>wendigen respondenten Verfahren (Fragebogenverfahren) entwickelt,<br />

bevor schließlich eine Mischform beider Verfahrenstypen, die semi-projektive Technik, zum<br />

Einsatz kam. Im Folgenden werde ich alle drei Verfahrensweisen erläutern. Im<br />

Methodenteil(siehe Abschnitt 3.5.2) werden ein spezifisches Fragebogenverfahren, die<br />

Personality Research Form (PRF) von Stumpf, Angleitner, Wieck, Jackson & Belloch-Till<br />

(1985), sowie der Multi-Motiv-TAT (Winter, 1991), die in dieser Untersuchung zur<br />

Anwendung kommen, vertieft dargestellt.<br />

2.1.2.1 Der Thematische Apperzeptionstest (TAT)<br />

Die ersten Überlegungen und Versuche der motivationspsychologischen Forschung die Stärke<br />

von Motiven zu messen, sind sehr stark durch die Freudschen Ideen über menschliche Motive<br />

geprägt, die er in seinen langjährigen klinischen Untersuchungen gewann (McClelland, 1987):<br />

1. Ein Wissenschaftler kann sich nicht <strong>auf</strong> das verlassen, was Menschen über Ihre<br />

Motive sagen, da bei genauerer Untersuchung oft ganz andere unbewusste<br />

Motive die Psychopathologie bedingen.<br />

2. Der beste Weg unbewusste Motive zugänglich zu machen ist durch die<br />

Deutung von Träumen, Phantasien und freien Assoziationen.<br />

3. Unbewusste Motive sind mit emotionalen oder affektiven Zuständen assoziiert.<br />

Die physiologischen Konsequenzen können zu körperlichen Symptomen und<br />

Krankheit führen.


Theoretische Grundlagen 6<br />

4. Unbewusste Motive basieren <strong>auf</strong> frühen, vorsprachlichen Erfahrungen und sind<br />

deshalb nicht leicht zugänglich.<br />

5. Es gibt relativ wenige, einfache und voneinander unabhängige Motive, wie<br />

Sex, Aggression und Angst, die man bei allen Menschen beobachten kann und<br />

die einen großen Teil der interindividuellen Unterschiede im individuellen und<br />

sozialen Verhalten erklären.<br />

Diese Auffassungen sollten die Motivationspsychologie nachhaltig beeinflussen. Ausgehend<br />

von der Hypothese viele, basale motivationale Prozesse, insbesondere die affektiven<br />

Komponenten, seien nicht bewusst repräsentiert, entwickelte Murray ein Verfahren, das als<br />

Spiegel der unbewussten Motive und Bedürfnisse einer Person resistent gegen Verzerrungen<br />

durch Selbstdarstellungstendenzen sein soll, den TAT (Murray, 1941).<br />

Beim TAT handelt es sich um ein projektives Messverfahren. Die Probanden erhalten<br />

eine Serie mehrdeutiger Bilder zu denen sie Phantasiegeschichten schreiben sollen. Es wird<br />

nun erwartet, dass die Personen ihre momentanen Bedürfnisse in die vorgegebene Situation<br />

hineinprojizieren und folglich eine den unbewussten Bedürfnissen entsprechende Tönung der<br />

Phantasieinhalte entsteht. Um <strong>anhand</strong> der Phantasiegeschichten Rückschlüsse <strong>auf</strong> die<br />

Motivstruktur ziehen zu können, müssen diese von einer Expertengruppe analysiert werden.<br />

McClelland et al. (1953) entwickelten ein eigenes TAT-Verfahren zur Messung des<br />

Leistungsmotivs. Ihr Verdienst ist die objektivierte experimentelle Entwicklung eines<br />

Auswertungsschlüssels. Dafür sollten Versuchspersonen entweder in einer neutralen Situation<br />

oder in einer leistungsthematisch anregenden Situation TAT-Geschichten schreiben. Durch<br />

einen Vergleich der beiden Gruppen wurden genau die Inhalte extrahiert, die typischerweise<br />

von den leistungsthematisch angeregten Probanden produziert wurden. Der Grundgedanke<br />

des Auswertungsschlüssels ist, dass bei Probanden, die in neutralen Situationen gehäuft<br />

leistungsthematische Inhalte produzieren, dieses Phänomen nicht <strong>auf</strong> Charakteristika der<br />

Situation, sondern nur <strong>auf</strong> eine Eigenschaft der Person, nämlich ein stark ausgeprägtes<br />

Leistungsmotiv, zurückgeführt werden kann (Langens & Schüler, 2002).<br />

Mit der Entwicklung des Multi-Motiv-TAT (Winter, 1991) gelang es dann, durch den<br />

Verzicht <strong>auf</strong> die detaillierte Unterkategorisierung innerhalb des Leistungsmotivs, den<br />

Auswertungsschlüssel von McClelland zu vereinfachen und so eine integrierte Anwendung<br />

<strong>auf</strong> drei Motivklassen (Leistung, Macht und Affiliation) zu ermöglichen. Da dieses Verfahren<br />

in der vorliegenden Untersuchung Verwendung finden soll, werde ich seine Durchführung im<br />

Methodenteil (siehe Abschnitt 3.5.2.1) ausführlich erläutern.


2.1.2.2 Fragebogenverfahren<br />

Theoretische Grundlagen 7<br />

Trotz der vielfältigen Erfolge bei der Vorhersage menschlichen Verhaltens durch TAT-<br />

Kennwerte, die in jahrzehntelanger intensiver Forschung zum TAT erzielt worden sind,<br />

wurden schon bald Fragebögen zur Motivdiagnostik eingesetzt, da diese eine höhere<br />

Ökonomie und scheinbar auch eine höhere Reliabilität <strong>auf</strong>weisen. Auf die Frage der<br />

Reliabilität werde ich im Abschnitt 2.1.2.4 noch einmal zurückkommen.<br />

Beim Fragebogenverfahren geben die Probanden explizit über ihre Motive und<br />

Vorlieben Auskunft, indem sie vorgegebene Items bezüglich ihres Zutreffens <strong>auf</strong> die eigene<br />

Person einschätzen. Die Items beziehen sich <strong>auf</strong> das für die verschieden Motive typische<br />

Verhalten und Erleben. Anhand der Häufigkeit der Übereinstimmungen mit den Items des<br />

jeweiligen Motivs werden Rohwerte ermittelt. Diese lassen sich durch den Vergleich mit<br />

einer Normstichprobe <strong>anhand</strong> einer Normtabelle in Standardwerte umwandeln, die Aufschluss<br />

über die Ausprägung des Motivs geben.<br />

2.1.2.3 Die Gitter-Technik<br />

Die Gitter-Technik (Schmalt, 1976; Schmalt, Solokowski & Langens, 2000) ist ein semiprojektives<br />

Verfahren. Es ist methodisch zwischen dem Fragebogen und dem TAT<br />

angesiedelt und versucht die Vorteile beider Verfahren unter Vermeidung ihrer Nachteile in<br />

sich zu vereinen. Um den projektiven Charakter des TAT zu erhalten, werden ebenfalls<br />

Bildtafeln vorgegeben. Die Probanden sollen dazu jedoch keine Phantasiegeschichten<br />

verfassen, sondern unter verschiedenen vorgegebenen Aussagen die nach ihrer Auffassung zu<br />

dem Bild passende Aussage auswählen. Aus der Zuordnung der Bilder zu den Aussagen<br />

entsteht eine gitterförmige Matrix, in der für jedes Motiv (Leistung, Macht und Affiliation)<br />

die Anzahl der angekreuzten Aussagen gezählt wird. Durch die Vermeidung der <strong>auf</strong>wendigen<br />

Inhaltsanalyse, werden deutliche Verbesserungen der Reliabilität sowie der Auswertungsobjektivität<br />

und -ökonomie erreicht. Da hier jedoch nicht wie beim TAT Phantasieinhalte<br />

ausgewertet werden, ist noch unklar, ob mit der Gittertechnik die unbewussten Bedürfnisse<br />

der Person erfasst werden können. Bislang liegen noch keine Befunde zum empirischen<br />

Zusammenhang zwischen den Kennwerten von TAT- und Gitter-Technik vor (Rheinberg,<br />

2004).


2.1.2.4 Die Reliabilität des TAT<br />

Theoretische Grundlagen 8<br />

Der TAT hat seit seiner Konstruktion neben Erfolgen auch viel Kritik erfahren. Von den<br />

Kritikern des Verfahrens wurde vor allem das Argument mangelnder Reliabilität des TAT in<br />

Bezug <strong>auf</strong> die interne Konsistenz (Entwistle, 1972) und die Wiederholungszuverlässigkeit<br />

(Birney, 1959, 1968; Murstein, 1963, Entwisle, 1972) ins Feld geführt.<br />

Nach Schmalt und Solokowski (2000) ist die Forderung der klassischen Testtheorie<br />

nach interner Homogenität für den TAT jedoch nicht angemessen, da das der Testtheorie<br />

zugrunde liegende Unabhängigkeitstheorem <strong>auf</strong> den TAT nicht anwendbar ist. Vielmehr wird<br />

durch die Präsentation der TAT-Bilder ein kohärenter Motivationsprozess angeregt, der die<br />

Annahme stochastischer Unabhängigkeit der einzelnen Untertests (Geschichten) unhaltbar<br />

macht. Die Anregung eines solchen Motivationsprozesses ist jedoch bei einem Fragebogen<br />

nicht zu erwarten, weshalb die einzelnen Items durchaus als unabhängige Elemente gelten<br />

können und damit dem Unabhängigkeitstheorem entsprechen.<br />

Dem Kritikpunkt einer unzureichenden Retest-Reliabilität können die Erkenntnisse<br />

von Winter und Stewart (1977) sowie Lundy (1985) entgegen gesetzt werden. Die Befunde<br />

von Winter und Stewart (1977) zeigen, dass die geringe Retest-Reliabilität nicht zuletzt <strong>auf</strong><br />

die Standardinstruktion im TAT zurückzuführen ist, die die Probanden anweist, kreative<br />

Geschichten zu schreiben. Damit wird die Tendenz blockiert, Handlungsverläufe früherer<br />

Geschichten zu wiederholen. Unter Verwendung einer modifizierten Instruktion, die betont,<br />

dass die Probanden unabhängig von den Inhalten früherer Geschichten einfach das<br />

<strong>auf</strong>schreiben sollen, was ihnen als erstes in den Sinn kommt, konnten befriedigende Retest-<br />

Reliabilitäten (r = .58) gefunden werden. In Lundys (1985) Untersuchung wurden in dem ein<br />

Jahr später durchgeführten Retest unter Verwendung der modifizierten Instruktion drei Bilder<br />

aus dem ersten Test und drei neue Bilder verwendet. Hier wurden sowohl für das<br />

Intimitätsmotiv (r = .48) als auch für das Affililiationsmotiv (r = .56) befriedigende Retest-<br />

Reliabilitäten gefunden, wobei es bei den durchschnittlichen Interkorrelationen zwischen den<br />

beiden Testzeitpunkten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschichten zu den<br />

wieder verwendeten Bildern und den Geschichten zu den ausgetauschten Bildern gibt. Das ist<br />

ein Hinweis dar<strong>auf</strong>, dass die Retest-Korrelationen nicht <strong>auf</strong> die Erinnerung und Wiederholung<br />

früherer Geschichten zurückzuführen ist.


2.1.2.5 Die Validität des TAT<br />

Theoretische Grundlagen 9<br />

In den vielen Jahren der Koexistenz von TAT und Fragebogen konnte keine konvergente<br />

Validität beider Verfahren gefunden werden. Beide Verfahren geben vor, das gleiche<br />

Konstrukt - nämlich die Motivdisposition - zu messen, ihre Kennwerte sind jedoch<br />

unkorreliert (deCharms, Morrison, Reitman & McClelland, 1955; Sprangler, 1992).<br />

Außerdem sagen die Verfahren unterschiedliche Verhaltensmerkmale vorher. Der TAT eignet<br />

sich zur Vorhersage operanten Verhaltens, dem spontanen Verhalten, das in relativ offenen<br />

Situationen gezeigt wird. Die Kennwerte des Fragebogens dagegen sagen respondentes<br />

Verhalten in stark durch äußere Umstände determinierten Situationen vorher (McClelland,<br />

1980).<br />

Mit der zunehmenden Zahl an Belegen für die Unabhängigkeit beider Verfahren sowie<br />

den unterschiedlichen prognostizierbaren Verhaltensmerkmalen verdichteten sich die<br />

Hinweise dar<strong>auf</strong>, dass es sich um zwei Verfahren mit völlig unterschiedlichen<br />

Gültigkeitsbereichen handelt.<br />

McClelland und seine Kollegen (1989) integrierten diese widersprüchlichen Befunde<br />

in einem bahnbrechenden Modell, das von der Koexistenz zweier unabhängiger<br />

Motivsysteme ausgeht - den basalen (impliziten) Motiven <strong>auf</strong> der einen Seite und den<br />

expliziten Motiven, den so genannten „motivationalen Selbstbildern“ (Rheinberg, 2002, S.<br />

193) <strong>auf</strong> der anderen Seite.<br />

Diese Unterscheidung wirft ein neues Licht <strong>auf</strong> die beschriebenen Probleme. Die<br />

fehlende Konvergenz beider Verfahren, sowohl die Kennwerte als auch die<br />

Verhaltensprognosen betreffend, die zunächst die Validität des TAT in Frage stellte, wird<br />

damit zur notwendigen Vorraussetzung für seine Validität. Der TAT erweist sich als ein<br />

valides Instrument zur Messung basaler Motive und zur Vorhersage operanten Verhaltens.<br />

Sprangler (1992) fand in zwei Metaanalysen, dass die durchschnittliche Korrelation der TATbasierten<br />

Kennwerte mit den Verhaltensmaßen im Vergleich zu den Fragebogenkennwerten<br />

signifikant höher ausfällt. Insgesamt sprechen die Befunde der Metaanalysen für die von<br />

McClelland et al. (1989) postulierte konzeptionelle Trennung der beiden Motivsysteme.


2.1.3 Basale Motive und motivationale Selbstbilder<br />

Theoretische Grundlagen 10<br />

Die zentrale Annahme der Konzeption von McClelland et al. (1989) besteht in der<br />

Unterscheidung zweier voneinander unabhängiger Steuerungsinstanzen motivierten<br />

Verhaltens, die sich in vielen Merkmalen stark voneinander unterscheiden. Zum besseren<br />

Verständnis möchte ich diese Unterscheidungsmerkmale zunächst genauer herausarbeiten.<br />

Den basalen Motiven (implicit motives), die der eingangs beschriebenen<br />

Motivkonzeption in McClellands traditionellem Motivationsmodell entsprechen, werden die<br />

so genannten motivationalen Selbstbilder (self-attributed motives) gegenübergestellt. Neben<br />

der bereits erwähnten empirisch gefundenen Unabhängigkeit der durch den TAT gemessenen<br />

basalen Motive und der mittels Selbstbericht erhobenen motivationalen Selbstbilder sowie<br />

ihrer prädiktiven Validität für unterschiedliche Klassen von Verhalten, gibt es viele andere<br />

empirische Befunde, die die Hypothese einer theoretischen Trennung der beiden<br />

Motivsysteme untermauern. Beide Systeme basieren <strong>auf</strong> unterschiedlichen Anreizmechanismen.<br />

McClelleand (1989) stellt heraus: „[…] implicit motives are based on<br />

incentives involved in doing or experiencing certain thinks and […] self-attributed motives<br />

are built around explicit social incentives or demands” (p. 697). Die Unterscheidung zwischen<br />

den „task-intrinsic incentives“, die in vorsprachlich erworbenen Affektkopplungen bestehen,<br />

und den „social-extrinsic incentives“, die ein gut entwickeltes Konzept von sich selbst und der<br />

sozialen Umwelt voraussetzen, wurde von Koestner, Weinberger und McClelland (1991, p.<br />

78) empirisch belegt.<br />

McClelland et al. (1989) folgern aus der Unterschiedlichkeit der Anreize, dass sich<br />

beide Systeme <strong>auf</strong> unterschiedlichen Wegen und zu unterschiedlichen Zeiten im individuellen<br />

Entwicklungsverl<strong>auf</strong> herausbilden. Die basalen Motive beruhen <strong>auf</strong> vorsprachlich erworbenen<br />

Assoziationen zwischen bestimmten Verhaltensweisen oder Situationen und primären<br />

biologischen Affekten, wie Freude oder Schmerz. Sie sind folglich nicht sprachlichsymbolisch<br />

repräsentiert, sondern operieren <strong>auf</strong> neurohormonell-affektiver Grundlage<br />

unterhalb der Ebene bewusster Reflexionen.<br />

Obwohl man den Ursprung basaler Motive zuerst allein in frühkindlichen<br />

Lernerfahrungen sah, wird neuerdings auch eine gewisse genetische Disposition im Sinne<br />

einer vermehrten Produktion und Ausschüttung von motivspezifischen Neurohormonen<br />

angenommen. In verschiedenen Studien konnten motivspezifische neurohormonelle Korrelate<br />

nachgewiesen werden. Wie bereits erwähnt, ist der motivspezifische Affekt „das eigentliche<br />

Agens motivierten Verhaltens“ (Brunstein, 2002, S.71). Dieser hat seine physiologische


Theoretische Grundlagen 11<br />

Grundlage in einem ganz bestimmten neurohormonellen Profil. Beim Machtmotiv werden<br />

vermehrt Norepinephrin und Testosteron ausgeschüttet (McClelland, Ross & Patel, 1985;<br />

Schultheiss, Campbell & McClelland, 1999). Hinter dem Leistungsmotiv vermutet man eine<br />

verstärkte Produktion von Vasopression und dem Anschlussmotiv soll eine erhöhte<br />

Dopaminausschüttung zugrunde liegen (McClelland, 1989; McClelland, Patel, Stier &<br />

Brown, 1987).<br />

Die motivationalen Selbstbilder dagegen besitzen weder eine genetische Grundlage,<br />

noch entwickeln sie sich in der frühen Kindheit. Vielmehr setzt ihre Entwicklung die<br />

Ausbildung bestimmter kognitiver Schemata und Werte voraus, weshalb sie erst später in der<br />

individuellen Entwicklung angelegt werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei<br />

Sozialisationserfahrungen im Sinne einer expliziten Vorgabe wichtiger Ziele und Werte durch<br />

die Bezugspersonen. Diese Werte und Ziele sind als sprachlich repräsentierte kognitive<br />

Schemata organisiert, die bei der bewussten Verhaltenssteuerung und -planung insbesondere<br />

bei der Aktivierung selbstbezogener Kognitionen, angeregt werden (Rheinberg, 2002).<br />

Zu den Entwicklungsbedingungen von impliziten Motiven machten McClelland und<br />

Pilon (1983) in einer Längsschnittuntersuchung, die im Jahr 1951 von Sears, Maccoby und<br />

Levin (1957) angestoßen worden war, interessante Entdeckungen. Damals wurden die Mütter<br />

5-jähriger Kinder über ihre Erziehungspraktiken befragt. Diese Ergebnisse wurden 26 Jahre<br />

später mit den Ausprägungen der impliziten (TAT) und expliziten (Fragebogen) Motive der<br />

nunmehr 31-jährigen Kinder verglichen. Insbesondere für das Leistungs- und das Machtmotiv<br />

konnten Beziehungen zwischen bestimmten Erziehungspraktiken im Kindesalter und den<br />

späteren Motivausprägungen gefunden werden. Ein hohes implizites Leistungsmotiv findet<br />

man gehäuft bei Personen, die früh zur Sauberkeit und zu festen Fütterungszeiten erzogen<br />

wurden. Explizit leistungsorientierte Personen waren dagegen schon früh mit Leistungs- und<br />

Selbstständigkeitsanforderungen konfrontiert worden. Bei einem hohen impliziten<br />

Machtmotiv wurde in der Kindheit aggressives und sexualisiertes Verhalten toleriert, beim<br />

expliziten Machtmotiv reagierten die Eltern dar<strong>auf</strong> eher dominant mit harter Bestrafung.<br />

Brunstein (2002) verweist <strong>auf</strong> die Übereinstimmung mit der Annahme einer früheren,<br />

vorsprachlichen Entwicklung der basalen Motive, da die Reinlichkeitserziehung viel früher<br />

abgeschlossen und viel weniger an explizite verbale Einwirkung gebunden ist als die<br />

Erziehung zu Leistungsverhalten und Pflichterfüllung.<br />

Die Vorstellung, dass Lernerfahrungen, die ein Individuum in seiner frühesten<br />

Kindheit macht, so stark und löschungsresistent sein könnten, dass sie über Jahrzehnte bis ins<br />

Erwachsenenalter erhalten bleiben, erscheint mit Blick <strong>auf</strong> die Ergebnisse aus


Theoretische Grundlagen 12<br />

Lernexperimenten im Labor sehr ungewöhnlich. McClelland (1958, p.439) postuliert jedoch,<br />

“that the early childhood ought to be the time when the opportunity to form strong,<br />

generalized, and persistent associations is the greatest“ und führt verschiedene Bedingungen<br />

an, die die Ausbildung starker generalisierter Assoziationen affektiver Natur fördern. Je<br />

generalisierter eine Lernerfahrung ist, desto löschungsresistenter ist sie, weil so viele Reize,<br />

<strong>Reaktionen</strong>, Verstärker und Bestrafungen involviert sind, dass es auch bei wechselnden<br />

Bedingungen nur schwer gelingt herauszufinden, dass die Assoziation nicht mehr zutrifft.<br />

Solche unspezifischen Assoziationen bilden sich typischerweise in der frühen Kindheit vor<br />

der Entwicklung diskriminatorischer und symbolischer Fähigkeiten aus. Außerdem treten in<br />

der Kindererziehung auch viele Inkonsistenzen in der Verstärkung <strong>auf</strong>, was ebenfalls die<br />

Bildung von generalisierten Assoziationen fördert. Auch die Stärke der den Motiven zugrunde<br />

liegenden affektiven Assoziationen ist ungewöhnlich groß. Ursächlich dafür ist zum einen,<br />

dass die affektive Erregung zu einer Aktivierung des vegetativen Nervensystems führt, die<br />

sehr intensiv aber auch unspezifisch empfunden wird. Zum anderen ist das frühkindliche<br />

affektive Erleben von starker Intensität. Das mangelnde zeitliche Diskriminationsvermögen<br />

macht emotionale Erlebnisse zu einem Alles-oder-Nichts-Phänomen, da das Kind noch nicht<br />

in der Lage ist zu antizipieren, dass bestimmte Erlebnisse nur begrenzt andauern können.<br />

Aufgrund der Intensität und Diffusität dieser Assoziationen, die insbesondere in der frühen<br />

Kindheit vor der Entwicklung kortikaler Steuerung ausgebildet werden, sind diese so<br />

löschungsresistent.<br />

2.1.4 Der affektive Kern impliziter Motive<br />

Da ich mich in den nachfolgenden Abschnitten <strong>auf</strong> die motivbedingten affektiven Zustände<br />

beziehe, erscheint es mir zunächst interessant, McClellands Überlegungen zur motivationalen<br />

Bedeutung des Affekts zu betrachten. McClelland et al. (1953) stellen in der Monographie<br />

„The achievement motive“ den Affekt als die Basis der impliziten Motive heraus und beziehen<br />

in ihrer Argumentation Erkenntnisse aus verschiedenen anderen Lehren ein: Anhaltspunkte<br />

für die Bedeutung des affektiven Erlebnisses bei der Kontrolle menschlichen Verhaltens<br />

finden sich schon im Hedonismus, einer ethischen Grundposition der Philosophie in der<br />

griechischen Antike, die den größtmöglichen Lustgewinn als höchstes Lebensziel postuliert.<br />

Aufgrund von Erkenntnissen aus der Verhaltensforschung bei Tieren, die die Bedeutsamkeit


Theoretische Grundlagen 13<br />

selektiver Ansprechbarkeit für bestimmte Reize bei der Steuerung tierischen<br />

Instinktverhaltens belegen, kommen McClelland et al. (1953) zu der Annahme, dass das<br />

menschliche Verhalten in ähnlicher Weise durch die selektive Ansprechbarkeit für bestimmte<br />

Klassen von Situationen gesteuert sein könnte. Obwohl das menschliche Verhalten viel<br />

flexibler und viel weniger situationsspezifisch ist als das tierische Instinktverhalten, lassen<br />

sich gewisse Parallelen zu instinktiven Verhaltensweisen doch nicht von der Hand weisen.<br />

McClelland et al. (1953) vermuten „that in man these specific overt reactions to ‚releasing’<br />

stimuli are attenuated and occur instead as diffuse reactions of the autonomic nervous system<br />

signifying what we usually call ‚affect’“ (p.31).<br />

Welche Situationen mit welchen Affekten verknüpft werden, ist von den individuellen<br />

Lernerfahrungen der Person abhängig und deshalb interindividuell sehr verschieden. Bei<br />

McClelland et al. (1953) sind die Lernvorgänge beim Motiverwerb ausführlich dargestellt.<br />

Zunächst produzieren nicht erwartungskonforme Reize primäre, ungelernte Affektzustände<br />

positiver oder negativer Valenz. Durch Lernprozesse entstehen dann Assoziationen zwischen<br />

den Affekten, deren auslösenden Bedingungen und den Verhaltenstendenzen. Diese erlernten<br />

Affektkopplungen führen dazu, dass zukünftig ähnliche Bedingungen antizipatorische<br />

Affektzustände auslösen, die dann je nach Valenz das Annäherungs- oder Vermeidungsverhalten<br />

initiieren. Folglich stellen sowohl die zu beobachtenden Verhaltenstendenzen als<br />

auch der Affektzustand Indikatoren für das Vorhandensein eines angeregten Motivs dar. Ein<br />

wichtiges Charakteristikum von Affektzuständen ist die Aktivität des vegetativen<br />

Nervensystems, die zwar kein sicherer Emotionsindikator aber dennoch eine gute Basis für<br />

die Diagnostik affektiver Zustände ist.<br />

In den folgenden Ausführungen zu den dem Affekt zugrunde liegenden physiologischen<br />

Prozessen werden sowohl die zentralen als auch die peripheren Vorgänge dargestellt.<br />

2.2 Physiologische Grundlagen<br />

.<br />

2.2.1 Zentrale Steuerung peripherer Erregung<br />

Ebenso wie in der Entwicklung und der Wirkungsweise gibt es auch in den ihnen zugrunde<br />

liegenden physiologischen Prozessen gravierende Unterschiede zwischen den motivationalen<br />

Selbstbildern und den basalen Motiven. Beispielsweise werden beiden Motivsystemen


Theoretische Grundlagen 14<br />

unterschiedliche Lokalisationen im Gehirn zugeschrieben. Festinger (1943) fand bei Ratten<br />

dem basalen Leistungsmotiv ähnelnde interindividuelle Unterschiede in der Bevorzugung<br />

eines herausfordernden gegenüber einem leichten Labyrinth. Diese Beobachtungen belegen<br />

die bereits erwähnte Vermutung, dass basale Motive <strong>auf</strong> direkten affektiven Erfahrungen<br />

beruhen, die auch bei Tieren zu beobachten sind. „It seems likely that these motives are<br />

mediated by more primitive midbrain structures than are the self-attributed motives that<br />

would be subserved by the highly developed cerebral cortex“ (McClelland et al., 1989, p.<br />

698).<br />

LeDoux (1998) entdeckte <strong>auf</strong> der Suche nach dem Ursprung der Emotionen im<br />

Gehirn, dass die potenziell furchtauslösenden sensorischen Reize <strong>auf</strong> verschiedenen Wegen<br />

im Gehirn verarbeitet werden (siehe Abbildung 2).<br />

Abbildung 2. Die zwei Wege der Verarbeitung emotionaler Reize (Le Doux, 1998, S. 175)<br />

Sensorische Reize werden zunächst im Thalamus verarbeitet, der gleichzeitig <strong>auf</strong> zwei<br />

Bahnen Informationen zur Amygdala schickt. Ein Teil des Thalamus schickt Informationen<br />

zum visuellen Kortex, wo diese zu einer detaillierten Reizrepräsentation verarbeitet werden,<br />

die dann zur Amygdala geleitet wird. Ein anderer Teil des Thalamus, der zentrale Kern, leitet<br />

die Reize <strong>auf</strong> dem „niederen“ Weg direkt, d. h. ohne kortikale Beteiligung vom sensorischen<br />

Thalamus, zur Amygdala. Diese subkortikale Bahn vom sensorischen Thalamus zur<br />

Amygdala liefert zwar nur eine sehr unspezifische Reizrepräsentation, ist jedoch viel<br />

schneller und ermöglicht ein schnelles Reagieren <strong>auf</strong> Reize.<br />

Nach Pinel (2001) gilt die Amygdala als die Gehirnstruktur in der die emotionale<br />

Bedeutung sensorischer Reize gelernt und gespeichert wird. Die Beurteilung der Bedeutung


Theoretische Grundlagen 15<br />

des Reizes wird <strong>auf</strong>grund vorangegangener Erfahrungen mit gleichen Reizen vorgenommen.<br />

Von der Amygdala verläuft eine Bahn zum Hypothalamus, der durch die Innervation<br />

sympathischer Nerven zunächst eine unspezifische peripherphysiologische Erregung auslöst.<br />

Die Untersuchungen LeDouxs (1998) bieten auch Erklärungsansätze dafür, dass angeborene<br />

oder früh erlernte Kopplungen zwischen spezifischen Reizen und Affekten im L<strong>auf</strong>e des<br />

Lebens <strong>auf</strong> immer mehr Reize und Situationen ausgeweitet werden. Schließlich ist die<br />

Anregung basaler Motive nicht nur <strong>auf</strong> ganz spezifische Situationen mit eng umschriebenen<br />

Reizmustern beschränkt. Vielmehr zeichnen sich die Situationen oft durch komplexe<br />

Reizkonstellationen, die LeDoux als den „Kontext“ bezeichnet, aus. Das Phänomen, das<br />

diesen Beobachtungen zugrunde liegt, ist die kontextuelle Konditionierung, die als inzidentes<br />

Lernphänomen in Experimenten zur Furchtkonditionierung bei Ratten beobachtet wurde.<br />

Neben dem <strong>auf</strong>fälligen konditionierten Stimulus (z.B. einen Ton, der einen Stromschlag<br />

ankündigt) werden alle Reize der Situation mit <strong>auf</strong>genommen, so dass die Ratten schließlich<br />

nicht nur <strong>auf</strong> den Ton hin, sondern auch wenn sie nur in den Konditionierungskäfig gesetzt<br />

werden Furchtreaktionen zeigen. Die Hirnregion, durch die die Bildung von Relationen<br />

zwischen den eingehenden Bildern und Tönen Kontextrepräsentationen erstellt und zur<br />

Amygdala leitet, ist der Hippocampus. In Läisionsexperimenten zeigt sich, dass die<br />

Beschädigung des Hippocampus die kontextuelle Konditionierung verhindert. Die Ratten<br />

reagieren zwar noch <strong>auf</strong> den Ton jedoch nicht mehr <strong>auf</strong> den Konditionierungskäfig mit Angst.<br />

Durch die drei beschriebenen Bahnen: die subkortikale direkte Bahn vom sensorischen<br />

Thalamus, die höhere Bahn vom sensorisch-spezifischen Kortex und die Bahn, die<br />

Informationen über den allgemeinen Kontext von der Hippocampusformation zur Amygdala<br />

leitet, „ist die Amygdala in der Lage, die emotionale Bedeutung sowohl einzelner Reize als<br />

auch komplexer Situationen zu verarbeiten“ (LeDoux, 1998, S. 181).<br />

Es erscheint plausibel, dass die affektiven Anreiz- und Belohungsmechanismen der<br />

basalen Motive über die subkortikale Bahn und die Hippocampus-Bahn vermittelt werden.<br />

Über die subkortikale Bahn können spezifische Hinweisreize, die <strong>auf</strong> der Grundlage früherer<br />

Lernerfahrungen emotional bedeutsam sind, sehr schnell und unterhalb der Ebene bewusster<br />

kortikaler Verarbeitung vegetative Erregungszustände auslösen. Die Hippocampusformation<br />

ermöglicht zusätzlich die verschiedenen Reizelemente einer Situation zu einer kohärenten<br />

Kontextrepräsentation zu integrieren, die von der Amygdala ebenfalls hinsichtlich ihrer<br />

emotionalen Bedeutsamkeit bewertet werden.<br />

Obwohl die bisherigen Ausführungen zu den motivrelevanten zentralen<br />

Steuerungsmechanismen teilweise einen eher spekulativen Charakter besitzen, ist die


Theoretische Grundlagen 16<br />

Funktion des Hypothalamus, als „Schaltzentrale für motivationale und vegetative<br />

Steuerungsmechanismen“ (Schneider & Schmalt, 2000, S. 44) unumstritten. Der<br />

Hypothalamus und auch die Medulla oblongata bilden das Zentrum des vegetativen<br />

Nervensystems. Für motivationale und affektive Aspekte ist insbesondere der sympathische<br />

Teil des vegetativen Nervensystems von Bedeutung. Die Impulse des Hypothalamus an den<br />

Sympathikus werden durch andere cerebrale Strukturen, insbesondere des Limbischen<br />

Systems (z.B. die Amygdala), des Hippocampus und des limbischen Cortex gesteuert bzw.<br />

modifiziert (Boucsein, 1988). In der Folge kommt es durch die Wirkung des Sympathikus <strong>auf</strong><br />

verschiedene Organe, Drüsen und die Haut zu einem diffusen vegetativen Erregungszustand,<br />

der als physiologisches Korrelat affektiver Erregung eingeordnet werden kann.<br />

Nachdem ich die zentralen Steuerungsmechanismen motivrelevanter affektiver<br />

Erregung beleuchtet habe, werde ich im nächsten Abschnitt die peripherphysiologischen<br />

Manifestationen dieses Erregungszustandes vertiefend darstellen.<br />

2.2.2 Peripherphysiologische Korrelate affektiver Erregung<br />

Affektive Erregungszustände gehen mit einer diffusen Aktivierung des vegetativen<br />

Nervensystems einher. Das vegetative Nervensystem, das sich in die zwei antagonistisch<br />

agierenden Subsysteme Sympathikus und Parasympathikus gliedert, reguliert die<br />

Organfunktionen, die der willentlichen Steuerung weitgehend unzugänglich sind. Der<br />

Sympathikus ist der Teil, der im Körper die Voraussetzungen für gesteigerte Leistungen<br />

schafft und deshalb der für die affektive Erregungssteigerung relevante Teil des vegetativen<br />

Nervensystems. Die efferenten Bahnen des sympathischen Nervensystems innervieren unter<br />

anderem die Blutgefäße, die Lungen, die Schweißdrüsen sowie das Herz und bedingen dort<br />

eine Steigerung der Schweißdrüsensekretion, der Herzschlagfrequenz, der Atemfrequenz und<br />

des systolischen Blutdrucks. Die beiden ersteren Parameter, deren Wirkungsweise ich im<br />

Folgenden noch eingehender betrachten werde, sollen in der vorliegenden Untersuchung als<br />

Indikatoren für eine physiologische Erregungssteigerung herangezogen werden. Auf die<br />

Messung des Blutdrucks soll hier verzichtet werden, da es bislang keine nicht-invasive<br />

Methode zur kontinuierlichen Blutdruckmessung gibt.


