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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Diskussion 73<br />

emotionalen Reaktivität der Probanden und der emotionalen Bedeutsamkeit der Filmszenen<br />

negative Zusammenhänge ausweisen, liegt eher die Annahme einer ausgeprägteren<br />

Orientierungsreaktion nahe. Es treten an den Stellen, wo man stärkere affektive <strong>Reaktionen</strong><br />

erwarten würde, geringere Steigerungen der Herzrate <strong>auf</strong>. Dies steht im Einklang mit der <strong>auf</strong><br />

der Intake-Rejection-Hypothese (Lacey et al., 1963) begründeten Alternativhypothese, dass<br />

emotional bedeutsame Reize mit einer stärkeren Reiz<strong>auf</strong>nahme (Intake) einhergehen und<br />

folglich eine Dezeleration der Herzrate wahrscheinlich ist (siehe Abschnitt 2.3.3). Weiterhin<br />

müssen diese Ergebnisse im Zusammenhang mit den Befunden von Hubert et al. (1991)<br />

betrachtet werden, die unabhängig von der Valenz der dargebotenen Filmszenen innerhalb der<br />

ersten 2 bis 3 Minuten bei ihren Probanden eine Dezeleration der Herzrate feststellten.<br />

Denkbar ist, dass die gefundenen Veränderungen der Herzrate eine mehr oder weniger starke<br />

Zuwendung zum Reiz anzeigen, die jedoch zunächst inhaltlich unspezifisch ist. Die<br />

methodischen Konsequenzen dieser Befunde werden unter (2b) diskutiert.<br />

Zusammenfassend implizieren die Ergebnisse zwar die Interpretation der geringeren<br />

physiologischen Reaktivität der Probanden als ausgeprägtere Orientierungsreaktion, trotzdem<br />

muss berücksichtigt werden, dass sich bei den impliziten Motiven die negativen Korrelationen<br />

mit der Herzrate und der SCR-Amplitudenfrequenz nur für das Macht- und Leistungsmotiv,<br />

nicht aber für das Anschlussmotiv gezeigt haben. Aufgrund dieser interessanten<br />

Differenzierung innerhalb der impliziten Motive werde ich im Folgenden auch <strong>auf</strong> die<br />

Interpretationsvariante einer geringeren affektiven Reaktivität hoch macht- bzw.<br />

leistungsmotivierter Probanden Bezug nehmen.<br />

(1a) Interpretiert man die beobachteten Effekte nicht als Orientierungsreaktion,<br />

sondern als geringere affektive und damit physiologische Reaktivität hoch Machtmotivierter,<br />

so lässt sich vor dem Hintergrund, dass es sich beim Machtmotiv um ein Motiv handelt, das<br />

oft als sozial unerwünscht begriffen wird und deshalb in vielen Fällen nicht impulsiv<br />

ausgelebt, sondern durch eine starke Impulskontrolle gehemmt wird, vermuten, dass sich die<br />

Impulskontrolle auch <strong>auf</strong> die physiologischen <strong>Reaktionen</strong> erstreckt. Damit, dass Menschen<br />

mit einem starken Machtmotiv gleichzeitig starke Inhibitionstendenzen zeigen können<br />

(McClelland, 1975), wäre erklärbar, dass hoch machtmotivierte Probanden <strong>auf</strong> alle Szenen<br />

gleichermaßen physiologisch weniger stark ansprechen. McClelland und Davis (1972) haben<br />

ein Maß zur Messung von Inhibitionstendenzen <strong>anhand</strong> von verneinten Aussagen in den<br />

TAT-Geschichten entwickelt. Der TAT bietet damit die Option, eine Auswertung hinsichtlich<br />

der Stärke der Inhibitionstendenzen vorzunehmen. Diese wurde jedoch in der vorliegenden

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