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<strong>ORS</strong><br />
GESCHÄFTSBERICHT<br />
<strong>2021</strong><br />
Neutral, flexibel, achtsam.<br />
1
<strong>ORS</strong> ist die Chancengleichheit der Geschlechter wichtig. Im vorliegenden <strong>Geschäftsbericht</strong><br />
verwenden wir eine gendergerechte Sprache und wollen damit Frauen, Männer<br />
und nichtbinäre Personen gleichermassen sichtbar machen.<br />
2
INHALT<br />
Editorial: Chancen nutzen<br />
Facts & Figures <strong>ORS</strong> Gruppe<br />
<strong>ORS</strong> Schweiz – genutzte Chancen in Krisenzeiten<br />
Senad Delic – vom Ritter der Landstrasse zum Lenker eines Asylzentrums<br />
Leeann Grace – von der Geflüchteten zur Sprachlehrerin<br />
Julian Gerber – Einsatz für bessere Chancen am Arbeitsmarkt<br />
<strong>ORS</strong> Deutschland – Wachstum trotz Corona<br />
Wahid Karimi – vom Sprachtalent zur Leitung Betreuung<br />
Christian Hess – vom Asylbetreuer zum Technikverantwortlichen<br />
Natalia Borovik – von Ostsibirien nach Sigmaringen<br />
<strong>ORS</strong> Italien – im Spannungsfeld zwischen Erwartung und Vollzug<br />
Cinzia Sollai – die zweite Chance kann die bessere sein<br />
<strong>ORS</strong> Österreich – Meilensteine <strong>2021</strong><br />
Sigrid Bauly - Lebenserfahrung als Chance zur beruflichen Neuorientierung<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
HR-Zahlen<br />
Jahresergebnis <strong>2021</strong><br />
<strong>ORS</strong> Advisory Board – Interview mit Thomas Bäumer<br />
Gruppenleitung und Führungswerte<br />
Unsere Werte<br />
Glossar<br />
Unsere Standorte<br />
Impressum<br />
4<br />
6<br />
8<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
22<br />
24<br />
26<br />
28<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
40<br />
42<br />
46<br />
48<br />
50<br />
52<br />
54<br />
55<br />
3
EDITORIAL<br />
«Das Commitment<br />
unserer Kolleg*innen<br />
ist unser Rückgrat in<br />
turbulenten Zeiten.<br />
Krisen zeigen Talente<br />
auf, die vorher<br />
unsichtbar waren.»<br />
Liebe Leser*innen<br />
Wir alle haben täglich die Chance, uns weiterzuentwickeln. Dies zeigt sich im Berufsalltag<br />
und in wichtigen Lebensentscheidungen. Es liegt an uns, diese Chancen zu erkennen und zu<br />
ergreifen. In den vergangenen Jahren durfte ich mehrfach erleben, wie unsere Kolleg*innen<br />
aktiv mit angepackt und Krisen gemeistert haben. Aus Situationen wie diesen ergeben sich<br />
Chancen, weiterzukommen und zum Beispiel in eine Führungsrolle hineinzuwachsen. Die<br />
Portraits in diesem <strong>Geschäftsbericht</strong> zeigen beispielhaft auf, welche spannenden Perspektiven<br />
sich ergeben können, wenn man an sich glaubt und die sich bietenden Gelegenheiten<br />
ergreift.<br />
Nach der Krise ist vor der Krise<br />
Der Umgang mit Corona ist mittlerweile zur Routine geworden und hat uns dennoch viel<br />
abverlangt. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir während der Coronapandemie<br />
4
jederzeit die mit unseren Auftraggebern vereinbarten Dienstleistungen erbringen konnten.<br />
Die Auseinandersetzung mit teils kritischen Medien und ideologisch geprägten Organisationen<br />
hat uns gelehrt, uns nicht verunsichern zu lassen. Unsere Arbeit stand mehrfach auf<br />
dem Prüfstand und das hat uns stärker gemacht. Hier haben wir auch den Rückhalt unserer<br />
Auftraggeber gespürt, denen es wichtig war, sich jederzeit auf unsere Loyalität und Professionalität<br />
verlassen zu können.<br />
Unsere Annahme, dass nach der Coronazeit eine «ruhigere» Phase eintreten würde, wurde<br />
vor wenigen Monaten durch den Kriegsausbruch in der Ukraine widerlegt. Die Krise rollte<br />
mit Wucht über uns hinweg, und nicht zum ersten Mal blicke ich mit grossem Stolz auf all<br />
unsere Teams, die auch diese Herausforderung beherzt und pragmatisch annehmen.<br />
Mehr Effizienz durch Digitalisierung<br />
Der gesamte Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch, wovon auch wir betroffen sind.<br />
Während der Coronazeit haben wir unsere Prozesse digitalisiert, u. a. im HR-Bereich, bei<br />
den Finanzen und im Weiterbildungsbereich. Ein Grossteil unseres Kursangebots ist nun<br />
online abrufbar, und unsere Mitarbeitenden in den Headquarters sowie an den Bürostandorten<br />
können dank des neu eingeführten «Flexwork»-Modells auch von unterwegs oder aus<br />
dem Homeoffice arbeiten. Diese und viele weitere Massnahmen haben zu einer deutlichen<br />
Effizienzsteigerung geführt, die sich nun auch in den Zahlen niederschlägt – unser operatives<br />
Ergebnis hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert und trägt zur weiteren Stabilisierung<br />
der <strong>ORS</strong> Gruppe bei. Das wichtigste Ziel haben wir dabei stets vor Augen, nämlich unsere<br />
gesamte Energie in den Dienst unserer Auftraggeber und der Menschen zu stellen, die in<br />
den von uns geführten Unterkünften leben.<br />
Erfahrung als Chance<br />
Die Geschichte von <strong>ORS</strong> ist eine schöne Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr blicken wir auf<br />
30 Jahre <strong>ORS</strong> zurück. Im Jahr 1992 in der Schweiz gegründet, gehören wir heute in Europa<br />
zu den führenden Unternehmen für vom Staat ausgelagerte Dienstleistungen im Migrationsbereich.<br />
Wir wollen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern setzen alles daran,<br />
auch in Zukunft mit Qualität und Know-how eine verlässliche Partnerin für die öffentliche<br />
Hand zu sein. Das ist ihre und unsere Chance. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre<br />
unseres <strong>Geschäftsbericht</strong>s.<br />
Herzliche Grüsse<br />
Jürg Rötheli<br />
5
FACTS & FIGURES<br />
Stand: 31.12.<strong>2021</strong><br />
6
4 Länder operativ<br />
2 Ländervertretungen<br />
1 EU Liaison Office<br />
7 Länder<br />
CH Zürich<br />
DE Freiburg<br />
AT Wien<br />
IT Rom<br />
ES Madrid<br />
GR Athen<br />
BE Brüssel<br />
Anzahl Mitarbeitende<br />
CH 900+<br />
1’400+<br />
DE 450+<br />
IT 100+<br />
AT 5+<br />
+ 14 %<br />
80+<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
Mandate<br />
CH 60+<br />
DE 10+<br />
IT 3<br />
AT 2<br />
Bettenkapazität<br />
14’000+<br />
CH<br />
8’000+<br />
DE 5’500+<br />
IT 700+<br />
AT 100+<br />
+ 28 %<br />
7
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
01/<strong>2021</strong><br />
Umsetzung des 5-stufigen Integrationsmodells<br />
der Neustrukturierung des<br />
Asyl- und Flüchtlingsbereichs im Kanton<br />
Bern (NaBe) und Inbetriebnahme<br />
Bundesasylzentrum für renitente Asylsuchende<br />
in Les Verrières (NE)<br />
06/<strong>2021</strong><br />
Inbetriebnahme<br />
der Wohnsiedlung<br />
Uferweg Burgdorf (BE)<br />
als Kollektivunterkunft<br />
02/<strong>2021</strong><br />
<strong>ORS</strong> wird Mitglied im<br />
Verein «Myni Gmeind»<br />
04/<strong>2021</strong><br />
Ausbau der Betreuungsteams in<br />
den Bundesasylzentren mit<br />
Konfliktmanager*innen<br />
«Floorwalker»<br />
JANUAR<br />
FEBRUAR<br />
MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />
8
08/<strong>2021</strong><br />
Schweiz<br />
Bestätigung Mandat für Stadt Dübendorf (ZH)<br />
09/<strong>2021</strong><br />
Zuschlag Mandat Aargau «für besondere und<br />
aussergewöhnliche Lage»<br />
10/<strong>2021</strong><br />
Start «Betreutes Kochen» im<br />
BAZ Basel und im BAZ Kappelen (BE).<br />
Umzug vom Rückkehrzentrum Adliswil<br />
(ZH) ins Durchgangszentrum Sonnenbühl<br />
Ober-Embrach (ZH)<br />
11/<strong>2021</strong><br />
Anerkennung pflegemedizinische<br />
Betreuung als<br />
SPITEX-Dienstleisterin im<br />
Kanton Freiburg<br />
12/<strong>2021</strong><br />
Erfolgreiche Einbindung<br />
der digitalen<br />
Datenerfassung zur<br />
Betreuung von Asylsuchenden<br />
in den<br />
Bundesasylzentren im<br />
NAVISION-EDV-<br />
System<br />
JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER<br />
9
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