2.2.2.1 Die elektrodermale Aktivität<br />

Theoretische Grundlagen 17<br />

Die elektrodermale Aktivität (EDA) ist <strong>auf</strong> die Sekretion der Schweißdrüsen in der Haut<br />

zurückzuführen. Schweißdrüsen bestehen aus zwei Teilen, dem sekretorischen Teil und dem<br />

Ausführungsgang. Man unterscheidet zwei verschiedene Typen, die apokrinen und die<br />

ekkrinen Schweißdrüsen. Für die Untersuchung der elektrodermalen Aktivität sind allein die<br />

ekkrinen Drüsen interessant, deren primäre Aufgaben in der Thermoregulation und der<br />

Ausscheidung von Stoffen bestehen. „Der sekretorische Teil der Schweißdrüse ist von einem<br />

sehr dichten Flechtwerk sympathischer Fasern eingehüllt, wodurch eine starke Ausbreitung<br />

der vegetativen Impulse ermöglicht wird“ (Boucsein, 1988, S.25). Die Schweißdrüsenaktivität<br />

wird anders als die meisten anderen Erfolgsorgane des vegetativen Nervensystems<br />

ausschließlich sympathisch reguliert und stellt damit einen sehr guten Indikator für die<br />

sympathische Erregungssteigerung dar.<br />

In der Psychophysiologie kennt man zwei Methoden zur Messung der elektrodermalen<br />

Aktivität: Die endosomatische Methode misst das elektrische Potenzial der Haut an ihrer<br />

Oberfläche ohne die externe Zuführung von Strom. Bei der exosomatischen Methode wird<br />

mit zwei Elektroden eine schwache elektrische Spannung von einer externen Quelle an die<br />

Haut angelegt. Man kann dabei beobachten, dass die Menge an Strom, die durch diesen Kreis<br />

fließt, variiert. Das bedeutet, dass der elektrische Widerstand bzw. die Leitfähigkeit der Haut<br />

sich in Abhängigkeit von bestimmten Phänomenen, wie beispielsweise vegetativer<br />

Aktivierung, verändert. Obwohl die den beschriebenen elektrodermalen Phänomenen<br />

zugrunde liegenden Mechanismen noch nicht vollständig <strong>auf</strong>geklärt sind, wird der Aktivität<br />

der Schweißdrüsen eine entscheidende Bedeutung zugeschrieben. Sympathische Aktivierung<br />

führt zu einer vermehrten Schweißdrüsenaktivität und damit zu einer Füllung der<br />

Schweißdrüsengänge sowie zur Durchfeuchtung der Oberhaut (Epidermis). Die<br />

durchfeuchtete Epidermis weist deutlich bessere Leitungseigenschaften <strong>auf</strong>, als die trockene.<br />

Zusätzlich entsteht durch die gefüllten Schweißdrüsengänge ein Leitungspfad zwischen der<br />

Hautoberfläche, an der die Elektrode anliegt, und der unter der Epidermis liegenden gut<br />

leitenden Hautschicht, der Dermis. „Der zwischen zwei Elektroden fließende Strom wird also<br />

den Weg über diese Leitungspfade zur Dermis und zurück zur Gegenelektrode nehmen“<br />

(Schandry, 1998, S. 189).<br />

In der Psychophysiologie werden diese Veränderungen der elektrischen Leitfähigkeit<br />

der Haut unter Verwendung von Gleich- oder Wechselstrom gemessen. Bei der Beschreibung<br />

der Phänomene elektrodermaler Aktivität unterscheidet man zwischen basaler (tonischer)


Theoretische Grundlagen 18<br />

Aktivität, die als „Skin Conductance Level“ (SCL) bezeichnet wird, und der phasischen<br />

Reaktion <strong>auf</strong> einen Reiz („Skin Conductance Response“, SCR). Das Verfahren der<br />

Hautleitfähigkeitsmessung werde ich im Abschnitt 3.5.6.1 noch ausführlicher darstellen.<br />

Die Messung der elektrodermalen Aktivität spielt in der psychophysiologischen<br />

Forschung eine große Rolle, denn sie gilt als äußerst sensitiver Indikator für psychologische<br />

Phänomene. Da die Schweißdrüsen rein sympathisch innerviert werden, ist die elektrodermale<br />

Aktivität ein eindeutiger Indikator für sympathische Aktivität und damit für die Stärke der<br />

Erregungssteigerung. Die Hautleitfähigkeit steht beispielsweise in direktem Zusammenhang<br />

zur Reizintensität (Bernstein, 1969) und auch zur Intensität einer affektiven Reaktion. So<br />

zeigt sich in einer Studie von Greenwald, Cook und Lang (1989, p. 59), zum Zusammenhang<br />

zwischen der subjektiven Einschätzung affektiver <strong>Reaktionen</strong> und den physiologischen<br />

Erregungsindikatoren, dass „larger mean skin conductance changes were significantly related<br />

to increased arousal ratings, as found by regression analysis, F (1,46) =21.26, p< 0.00005)“.<br />

Greenwald et al. folgern aus ihren Ergebnissen, dass die Hautleitfähigkeit ein sensitives und<br />

spezifisches Maß affektiver Erregungssteigerung (arousal) ist. Im Einklang damit stehen auch<br />

die Befunde von Hubert und de Jong-Meyer (1991), die zeigen, dass Probanden <strong>auf</strong> eine<br />

unangenehme, emotional erregende Filmszene mit einer signifikanten Steigerung der<br />

Hautleitfähigkeit reagieren. In dieser Studie wurde ebenfalls eine signifikante Verringerung<br />

der Hautleitfähigkeit in Reaktion <strong>auf</strong> einen angenehmen, amüsanten Film gezeigt, was <strong>auf</strong><br />

eine gewisse entspannende Wirkung der Filminhalte und die damit einhergehende<br />

Verringerung der sympathischen Aktivität zurückzuführen sein könnte.<br />

2.2.2.2 Die Herzschlagfrequenz<br />

Die Aktivität des Herz-Kreisl<strong>auf</strong>systems spielt für den Energiehaushalt des Körpers eine<br />

entscheidende Rolle: Sie sorgt für den Transport von Sauerstoff und anderen Nährstoffen zu<br />

den Organen, den Abtransport von Abbausubstanzen, die Thermoregulation des Körpers und<br />

die Informationsübertragung über den Hormontransport. Die Herzschlagfrequenz oder auch<br />

Herzrate, steht für die Anzahl der Herzschläge pro Minute (engl.: beats per minute, bpm) und<br />

ist der in der Psychophysiologie am häufigsten verwendete Kennwert des kardiovaskulären<br />

Geschehens, da sich fast jede Änderung des psychischen und physischen Geschehens in einer<br />

Veränderung der Herzrate niederschlägt. Das Besondere dieses Indikators ist die zweiseitige<br />

Reaktionsrichtung relativ zum Ausgangswert (Akzeleration und Dezeleration).


Theoretische Grundlagen 19<br />

Die Herzfrequenz unterliegt sehr komplexen Steuerungsprozessen von denen die<br />

sympathischen und parasympathischen Zuflüsse den größten Stellenwert einnehmen. Die<br />

genauen Steuerungsmechanismen sollen hier jedoch nicht weiter ausgeführt werden.<br />

Die Registrierung des kardiovaskulären Geschehens erfolgt durch die Aufzeichnung<br />

der elektrischen Aktivität des Herzens im Elektrokardiogramm (EKG). „Den im EKG<br />

<strong>auf</strong>gezeichneten Potenzialschwankungen liegen die summierten Aktionspotenziale in den<br />

Muskelzellen des Herzens zugrunde“ (Schandry, 1998, S. 131). Diese Potenzial-<br />

schwankungen werden von den Körperflüssigkeiten bis an die Hautoberfläche geleitet und<br />

dort von Elektroden an definierten Ableitungsorten registriert. Für jeden Herzzyklus wird eine<br />

charakteristische Kurve <strong>auf</strong>gezeichnet, die aus einer Abfolge typischer Wellenformen besteht.<br />

Aus dieser Kurve lassen sich die verschiedenen kardiovaskulären Parameter, u. a. auch die<br />

Herzschlagfrequenz, bestimmen.<br />

Bei der quantitativen Betrachtung der Herzschlagfrequenz unterscheidet man wie beim<br />

Hautleitwert zwischen tonischen, also länger anhaltenden Schwankungen im Minutenbereich,<br />

und kurzfristigen phasischen <strong>Reaktionen</strong>, die sich in einem Zeitraum von 10 – 15 Sekunden<br />

abspielen. Welche Art der Reaktion betrachtet wird, ist von der Fragestellung abhängig.<br />

Sollen wie in der vorliegenden Untersuchung reizbedingte Schwankungen untersucht werden,<br />

stehen die phasischen <strong>Reaktionen</strong> im Zentrum der Betrachtung. Die genauen Kennwerte<br />

dieser Schwankungen sowie die Prozedur der Aufzeichnung und Auswertung werden im<br />

Methodenteil (siehe Abschnitt 3.5.6.1) vertiefend dargestellt.<br />

Die psychophysiologischen Befunde zum Zusammenhang zwischen Veränderungen<br />

der Herzschlagfrequenz und psychologischen Phänomenen sind weniger eindeutig als beim<br />

Hautleitwert. Veränderungen der Herzrate sind sowohl sympathisch als auch parasympathisch<br />

innerviert und zusätzlich durch eine komplexe kadiovaskuläre Reflexregulation bestimmt. Es<br />

gibt verschiedene Hypothesen über die Indikatorfunktion der Herzrate. Greenwald et al.<br />

(1989, p. 51) konnten in ihrer Studie den Befund von Sartory (1983) replizieren „that phasic<br />

heart rate change is […] associated with the affective valence of pictural stimuli”. Sie fanden<br />

einen signifikanten Zusammenhang zwischen positiv beurteilter Valenz affektiver <strong>Reaktionen</strong><br />

<strong>auf</strong> Filmszenen und der Steigerung der Herzrate der Probanden während der Filmvorführung.<br />

Lacey, Kagan, Lacey und Moss (1963) vermuten dagegen, die Veränderung der<br />

Herzrate werde mit dem Ausmaß der Aufnahme versus Ablehnung von Stimuli variieren<br />

(Intake-Rejection-Hypothese). Situationen, die mit der Informations<strong>auf</strong>nahme verbunden sind,<br />

gehen mit einer Dezeleration der Herzrate einher. Die Ablehnung von Umweltreizen dagegen<br />

führt zu einer Akzeleration der Herzrate. Da die Dimension Aufnahme versus Ablehnung mit


Theoretische Grundlagen 20<br />

der Dimension angenehm versus unangenehm in Beziehung steht, liegt im Gegensatz zu den<br />

Befunden von Greenwald et al. (1989) und Sartory (1983) die Hypothese nahe, dass Reize mit<br />

positiver Valenz eher zu einer Verringerung und Reize negativer Valenz zu einer Steigerung<br />

der Herzrate führen.<br />

Ein anderer Ansatz, der der Steigerung der Herzrate eine eher funktionelle Rolle<br />

zuschreibt, stammt von Obrist (1981). Obrist vertritt die Hypothese, die Steigerung der<br />

Herzrate sei eine Reaktion <strong>auf</strong> erhöhte metabolische Anforderungen des Organismus, die<br />

beispielsweise durch körperliche Bewegung oder die Anspannung der Muskulatur ausgelöst<br />

werden. Der Körper reagiert <strong>auf</strong> den erhöhten Nährstoffbedarf der Zellen mit einer Steigerung<br />

der Herzschlagfrequenz, um die Blutversorgung der Zellen zu verbessern.<br />

Zusammenfassend betrachtet scheint die letztere Hypothese die widersprüchlichen<br />

Befunde in Einklang bringen zu können: Unabhängig von der Valenz könnte das Ausmaß in<br />

dem die Anspannung der Muskeln ansteigt, sei es <strong>auf</strong>grund von ausgelösten Annäherungs-<br />

oder Vermeidungstendenzen, für die Stärke der Akzeleration der Herzrate verantwortlich sein.<br />

2.2.2.3 Die Atemfrequenz<br />

Die in Atemzüge pro Minute angegebene Atemfrequenz ist der in der Psychophysiologie am<br />

häufigsten erhobene Kennwert der Atemtätigkeit. Zur Registrierung werden oft so genannte<br />

Atemgürtel verwendet, die mit Hilfe von Dehnungsmesseinrichtungen die Änderungen des<br />

Brustumfanges in ein elektrisches Signal umwandeln.<br />

In den meisten Experimenten dient die Aufzeichnung nur der Identifizierung<br />

atmungsbedingter Artefakte bei anderen Reaktionsmaßen, wie beim Hautleitwert oder bei<br />

kardiovaskulären Maßen. Der Hauptgrund dafür liegt wohl darin, dass die Atemtätigkeit<br />

sowohl autonom als auch zentral gesteuert wird. Damit unterliegt sie teilweise der<br />

willentlichen Steuerung und birgt damit, insbesondere wenn die Versuchsperson Kenntnis<br />

über die Hypothesen der Untersuchung hat, die Gefahr einer willkürlichen Manipulation.<br />

In der vorliegenden Untersuchung soll die Messung der Atemfrequenz ebenfalls nur<br />

zur Korrektur von Artefakten bei der Aufzeichnung der elektrodermalen Aktivität dienen. Ein<br />

tiefer Atemzug kann unter Umständen zu einer größeren Veränderung der autonomen<br />

Reaktionsmaße führen als die unabhängige Variable (hier die emotionale Reaktion <strong>auf</strong> die<br />

Filmszenen) an sich. Deshalb muss über die Aufzeichnung und Kontrolle der Atmung eine<br />

Konfundierung der anderen Kennwerte ausgeschlossen werden.


2.3 Ableitung der Forschungsfragen<br />

Theoretische Grundlagen 21<br />

Welche Implikationen ergeben sich nun aus den dargestellten Charakteristika der beiden<br />

Motivationssysteme, deren zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen sowie den<br />

Anregungsprozessen für die Motivdiagnostik?<br />

2.3.1 Neue Perspektiven in der Motivdiagnostik<br />

Der TAT überzeugt durch die starke Orientierung am zu messenden theoretischen Konstrukt.<br />

Die Überlegungen, die der Konstruktion des Verfahrens zugrunde liegen, sind sehr eng mit<br />

den Charakteristika der basalen Motive verwoben. Das entscheidende Moment bei der<br />

Erfassung basaler Motive ist es, die Motive durch geeignetes Material anzuregen und die so in<br />

der Person ausgelösten unbewussten Prozesse sichtbar werden zu lassen.<br />

Wenn man die Wirkungsweise des TAT in das eingangs beschriebene Modell der<br />

klassischen Motivationspsychologie (siehe Abbildung 3) einzuordnen versucht, so sind die<br />

potenziellen situativen Anreize in den TAT-Bildern als „Miniatur-Lebenssituationen“<br />

(Heckhausen, 1960, S. 69) zu finden. In der Wechselwirkung mit der spezifischen<br />

Motivstruktur der Person können diese Anreize zur aktuellen Motivation führen. Schließlich<br />

kommt es zur Verhaltensantwort, die <strong>auf</strong>grund der motivtypischen Interpretation des TAT-<br />

Bildes in der vermehrten Produktion von motiv-spezifischen Geschichteninhalten zum<br />

Ausdruck kommt. Die Bestimmung der TAT-Werte erfolgt also durch die Beurteilung der<br />

Verhaltensantwort, dem letzten Glied des Modells (in der Abbildung grün markiert).<br />

Person<br />

(Motive)<br />

Situation<br />

(potenzielle<br />

Anreize im<br />

TAT-Bild)<br />

aktuelle<br />

Motivation<br />

Verhalten (Produktion von<br />

Phantasiegeschichten)<br />

Abbildung 3. Einordnung des TAT in das Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie<br />

(in Anlehnung an Rheinberg, 2002, S. 72)


Theoretische Grundlagen 22<br />

Obwohl sich in der Verhaltensantwort nachgewiesenermaßen die basalen Motive der Person<br />

widerspiegeln, erscheint es intuitiv näher liegend, das Motiv an einem früheren Punkt in der<br />

Kette zu messen. Schließlich sind bis zur Verhaltensantwort verschiedene Schritte<br />

erforderlich, die die Qualität der Messung beeinträchtigen können. So sind die Prozesse des<br />

Enkodierens der Bilder und des Geschichtenschreibens doch sehr stark an bewusste höhere<br />

kognitive Prozesse und die Sprache gebunden. Damit ist immer auch die Gefahr verbunden,<br />

dass die unbewussten Tendenzen durch selbstreflexive Prozesse verfälscht oder überlagert<br />

werden. Auch wird eine Person, die mit dem Motivkonzept und dem TAT vertraut ist, kaum<br />

unbefangen und frei von Selbstreflexion Phantasiegeschichten schreiben können. Zudem<br />

gehen verbalisierte Schemata und allgemeine Prozesse der Sprachproduktion in den TAT ein.<br />

Daher ist unklar, ob diese aktiven Produktionsprozesse die Messung eher stören, weil sie<br />

spontane Interpretationsbesonderheiten überlagern, oder ob sie stattdessen ein integrierter<br />

Bestandteil des Motivkonstruktes sein sollen. Dies ist ein noch ungeklärter theoretischer<br />

Punkt, der über die rein methodische Betrachtung hinausgeht.<br />

McClellands (1985) Auffassung impliziter Motive und der Metapher einer „spezifisch<br />

eingefärbten Brille“ (Rheinberg, 2004, S. 65) käme es näher, wenn man die Motivmessung<br />

direkt an dem Punkt vornehmen würde, in dem Person und Situation <strong>auf</strong>einander treffen (in<br />

Abbildung 3 rot hervorgehoben). Obwohl die dort abl<strong>auf</strong>enden Prozesse in diesem Modell<br />

nicht näher beschrieben sind, implizieren die oben dargestellten Befunde, dass hier die<br />

situativen Anreize in der Person einen antizipatorischen affektiven Erregungszustand<br />

auslösen. In dem resultierenden Zustand erhöhter <strong>physiologischer</strong> Erregung besteht ein<br />

potenzieller Motivindikator, der eine unmittelbare und damit weniger störanfällige<br />

Motivmessung ermöglichen könnte.<br />

Ein zusätzlicher Vorteil dieser Messung bestünde in der optimierten Auswertung. Die<br />

herkömmliche Auswertung der TAT-Geschichten ist nämlich kaum ohne subjektive Einflüsse<br />

möglich. Für jeden Auswertungsschlüssel gibt es zwar ein sehr ausführliches Manual, das<br />

genaue Anweisungen enthält, welche Inhalte für welches Motiv gewertet werden, jedoch gibt<br />

es immer uneindeutige Fälle, die die Objektivität einschränken. Um eine befriedigende<br />

Objektivität zu gewährleisten, werden die Auswerter, mit dem Ziel eine hohe Übereinstimmung<br />

mit einem Experten zu erreichen, <strong>auf</strong>wendig geschult. Mit dem Einsatz physiologisch<br />

basierter Motivmessungen wäre sowohl eine Objektivierung als auch eine Vereinfachung der<br />

Auswertung gewährleistet. Die physiologischen Kennwerte, die die durch einen<br />

motivspezifischen Reiz ausgelöste Erregung abbilden, stellen ein objektiveres Maß dar. Die<br />

Auswertung erfordert keine weiteren Interpretation und keine speziell geschulten Experten.


2.3.2 Experimentelle Motivanregung<br />

Theoretische Grundlagen 23<br />

Die Überlegenheit projektiver Verfahren gegenüber Selbstberichten bei der Messung basaler<br />

Motive beruht <strong>auf</strong> der Tatsache, dass sowohl die Motivanregung durch das Bildmaterial als<br />

auch die Antwortproduktion in Form von Phantasiegeschichten implizit ohne bewusste<br />

selbstreflexive Prozesse erfolgen. McClelland und seine Kollegen (1989) beschreiben diesen<br />

Vorteil des TAT wie folgt:<br />

„Even though stories written to pictures involve the use of language (and hence the cerebral cortex), it<br />

seems likely that they are more successful than self-reports in reflecting implicit motives because they<br />

provide a more direct read out of motivational and emotional experiences then do self-reports that are<br />

filtered through analytic thought and various concepts of the self and others” (p. 698).<br />

Die dem TAT zugrunde liegende Annahme ist, dass visuelles Reizmaterial wie eine<br />

„Miniatur-Lebenssituation“ (Heckhausen, 1960, S. 69) wirkt und Motivationsprozesse in<br />

Gang setzt, die analog zu den Prozessen in einer Realsituation verl<strong>auf</strong>en.<br />

Schmalt & Solokowski (2000) beziehen sich dabei <strong>auf</strong> kognitionspsychologische<br />

Erkenntnisse zur Analogie mentaler Prozesse bei visuellen Vorstellungen und visuellen<br />

Wahrnehmungen von Kosslyn, Ball und Reiser (1978). In ihrem Experiment zum Scannen<br />

mentaler Bilder zeigt sich, dass die zum Abtasten einer Distanz <strong>auf</strong> einer mentalen Landkarte<br />

benötigte Zeit analog zur physikalischen Distanz der beiden Orte <strong>auf</strong> der Originallandkarte<br />

ansteigt. Schmalt und Solokowski (2000, S. 120) folgern <strong>auf</strong>grund der „analogen kognitiven<br />

Prozesse bei der Verarbeitung von realen Situationen, bildhaften Darstellungen und<br />

Vorstellungen […], dass in ähnlicher Weise zu Realsituationen analoge motivationale<br />

Prozesse durch Bildvorgaben angeregt werden […]“.<br />

In Anlehnung an diese Überlegungen soll in der vorliegenden Untersuchung die<br />

Motivanregung durch die Präsentation von motivthematischen Filmszenen erfolgen. Diese<br />

Methode wurde in verschiedenen Studien zur experimentellen Motivanregung erfolgreich<br />

eingesetzt. Hubert und de Jong-Meyer (1991) gelang es, mit zwei verschiedenen Filmszenen,<br />

einer spannenden und einer angenehmen, amüsierenden Szene, unterschiedliche emotionale<br />

Zustände in den Probanden auszulösen, die sich in autonomen, neuroendokrinen und<br />

subjektiven Reaktionsmaßen abbildeten. McClelland und Kirshnit (1988) verwendeten zwei<br />

verschiedene Filme, die inhaltlich entweder das Affiliationsmotiv oder das Machtmotiv<br />

ansprechen sollten, um die Auswirkung der angeregten Motive <strong>auf</strong> die Konzentration von<br />

Immunoglobin A im Speichel der Probanden zu untersuchen. In einer Untersuchung von


Theoretische Grundlagen 24<br />

McClelland et al. (1987) wurde geprüft, in welchem Zusammenhang die Anregung des<br />

Anschlussmotivs durch romantische Filmszenen zur Dopaminausschüttung bei den Probanden<br />

steht.<br />

In der vorliegenden Studie soll durch die Präsentation von verschiedenen Filmszenen,<br />

die für jeweils genau ein Motiv (Macht, Affiliation oder Leistung) potenzielle Anreize<br />

enthalten, in Wechselwirkung mit den Motiven der Probanden der Prozess der Motivierung<br />

ausgelöst werden. Die daraus resultierenden affektiven <strong>Reaktionen</strong> sollen <strong>anhand</strong><br />

psycho<strong>physiologischer</strong> Indikatoren messbar gemacht werden.<br />

2.3.3 Erwartete physiologische <strong>Reaktionen</strong><br />

Ausgehend von der Prämisse, dass die Filmszenen motivpassende Hinweisreize enthalten, die<br />

die Verfügbarkeit eines natural incentives ankündigen, sollten in Abhängigkeit von der<br />

Motivausprägung der Person antizipatorische Affektzustände entstehen, die mit<br />

physiologischen Veränderungen einhergehen. In den ersten Jahren der Motivationsforschung<br />

war man sich über den Charakter der physiologischen Korrelate von Motiven einig: „[…]<br />

practically all that was said about the physiological aspect of human motivation was that any<br />

type of motive arousal produced a very general type of physiological arousal […]“<br />

(McClelland, 1987, p. 13).<br />

Wie bereits erwähnt, erbrachten verschiedene Untersuchungen (McClelland et al.,<br />

1987; McClelland & Kirschnit, 1988) zu den biologischen Grundlagen von Motiven Hinweise<br />

dar<strong>auf</strong>, dass bestimmte Motive mit einer erhöhten Konzentration von spezifischen Hormonen<br />

assoziiert sind. Daraus leiten McClelland & Kirschnit (1988) folgende Schlussfolgerung ab:<br />

„Thus, different motives may be subserved by different hormones, making it unlikely that all<br />

motives lead to the same physiological arousal” (p. 51). Die Befunde ihrer Untersuchung zum<br />

Zusammenhang zwischen Motiven und der Konzentration von Immunstoffen im Körper<br />

scheinen diese Vermutung zu bestätigen: Es konnte gezeigt werden, dass<br />

affiliationsmotivierte Menschen, die einen 50-minütigen affiliationsthematischen Film sahen,<br />

einen deutlichen Anstieg der Konzentration des Immunstoffes Immunoglobin A (S-IgA) in<br />

Blut und Speichel <strong>auf</strong>weisen. Im Gegensatz dazu war bei hoch Machtmotivierten, die einen<br />

machtthematischen Film sahen, eher eine Senkung der Konzentration dieses Immunstoffes zu<br />

beobachten. Die Wissenschaftler führen dies <strong>auf</strong> die gefundenen Unterschiede in der Aktivität<br />

des sympathischen Nevensystems zurück: „[…] uptight power orientated people should be


Theoretische Grundlagen 25<br />

more stressed (sympathically aroused) by a power orientated film, leading to a decrease in S-<br />

IgA, and relaxed affiliatively orientated people should be more relaxed or released from<br />

sympatric activation by an affiliatively orientated film, leading to an increase in S-IgA” (p.<br />

34).<br />

Obwohl diese Befunde nahe legen, dass <strong>auf</strong> der Ebene von Neurohormonen die<br />

physiologischen Prozesse zwischen den einzelnen Motiven differenziert werden müssen,<br />

erscheint es mir <strong>auf</strong> der Ebene peripherer Aktivationsindikatoren doch sinnvoll, im<br />

vorliegenden Untersuchungsdesign bei allen drei Motiven gleichermaßen eine allgemeine<br />

physiologische Erregungssteigerung anzunehmen. Das experimentelle Design ist so angelegt,<br />

dass allein der antizipatorische Affektzustand, der von Weinberger und McClelland (1990, p.<br />

763) als „emotionally charged state of readiness or expectation“, beschrieben wird, zum<br />

Gegenstand der Untersuchung werden soll. Die Filme in der Studie von McClelland und<br />

Kirschnit (1988) haben eine Länge von 50 Minuten. Die Filme dieser Untersuchung dagegen<br />

sind nur 1.5 bis 2 Minuten lang. Da die Unterschiede in den physiologischen Prozessen der<br />

Motive unter anderem <strong>auf</strong> die Aktivität unterschiedlicher Hormone zurückgeführt werden und<br />

die Wirkung von Hormonen langsam und lang anhaltend ist, ist anzunehmen, dass mit<br />

voranschreitender Zeit die Unterschiede in den physiologischen Korrelaten immer stärker<br />

zum Tragen kommen. Insbesondere der Affektzustand, der in Folge der Motivbefriedigung<br />

<strong>auf</strong>tritt, sollte differentielle motivspezifische Charakteristika <strong>auf</strong>weisen. Der hier zu<br />

betrachtende antizipatorische Affekt jedoch sollte bei allen Motiven mit einer (durch den<br />

Zustand der freudigen Erwartung hervorgerufenen) physiologischen Erregungssteigerung<br />

einhergehen.<br />

Diese Hypothese wird durch Erkenntnisse aus Studien zur klassischen<br />

Konditionierung gestützt. Stellt man eine Analogie zwischen dem Motivkonzept und dem<br />

Paradigma der klassischen Konditionierung her, so entspricht der antizipatorische Affekt der<br />

bedingten oder konditionierten Reaktion (CR). Obwohl die CR oft ein abgeschwächtes Abbild<br />

(Fragment) der unkonditionierten Reaktion (UR) darstellt, kann die CR sich auch von der UR<br />

unterscheiden.<br />

Folglich ist es durchaus denkbar, dass der antizipatorische Affekt beim<br />

Affiliationsmotiv von einer sympathischen Erregungssteigerung begleitet wird, wobei die<br />

konsumatorische Phase jedoch eher durch einen Entspannungszustand gekennzeichnet ist, in<br />

dem der parasympathische Teil des vegetativen Nervensystems über den sympathischen Teil<br />

dominiert.


