„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

Theoretische Grundlagen 14
unterschiedliche Lokalisationen im Gehirn zugeschrieben. Festinger (1943) fand bei Ratten
dem basalen Leistungsmotiv ähnelnde interindividuelle Unterschiede in der Bevorzugung
eines herausfordernden gegenüber einem leichten Labyrinth. Diese Beobachtungen belegen
die bereits erwähnte Vermutung, dass basale Motive auf direkten affektiven Erfahrungen
beruhen, die auch bei Tieren zu beobachten sind. „It seems likely that these motives are
mediated by more primitive midbrain structures than are the self-attributed motives that
would be subserved by the highly developed cerebral cortex“ (McClelland et al., 1989, p.
698).
LeDoux (1998) entdeckte auf der Suche nach dem Ursprung der Emotionen im
Gehirn, dass die potenziell furchtauslösenden sensorischen Reize auf verschiedenen Wegen
im Gehirn verarbeitet werden (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2. Die zwei Wege der Verarbeitung emotionaler Reize (Le Doux, 1998, S. 175)
Sensorische Reize werden zunächst im Thalamus verarbeitet, der gleichzeitig auf zwei
Bahnen Informationen zur Amygdala schickt. Ein Teil des Thalamus schickt Informationen
zum visuellen Kortex, wo diese zu einer detaillierten Reizrepräsentation verarbeitet werden,
die dann zur Amygdala geleitet wird. Ein anderer Teil des Thalamus, der zentrale Kern, leitet
die Reize auf dem „niederen“ Weg direkt, d. h. ohne kortikale Beteiligung vom sensorischen
Thalamus, zur Amygdala. Diese subkortikale Bahn vom sensorischen Thalamus zur
Amygdala liefert zwar nur eine sehr unspezifische Reizrepräsentation, ist jedoch viel
schneller und ermöglicht ein schnelles Reagieren auf Reize.
Nach Pinel (2001) gilt die Amygdala als die Gehirnstruktur in der die emotionale
Bedeutung sensorischer Reize gelernt und gespeichert wird. Die Beurteilung der Bedeutung