<strong>ORS</strong> Schweiz – genutzte Chancen in Krisenzeiten<br />
Unsere Teams in den mehrheitlich<br />
als Kollektivunterkünfte betriebenen<br />
Einrichtungen waren Coronabedingt<br />
regelmässig mit den Folgen<br />
von Quarantäne- und Isolationsmassnahmen<br />
beschäftigt. Es ist uns<br />
gelungen, trotz teils erheblichen Mehraufwands,<br />
den Zentrumsalltag jederzeit<br />
sicherzustellen. Dabei hat sich die gute<br />
Zusammenarbeit mit unseren Auftraggebern<br />
auf den Ebenen Bund, Kantone<br />
und Gemeinden überall bewährt.<br />
Bund<br />
In den Bundesasylzentren konnte durch<br />
den Einsatz von sogenannten «Floorwalkern»<br />
ein wesentlicher Beitrag zur<br />
Gewaltprävention geleistet werden.<br />
Das Konfliktpräventionskonzept wurde<br />
inzwischen erfolgreich schweizweit<br />
eingeführt. Zudem wurde <strong>ORS</strong> die<br />
Betreuungsleitung des speziellen Zentrums<br />
für renitente Asylsuchende in Les<br />
Verrièrs (NE) übertragen. Als sinnvolle<br />
Beschäftigungsaktivität hat sich die<br />
Einbindung der Asylsuchenden in die<br />
Zubereitung von Speisen erwiesen. So<br />
wurde in den BAZ Basel und Kappelen<br />
(BE) das «Betreute Kochen» eingeführt.<br />
Kantonsmandate<br />
In den Kantonsmandaten Solothurn,<br />
Bern und Zürich konnte die tadellose<br />
Betreuungsarbeit in den Durchgangs-<br />
und Rückkehrzentren fortgesetzt<br />
werden. Auch Anfeindungen aus<br />
Helferkreisen und von politisch motivierten<br />
Aktivist*innen konnten den<br />
Fokus auf professionelle und wertneutrale<br />
Betreuungsarbeit nicht verhindern.<br />
Im Bericht zu einer Untersuchung<br />
der nationalen Kommission zur<br />
Verhinderung von Folter im Auftrag<br />
des Kantons Bern wird festgehalten,<br />
dass die Arbeit unserer Mitarbeitenden<br />
anerkannt und geschätzt wird.<br />
Die daraus für die Rückkehrzentren im<br />
Kanton Bern resultierenden Verbesserungsvorschläge,<br />
insbesondere in<br />
Bezug auf die Infrastruktur, wurden<br />
aufgenommen, und Massnahmen zur<br />
Optimierung der Lebensbedingungen<br />
der betreuten Menschen wurden<br />
ergriffen.<br />
Im Kantonsmandat Zürich stand<br />
der Umzug der Bewohnenden samt<br />
Inventar des baufälligen Rückkehrzentrums<br />
Adliswil nach Ober-Embrach<br />
im Mittelpunkt. Das Zentrum Sonnen-<br />
10
Schweiz<br />
bühl wurde schon einmal vor Jahren<br />
von <strong>ORS</strong> betrieben, sodass der örtliche<br />
Wechsel wie ein Nach-Hause-Kommen<br />
erlebt wurde.<br />
Aufgrund der demografischen Entwicklung<br />
kommt der Betreuung<br />
und Pflege von kranken und alten<br />
Menschen in den Flüchtlingsstrukturen<br />
eine wachsende Bedeutung zu.<br />
Wir haben im letzten Jahr für diesen<br />
Personenkreis ein spezielles Betreuungs-<br />
und Pflegekonzept entwickelt<br />
und in Abstimmung mit dem Kanton<br />
Freiburg implementiert. Als SPITEX<br />
anerkannte Organisation können<br />
unsere pflegemedizinischen Leistungen<br />
inzwischen direkt mit den<br />
Krankenkassen abgerechnet werden.<br />
Integration<br />
Die Integration von Flüchtlingen<br />
in den Gemeindemandaten und im<br />
kantonalen Mandat Emmental-Oberaargau<br />
(BE) stellt sich als grosse<br />
Aufgabe dar. Mit unserem 5-stufigen<br />
Integrationsmodell begleiten wir im<br />
Kanton Bern die uns zugewiesenen<br />
Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit.<br />
Neben Sprachkursen und<br />
Qualifikationsmassnahmen vermitteln<br />
wir arbeitsfähige Menschen in den<br />
Arbeitsmarkt und sorgen dafür, dass<br />
sie in eigene Wohnungen umziehen<br />
können.<br />
Zudem freuen wir uns über den Zugewinn<br />
bzw. die Bestätigung von neuen<br />
und bestehenden Mandaten in der<br />
Deutschschweiz. Wir blicken besonders<br />
erfreut auf die Fortsetzung unseres<br />
Mandats in der Stadt Dübendorf, wo<br />
sich auch die zentrale Anlaufstelle<br />
für alle Gemeinde- und Integrationsmandate<br />
im Raum Zürich und Aargau<br />
befindet.<br />
Sicherheit und Sauberkeit<br />
Eine saubere Unterkunft und die<br />
Einhaltung von Sicherheitsstandards<br />
sind wesentliche Voraussetzungen für<br />
ansprechende Lebensbedingungen<br />
in den Asylunterkünften. Um dem<br />
Sicherheits- und Ordnungsaspekt<br />
gerecht zu werden, setzt <strong>ORS</strong> seit <strong>2021</strong><br />
einen vollamtlichen «Leiter Sicherheit<br />
und Sauberkeit» ein, der die gewohnt<br />
hohen Standards überprüft und Optimierungen<br />
veranlasst.<br />
11
«Wer offen ist für<br />
Veränderungen,<br />
dem bieten sich<br />
Chancen, sich zu<br />
verändern. Man<br />
muss nur noch<br />
zugreifen.»<br />
Senad Delic<br />
Senad Delic, Jahrgang 1988, geboren in Bosnien und aufgewachsen in<br />
der Schweiz. Er hat das Steuern von LKWs aufgegeben, um Menschen<br />
im Rückkehrzentrum Gampelen BE den zeitlich befristeten Aufenthalt so<br />
angenehm wie möglich zu gestalten.<br />
12
Vom Ritter der Landstrasse zum<br />
Lenker eines Asylzentrums<br />
Am Steuer eines 40-Tonners zu sitzen<br />
und Güter von A nach B zu transportieren,<br />
bestimmte über mehrere<br />
Jahre den Berufsalltag von Senad Delic.<br />
Die Ungewissheit, ob es auf den<br />
Touren reicht, rechtzeitig am Abend<br />
wieder zu Hause bei der Familie zu<br />
sein, hat ihn zunehmend unzufrieden<br />
gemacht. «Senad, du bist der richtige<br />
Mann für <strong>ORS</strong>. Du musst zu uns<br />
kommen.» Die Worte seines Nachbarn,<br />
der bereits ein <strong>ORS</strong>-ler war,<br />
lösten Interesse aus, sich gedanklich<br />
und beruflich mit Asylsuchenden zu<br />
beschäftigen.<br />
Der Reihe nach: Kurz nach seiner Geburt<br />
in Bosnien siedelt die Familie<br />
über in die Schweiz. Nach der obligatorischen<br />
Schule absolviert er eine<br />
Ausbildung zum Maler. Die handwerkliche<br />
Ausbildung und die Berufspraxis<br />
als LKW-Chauffeur sind<br />
gute Voraussetzungen, sich für Unterhaltsaufgaben<br />
im Rückkehrzentrum<br />
Gampelen (BE) zu bewerben.<br />
«Ich packe dort an, wo<br />
ich gebraucht werde,<br />
und helfe, wo Not ist.»<br />
Seine Menschenkenntnis hilft ihm,<br />
sich im Umgang mit den dort lebenden<br />
Menschen mit einem negativen<br />
Asylentscheid schnell zurechtzufinden.<br />
Die Hilfsbereitschaft und der<br />
korrekte Auftritt verschaffen ihm Anerkennung.<br />
Schon bald übernimmt<br />
er die stellvertretende Teamleitung<br />
und wird später gefragt, ob er bereit<br />
ist, die Gesamtverantwortung für die<br />
Unterkunft zu übernehmen. «Ich arbeite<br />
gerne mit Menschen und freue<br />
mich, wenn es läuft. Was du mit Menschen<br />
erlebst, ist unbezahlbar», meint<br />
Senad und fügt gleich noch hinzu,<br />
dass er alle gleichbehandelt, egal<br />
welchen Asylstatus sie haben. Selbst<br />
in schwierigen Situationen bleibt er<br />
besonnen. Im letzten Jahr wurde er<br />
Opfer eines Messerangriffs, den er<br />
glücklicherweise nur mit leichten<br />
Verletzungen überstanden hat. Angst<br />
hat er dennoch nicht im Job.<br />
«Du lernst nie aus. Darum bin ich<br />
sehr dankbar, dass mir <strong>ORS</strong> die<br />
Chance gibt, mich im Leadership zu<br />
fördern.» Er möchte seine Erfahrungen<br />
weitergeben – sowohl im Bereich<br />
der Betreuungsarbeit als auch als<br />
Mensch. Wenn es ihm gut geht, sollen<br />
auch andere davon profitieren. So<br />
hat er es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
jeden Monat mindestens einer armutsbetroffenen<br />
Familie zu helfen –<br />
egal, ob in der Schweiz oder in seiner<br />
bosnischen Heimat. «Wenn du das<br />
Lächeln der Menschen siehst, denen<br />
geholfen wird, ist das mehr wert als<br />
Gold. Wenn du gibst, bekommst du<br />
meistens mehr zurück.»<br />
Auch die Zentrumsbewohnenden sollen<br />
von Senads Erfahrungen profitieren.<br />
Der gelernte Maler möchte Farbe<br />
kaufen und mit den im Zentrum lebenden<br />
Menschen die Flure und Aufenthaltsräume<br />
auffrischen. Eine Chance,<br />
Abwechslung in den Alltag zu bringen,<br />