Theoretische Grundlagen 26<br />

Wie bereits beschrieben, werden diese affektiven Erregungszustände unmittelbar und<br />

automatisch durch umschriebene Mittel- und Zwischenhirnstrukturen ausgelöst, die den<br />

sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems aktivieren. Kennzeichen sympathischer<br />

Erregungssteigerung, die auch für psychophysiologische Messungen Relevanz haben, sind:<br />

Zunahme der Herz- und Atemfrequenz sowie Zunahme der Sekretion der Schweißdrüsen und<br />

die damit einhergehende Erhöhung der elektrodermalen Leitfähigkeit (Pinel, 2001). Alternativ<br />

besteht unter Berücksichtigung der Intake-Rejection-Hypothese (Lacey et al., 1963) für die<br />

Herzrate ein gleichermaßen plausibler Effekt darin, dass Probanden mit einer hohen<br />

Motivausprägung <strong>auf</strong> die Filmszenen entsprechender Motivthematik mit einer Dezeleration<br />

der Herzrate reagieren. Entsprechend der Intake-Rejection-Hypothese wäre nämlich im Fall<br />

der Präsentation einer motivkongruenten Filmszene eine stärkere Hinwendung zum Reiz<br />

sowie eine ausgeprägtere Reiz<strong>auf</strong>nahme, die mit einer Dezeleration der Herzrate einhergeht,<br />

zu erwarten.<br />

Psychophysiologische Untersuchungen in der Tradition der James-Lange Theorie der<br />

Emotion zu differentiellen Indikatorfunktionen <strong>physiologischer</strong> Erregungsparameter im Sinne<br />

eines emotions- oder motivspezifischen Aktivierungsmusters erbrachten keine nennenswerten<br />

Erfolge. Dies sollte das vorliegende Untersuchungsvorhaben jedoch nicht beeinträchtigten,<br />

sondern im Gegenteil sogar begünstigen bzw. vereinfachen. Die physiologischen Kennwerte<br />

werden im vorliegenden Ansatz als quantitative Indikatoren für einen allgemeinen Zustand<br />

erhöhter Erregung dienen, ohne dabei qualitativ zwischen den verschiedenen Motiven zu<br />

differenzieren. Diese qualitative Differenzierung erfolgt gleichsam durch die Zuordnung der<br />

Aktivierungskennwerte zum motivthematischen Anregungsmaterial, den Filmszenen. Da mit<br />

der Stärke der Motivausprägung die individuelle Ansprechbarkeit für motivspezifische<br />

situative Hinweisreize und auch die Intensität des affektiven Erlebnisses wächst, ist zu<br />

erwarten, dass auch die sympathische Erregungssteigerung bei den motivkongruenten<br />

Filmszenen proportional zur Ausprägung des zugehörigen Motivs zunimmt.<br />

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist es, zu prüfen, ob sich in den intra- und<br />

interindividuellen Unterschieden in der Stärke der physiologischen <strong>Reaktionen</strong> die<br />

Unterschiede in der mittels TAT erhobenen Ausprägung der basalen Motive (Leistung, Macht<br />

und Affiliation) widerspiegeln.


2.4 Hypothesen<br />

Annahme 1:<br />

Theoretische Grundlagen 27<br />

Die Filmszenen enthalten voneinander abgrenzbare Thematiken und eignen sich zur<br />

Anregung von Motivdispositionen.<br />

Hypothese 1<br />

Die verschiedenen Filmszenen führen entsprechend ihrer Thematik zu der Herausbildung von<br />

physiologischen Aktivierungsmustern bei den Probanden.<br />

1 a) Es bilden sich Cluster von Filmszenen, die ihre Gemeinsamkeit darin haben, dass sie<br />

bei bestimmten Gruppen von Menschen einen Zustand erhöhter <strong>physiologischer</strong><br />

Aktivierung hervorrufen.<br />

1 b) Die Filmszenen, die gemeinsam dem gleichen Cluster angehören, weisen auch die<br />

Annahme 2:<br />

gleiche Motivthematik <strong>auf</strong>.<br />

Es besteht ein Zusammenhang zwischen den Motivkennwerten, die mittels TAT erhoben<br />

wurden, und den durch motivthematische Filmszenen ausgelösten physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong>.<br />

Hypothese 2.1<br />

Mit zunehmender Ausprägung der Motivkennwerte im TAT (Leistung, Macht, Anschluss)<br />

nimmt das Ausmaß elektrodermaler Aktivität bei den Filmszenen mit dem Motiv<br />

entsprechender Thematik zu.<br />

2.1 a) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Leistungsmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die leistungsthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

elektrodermalen Aktivität zu.<br />

2.1 b) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Machtmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die machtthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

elektrodermalen Aktivität zu.<br />

2.1 c) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Anschlussmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die anschlussthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

elektrodermalen Aktivität zu.


Hypothese 2.2<br />

Theoretische Grundlagen 28<br />

Mit zunehmender Ausprägung der Motivkennwerte im TAT (Leistung, Macht, Anschluss)<br />

kommt es bei den Filmszenen mit der dem Motiv entsprechenden Thematik zu einer stärkeren<br />

Akzeleration der Herzrate.<br />

2.2 a) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Leistungsmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die leistungsthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Akzeleration der Herzrate zu.<br />

2.2 b) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Machtmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die machtthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Akzeleration der Herzrate zu.<br />

2.2 c) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Anschlussmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die anschlussthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Akzeleration der Herzrate zu.<br />

Alternativ-Hypothese 2.3<br />

Mit zunehmender Ausprägung der Motivkennwerte im TAT (Leistung, Macht, Anschluss)<br />

kommt es bei den Filmszenen mit der dem Motiv entsprechenden Thematik zu einer stärkeren<br />

Dezeleration der Herzrate.<br />

2.3 a) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Leistungsmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die leistungsthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Dezeleration der Herzrate zu.<br />

2.3 b) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Machtmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die machtthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Dezeleration der Herzrate zu.<br />

2.3 c) Mit zunehmender Ausprägung der Kennwerte für das Anschlussmotiv im TAT nimmt<br />

auch das Ausmaß der durch die anschlussthematischen Filmszenen hervorgerufenen<br />

Dezeleration der Herzrate zu.


Annahme 3:<br />

Theoretische Grundlagen 29<br />

Motivationale Selbstbilder und basale Motive sind zwei voneinander unabhängige<br />

Motivsysteme.<br />

Hypothese 3<br />

Es besteht kein Zusammenhang zwischen den explizit erhobenen Kennwerten des PRF für das<br />

motivationale Selbstbild und den implizit erhobenen Motivkennwerten (physiologische Werte<br />

und TAT-Werte).<br />

3 a) Die Kennwerte des TAT für die Ausprägung der impliziten Motive sind unabhängig<br />

von den mittels PRF erhobenen expliziten Motivkennwerten.<br />

3 b) Das Ausmaß der <strong>anhand</strong> <strong>physiologischer</strong> Parameter ermittelten physiologischen<br />

Erregungssteigerung<br />

Motivkennwerten.<br />

ist unabhängig von den mittels PRF erhobenen


3. Methoden<br />

3.1 Experimentelle Motivanregung<br />

Methoden 30<br />

Als Stimulusmaterial für die experimentelle Motivanregung dienen motivthematische<br />

Filmszenen. Da der Einsatz geeigneter Filmszenen maßgeblich für das Gelingen des<br />

Experiments ist, soll im Folgenden der Auswahlprozess einschließlich der relevanten<br />

Auswahlkriterien beschrieben werden.<br />

3.1.1 Auswahl der Filmszenen<br />

Der Auswahlprozess, mit der Zielstellung, die Gruppe in Frage kommender Szenen<br />

sukzessive einzuschränken, gliederte sich in drei Phasen: die Erstellung eines möglichst<br />

großen Pools von Filmszenen mit unterschiedlicher Motivthematik, ein Expertenrating und<br />

schließlich eine Voruntersuchung zur Wirkung der Filmszenen <strong>auf</strong> Probanden. Allen drei<br />

Phasen wurden die folgenden drei Auswahlkriterien zugrunde gelegt.<br />

Das erste Auswahlkriterium besagt, dass die ausgewählten Filmszenen eines der im<br />

Manual des TAT von Winter (1991) für das jeweilige Motiv beschriebenen Themen berühren<br />

sollen (für einen Überblick über diese Themen siehe Anhang 9.1). Diesem Kriterium liegt die<br />

Annahme zugrunde, dass die Themen, die gehäuft in Phantasiegeschichten von Personen mit<br />

einer starken Ausprägung eines bestimmten Motivs <strong>auf</strong>treten, auch geeignet sind, um diese<br />

Motive anzuregen.<br />

Das zweite Auswahlkriterium besteht in der motivthematischen ‚Reinheit’ der Szenen.<br />

Die Datenanalyse setzt voraus, dass eine Szene einem spezifischen Motiv zuzuordnen ist. Die<br />

Szene sollte nicht gleichzeitig potenzielle Anreize für mehrere Motive enthalten.<br />

Das dritte Auswahlkriterium fordert, dass die Filmszenen ausdrucksstark und<br />

realitätsnah sein sollen, um den Probanden zu erleichtern, sich in die Szene hinein zu<br />

versetzen. Im Zusammenhang damit steht auch, dass das Verhalten des Protagonisten der<br />

Szene keine Abwehr- sondern Identifikationsprozesse in der Person auslösen soll.<br />

Zielstellung der ersten Phase des Auswahlprozesses war es, durch ein Screening von<br />

Kino- und Fernsehfilmen sowie TV-Dokumentationen, einen möglichst großen Pool von


Methoden 31<br />

Filmszenen zu den drei Motivthematiken zusammenzustellen. Im Ergebnis dieser Suche<br />

konnten 31 Filmszenen (davon 11 leistungsthematisch, 10 machtthematisch und 10<br />

anschlussthematisch) zum Expertenrating im Kolloquium des Lehrstuhls für Allgemeine<br />

Psychologie II an der Universität Potsdam vorgestellt werden. Auf der Grundlage der<br />

beschriebenen Kriterien sollten die teilnehmenden Experten die Szenen bewerten und eine<br />

abschließende Empfehlung (Verwendung ja/ nein) formulieren. Anhand der Anzahl der<br />

vergebenen Empfehlungen wurden pro Motiv vier Szenen ausgewählt. Die Länge der Szenen<br />

variiert zwischen 80 und 142 Sekunden. Eine Übersicht aller 31 Szenen einschließlich der<br />

Bewertungen im Expertenrating, der Auswahlentscheidung sowie der Abfolge der Szenen in<br />

Vor- bzw. Hauptuntersuchung ist in Anhang 9.5 <strong>auf</strong>geführt.<br />

Die Szenen wurden mit der freundlichen Unterstützung von Dipl.-Psych. T. Thiel<br />

(Leiter des Videostudios, Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie, Universität Potsdam)<br />

digitalisiert und geschnitten. Die Zusammenstellung der Szenen zur endgültigen Präsentation<br />

erfolgte mit der Software „Presentation“, Version 9.51 (Fa. Neurobehavioral Systems,<br />

Albany).<br />

Anschließend wurde in einer Voruntersuchung die Wirkung der 12 durch das<br />

Expertenrating selektierten Szenen untersucht. Die Stichprobe bestand aus 8 Studenten (5<br />

weiblich; 3 männlich) im Alter von 20 - 25 Jahren (M =22.38; SD = 1.6). Die Voruntersuchung<br />

gliederte sich in zwei Teile, die an unterschiedlichen Tagen durchgeführt wurden. Im<br />

ersten Teil, der als Gruppenversuch mit 3 bis 5 Probanden durchgeführt wurde, sollte die<br />

Motivausprägung mit Hilfe des TAT, der Nachbefragung zum TAT und dem PRF erfasst<br />

werden. Im zweiten Teil, der als Einzelversuch durchgeführt wurde, wurden den Probanden<br />

die Filmszenen alternierend mit einer dreiminütigen Video<strong>auf</strong>zeichnung eines Kaminfeuers,<br />

das eine Ruhephase erzeugen sollte, vorgeführt. Im Anschluss daran erhielten die Probanden<br />

einen Fragebogen in dem sie <strong>auf</strong> einer 5-stufigen Skala den subjektiven Motivgehalt der<br />

Filmszenen einschätzen sollten. Als Hilfestellung bekamen sie eine Zusammenfassung der<br />

Charakteristika der drei Motive und eine Übersicht über alle Filmszenen (siehe Anhang 9.8).<br />

Leider gab es <strong>auf</strong>grund technischer Probleme sehr viele Missing Data in der<br />

Voruntersuchung, so dass die Auswertung der physiologischen Kennwerte kaum verwertbare<br />

Informationen lieferte. Aus diesem Grund musste die Auswahl der Filmszenen ausschließlich<br />

<strong>auf</strong> Grundlage der Ergebnisse der Nachbefragung zur Einschätzung des Motivgehaltes der<br />

Filmszenen erfolgen. In Tabelle 1, Tabelle 2 und Tabelle 3 sind die Mittelwerte und<br />

Standardabweichungen des von den Probanden <strong>auf</strong> einer 5-stufigen eingeschätzten<br />

Motivgehaltes <strong>auf</strong>geführt. Beibehalten wurden die neun Szenen, die am deutlichsten zwischen


Methoden 32<br />

den Motiven differenzierten und somit in ihrem Anregungsgehalt am eindeutigsten einem<br />

spezifischen Motiv zuzuordnen sind.<br />

Tabelle 1. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der machtthematischen Filmszenen<br />

Verbot Schau- Streit Mündliche Leist- Drohung<br />

spielereiungskontrolle<br />

Machtmotiv 5.00 (.00) 5.00 (.00) 4.00 (1,31) 4.88 (.35)<br />

Leistungsmotiv 3.75 (.89) 2.75 (.16) 3.13(1.13) 3.00 (.53)<br />

Anschlussmotiv 2.75 (1.04) 2.63 (.92) 3.00 (1.51) 1.50 (.53)<br />

Anmerkungen. N = 8. Die Filmszenen, die <strong>auf</strong> Grundlage der Daten eliminiert wurden, sind kursiv<br />

gedruckt. Standardabweichungen in Klammern.<br />

Tabelle 2. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der leistungsthematischen Filmszenen<br />

Entscheidender<br />

Test<br />

Umbruch Ansporn Top Gun<br />

Machtmotiv 2.63 (1,30) 2.63 (.52) 3.13 (1,25) 4.38 (.74)<br />

Leistungsmotiv 4.13 (1,13) 4.83 (.35) 4.50 (1.41) 4.88 (.35)<br />

Anschlussmotiv 2.50 (1,20) 2.13 (.83) 2.00 (.141) 2.13 (1.36)<br />

Anmerkungen. N = 8. Die Filmszenen, die <strong>auf</strong> Grundlage der Daten eliminiert wurden, sind kursiv<br />

gedruckt. Standardabweichungen in Klammern.<br />

Tabelle 3. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der anschlussthematischen Filmszenen<br />

Wiedersehen Abschied Begrüßung am Toben im Schnee<br />

mit dem Sohn<br />

Flughafen<br />

Machtmotiv 1.38 (.52) 1.38 (.74) 1.38 (.74) 1.38 (.74)<br />

Leistungsmotiv 1.63 (1.06) 1.25 (.71) 1.13 (.35) 1.75 (.89)<br />

Anschlussmotiv 5.00 (.00) 5.00 (.00) 4.75 (.46) 4.88 (.35)<br />

Anmerkungen. N = 8. Die Filmszenen, die <strong>auf</strong> Grundlage der Daten eliminiert wurden, sind kursiv<br />

gedruckt. Standardabweichungen in Klammern.<br />

Obwohl die physiologischen Daten keine ausreichende Basis für die Auswahl der Filmszenen<br />

boten, ließen sie erkennen, dass die Vorführung des Kaminfeuers zur Erzeugung von<br />

Ruhephasen ungeeignet ist. Es kommt, vermutlich <strong>auf</strong>grund von erhöhter kognitiver Aktivität<br />

in den Ruhephasen, teilweise sogar zu stärkeren physiologischen <strong>Reaktionen</strong> als während der<br />

Filmszenen. In Folge dieses Ergebnisses wurde in der Hauptuntersuchung das Paradigma zur<br />

Erzeugung von Ruhephasen geändert (siehe Abschnitt 3.4).


3.2 Stichprobe<br />

Methoden 33<br />

An der Hauptuntersuchung nahmen 30 Probanden im Alter von 19 bis 45 Jahren (M = 24.57;<br />

SD = 5.98) teil. Davon sind 28 weiblich und 2 männlich. Die Probanden wurden durch<br />

Aushänge in der Universität angeworben und bekamen für ihre Teilnahme Versuchspersonen-<br />

stunden gut geschrieben.<br />

3.3 Versuchs<strong>auf</strong>bau<br />

Die Versuche wurden im psychophysiologischen Labor am Institut für Psychologie der<br />

Universität Potsdam durchgeführt. Die Probanden saßen in einem bequemen<br />

Untersuchungssessel mit Armlehnen, um zu gewährleisten, dass sie während der ganzen<br />

Untersuchung möglichst bewegungslos und ohne Verspannungen sitzen können. Sie saßen in<br />

80 cm Entfernung vor einem 14"- Bildschirm im leicht abgedunkelten Raum.<br />

3.4 Versuchsdurchführung<br />

Wie die Voruntersuchung bestand auch die Hauptuntersuchung aus zwei Teilen, die an<br />

unterschiedlichen Tagen durchgeführt wurden.<br />

Im ersten Teil erfolgte nach einer kurzen Instruktion die Erfassung der Ausprägung<br />

sowohl der impliziten als auch der expliziten Motive. Den Probanden wurden der TAT, eine<br />

Nachbefragung zum TAT und der PRF vorgelegt.<br />

Tabelle 4. Versuchsabl<strong>auf</strong> 2.Untersuchungszeitpunkt der Hauptuntersuchung<br />

Vorbereitung<br />

Anle-<br />

gen<br />

der<br />

Mess<strong>auf</strong>neh-<br />

mer <br />

Eingewöh-<br />

nung<br />

Kamin-<br />

feuer<br />

Stand-<br />

ard<br />

reize<br />

anschl<br />

Ruhe.<br />

phase<br />

1. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

2. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

3. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

4. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

2. Termin<br />

5. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

6. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

7. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

8. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

Ruhephase<br />

9. Film-<br />

szene<br />

anschl.<br />

5’<br />

Ruhephase<br />

Nach-<br />

Berei-<br />

tung<br />

Abneh-<br />

men d.<br />

Mess<strong>auf</strong>nehmer<br />

Frage<br />

bö-<br />

gen<br />

NB FS,<br />

Emot.<br />

Reakt.<br />

20’ ca. 4’ ca. 6’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 4’ ca. 7’ ca. 5’ ca. 15’<br />

Anmerkungen. NB FS = Fragebogen für die Nachbefragung zu den Filmszenen. Emot. Reakt.<br />

= Fragebogen zur emotionalen Reaktivität.


Methoden 34<br />

Ein Überblick über den Abl<strong>auf</strong> des zweiten Teils ist in Tabelle 4 dargestellt. Zunächst wurde<br />

den Probanden eine kurze schriftliche Instruktion (siehe Anhang 9.6) vorgelegt. Anschließend<br />

wurden die Mess<strong>auf</strong>nehmer für die physiologischen Messungen angelegt. Während der<br />

Untersuchung mit einer Gesamtdauer von 51 Minuten waren die Probanden allein im Raum.<br />

Gleichzeitig mit dem Beginn der Aufzeichnung der physiologischen Parameter wurde auch<br />

die Präsentation gestartet. In der Anfangsphase, die der Gewöhnung an die<br />

Untersuchungssituation dienen sollte, sahen die Probanden ein 4-minütiges Kaminfeuer.<br />

Anschließend wurden zwei Standardreize gesetzt, um eine maximale physiologische Reaktion<br />

auszulösen, die später für die Kennwertbildung der physiologischen Werte (siehe Abschnitt<br />

3.5.6.4) relevant ist. Dabei wurden die Probanden zunächst <strong>anhand</strong> einer schriftlichen<br />

Instruktion <strong>auf</strong> dem Bildschirm <strong>auf</strong>gefordert einmal tief ein- und auszuatmen. Als zweiter<br />

Standardreiz ertönte ein Ton von 85 db Lautstärke. Im Anschluss erfolgte eine 2-minütige<br />

Ruhephase. Im Unterschied zur Voruntersuchung erhielten die Probanden in den Ruhephasen<br />

nun <strong>auf</strong> dem Bildschirm die Instruktion, mit geschlossenen Augen von 100 abwärts bis 0 zu<br />

zählen. Damit sollte die kognitive Aktivität minimiert und gleichzeitig standardisiert werden.<br />

Die Probanden wurden <strong>auf</strong>gefordert, nicht laut zu zählen, damit durch das Sprechen nicht die<br />

Atmung beeinträchtigt wird. Als Ankündigung des Beginns der dar<strong>auf</strong> folgenden Filmszene<br />

ertönte ein leiser Ton, der die Probanden veranlassen sollte, die Augen wieder zu öffnen. Die<br />

Filmszenen wurden alternierend mit 2-minütigen Ruhephasen präsentiert. Die Reihenfolge<br />

der Filmszenen wurde so gewählt, dass <strong>auf</strong> eine erste anschlussthematische Szene eine<br />

leistungsthematische, dann eine machtthematische Szene, dann wieder eine<br />

anschlussthematische Szene usw. folgte. Nach der letzten Filmszene gab es eine 5-minütige<br />

Ruhephase, die in der Datenanalyse als Baseline verwendet werden sollte. Anschließend<br />

wurde den Probanden eine Nachbefragung zu den Filmszenen vorgelegt. Diese enthielt wie in<br />

der Voruntersuchung einen Teil, in dem die emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

eingeschätzt werden sollte (siehe Anhang 9.7). Im zweiten Teil der Nachbefragung sollten die<br />

Probanden den subjektiven Motivgehalt der Filmszenen <strong>auf</strong> einer 5-stufigen Skala<br />

einschätzen (siehe Anhang 9.8). Als Hilfestellung erhielten sie eine Zusammenfassung der<br />

Charakteristika der drei Motive und eine Übersicht über alle Filmszenen (siehe Anhang 9.10).<br />

Den Abschluss der zweiten Sitzung bildete ein Fragebogen zur emotionalen Reaktivität der<br />

Probanden (siehe Anhang 9.9).


3.5 Messinstrumente<br />

3.5.1 Übersicht zu den erhobenen Maßen<br />

Methoden 35<br />

Tabelle 5 enthält eine Übersicht über alle erhobenen Maße und den Zeitpunkt der Messung. In<br />

den anschließenden Abschnitten erfolgt eine kurze Erläuterung der Maße sowie der zur<br />

Erhebung verwendeten Messinstrumente.<br />

Tabelle 5. Übersicht zu den erhobenen Maßen<br />

Erhobene Maße<br />

Beschrieben<br />

in Abschnitt<br />

Implizite und explizite Motive 3.5.2 X<br />

Erhebungszeitpunkt<br />

Termin 1 Termin 2<br />

Subjektiver Motivgehalt der Filmszenen 3.5.3 X<br />

Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen 3.5.4 X<br />

Emotionale Reaktivität 3.5.5 X<br />

Peripherphysiologische Signale 3.5.6 X<br />

3.5.2 Motivmessung<br />

3.5.2.1 Implizite Motive<br />

Zur Bestimmung des impliziten Leistungs-, Macht- und Anschlussmotivs wurde ein Satz von<br />

fünf TAT-Bildern verwendet. Die Auswahl der Bilder erfolgte in Anlehnung an die Studie<br />

von Schultheiss und Brunstein (2001) und die Empfehlungen von Prof. Dr. F. Rheinberg<br />

(Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II, Universität Potsdam) unter der Maßgabe, dass<br />

möglichst für alle drei zu messenden Motive Anregungsgehalt geboten wird. Vier der Bilder,<br />

nämlich „Artisten am Trapez“, „zwei Frauen im Labor“, „ein Paar am Fluss“ und „Mann am


Methoden 36<br />

Schreibtisch“, sind dem Handbuch zum TAT von Smith (1992) entnommen. Das fünfte Bild,<br />

das zwei Männer im Büro zeigt, stammt aus Snackers (1973).<br />

Sowohl die Bilder, als auch die Instruktion finden sich im Anhang 9.2. Die Instruktion<br />

wurde der Dissertation von Engeser (2005) entnommen und ist in Anlehnung an Atkinson<br />

(1958) formuliert worden. Entsprechend den Ergebnissen von Lundy (1988) wurde die<br />

Formulierung so gewählt, dass eine möglichst entspannte Testsituation entsteht. Jedes Bild<br />

wurde von den Probanden 15 Sekunden betrachtet. Dann erhielten sie ca. 5 Minuten<br />

Bearbeitungszeit, um eine Geschichte dazu zu schreiben.<br />

Die Auswertung der Geschichten erfolgte <strong>anhand</strong> des Auswertungsschlüssels von<br />

Winter (1991), der es erlaubt Kennwerte für drei verschiedene Motive zu ermitteln. Die<br />

Auswertung von fünfzehn Protokollen wurde von zwei geschulten, unabhängigen Auswertern<br />

vorgenommen (einer davon die Autorin). Die Interraterreliabilität für das Leistungsmotiv<br />

beträgt .82, für das Machtmotiv .76 und für das Anschlussmotiv .89. Aufgrund der hohen<br />

Übereinstimmung wurden die restlichen Protokolle allein von der Autorin ausgewertet. Die<br />

ermittelten Werte wurden an der Wortzahl relativiert. Sie sind als Motivkennwert pro 1000<br />

Wörter angegeben.<br />

Zusätzlich wurde in leicht modifizierter Form ein alternatives Verfahren zur Messung<br />

impliziter Motive verwendet, das in der Diplomarbeit von Waschke (2003) entwickelt wurde<br />

(siehe Anhang 9.3). In Form einer Nachbefragung zum TAT soll der Autor der Geschichten<br />

selbst die Intentionen und Bedürfnisse der Hauptperson beurteilen. Hier bestehen Parallelen<br />

zur oben beschriebenen Gittertechnik (Schmalt, 1976; Schmalt et al., 2000), allerdings<br />

beziehen sich die Beurteillungen hier <strong>auf</strong> die eigens verfassten TAT-Geschichten.<br />

3.5.2.2 Explizite Motive<br />

Zur Messung der expliziten Motive wurde die Deutsche Personality Research Form (Stumpf<br />

et al., 1985) herangezogen. Diese enthält neben verschiedenen anderen Skalen die drei<br />

Subskalen „Achievement“, „Dominance“ und „Affiliation“ zur Messung des Leistungs-,<br />

Macht- und Anschlussmotivs. Aus den drei Subskalen mit jeweils 16 Items ergibt sich ein<br />

Fragebogen mit insgesamt 48 Items (siehe Anhang 9.4), die von den Probanden mit „richtig“<br />

oder „falsch“ zu beantworten sind.


3.5.3 Subjektiver Motivgehalt der Filmszenen<br />

Methoden 37<br />

Um die subjektive Wahrnehmung des Anregungsgehaltes jeder Filmszene für die drei Motive<br />

zu erfassen, wurde ein Fragebogen erstellt bei dem die Probanden <strong>auf</strong> einer 5-stufigen Skala<br />

für jede Filmszene einschätzen sollten wie groß der Anregungsgehalt für die einzelnen Motive<br />

ist (siehe Anhang 9.8). Um sicher zu stellen, dass alle Probanden bei ihrer Beurteilung von<br />

der gleichen Motivdefinition ausgehen, wurde zusätzlich eine Übersicht über die<br />

Charakteristika der einzelnen Motive vorgegeben.<br />

3.5.4 Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

Da angenommen werden kann, dass es interindividuelle Unterschiede in der Wirkung bzw.<br />

der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen gibt, wurde ein Fragebogen erstellt, der der<br />

Einschätzung der individuellen Wirkung der Szenen dient (siehe Anhang 9.7). Ausgehend<br />

von der Annahme, dass die bedeutsamsten Szenen am besten erinnert werden, sollten<br />

zunächst die fünf Szenen genannt werden, die am besten in Erinnerung geblieben sind. Dann<br />

sollte <strong>auf</strong> einer 5-stufigen Skala („sehr wenig“ bis „sehr stark“) beurteilt werden, als wie<br />

ansprechend und bewegend die jeweilige Szene empfunden wurde. Und schließlich sollte <strong>auf</strong><br />

einer 5-stufigen Skala („gar nicht“ bis „sehr gern“) für jede Szene angegeben werden, wie<br />

gern die Probanden die Szene noch einmal sehen würden.<br />

3.5.5 Emotionale Reaktivität<br />

Zur Erfassung der emotionalen Reaktivität der Probanden wurde ein Fragebogen erstellt<br />

(siehe Anhang 9.9). Dafür wurden zwei Skalen verwendet: Die Trait Arousability Scale von<br />

Mehrabian (1977, 1994) sowie die Affect Intensity Scale von Larsen und Diener (1987) in der<br />

Kurzform von Geuens und De Pelsmaker (2002). Von der Trait Arousability Scale wurden<br />

sechs passende Items ausgewählt. Die Affect Intensity Scale wurde vollständig verwendet.<br />

Larsen und Diener (1982, p. 2) definieren das Konstrukt der Affektintensität als “stable<br />

individual differences in the strength with which individuals experience their emotions”. In<br />

verschiedenen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Affektintensität im


Methoden 38<br />

Zusammenhang mit interindividuellen Unterschieden in affektiven <strong>Reaktionen</strong> steht (Moore,<br />

Harris & Chen, 1995; Geuens & De Pelsmacker, 1997). Diese Befunde implizieren, dass die<br />

emotionale Reaktivität bzw. Affektintensität einen Einfluss <strong>auf</strong> die Stärke der affektiv<br />

bedingten physiologischen <strong>Reaktionen</strong> haben kann. Ihre Erhebung ermöglicht die Kontrolle<br />

des Einflusses dieser interindividuellen Unterschiede in der Reaktivität durch eine<br />

Relativierung der physiologischen Kennwerte an der Größe der emotionalen Reaktivität.<br />

Für beide Skalen gibt es derzeit noch keine empirisch geprüften Übersetzungen.<br />

Deshalb musste <strong>auf</strong> empirisch ungeprüfte Übersetzungen der Items zurückgegriffen werden.<br />

Die Itemanalyse im Rahmen der vorliegenden Untersuchung erbringt eine gute interne<br />

Konsistenz (Chronbachs α = .78). In Tabelle 6 sind die Trennschärfen der Items <strong>auf</strong>geführt.<br />

Aufgrund ihrer geringen Trennschärfe wurden die Items 5, 6, 8, 10, 11, 13 und 15 eliminiert.<br />

Damit wurde die Reliabilität der Skala <strong>auf</strong> Chronbachs α = .80 erhöht.<br />

Tabelle 6. Trennschärfen (rit) für die Items 1-20 der Skala Emotionale Reaktivität<br />

Item<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

.48 .38 .31 .47 .25 .21 .56 .24 .41 -.02 .26 .36 .26 .43 .13 .57 .41 .41 .57 .43<br />

Anmerkungen. N = 30. Die Trennschärfe wurde als Korrelationskoeffizient zwischen der<br />

Aufgabenantwort und dem Gesamt-Skalenwert berechnet<br />

3.5.6 Peripherphysiologische Signale<br />

3.5.6.1 Daten<strong>auf</strong>zeichnung<br />

Die peripherphysiologischen Daten wurden mit dem Physio-Logger der MedNatic GmbH,<br />

München <strong>auf</strong>gezeichnet.<br />

Die Aufzeichnung der Herzrate erfolgte über den EKG-Kanal des Physio-Loggers. Dieser<br />

besitzt ein Digitalteil, das einen Impuls konstanter Länge liefert, wenn ein QRS-Komplex<br />

erkannt wird. Die Ausgangsimpulse dienen dem Mikroprozessor dazu, den Pulsabstand, also<br />

die Herzfrequenz „beat-to-beat“ zu messen. Die Auflösung beträgt dabei 1/1000s.


Methoden 39<br />

Extrasystolen werden bei der Aufzeichnung nicht unterdrückt und Pulsfrequenzen über 2000<br />

werden als Artefakte verworfen.<br />

Bei der Ableitung des EKGs kamen Einmalelektroden des Typs Blue Sensor VL-00-S<br />

(Fa. Medicotest GmbH, Andernach) zum Einsatz. Diese wurden am oberen Drittel des<br />

Brustbeins (Manubrium sterni) und in Höhe der 6. Rippe links (5. Intercostalraum der<br />

vorderen Axillarlinie) platziert. Die Referenzelektrode wurde am unteren Ende des Brustbeins<br />

(Prozessus xiphoideus) positioniert.<br />

Für die Aufzeichnung der EDA wurden die Elektroden thenar und hypothenar an der<br />

nichtdominanten Hand angebracht. Vorher wurden die Innenflächen der Hand mit 70-%igem<br />

Äthylalkohol (Isopropanol) gereinigt. Die verwendete Elektrodenpaste enthielt Unibase und<br />

isotonische (0,05 molare) NaCl-Lösung (Fa. Fresenius, Bad Homburg).<br />

Die SCR wurde mit einer Abtastrate von 10/Sek. <strong>auf</strong>gezeichnet. Die Empfindlichkeit<br />

der Aufzeichnung wurde der Reaktivität des Probanden individuell angepasst. In den meisten<br />

Fällen wurde dabei die unempfindlichste Einstellung von 2,07 µS gewählt. Die SCL wurde<br />

ebenfalls mit einer Abtastrate von 10/Sek. <strong>auf</strong>gezeichnet.<br />

Zur Aufzeichnung der Atmung wurde ein Atemgürtel mit einem Drucksensor um den<br />

Brustkorb angelegt. Die Aufzeichnung erfolgte ebenfalls mit einer Abtastrate von 10/Sek. Die<br />

Empfindlichkeit wurde individuell angepasst.<br />

3.5.6.2 Missing Data<br />

Die psychophysiologische Datenerhebung mit sensiblen technischen Geräten bringt immer<br />

auch Artefaktbildung und vollständigen Datenausfall durch technische Probleme mit sich.<br />

Neben Ausfällen des EKG-Signals während der Untersuchung stellten Deckeneffekte bei der<br />

Aufzeichnung der SCR ein Problem dar. Bei mehreren Probanden gingen aus bisher<br />

ungeklärten Gründen selbst bei minimal eingestellter Empfindlichkeit der Aufzeichnung die<br />

Amplituden der SCR über den Aufzeichnungsbereich des Physio-Loggers hinaus. In diesen<br />

Fällen konnte die Amplitudenhöhe nicht korrekt <strong>auf</strong>gezeichnet werden. Bei den betroffenen<br />

Datensätzen konnte die Amplitudengröße der SCR in der Auswertung nicht berücksichtigt<br />

werden. Bei den Berechnungen zu den einzelnen physiologischen Kennwerten ist die<br />

Stichprobengröße folglich in unterschiedlichem Ausmaß reduziert.


