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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Diskussion 74<br />

Untersuchung nicht genutzt. In folgenden Studien wäre es sinnvoll, die Auswertung<br />

entsprechend vorzunehmen und den Einfluss möglicher Inhibitionstendenzen zu kontrollieren.<br />

(1b) Vor dem Hintergrund der von Brunstein (1998) vorgeschlagenen Unterteilung in<br />

Wirkungs- und Bindungsmotive, wobei das Leistungs- und das Machtmotiv zum<br />

Wirkungsmotiv zusammengefasst und vom Anschlussmotiv als Bindungsmotiv unterschieden<br />

werden, kann man einen weiteren interessanten Aspekt diskutieren. Die Bezeichnung<br />

‚Wirkungsmotiv’ macht schon deutlich, dass die mit dem Ausleben des Leistungs- und<br />

Machtmotivs verbundenen Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Leistungssport oder<br />

Ausübung von Macht und Einfluss <strong>auf</strong> andere, das Aufsuchen intensiverer und extremerer<br />

Situationen voraussetzen, als es etwa beim Anschlussmotiv der Fall ist. Nun kann man<br />

vermuten, dass hoch macht- bzw. leistungsmotivierte Probanden, die sich in der Regel mit<br />

vergleichsweise extremen Situationen konfrontieren, um ihre Motive zu befriedigen, <strong>auf</strong> die<br />

relativ entspannte Laborsituation und die dargebotenen Filmszenen viel weniger angespannt<br />

reagieren als die anschlussmotivierten Probanden. An dieser Stelle ist auch zu bedenken, dass<br />

das Konsumverhalten bei Fernseh- oder Kinofilmen ebenfalls mit der Ausprägung der<br />

impliziten Motive im Zusammenhang steht. Studien zeigen, dass stark Machtmotivierte<br />

vermehrt Filme mit Gewaltdarstellungen konsumieren (McClelland, Davis, Kalin und<br />

Wanner, 1972). Denkbar wäre, dass dadurch ein Habituationseffekt gegenüber <strong>auf</strong>regenden<br />

Filmszenen eintritt, der zu einer verringerten emotionalen und folglich auch physiologischen<br />

Erregung in Reaktion <strong>auf</strong> die Filmszenen führt. Empfehlenswert für folgende Studien wäre<br />

also, das Konsumverhalten bei Filmen zu erfassen und den Einfluss <strong>auf</strong> die Zusammenhänge<br />

zwischen den Filmszenen und den physiologischen <strong>Reaktionen</strong> zu kontrollieren.<br />

(1c) Nimmt man an, dass bei den hoch Machtmotivierten eine ausgeprägtere<br />

Orientierungsreaktion beobachtet wurde, so ist es schwierig, die Ursachen dafür zu finden,<br />

ohne zu wissen welche Charakteristika der Reize diese Orientierungsreaktion auslösen.<br />

Handelt es sich allgemein um eine Disposition zu einer stärkeren Orientierungsreaktion <strong>auf</strong><br />

alle unbekannten Reize oder ist sie spezifisch für die Wahrnehmung sozialer Situationen? Das<br />

ließe sich in zukünftigen Studien prüfen, indem man einen neutralen Kontrollfilm (z.B. über<br />

eine technische Bedienungsanleitung) einsetzt. Bleiben die beobachteten Effekte beim<br />

Kontrollfilm aus, ist dies ein Hinweis dar<strong>auf</strong>, dass die Filminhalte nicht beliebig sind, sondern<br />

soziale Interaktionen erforderlich sind, um die gefundenen Zusammenhänge zu replizieren.<br />

(1d) In diesem Zusammenhang könnte man die gefundenen Zusammenhänge damit<br />

erklären, dass sich ja prinzipiell jede der dargestellten sozialen Situationen eignen würde, um<br />

das Machtmotiv zu befriedigen. Beispielsweise ist das Radrennen in Filmszene 8 zwar

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