und eine Gelegenheit, die Lebensumgebung<br />
schöner zu gestalten.<br />
13
«Menschen, die<br />
verstanden werden<br />
und sich<br />
verständlich<br />
machen können,<br />
haben bessere<br />
Chancen, sich<br />
zu integrieren.»<br />
Leeann Grace Isegere<br />
Leeann «Tata» Grace wurde 1993 in Afrika geboren. Bis heute verehrt sie<br />
ihre Grossmutter Tata, der es als Kind nicht erlaubt war, zur Schule zu<br />
gehen. Tata hätte nie zugelassen, dass ihre Kinder und Enkelkinder keine<br />
Bildung erhalten. Leeann befindet sich in den letzten Zügen ihres Masterstudiums<br />
in Sprachwissenschaften. Seit einem Jahr unterrichtet sie als<br />
<strong>ORS</strong>-Sprachlehrerin für Flüchtlinge im Kanton Freiburg.<br />
14
Bildung ist die beste Chance: von der<br />
Geflüchteten zur Sprachlehrerin<br />
In vielen Ländern Afrikas ist der<br />
Schulbesuch an die Zahlung von<br />
Schulgeld gebunden. Die Eltern erwarten<br />
daher von ihren Kindern,<br />
dass sie eines Tages zu etwas Gutem<br />
werden. Leeann hat gemischte Erinnerungen<br />
an ihre Schulzeit in Afrika.<br />
Sie wollte nach der Schule Türsteherin<br />
werden, um Menschen und<br />
ihre Wohnungen zu schützen. Als sie<br />
ihrer Mutter davon erzählte, erhielt<br />
sie statt Bewunderung Stockschläge.<br />
Schliesslich, so die Vorstellung<br />
ihrer Eltern, finanziert man eine teure<br />
Schulausbildung nicht für eine so<br />
billige Arbeit.<br />
Heute lacht Leeann über ihre naive<br />
und kindliche Vorstellung. Dennoch<br />
ist die Leidenschaft, Menschen zu beschützen,<br />
bis heute ungebrochen.<br />
Leeann ist aufgrund politischer Unruhen<br />
in die Schweiz geflohen. Sie<br />
verbrachte die ersten Monate in<br />
einem Bundesasylzentrum in der<br />
Westschweiz. Später wurde sie dem<br />
Kanton Freiburg zugewiesen und als<br />
Flüchtling anerkannt. «Es waren die<br />
Mitarbeiter*innen von <strong>ORS</strong>, die mir<br />
in dieser fremden Welt Sicherheit<br />
und Menschlichkeit vermittelt haben.»<br />
Sie lernt Französisch in einem<br />
Sprachkurs. Für sie war «Bonjour»<br />
keine Begrüssung, sondern ein undefinierbarer<br />
Laut. Doch nach und nach<br />
macht sie sich mit der neuen Sprache<br />
und den neuen Strukturen vertraut,<br />
sodass sie unbeschwert aufwachsen<br />
konnte. Als Geflüchtete in der<br />
Schweiz studiert sie nach der Schule<br />
Psychologie und Sprachen. Während<br />
ihrer gesamten Integration wird sie<br />
von <strong>ORS</strong> begleitet.<br />
«Ich bin dankbar, dass<br />
ich in meiner neuen<br />
Heimat so viele Möglichkeiten<br />
hatte.»<br />
Nach dem Studium wird der berufliche<br />
Traum, den sie schon als kleines<br />
Mädchen geäussert hatte, wieder lebendig.<br />
Leeann bewirbt sich als Begleiterin<br />
und Mediatorin bei <strong>ORS</strong><br />
und beginnt, an dem Ort zu arbeiten,<br />
der viele Jahre zuvor ein Wendepunkt<br />
in ihrem Leben darstellte: dem Bundesasylzentrum.<br />
«Die Flüchtlinge, die<br />
ich begleite, sind für mich ein Spiegel<br />
meiner eigenen Vergangenheit und<br />
Gegenwart. Ich kann Empathie für<br />
diese Menschen empfinden, obwohl<br />
ich auch weiss, dass nicht immer alle<br />
Wünsche nach einem besseren Leben<br />
in Erfüllung gehen können.» Inzwischen<br />
engagiert sich die junge Frau<br />
im Bereich der Integration. Sie unterrichtet<br />
unbegleitete Minderjährige<br />
und Erwachsene in Französisch in<br />
einer Sprachschule, für die <strong>ORS</strong> verantwortlich<br />
ist. Dort hat sie ihre Lebensaufgabe<br />
gefunden: «Menschen,<br />
die verstanden werden und sich verständlich<br />
machen können, haben bessere<br />
Chancen, sich zu integrieren.»<br />
Wenn sie sich heute im Klassenzimmer<br />
umschaut und den Blicken der<br />
vor ihr sitzenden Lernenden begegnet,<br />
erinnert sie sich gerne an ihre<br />
eigene Zeit zurück, als sie im selben<br />
Klassenzimmer lernte, ihre Chance<br />
auf ein neues Leben zu ergreifen.<br />
15
«Wer gewillt ist, sich<br />
zu integrieren, dem<br />
eröffnen sich<br />
meistens auch die<br />
dazugehörigen<br />
Chancen.»<br />
Julian Gerber<br />
Julian Gerber (34) hat eine kaufmännische Lehre absolviert und war, bevor<br />
er bei <strong>ORS</strong> angefangen hat, in der Kundenberatung und im Marketing<br />
tätig. Zudem engagierte er sich in der Administration einer Flüchtlingsunterkunft.<br />
«Es ist wichtig, dass jeder Verantwortung übernimmt und<br />
auch mal über den eigenen «Gartenzaun» hinausdenkt, damit sich neue<br />
Chancen ergeben.»<br />
16
Einsatz für bessere Chancen am<br />
Arbeitsmarkt<br />
Julian Gerber versteht sich als Türöffner<br />
für Menschen, die sich in der<br />
Schweiz als anerkannte oder vorläufig<br />
aufgenommene Flüchtlinge eine neue<br />
Existenz, unabhängig von staatlichen<br />
Unterstützungsleistungen, aufbauen<br />
wollen. Als Jobvermittler arbeitet er<br />
seit 2020 im Kanton Bern. Bei Unternehmen<br />
in der Region Emmental-<br />
Oberaargau fragt er regelmässig den<br />
Personalbedarf ab und vergleicht deren<br />
Anforderungsprofile mit den Qualifikationen<br />
der anerkannten Flüchtlinge,<br />
welche von <strong>ORS</strong> begleitet werden. Ob<br />
Praktikum, Anlehre, Ausbildung oder<br />
Arbeitsstelle, befristet oder unbefristet:<br />
Für Julian ist es wichtig, dass<br />
die gegenseitigen Erwartungen von<br />
den Arbeitgebenden und von der zu<br />
vermittelnden Person bestmöglich<br />
zueinander passen. Dabei ist er sich<br />
bewusst, dass sich das Miteinander in<br />
der Praxis bewähren muss.<br />
Julian arbeitet in der Personalvermittlung<br />
eng mit einem Team von Jobcoaches<br />
zusammen. Diese begleiten die zu<br />
integrierenden Personen und sorgen<br />
mit ergänzenden Qualifizierungsmassnahmen<br />
für bessere Chancen am<br />
Arbeitsmarkt. Gute Sprachkenntnisse<br />
sind dabei die Grundlage.<br />
Der Mensch mit seinen individuellen<br />
Bedürfnissen und Fähigkeiten steht<br />
immer im Mittelpunkt. Wenn von Seiten<br />
der Arbeitsvermittlung alles aufgegleist<br />
ist und sich Dinge plötzlich<br />
wie aus «heiterem Himmel» anders<br />
entwickeln, ist das für Julian enttäuschend.<br />
Dann gilt es, durchzuatmen,<br />
zu analysieren und den Glauben an<br />
neue Möglichkeiten nicht zu verlieren.<br />
Optimismus prägt seinen Berufsalltag.<br />
«Das Wichtigste ist der<br />
Wille, sich auf etwas<br />
Neues einzulassen.<br />
Jeder hat eine Chance<br />
verdient und muss gefördert<br />
werden.»<br />
Eine Begegnung aus dem letzten Jahr<br />
ist ihm in besonderer Erinnerung<br />
geblieben: Ein Mann, der von <strong>ORS</strong><br />
an eine Strassenbaufirma vermittelt<br />
werden konnte, kam in voller Bauarbeitermontur<br />
inklusive Helm zum<br />
<strong>ORS</strong>-Schalter und beschwerte sich,<br />
dass er jetzt schon fünf Minuten warten<br />
musste. Er habe keine Zeit zum<br />
Warten. Er habe schliesslich ein paar<br />
Strassen weiter Asphalt auf dem Boden<br />
und die Walze käme jeden Moment.<br />
Für ihn zähle jede Minute. «Wir dürfen<br />
keine Zeit verlieren, wenn es darum<br />
geht, Chancen zu nutzen.»<br />
Er ist überzeugt, dass Integration<br />
von Asylsuchenden und Flüchtlingen<br />
wichtig ist. So unterschiedlich<br />
die Meinungen und Vorstellungen<br />
darüber sind, so vielfältig ist auch die<br />
Bereitschaft, sich zu engagieren. Es ist<br />
seine Passion, Firmen davon zu überzeugen,<br />
dass es sich lohnt, Menschen<br />
eine berufliche Perspektive zu geben,<br />
die in der Schweiz als anerkannte oder<br />
vorläufig aufgenommene Flüchtlinge<br />
leben. Der Erfolg gibt ihm Recht.<br />
17
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
03/<strong>2021</strong><br />
ZUE Düren<br />
Unterbringung und Alltagsbetreuung,<br />
Verpflegung und Gesundheitsversorgung<br />
Lea Sigmaringen –<br />
Facility Management<br />
Technischer Betrieb, Wartung und<br />
Pflege sämtlicher betriebstechnischen<br />