3.5.6.3 Datenverarbeitung<br />

Methoden 40<br />

Bei der Verarbeitung der EKG-Daten wurde die zum Physio-Logger zugehörige Software<br />

„PL“ (Fa. Bablok Laborcomputer, Regensburg) verwendet. Diese Software ermittelt die<br />

Herzrate als Mittelwert pro Minute online bei der EKG-Aufzeichnung <strong>anhand</strong> des Abstandes<br />

der R-Zacken des EKGs. Weiterhin erlaubt die Software unter anderem jeweils für<br />

vorgegebene Zeitintervalle die mittlere Herzrate, die Standardabweichung sowie das<br />

Minimum und Maximum der Herzrate zu ermitteln.<br />

Die Verarbeitung der Daten zur EDA erfolgte mit Hilfe des Softwareprogramms<br />

„EDR-PARA“ (Dr. F. Schäfer, Institut für Psychologie, Universität-Gesamthochschule<br />

Wuppertal). Diese Software identifiziert phasische <strong>Reaktionen</strong> (SCRs) und bestimmt<br />

verschiedene Parameter, wie Amplitudenhöhe, Halbwertszeit, Latenz und Anstiegszeit. Dabei<br />

bleibt es dem Anwender überlassen, ob er die jeweilige Amplitude annimmt oder ablehnt. Die<br />

Möglichkeit des Einlesens und der zeitparallelen Darstellung eines zweiten Kanals erlaubt die<br />

Identifikation von Atemartefakten. Entsprechend den Empfehlungen von Boucsein (1992)<br />

wurde eine optische Inspektion von Atemartefakten vorgenommen. Die Artefaktinspektion<br />

erfolgte semimanuell für den Datensatz jedes Probanden. Alle möglicherweise atmungsbedingt<br />

ausgelösten Schwankungen wurden bei der weiteren Datenanalyse nicht berücksichtigt.<br />

3.5.6.4 Korrekturfaktoren und Kennwertbildung<br />

Um eine Vergleichbarkeit der physiologischen Kennwerte zu gewährleisten, ist es notwendig<br />

interindividuelle Unterschiede im Ausgangswert sowie in der individuellen physiologischen<br />

Reaktivität zu berücksichtigen.<br />

Zur Minimierung individueller Ausgangswertunterschiede bei der Herzrate wurde die<br />

einfache Differenz zwischen dem Verl<strong>auf</strong>swert und dem individuellen Minimalwert als Maß<br />

für die Reaktivität des Probanden gebildet.<br />

wobei<br />

HRx-Min = HRx - HRmin<br />

HRx-Min = Differenz zwischen Verl<strong>auf</strong>swert und individuellem HR-Minimum<br />

HRx = mittlere Herzrate<br />

HRmin = individuelles HR-Minimum während der gesamten Messung


Methoden 41<br />

Ein anderes Maß für die Veränderung der Herzrate ist die Differenz zwischen dem Wert der<br />

Herzrate in der Filmszene und der Herzrate während der Ruhemessung 1 (Baseline). Obwohl<br />

die mittlere Herzrate in der Baseline nicht zwingend dem individuellen Minimum entspricht,<br />

besteht der Vorteil dieses Kennwertes darin, dass die Differenz auch negativ werden kann.<br />

Folglich wird dieser Kennwert nur für Detailanalysen herangezogen, die Aufschluss darüber<br />

geben sollen, ob eine Dezeleration der Herzrate vorliegt.<br />

wobei<br />

HRx-BL = HRx - HRBL<br />

HRx-BL = Differenz zwischen Verl<strong>auf</strong>swert und kleinster Herzrate während der Ruhemessung<br />

HRx = mittlere Herzrate (Verl<strong>auf</strong>swert)<br />

HRBL = kleinste Herzrate während der Ruhemessungen<br />

Auch für die mittlere Anzahl der SCR-Amplituden pro Minute wurde die einfache Differenz<br />

zwischen Amplitudenfrequenz bei der jeweiligen Filmszene und dem Frequenzwert in der<br />

Baseline 2 gebildet.<br />

wobei<br />

SCRfrequenz = SCRfrequx - SCRfrequBL<br />

SCRfrequenz = Differenz zwischen der jeweiligen Amplitudenfrequenz und dem Frequenzwert<br />

in der Baseline<br />

SCRfrequx = Amplitudenanzahl pro Minute<br />

SCRfrequBL = Amplitudenanzahl pro Minute in der Baseline<br />

Um die individuellen Ausgangswertunterschiede in der SCR-Amplitudengröße zu korrigieren,<br />

wurde <strong>anhand</strong> der folgenden Formel eine individuelle Rangekorrektur nach Schandry (1998)<br />

bzw. Boucsein (1996) vorgenommen. Für die weiteren Berechnungen wurden die<br />

rangekorrigierten Amplitudengrößen pro Auswertungseinheit (pro Filmszene) gemittelt.<br />

wobei<br />

SCRamplitude = SCRx / SCRmax<br />

SCRamplitude = rangekorrigierte Amplitudengröße der SCR zum Zeitpunkt x<br />

SCRx = einzelne SCR<br />

SCRmax = maximale SCR des Probanden innerhalb des gesamten Experiments<br />

1 Für die mittlere Herzrate in der Ruhemessung, wurde eine Minute aus den Ruhephasen zwischen den<br />

Filmszenen und am Ende der Untersuchung verwendet, in der die geringsten Herzraten zu verzeichnen waren.<br />

2 Als Baseline wurden die mittleren 3 Minuten der letzten 5-minütigen Ruhemessung verwendet.


Methoden 42<br />

Bei diesen Vorgehensweisen liegt das Hauptproblem in der Gewinnung echter individueller<br />

Maximal- bzw. Minimalwerte. Um das individuelle Maximum zu erzeugen, wurden zu<br />

Beginn der Aufzeichnung zwei Standardreize gesetzt. Der Minimalwert, der bei der Herzrate<br />

zur Ermittlung des Kennwertes HRx-Min benötigt wird, sollte sich in den Ruhephasen<br />

einstellen. Eine alternative Methode der Standardisierung der Werte, mit der die<br />

beschriebenen Probleme der Bestimmung individueller Minima und Maxima umgangen<br />

werden könnten, ist die Standardtransformation der Kennwerte, der die individuellen<br />

Mittelwerte und Streuungen der Kennwerte zugrunde gelegt werden. Von dieser Methode<br />

wurde in der vorliegenden Untersuchung jedoch abgesehen, da die resultierende<br />

Kennwerteverteilung mit einem Mittelwert von 0 und einer Standardabweichung von 1 es<br />

nicht erlaubt Haupteffekte, also interindividuelle Mittelwertsunterscheide, zu identifizieren.<br />

Für jede Filmszene 3 wurden vier Kennwerte ermittelt. Auf Grundlage der Daten der<br />

EDA wurden zwei Kennwerte für die physiologische Erregung ermittelt: die korrigierte<br />

mittlere Anzahl der Amplituden pro Minute (SCRfrequenz) und die rangekorrigierte mittlere<br />

Amplitudengröße (SCRamplitude). Dabei wurde ein Amplitudenkriterium von 0,05 µS<br />

festgelegt.<br />

Ausgehend von den EKG-Daten wurde als Kennwert für das Ausmaß <strong>physiologischer</strong><br />

Erregung die einfache Differenz zwischen dem Verl<strong>auf</strong>swert und dem individuellen<br />

Minimalwert (HRx-Min) verwendet. Für Detailanalysen wurde mitunter auch die Differenz<br />

zwischen dem Wert der Herzrate in der Filmszene und der Herzrate während der Baseline<br />

(HRx-BL) herangezogen. Abbildung 4 zeigt eine Übersicht über die Kennwerte, die als<br />

Indikatoren für die psychophysiologische Erregungssteigerung in die weiteren Berechnungen<br />

eingehen, und die zugehörigen Maßeinheiten.<br />

HRx-Min: Differenz zwischen Verl<strong>auf</strong>swert und individuellem HR-Minimum (in bpm)<br />

HRx-BL:<br />

Differenz zwischen Verl<strong>auf</strong>swert und Herzrate während der Ruhemessung<br />

(in bpm; Verwendung nur für Zusatzanalysen)<br />

SCRfrequenz: Differenz zwischen der jeweiligen Amplitudenfrequenz und der mittleren<br />

Amplitudenfrequenz in der Baseline (in Amplituden/ Minute)<br />

SCRamplitude: Rangekorrigierte mittlere Amplitudengröße der SCR (in µ mho)<br />

Abbildung 4. Übersicht über die ermittelten Kennwerte<br />

3 Für die Berechnung der physiologischen Kennwerte wurden die Messungen während der Filmszenen<br />

herangezogen. Dabei wurden die ersten 20 Sekunden jeder Szene nicht mit in die Analyse einbezogen, weil bei<br />

Auftreten eines neuen Reizes zunächst eine Orientierungsreaktion erfolgt, die nicht mit in die Analyse<br />

einfließen sollte, zumal sich die sichere Wahrnehmung der Motivthematik der Szene erst später erschließt.


4. Ergebnisse<br />

Ergebnisse 43<br />

Die vorliegende Untersuchung hat einen explorativen Charakter, da es sich um eine Studie<br />

ohne vergleichbare Vorbildstudien handelt. Deshalb schließt sich an die Darstellung der für<br />

die Hypothesenprüfung relevanten Ergebnisse eine umfangreiche explorative Datenanalyse<br />

an.<br />

Die empirische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Software-Programm SPSS<br />

12.0 (Fa. SPSS GmbH Software, München).<br />

4.1 Analyse der (thematischen) Struktur der Filmszenen<br />

Zur Überprüfung der Hypothese 1 muss analysiert werden, ob den physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen eine Struktur zugrunde liegt, die deren Motivthematik<br />

widerspiegelt. Dabei soll zunächst betrachtet werden, wie die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong><br />

die Filmszenen untereinander korrelieren.<br />

Die Analysen der Zusammenhänge der Filmszenen untereinander zeigen, dass die<br />

Korrelationsmuster unabhängig von der Thematik der Filmszenen sind und sowohl zwischen<br />

Tabelle 7. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten SCR-Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz)<br />

Anschlussthematische<br />

Filmszenen<br />

Leistungsthematische<br />

Filmszenen<br />

Machtthematische<br />

Filmszenen<br />

S1/AM S4/AM S7/AM S2/LM S5/LM S8/LM S3/MM S6/MM S9/MM<br />

S1/AM .63** .51** .65** .53** .64** .41* .54* .16<br />

S4/AM .66** .70** .59** .70** .64** .42** .44*<br />

S7/AM .62** .87** .64** .71** .68** .68**<br />

S2/LM .60** .52** .65** .65** .39*<br />

S5/LM .62** .81** .71** .66**<br />

S8/LM .55** .44* .56**<br />

S3/MM .54** .74**<br />

S6/MM .41*<br />

S9/MM<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. AM = anschlussthematisch,<br />

LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch. Grün unterlegte Felder =<br />

Korrelationen zwischen Filmszenen gleicher Thematik. Rot unterlegte Felder = Korrelationen<br />

zwischen Filmszenen unterschiedlicher Thematik.


Ergebnisse 44<br />

Tabelle 8. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude)<br />

Anschlussthematische<br />

Filmszenen<br />

Leistungsthematische<br />

Filmszenen<br />

Machtthematische<br />

Filmszenen<br />

S1/AM S4/AM S7/AM S2/LM S5/LM S8/LM S3/MM S6/MM S9/MM<br />

S1/AM .54* .45 .75** .42 .57* .48 .45 .20<br />

S4/AM .59* .44 .55* .39 .25 .45 .38<br />

S7/AM .36 .56* .51* .13 .69** .76**<br />

S2/LM .50* .26 .67** .52* .42<br />

S5/LM .68** .16 .71** .67**<br />

S8/LM -.10 .44 .26<br />

S3/MM .14 .31<br />

S6/MM .73**<br />

S9/MM<br />

Anmerkungen. N = 17. * p < .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. AM = anschlussthematisch,<br />

LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch. Grün unterlegte Felder =<br />

Korrelationen zwischen Filmszenen gleicher Thematik. Rot unterlegte Felder = Korrelationen<br />

zwischen Filmszenen unterschiedlicher Thematik.<br />

Tabelle 9. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-<br />

Min)<br />

Anschlussthematische<br />

Filmszenen<br />

Leistungsthematische<br />

Filmszenen<br />

Machtthematische<br />

Filmszenen<br />

S1/AM S4/AM S7/AM S2/LM S5/LM S8/LM S3/MM S6/MM S9/MM<br />

S1/AM .92** .79** .94** .89** .88** .94** .90** .87**<br />

S4/AM .77** .90** .85** .83** .89** .89** .89**<br />

S7/AM .81** .89** .83** .89** .90** .86**<br />

S2/LM .83** .86** .91** .92** .90**<br />

S5/LM .90** .91** .85** .85**<br />

S8/LM .89** .87** .93**<br />

S3/MM .93** .89**<br />

S6/MM .92**<br />

S9/MM<br />

Anmerkungen. N = 20. * p > .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. AM = anschlussthematisch,<br />

LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch. Grün unterlegte Felder =<br />

Korrelationen zwischen Filmszenen gleicher Thematik. Rot unterlegte Felder = Korrelationen<br />

zwischen Filmszenen unterschiedlicher Thematik.


Ergebnisse 45<br />

den Filmszenen der gleichen, als auch zwischen Filmszenen unterschiedlicher Motivthematik<br />

hohe Korrelationen zustande kommen. Bei den Analysen <strong>auf</strong> Grundlage der korrigierten<br />

SCR-Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz, siehe Tabelle 7) und der Amplitudenhöhe (SCRamplitude,<br />

siehe Tabelle 8) weisen die meisten Szenen untereinander signifikante positive<br />

Zusammenhänge <strong>auf</strong>. Besonders hoch fallen die Korrelationen der Filmszenen untereinander<br />

bei den Analysen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und<br />

dem individuellen Minimum (HRx-Min) aus (siehe Tabelle 9).<br />

Aufgrund der gefundenen hohen Korrelationen der Filmszenen untereinander<br />

überrascht es nicht, dass die Konsistenzanalysen <strong>auf</strong> der Basis der physiologischen Kennwerte<br />

sowohl für die Filmszenen einer Motivthematik als auch für alle Szenen gemeinsam gute<br />

Reliabilitäten erbringen. Die Analyse <strong>auf</strong> der Grundlage der korrigierten SCR-<br />

Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz) erbringt für die drei anschlussthematischen und ebenfalls<br />

für die drei leistungsthematischen Szenen mit Chronbachs α = .80 eine gute interne<br />

Konsistenz. Für die machtthematischen Szenen beträgt Chronbachs α = .78 und für alle<br />

Szenen gemeinsam ergibt sich eine Reliabilität von Chronbachs α = .93. Die Analyse <strong>auf</strong> der<br />

Basis der korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude) ergibt für die<br />

anschlussthematischen Filmszenen (Chronbachs α = .76), die leistungsthematischen Szenen<br />

(Chronbachs α = .73) und die machtthematischen Szenen (Chronbachs α = .64) ebenfalls eine<br />

gute Reliabilität. Unter Einbeziehung aller Filmszenen erbringt die Analyse eine interne<br />

Konsistenz von Chronbachs α = .87. Legt man der Analyse die Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) zugrunde, beträgt die<br />

interne Konsistenz für die anschlussthematischen Szenen Chronbachs α = .94. Ebenfalls sehr<br />

hohe Reliabilitäten findet man für die leistungsthematischen Szenen (Chronbachs α = .95) und<br />

für die machtthematischen Szenen (Chronbachs α = .97) sowie für alle Filmszenen<br />

gemeinsam (Chronbachs α = .99).<br />

Insgesamt erbringen diese Befunde keine Bestätigung der Hypothese 1, denn obwohl<br />

die physiologischen Kennwerte für Filmszenen der gleichen Thematik miteinander<br />

korrelieren, sind diese Korrelationen nicht spezifisch für die Thematik, sondern erstrecken<br />

sich über alle Szenen.<br />

Zur Analyse der den Filmszenen zugrunde liegenden (motivthematischen) Struktur<br />

wurde eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt. Als Kriterium für die Anzahl zu<br />

extrahierender Faktoren wurden das Kaiser-Guttman Kriterium und der Scree-Test<br />

herangezogen. Das Kaiser-Guttman Kriterium, das alle Faktoren mit einem Eigenwert größer<br />

als 1 beibehält, ist zwar das gängigste Kriterium, führt jedoch oft dazu, dass die Anzahl


Ergebnisse 46<br />

bedeutsamer Faktoren überschätzt wird (Zwick & Velicer, 1986). Die Entscheidungs-<br />

grundlage des Scree-Tests dagegen bildet der Kurvenverl<strong>auf</strong> des so genannten Screeplots.<br />

Alle Faktoren, die vor dem ‚Knick’ im Eigenwerteverl<strong>auf</strong> liegen, werden als bedeutsam<br />

angesehen.<br />

Die Faktorenanalyse über die korrigierte Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

bestätigt die zu erwartende dreifaktorielle Struktur nicht (siehe Tabelle 10). Nach dem Kaiser-<br />

Guttman Kriterium werden 2 Faktoren mit einem Eigenwert größer 1 extrahiert, die<br />

gemeinsam 76.1 % der Gesamtvarianz <strong>auf</strong>klären. Bei dieser Gruppierung der Filmszenen ist<br />

keine Verbindung zur Motivthematik der Szenen zu erkennen. Bei der Betrachtung der<br />

Filmszenen, die unter dem zweiten Faktor zusammengefasst sind, fällt jedoch eine<br />

Gemeinsamkeit <strong>auf</strong>. Alle vier Szenen, die <strong>auf</strong> dem ersten Faktor laden, stammen aus<br />

Filmklassikern, die den Probanden vermutlich bekannter sind als die anderen Filmszenen. Es<br />

ist also möglich, dass das gemeinsame Charakteristikum dieser Filmszenen in einem<br />

Widererkennungseffekt besteht, der bei den Probanden ausgelöst wird. Nach dem Scree-Test<br />

würde ein Faktor herangezogen werden, <strong>auf</strong> dem alle Szenen laden (Eigenwerte: 5.76, 1.08,<br />

.72, .49, .29, .27, .17, .15, .07).<br />

Tabelle 10. Rotierte Komponentenmatrix für die Faktorenanalyse <strong>auf</strong><br />

der Basis der korrigierten SCR-Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz)<br />

SCRfrequenzS1/AM .93<br />

Komponente<br />

1 2<br />

SCRfrequenzS2/LM .78 .36<br />

SCRfrequenzS4/AM .74 .40<br />

SCRfrequenzS8/LM .64 .47<br />

SCRfrequenzS6/MM .59 .47<br />

SCRfrequenzS9/MM .93<br />

SCRfrequenzS3/MM .39 .81<br />

SCRfrequenzS5/LM .49 .78<br />

SCRfrequenzS7/AM .51 .75<br />

Anmerkungen. N = 30. Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung. S1, 2…9 = 1., 2. ...9.<br />

Filmszene. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM =<br />

machtthematisch. Ladungen < .3 werden nicht berichtet.<br />

Die explorative Faktorenanalyse über die korrigierte Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude)<br />

zeigt die erwartete dreifaktorielle Struktur. Das Eigenwertkriterium und der Scree-Test


Ergebnisse 47<br />

(Eigenwerte: 4.73, 1.53, 1.07, .61, .44, .36, .16, .06, .04) legen nahe, drei Faktoren<br />

beizubehalten, die gemeinsam 81.3 % der Gesamtvarianz <strong>auf</strong>klären. Nicht hypothesen-<br />

konform ist allerdings, dass nicht jeweils die Filmszenen einer Thematik gemeinsam <strong>auf</strong><br />

einem Faktor laden (siehe Tabelle 11). Die Gemeinsamkeit der Filmszenen, die <strong>auf</strong> dem 1.<br />

Faktor laden, könnte wiederum im Bekanntheitsgrad der Filme bestehen, da die Szenen<br />

entweder aus Klassikern oder aktuellen Kinofilmen stammen. Die beiden Filmszenen, die<br />

zum 3. Faktor zusammengefasst werden, haben, obwohl es sich um eine leistungsthematische<br />

und eine machtthematische Szene handelt, gemeinsam, dass in beiden Fällen ein Erwachsener<br />

(der Lehrer bzw. Vater) Kontrolle über jüngere untergeordnete Personen (Schüler bzw. Sohn)<br />

ausübt.<br />

Die Faktorenanalyse über die Steigerung der Herzrate zum individuellen Minimum<br />

(HRx-Min) erbringt keine Bestätigung der angenommenen dreifaktoriellen Struktur. Durch das<br />

Eigenwertkriterium und den Scree-Test (Eigenwerte: 8.05, .30, .20, .18, .12, .06, .04, .03, .02)<br />

wird eindeutig nur ein Faktor extrahiert, der 89.5 % der Gesamtvarianz <strong>auf</strong>klärt. Wie es sich<br />

bei den Korrelationsanalysen (siehe Tabelle 9) schon angedeutet hat, sind die Veränderungen<br />

der Herzrate, die die Filmszenen bei den Probanden auslösen, so ähnlich, dass eine<br />

Differenzierung zwischen den Szenen nicht mehr sinnvoll ist.<br />

Tabelle 11. Rotierte Komponentenmatrix für die Faktorenanalyse <strong>auf</strong> der<br />

Basis der korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude)<br />

SCRamplitudeS9/MM .95<br />

1<br />

Komponente<br />

2 3<br />

SCRamplitudeS6/MM .81 .31<br />

SCRamplitudeS7/AM .79 .37<br />

SCRamplitudeS5/LM .68 .53<br />

SCRamplitudeS8/LM .89<br />

SCRamplitudeS1/AM .71 .63<br />

SCRamplitudeS4/AM .40 .53 .31<br />

SCRamplitudeS3/MM .93<br />

SCRamplitudeS2/LM .31 .82<br />

Anmerkungen. N = 17. Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse.<br />

Rotationsmethode: Varimax mit Kaiser-Normalisierung. S1, 2…9 = 1., 2. ...9.<br />

Filmszene. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM =<br />

machtthematisch. Ladungen < .3 werden nicht berichtet.


Ergebnisse 48<br />

4.2 Motivausprägung und physiologische <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen<br />

Um den in Hypothese 2 angenommenen Zusammenhang zwischen der Höhe der Motiv-<br />

kennwerte im TAT (TATLM, TATMM, TATAM) und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Filmszenen 1 bis 9 zu untersuchen, wurden bivariate Korrelationsanalysen nach Pearson<br />

durchgeführt. Für die Analyse <strong>auf</strong> der Basis der Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

ergibt sich ein nicht hypothesenkonformes Bild (siehe Tabelle 12). Es zeigen sich signifikante<br />

negative Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das Machtmotiv und der 1., 4., und 7.<br />

Filmszene (alle anschlussthematisch) sowie der 2. und 5. (leistungsthematischen) und 6.<br />

(machtthematischen) Filmszene. Die erwarteten motivspezifischen positiven Korrelationen<br />

Tabelle 12. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen (S1- 9) <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten<br />

Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

SCRfrequenz<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATLM -.21 -.28 -.09 -.35 -.10 -.09 -.07 -.14 .19 -.16<br />

TATMM -.49** -.48* -.18 -.40* -.44* -.45* -.38* -.20 .10 -.41*<br />

TATAM -.02 .27 .27 .29 .12 .03 .16 .10 .17 .19<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. S1-9 = Mittelwert über<br />

alle Szenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

bleiben aus. Stattdessen ergibt sich insbesondere für das Machtmotiv der in Bezug <strong>auf</strong> die<br />

Motivthematik der Filmszene unspezifische Effekt, dass hohe Motivausprägungen tendenziell<br />

mit vergleichsweise geringeren SCR-Amplitudenfrequenzen einhergehen. Diese Tendenz<br />

drückt sich auch in der signifikanten negativen Korrelation zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und der über alle Szenen gemittelten Amplitudenfrequenz aus. Eine Ausnahme<br />

bilden nur die Filmszenen 3, 8 und 9, die relativ geringe negative bzw. sogar positive<br />

Korrelationskoeffizienten <strong>auf</strong>weisen. Inhaltlich heben sich diese drei Szenen dadurch von den<br />

anderen ab, dass die Protagonisten eine Rolle verkörpern, die relativ untypisch für die<br />

Lebenssituation eines Studenten ist. In der Filmszene 3 ist der Protagonist ein sehr dominanter<br />

Vater, der seinem Sohn Verbote <strong>auf</strong>erlegt. In Szene 8 geht es um zwei Rivalen im Radrennen<br />

und die 9. Filmszene ist ein Szenario im militärischen Kontext, wobei der Ranghöhere den<br />

untergeordneten Soldaten zurecht weist. Möglicherweise war es angesichts dieser Szenen für<br />

alle Probanden gleichermaßen schwierig, sich mit den Protagonisten zu identifizieren, was bei<br />

allen Probanden unabhängig von der Motivausprägung die geringe Steigerung der SCR-<br />

Amplitudenfrequenz verursacht haben könnte.


Ergebnisse 49<br />

Die Analysen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude) erbringen<br />

ebenfalls keine Bestätigung der Hypothese (siehe Tabelle 13): Es gibt eine signifikante<br />

positive Korrelation zwischen dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv und der 3.<br />

(machtthematischen) Filmszene. Diese hohe Korrelation könnte dar<strong>auf</strong> zurückzuführen sein,<br />

dass die 3. Filmszene aus dem Film „Club der toten Dichter“ stammt, in dem gute Leistungen<br />

in der Schule ein zentrales Thema darstellen. Sollten die Probanden die Szene erkannt haben,<br />

so könnten Assoziationen zu leistungsthematischen Aspekten entstanden sein. Insgesamt<br />

zeigen sich entgegen der Hypothese auch hier keine systematischen motivspezifischen<br />

Effekte.<br />

Tabelle 13. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen (S1-9) <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten mittleren<br />

Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude)<br />

SCRamplitude<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATLM .31 .36 .60* .03 -.01 -.16 .10 -.13 .01 .18<br />

TATMM .01 -.24 .25 -.27 -.21 -.16 -.13 -.25 .05 -.15<br />

TATAM .07 .15 .10 .33 .41 -.03 -.01 .31 .16 .25<br />

Anmerkungen. N = 17. * p < .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. S1-9 = Mittelwert über<br />

alle Szenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Auch die Analysen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate und dem individuellen<br />

Minimum (HRx-Min) zeichnen ein unerwartetes Bild (siehe Tabelle 14): Es gibt signifikante<br />

negative Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv und der 1. und 4.<br />

(anschlussthematischen), der 2. und 8. (leistungsthematischen) sowie der 3.<br />

(machtthematischen) Filmszene. Bemerkenswert ist, dass der TAT-Wert für das Machtmotiv<br />

mit fast allen Filmszenen signifikant (außer mit der 9. nur marginal signifikant) negativ<br />

korreliert. Folglich gehen über alle Szenen hinweg hohe Ausprägungen des Machtmotivs mit<br />

einer im Vergleich zur niedrigen Ausprägung des Machtmotivs geringeren Steigerung der<br />

Herzrate gegenüber dem individuellen Minimum einher. Für die Ausprägung des Leistungsmotivs<br />

ergibt sich tendenziell das gleiche Bild. Beim Anschlussmotiv dagegen zeigen sich<br />

konsistent schwache positive Effekte. Probanden mit einem stark ausgeprägten<br />

Anschlussmotiv reagieren <strong>auf</strong> die Szenen mit einer etwas stärkeren Steigerung der Herzrate.<br />

An dieser Stelle wird die Ähnlichkeit in den <strong>Reaktionen</strong> der Leistungs- bzw.<br />

Machtmotivierten, die sich in der Stärke und Richtung konsistent von den <strong>Reaktionen</strong> der<br />

anschlussmotivierten Probanden abhebt, besonders deutlich. Auf eine mögliche theoretische<br />

Fundierung dieser Beobachtung, nämlich der durch Brunstein (1998) postulierten


Ergebnisse 50<br />

Unterscheidung in Wirkungs- und Bindungsmotive, wird in Abschnitt 5.3 ausführlicher<br />

eingegangen.<br />

Tabelle 14. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in<br />

den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min)<br />

HRx-Min 4<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATLM -.46* -.48* -.47* -.46* -.47 -.36 -.21 -.46* -.40 -.44<br />

TATMM -.56** -.58** -.54* -.53* -.55* -.54* -.46* -.50* -.44 -.55*<br />

TATAM .21 .15 .07 .16 .25 .21 .12 .19 .08 .17<br />

Anmerkungen. N = 20. * p < .05, ** p < .01. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. S1-9 = Mittelwert über<br />

alle Szenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Im Folgenden sollen diese konsistent hohen negativen Korrelationen zwischen der<br />

Ausprägung des Machtmotivs und der Steigerung der Herzrate während der Filmszenen<br />

genauer betrachtet werden.<br />

Die gefundene sehr hohe interne Konsistenz (Chronbachs α = .99) für HRx-Min über<br />

alle Filmszenen spricht dafür, die Werte aller Szenen zu einem Summenwert<br />

zusammenzufassen und die Korrelation dieses Summenwertes mit den Motivkennwerten aus<br />

dem TAT zu prüfen. Diese Analyse erbringt zwischen dem Summenwert für HRx-Min und dem<br />

TAT-Wert für das Leistungsmotiv eine Korrelation von r = -.44. Für den Kennwert für das<br />

Machtmotiv ergibt sich ein Zusammenhang von r = -.55 und für den Kennwert für das<br />

Anschlussmotiv beträgt die Korrelation r = .17. Diese Koeffizienten spiegeln die<br />

Zusammenhänge, die sich <strong>anhand</strong> der physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die einzelnen Szenen<br />

ergeben haben, wider.<br />

Da die Analysen <strong>auf</strong> einer relativ kleinen Stichprobe (N = 20) beruhen, muss<br />

ausgeschlossen werden, dass die hohen Korrelationen durch den Einfluss einzelner<br />

Extremwerte zustande gekommen sind. Eine Methode, dies zu prüfen, ist die Betrachtung der<br />

Streudiagramme, in denen Ausreißer sichtbar werden können. Das Streudiagramm für die<br />

Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das Machtmotiv und den Filmszenen (1-9) <strong>auf</strong> der<br />

Basis der des Summenwertes über die Differenzen der mittleren Herzrate und dem<br />

individuellen Minimum aller Filmszenen (Sum_HRx-Min) in Abbildung 5 lässt ebenso wie die<br />

Streudiagramme für die jede einzelne Filmszene (siehe Abbildung 11 in Anhang 9.12) keine<br />

extremen Ausreißer erkennen.<br />

4 Die Korrelationsanalyse mit den Rohwerten der Herzrate erbrachte vergleichbare Effekte, die aber deutlich<br />

schwächer ausfallen (siehe Tabelle 35 im Anhang 9.11).


