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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Theoretische Grundlagen 15<br />

des Reizes wird <strong>auf</strong>grund vorangegangener Erfahrungen mit gleichen Reizen vorgenommen.<br />

Von der Amygdala verläuft eine Bahn zum Hypothalamus, der durch die Innervation<br />

sympathischer Nerven zunächst eine unspezifische peripherphysiologische Erregung auslöst.<br />

Die Untersuchungen LeDouxs (1998) bieten auch Erklärungsansätze dafür, dass angeborene<br />

oder früh erlernte Kopplungen zwischen spezifischen Reizen und Affekten im L<strong>auf</strong>e des<br />

Lebens <strong>auf</strong> immer mehr Reize und Situationen ausgeweitet werden. Schließlich ist die<br />

Anregung basaler Motive nicht nur <strong>auf</strong> ganz spezifische Situationen mit eng umschriebenen<br />

Reizmustern beschränkt. Vielmehr zeichnen sich die Situationen oft durch komplexe<br />

Reizkonstellationen, die LeDoux als den „Kontext“ bezeichnet, aus. Das Phänomen, das<br />

diesen Beobachtungen zugrunde liegt, ist die kontextuelle Konditionierung, die als inzidentes<br />

Lernphänomen in Experimenten zur Furchtkonditionierung bei Ratten beobachtet wurde.<br />

Neben dem <strong>auf</strong>fälligen konditionierten Stimulus (z.B. einen Ton, der einen Stromschlag<br />

ankündigt) werden alle Reize der Situation mit <strong>auf</strong>genommen, so dass die Ratten schließlich<br />

nicht nur <strong>auf</strong> den Ton hin, sondern auch wenn sie nur in den Konditionierungskäfig gesetzt<br />

werden Furchtreaktionen zeigen. Die Hirnregion, durch die die Bildung von Relationen<br />

zwischen den eingehenden Bildern und Tönen Kontextrepräsentationen erstellt und zur<br />

Amygdala leitet, ist der Hippocampus. In Läisionsexperimenten zeigt sich, dass die<br />

Beschädigung des Hippocampus die kontextuelle Konditionierung verhindert. Die Ratten<br />

reagieren zwar noch <strong>auf</strong> den Ton jedoch nicht mehr <strong>auf</strong> den Konditionierungskäfig mit Angst.<br />

Durch die drei beschriebenen Bahnen: die subkortikale direkte Bahn vom sensorischen<br />

Thalamus, die höhere Bahn vom sensorisch-spezifischen Kortex und die Bahn, die<br />

Informationen über den allgemeinen Kontext von der Hippocampusformation zur Amygdala<br />

leitet, „ist die Amygdala in der Lage, die emotionale Bedeutung sowohl einzelner Reize als<br />

auch komplexer Situationen zu verarbeiten“ (LeDoux, 1998, S. 181).<br />

Es erscheint plausibel, dass die affektiven Anreiz- und Belohungsmechanismen der<br />

basalen Motive über die subkortikale Bahn und die Hippocampus-Bahn vermittelt werden.<br />

Über die subkortikale Bahn können spezifische Hinweisreize, die <strong>auf</strong> der Grundlage früherer<br />

Lernerfahrungen emotional bedeutsam sind, sehr schnell und unterhalb der Ebene bewusster<br />

kortikaler Verarbeitung vegetative Erregungszustände auslösen. Die Hippocampusformation<br />

ermöglicht zusätzlich die verschiedenen Reizelemente einer Situation zu einer kohärenten<br />

Kontextrepräsentation zu integrieren, die von der Amygdala ebenfalls hinsichtlich ihrer<br />

emotionalen Bedeutsamkeit bewertet werden.<br />

Obwohl die bisherigen Ausführungen zu den motivrelevanten zentralen<br />

Steuerungsmechanismen teilweise einen eher spekulativen Charakter besitzen, ist die

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