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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Theoretische Grundlagen 4<br />

In dieser Trennung zwischen dem Motiv als überdauernder Bewertungsdisposition und der<br />

aus der Person-Umwelt-Interaktion resultierenden aktuellen Motivation kommt die in der<br />

klassischen Motivationspsychologie bedeutsame Wechselwirkung zwischen Person und<br />

Situation zum Ausdruck. Dieser Wechselwirkungsprozess ist im Grundmodell der klassischen<br />

Motivationspsychologie (siehe Abbildung 1) graphisch dargestellt.<br />

Die beiden Vorreiter dieser Analyseperspektive in der Motivationspsychologie, die<br />

erstmals Verhalten nicht allein <strong>auf</strong> Person oder Situation, sondern <strong>auf</strong> ihre Wechselbeziehung<br />

zurückführten, sind Lewin und Murray.<br />

Kurt Lewin (1936) postulierte die in der Motivationsforschung richtunggebende<br />

Verhaltensgleichung: Verhalten (V) ist eine Funktion der Person (P) und der Umwelt (U).<br />

V = f (P, U)<br />

Innerhalb der Person entstehen Bedürfnisse und Quasibedürfnisse, die die nach Entspannung<br />

drängenden gespannten Systeme bilden. Zum Spannungsausgleich kommt es über die<br />

sensumotorische Grenzzone - dem Bereich, in dem die Person durch Wahrnehmung von<br />

Verhalten mit der Umwelt in Verbindung steht - durch zielführende Aktivitäten, die<br />

schließlich durch die Zielerreichung zur Bedürfnisbefriedung führen.<br />

Die Situation ist nach Lewin psychologisch in verschiedene für die Person bedeutsame<br />

Handlungsgelegenheiten und Ereignisse unterteilbar. In Abhängigkeit von den Bedürfnissen<br />

der Person besitzen diese Bereiche unterschiedliche Valenzen, die den Anreizen der heutigen<br />

Motivationstheorien ähneln.<br />

In Murrays (1938) Beschreibung hingegen findet sich der Interaktionismus des<br />

menschlichen Verhaltens als eine Verkettung von Person-Umweltbezügen wieder. Auf Seiten<br />

der Person beschreibt er Bedürfnisse (needs), die den bedürfnisspezifischen Verlockungen<br />

und Bedrohungen der Situation (press) gegenüberstehen. Innerhalb dieser Parameter kann<br />

wieder genauer differenziert werden. So kann beispielsweise zwischen den angeborenen<br />

viszerogenen Bedürfnissen und den erlernten psychogenen Bedürfnissen unterschiedenen<br />

werden. Außerdem wird zwischen alpha press, den objektiv vorhandenen<br />

Situationsmerkmalen, und beta press, den individuell interpretierten Situationscharakteristika,<br />

differenziert. Beide Parameter need und press verschränken sich zu einem gemeinsamen<br />

Thema, das allerdings nicht unmittelbar beobachtbar ist, sondern aus dem Verhalten<br />

insbesondere den dabei verfolgten Zielen erschlossen werden muss. Die needs einer Person<br />

prägen also ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten, was im gezielten Aufsuchen von potenziell<br />

bedürfnisbefriedigenden Situationen sowie in bedürfniskongruenten Interpretationen und<br />

Aktionen zum Ausdruck kommt. Auf der Annahme, dass Wahrnehmung und Interpretation

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