Ausprägung des Machmotivs<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

Streudiagramm<br />

50,00 100,00 150,00 200,00 250,00 300,00<br />

Sum_HRx-Min in bpm<br />

Abbildung 5. Streudiagramm für die Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und den Filmszenen (1-9) <strong>auf</strong> der Basis der des Summenwertes über die<br />

Differenzen der mittleren Herzrate und dem individuellen Minimum aller Filmszenen<br />

(Sum_HRx-Min), mit Regressionsgerade<br />

Ergebnisse 51<br />

Um eine zusätzliche Absicherung zu erhalten, soll die Bootstrap-Technik angewendet werden.<br />

Diese Technik beruht <strong>auf</strong> dem Prinzip, dass aus der Gesamtstichprobe (hier N = 20)<br />

verschiedene Zufallsstichproben (hier N = 15) gezogen werden. Die Korrelationsanalysen<br />

werden wiederholt mit den unterschiedlichen Zufallsstichproben durchgeführt. Bleiben die<br />

Korrelationskoeffizienten über die verschiedenen Analysen hinweg stabil, so ist dies ein<br />

Zeichen dafür, dass diese nicht durch einzelne Ausreißer zustande gekommen sind. Tabelle 15<br />

zeigt die Koeffizienten für fünf Korrelationsanalysen zwischen dem Summenwert für HRx-Min<br />

und den TAT-Werten für das Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv, die <strong>anhand</strong> von fünf<br />

Zufallsstichproben ermittelt wurden. Die Koeffizienten bleiben über alle Analysen hinweg<br />

Tabelle 15. Korrelationsanalysen zwischen dem Summenwert über die Differenzen der<br />

mittleren Herzrate und dem individuellen Minimum aller Filmszenen (Sum_HRx-Min) und<br />

den TAT-Werten für das Anschluss- Leistungs- und Machtmotiv (TATLM, TATMM, TATAM) an<br />

fünf Zufallsstichproben<br />

Zufallsstichprobe TATLM TATMM TATAM<br />

1 Sum_HRx-Min -.33 -.46 .31<br />

2 Sum_HRx-Min -.34 -.58* .21<br />

3 Sum_HRx-Min -.48 -.54* -.04<br />

4 Sum_HRx-Min -.38 -.52* .23<br />

5 Sum_HRx-Min -.36 -.46 .15<br />

Anmerkungen. N = 15. TAT = TAT-Wert. AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM =<br />

Machtmotiv.


Ergebnisse 52<br />

stabil und belegen damit, dass die gefundenen Korrelationen nicht <strong>auf</strong> die Wirkung einzelner<br />

Ausreißer zurückzuführen sind. Weiterhin wurden die Korrelationen zwischen HRx-Min und<br />

den TAT-Werten für das Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv der Bootsrap-Technik<br />

unterzogen. In den folgenden Tabellen sind <strong>auf</strong>geteilt nach den Motiven (für TATLM siehe<br />

Tabelle 16, für TATMM siehe Tabelle 17 und für TATAM siehe Tabelle 18) für jede Filmszene<br />

Tabelle 16. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen<br />

(SD) der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-<br />

Werten für das Leistungsmotiv (TATLM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben<br />

Min<br />

Max<br />

M<br />

S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9<br />

-.40 -.51 -.37 -.42 -.45 -.30 -.10 -.39 -.32<br />

(-.38) (-.47) (-.35) (-.40) (-.42) (-.29) (-.10) (-.37) (-.31)<br />

-,74 -.65 -.68 -.78 -.76 -.62 -.31 -.66 -.55<br />

(-.63) (-.57) (-.59) (-.65) (-.64) (-.55) (-.30) (-.58) (-.50)<br />

-.54 -.58 -.54 -.56 -.57 -.42 -.21 -.50 -.98<br />

(-.49) (-.52) (-0.50) (-0.51) (-0.51) (-.39) (-.20) (-.46) (-.38)<br />

SD .15 .06 .13 .13 .13 .12 .09 .10 .09<br />

Anmerkungen. N = 15. TAT = TAT-Wert. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. Dargestellt sind<br />

Fischers Z-Werte und Korrelationskoeffizienten in Klammern.<br />

Tabelle 17. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen<br />

(SD) der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-<br />

Werten für das Machtmotiv (TATMM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben<br />

S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9<br />

Min -.60 -.62 -.56 -.55 -.58 -.55 -.38 -.48 -.47<br />

(-.54) (-.55) (-.51) (-.50) (-.52) (-.50) (-.36) (-.45) (-.44)<br />

Max -.93 -.89 -.85 -.95 -.97 -.81 -.63 -.78 -.69<br />

(-.73) (-.71) (-.69) (-.74) (-.75) (-.67) (-.56) (-.65) (-.60)<br />

M -.77 -.75 -.70 -.72 -.74 -.68 -.52 -.66 -.55<br />

(-.65) (-0,64) (-.61) (-.62) (-.63) (-.59) (-.48) (-.58) (-.50)<br />

SD .13 .11 .12 .18 .18 .11 .10 .12 .09<br />

Anmerkungen. N = 15. TAT = TAT-Wert. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. Dargestellt sind Fischers<br />

Z-Werte und Korrelationskoeffizienten in Klammern.


Ergebnisse 53<br />

Tabelle 18. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen<br />

(SD) der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-<br />

Werten für das Anschlussmotiv (TATAM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben<br />

S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9<br />

Min .09 -.02 -.03 .04 .15 .01 .03 .07 -.05<br />

(.09) (.02) (.01) (.04) (.15) (.01) (.03) (.07) (-.05)<br />

Max .21 .21 .10 .18 .25 .28 .19 .20 -.10<br />

(.21) (.21) (.10) (.18 (.25) (.27) (.19) (.20) (-.10)<br />

M .15 .10 .00 .10 .20 .16 .05 .06 -.02<br />

(.14) (.10) (.00) (.10) (.20) (.16) (.05) (.06) (-.02)<br />

SD .04 .09 .08 .06 .04 .11 .10 .13 .09<br />

Anmerkungen. N = 15. TAT = TAT-Wert. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene. Dargestellt sind Fischers<br />

Z-Werte, Korrelationskoeffizienten in Klammern.<br />

die Minima, Maxima, Mittelwerte und Standardabweichungen über die Koeffizienten der fünf<br />

Korrelationsanalysen <strong>anhand</strong> von Zufallsstichproben als Fischers Z-Werte und<br />

Korrelationskoeffizienten dargestellt. Dafür wurden für jede Filmszene aus den fünf<br />

Korrelationskoeffizienten der (betragsmäßig) größte und kleinste Koeffizient sowie <strong>auf</strong> der<br />

Basis der Fischers Z-Werte der Mittelwert und die Standardabweichung der Koeffizienten<br />

ermittelt. Die ausführliche Tabelle mit den einzelnen Koeffizienten befindet sich im Anhang<br />

9.13. Wie aus den Tabellen ersichtlich wird, erbringen die Analysen mit der Bootstrap-<br />

Methode ebenfalls stabile Korrelationskoeffizienten. Damit wird die Annahme unterstützt,<br />

dass die konsistent negativen Korrelationen zwischen den TAT-Werten für das Leistungs-<br />

bzw. Machtmotiv und der Steigerung der Herzrate zum individuellen Minimum nicht durch<br />

einzelne extreme Werte verursacht worden sind.<br />

Nun soll die Charakteristik der Veränderungen der Herzrate, die zu den starken<br />

negativen Zusammenhängen mit der Ausprägung des Macht- bzw. Leistungsmotivs im TAT<br />

führen, eingehender untersucht werden. Das Maß HRx-Min (die Differenz zwischen dem Mittel<br />

der Herzrate während den Filmszenen und dem individuellen Minimum während der<br />

gesamten Messung) lässt per definitionem keine Senkung der Herzrate zu. Es erscheint daher<br />

interessant, eine andere Definition der Veränderungen der Herzrate heranzuziehen. So kann<br />

man als abhängige Variable die Differenz zwischen der mittleren Herzrate in den Filmszenen<br />

und der Herzrate in der Baseline (HRx-BL) verwenden. Aufgrund der fehlenden<br />

Normalverteilung der Variablen wurde eine nichtparametrische Korrelation nach Spearman


Ergebnisse 54<br />

durchgeführt. Die Korrelationskoeffizienten sind in Tabelle 19 dargestellt. Es gibt eine<br />

signifikant negative Korrelation zwischen dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv und der<br />

HRx-BL in der 1. und 4. (anschlussthematischen) Filmszene sowie der 2. (leistungs-<br />

thematischen) und der 9. (machtthematischen) Filmszene. Zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und der HRx-BL ergibt sich in der 6. (machtthematischen) Filmszene eine<br />

signifikante negative Korrelation. Ein signifikanter positiver Zusammenhang entsteht für den<br />

TAT-Wert des Anschlussmotivs mit der 6. (machtthematischen) Szene. Auch hier überwiegen<br />

für das Macht- und Leistungsmotiv negative Zusammenhänge, die jedoch ebenfalls keine<br />

motivthematische Spezifität <strong>auf</strong>weisen.<br />

Tabelle 19. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in<br />

den Filmszenen und der Baseline (HRx-BL)<br />

HRx-BL<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-.9<br />

TATLM -.47* -.45* -.44 -.52* -.44 -.27 -.07 -.41 -.50* -.16<br />

TATMM -.41 -.44 -.39 -.28 -.35 -.46* -.29 -.35 -.18 -.24<br />

TATAM .43 .31 .21 .30 .46 .47* .19 .36 .14 .34<br />

Anmerkungen. N = 20. * p < .05. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle<br />

Filmszenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Um zu verifizieren, ob diese negativen Korrelationen tatsächlich eine Senkung der Herzrate<br />

während den Filmszenen im Vergleich zur Ruhemessung bedeuten oder doch nur <strong>auf</strong> eine<br />

geringer ausgeprägte Akzeleration der Herzrate hinweisen, müssen die Mittelwerte genauer<br />

analysiert werden. Betrachtet man in Tabelle 20 die Ergebnisse für die Rohwerte der Herzrate<br />

(HR) und die Steigerung der Herzrate zur Baseline (HRx-BL), wird deutlich, dass es im Mittel<br />

aller Probanden eine Steigerung der Herzrate während der Filmszenen gegenüber der<br />

Baseline-Messung gibt.<br />

Ob diese Steigerung unabhängig von der Ausprägung des Machtmotivs bei allen<br />

Probanden <strong>auf</strong>tritt, wird erkennbar, wenn man die Stichprobe <strong>anhand</strong> eines Median-Splits<br />

nach der Ausprägung des Machtmotivs in zwei Gruppen <strong>auf</strong>teilt und die durchschnittliche<br />

Herzrate während der Filmszenen mit der in der Baseline vergleicht. Das Diagramm in<br />

Abbildung 6 für die Differenzen zwischen Herzrate und Baseline (HRx-BL) lässt erkennen,<br />

dass die Probanden mit einer hohen Machtmotivausprägung eine geringere Steigerung der<br />

Herzrate zur Baseline- Messung <strong>auf</strong>weisen. Es kann jedoch nicht von einer Senkung der<br />

Herzrate gesprochen werden, da die Differenzen nicht negativ sind. Das Diagramm (siehe<br />

Abbildung 7) zeigt die


Ergebnisse 55<br />

Tabelle 20. Mittelwerte und Standardabweichungen der Rohwerte der Herzrate (HR), der<br />

Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-<br />

Min) sowie der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und der Baseline (HRx-BL)<br />

für die Filmszenen (einzeln und gesamt) sowie die Baseline<br />

HR<br />

M<br />

SD<br />

HRx-Min<br />

HRx-BL<br />

M<br />

SD<br />

M<br />

SD<br />

S1/<br />

AM<br />

75.26<br />

10.47<br />

18.06<br />

6.23<br />

8.52<br />

16.26<br />

S2/<br />

LM<br />

74.62<br />

10.32<br />

17.42<br />

5.61<br />

7.89<br />

15.76<br />

S3/<br />

MM<br />

74.59<br />

10.30<br />

17.89<br />

5.62<br />

7.85<br />

15.46<br />

S4/<br />

AM<br />

75.35<br />

9.92<br />

18.15<br />

5.76<br />

8.62<br />

15.33<br />

S5/<br />

LM<br />

74.41<br />

10.01<br />

17.21<br />

5.73<br />

7.68<br />

15.89<br />

S6/<br />

MM<br />

74.08<br />

10.39<br />

16.88<br />

5.74<br />

7.35<br />

15.19<br />

S7/<br />

AM<br />

74.90<br />

10.77<br />

17.70<br />

5.81<br />

8.16<br />

15.19<br />

S8/<br />

LM<br />

75.36<br />

10.64<br />

18.16<br />

6.01<br />

8.62<br />

15.68<br />

S9/<br />

MM<br />

73.99<br />

10.45<br />

16.79<br />

6.16<br />

7.26<br />

14.73<br />

S<br />

1-9<br />

74.73<br />

10.19<br />

17.53<br />

5.53<br />

7.99<br />

15.39<br />

Anmerkungen. N = 20. * p < .05. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. AM = anschlussthematisch,<br />

LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Baseline<br />

66.74<br />

18.19<br />

9.53<br />

15.57<br />

Mittelwerte für die Rohwerte der Herzrate (HR) während der Filmszenen (1-9) und der<br />

Baseline getrennt nach der Machtmotivausprägung. Es macht deutlich, dass die beiden<br />

Gruppen sich sowohl im Mittel der Herzraten während der Filmszenen als auch während der<br />

Ruhemessung unterscheiden. Der Unterschied zwischen den Gruppen bei Betrachtung der<br />

Differenz zur Baseline (HRx-BL) ist <strong>auf</strong> zwei Effekte zurückzuführen: Geringer<br />

Machtmotivierte haben in der Ruhemessung einen geringeren Wert und zusätzlich erreichen<br />

Probanden mit einem gering ausgeprägten Machtmotiv während der Filmszenen im Mittel<br />

HRx-BL in bpm<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1 2<br />

Filmszenen 1-9 Baseline<br />

Geringe Machtmotivausprägung Hohe Machtmotivausprägung<br />

Abbildung 6. Mittelwerte für die Steigerung der Herzrate zur Baseline-Messung (HRx-BL)<br />

während der Filmszenen (1-9) und der Baseline getrennt nach der Machtmotivausprägung<br />

0.00<br />

0.00


HR in bpm<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

1 2<br />

Filmszenen 1-9 Baseline<br />

Geringe M achtmotivausprägung Hohe Machtmotivausprägung<br />

Ergebnisse 56<br />

Abbildung 7. Mittelwerte für die Rohwerte der Herzrate (HR) während der Filmszenen (1-9)<br />

und der Baseline getrennt nach der Machtmotivausprägung<br />

höhere Herzraten als die hoch machtmotivierten Probanden. Insgesamt reagieren Probanden<br />

mit einer hohen Machtmotivausprägung konsistent <strong>auf</strong> alle Szenen mit einer geringeren<br />

Steigerung der Herzrate zur Ruhemessung als Probanden mit einem gering ausgeprägten<br />

Machtmotiv und haben in der Ruhemessung im Mittel eine höhere Herzrate als die Probanden<br />

mit einer geringeren Machtmotivausprägung.<br />

Angesichts des Zusammenhangs zwischen den TAT-Werten für das Machtmotiv und<br />

den TAT-Werten für das Leistungsmotiv (siehe Tabelle 25) stellt sich die Frage, ob die hohen<br />

negativen Korrelationen der beiden Variablen mit der Differenz der mittleren Herzrate in den<br />

Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) auch erhalten bleiben, wenn man den<br />

Einfluss des Machtmotivs aus dem Zusammenhang zwischen Leistungsmotiv und HRx-Min<br />

heraus partialisiert oder umgekehrt. In Tabelle 21 sind die Koeffizienten für die<br />

Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv (TATLM) und den<br />

Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem<br />

individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle des Einflusses des TAT-Wertes für das<br />

Machtmotiv (TATMM) dargestellt. Diese sind durch die Kontrolle des Einflusses der<br />

Ausprägung des Machtmotivs deutlich geringer geworden. Die Koeffizienten für die<br />

Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das Machtmotiv (TATMM) und den<br />

Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der (HRx-Min) unter Kontrolle des Einflusses des TAT-Wertes für<br />

das Leistungsmotiv (TATLM) dagegen fallen ähnlich hoch aus wie zuvor ohne Kontrolle des<br />

Einflusses der Leistungsmotivausprägung (siehe Tabelle 22). Dies deutet dar<strong>auf</strong> hin, dass der<br />

Einfluss des Machtmotivs leitend ist, und dass unter anderem die oft gleichzeitig hohe<br />

Ausprägung von Leistungs- und Machtmotiv die hohen negativen Zusammenhänge zwischen<br />

der Leistungsmotivausprägung und der Veränderung der Herzrate verursacht.


Ergebnisse 57<br />

Tabelle 21.Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Leistungsmotiv (TATLM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle des<br />

Einflusses des TAT-Wertes für das Machtmotiv (TATMM)<br />

HRx-Min<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATLM -.27 -.29 -.29 -.28 -.29 -.14 .00 -.29 -.24 -.25<br />

Anmerkungen. N = 20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle Filmszenen.<br />

AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Tabelle 22. Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv (TATMM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle des<br />

Einflusses des TAT-Wertes für das Leistungsmotiv (TATLM)<br />

HRx-Min<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATMM -.44 -.46 -.41 -.40 -.42 -.46 -.42 -.36 -.32 -,43<br />

Anmerkungen. N = 20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle Filmszenen.<br />

AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Ein anderer interessanter Aspekt, den ich noch betrachten möchte, ist der Einfluss der<br />

emotionalen Reaktivität der Probanden <strong>auf</strong> den Zusammenhang zwischen den Veränderungen<br />

der Herzraten durch die Filmszenen und der Motivausprägung. Dafür wurde eine<br />

Partialkorrelation durchgeführt, wobei aus dem Zusammenhang zwischen der<br />

Motivausprägung und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Steigerung der Herzrate gegenüber<br />

dem individuellen Minimum (HRx-Min) der Einfluss der emotionalen Reaktivität der<br />

Probanden heraus partialisiert wurde. Die Korrelationskoeffizienten in Tabelle 23 fallen durch<br />

Tabelle 23. Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen den TAT-Motivwerten<br />

(TATLM, TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle des<br />

Einflusses der emotionalen Reaktivität<br />

HRx-Min<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

TATLM -.35 -.40 -.36 -.37 -.38 -.29 -.17 -.38 -.34 -.36<br />

TATMM -.46 -.51 -.44 -.45 -.46 -.51 -.46 -.42 -.39 -.48<br />

TATAM .28 .20 .12 .20 .31 .24 .14 .23 .11 .22<br />

Anmerkungen. N = 20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle Filmszenen.<br />

AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.


Ergebnisse 58<br />

die Kontrolle des Einflusses der emotionalen Reaktivität der Probanden geringer aus. Zwar<br />

überwiegen immer noch die negativen Korrelationen, jedoch ergeben sich keine statistisch<br />

bedeutsamen Zusammenhänge mehr. Diese Befunde deuten dar<strong>auf</strong> hin, dass die von stark<br />

machtmotivierten relativ zu den gering machtmotivierten Probanden gezeigte geringere<br />

Steigerung der Herzrate im Vergleich zum individuellen Minimum der Herzrate (HRx-Min)<br />

zum Teil durch die interindividuellen Unterschiede in der emotionalen Reaktivität vermittelt<br />

wird. Dieser Effekt ist jedoch kaum allein durch den relativ geringen Zusammenhang<br />

zwischen der emotionalen Reaktivität und der Ausprägung der Motive zu begründen, denn<br />

dieser beträgt mit dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv r = .25, mit dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv r = .18 und mit dem TAT-Wert für das Anschlussmotiv r = .14. Die<br />

Hauptursache ist in dem negativen Zusammenhang zwischen der emotionalen Reaktivität und<br />

der Steigerung der Herzrate zum individuellen Minimum zu finden, der im Mittel über alle<br />

Filmszenen r = -.33 beträgt. Daraus lässt sich der kontraintuitive Befund ableiten, dass<br />

Probanden mit hoher emotionaler Reaktivität im Mittel <strong>auf</strong> die Filmszenen mit einer<br />

geringeren Steigerung der Herzrate reagieren als Probanden mit einer geringeren emotionalen<br />

Reaktivität. Die leicht positiven Zusammenhänge mit den Motivkennwerten aus dem TAT<br />

erklären, dass unter Kontrolle des Einflusses der emotionalen Reaktivität die negativen<br />

Zusammenhänge zwischen emotionaler Reaktivität und der Ausprägung des Leistungs- bzw.<br />

Machtmotivs schwächer werden. Trotz dieses Effekts, bleiben die negativen<br />

Zusammenhänge, obwohl nicht mehr signifikant, bestehen und unterstreichen damit, dass<br />

man sie nicht allein <strong>auf</strong> interindividuelle Unterschiede in der emotionalen Reaktivität<br />

zurückführen kann. Vielmehr ist die Motivausprägung oder eine andere noch unbekannte<br />

Mediatorvariable für die negativen Zusammenhänge zwischen der Ausprägung des impliziten<br />

Leistungs- bzw. Machtmotivs und den Veränderungen der Herzraten verantwortlich.<br />

Um die Hypothese einer Wechselwirkung zwischen der Höhe der durch den TAT<br />

erhobenen Motivkennwerte und den motivthematischen Filmszenen statistisch genauer zu<br />

spezifizieren, wurden für alle drei abhängigen Variablen (SCRfrequenz, SCRamplitude sowie HRx-<br />

Min) Varianzanalysen mit Messwiederholung durchgeführt. Für diese Analyse wurden die<br />

Werte für die Motivausprägungen am Median dichotomisiert, so dass zweifach gestufte<br />

Faktoren entstanden. In Tabelle 24 sind die statistischen Kennwerte für die Haupteffekte und<br />

Interaktionen zwischen den Ausprägungen der Motive und dem neunstufigen<br />

Messwiederholungsfaktor Filmszene (S1-9) für jede abhängige Variable <strong>auf</strong>geführt. Die<br />

Analyse <strong>auf</strong> der Basis der Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz) erbringt einen<br />

signifikanten Haupteffekt (p < .01) für den Messwiederholungsfaktor Filmszene. Die Höhe


Ergebnisse 59<br />

der Amplitudenfrequenz, mit der die Probanden <strong>auf</strong> die Filmszenen reagieren, unterscheidet<br />

sich stark zwischen den Filmszenen (siehe Abbildung 8). Der Kurvenverl<strong>auf</strong> in diesem<br />

Diagramm lässt klare Parallelen zu den Ergebnissen der Korrelationsanalysen zwischen der<br />

Veränderung der Amplitudenfrequenz und der Ausprägung des Machtmotivs im TAT (siehe<br />

Tabelle 12) erkennen. Es zeigt sich entsprechend den oben geäußerten Überlegungen, dass <strong>auf</strong><br />

die Filmszenen 3, 8 und 9 alle Probanden mit einer relativ geringen Steigerung der Herzrate<br />

Tabelle 24. Varianzanalysen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR<br />

(SCRfrequenz), der korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude) sowie der<br />

Differenz aus mittlerer Herzrate in den Filmszenen und individuellem HR-Minimum (HRx-<br />

Min)<br />

Abhängige<br />

Variablen<br />

Quellen der<br />

Varianz<br />

df F p<br />

SCRfrequenz TATLM<br />

1, 22<br />

2.40<br />

.14<br />

TATMM<br />

1, 22<br />

.62<br />

.44<br />

TATAM<br />

1, 22<br />

.38<br />

.54<br />

S1-9<br />

4.88, 107.25 3.96<br />

.00**<br />

S1-9 x TATLM 4.88, 107.25 1.20<br />

.32<br />

S1-9 x TATMM 4.88, 107.25 1.26<br />

.29<br />

S1-9 x TATAM 4.88, 107.25 .99<br />

.43<br />

SCRamplitude TATLM<br />

1, 9<br />

3.18<br />

.11<br />

TATMM<br />

1, 9<br />

2.23<br />

.17<br />

TATAM<br />

1, 9<br />

.39<br />

.55<br />

S1-9<br />

3.47, 31.22<br />

.73<br />

.56<br />

S1-9 x TATLM 3.47, 31.22<br />

.84<br />

.50<br />

S1-9 x TATMM 3.47, 31.22<br />

.90<br />

.46<br />

S1-9 x TATAM 3.47, 31.22<br />

.88<br />

.48<br />

HRx-Min TATLM<br />

1, 12<br />

2.28<br />

.16<br />

TATMM<br />

1, 12<br />

6.05<br />

.03*<br />

TATAM<br />

1, 12<br />

.09<br />

.78<br />

S1-9<br />

8, 96<br />

1.40<br />

.21<br />

S1-9 x TATLM<br />

8, 96<br />

1.60<br />

.14<br />

S1-9 x TATMM<br />

8, 96<br />

.41<br />

.91<br />

S1-9 x TATAM<br />

8, 96<br />

1.13<br />

.35<br />

Anmerkungen. Für SCRfrequenz N = 30. Für SCRamplitude N = 17. Für HRx-Min N = 20. * p < .05, ** p <<br />

.01. (S1-9) = neunstufiger Messwiederholungsfaktor Filmszene. TAT = TAT-Wert. AM =<br />

Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM = Machtmotiv.


Ergebnisse 60<br />

reagieren. Damit wird die Vermutung untermauert, dass die Rollen, die von den Protagonisten<br />

der Szenen verkörpert werden, es allen Probanden gleichermaßen erschweren, sich mit den<br />

Protagonisten zu identifizieren und in die Szenen hineinzuversetzen.<br />

Wie <strong>anhand</strong> der vorangegangenen Analysen zu erwarten, wird bei der Analyse <strong>auf</strong><br />

Grundlage der Differenz aus der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem HR-Minimum<br />

(HRx-Min) der Haupteffekt für die Machtmotivausprägung signifikant (p < .05). Probanden mit<br />

geringer Machtmotivausprägung reagieren <strong>auf</strong> alle Szenen mit einer höheren Steigerung der<br />

Herzrate zum individuellen Minimum als Probanden mit geringerer Ausprägung des<br />

Machtmotivs. Die beiden Haupteffekte bestätigen die Hypothesen nicht, da es keine für die<br />

Motivthematik der Szenen spezifischen Effekte gibt.<br />

SCRfrequenz<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Filmszene<br />

Abbildung 8. Profildiagramm ANOVA <strong>auf</strong> der Basis der SCRfrequenz (in µ mho): Haupteffekt<br />

für den Messwiederholungsfaktor Filmszene (S1-9)<br />

4.3 Zusammenhang explizit und implizit erhobener Motivmaße<br />

Um die Hypothese 3, die von einer weitgehenden Unabhängigkeit zwischen dem expliziten<br />

Motivmaß (PRF) und den implizit erhobenen Maßen (TAT und physiologische Kennwerte)<br />

ausgeht, zu prüfen, wurden ebenfalls bivariate Korrelationsanalysen nach Pearson<br />

durchgeführt.<br />

Hierbei handelt es sich jedoch um einen Spezialfall der Inferenzstatistik, nämlich um<br />

eine Testung gegen die Nullhypothese. In der klassischen Prüfstatistik geht es darum, zu<br />

prüfen, ob die Nullhypothese (H0) zugunsten der Alternativhypothese (H1) verworfen werden<br />

kann. Ein nicht signifikantes Ergebnis kann jedoch nicht ohne weiteres als Bestätigung der H0<br />

gewertet werden, sondern sagt lediglich aus, dass die Irrtumswahrscheinlichkeit bei Annahme<br />

der H1 je nach gegebenem Signifikanzniveau mehr als 1 % bzw. 5 % beträgt. Um, wie im


Ergebnisse 61<br />

vorliegenden Fall erforderlich, die H0 zu bestätigen, ist folglich ein besonderes statistisches<br />

Vorgehen notwendig. Da α- und β-Fehlerwahrscheinlichkeit sich gegenläufig verhalten,<br />

besteht die einfachste Möglichkeit, die β-Fehler-Wahrscheinlichkeit (die Wahrscheinlichkeit<br />

fälschlicherweise die H0 anzunehmen, obwohl in der Population die H1 zutrifft) zu senken,<br />

darin, die α-Fehler-Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. Bortz (1999) schlägt vor, für das<br />

Signifikanzniveau einen Minimalwert von 20 % anzusetzen. Weitere Vorgehensweisen eine<br />

Bestätigung der H0 zu erbringen bestehen in der Darstellung von Effektmaßen oder<br />

Konfidenzintervallen (siehe im einzelnen Aberson, 2002).<br />

In Tabelle 25 sind die Koeffizienten für die Korrelation zwischen den PRF-Werten<br />

und den TAT-Werten sowie die Mittelwerte und Standardabweichungen angeführt. Das<br />

Signifikanzniveau beträgt 20 %. Es ergab sich eine signifikante positive Korrelation zwischen<br />

dem PRF-Wert für das Machtmotiv und dem TAT-Wert für das Anschlussmotiv, zwischen<br />

dem TAT-Wert für das Leistungs- und dem TAT-Wert für das Machtmotiv und weiterhin<br />

zwischen dem TAT-Wert für das Leistungs- und dem TAT-Wert für das Anschlussmotiv.<br />

Insgesamt scheinen diese Ergebnisse trotz der <strong>auf</strong> 20 % veränderten α-Fehler-<br />

Wahrscheinlichkeit für die erwartete weitgehende Unabhängigkeit zwischen den mittels TAT<br />

erhobenen Kennwerten für die impliziten Motive und den PRF-Werten für die expliziten<br />

Motive zu sprechen.<br />

Tabelle 25. Koeffizienten für die Korrelation zwischen TAT-Motivwerten (TATLM, TATMM,<br />

TATAM) und PRF-Motivwerten (PRFLM, PRFMM, PRFAM) sowie Mittelwerte (M) und<br />

Standardabweichungen (SD)<br />

PRFLM PRFMM PRFAM TATLM TATMM TATAM M SD<br />

PRFLM .23 -.18 -.24 -.15 -.03 10.10 2.94<br />

PRFMM .18 -.02 -.06 .43* 7.80 4.04<br />

PRFAM .19 -.02 .09 11.07 2.96<br />

TATLM .42* -.31* 4.08 4.11<br />

TATMM -.22 4.42 2.81<br />

TATAM 8.55 4.73<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .20. AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM = Machtmotiv.<br />

Die Analyse <strong>auf</strong> Grundlage der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

erbringt signifikante negative Korrelationen zwischen dem PRF-Wert für das Leistungsmotiv<br />

und der 3. und 9. (machtthematischen), der 5. (leistungsthematischen) sowie der 4. und der 7.<br />

(anschlussthematischen) Filmszene und weiterhin zwischen dem PRF-Wert für das<br />

Machtmotiv und der 4. (anschlussthematischen) Filmszene. Darüber hinaus ergeben sich


Ergebnisse 62<br />

zwischen dem PRF-Wert für das Anschlussmotiv signifikante positive Korrelationen mit der<br />

1. und 7. (anschlussthematischen), der 5. und 8. (leistungsthematischen) sowie der 9.<br />

(machtthematischen) Filmszene (siehe Tabelle 26). Die Ergebnisse dieser Analyse bestätigen<br />

die erwartete Unabhängigkeit zwischen den PRF-Werten und den Amplitudenfrequenzen der<br />

SCR nicht. Es fällt <strong>auf</strong>, dass, ähnlich wie bei den Analysen zum Zusammenhang zwischen<br />

den TAT-Werten und den SCR-Amplitudenfrequenzen, für das Leistungs- und das<br />

Machtmotiv die Zusammenhänge eine negative und für das Anschlussmotiv eher eine positive<br />

Tendenz <strong>auf</strong>weisen. Dabei sind die positiven Zusammenhänge beim Anschlussmotiv bei den<br />

PRF-Werten noch stärker ausgeprägt.<br />

Tabelle 26. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse mit PRF-Werten (PRFLM, PRFMM,<br />

PRFAM) und Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

SCRfrequenz<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

PRFLM -.11 -.08 -.37* -.25* -.33* -.16 -.38* -.26* -.51* -.33<br />

PRFMM -.33* -.19 -.04 -.24* -.04 -.06 -.07 -.10 .06 -.14<br />

PRFAM .26* .18 .12 .14 .25* .17 .32* .39* .34* .31<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle<br />

Filmszenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Bei Betrachtung der korrigierten Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude) ergeben sich für den<br />

PRF-Wert für das Leistungsmotiv und ebenfalls für den PRF-Wert für das Machtmotiv<br />

signifikante negative Korrelationen mit der 1., 2. und 3. Filmszene (siehe Tabelle 27). Im<br />

Gegensatz zur SCR-Amplitudenfrequenz scheinen die Kennwerte der Amplitudenhöhe die<br />

Vorannahme einer weitgehenden Unabhängigkeit von den PRF-Werten zu bestätigen.<br />

Tabelle 27. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen den PRF-Werten (PRFLM,<br />

PRFMM, PRFAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenhöhe der<br />

SCR (SCRamplitude)<br />

SCRamplitude<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

PRFLM -.45* -.47* -.37* .14 -.06 -.08 .05 -.00 .10 -.16<br />

PRFMM -.38* -.42* -.34* .13 .07 -.22 .00 .09 .02 -.14<br />

PRFAM -.07 .06 .-.04 .08 .01 -.19 .23 -.09 .11 .01<br />

Anmerkungen. N = 17. * p < .20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle<br />

Filmszenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.


