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„Motivdiagnostik anhand physiologischer Reaktionen auf Filmszenen“

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Theoretische Grundlagen 11<br />

Grundlage in einem ganz bestimmten neurohormonellen Profil. Beim Machtmotiv werden<br />

vermehrt Norepinephrin und Testosteron ausgeschüttet (McClelland, Ross & Patel, 1985;<br />

Schultheiss, Campbell & McClelland, 1999). Hinter dem Leistungsmotiv vermutet man eine<br />

verstärkte Produktion von Vasopression und dem Anschlussmotiv soll eine erhöhte<br />

Dopaminausschüttung zugrunde liegen (McClelland, 1989; McClelland, Patel, Stier &<br />

Brown, 1987).<br />

Die motivationalen Selbstbilder dagegen besitzen weder eine genetische Grundlage,<br />

noch entwickeln sie sich in der frühen Kindheit. Vielmehr setzt ihre Entwicklung die<br />

Ausbildung bestimmter kognitiver Schemata und Werte voraus, weshalb sie erst später in der<br />

individuellen Entwicklung angelegt werden. Eine entscheidende Rolle spielen dabei<br />

Sozialisationserfahrungen im Sinne einer expliziten Vorgabe wichtiger Ziele und Werte durch<br />

die Bezugspersonen. Diese Werte und Ziele sind als sprachlich repräsentierte kognitive<br />

Schemata organisiert, die bei der bewussten Verhaltenssteuerung und -planung insbesondere<br />

bei der Aktivierung selbstbezogener Kognitionen, angeregt werden (Rheinberg, 2002).<br />

Zu den Entwicklungsbedingungen von impliziten Motiven machten McClelland und<br />

Pilon (1983) in einer Längsschnittuntersuchung, die im Jahr 1951 von Sears, Maccoby und<br />

Levin (1957) angestoßen worden war, interessante Entdeckungen. Damals wurden die Mütter<br />

5-jähriger Kinder über ihre Erziehungspraktiken befragt. Diese Ergebnisse wurden 26 Jahre<br />

später mit den Ausprägungen der impliziten (TAT) und expliziten (Fragebogen) Motive der<br />

nunmehr 31-jährigen Kinder verglichen. Insbesondere für das Leistungs- und das Machtmotiv<br />

konnten Beziehungen zwischen bestimmten Erziehungspraktiken im Kindesalter und den<br />

späteren Motivausprägungen gefunden werden. Ein hohes implizites Leistungsmotiv findet<br />

man gehäuft bei Personen, die früh zur Sauberkeit und zu festen Fütterungszeiten erzogen<br />

wurden. Explizit leistungsorientierte Personen waren dagegen schon früh mit Leistungs- und<br />

Selbstständigkeitsanforderungen konfrontiert worden. Bei einem hohen impliziten<br />

Machtmotiv wurde in der Kindheit aggressives und sexualisiertes Verhalten toleriert, beim<br />

expliziten Machtmotiv reagierten die Eltern dar<strong>auf</strong> eher dominant mit harter Bestrafung.<br />

Brunstein (2002) verweist <strong>auf</strong> die Übereinstimmung mit der Annahme einer früheren,<br />

vorsprachlichen Entwicklung der basalen Motive, da die Reinlichkeitserziehung viel früher<br />

abgeschlossen und viel weniger an explizite verbale Einwirkung gebunden ist als die<br />

Erziehung zu Leistungsverhalten und Pflichterfüllung.<br />

Die Vorstellung, dass Lernerfahrungen, die ein Individuum in seiner frühesten<br />

Kindheit macht, so stark und löschungsresistent sein könnten, dass sie über Jahrzehnte bis ins<br />

Erwachsenenalter erhalten bleiben, erscheint mit Blick <strong>auf</strong> die Ergebnisse aus

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