Anlagen auf dem Gelände<br />
04/<strong>2021</strong><br />
Neueintritt Rheinland-Pfalz:<br />
AfA Hermeskeil &<br />
AfA Kusel<br />
Unterbringung, Alltagsbetreuung und<br />
Sozialberatung<br />
JANUAR<br />
FEBRUAR<br />
MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />
18
Deutschland<br />
10/<strong>2021</strong><br />
Rückkehr nach Berlin:<br />
Eröffnung der GU Bäkestraße<br />
Unterbringung, Alltagsbetreuung<br />
und Sozialberatung<br />
11/<strong>2021</strong><br />
Schliessung<br />
EA Eggenstein<br />
Unterbringung und<br />
Alltagsbetreuung<br />
JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER<br />
19
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
<strong>ORS</strong> Deutschland im zweiten Coronajahr<br />
Frühjahr <strong>2021</strong> – Wachstumsschub<br />
Mit den Zuschlägen in Nordrhein-<br />
Westfalen und Rheinland-Pfalz zum<br />
Jahreswechsel 2020/<strong>2021</strong> brachen turbulente<br />
Zeiten über uns herein. Unser<br />
HR-Team stand vor der Herausforderung,<br />
innerhalb weniger Wochen 150<br />
neue <strong>ORS</strong>-Kolleg*innen zu rekrutieren<br />
und in ihre Arbeit einzuführen.<br />
Dies gelang nur durch eine tatkräftige<br />
Unterstützung unserer Kolleg*innen<br />
aus den Einrichtungen und der <strong>ORS</strong><br />
Gruppe. Die interne Unterstützung<br />
und der Teamzusammenhalt in Krisenzeiten<br />
bewährte sich nicht zum<br />
ersten Mal und macht uns in Bezug<br />
auf das, was wir geschafft haben und<br />
noch kommen wird, stolz und zuversichtlich.<br />
Neue Unterkünfte <strong>2021</strong><br />
In Nordrhein-Westfalen freuten wir<br />
uns über den Start der dritten Unterkunft<br />
ZUE Düren im Regierungsbezirk<br />
Köln, die wir am 1. März eröffneten.<br />
Parallel übernahmen wir die Führung<br />
des Facility Managements in der Landeserstaufnahmestelle<br />
Sigmaringen,<br />
in der wir den technischen Betrieb,<br />
die Wartung und Pflege sämtlicher<br />
betriebstechnischer Anlagen auf dem<br />
Gelände übernehmen durften.<br />
Zum 1. April durften wir neu in Rheinland-Pfalz<br />
starten und die Betreuung<br />
in zwei Unterkünften übernehmen:<br />
Die Zuschläge für die Aufnahmeeinrichtungen<br />
für Asylbegehrende (AfA)<br />
in Kusel und Hermeskeil sind ein wichtiger<br />
Meilenstein für uns. Unsere neue<br />
Auftraggeberschaft, die Aufsichts- und<br />
Dienstleistungsdirektion Trier, begegnete<br />
unseren Konzepten mit grossem<br />
Interesse und wir vertieften den Austausch<br />
sehr schnell. Nach einer intensiven<br />
Aufbauphase erleben wir aber<br />
auch dort Herausforderungen - durch<br />
das ländliche Umfeld sind Fachkräfte<br />
rar und dementsprechend schwierig<br />
ist es, die offenen Stellen zu besetzen.<br />
Wir starteten intern eine umfassende<br />
Initiative zum Ausbau der Rekrutierung,<br />
was u. a. ein grösseres Rekrutierungsteam,<br />
die Suche nach Personal im<br />
Euroraum und eine neue Zusammenarbeit<br />
mit einer Rekrutierungsagentur<br />
bedeutete.<br />
Der Herbst war von der Rückkehr<br />
nach Berlin geprägt: Nachdem wir<br />
20
Deutschland<br />
im Dezember 2020 unsere Unterkunft<br />
in der Colditzstraße an den Folgebetreiber<br />
abgeben mussten, freuten wir<br />
uns umso mehr über die Rückkehr in<br />
die Gemeinschaftsunterkunft «Bäkestraße»,<br />
in der wir einen grossen Teil<br />
des ehemaligen Teams wieder begrüssen<br />
durften. Trotz umfangreicher<br />
Bemühungen, die Erstaufnahmestelle<br />
Eggenstein-Leopoldshafen in der Nähe<br />
von Karlsruhe zu halten, verloren wir<br />
sie im Rahmen einer Ausschreibung<br />
auf Ende November an einen anderen<br />
Betreiber.<br />
Nutzung der digitalen Medien: Mittels 10 Videoclips<br />
werden unsere neuen Kolleg*innen, neben<br />
den regulären Weiterbildungen, fit für den Betreuungsalltag<br />
gemacht.<br />
Die Digitalisierung schreitet voran<br />
Anfang <strong>2021</strong> machten wir einen weiteren<br />
Schritt in der Digitalisierung im<br />
Personalbereich: Unsere Kolleg*innen<br />
können ihre Arbeitszeiten neu<br />
auf dem Handy mittels App erfassen<br />
und verwalten. Auch unsere Dienstplanung<br />
erfolgt digital. Wir haben<br />
Teile unserer Einarbeitung digitalisiert<br />
und unsere Betreuungsprozesse<br />
in Form von mehreren Videoclips<br />
gedreht, um neuen Kolleg*innen<br />
die Einarbeitung zu erleichtern.<br />
Perspektiven 2022<br />
Das Jahr 2022 startet ereignisreich: Wir<br />
haben erstmalig über 500 Mitarbeitende<br />
an Bord, die für <strong>ORS</strong> Deutschland<br />
arbeiten. Am 1. Januar dürfen wir<br />
die Betreuungsdienstleistungen in der<br />
EAE Bonn übernehmen und haben uns<br />
auch in Rheinland-Pfalz vergrössert:<br />
Dort sind wir ab dem 1. Februar für die<br />
gesundheitliche Versorgung ausreisepflichtiger<br />
Personen in der Gewahrsamseinrichtung<br />
für Ausreisepflichtige<br />
(GfA) Ingelheim zuständig.<br />
21
«Mit Geduld und<br />
Erfahrung lassen sich<br />
auch schwierige<br />
Aufgaben meistern.<br />
Ich bin stolz auf mein<br />
Team. Wir haben<br />
Chancen genutzt.»<br />
Wahid Karimi<br />
Wahid Karimi, Jahrgang 1988, geboren in Afghanistan und aufgewachsen<br />
in Österreich, setzt sich seit 12 Jahren bei <strong>ORS</strong> für eine professionelle<br />
Betreuung von Asylsuchenden ein. <strong>2021</strong> wurde er zum Leiter Betreuung<br />
in der ZUE Sankt Augustin befördert.<br />
22
«Es ist ein Privileg, Chancen zu<br />
nutzen.»<br />
Als kleiner Junge hat Wahid schon<br />
davon geträumt, einmal als Schiffskapitän<br />
um die Welt zu reisen. Seine<br />
Reiseträume wurden schnell zur Realität<br />
– allerdings anders als gedacht.<br />
Ende der 90er-Jahre flieht er zusammen<br />
mit seiner Familie aus Afghanistan.<br />
Zu unsicher war das kriegsgeprägte<br />
Leben am Hindukusch.<br />
Wahid findet Zuflucht in Österreich,<br />
lernt schnell Deutsch und schliesst<br />
die Schulzeit mit dem Abitur ab. Bei<br />
Behördenterminen leistet er für seine<br />
Familie und andere afghanisch-stämmige<br />
Menschen Übersetzungsdienste<br />
und wird so zum Kultur- und Sprachvermittler.<br />
Den persönlichen Migrationshintergrund<br />
sieht er als Chance.<br />
Auch wenn er als Heranwachsender<br />
oft auf Unverständnis und Fremdenfeindlichkeit<br />
stösst, hält er an seinem<br />
Motto fest: «Idioten existieren überall.<br />
Lass dich nicht ärgern und demotivieren.<br />
Hab keine Angst und geh<br />
deinen Weg.»<br />
Wahid ist ein Sprachtalent. Neben<br />
Deutsch, Englisch, Russisch und Farsi<br />
spricht er vier weitere Sprachen.<br />
Das Sprachtalent macht er schliesslich<br />
zum Beruf. Er gründet eine Firma<br />
für Dolmetscherdienste mit zuletzt<br />
bis zu 16 Mitarbeitenden. 2015 erlebt<br />
er die Flüchtlingskrise während<br />
seines Militärdienstes an der Grenze<br />
zu Slowenien aus nächster Nähe. Wahid<br />
beschliesst, sich für Flüchtlinge<br />
zu engagieren. An das Vorstellungsgespräch<br />
bei <strong>ORS</strong> in einem rund vier<br />
Quadratmeter grossen Raum kann<br />
er sich noch gut erinnern: «Der Geruch<br />
von Schweiss und Staub lag in<br />
der Luft. Ob es an meiner Aufregung<br />
gelegen hat oder an der besonderen<br />
Lage, sei dahingestellt. Überall waren<br />
Flüchtlinge, die auf Hilfe warteten.<br />
Es kamen so viele Menschen,<br />
dass manche mehrere Tage im Freien<br />
übernachten mussten. Und dann die<br />
Geschichten der vielen traumatisierten<br />
Asylsuchenden zu hören, die<br />
in syrischen Gefängnissen gefoltert<br />
wurden. Das war sehr belastend für<br />
mich und mein Team.»<br />
Diese aussergewöhnlichen Erlebnisse<br />
prägen Wahid bis heute. Nach fünf<br />
Jahren Flüchtlingsbetreuung in der<br />
Alpenrepublik nutzt er die Gelegenheit,<br />
sich bei <strong>ORS</strong> in Deutschland zu<br />
bewerben. «Wenn ein Unternehmen<br />
wächst und dir angeboten wird, dich<br />
beruflich und persönlich weiterzuentwickeln,<br />
musst du die Chance<br />