Ergebnisse 63<br />

Auffällig sind hier jedoch die Positionseffekte: Nur bei den ersten drei Filmszenen entstehen<br />

signifikante negative Zusammenhänge mit den PRF-Werten für das Leistungs- und das<br />

Machtmotiv. Da die ersten Filmszenen inhaltlich unterschiedliche Motivthematiken<br />

<strong>auf</strong>weisen und insgesamt sehr verschieden sind, erscheint es plausibler diesen Effekt dar<strong>auf</strong><br />

zurückzuführen, dass die Probanden mit einem hohen expliziten Macht- bzw. Leistungsmotiv<br />

eine höhere Erwartungshaltung - etwa im Sinne eine gute Leistung erbringen bzw. sich nicht<br />

blamieren zu wollen - an die Untersuchung hatten. Die Aufgabe, sich nur die Filmszenen<br />

anzusehen, könnte hinter dieser Erwartung zurückgeblieben sein und zu einem anfänglichen<br />

Entspannungszustand dieser Probanden geführt haben. Weitere mögliche Ursachen dieser<br />

Effekte sollen in Abschnitt 5.3 diskutiert werden.<br />

Die Analyse <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und<br />

dem individuellen Minimum (HRx-Min) erbringt <strong>auf</strong> dem 20-%igen Signifikanzniveau<br />

signifikante negative Korrelationen zwischen dem PRF-Wert für das Leistungsmotiv und der<br />

2. und 8. (leistungsthematischen) sowie der 9. (machtthematischen) Filmszene und weiterhin<br />

zwischen dem PRF-Wert für das Anschlussmotiv und der 3., 6. und 9. (machtthematischen),<br />

der 4. und 7. (anschlussthematischen) sowie der 5. (leistungsthematischen) Szene. Darüber<br />

hinaus bestehen zwischen dem PRF-Wert für das Machtmotiv und allen Filmszenen außer der<br />

5. Szene signifikante negative Zusammenhänge (siehe Tabelle 28). Diese Ergebnisse können<br />

nicht als Bestätigung der erwarteten Unabhängigkeit zwischen den PRF-Motivkennwerten<br />

und der Veränderung der Herzrate während den Filmszenen gewertet werden. Bemerkenswert<br />

ist hier, dass alle Zusammenhänge ein negatives Vorzeichen <strong>auf</strong>weisen. Für die Ausprägung<br />

des expliziten Anschlussmotivs sind die Zusammenhänge damit genau entgegengesetzt zu<br />

denen, die für das implizite Anschlussmotiv beobachtet wurden (siehe Tabelle 14).<br />

Tabelle 28. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen PRF-Werten (PRFLM,<br />

PRFMM, PRFAM) und Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den<br />

Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min )<br />

HRx-Min<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM S1-9<br />

PRFLM -.27 -.27* -.17 -.12 -.22 -.25 -.27 -.31* -.31* -.26<br />

PRFMM -.32* -.36* -.33* -.45* -.24 -.43* -.32* -.39* -.56* -.40<br />

PRFAM -.29 -.36 -.34* -.55* -.30* -.43* -.40* -.17 -.37* -.38<br />

Anmerkungen. N = 20. * p < .20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene. S1-9 = Mittelwert über alle<br />

Filmszenen. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.


4.4 Explorative Datenanalyse<br />

4.4.1 Subjektiv eingeschätzter Motivgehalt der Filmszenen<br />

Ergebnisse 64<br />

In allen bisher dargestellten Analysen wurde den Filmszenen ein Anregungsgehalt für eines<br />

der drei Motive (leistungs- versus macht- versus anschlussthematisch) zugrunde gelegt, der<br />

ihnen im Expertenrating zugesprochen wurde. Es erscheint jedoch auch interessant, den von<br />

den Probanden subjektiv eingeschätzten Motivgehalt jeder Filmszene explorativ in die<br />

Analysen einzubeziehen. Zunächst wurden die Mittelwerte der Bewertungen für die Szenen<br />

berechnet, um ein Motivprofil für jede Filmszene zu erstellen. Im Diagramm in Abbildung 9<br />

4,5 5<br />

3,5 4<br />

2,5 3<br />

1,5 2<br />

0,5<br />

0<br />

1<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

subjekt. LM-Gehalt<br />

subjekt. MM-Gehalt<br />

subjekt. AM-Gehalt<br />

Abbildung 9. Mittelwerte der subjektiven Einschätzungen des Motivgehaltes der Filmszenen.<br />

(S1, 2…9 = Nummer der Filmszene; AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch,<br />

MM = machtthematisch)<br />

sind diese Profile dargestellt. Es zeigt sich bei allen Szenen, dass das Motivthema, das von<br />

den Probanden als am stärksten ausgeprägt beurteilt wurde, mit dem Motivthema<br />

übereinstimmt, das der Szene durch die Experten zugeordnet wurde. Trotzdem bestehen<br />

Unterschiede: Keine der Filmszenen wurde von den Probanden, wie es im Expertenrating<br />

angestrebt wurde, als monothematisch eingeordnet. Vielmehr werden jeder Szene mehr oder<br />

weniger stark alle drei Motivthemen zugeschrieben. Am eindeutigsten gelingt die Trennung<br />

noch zwischen den drei Themen bei den anschlussthematischen Filmszenen.<br />

Um die Möglichkeit der Vorhersage der Veränderung der physiologischen Werte<br />

durch die TAT-Werte, den subjektiv eingeschätzten Motivgehalt der Filmszene und die<br />

Interaktion dieser beiden zu prüfen, wurde für jede Filmszene eine schrittweise<br />

Regressionsanalyse berechnet. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden in die Rechnung<br />

immer nur die TAT-Werte und subjektiven Einschätzungen für das Motiv einbezogen, das<br />

von der jeweiligen Filmszene angeregt werden soll. Die Prädiktoren wurden schrittweise in<br />

die Gleichung <strong>auf</strong>genommen. Zuerst wurde der TAT-Wert, dann der subjektiv eingeschätzte


Ergebnisse 65<br />

Motivgehalt und schließlich der Interaktionsterm in die Gleichung eingeführt. Für die Bildung<br />

des Interaktionsterms wurden die beiden Variablen zunächst z-standardisiert und dann<br />

miteinander multipliziert. In der Analyse zur Vorhersage der Amplitudenhöhe der SCR sowie<br />

der Amplitudenfrequenzen der SCR erweist sich keiner der Prädiktoren als statistisch<br />

bedeutsam. In der Regressionsanalyse zur Vorhersage der Steigerungen der Herzrate im<br />

Vergleich zum individuellen Minimum (HRx-Min) zeigen sich die <strong>auf</strong>grund der negativen<br />

Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das Macht- bzw. Leistungsmotiv zu erwartenden<br />

Effekte. An dieser Stelle soll nur das Ergebnis für die Filmszene dargestellt werden, für die<br />

der Interaktionsterm signifikant geworden ist: Die Analyse für die 5. (leistungsthematische)<br />

Filmszene weist die Ausprägung des impliziten Leistungsmotivs als einen negativen Prädiktor<br />

für die Stärke der Akzeleration der Herzrate aus B = -4.60, SE = 1.13, p = .00. Weiterhin ist<br />

die Höhe des subjektiv eingeschätzten Leistungsmotivgehalts ein signifikanter positiver<br />

Prädiktor für die Steigerung der Herzrate B = 3.52, SE = 1.54, p = .04 und auch die<br />

Interaktion zwischen dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv und dem subjektiv<br />

eingeschätzten Leistungsmotivgehalt dieser Filmszene erwies sich als ein signifikanter<br />

positiver Prädiktor der Steigerung der Herzrate B = 6.23, SE = 1.88, p = .00. Bei genauerer<br />

Betrachtung des Inhalts der 5. Filmszene in der dargestellt wird, wie ein junger Mann an einer<br />

Universität eine bahnbrechende Theorie <strong>auf</strong>stellt, wird plausibel, warum der Interaktionsterm<br />

gerade hier signifikant geworden ist. Diese Szene erleichtert es den Probanden, sich durch<br />

ihren engen Bezug zur aktuellen Lebenssituation der Probanden mit dem Protagonisten zu<br />

identifizieren. Weil folglich das implizite Motiv durch die realitätsnahe Szene leichter<br />

angesprochen wird, kommt der subjektiv wahrgenommene Motivgehalt in der Interaktion mit<br />

dem impliziten Leistungsmotiv besser zum Tragen.<br />

4.4.2 Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

Um den Zusammenhang der von den Probanden empfundenen emotionalen Bedeutsamkeit<br />

der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> diese Filmszenen zu prüfen, wurden<br />

bivariate Korrelationsanalysen nach Pearson durchgeführt.<br />

Für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten<br />

Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude) ergab sich bei keiner Filmszene ein signifikanter<br />

Zusammenhang (siehe Tabelle 29).


Ergebnisse 66<br />

Tabelle 29. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen <strong>auf</strong><br />

der Basis der korrigierten Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude)<br />

SCRamplitude<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

EmBed -.05 .29 -.03 -.34 -.08 .19 .06 .19 .21<br />

Anmerkungen. N = 17. EmBed = Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszene. S1, 2…9 = Nummer der<br />

Filmszene. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM = machtthematisch.<br />

Tabelle 30. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen <strong>auf</strong><br />

der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)<br />

SCRfrequenz<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

EmBed -.24 .40* .12 -.01 -.17 .03 .22 .25 -.16<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05. EmBed. = Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszene. S1, 2…9 =<br />

Nummer der Filmszene. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM =<br />

machtthematisch.<br />

Tabelle 31. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen <strong>auf</strong><br />

der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen<br />

Minimum (HRx-Min)<br />

HRx-Min<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

EmBed. -.20 -.52* .18 -.28 .03 .24 -.35 .18 -.30<br />

Anmerkungen. N = 20. * p < .05. EmBed. = Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszene. S1, 2…9 =<br />

Nummer der Filmszene. AM = anschlussthematisch, LM = leistungsthematisch, MM =<br />

machtthematisch.<br />

Die Analyse <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz) ergab<br />

für die 2. Filmszene eine signifikante positive Korrelation mit der emotionalen Bedeutsamkeit<br />

dieser Szene (siehe Tabelle 30).<br />

Auch die Analyse <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der Herzrate und dem individuellen<br />

Minimum (HRx-Min) erbrachte für die 2. Filmszene eine signifikante negative Korrelation<br />

(siehe Tabelle 31). Da sich auch hier mit den überwiegend negativen Zusammenhängen<br />

zwischen Herzrate und emotionaler Reaktivität ein kontraintuitiver Befund ergibt, liegt es<br />

nahe anzunehmen, dass ein geringerer Anstieg der Herzrate einen Indikator für ein affektives<br />

Ansprechen der Probanden darstellt. Dieser Aspekt wird in Abschnitt 5.3 diskutiert.


Ergebnisse 67<br />

Um den Zusammenhang der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen mit den <strong>anhand</strong> TAT<br />

und PRF erhobenen Motivkennwerten zu prüfen, wurden ebenfalls Korrelationsanalysen<br />

durchgeführt. Dabei erwies sich nur der Zusammenhang zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und der emotionalen Bedeutsamkeit der 2. Filmszene als statistisch bedeutsam.<br />

Darüber hinaus besteht ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen dem TAT-Wert für<br />

das Leistungsmotiv und der emotionalen Bedeutsamkeit der 7. Filmszene (siehe Tabelle 32).<br />

Die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen und den<br />

PRF-Werten erbringt keine statistisch bedeutsamen Zusammenhänge (siehe Tabelle 33).<br />

Tabelle 32. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

EmBed.<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

TATLM .17 -.06 .06 -.13 -.20 -.42* ,29 -.14 .14<br />

TATMM -.07 -.42* -.33 -.02 -08 -.01 .22 .30 -.09<br />

TATAM -.14 .00 -.16 .15 .14 -.11 -.11 -.01 .21<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05. EmBed. = Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszene. S1, 2…9 =<br />

Nummer der Filmszene. AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM = Machtmotiv.<br />

Tabelle 33. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den PRF-Werten (PRFLM, PRFMM,<br />

PRFAM) und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

EmBed.<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

PRFLM -.04 .15 .13 .01 .20 -.08 .02 .06 .13<br />

PRFMM -.31 -.27 -.03 .20 .20 .05 .32 -.08 .13<br />

PRFAM -.05 .02 -.18 .15 .02 .14 .28 .01 .21<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05. EmBed. = Emotionale Bedeutsamkeit der Filmszene. S1, 2…9 =<br />

Nummer der Filmszene. AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM = Machtmotiv.<br />

4.4.3 Nachbefragung zum TAT<br />

Bei der Nachbefragung zum TAT ergibt sich für den Kennwert für das Leistungsmotiv ein<br />

Mittelwert von M = 13.04 (SD = 2.28). Für das Anschlussmotiv beträgt der Mittelwert M =<br />

12.69 (SD = 2,87) und für das Machtmotiv M = 11.65 (SD = 2.58).


Ergebnisse 68<br />

Um das Vorhandensein von Zusammenhängen der Motivkennwerte aus der Nachbefragung<br />

zum TAT mit den Ergebnissen der anderen Motivmaße (TAT und PRF) und mit den<br />

physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen zu prüfen, wurden bivariate<br />

Korrelationsanalysen nach Person durchgeführt.<br />

Die Korrelationsanalyse mit den anderen Motivmessverfahren erbringt eine<br />

signifikante negative Korrelation zwischen dem Kennwert für das Anschlussmotiv<br />

(NBTATAM) und dem TAT-Wert für das Leistungsmotiv sowie eine signifikante positive<br />

Korrelation mit dem TAT-Wert für das Anschlussmotiv.<br />

Tabelle 34. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Motivwerten aus der<br />

Nachbefragung zum TAT (NBTATLM, NBTATMM, NBTATAM) und TAT-Motivwerten<br />

(TATLM, TATMM, TATAM) sowie PRF-Motivwerten (PRFLM, PRFMM, PRFAM)<br />

PRFLM PRFMM PRFAM TATLM TATMM TATAM<br />

NBTATLM .28 .02 .23 .12 .13 .32<br />

NBTATMM .16 .16 -.03 -.10 -.04 .44*<br />

NBTATAM .15 .18 .32 -.51** -.19 .55*<br />

Anmerkungen. N = 30. * p < .05, ** p < .01. AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM =<br />

Machtmotiv.<br />

Weiterhin ist auch die Korrelation des Wertes für das Machtmotiv (NBTATMM) mit dem<br />

TAT-Wert für das Anschlussmotiv statistisch bedeutsam (siehe Tabelle 34). Die Analyse des<br />

Zusammenhangs der Nachbefragung zum TAT mit der über alle Filmszenen gemittelten<br />

Amplitudenfrequenz der SCR erbringt für die Ausprägung des Anschlussmotivs einen<br />

Zusammenhang von r = -.21, für die Leistungsmotivausprägung von r = .26 und für das<br />

Machtmotiv von r = .10. Die Analyse des Zusammenhangs der über alle Szenen gemittelten<br />

Amplitudenhöhe der SCR mit der Nachbefragung zum TAT ergibt für die Ausprägung des<br />

Leistungsmotivs eine Korrelation von r = -.04, für die Machmotivausprägung von r = -.02<br />

und für die Ausprägung des Anschlussmotivs beträgt die Korrelation r = -.60. Bei der<br />

Korrelationsanalyse zwischen der über alle Szenen gemittelten Steigerung der Herzrate zum<br />

individuellen Minimum und der Nachbefragung zum TAT beträgt die Korrelation für die<br />

Ausprägung des Leistungsmotivs r = -.07, für die Ausprägung des Machtmotivs r = .27 und<br />

für die Ausprägung des Anschlussmotivs r = .31. Insgesamt sprechen diese Ergebnisse für<br />

eine weitgehende Unabhängigkeit zwischen den Motivkennwerten aus der Nachbefragung<br />

zum TAT und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong>.


5. Diskussion<br />

Diskussion 69<br />

Es folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Hypothesen. Im Anschluss werden die<br />

Abweichungen von den Vorannahmen unter theoretischen und methodischen Gesichtspunkten<br />

diskutiert und daraus Implikationen für das Vorgehen in zukünftigen Arbeiten abgeleitet.<br />

Daran schließt ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der explorativen Datenanalyse<br />

an. Abschließend wird ein Ausblick <strong>auf</strong> die Perspektiven für die Motivdiagnostik gegeben.<br />

5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Hypothesen<br />

Die Grundidee der vorliegenden Untersuchung war es, eine Möglichkeit der objektiven<br />

Motivdiagnostik <strong>anhand</strong> <strong>physiologischer</strong> <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> Filmszenen zu erproben. Im<br />

Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob es möglich ist, durch die Simulation potenziell<br />

motivanregender Situationen in Form speziell ausgewählter Filmszenen motivationale<br />

Prozesse auszulösen, die von physiologischen Veränderungen begleitet werden und ob diese<br />

physiologischen <strong>Reaktionen</strong> als Indikator für psychologisches Geschehen die individuelle<br />

Ausprägung der Motive widerspiegeln. Darüber hinaus wurde explorativ die Wirkung<br />

möglicher Moderator- und Mediatorvariablen geprüft.<br />

Hypothese 1, die besagt, dass die Filmszenen sich entsprechend den physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong> der Probanden in Gruppen gliedern lassen, die der motivthematischen Einteilung<br />

der Filmszenen entsprechen, konnte nicht bestätigt werden (siehe Abschnitt 4.1). Die<br />

Veränderung der Herzrate weist für alle Filmszenen ähnliche Charakteristika <strong>auf</strong> und erlaubt<br />

keine Differenzierung zwischen den Szenen. Die Kennwerte der SCR erlauben zwar eine<br />

Gruppierung der Szenen, diese entspricht jedoch nicht der Motivthematik. Damit wird<br />

deutlich, dass die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen nicht deren Motivthematik<br />

widerspiegeln. Das Ausbleiben dieses Zusammenhangs stellt die zukünftige Forschung vor<br />

die Herausforderung, zu eruieren, ob die theoretische Annahme, man könne Motive <strong>anhand</strong><br />

<strong>physiologischer</strong> Indikatoren messen, falsch ist oder, ob es sich um ein methodisches Problem<br />

handelt. Erste Ansätze für diese Diskussion sind in Abschnitt 5.3 <strong>auf</strong>geführt.<br />

Die Hypothese 2, es bestünde ein Zusammenhang zwischen der Ausprägung der<br />

impliziten Motive im TAT und der Reaktivität <strong>auf</strong> Filmszenen der entsprechenden Thematik,<br />

konnte in dieser Form ebenfalls nicht bestätigt werden (siehe Abschnitt 4.2). Vielmehr zeigte


Diskussion 70<br />

sich bei Betrachtung der Amplitudenfrequenz der SCR und der Veränderung der Herzrate<br />

eine vom Ausprägungsgrad der Motive unabhängige, szenenübergreifende und themen-<br />

unabhängige physiologische Reaktivität der Probanden. Es ergaben sich konsistent über alle<br />

Szenen hinweg interindividuelle Unterschiede in der Reaktivität der physiologischen<br />

Indikatoren, die mit der Ausprägung des Machtmotivs korrelieren. Je höher die Ausprägung<br />

des Machtmotivs, desto geringer ist die Steigerung der Herzrate bzw. der Amplitudenfrequenz<br />

der SCR. Für das Leistungsmotiv zeigen sich ähnliche, jedoch etwas schwächere Effekte.<br />

Dagegen ergeben sich für das Anschlussmotiv konsistent schwache positive Zusammenhänge<br />

mit den physiologischen Indikatoren. Die Tatsache, dass die beiden Messverfahren<br />

(projektive Verfahren und physiologische Messungen) keine gemeinsame Methodenvarianz<br />

<strong>auf</strong>weisen, und die zusätzlich geringe Stichprobengröße lassen selbst nicht signifikante<br />

Effekte bedeutsam erscheinen. In diesen Befunden deuten sich Parallelen zu der von<br />

Brunstein (1998) vorgeschlagenen Unterteilung in Wirkungs- und Bindungsmotive an. Dabei<br />

werden das Macht- und das Leistungsmotiv zu den Wirkungsmotiven gezählt, die von<br />

Bindungsmotiven, wie beispielsweise dem Anschlussmotiv, unterschieden werden. Diese<br />

Struktur einer ähnlichen Charakteristik von Macht- und Leistungsmotiv, die sich vom<br />

Anschlussmotiv deutlich unterscheidet, spiegelt sich auch in den Zusammenhängen der<br />

Motivausprägungen mit der Veränderung der Herzrate wider. Auf diesen Gesichtspunkt wird<br />

in Abschnitt 5.3 näher eingegangen.<br />

Obwohl diese Befunde nicht hypothesenkonform sind, ergeben sich doch<br />

überraschend starke Effekte in der Form, dass es unabhängig von der Thematik der<br />

Filmszenen zu interindividuellen Unterschieden in der physiologischen Reaktivität der<br />

Probanden kommt, die einen starken Zusammenhang mit der Motivausprägung <strong>auf</strong>weisen.<br />

Über die theoretischen Hintergründe können <strong>auf</strong> dem jetzigen Stand der Forschung nur<br />

Annahmen abgeleitet werden (siehe Abschnitt 5.3) deren empirische Prüfung Gegenstand<br />

weiterer Forschung sein muss.<br />

Die in Hypothese 3 angenommene weitgehende Unabhängigkeit expliziter und<br />

impliziter Motivmaße konnte mit Ausnahmen bestätigt werden (siehe Abschnitt 5.3). Im<br />

korrelationsanalytischen Design wurden zwischen den TAT-Werten für die impliziten Motive<br />

und den PRF-Werten für die expliziten Motive nur vereinzelt statistisch bedeutsame<br />

Zusammenhänge nachgewiesen. Dies kann wohl als Bestätigung der Annahme von<br />

McClelland et al. (1989) interpretiert werden, basale Motive und motivationale Selbstbilder<br />

seien zwei voneinander unanhängige Motivsysteme. Die Befunde zu den Zusammenhängen<br />

zwischen den PRF-Werten und den physiologischen Indikatoren sind jedoch weit weniger


Diskussion 71<br />

eindeutig. Die Analysen <strong>auf</strong> der Basis der SCR-Amplitudenhöhe deuten noch am ehesten <strong>auf</strong><br />

eine Unabhängigkeit von den PRF-Motivkennwerten hin. Die Zusammenhänge zwischen der<br />

Ausprägung der expliziten Motive und der SCR-Amplitudenfrequenz weisen einen ähnlichen<br />

Charakter <strong>auf</strong> wie sie bei den impliziten Motiven beobachtet wurden: Für das Macht- und<br />

Leistungsmotiv bestehen negative Effekte, für das Anschlussmotiv dagegen positive Effekte.<br />

Im Gegensatz dazu erweisen sich für die Veränderung der Herzrate alle Zusammenhänge als<br />

negativ. Die bei den TAT-Motivkennwerten zwischen dem Leistungs- bzw. Machtmotiv und<br />

dem Anschlussmotiv beobachtete Differenzierung in der Richtung der Zusammenhänge ist<br />

hier nicht mehr erkennbar.<br />

5.2 Zusammenfassung der Ergebnisse der explorativen Datenanalyse<br />

Die Analysen zum subjektiv eingeschätzten Motivgehalt (siehe Abschnitt 4.4.1) erbringen bei<br />

allen Szenen eine weitgehende Übereinstimmung mit der motivthematischen Einordnung der<br />

Szenen. Das Motivthema, das von den Probanden als am stärksten ausgeprägt beurteilt wurde,<br />

stimmt mit dem im Vorfeld festgelegten Motivthema der Szene überein. Allerdings werden<br />

jeder Szene mehr oder weniger stark alle drei Motivthemen zugeschrieben. Der Versuch die<br />

physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>anhand</strong> des subjektiven Motivgehaltes und der Ausprägung der<br />

impliziten Motive vorherzusagen, erbringt keine systematischen Effekte. Die Ergebnisse der<br />

Regressionsanalyse spiegeln zwar die negativen Zusammenhänge der Ausprägungen des<br />

impliziten Macht- und Leistungsmotivs mit den Veränderungen der Herzrate wider, deuten<br />

jedoch nicht dar<strong>auf</strong> hin, dass die Berücksichtigung der subjektiven Wahrnehmung der<br />

Situation den prognostischen Wert der Motivausprägung maßgeblich steigert.<br />

Ebenso zeigen die Analysen zur emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen (siehe<br />

Abschnitt 4.4.2) eine weitgehende Unabhängigkeit von der Ausprägung der impliziten und<br />

expliziten Motive sowie von den physiologischen Kennwerten. Daraus lässt sich folgern, dass<br />

das wahrgenommene emotionale Erleben der Filmszenen unabhängig vom physiologischen<br />

Geschehen ist und das Vorhandensein eines stark ausgeprägten Motivs das emotionale<br />

Erleben nicht beeinflusst. Dies unterstützt die Theorie, implizite Motive seien dem<br />

Bewusstsein nicht zugänglich, steht aber im Widerspruch zu der Annahme, das<br />

Vorhandensein impliziter Motive könne durch das emotionale Erleben in den für das Motiv<br />

charakteristischen Situationen erschlossen werden (Rheinberg, 2004).


Diskussion 72<br />

Für die Nachbefragung zum TAT (siehe Abschnitt 4.4.3) zeigt sich eine weitgehende<br />

Unabhängigkeit vom PRF. Entgegen den Erwartungen gab es auch mit den Motivkennwerten<br />

aus dem TAT außer beim Anschlussmotiv keine Zusammenhänge. Somit lassen auch die<br />

Ergebnisse dieser Studie offen, welches Konstrukt mit der Nachbefragung zum TAT<br />

eigentlich gemessen wird. Auch zu den physiologischen Kennwerten besteht eine<br />

weitgehende Unabhängigkeit.<br />

5.3 Diskussion der Ergebnisse<br />

Für nicht bestätigte Hypothesen gibt es im Allgemeinen zwei Erklärungsansätze: (1) Zum<br />

einen können die Gründe in unzutreffenden theoretischen Annahmen zu finden sein und (2)<br />

zum anderen können die Ursachen auch in der Methodik, wie einer mangelhaften<br />

Operationalisierung oder Auswertung der empirischen Daten, liegen. Im Folgenden werden<br />

die unterschiedlichen Erklärungsmöglichkeiten diskutiert.<br />

Eine wichtige Frage ist zunächst, ob die gefundenen interindividuellen Unterschiede in<br />

der physiologischen Reaktivität (z.B. zwischen hoch und niedrig Machtmotivierten) <strong>auf</strong> eine<br />

stärker ausgeprägte Orientierungsreaktion, also eine stärkere Zuwendung zum Reiz oder eher<br />

<strong>auf</strong> mehr Gleichgültigkeit gegenüber den Reizen und die damit einhergehende geringere<br />

sympathische Aktivierung zurückzuführen sind. Beide Fälle ziehen zwar eine geringere<br />

physiologische Aktivierung nach sich, diese ist jedoch entweder <strong>auf</strong> erhöhte oder verringerte<br />

Aufmerksamkeit gegenüber dem Reiz zurückzuführen. Die Orientierungsreaktion ist eine<br />

temporär erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber unbekannten Reizen. Dabei nimmt der<br />

Organismus eine Priorisierung von Prozessen vor, indem alle nichtsensorischen<br />

Körperfunktionen, wie beispielsweise die motorischen Systeme, gehemmt werden, um die<br />

Kapazitäten für die sensorischen Prozesse der Reiz<strong>auf</strong>nahme zu optimieren (Jennings, 1985).<br />

Die Folgen sind beispielsweise die Dezeleration der Herzrate und die verringerte<br />

Hautleitfähigkeit. Da dieser Effekt jedoch nur temporär ist, könnte in zukünftigen<br />

Untersuchungen durch eine Ausdehnung der Länge der Szenen die Ursache für die<br />

beobachteten Effekte leichter ermittelt werden. Aufgrund der Kürze der Filmszenen in der<br />

vorliegenden Untersuchung kann diese Frage jedoch nicht ohne weiteres beantwortet werden.<br />

Mit Blick <strong>auf</strong> das Gesamtbild der Ergebnisse, die insbesondere für die Herzrate nicht nur mit<br />

der Stärke der Ausprägung der impliziten und expliziten Motive, sondern auch mit der


Diskussion 73<br />

emotionalen Reaktivität der Probanden und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

negative Zusammenhänge ausweisen, liegt eher die Annahme einer ausgeprägteren<br />

Orientierungsreaktion nahe. Es treten an den Stellen, wo man stärkere affektive <strong>Reaktionen</strong><br />

erwarten würde, geringere Steigerungen der Herzrate <strong>auf</strong>. Dies steht im Einklang mit der <strong>auf</strong><br />

der Intake-Rejection-Hypothese (Lacey et al., 1963) begründeten Alternativhypothese, dass<br />

emotional bedeutsame Reize mit einer stärkeren Reiz<strong>auf</strong>nahme (Intake) einhergehen und<br />

folglich eine Dezeleration der Herzrate wahrscheinlich ist (siehe Abschnitt 2.3.3). Weiterhin<br />

müssen diese Ergebnisse im Zusammenhang mit den Befunden von Hubert et al. (1991)<br />

betrachtet werden, die unabhängig von der Valenz der dargebotenen Filmszenen innerhalb der<br />

ersten 2 bis 3 Minuten bei ihren Probanden eine Dezeleration der Herzrate feststellten.<br />

Denkbar ist, dass die gefundenen Veränderungen der Herzrate eine mehr oder weniger starke<br />

Zuwendung zum Reiz anzeigen, die jedoch zunächst inhaltlich unspezifisch ist. Die<br />

methodischen Konsequenzen dieser Befunde werden unter (2b) diskutiert.<br />

Zusammenfassend implizieren die Ergebnisse zwar die Interpretation der geringeren<br />

physiologischen Reaktivität der Probanden als ausgeprägtere Orientierungsreaktion, trotzdem<br />

muss berücksichtigt werden, dass sich bei den impliziten Motiven die negativen Korrelationen<br />

mit der Herzrate und der SCR-Amplitudenfrequenz nur für das Macht- und Leistungsmotiv,<br />

nicht aber für das Anschlussmotiv gezeigt haben. Aufgrund dieser interessanten<br />

Differenzierung innerhalb der impliziten Motive werde ich im Folgenden auch <strong>auf</strong> die<br />

Interpretationsvariante einer geringeren affektiven Reaktivität hoch macht- bzw.<br />

leistungsmotivierter Probanden Bezug nehmen.<br />

(1a) Interpretiert man die beobachteten Effekte nicht als Orientierungsreaktion,<br />

sondern als geringere affektive und damit physiologische Reaktivität hoch Machtmotivierter,<br />

so lässt sich vor dem Hintergrund, dass es sich beim Machtmotiv um ein Motiv handelt, das<br />

oft als sozial unerwünscht begriffen wird und deshalb in vielen Fällen nicht impulsiv<br />

ausgelebt, sondern durch eine starke Impulskontrolle gehemmt wird, vermuten, dass sich die<br />

Impulskontrolle auch <strong>auf</strong> die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> erstreckt. Damit, dass Menschen<br />

mit einem starken Machtmotiv gleichzeitig starke Inhibitionstendenzen zeigen können<br />

(McClelland, 1975), wäre erklärbar, dass hoch machtmotivierte Probanden <strong>auf</strong> alle Szenen<br />

gleichermaßen physiologisch weniger stark ansprechen. McClelland und Davis (1972) haben<br />

ein Maß zur Messung von Inhibitionstendenzen <strong>anhand</strong> von verneinten Aussagen in den<br />

TAT-Geschichten entwickelt. Der TAT bietet damit die Option, eine Auswertung hinsichtlich<br />

der Stärke der Inhibitionstendenzen vorzunehmen. Diese wurde jedoch in der vorliegenden


Diskussion 74<br />

Untersuchung nicht genutzt. In folgenden Studien wäre es sinnvoll, die Auswertung<br />

entsprechend vorzunehmen und den Einfluss möglicher Inhibitionstendenzen zu kontrollieren.<br />

(1b) Vor dem Hintergrund der von Brunstein (1998) vorgeschlagenen Unterteilung in<br />

Wirkungs- und Bindungsmotive, wobei das Leistungs- und das Machtmotiv zum<br />

Wirkungsmotiv zusammengefasst und vom Anschlussmotiv als Bindungsmotiv unterschieden<br />

werden, kann man einen weiteren interessanten Aspekt diskutieren. Die Bezeichnung<br />

‚Wirkungsmotiv’ macht schon deutlich, dass die mit dem Ausleben des Leistungs- und<br />

Machtmotivs verbundenen Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Leistungssport oder<br />

Ausübung von Macht und Einfluss <strong>auf</strong> andere, das Aufsuchen intensiverer und extremerer<br />

Situationen voraussetzen, als es etwa beim Anschlussmotiv der Fall ist. Nun kann man<br />

vermuten, dass hoch macht- bzw. leistungsmotivierte Probanden, die sich in der Regel mit<br />

vergleichsweise extremen Situationen konfrontieren, um ihre Motive zu befriedigen, <strong>auf</strong> die<br />

relativ entspannte Laborsituation und die dargebotenen Filmszenen viel weniger angespannt<br />

reagieren als die anschlussmotivierten Probanden. An dieser Stelle ist auch zu bedenken, dass<br />

das Konsumverhalten bei Fernseh- oder Kinofilmen ebenfalls mit der Ausprägung der<br />

impliziten Motive im Zusammenhang steht. Studien zeigen, dass stark Machtmotivierte<br />

vermehrt Filme mit Gewaltdarstellungen konsumieren (McClelland, Davis, Kalin und<br />

Wanner, 1972). Denkbar wäre, dass dadurch ein Habituationseffekt gegenüber <strong>auf</strong>regenden<br />

Filmszenen eintritt, der zu einer verringerten emotionalen und folglich auch physiologischen<br />

Erregung in Reaktion <strong>auf</strong> die Filmszenen führt. Empfehlenswert für folgende Studien wäre<br />

also, das Konsumverhalten bei Filmen zu erfassen und den Einfluss <strong>auf</strong> die Zusammenhänge<br />

zwischen den Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> zu kontrollieren.<br />

(1c) Nimmt man an, dass bei den hoch Machtmotivierten eine ausgeprägtere<br />

Orientierungsreaktion beobachtet wurde, so ist es schwierig, die Ursachen dafür zu finden,<br />

ohne zu wissen welche Charakteristika der Reize diese Orientierungsreaktion auslösen.<br />

Handelt es sich allgemein um eine Disposition zu einer stärkeren Orientierungsreaktion <strong>auf</strong><br />

alle unbekannten Reize oder ist sie spezifisch für die Wahrnehmung sozialer Situationen? Das<br />

ließe sich in zukünftigen Studien prüfen, indem man einen neutralen Kontrollfilm (z.B. über<br />

eine technische Bedienungsanleitung) einsetzt. Bleiben die beobachteten Effekte beim<br />

Kontrollfilm aus, ist dies ein Hinweis dar<strong>auf</strong>, dass die Filminhalte nicht beliebig sind, sondern<br />

soziale Interaktionen erforderlich sind, um die gefundenen Zusammenhänge zu replizieren.<br />

(1d) In diesem Zusammenhang könnte man die gefundenen Zusammenhänge damit<br />

erklären, dass sich ja prinzipiell jede der dargestellten sozialen Situationen eignen würde, um<br />

das Machtmotiv zu befriedigen. Beispielsweise ist das Radrennen in Filmszene 8 zwar


Diskussion 75<br />

zunächst eine (leistungsthematische) Wettbewerbssituation, bietet aber die Möglichkeit zur<br />

Erlangung von Ruhm und Prestige - ein Anliegen machtmotivierter Personen. Daraus lässt<br />

sich folgern, dass hoch machtmotivierte Probanden <strong>auf</strong> alle sozialen Situationen mit einer<br />

erhöhten Orientierungsreaktion ansprechen, weil sie diese Situationen genauer als niedrig<br />

machtmotivierte Probanden <strong>auf</strong> Möglichkeiten zur Realisierung sozialer Einflussnahme oder<br />

zur Erlangung von Ruhm und Prestige analysieren.<br />

(1e) Ein weiterer möglicher Grund für das Ausbleiben der erwarteten Zusammenhänge<br />

ist, dass die motivspezifische Wirkung von in Filmszenen simulierten sozialen Situationen<br />

überschätzt wurde. Offenbar ist die Realitätsnähe der Szenen nicht ausreichend gegeben, um<br />

echte motivationale Prozesse auszulösen, und es kommen nur interindividuelle Unterschiede<br />

in der Reaktivität allgemein <strong>auf</strong> Reize zum Tragen. Dieser Aspekt hat sich beispielsweise<br />

darin angedeutet, dass die Probanden <strong>auf</strong> die Filmszenen 3, 8 und 9, die mit der Darstellung<br />

der Rolle eines Offiziers, dominanten Vaters bzw. Radrennfahrers einen relativ geringen<br />

Bezug zum Alltag der Probanden <strong>auf</strong>weisen, mit einer besonders geringen Steigerung der<br />

SCR-Amplitudenfrequenz reagiert haben (siehe Abbildung 8). Das Problem könnte verringert<br />

werden, indem zukünftig bei der Auswahl der Szenen noch stärker <strong>auf</strong> den Realitätsbezug<br />

geachtet wird und indem die Darbietung der Filme so gestaltet wird, dass die Probanden sich<br />

leichter in die Situationen hineinversetzen können. Dies kann erreicht werden, indem man die<br />

Filmszenen <strong>auf</strong> eine Leinwand projiziert und eine Dolby-Surround Anlage einsetzt.<br />

(1f) Mit Blick <strong>auf</strong> die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen den PRF-Kennwerten<br />

für die expliziten Motive und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> muss bedacht werden, dass ein<br />

psychologisches Testverfahren sich auch dem Konzept der Konstruktvalidierung stellen muss.<br />

Dieses Konzept sagt unter anderem aus, dass ein Verfahren valide ist, wenn dessen<br />

Kennwerte mit einem Verfahren, das dasselbe oder ein ähnliches Konstrukt misst,<br />

Zusammenhänge <strong>auf</strong>weist und mit einem Verfahren, das ein unähnliches Konstrukt misst,<br />

aber nicht zusammenhängt. Dieses Konzept sollte angesichts der gefundenen weitgehenden<br />

Unabhängigkeit zwischen den Kennwerten des TAT und des PRF <strong>auf</strong> die vorliegenden<br />

Ergebnisse in der Form anwendbar sein, dass keine Zusammenhänge zwischen den<br />

physiologischen Kennwerten als potenziellen Indikatoren für die impliziten Motive und den<br />

PRF-Kennwerten für die expliziten Motive bestehen dürften. Unter diesem Gesichtspunkt, ist<br />

der Befund, dass sich für die SCR-Amplitudenfreuquenz mit den TAT-Werten für die<br />

impliziten und den PRF-Werten für die expliziten Motive ganz ähnliche Zusammenhänge<br />

zeigen, sehr bedenklich. Für die Veränderung der Herzrate bestehen für das explizite<br />

Leistungs- und Machtmotiv ebenfalls ähnliche Zusammenhänge wie mit dem impliziten


Diskussion 76<br />

Leistungs- bzw. Machtmotiv. Allerdings ergeben sich hier mit der Ausprägung des impliziten<br />

Anschlussmotivs positive und mit der Ausprägung des expliziten Anschlussmotivs negative<br />

Zusammenhänge. Eine mögliche Erklärung für diese Befunde könnte der in (1b) beschriebene<br />

Habituationseffekt sein, denn motivationale Selbstbilder beeinflussen die Ziele, die man sich<br />

steckt, die Situationen, die man bevorzugt <strong>auf</strong>sucht, und auch die Filme, die man sich<br />

bevorzugt ansieht (McClelland, (1975). Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sollte es<br />

also sein, Licht in die theoretischen Hintergründe der Zusammenhänge der physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong> mit den impliziten und auch in die Zusammenhänge mit den expliziten Motiven<br />

zu bringen. Es bleibt zu klären, ob und unter welchen Bedingungen es gelingen kann in den<br />

physiologischen Veränderungen nicht nur einen sensitiven, sondern auch einen spezifischen<br />

Indikator für die Ausprägung impliziter Motive, zu haben, der zwischen der Ausprägung<br />

impliziter Motive und expliziter Motive differenzieren kann.<br />

(1g) Schließlich ist unter theoretischen Gesichtspunkt auch nicht auszuschließen, dass<br />

die verwendeten peripherphysiologischen Kennwerte als Indikatoren für die Ausprägung von<br />

impliziten Motiven nicht geeignet sind. Möglicherweise muss man, wenn man sich die<br />

biologischen Grundlagen basaler Motive bei der Messung zunutze machen möchte, <strong>auf</strong> andere<br />

Indikatoren zurückgreifen. Ein möglicher Ansatz wäre die Ausprägung bestimmter Motive<br />

<strong>anhand</strong> der Ausschüttung der entsprechenden Neurohormone zu messen. Es liegen bereits<br />

verschiedene Befunde vor, die einen Zusammenhang zwischen der Ausschüttung von<br />

Neurohormonen und Motiven belegen: Ein angeregtes Machtmotiv führt zu vermehrter<br />

Ausschüttung von Norepinephrin und Testosteron (McClelland et al., 1985; Schultheiss et al.,<br />

1999). Das angeregte Leistungsmotiv geht mit einer verstärkten Produktion von Vasopression<br />

und das Anschlussmotiv mit einer erhöhten Dopaminausschüttung einher (McClelland, 1989;<br />

McClelland et al., 1987).<br />

(2a) Unter methodischen Gesichtspunktpunkten muss in Erwägung gezogen werden,<br />

dass die verwendeten Filmszenen nicht optimal für die Anregung von Motiven geeignet<br />

waren. Es ist zunächst zu überlegen, ob es gelungen ist, die Inhalte der Szenen so<br />

auszuwählen, dass sie tatsächlich monothematisch sind, oder ob sie sich im Anregungsgehalt<br />

überschneiden und deshalb keine der Motivthematik entsprechende Gruppierung der Szenen<br />

möglich war. Besonders schwierig gestaltet sich die Trennung zwischen Leistungs- und<br />

Machtthematik. Beispielsweise hat in der 2. (leistungsthematischen) Filmszene, in der eine<br />

Schulklasse einen wichtigen Test schreibt, der be<strong>auf</strong>sichtigende Lehrer doch eine gewisse<br />

Machtposition inne. In der 5. und 8. (leistungsthematischen) Szene geht es darum im<br />

Radrennsport bzw. in der Wissenschaft eine herausragende Leistung zu erbringen, die, ist sie


Diskussion 77<br />

mit Erfolg gekrönt, gleichermaßen zur Erlangung von Ruhm und Prestige führt. Es ist folglich<br />

erforderlich, Szenen zu finden, die eine stärkere Trennung zwischen den Motivthemen<br />

erlauben. Weiterhin muss in zukünftigen Untersuchungen ausgeschlossen werden, dass die<br />

interindividuellen Unterschiede in den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> andere Ursachen<br />

zurückgehen als <strong>auf</strong> die unterschiedliche Motivthematik. Es sollte beispielsweise eine<br />

Parallelisierung der Szenen hinsichtlich ihres inhaltlich bedingten Aktivierungspotenzials<br />

oder der emotionalen Wirkung z.B. <strong>auf</strong>grund der musikalischen Untermalung der Szenen<br />

erfolgen, indem im Vorfeld der Untersuchung hinsichtlich dieser Aspekte eine Einschätzung<br />

der Filmszenen durch verschiedene unabhängige Beurteiler vorgenommen wird. Weiterhin<br />

besteht die Möglichkeit, dass Szenen, die aus bekannten Filmen stammen, bei den Probanden<br />

Assoziationen zu diesen Filmen auslösen. Das führt dazu, dass die Wirkung der Szenen <strong>auf</strong><br />

die Probanden nicht mehr spezifisch dem Inhalt der Szene zugeordnet werden kann und nicht<br />

mehr nachvollziehbar ist welche konkreten Themen die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> ausgelöst<br />

haben. Für die Auswahl der Szenen in zukünftigen Untersuchungen sollte nach Möglichkeit<br />

<strong>auf</strong> unbekannte Filme oder auch <strong>auf</strong> Dokumentationen zurückgegriffen werden.<br />

(2b) Darüber hinaus bleibt zu prüfen, ob die beobachteten Effekte stabil bleiben oder<br />

sich über die Zeit verändern. Hubert et al. (1991) fanden in ihrer Studie zu physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> Filmszenen verschiedener emotionaler Valenz, dass es unabhängig von der<br />

Valenz in den ersten 2 bis 3 Minuten zu einer Senkung der Herzrate kommt und erst nach 5<br />

bis 6 Minuten eine erste Steigerung zum Ausgangswert zu verzeichnen ist. Es ist denkbar,<br />

dass zunächst eine Orientierungsreaktion eintritt und erst danach die in Hypothese 2<br />

angenommenen Effekte einer gesteigerten physiologischen Erregung bei Darbietung von<br />

motiv-kongruenten Filmszenen eintreten. Um dies prüfen zu können, sollten in zukünftigen<br />

Studien die Szenen eine Länge von 10 Minuten nicht unterschreiten.<br />

(2c) Die eher kontraintuitiven Befunde zur Veränderung der Herzrate geben auch zu<br />

bedenken, ob es möglich ist, dass bei der Ermittlung der Herzrate durch die Software des<br />

Physio-Loggers Fehler <strong>auf</strong>getreten sind. Dies konnte jedoch durch eine im Nachhinein<br />

durchgeführte Prüfung der Plausibilität der Werte weitgehend ausgeschlossen werden.<br />

(2d) Weiterhin könnte die Tatsache, dass die Mehrzahl der Probanden (N=24)<br />

Psychologiestudenten im 2. Semester und höher waren, ein methodisches Problem darstellen,<br />

da die Mehrzahl von ihnen in der Vorlesung bereits den TAT und das zugrunde liegende<br />

Prinzip kennen gelernt haben. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass es ohne Kenntnis des<br />

Auswertungsschlüssels gelingen könnte, das Ergebnis des TAT zu verfälschen, besteht die<br />

Gefahr, dass <strong>auf</strong>grund des Wissens über den TAT von den Probanden keine freien


Diskussion 78<br />

Phantasieproduktionen zugelassen werden. Zwar sprechen die gefundenen motivspezifischen<br />

Effekte eher gegen diesen Einwand, in folgenden Untersuchungen sollten jedoch, um das<br />

Risiko einer Hemmung der Phantasieproduktion zu vermeiden, nur Studenten aus dem ersten<br />

Semester oder aus einem anderen Studienfach als Probanden eingesetzt werden.<br />

(2e) Streng genommen sind die Befunde auch nicht ohne weiteres <strong>auf</strong> die gesamte<br />

Population verallgemeinerbar, denn es wurden fast ausschließlich weibliche Probanden (N =<br />

28) untersucht. Da das Vorhandensein von Geschlechtsunterschieden in der Population nicht<br />

ausgeschlossen werden kann, sind die Aussagen nur <strong>auf</strong> Frauen übertragbar. In zukünftigen<br />

Untersuchungen sollten sowohl männliche als auch weibliche Probanden untersucht werden,<br />

um ein repräsentativeres Ergebnis zu erhalten.<br />

(2f) In der vorliegenden Untersuchung wurde unter anderem <strong>auf</strong>grund der<br />

eingeschränkten Verfügbarkeit von entsprechender Technik nur ein Teil der für<br />

psychophysiologische Untersuchungen verfügbaren physiologischen Parameter<br />

herangezogen. Für die kardiovaskuläre Aktivität stehen neben der Herzrate auch noch der<br />

systolische und der diastolische Blutdruck zu Verfügung. Darüber hinaus wäre auch die<br />

hirnelektrische Aktivität ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Weiterhin bietet es sich,<br />

wie oben bereits erwähnt, an, die Ausschüttungsprofile von bestimmten Neurohormonen<br />

<strong>anhand</strong> der Konzentration im Speichel zu untersuchen.<br />

(2g) Abschließend soll noch <strong>auf</strong> die in Abschnitt 4.1 und 4.3 gefundenen<br />

Positionseffekte eingegangen werden. Die Analysen <strong>auf</strong> der Basis der Amplitudenhöhe der<br />

SCR zeigen nur für die ersten drei Szenen signifikante negative Zusammenhänge mit den<br />

PRF-Werten für das Leistungs- und das Machtmotiv. Diese Effekte können neben inhaltlichen<br />

Aspekten der Filmszenen auch verschiedene andere Ursachen haben. Zum einen kommen<br />

messmethodische Besonderheiten in Frage. Bei der Aufzeichnung der elektrodermalen<br />

Aktivität kann es insbesondere bei längeren Untersuchungen mit voranschreitender Zeit zu<br />

Einwirkungen des Elektrolyten der Elektrodenpaste <strong>auf</strong> die Haut kommen. Die resultierenden<br />

destabilisierenden Effekte in Form einer Drift sind insbesondere zu Beginn der Messung zu<br />

erwarten (Schandry, 1988). Eine andere mögliche Ursache für Reihenfolgeeffekte könnte in<br />

der langsamen Gewöhnung an die Untersuchungssituation liegen. Denkbar wäre auch, wie in<br />

Abschnitt 4.3 bereits angesprochen, dass es während der ersten Filmszenen nach Beginn der<br />

Untersuchung bei den Probanden, die <strong>auf</strong>grund ihres ausgeprägten expliziten Leistungs- bzw.<br />

Machtmotivs die Untersuchung angespannt begonnen haben, ein Zustand der Entspannung<br />

eingetreten ist, weil die erwarteten Beanspruchungen in der Untersuchung nicht eingetreten<br />

sind. Um in nachfolgenden Untersuchungen Effekte, die <strong>auf</strong> die (motivthematischen) Inhalte


Diskussion 79<br />

der Filme zurückgehen, von Habituationseffekten oder messmethodisch bedingten<br />

Reihenfolgeeffekten unterscheiden zu können, empfiehlt sich eine Randomisierung der<br />

Reihenfolge der Filmszenen.<br />

5.4 Ausblick<br />

Da mit der vorliegenden Untersuchung Neuland in der psychologischen Forschung betreten<br />

wurde, verwundert es nicht, dass ein Großteil der Hypothesen nicht bestätigt werden konnte.<br />

Der Ansatz, durch die verschiedenen motivspezifischen Inhalte der Filmszenen von der<br />

Motivausprägung abhängige physiologische <strong>Reaktionen</strong> zu erhalten und Rückschlüsse <strong>auf</strong> die<br />

Stärke des jeweiligen Motivs ziehen zu können, wurde in dieser Untersuchung nicht bestätigt.<br />

Nichts desto trotz haben sich Effekte ergeben, deren Bedeutsamkeit unter dem<br />

Gesichtspunkt, dass es keine gemeinsame Methodenvarianz zwischen den eingesetzten<br />

Messverfahren gegeben hat, noch zunimmt. Obwohl die genauen theoretischen Hintergründe<br />

der konsistenten negativen Zusammenhänge zwischen dem Machtmotiv und der Veränderung<br />

der Herzrate sowie der Amplitudenfrequenz der SCR in zukünftigen Untersuchungen noch<br />

eruiert werden müssen, liefern die Befunde doch einen Hinweis dar<strong>auf</strong>, dass es<br />

interindividuelle Unterschiede in der physiologischen Reaktivität <strong>auf</strong> die in Filmszenen<br />

dargestellten sozialen Situationen gibt, die in einem bedeutsamen Zusammenhang zur<br />

Ausprägung des Macht- bzw. Leistungsmotivs, nicht aber zum Anschlussmotiv stehen.<br />

Können diese Zusammenhänge in weiteren Untersuchen repliziert werden und gelingt es<br />

diese theoretisch zu erklären, so könnte es zukünftig möglich sein, von der Stärke der<br />

physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> spezifische Reize Rückschlüsse <strong>auf</strong> die Ausprägung<br />

bestimmter Motive zu ziehen. Mit dieser Möglichkeit eröffnen sich in der Motivdiagnostik<br />

neue Dimensionen: Es würde damit eine unmittelbare Motivdiagnostik ermöglicht werden,<br />

die im motivationalen Prozess sehr viel früher ansetzt als andere motivdiagnostische<br />

Verfahren. Die Unmittelbarkeit, durch die beispielsweise auch der Umweg der Erfassung über<br />

verbale Produktionen ausbliebe, gewährleistet eine weit weniger störanfällige Motivmessung.<br />

Auch die <strong>auf</strong>wendige Schulung von Auswertern und die teilweise sehr schwierige<br />

Interpretation uneindeutiger TAT-Inhalte könnte umgangen werden. Möglicherweise ist mit<br />

dieser Untersuchung der Grundstein für die Entwicklung eines objektiveren und<br />

zuverlässigeren Verfahrens zur Motivdiagnostik gelegt worden. Es liegen jedoch noch viele<br />

Aspekte in Dunkeln, die durch die weitere Forschung erhellt werden müssen.


6. Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung 80<br />

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war die Erprobung eines objektiven Verfahrens<br />

zur Diagnostik basaler Motive <strong>anhand</strong> <strong>physiologischer</strong> <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> Filmszenen. Dabei<br />

sollte vor dem Hintergrund der von McClelland et al. (1989) postulierten Unterscheidung<br />

zwischen impliziten und expliziten Motiven untersucht werden, ob es möglich ist, durch die<br />

Simulation potenziell motivanregender Situationen in Form von motivthematischen<br />

Filmszenen basale Motive anzuregen, die <strong>auf</strong>grund ihrer affektiven Verankerung von<br />

physiologischen Veränderungen begleitet werden, und ob diese physiologischen <strong>Reaktionen</strong><br />

als Indikator für die individuelle Motivausprägung geeignet sind. Es wurde erwartet, dass<br />

Probanden mit einer starken Motivausprägung im Vergleich zu Probanden mit einer geringen<br />

Motivausprägung <strong>auf</strong> eine Filmszene, die für dieses Motiv potenzielle Anreize enthält, mit<br />

gesteigerter <strong>physiologischer</strong> Aktivierung reagieren. Weiterhin wurde angenommen, dass diese<br />

Zusammenhänge für die expliziten Motive nicht nachgewiesen werden können, da die<br />

impliziten und die expliziten Motive zwei voneinander unabhängige Motivsysteme darstellen.<br />

Für eine empirische Prüfung dieser Annahmen, wurden bei 30 Probanden in einer<br />

Voruntersuchung mittels TAT die Ausprägung des impliziten Macht-, Leistungs- und<br />

Anschlussmotivs sowie <strong>anhand</strong> des PRF die Ausprägung der expliziten Motive ermittelt. In<br />

der zweiten Untersuchung wurden den Probanden neun kurze motivthematische Filmszenen<br />

gezeigt und parallel die Veränderungen der Hautleitfähigkeit (SCR), der Herzrate und der<br />

Atemfrequenz erfasst.<br />

Die Annahmen einer für die Motivthematik spezifischen Wirkung der Filmszenen <strong>auf</strong><br />

die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> der Probanden konnten empirisch nicht bestätigt werden. In<br />

den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> spiegelten sich nicht die motivthematischen Inhalte der<br />

Filmszenen wider und es konnten auch keine motivspezifischen Zusammenhänge zwischen<br />

den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Szenen und der Ausprägung der basalen Motive<br />

gefunden werden. Vielmehr zeigten sich für die Ausprägung des Leistungs- und des<br />

Machtmotivs konsistent über alle Szenen hinweg negative Zusammenhänge mit der<br />

Veränderung der Herzrate und auch mit der Amplitudenfrequenz der SCR. Je höher die<br />

Ausprägung des Machtmotivs, desto geringer ist die Steigerung der Herzrate bzw. der<br />

Amplitudenfrequenz der SCR. Für das Leistungsmotiv zeigen sich ähnliche, jedoch etwas<br />

schwächere Effekte. Mit der Ausprägung des impliziten Anschlussmotivs dagegen zeigten<br />

sich eher positive Zusammenhänge mit den physiologischen Indikatoren.


Zusammenfassung 81<br />

Die Annahme einer weitgehenden Unabhängigkeit zwischen der durch den TAT erfassten<br />

Ausprägung der impliziten Motive und der <strong>anhand</strong> des PRF erfassten expliziten Motive<br />

konnte bestätigt werden. Jedoch wurde die Annahme einer Unabhängigkeit der<br />

physiologischen <strong>Reaktionen</strong> von den Kennwerten des PRF weitgehend widerlegt. Für die<br />

Herzrate wurden konsistent über alle Szenen mit allen drei expliziten Motiven negative<br />

Zusammenhänge gefunden und für die Amplitudenfrequenz der SCR zeigten sich ähnlich<br />

Zusammenhänge wie bei den impliziten Motiven. Nur die Amplitudengröße der SCR erwies<br />

sich als weitgehend unabhängig von den Kennwerten des PRF.<br />

Es wird ausführlich diskutiert inwieweit diese unerwarteten Befunde <strong>auf</strong> falsche<br />

theoretische Annahmen oder <strong>auf</strong> methodische Mängel in der Operationalisierung oder<br />

Datenauswertung zurückzuführen sind.<br />

Weiterhin wurden verschiedene andere Aspekte explorativ geprüft. Die Annahme,<br />

dass sich die subjektive Wahrnehmung des Motivgehaltes der Filmszenen <strong>auf</strong> den<br />

Zusammenhang zwischen der Motivausprägung und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong><br />

auswirkt, konnte nicht bestätigt werden. Es zeigte sich aber eine weitgehende<br />

Übereinstimmung der subjektiven Wahrnehmung mit dem im Vorhinein durch Experten<br />

festgelegten Motivthema der Szenen. Auch die Prüfung eines möglichen Mediatoreffekts der<br />

subjektiv eingeschätzten emotionalen Bedeutsamkeit <strong>auf</strong> den Zusammenhang zwischen<br />

Motivausprägung und physiologischen <strong>Reaktionen</strong> erbrachte nicht die erwarteten Effekte.<br />

Schließlich wurde der Zusammenhang der Nachbefragung zum TAT, einem alternativen<br />

Verfahren zur Messung basaler Motive, mit dem TAT, dem PRF und den physiologischen<br />

<strong>Reaktionen</strong> überprüft. Aber auch hier ergaben sich außer zwischen den Kennwerten des TAT<br />

und der Nachbefragung zum TAT für das Anschlussmotiv keine nennenswerten<br />

Zusammenhänge.<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich, obwohl die Vorannahmen zum<br />

größten Teil empirisch nicht bestätigt werden konnten, doch beeindruckende Effekte gezeigt<br />

haben. Es ergaben sich konsistente interindividuelle Unterschiede in der Reaktivität der<br />

physiologischen Indikatoren, die mit der Ausprägung des Macht- bzw. Leistungsmotivs in<br />

Zusammenhang stehen. Diese unerwarteten Befunde bieten für die weiterführende Forschung<br />

vielfältige und viel versprechende Ansätze.


7. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis<br />

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 82<br />

Tabelle 1. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der machtthematischen Filmszenen............................................................. 32<br />

Tabelle 2. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der leistungsthematischen Filmszenen ........................................................ 32<br />

Tabelle 3. Mittelwerte und Standardabweichungen für den subjektiv eingeschätzten<br />

Motivgehalt der anschlussthematischen Filmszenen ....................................................... 32<br />

Tabelle 4. Versuchsabl<strong>auf</strong> 2.Untersuchungszeitpunkt der Hauptuntersuchung....................... 33<br />

Tabelle 5. Übersicht zu den erhobenen Maßen........................................................................ 35<br />

Tabelle 6. Trennschärfen (rit) für die Items 1-20 der Skala Emotionale Reaktivität................ 38<br />

Tabelle 7. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten SCR-Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz) ....................................................... 43<br />

Tabelle 8. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude)...................................... 44<br />

Tabelle 9. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der<br />

Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum<br />

(HRx-Min)........................................................................................................................... 44<br />

Tabelle 10. Rotierte Komponentenmatrix für die Faktorenanalyse <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten SCR-Amplitudenfrequenz (SCRfrequenz) ....................................................... 46<br />

Tabelle 11. Rotierte Komponentenmatrix für die Faktorenanalyse <strong>auf</strong> der Basis der<br />

korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude)...................................... 47<br />

Tabelle 12. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen (S1-<br />

9) <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz) ........................ 48<br />

Tabelle 13. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen (S1- 9) <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten mittleren<br />

Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude) .......................................................................... 49<br />

Tabelle 14. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate<br />

in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min)....................................... 50<br />

Tabelle 15. Korrelationsanalysen zwischen dem Summenwert über die Differenzen der<br />

mittleren Herzrate und dem individuellen Minimum aller Filmszenen (Sum_HRx-Min) und


Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 83<br />

den TAT-Werten für das Anschluss- Leistungs- und Machtmotiv (TATLM, TATMM,<br />

TATAM) an fünf Zufallsstichproben ................................................................................. 51<br />

Tabelle 16. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD)<br />

der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der Herzrate<br />

in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-Werten für<br />

das Leistungsmotiv (TATLM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben................. 52<br />

Tabelle 17. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD)<br />

der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der Herzrate<br />

in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-Werten für<br />

das Machtmotiv (TATMM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben ..................... 52<br />

Tabelle 18. Minima (Min), Maxima (Max), Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD)<br />

der Koeffizienten aus den Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der Herzrate<br />

in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) und den TAT-Werten für<br />

das Anschlussmotiv (TATAM) <strong>anhand</strong> fünf verschiedener Zufallsstichproben................ 53<br />

Tabelle 19. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate<br />

in den Filmszenen und der Baseline (HRx-BL).................................................................. 54<br />

Tabelle 20. Mittelwerte und Standardabweichungen der Rohwerte der Herzrate (HR), der<br />

Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum<br />

(HRx-Min) sowie der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und der Baseline<br />

(HRx-BL) für die Filmszenen (einzeln und gesamt) sowie die Baseline ........................... 55<br />

Tabelle 21.Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Leistungsmotiv (TATLM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle<br />

des Einflusses des TAT-Wertes für das Machtmotiv (TATMM)....................................... 57<br />

Tabelle 22. Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv (TATMM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle<br />

des Einflusses des TAT-Wertes für das Leistungsmotiv (TATLM) .................................. 57<br />

Tabelle 23. Koeffizienten für die Partialkorrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate<br />

in den Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min) unter Kontrolle des<br />

Einflusses der emotionalen Reaktivität............................................................................ 57


Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 84<br />

Tabelle 24. Varianzanalysen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR<br />

(SCRfrequenz), der korrigierten mittleren Amplitudengröße der SCR (SCRamplitude) sowie<br />

der Differenz aus mittlerer Herzrate in den Filmszenen und individuellem HR-Minimum<br />

(HRx-Min)........................................................................................................................... 59<br />

Tabelle 25. Koeffizienten für die Korrelation zwischen TAT-Motivwerten (TATLM, TATMM,<br />

TATAM) und PRF-Motivwerten (PRFLM, PRFMM, PRFAM) sowie Mittelwerte (M) und<br />

Standardabweichungen (SD)............................................................................................ 61<br />

Tabelle 26. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse mit PRF-Werten (PRFLM, PRFMM,<br />

PRFAM) und Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz) . 62<br />

Tabelle 27. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen den PRF-Werten (PRFLM,<br />

PRFMM, PRFAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenhöhe der<br />

SCR (SCRamplitude) ............................................................................................................ 62<br />

Tabelle 28. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen PRF-Werten (PRFLM, PRFMM,<br />

PRFAM) und Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den<br />

Filmszenen und dem individuellen Minimum (HRx-Min )................................................. 63<br />

Tabelle 29. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen<br />

<strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenhöhe der SCR (SCRamplitude)........................... 66<br />

Tabelle 30. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen<br />

<strong>auf</strong> der Basis der korrigierten Amplitudenfrequenz der SCR (SCRfrequenz)...................... 66<br />

Tabelle 31. Koeffizienten für die Korrelationsanalyse zwischen der emotionalen<br />

Bedeutsamkeit der Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> <strong>auf</strong> die Filmszenen<br />

<strong>auf</strong> der Basis der Differenz der mittleren Herzrate in den Filmszenen und dem<br />

individuellen Minimum (HRx-Min).................................................................................... 66<br />

Tabelle 32. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen .......................... 67<br />

Tabelle 33. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den PRF-Werten (PRFLM, PRFMM,<br />

PRFAM) und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen......................................... 67<br />

Tabelle 34. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den Motivwerten aus der<br />

Nachbefragung zum TAT (NBTATLM, NBTATMM, NBTATAM) und TAT-Motivwerten<br />

(TATLM, TATMM, TATAM) sowie PRF-Motivwerten (PRFLM, PRFMM, PRFAM) .............. 68<br />

Tabelle 35. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Rohwerte der Herzrate (HR). 118


Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 85<br />

Tabelle 36. Koeffizienten der Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum aller Filmszenen und den<br />

TAT-Werten für das Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv <strong>anhand</strong> fünf verschiedener<br />

Zufallsstichproben.......................................................................................................... 120<br />

Abbildung 1. Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie (Rheinberg, 2002, S. 72)<br />

............................................................................................................................................ 3<br />

Abbildung 2. Die zwei Wege der Verarbeitung emotionaler Reize (Le Doux, 1998, S. 175). 14<br />