ergreifen.» Seine grosse Menschenkenntnis,<br />
die Empathie für Geflüchtete<br />
und die Führungserfahrung helfen<br />
ihm dabei, sich vom stellvertretenden<br />
Betreuungsleiter zum Leiter Betreuung<br />
in der ZUE Sankt Augustin hochzuarbeiten,<br />
wo er inzwischen 60 Mitarbeitende<br />
führt.<br />
«Entdecke die Stärken<br />
der Mitarbeitenden.»<br />
«Entdecke die Stärken der Mitarbeitenden»,<br />
ist sein Führungsmotto. So<br />
wie der Schiffskapitän aus seinen<br />
Kindheitsträumen steht er heute am<br />
Steuer und nutzt die sich bietenden<br />
Chancen, um auf Kurs zu bleiben.<br />
23
«Wer bereit ist,<br />
auch mal «outof-the-box»<br />
zu<br />
denken, dem<br />
eröffnen sich<br />
schnell andere<br />
Chancen.»<br />
Christian Hess<br />
Christian Hess (37) stammt aus Rheinland-Pfalz und lebt heute in der<br />
Nähe von Freiburg im Breisgau. Seit fünf Jahren kümmert sich der studierte<br />
IT-Spezialist um sämtliche Probleme mit Hard- und Software im<br />
<strong>ORS</strong>-Netzwerk. Zudem ist er im Qualitätsmanagement tätig.<br />
24
Vom Asylbetreuer zum Technikverantwortlichen<br />
Wenn es bei <strong>ORS</strong> um Probleme mit<br />
dem Computer geht, führt kein Weg<br />
an der ICT-Abteilung vorbei. Erst<br />
wenn etwas nicht läuft, merkt man,<br />
wie unersetzbar die Männer und<br />
Frauen im Hintergrund sind. Einer<br />
davon ist Christian Hess. Seit fünf<br />
Jahren ist er in Deutschland erste Ansprechperson<br />
für Computer-, Drucker-,<br />
Server- und Handyprobleme.<br />
Chris ist Quereinsteiger. Seine Leidenschaft<br />
für Bits, Rams & Co hat er<br />
zum Beruf gemacht. «Ich bin froh,<br />
dass <strong>ORS</strong> mein Potenzial erkannt und<br />
gefördert hat. Mir wurde die Chance<br />
gegeben, mich weiterzuentwickeln.»<br />
Als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer<br />
während der Flüchtlingskrise 2015<br />
ist er erstmals in Kontakt mit <strong>ORS</strong><br />
gekommen. Damals war für ihn klar,<br />
dass er in Vollzeit anpacken muss,<br />
um den Bedürfnissen der unzähligen<br />
Schutzsuchenden gerecht werden zu<br />
können. Er übernimmt Verantwortung<br />
und wird nach kurzer Zeit zum<br />
Einrichtungsleiter einer Flüchtlingsunterkunft<br />
im Schwarzwald befördert.<br />
Bei der Einrichtung und Installation<br />
von Computern ist sein Wissen<br />
gefragt und als sich die Gelegenheit<br />
ergibt, hauptamtlich die Leitung für<br />
die Infrastruktur und die Wartung<br />
sämtlicher PC-Arbeitsplätze zu übernehmen,<br />
steht für ihn fest, dass er<br />
sein Talent im richtigen Unternehmen<br />
eingesetzt hat.<br />
«Man kann von den Kolleg*innen in<br />
den Unterkünften nicht erwarten,<br />
dass sie alle «technikaffin» sind. Ihre<br />
Stärken liegen in der Betreuung von<br />
Menschen», beschreibt Chris den<br />
Unterschied zwischen seiner alten<br />
und aktuellen Tätigkeit und ergänzt:<br />
«Man muss möglichst einfach und<br />
kurz kommunizieren.» Die verschiedenen<br />
Ansprüche und Erwartungen<br />
von Auftraggebern, Personal und Bewohnenden<br />
an den IT-Spezialisten<br />
sieht er als Chance. Pragmatisches<br />
Handeln ist dann gefragt, um zu guten<br />
Lösungen zu kommen.<br />
«Ich gebe technischen<br />
Support, damit die<br />
Betreuung funktioniert.»<br />
Während Corona waren die Fertigkeiten<br />
von Chris besonderes gefragt.<br />
Er musste sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden,<br />
welche im Homeoffice<br />
arbeiten, vernetzt blieben und Zugriff<br />
auf die Dokumente und Programme<br />
hatten. Ebenso hiess es, die WLAN-<br />
Kapazitäten in bestehenden und neuen<br />
Zentren auszubauen, um vor allem<br />
Bewohnende, die sich in Quarantäne<br />
oder Isolation zu begeben hatten,<br />
nicht völlig von der Aussenwelt abzuschneiden.<br />
«Krisen sind Chancen. Ich<br />
habe technisch und menschlich viel<br />
Neues hinzugelernt.» Potenzial sieht<br />
Chris in einem verbesserten Projektmanagement,<br />
um <strong>ORS</strong> künftig noch<br />
effizienter in der Administration zu<br />
machen, ohne die Qualität in der Betreuung<br />
von Schutzsuchenden einschränken<br />
zu müssen.<br />
Kaum hat er das gesagt, wendet er<br />
sich wieder dem PC-Bildschirm zu.<br />
Ein neues E-Mail ist eingegangen, in<br />
dem es – wie so oft – um einen Hilferuf<br />
zur Lösung eines IT-Problems geht.<br />
25
«Nutze die<br />
Chancen, wenn<br />
sie dir gegeben<br />
werden.»<br />
Natalia Borovik<br />
Natalia Borovik, geboren im Jahr 1984 in Russland, lebt seit neun Jahren<br />
in Deutschland. Die studierte Wirtschaftsingenieurin arbeitet seit 2016<br />
bei <strong>ORS</strong> als Mitarbeiterin in der Betreuung in der Landeserstaufnahmestelle<br />
Sigmaringen. Ihre Empathie den Flüchtlingen gegenüber geht einher<br />
mit Führungsstärke. Beste Voraussetzungen, um seit dem 1. Mai <strong>2021</strong><br />
als stellvertretende Leiterin Betreuung zu arbeiten.<br />
26
Von Ostsibirien nach<br />
Sigmaringen<br />
«Nutze die Chancen, wenn sie dir gegeben<br />
werden.» Dieses Motto gilt für<br />
den Lebensweg von Natalia Borovik.<br />
Geboren und aufgewachsen ist sie in<br />
einer für Kohlebergbau bekannten<br />
Region in Sibirien. Fürs Studium ist<br />
sie nach St. Petersburg gezogen, wo<br />
sie später als Wirtschaftsingenieurin<br />
und Betriebswirtin in einem staatlichen<br />
Unternehmen Karriere macht.<br />
Die Liebe führt sie nach Deutschland.<br />
«Ich musste lernen, mich in<br />
einem fremden Land völlig neu zu<br />
orientieren, und war offen für alles.»<br />
Der grosse Personalbedarf im Bereich<br />
der Betreuung von Flüchtlingen<br />
ist für sie der Anstoss, sich für eine zu<br />
besetzende Stelle in der Landeserstaufnahmeeinrichtung<br />
LEA in Sigmaringen<br />
zu bewerben. Die Begegnung<br />
mit Menschen aus unterschiedlichen<br />
Kulturen fordert sie anfänglich<br />
heraus. Einerseits möchte sie den<br />
schutzsuchenden Menschen helfen,<br />
andererseits muss sie sich abgrenzen.<br />
«Am Anfang fiel es mir schwer. Vor<br />
allem wenn ich mit Personen zu tun<br />
hatte, die sich mir gegenüber respektlos<br />
verhielten», bekennt sie. Der<br />
regelmässige Austausch mit Kolleg*innen<br />
über das Erlebte und die<br />
von <strong>ORS</strong> angebotenen Schulungen<br />
zu Themen wie «Nähe und Distanz»<br />
oder «Umgang mit Gewalt», helfen<br />
ihr dabei, sicherer zu werden.<br />
Heute kann sich Natalia keinen bessern<br />
Job vorstellen. Sie packt gerne<br />
an, wo sie gebraucht wird, und freut<br />
sich über fröhlich grüssende Bewoh-<br />
nende, denen sie in der weitläufigen<br />
LEA begegnet.<br />
«Jede Gelegenheit ist<br />
eine Chance, sich<br />
weiterzuentwickeln.»<br />
Am 1. Mai <strong>2021</strong> wird Natalia zur<br />
stellvertretenden Betriebsleiterin befördert.<br />
Ihr obliegt die Gesamtverantwortung<br />
für den Bereich Soziales.<br />
Aufgrund der Coronapandemie war<br />
auch das Betreuungsteam rund um<br />
Natalia gefordert. Die Schaffung von<br />
Isolations- und Quarantänebereichen<br />
auf dem weitläufigen Gelände<br />
einer ehemaligen Bundeswehrkaserne<br />
hat dazu geführt, dass praktisch<br />
zwei voneinander getrennte Einrichtungen<br />
geführt werden mussten.<br />
Rückblickend ist sie froh, dass dabei<br />
die Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium<br />
Tübingen als Auftraggeberin<br />
gut funktioniert hat. «Wir<br />
sind zusammengewachsen, als Team<br />
in der Betreuung und auch als Partnerin<br />
mit den Behörden.» Nun hofft<br />
sie, dass nach dem Ende der Pandemie<br />
wieder Aktivitäten und Veranstaltungen<br />
für die Bewohnenden der<br />
LEA angeboten werden können.<br />
Aufgrund des Konflikts in der Ukraine<br />
sieht sich Natalia als russische<br />
Staatsangehörige besonderer<br />
Beobachtung ausgesetzt. Sie ist bestürzt<br />
über das menschliche Leid und<br />
wünscht sich ein friedvolles Miteinander<br />
aller Beteiligten. «Jeder hat<br />
eine Chance verdient. Ich bin da, um<br />
zu helfen, egal, woher die Menschen<br />
kommen.»<br />
27
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
01/<strong>2021</strong><br />
MONASTIR<br />
Mehr als 80 Bootsflüchtlinge landen trotz schlechter Witterung auf Sardinien an.<br />
Das <strong>ORS</strong>-Betreuungsteam versorgt die ankommenden Flüchtlinge mit dem Nötigsten,<br />
bringt sie im Zentrum unter und sichert die Betreuung und medizinische<br />
Erstversorgung. Alle Neuaufnahmen müssen sich einem Coronatest unterziehen<br />
und sich in eine vierzehntägige vorsorgliche Quarantäne begeben.<br />
02/<strong>2021</strong><br />
MONASTIR<br />
Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit gefährlichen Gegenständen<br />
(Messern, Eisenstangen und Steinen) werden 15 Bewohnende des Zentrums<br />
verletzt, zwei von ihnen schwer. Das <strong>ORS</strong>-Team vermittelt zwischen<br />
den Bewohnenden und der Polizei. Eine weitere Eskalation kann dank<br />
der Unterstützung der <strong>ORS</strong>-Mitarbeitenden verhindert werden.<br />
03/<strong>2021</strong><br />
MONASTIR<br />
<strong>ORS</strong> wird als offizielles Mitglied im Ausschuss für<br />
Ordnung und Sicherheit der Provinz Cagliari ernannt.<br />
Das Polizeipräsidium (die Questura) würdigt<br />
die wertvolle und hervorragende Arbeit, die von der<br />
Leitung des Zentrums geleistet wird.<br />
JANUAR<br />
FEBRUAR<br />
MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />
28
10/<strong>2021</strong><br />
MACOMER<br />
Der Präfekt und der Questore von Nuoro sowie<br />
der Bürgermeister von Macomer besuchen das<br />
Zentrum. Die Zusammenarbeit zwischen Behörden,<br />
Polizei und <strong>ORS</strong> wird sehr geschätzt.<br />
07/<strong>2021</strong><br />
MONASTIR<br />
Besuch des Hohen Kommissars der Vereinten<br />
Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) im<br />
Rückkehrzentrum CAS in Monastir.<br />
MACOMER<br />
Eine UNHCR-Delegation besucht das CPR<br />
Macomer und ist beeindruckt von der Professionalität<br />
der Leitung des Zentrums.<br />
11/<strong>2021</strong><br />
Italien<br />
<strong>ORS</strong> Italia erhält drei neue<br />
Zuschläge für die Aufnahme<br />
und Betreuung im Erstaufnahmezentrum<br />
Milano,<br />
Erstaufnahmezentrum Bologna<br />
und im Rückführungszentrum<br />
Rom mit insgesamt<br />
über 500 Plätzen. Das Erstaufnahmezentrum<br />
Milano<br />
wird per 1. November beginnen<br />
und das Zentrum in<br />
Rom startet Anfang 2022.<br />
08/<strong>2021</strong><br />
MONASTIR<br />
Start der ersten grossangelegten Corona-<br />
Impfaktion für die Bewohnenden,<br />
begleitet durch Aufklärungsarbeit und<br />
psychologischer Unterstützung.<br />
MACOMER<br />
Überall auf Sardinien brechen Brände<br />
aus. Die Flammen bedrohen auch das<br />
Zentrum in Macomer. Die Feuerwehr<br />
kann in letzter Minute die Evakuierung<br />
des Zentrums verhindern.<br />
CAS Monastir<br />
JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER<br />
29
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
<strong>ORS</strong> Italien – im Spannungsfeld zwischen<br />
Erwartung und Vollzug<br />
Die operativen Tätigkeiten in Italien<br />
beschränken sich im Jahr <strong>2021</strong> vornehmlich<br />
auf Sardinien. In Macomer<br />
in der Provinz Nuoro sind wir für die<br />
Führung des Rückführungszentrums<br />
Macomer tätig. Die Gesetzgebung<br />
schränkt die Bewegungsfreiheit der<br />
Personen, welche im Rückführungszentrum<br />
untergebracht sind, stark ein.<br />
Umgang mit Spannungen<br />
Für diese Flüchtlinge wird die Lebenssituation<br />
innerhalb des Zentrums<br />
durch Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit<br />
noch verschärft.<br />
Eine konstante und kontinuierliche<br />
Vermittlungs- und Deeskalationstätigkeit<br />
sowie ein respektvoller Umgang<br />
mit den Flüchtlingen sind eine<br />
tägliche Herausforderung für die<br />
<strong>ORS</strong>-Mitarbeitenden.<br />
Aufgrund der Komplexität und der<br />
verschiedenen dort lebenden und<br />
tätigen Interessengruppen – Polizei,<br />
Militär, Behörden, Verwaltung und<br />
Flüchtlinge – kommt es im Zentrum<br />
häufig zu starken Spannungen. Das<br />
Feedback von Politiker*innen, Regierungsbeamt*innen<br />
und Institutionen<br />
zeigt jedoch, dass das professionelle<br />
Management des Zentrums sehr geschätzt<br />
wird.<br />
Ankunft von Bootsflüchtlingen<br />
Unser zweites Zentrum befindet sich<br />
im Süden der Insel. Das Erstaufnahmezentrum<br />
Monastir nimmt Menschen<br />
auf, die in Sardinien via Seeweg<br />
anlanden und Schutz suchen.<br />
Dabei handelt es sich hauptsächlich<br />
um Flüchtlinge, die die Küste in kleinen,<br />
oft führerlos treibenden Booten<br />
erreichen und von der Küstenwache<br />
aufgegriffen werden. Die Umsetzung<br />
der Vorschriften zur Eindämmung<br />
und Bewältigung der Coronapandemie<br />
bedeutet für das <strong>ORS</strong>-Personal<br />
eine erhebliche zusätzliche Arbeitsbelastung.<br />
Jeder Flüchtling, der an<br />
Land geht, wird zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit willkommen geheissen,<br />
mit allen Ausrüstungen und Mahlzeiten<br />
versorgt, untergebracht, medizinisch<br />
untersucht und auf Corona<br />
getestet. Anschliessend müssen sie<br />
dann bis zu 14 Tage in der Quarantäne-Station<br />
bleiben. Es liegt auf der<br />
Hand, dass das Gefühl, eingesperrt zu<br />
30
Italien<br />
sein, insbesondere für diejenigen, die<br />
Familienmitglieder oder andere Ziele<br />
erreichen wollen, ein hohes Risiko<br />
für Unruhen und Konflikte innerhalb<br />
des Zentrums darstellt. Gewalt und<br />
Ausschreitungen mit Verletzungen<br />
und Drohungen gegen <strong>ORS</strong>-Mitarbeitende<br />
kommen häufig vor.<br />
Eine der vielen Betreuungsaufgaben<br />
besteht auch darin, zu vermitteln,<br />
zu kanalisieren, zu verstehen und<br />
zu organisieren. Im Spannungsfeld<br />
zwischen Nähe und Distanz wird<br />
das <strong>ORS</strong>-Engagement geschätzt und<br />
durch die offizielle Aufnahme in den<br />
Ausschuss für Ordnung und Sicherheit<br />
in der Provinz Cagliari manifestiert.<br />
Neue Mandate<br />
Der Bedarf an Betreuungsdienstleistungen<br />
im Flüchtlingswesen wächst<br />
in Italien konstant. In mehreren Regionen<br />
werden auch im Jahr <strong>2021</strong><br />
Ausschreibungen durchgeführt, an<br />
denen sich <strong>ORS</strong> Italien beteiligt. In<br />
den meisten Ausschreibungen im<br />
Erstaufnahmebereich wird jedoch<br />
verlangt, dass die sich bewerbende<br />
Organisation auch die Immobilien<br />
zur Verfügung stellt. Dieser Umstand<br />
bedeutet in vielerlei Hinsicht ein<br />
grosses Hindernis für unser Wachstum.<br />
Dennoch ist es uns am Ende des<br />
Jahres gelungen, mehrere Ausschreibungen<br />
für das Führen von Zentren in<br />
Mailand, Turin, Bologna und Rom zu<br />
gewinnen. Damit können wir unsere<br />
Aktivitäten in Italien im Jahr 2022<br />
weiter ausbauen und unser Wachstum<br />
trotz der schwierigen Bedingungen<br />
fortsetzen.<br />
Centro Fantoli Milano<br />
31
«Ich liebe die<br />
kulturelle Vielfalt<br />
und mag es, mit<br />
Menschen zu<br />
arbeiten.»<br />
Cinzia Sollai<br />
Cinzia Sollai, Jahrgang 1973, hat an der Universität Cagliari Sprachen<br />
und Literatur studiert. Ein Schicksalsschlag zwingt sie zum Studienabbruch.<br />
Sie arbeitet als alleinerziehende Mutter zunächst als Verkäuferin.<br />
2018 bewirbt sie sich als Betreuerin bei <strong>ORS</strong> im Empfangszentrum CAS<br />
Monastir. Heute ist sie stellvertretende Zentrumsleiterin und ist dankbar<br />
für die Chancen, die ihr in der Flüchtlingsbetreuung geboten werden.<br />
32
Die zweite Chance kann die<br />
bessere sein<br />
Wer auf Sardinien lebt, ist unweigerlich<br />
mit dem Meer verbunden. Kein<br />
Wunder also, dass Cinzia Sollai schon<br />
als kleines Mädchen davon geträumt<br />
hat, als Admiral der italienischen Marine<br />