Abbildung 3. Einordnung des TAT in das Grundmodell der klassischen Motivationspsycho-<br />

logie (in Anlehnung an Rheinberg, 2002, S. 72).............................................................. 21<br />

Abbildung 4. Übersicht über die ermittelten Kennwerte ......................................................... 42<br />

Abbildung 5. Streudiagramm für die Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und den Filmszenen (1-9) <strong>auf</strong> der Basis der des Summenwertes über die<br />

Differenzen der mittleren Herzrate und dem individuellen Minimum aller Filmszenen<br />

(Sum_HRx-Min) mit Regressionsgerade ............................................................................ 51<br />

Abbildung 6. Mittelwerte für die Steigerung der Herzrate zur Baseline-Messung (HRx-BL)<br />

während der Filmszenen (1-9) und der Baseline getrennt nach der<br />

Machtmotivausprägung.................................................................................................... 55<br />

Abbildung 7. Mittelwerte für die Rohwerte der Herzrate (HR) während der Filmszenen (1-9)<br />

und der Baseline getrennt nach der Machtmotivausprägung ........................................... 56<br />

Abbildung 8. Profildiagramm ANOVA <strong>auf</strong> der Basis der SCRfrequenz (in µ mho): Haupteffekt<br />

für den Messwiederholungsfaktor Filmszene (S1-9)......................................................... 60<br />

Abbildung 9. Mittelwerte der subjektiven Einschätzungen des Motivgehaltes der Filmszenen.<br />

(S1, 2…9 = Nummer der Filmszene; AM = anschlussthematisch, LM =<br />

leistungsthematisch, MM = machtthematisch)................................................................. 64<br />

Abbildung 10. Übersicht über die Filmszenen der Hauptuntersuchung ................................ 117<br />

Abbildung 11. Streudiagramme für die Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und den Filmszenen (1-9) <strong>auf</strong> der Basis der Steigerung der Herzrate zum<br />

individuellen Minimum (HRx-Min).................................................................................. 119


8. Literaturverzeichnis<br />

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9. Anhang<br />

9.1 Themen aus dem TAT-Manual (Winter)<br />

Affiliationsmotiv:<br />

Machtmotiv:<br />

Anhang 94<br />

� Ausdruck freundlicher, warmer Gefühle gegenüber anderen Personen<br />

� Traurigkeit oder negative Gefühle wegen Trennung oder Abbruch einer<br />

Freundschaft, Versuch diese <strong>auf</strong>recht zu erhalten<br />

� Freundschaftliche, kameradschaftliche Aktivitäten (alle gemeinsamen<br />

Unternehmungen mit einer freundschaftlichen, warmen Qualität)<br />

� Freundschaftliche, führsorgliche Handlungen (z.B. <strong>auf</strong> Empathie<br />

beruhende Hilfeleistung)<br />

� Starke, machtvolle Handlungen der Einflussnahme <strong>auf</strong> andere Personen<br />

oder die Welt im Allgemeinen<br />

� Andere kontrollieren oder überwachen, z.B. durch das Einholen von<br />

Informationen über jemanden<br />

� Versuch andere zu überzeugen, zu beeinflussen oder den eigenen<br />

Standpunkt zu vertreten bzw. durchzusetzen<br />

� Anderen Hilfe, Beratung oder Unterstützung geben, wenn diese nicht<br />

explizit erbeten ist<br />

� Andere beeindrucken (im Zusammenhang mit Ruhm, Ehre, Prestige)<br />

� Starke emotionale <strong>Reaktionen</strong> einer Person/ Gruppe, intendiert und<br />

ausgelöst durch die Handlung einer anderen Person<br />

Leistungsmotiv:<br />

� Ziele oder Leistungen, die positiv bewertet werden<br />

� Gewinnen oder wetteifern mit anderen<br />

� Scheitern, versagen oder etwas nicht gut genug machen<br />

� Einzigartige, herausragende Leistungen


9.2 Thematischer Apperzeptionstest<br />

9.2.1 Instruktion zum TAT<br />

Herzlich Willkommen !<br />

Anhang 95<br />

Im Folgenden eine Aufgabe zur ihrer kreativen Imagination. Dazu werden Sie<br />

eine Reihe von Bildern sehen. Ihre Aufgabe ist es, jeweils eine Geschichte<br />

zu erzählen, die Ihnen zu jedem der Bilder in den Sinn kommt. Schildern<br />

Sie, was gerade geschieht und wer die dargestellten Personen sind. Gehen<br />

Sie dar<strong>auf</strong> ein, wie die Geschichte begonnen hat und wie es zu der<br />

dargestellten Situation gekommen ist. Beschreiben Sie die Gedanken, Gefühle<br />

und Wünsche der dargestellten Personen und vergessen Sie auch nicht, den<br />

Ausgang der Geschichte zu schildern.<br />

Sie haben jeweils etwa 15 Sekunden Zeit, um sich das Bild anzuschauen.<br />

Jeweils eine Reihe von Fragen soll Ihnen helfen, eine möglichst<br />

vollständige Geschichte zu erzählen, die eine Handlung und Hauptpersonen<br />

hat. Sie haben 5 Minuten Zeit. um Ihre Geschichte niederzuschreiben. Ich<br />

werde ihnen mitteilen, wenn es Zeit ist zum Ende der Geschichte zu kommen.<br />

Es gibt keine richtigen und falschen Geschichten. Erzählen Sie einfach die<br />

Geschichte, die Ihnen beim Anschauen des Bildes als erstes einfällt.<br />

Rechtschreibung, Grammatik oder Interpunktion spielen keine Rolle.<br />

Schreiben Sie aber bitte in vollständigen Sätzen.<br />

Wichtig ist, dass Sie so ausführlich und vollständig wie möglich jene<br />

Geschichte niederschreiben, die Ihnen beim Betrachten des Bildes durch den<br />

Kopf geht. Bitte nutzen Sie bei jedem Bild die Ihnen zur Verfügung stehende<br />

Zeit voll aus, um Ihre Geschichte so ausführlich wie möglich zu erzählen.


9.2.2 1. TAT-Bild: „Die Trapezkünstler“<br />

9.2.3 2. TAT-Bild: „Die zwei Laborantinnen“<br />

Anhang 96


9.2.4 3. TAT-Bild: „Das Paar am Fluss“<br />

9.2.5 4. TAT-Bild: „Der Mann am Schreibtisch“<br />

Anhang 97


9.2.6 5. TAT-Bild: „Zwei Männer im Büro“<br />

Anhang 98


9.3 Nachbefragung zum TAT<br />

Nachbefragung zu den Bild-Geschichten<br />

Nachdem Sie Ihre 5 Geschichten geschrieben haben, möchten wir Sie noch um einige<br />

Anhang 99<br />

ergänzende Informationen dazu bitten. Konkret geht es um Ziele und Wünsche, welche die<br />

Hauptperson in Ihrer jeweiligen Geschichte bewegte bzw. bewegt haben könnte.<br />

Um diese Aufgabe etwas vorzustrukturieren, haben wir mögliche Ziele, Wünsche und<br />

Absichten von Personen in Form von Aussagen bereits <strong>auf</strong>gelistet.<br />

Kreuzen Sie bitte für jedes Bild an, inwiefern die nachfolgenden Aussagen für die<br />

Hauptperson Ihrer jeweiligen Geschichte zutreffend bzw. nicht zutreffend sind. Wenn Sie<br />

ganz links „trifft nicht zu“ ankreuzen, heißt dies, dass die nebenstehende Aussage keine<br />

Bedeutung für die Hauptperson Ihrer Geschichte hat. Je weiter rechts Sie ankreuzen, umso<br />

wichtiger ist das Ziel/ der Wunsch bzw. die Absicht für die Hauptperson.<br />

Hauptperson der Geschichte sollte im Zweifelsfall diejenige sein, in die Sie sich am besten<br />

hineinversetzen können.<br />

Zur Beantwortung dieser Aussagen schauen Sie sich das jeweilige Bild noch einmal an und<br />

vergegenwärtigen sich die zu diesem Bild verfasste Geschichte.<br />

Für jedes Bild gibt es ein eigenes Antwortblatt.<br />

Viel Spaß mit der Beantwortung!


Was will die Person? Wovon träumt die Person? Welche Absichten verfolgt sie?<br />

Sie will ihre Wirkung <strong>auf</strong> andere erfahren.<br />

Sie möchte sich gegen andere durchsetzen oder andere<br />

besiegen.<br />

Sie will ihren Status ausbauen/ verteidigen.<br />

Sie will Einfluss haben.<br />

Sie möchte das eigene Ansehen nicht verlieren.<br />

Sie möchte sehen, wie sich das eigene Können und die<br />

eigenen Leistungen immer weiter verbessern.<br />

Sie will unbedingt Fehler oder Versehen vermeiden.<br />

Sie will etwas Einzigartiges, Außergewöhnliches leisten.<br />

Sie möchte <strong>auf</strong> die eigene Leistung und Tüchtigkeit stolz<br />

sein können.<br />

Sie hofft, dass noch mal alles gut geht.<br />

Sie versucht eine herausfordernde Aufgabe anzugehen oder<br />

zu bestehen.<br />

Sie setzt alles daran, eine gute Leistung oder Erfolg zu<br />

erzielen.<br />

Sie möchte eine Sache besser machen als andere.<br />

Sie hat Angst, hier zu versagen.<br />

Sie ärgert sich oder ist deprimiert über ihre eigene Leistung.<br />

Sie möchte eine freundschaftlich-vertrauensvolle Beziehung<br />

<strong>auf</strong>bauen oder erhalten.<br />

Sie möchte gerne von anderen gemocht und geliebt werden.<br />

Sie möchte verhindern, dass jemand gekränkt oder<br />

enttäuscht wird.<br />

Sie will sich nicht alleine fühlen.<br />

Sie hat Angst, von anderen zurückgewiesen zu werden.<br />

Trifft<br />

nicht zu<br />

Anhang 100<br />

Trifft<br />

zu


9.4 Deutsche Personality Research Form<br />

PRF<br />

Anhang 101<br />

Im Folgenden finden Sie verschiedene Aussagen. Bitte beurteilen Sie, ob diese<br />

für Sie persönlich „richtig“ oder „falsch“ sind.<br />

1. Ich ärgere mich über mich selbst,<br />

wenn ich etwas nicht gründlich gelernt<br />

habe.<br />

2. Ich versuche, so oft wie möglich in der<br />

Gesellschaft von Freunden zu sein.<br />

3. Ich versuche, Andere unter meinen Einfluss<br />

zu bekommen, anstatt zuzulassen, dass sie<br />

mich kontrollieren<br />

4. Ich arbeite, weil ich arbeiten muss, und nur<br />

deswegen.<br />

5. Man verschwendet seine Zeit damit, es<br />

anderen Leuten recht machen zu wollen.<br />

6. Ich habe nur wenig Interesse daran, andere<br />

zu führen<br />

7. Ich arbeite an Problemen weiter, bei denen<br />

andere schon <strong>auf</strong>gegeben haben.<br />

8. Ich finde, jedes Erlebnis bedeutet mehr,<br />

wenn man es mit einem Freund teilt.<br />

9. Ich fühle mich in meinem Element,<br />

wenn es darum geht, die Tätigkeiten anderer<br />

zu leiten.<br />

10. Ich versuche, nur soviel zu arbeiten, dass<br />

ich mein Auskommen habe.<br />

richtig falsch<br />

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11. Meine Beziehungen zu anderen Leuten<br />

sind überwiegend geschäftlicher und nicht<br />

freundschaftlicher Art.<br />

12. Ich wäre ein schlechter Richter, weil ich<br />

ungern anderen sage, was sie zu tun haben.<br />

13. Ich setze mir oft schwer erreichbare Ziele.<br />

14. Ich arbeite lieber mit anderen zusammen<br />

als allein.<br />

15. Ich kann andere ziemlich geschickt bei der<br />

Stange halten.<br />

16. Ich würde lieber eine leichtere Arbeit<br />

ausführen als eine, bei der Schwierigkeiten zu<br />

überwinden sind.<br />

17. Gewöhnlich gehe ich lieber allein aus als<br />

zu einer Party.<br />

18. Ich vermeide einflussreiche Positionen.<br />

19. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens<br />

etwas mehr zu leisten als irgendjemand vor<br />

mir.<br />

20. Die meisten Leute finden mich<br />

warmherzig und gesellig.<br />

21. Ich strebe nach Positionen, in denen ich<br />

Autorität habe.<br />

richtig falsch<br />

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22. Harte Arbeit gefällt mir nicht. � �<br />

23. Oft wäre ich lieber allein als mit einer<br />

Gruppe von Freunden zusammen.<br />

24. Ich halte es für besser, zurückhaltend als<br />

betont selbstsicher zu sein.<br />

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Anhang 102


25. Ich werde lieber nach Arbeitsleistung als<br />

nach Zeit bezahlt.<br />

26. Ich entscheide mich meist für<br />

Freizeitbeschäftigungen, die ich zusammen<br />

mit anderen Leuten ausüben kann.<br />

27. Wenn ich mit einem anderen zusammen<br />

bin, bin ich es, der die meisten<br />

Entscheidungen trifft.<br />

28. Im Rahmen meines Berufes habe ich für<br />

meine Fortbildung selten zusätzliche Arbeit<br />

<strong>auf</strong>gewendet.<br />

29. Ich habe verhältnismäßig wenig Freunde.<br />

30. Ich würde in einer militärischen<br />

Führungsposition eine schlechte Figur<br />

abgeben.<br />

31. Es macht mir nichts aus zu arbeiten,<br />

während andere Leute sich amüsieren.<br />

32. Es macht mir wirklich Spaß,<br />

gesellschaftliche Verpflichtungen<br />

wahrzunehmen.<br />

33. Ich würde einen einflussreichen<br />

Militärbefehlshaber abgeben.<br />

34. Es ist mir an sich ziemlich gleichgültig, ob<br />

ich einer der Besten in meinem Arbeitsgebiet<br />

werde.<br />

35. Ich unternehme selten große<br />

Anstrengungen, nur um anderen eine Freude<br />

zu machen.<br />

36. Als Verkäufer hätte ich keinen Erfolg,<br />

weil ich nicht sehr redegewandt bin.<br />

richtig falsch<br />

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Anhang 103


37. Manchmal sagt man mir nach, ich<br />

vernachlässige andere wichtige Seiten meines<br />

Lebens, weil ich so viel arbeite.<br />

38. Ich verbringe viel Zeit damit, Freunde zu<br />

besuchen.<br />

39. Als Politiker wäre ich sicherlich<br />

Einer der mächtigsten Führer meiner Partei.<br />

40. Sicherlich denken die Leute,<br />

dass ich nicht viel Energie habe.<br />

41. Wenn ich einen Bekannten von ferne<br />

sehe, bemühe ich mich nicht sehr, ihn zu<br />

begrüßen.<br />

42. Ich fühle mich vielen Situationen<br />

gegenüber nicht gewachsen.<br />

richtig falsch<br />

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43. Ich arbeite lieber, als dass ich spiele. � �<br />

44. Ich bemühe mich, andere Leute kennen zu<br />

lernen.<br />

45. Wenn ich mich ein wenig anstrenge, kann<br />

ich die meisten Leute um den Finger wickeln.<br />

46. Wenn niemand zu sehen bekommt, was<br />

ich mache, tue ich oft nicht mein Bestes.<br />

47. Ich möchte frei bleiben von<br />

Verpflichtungen gegenüber Freunden.<br />

48. Ich bin keine energische oder<br />

tonangebende Persönlichkeit.<br />

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Anhang 104


9.5 Tabelle Filmszenen<br />

Szenen-Name Film<br />

(Quelle)<br />

1 Wiedersehen mit<br />

dem Sohn<br />

2 Freundschaftliches<br />

Trösten<br />

Doppelmord<br />

Harry &<br />

Sally<br />

3 Sylvester Harry &<br />

Sally<br />

4 Liebeserklärung Nur mit<br />

Dir<br />

5 Abschied Der<br />

Pferdeflüsterer<br />

6 Trösten Der<br />

Pferdeflüsterer<br />

7 Begrüßung zum<br />

Ausritt<br />

Der<br />

Pferdefüsterer<br />

Motivthema Anzahl der<br />

Nennungen<br />

im Expertenrating<br />

Anschluss<br />

Reihenfolge<br />

Voruntersuchung<br />

1<br />

Anhang 105<br />

Reihenfolge<br />

Hauptuntersuchung<br />

1<br />

7 1 1<br />

Anschluss 1 - -<br />

Anschluss<br />

2 - -<br />

Anschluss 1 - -<br />

Anschluss 4 4 4<br />

Anschluss 2 - -<br />

Anschluss 2 - -<br />

8 Toben im Schnee Lovestory Anschluss 3 10 -<br />

9 Begrüßung am<br />

Flughafen<br />

Tatsächlich<br />

Liebe<br />

10 Romantische Szene American<br />

Pie<br />

Anschluss 4 7 7<br />

Anschluss 2 - -<br />

11 Heirat Lovestory Anschluss 0 - -<br />

12 Entscheidender<br />

Test<br />

13 Aufruf zum<br />

Wettbewerb<br />

Club der<br />

Cäsaren<br />

Beautiful<br />

Mind<br />

14 Aufruf an Schüler Club der<br />

Cäsaren<br />

15 Umbruch Beautiful<br />

Mind<br />

16 Ansporn 100 Jahre<br />

Tour de<br />

France<br />

Leistung 7 2 2<br />

Leistung 0 - -<br />

Leistung 0 - -<br />

Leistung 9 5 5<br />

Leistung 3 8 8<br />

17 Teambesprechung Miracle Leistung 2 - -<br />

18 Teamsitzung Miracle Leistung 0 - -<br />

19 Training Miracle Leistung 1 - -


20 Ehrung Lovestory Leistung 0 11 -<br />

21 Ansprache Top-<br />

Gun<br />

22 Verbot<br />

Schauspielerei<br />

Top Gun Leistung 5 - -<br />

Club der<br />

Toten<br />

Dichter<br />

Macht 7 3 3<br />

23 Begeisterung Miracle Macht 3 - -<br />

24 Verbot Jahrbuch Club der<br />

Toten<br />

Dichter<br />

25 Streit Mona<br />

Lisas<br />

Lächeln<br />

26 Regeln Doppelmord<br />

27 Mündliche<br />

Leistungskontrolle<br />

Club der<br />

Cäsaren<br />

28 Rundgang Club der<br />

Cäsaren<br />

29 Drohung Eine<br />

Frage der<br />

Ehre<br />

Macht 2 - -<br />

Macht 5 6 6<br />

Macht 1 - -<br />

Macht 5 9 -<br />

Macht 0 - -<br />

Macht 5 12 9<br />

30 Ärger Top Gun Macht 0 - -<br />

31 Ärger nach dem<br />

Spiel<br />

Miracle Macht 2 - -<br />

Anmerkungen. 1 Filmszenen für die keine Zahl für die Reihenfolge angeführt ist, sind in der Vor- bzw.<br />

Hauptuntersuchung nicht verwendet worden.<br />

Anhang 106


9.6 Instruktion 2. Termin<br />

Instruktion<br />

Anhang 107<br />

In der folgenden psychophysiologischen Untersuchung, die ca. 1.5 Stunden in Anspruch<br />

nehmen wird, sollen während des Experiments verschiedene physiologische Parameter<br />

erhoben werden. Dafür müssen Elektroden an Händen und Oberkörper platziert und ein<br />

elastischer Gürtel um die Brust gelegt werden.<br />

Bitte nehmen Sie nun eine bequeme Sitzposition ein. Es ist wichtig, dass Sie während der<br />

ganzen Untersuchung ruhig sitzen und sich möglichst wenig bewegen.<br />

Zunächst wird <strong>auf</strong> den Bildschirm für 4 Minuten ein Kaminfeuer erscheinen. Bitte entspannen<br />

Sie sich in dieser Zeit und versuchen Sie, möglichst an gar nichts zu denken. Danach<br />

erscheint eine Instruktion <strong>auf</strong> dem Bildschirm. Sie werden gebeten die Augen zu schließen<br />

und langsam und gleichmäßig von 100 an abwärts zu zählen. Wenn Sie bei 0 angekommen<br />

sind beginnen Sie bitte wieder bei 100. Diese Phase, in der Sie sich entspannen sollen, dauert<br />

2 Minuten. Dann wird mit einem kurzen Piepton der Beginn der ersten Filmszene angezeigt,<br />

die ca. 2 Minuten dauert. Öffnen Sie bei diesem Ton wieder die Augen uns schauen Sie sich<br />

die nachfolgende Filmszene an.<br />

Es wird insgesamt 9 kurze Filmszenen geben, die immer im Wechsel mit der Instruktion von<br />

100 abwärts zu zählen präsentiert werden.<br />

Während der Untersuchung entspannen Sie sich bitte und versuchen Sie sich in die<br />

Filmszenen hineinzuversetzen und sich durch nichts anderes ablenken zu lassen.<br />

Vielen Dank!


9.7 Nachbefragung emotionale Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

Nachbefragung zur persönlichen Einschätzung der Filmszenen<br />

Anhang 108<br />

1. Wenn Sie versuchen, sich an die Filmszenen zurück zu erinnern, welche Szenen<br />

sind ihnen besonders gut in Erinnerung geblieben? Beschreiben Sie bitte in<br />

kurzen Stichpunkten die 5 Szenen, an die Sie sich besonders gut erinnern<br />

können!<br />

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-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

2. Bitte beurteilen Sie nun die Szenen <strong>anhand</strong> der fünfstufigen Skala danach, wie<br />

ansprechend und bewegend sie die jeweilige Szene empfunden haben!<br />

� Szene 1: „Wiedersehen mit dem Sohn“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 2: „Entscheidender Test“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 3: „Verbot Schauspielerei“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 4: „Abschied“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark


� Szene 5: „Umbruch“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 6: „Streit“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 7: „Begrüßung am Flughafen“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 8: „Ansporn“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

� Szene 9: „Drohung“<br />

sehr wenig wenig mittel stark sehr stark<br />

Anhang 109<br />

3. Bitte schätzen Sie nun die Szenen mit Hilfe der fünfstufigen Skala danach ein, wie<br />

gern Sie, wenn Sie noch mal Szenen anschauen sollten, die jeweilige Szene noch<br />

einmal sehen würden!<br />

� Szene 1: „Wiedersehen mit dem Sohn“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 2: „Entscheidender Test“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern


� Szene 3: „Verbot Schauspielerei“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 4: „Abschied“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 5: „Umbruch“<br />

� Szene 6: „Streit“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 7: „Begrüßung am Flughafen“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 8: „Ansporn“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

� Szene 9: „Drohung“<br />

gar nicht ungern mittel gern sehr gern<br />

Anhang 110


9.8 Nachbefragung subjektiver Motivgehalt der Filmszenen<br />

Anhang 111<br />

4. Wie Ihnen vielleicht <strong>auf</strong>gefallen ist, ging es in der Untersuchung um Motive,<br />

genauer gesagt um Leistungs-, Macht und Anschlussmotive. Im Folgenden finden<br />

Sie noch einmal eine überblicksartige Zusammenfassung der relevanten<br />

Definitionen.<br />

Allgemeine Definition: Motive sind relativ zeitüberdauernde Tendenzen, bestimmte Arten<br />

von Befriedigungen zu suchen (z.B. Befriedigung durch Macht, Leistung, soziale<br />

Kontakte). Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unsere Bewertungen und unser<br />

Zielstreben. Personen unterscheiden sich darin, wie stark welche Motive bei ihnen<br />

ausgeprägt sind.<br />

Leistungsmotivation: Das Bestreben irgendeine Sache besonders gut zu machen, besser als<br />

irgendjemand anderer oder noch besser als man sie bisher selbst gemacht hat.<br />

Anschlussmotivation: Bestreben freundschaftliche, warmherzige Beziehungen zu anderen<br />

<strong>auf</strong>zunehmen, <strong>auf</strong>recht zu erhalten oder gestörte Beziehungen wieder herzustellen.<br />

Machtmotivation: Bestreben sich persönlich stark, wichtig, groß und bedeutsam zu fühlen<br />

(Gefühl von Power) und/ oder Einfluss <strong>auf</strong> andere auszuüben.<br />

Bitte versuchen Sie nun jede Filmszene dahingehend einzuschätzen, wie stark die<br />

einzelnen Motive darin zum Ausdruck kamen. Also in welchem Ausmaß in der<br />

jeweiligen Szene Inhalte enthalten sind, die charakteristisch für die einzelnen Motive<br />

sind! Für die Einschätzung stehen Ihnen fünfstufige Skalen („gar nicht“ bis „sehr<br />

stark“) zur Verfügung.<br />

� Szene 1: „Wiedersehen mit dem Sohn“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark


� Szene 2: „Entscheidender Test“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

� Szene 3: „Verbot Schauspielerei“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

� Szene 4: „Abschied“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

Anhang 112


� Szene 5: „Umbruch“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

� Szene 6: „Streit“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

� Szene 7: „Begrüßung am Flughafen“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

Anhang 113


� Szene 8: „Ansporn“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

� Szene 9: „Drohung“<br />

Leistungsmotivation<br />

Machtmotivation<br />

Anschlussmotivation<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

gar nicht wenig mittel stark sehr stark<br />

Anhang 114


9.9 Fragebogen zur emotionalen Reaktivität<br />

Anhang 115<br />

Im Folgenden finden Sie verschiedene Aussagen. Bitte beurteilen Sie diese <strong>anhand</strong> der Skala<br />

in wie weit die Aussagen <strong>auf</strong> Sie persönlich zutreffend sind!<br />

.<br />

Wenn ich glücklich bin, erlebe ich<br />

das ganz stark und<br />

überschwänglich.<br />

Meine positiven Stimmungen sind<br />

so stark, dass ich mich dabei wie<br />

<strong>auf</strong> Wolke 7 fühle.<br />

Wenn ich eine Aufgabe erledigt<br />

habe, von der ich dachte, sie sei<br />

nicht zu lösen, bin ich ganz<br />

ekstatisch vor Freude.<br />

Wenn es mir gut geht, fällt es mir<br />

leicht, von einer guten Stimmung<br />

in einen Zustand echter Freude zu<br />

wechseln.<br />

Wenn ich glücklich bin, dann bin<br />

ich außer mir vor Freude.<br />

Wenn ich glücklich bin, fühle ich<br />

mich voller Energie.<br />

Wenn die Dinge gut für mich<br />

l<strong>auf</strong>en, bin ich überglücklich.<br />

Wenn ich glücklich bin, sprudle<br />

ich über vor Energie.<br />

Traurige Filme berühren mich<br />

tief.<br />

Wenn ich das erste Mal vor einer<br />

Gruppe rede, zittert meine Stimme<br />

und mein Herz rast.<br />

Wenn ich etwas falsch gemacht<br />

habe, habe ich starke Scham- und<br />

Schuldgefühle.<br />

Wenn ich Angst habe, ist dieses<br />

Gefühl normalerweise sehr stark<br />

ausgeprägt.<br />

trifft über- trifft eher trifft teil- trifft eher trifft voll<br />

haupt nicht nicht zu weise zu zu zu<br />

zu<br />

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Wenn ich mich schuldig fühle, ist<br />

dieses Gefühl ziemlich stark.<br />

Wenn ich nervös bin, zittere ich<br />

am ganzen Körper.<br />

Im Allgemeinen bin ich weniger<br />

emotional als andere Menschen.<br />

Ich habe keine lang anhaltenden<br />

intensiven Gefühlszustände wie<br />

manch andere Menschen.<br />

Manchmal bin ich selbst durch<br />

einfache Dinge emotional bewegt.<br />

Ich bin nicht übertrieben<br />

gefühlsbetont; selbst besonders<br />

anregende Ereignisse haben keine<br />

anhaltende Wirkung <strong>auf</strong> mich.<br />

Plötzliche oder besonders<br />

intensive Ereignisse berühren<br />

mich nicht sonderlich stark.<br />

Ich werde leicht glücklich oder<br />

traurig.<br />

Anhang 116<br />

trifft über- trifft eher trifft teil- trifft eher trifft voll<br />

haupt nicht nicht zu weise zu zu zu<br />

zu<br />

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9.10 Übersicht über die Filmszenen<br />

Abbildung 10. Übersicht über die Filmszenen der Hauptuntersuchung<br />

Anhang 117


9.11 Korrelationsmatrix<br />

Anhang 118<br />

Tabelle 35. Koeffizienten für die Korrelation zwischen den TAT-Motivwerten (TATLM,<br />

TATMM, TATAM) und den Filmszenen <strong>auf</strong> der Basis der Rohwerte der Herzrate (HR)<br />

HR<br />

S1/AM S2/LM S3/MM S4/AM S5/LM S6/MM S7/AM S8/LM S9/MM<br />

TATLM -.33 -.32 -.31 -.33 -.33 -.25 -.17 -.32 -.29<br />

TATMM -.44 -.42 -.40 -.41 -.42 -.40 -.35 -.38 -.36<br />

TATAM .21 .17 .13 .18 .24 .20 .15 .19 .13<br />

Anmerkungen. N = 20. S1, 2…9 = Nummer der Filmszene; AM = anschlussthematisch, LM =<br />

leistungsthematisch, MM = machtthematisch.


9.12 Streudiagramme<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Streudiagramm Filmszene 1<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 3<br />

0 10 20 30 40<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 5<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 7<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

HRx-Min in bpm<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

Ausprägung des<br />

Machtmotivs<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Streudiagramm Filmszene 9<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 2<br />

0 10 20 30 40<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 4<br />

0 10 20 30 40<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 6<br />

0 10 20 30 40<br />

HRx-Min in bpm<br />

Streudiagramm Filmszene 8<br />

0 10 20 30 40<br />

HRx-Min in bpm<br />

Abbildung 11. Streudiagramme für die Korrelationen zwischen dem TAT-Wert für das<br />

Machtmotiv und den Filmszenen (1-9) <strong>auf</strong> der Basis der Steigerung der Herzrate zum<br />

individuellen Minimum (HRx-Min)<br />

Anhang 119


9.13 Korrelationsmatrix für die Bootstrap-Technik<br />

Anhang 120<br />

Tabelle 36. Koeffizienten der Korrelationsanalysen zwischen den Differenzen der mittleren<br />

Herzrate in den Filmszenen und dem individuellen Minimum aller Filmszenen und den<br />

TAT-Werten für das Anschluss-, Leistungs- und Machtmotiv <strong>anhand</strong> fünf verschiedener<br />

Zufallsstichproben<br />

HRx-Min<br />

Stichprobe S1 S2 S3 S4 S5 S6 S7 S8 S9<br />

1 TATLM -.63* -.57* -.59 -.65** -.64* -.55* -.30 -.58* -.50<br />

1 TATMM -.67** -.66** -.64* -.58* -.59* -.63* -.48 -.64** -.51*<br />

1 TATAM .15 .13 .06 .10 .22 .10 .04 .07 -.05<br />

2 TATLM -.58* -.53* -.59* -.52* -.57* -.41 -.29 -.49 -.36<br />

2 TATMM -.54* -.57* -.51 -.50 -.52* -.52* -.44 -.54* -.44<br />

2 TATAM .09 -.02 -.09 .04 .15 .01 -.08 .07 -.10<br />

3 TATLM -.38 -.47 -.35 -.40 -.42 -.29 -.10 -.37 -.31<br />

3 TATMM -.58* -.55* -.54* -.52* -.53* -.50 -.36 -.45 -.44<br />

3 TATAM .14 .13 .10 .13 .25 .27 .19 .20 .09<br />

4 TATLM -.43 -.56* -.475 -.50 -.45 -.36 -.14 -.43 -.38<br />

4 TATMM -.73** -.71** -.69** -.74** -.71** -.67** -.53* -.65** -.60*<br />

4 TATAM .21 .21 -.03 .18 .18 .25 .06 -15 .05<br />

5 TATLM -.40 -.49 -.45 -.46 -.46 -.34 -.18 -.43 -.33<br />

5 TATMM -.68** -.67** -.63** -.69** -.75** -.62* -.56* -.60* -.51<br />

5 TATAM .13 .06 -.03 .06 .19 .15 .03 .10 -.09<br />

Anmerkungen. N = 15. * p < .05, ** p < .01. TAT = TAT-Wert. S1, 2…9 = 1., 2. ...9. Filmszene.<br />

AM = Anschlussmotiv, LM = Leistungsmotiv, MM = Machtmotiv.


10. Eidesstattliche Erklärung<br />

Eidesstattliche Erklärung 121<br />

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe.<br />

Zudem wurden keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet.<br />

Rathenow, den 09.01.2006<br />

Maika Rawolle

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