zur See fahren zu können. Der<br />
Mädchentraum, eine militärische<br />
Berufskarriere starten zu können, ist<br />
nicht zur Realität geworden.<br />
Über das Meer gelangten im Jahr <strong>2021</strong><br />
knapp 68’000 Flüchtlinge nach Italien<br />
– ein Teil davon landet auf Sardinien<br />
an. Im Centro di Accoglienza Straordinaria<br />
CAS Monastir, einem zentralen<br />
Empfangszentrum in der Nähe<br />
von Cagliari, ist dann das Betreuungsteam<br />
von <strong>ORS</strong> für die Erstversorgung<br />
der Bootsflüchtlinge und anderer<br />
Asylsuchender zuständig.<br />
Auch Cinzia engagiert sich im CAS<br />
Monastir für das Wohlergehen der<br />
Flüchtlinge. «Leider haben wir auch<br />
mit gewalttätigen Personen zu tun,<br />
die wenig Verständnis für uns haben.<br />
Dann sind wir auf die Unterstützung<br />
der Polizei angewiesen. Aber zum<br />
Glück gibt es auch sehr viel Dankbarkeit<br />
von Menschen, denen wir helfen»,<br />
erklärt sie. Cinzia versteht sich<br />
als Brückenbauerin zwischen den Anliegen<br />
der Flüchtlinge und den Vorgaben<br />
der Behörden. «Ich liebe die<br />
kulturelle Vielfalt und mag es, mit<br />
Menschen zu arbeiten. Sie haben eine<br />
Chance verdient.» Dennoch legt sie<br />
grossen Wert auf ihre Neutralität und<br />
die professionelle Distanz zu den von<br />
ihr betreuten Personen.<br />
Seit drei Jahren arbeitet sie schon bei<br />
<strong>ORS</strong>. Anfänglich hatte sie Angst, den<br />
Erwartungen nicht gerecht werden zu<br />
können. Doch die Bedenken werden<br />
ihr schnell genommen. «Meine Vorgesetzte<br />
habe ich als eine aussergewöhnliche<br />
Frau erlebt, die menschlich<br />
und fachlich alles geboten hat, damit<br />
ich mich weiterentwickeln konnte. Sie<br />
hat immer an mich geglaubt und mir<br />
mehr und mehr Vertrauen geschenkt<br />
und Verantwortung übertragen.» <strong>ORS</strong><br />
erlebt sie als seriöse Dienstleisterin,<br />
die mit eingespielten Prozessen und<br />
einem grossen Teamspirit die ständig<br />
wechselnden Situationen mit ankommenden<br />
und weiterziehenden Flüchtlingen<br />
konfrontiert ist.<br />
«Wer stehen bleibt, ist verloren», so<br />
lautet ihr Lebensmotto, und sie ergänzt:<br />
«Man sollte vor<br />
Schwierigkeiten nicht<br />
stehen bleiben, sondern<br />
Lösungen suchen.<br />
Dann ergeben sich<br />
neue Chancen – privat<br />
und beruflich.»<br />
Heute blickt Cinzia selbst auf eine<br />
grosse Erfahrung in der Betreuung<br />
von schutzsuchenden Menschen zurück.<br />
Im letzten Jahr wurde sie zur<br />
stellvertretenden Leiterin im CAS<br />
Monastir berufen und sieht sich darin<br />
bestätigt, dass die zweite Chance<br />
einer Berufskarriere manchmal die<br />
bessere sein kann.<br />
33
MEILENSTEINE<br />
<strong>2021</strong><br />
Das erste Jahr nach dem Wegfall der<br />
Betreuungsdienstleistungen im Bundesmandat<br />
ist bei <strong>ORS</strong> Österreich<br />
geprägt von der Neuausrichtung unseres<br />
Angebots. Während wir vormals für<br />
das Innenministerium grosse Ankunftsund<br />
Verteilzentren als Kollektivunterkünfte<br />
geführt haben, gestaltet sich<br />
unsere Betreuungsarbeit nun kleinteiliger.<br />
Wir konzentrieren uns mit einem<br />
Team von neun Mitarbeitenden auf<br />
das «Betreute Wohnen» im Auftrag der<br />
Bundesländer. Es sind Mandate, die wir<br />
bereits seit mehreren Jahren aufführen.<br />
Mit mobilen Sozialteams vermitteln wir<br />
während des ganzen Jahres Wohnraum<br />
für anerkannte Flüchtlinge in den Bundesländern<br />
Kärnten und Steiermark.<br />
In der zweiten Jahreshälfte weiten wir<br />
diese Tätigkeiten auch auf Niederösterreich<br />
aus. Auf tiefem Niveau erleben<br />
wir einen stets wachsenden Bedarf an<br />
Wohnraum für Flüchtlinge.<br />
01/<strong>2021</strong><br />
Bezug neues <strong>ORS</strong>-Büro in Graz<br />
Nach neun intensiven und überaus<br />
erfolgreichen Jahren als Geschäftsführer<br />
in Österreich und als Verantwortlicher<br />
für neue Märkte hat sich Wilhelm<br />
Brunner entschieden, sich neu zu orientieren.<br />
Im Zuge seines Wechsels übernehmen<br />
Maurizio Reppucci und Martin<br />
Nyfeler die Co-Geschäftsleitung. Seit<br />
jeher ist die Arbeit im Flüchtlingswesen<br />
einer starken Volatilität ausgesetzt.<br />
Wir sind froh, dass sich die Entwicklung<br />
in Österreich nach dem Einbruch<br />
in der ersten Jahreshälfte zum Ende des<br />
Jahres wieder nach oben entwickelt hat.<br />
Vienna Migration Conference<br />
Im Oktober zeigt <strong>ORS</strong> Präsenz an der<br />
Vienna Migration Conference. Die mit<br />
hochkarätigen Regierungs- und Behördenmitgliedern<br />
besetzte internationale<br />
Konferenz ermöglicht es uns, die<br />
Betreuungsdienstleistungen im Flüchtlingsbereich<br />
einem breiten Publikum<br />
vorzustellen. Zugute kommt uns dabei<br />
die bestehende Partnerschaft mit dem<br />
ICMPD, dem International Centre for<br />
Migration Policy Development, dessen<br />
Direktor Michael Spindelegger auch im<br />
<strong>ORS</strong> Advisory Board engagiert ist.<br />
JANUAR<br />
FEBRUAR<br />
MÄRZ APRIL MAI JUNI<br />
34
07/<strong>2021</strong><br />
Österreich<br />
Wechsel in der Geschäftsführung: Maurizio Reppucci<br />
und Martin Nyfeler übernehmen die Co-Leitung<br />
08/<strong>2021</strong><br />
Erweiterung des Quartiers um eine Wohnung.<br />
Aufstockung der genehmigten Plätze und Wohnungen<br />
in St. Veit an der Glan (Kärnten)<br />
10/<strong>2021</strong><br />
Zuschlag für das Mandat Betreutes<br />
Wohnen in Niederösterreich<br />
11/<strong>2021</strong><br />
Vermehrte Quarantäne-<br />
Anordnungen bei Flüchtlingen<br />
in Kärnten und der<br />
Steiermark erfordern erhöhten<br />
Betreuungsaufwand<br />
12/<strong>2021</strong><br />
Aufstockung der<br />
Betreuungskapazitäten<br />
in Söchau (Steiermark).<br />
Am Jahresende sind<br />
alle in den Bundesländern<br />
genehmigten<br />
Wohnplätze voll.<br />
JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER<br />
35
«Jeder und jede<br />
hat eine Chance<br />
verdient.»<br />
Sigrid Bauly<br />
Sigrid Bauly, Jahrgang 1958, studierte zunächst Rechtswissenschaften<br />
und ist als Anwaltstochter überzeugt, dass Recht und Gerechtigkeit zusammengehören.<br />
Dennoch sieht sie sich in ihrem Alltag mit einer anderen<br />
Realität konfrontiert. Sie bildet sich als Mediatorin und Beraterin weiter<br />
und muss feststellen, dass mit zunehmenden Alter die Chancen auf dem<br />
Arbeitsmarkt schwinden. Vor sieben Jahren startet sie ihre Betreuungskarriere<br />
bei <strong>ORS</strong> und entdeckt, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört.<br />
36
Lebenserfahrung als Chance zur<br />
beruflichen Neuorientierung<br />
Mit 56 Jahren gehört man noch lange<br />
nicht zum alten Eisen. Sigrid Bauly<br />
musste lange dafür kämpfen, dass<br />
ihre Lebens- und Berufserfahrung<br />
einen Mehrwert für Unternehmen bedeuten.<br />
Mehrmals vergeblich hat die<br />
diplomierte Ehe-, Familien- und Lebensberaterin<br />
versucht, sich in einem<br />
neuen Berufsfeld zu engagieren. Das<br />
Alter stand der Mutter von inzwischen<br />
drei erwachsenen Kindern immer<br />
wieder im Wege – ausser bei <strong>ORS</strong>.<br />
Im Jahr 2015 wird sie auf ein Stelleninserat<br />
aufmerksam, in dem Betreuungspersonal<br />
für Flüchtlinge gesucht<br />
wird. Sie darf sich vorstellen und kann<br />
sofort beginnen. Ihr Arbeitsort ist zunächst<br />
ein provisorisches Zeltlager<br />
in Kärnten, das Asylbewerbenden<br />
aus Syrien und Afghanistan als Zufluchtsort<br />
dient. «Habe niemals Vorurteile<br />
gegenüber fremden Kulturen.<br />
Niemand verlässt ohne einen schwerwiegenden<br />
Grund gerne seine Familie<br />
und Heimat. Jeder hat eine Chance<br />
verdient.»<br />
Vom provisorischen Zeltlager wechselt<br />
die gebürtige Kärntnerin später in<br />
ein reguläres Verteilzentrum für Asylsuchende<br />
und stellt vor zwei Jahren<br />
die Weichen, um als Sozialberaterin<br />
in der mobilen Flüchtlingsbetreuung<br />
eine neue Rolle zu übernehmen. «Früher<br />
waren es die Erstankömmlinge,<br />
denen ich das Ankommen in Österreich<br />
erleichtern konnte. Heute sind<br />
es die Gebliebenen, denen ich zur Seite<br />
stehe, in der neuen Heimat Fuss zu<br />
fassen.» Mit ihrem Dienstwagen fährt<br />
sie in Kärnten und in der Steiermark<br />
von Wohnung zu Wohnung und ist<br />
erste Ansprechperson für Asylbewerbende,<br />
die von der Bundesbetreuung<br />
in die Länder transferiert wurden und<br />
auf den definitiven Entscheid ihres<br />
Verfahrens warten. Sie zahlt Verpflegungsgeld<br />
aus, verteilt Lebensmittel<br />
und Hygieneartikel, organisiert Termine<br />
bei Ärzten, Schulen und Behörden<br />
und nimmt sich auch immer<br />
wieder mal Zeit für das Gespräch über<br />
Alltags- und Lebensfragen. In ihrer<br />
Arbeit kooperiert sie auch mit den<br />
örtlichen Unterstützungsnetzwerken,<br />
die vor allem in Bezug auf Arbeitsmöglichkeiten<br />
und Sprachkursen eine<br />
wertvolle Stütze sind.<br />
«Wer sich integriert,<br />
hat die besten<br />
Chancen: beruflich und<br />
gesellschaftlich. Ich<br />
verstehe mich als<br />
integrative<br />
Chancenbereiterin.»<br />
Zu den rund 50 zu betreuenden Personen<br />
hat sie ein Vertrauensverhältnis<br />
aufgebaut. Heute ist Sigrid<br />
Bauly glücklich, bei <strong>ORS</strong> zu sein. Sie<br />
arbeitet in einem kleinen Team von<br />
fünf Sozialbetreuenden. «Wir arbeiten<br />
sehr gut zusammen. Gegenseitige<br />
Hilfestellung ist bei Bedarf eine<br />
Selbstverständlichkeit. Trotzdem hat<br />
jeder die Chance, in seinem Bereich<br />
selbstständig und verantwortungsvoll<br />
zu arbeiten. Etwas Besseres gibt es für<br />
mich nicht.»<br />
37
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
Die von Regierungen und Behörden<br />
verhängten Schutzmassnahmen<br />
zur Eindämmung der Coronapandemie<br />
haben sich direkt auf die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
unserer<br />
Mitarbeitenden ausgewirkt. Kontaktbeschränkungen<br />
und Homeoffice-Anordnungen<br />
haben zu Kursabsagen<br />
geführt. Wir haben die Chance<br />
genutzt und Schulungen auf E-Learning-Formate<br />
umgestellt. So konnten<br />
99 Kurse je nach sprachregionalen<br />
Teilnehmenden auf Deutsch, Französisch<br />
und Italienisch durchgeführt<br />
werden.<br />
Leaders Conference unter dem Motto «Vertrauen<br />
wagen» im Oktober <strong>2021</strong><br />
Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert,<br />
sich in Starter- und Fachkursen<br />
weiterzubilden und damit praxisorientiert<br />
die Arbeitsqualität weiter zu<br />
optimieren. Ein besonderer Schwerpunkt<br />
in der Personalentwicklung ist<br />
die Schulung unserer Führungspersonen.<br />
Den Auftakt bildete im Oktober<br />
die Leaders Conference mit rund<br />
30 leitenden Mitarbeitenden aus allen<br />
Ländergesellschaften. Unter dem<br />
Motto «Vertrauen wagen» wurden<br />
Arbeits- und Führungsformen erarbeitet,<br />
die die Kommunikation untereinander<br />
und die Zusammenarbeit in<br />
den Teams fördern sollen.<br />
Neben internen Schulungsangeboten<br />
beteiligt sich <strong>ORS</strong> auch an den<br />
Kosten für externe Weiterbildungen<br />
unserer Kolleg*innen. Dies unter<br />
der Bedingung, dass die Ausbildung<br />
einen Mehrwert für die Ausübung<br />
der Tätigkeiten im Unternehmen mit<br />
sich bringt. Im Jahr <strong>2021</strong> konnten<br />
50 Bildungsmassnahmen unterstützt<br />
werden.<br />
Wir schätzen die Erfahrungen unserer<br />
Mitarbeitenden und sehen ihre<br />
Fähigkeiten als grosses Potenzial.<br />
Darum setzen wir auch im Jahr 2022<br />
auf die persönliche und berufliche<br />
Entwicklung unserer Kolleg*innen.<br />
Unser vielfältiges Kursangebot ist<br />
ein Mix aus Webinaren und Präsenzschulungen<br />
und bietet für alle Führungsstufen<br />
und Funktionen Gelegenheiten,<br />
den Bildungshorizont zu<br />
erweitern. Zudem bieten wir durch<br />
neue Veranstaltungen wie Lunch &<br />
Learn oder Supervisionen die Möglichkeit,<br />
sich zu vernetzen und Mitar-<br />
38
eitende der <strong>ORS</strong> Gruppe kennenzulernen.<br />
Diese Neuausrichtung unter<br />
der Führung unserer neuen Leiterin<br />
Personalentwicklung Maurizia Walzthöny<br />
bringt zum Ausdruck, dass über<br />
die gesamte <strong>ORS</strong> Gruppe hinweg die<br />
Wichtigkeit der Betreuungsqualität<br />
sowie die Förderung der Führungskompetenzen<br />
im Zentrum stehen<br />
und der Zusammenhalt zwischen den<br />
Mitarbeitenden gestärkt wird.<br />
KURSPROGRAMM 2022<br />
im Asyl- und Migrationsbereich<br />
1<br />
UNSER QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
<strong>ORS</strong> legt Wert auf eine professionelle Betreuungsqualität, bei der die Menschen<br />
im Mittelpunkt stehen. Interne Audits und regelmässige Überprüfungen<br />
durch die Auftraggeber liefern uns wichtige Hinweise für weitere Optimierungen.<br />
Zudem sind wir stolze Inhaberin von ISO-Zertifikaten, die wir<br />
von der Schweizer Organisation für kompetente Zertifizierungs- und Bewertungsdienstleistungen<br />
SQS erhalten haben.<br />
39
HR UND PERSONALENTWICKLUNG<br />
Chancen in der Personalentwicklung<br />
nutzen<br />
Wenn eine Pandemiewelle wie Corona<br />
weite Teile der Bevölkerung überrollt,<br />
hat das unweigerlich auch Auswirkungen<br />
auf die Personalabteilung in<br />
Unternehmen. Das Virus hat auch vor<br />
den <strong>ORS</strong>-Mitarbeitenden keinen Halt<br />
gemacht. Trotz einer Vielzahl von<br />
Positiv-Getesteten blicken wir dankbar<br />
zurück, dass einerseits schwere<br />
Verläufe die Ausnahmen bildeten und<br />
andererseits der Betreib in unseren<br />
Einrichtungen jederzeit mit einsatzbereitem<br />
Personal aufrechterhalten<br />
werden konnte. Die Personalinformation<br />
hat sich wesentlich auf Corona-<br />
Schutzmassnahmen konzentriert. Die<br />
Impfbereitschaft unter den Kolleg*innen<br />
war gross. Gleichzeitig wurde<br />
– wo nicht ohnehin gesetzlich vorgeschrieben<br />
– für alle bisher noch Ungeimpften<br />
eine Testpflicht während der<br />
Arbeitszeit eingeführt.<br />
Neue Arbeitsformen bestimmen<br />
den Arbeitsalltag<br />
Die Coronaphase wurde genutzt,<br />
um die Homeoffice-Arbeit zu etablieren.<br />
Die gemachten Erfahrungen<br />
haben uns darin bestärkt, in der<br />
Post-Corona-Zeit auf ein dauerhaftes<br />
Flex-Work-Arbeitszeitmodell umzustellen.<br />
Wir sind fest davon überzeugt,<br />
dass das Büro der Zukunft zu einem<br />
Begegnungsort wird, an dem der Austausch<br />
unter Mitarbeitenden im Vordergrund<br />
steht, während Denk- und<br />
Fleissarbeit insbesondere in administrativen<br />
Arbeitsbereichen im Homeoffice<br />
erledigt wird. So haben wir damit<br />
begonnen, die Arbeitsplätze an den<br />
Bürostandorten so umzugestalten,<br />
dass sie flexibel und nach Bedarf ohne<br />
fixe Zuteilung genutzt werden können.<br />
Trotz der Herausforderungen ist<br />
der Team-Zusammenhalt gewachsen.<br />
Gleichzeitig treiben wir die Digitalisierung<br />
im HR-Bereich weiter voran.<br />
Digitalisierung<br />
Vom Bewerber-Management bis hin<br />
zur Lohnabrechnung vereinfachen<br />
uns künftig Softwaretools die Arbeit.<br />
<strong>ORS</strong> ist eine attraktive Arbeitgeberin,<br />
die mit modernen Arbeitsbedingungen<br />
und persönlichen Karriereplanungen<br />
den zunehmenden Bedarf<br />
an einsatzbereiten und qualifizierten<br />
Mitarbeitenden abdecken wird.<br />
Wir bieten unseren bestehenden und<br />
neuen Kolleg*innen vielfältige Chancen<br />
für die persönliche Weiterentwicklung.<br />
Zertifizierungen und Audits<br />
Die regelmässige Überprüfung unserer<br />
Arbeits- und Anstellungsbedingen<br />
durch unsere Auftraggeber und<br />
von anerkannten Zertifizierungsstel-<br />
40
Zahlen und Fakten<br />
Stand 31.12.<strong>2021</strong><br />
Anzahl der Mitarbeitenden<br />
Anzahl der Nationalitäten<br />
der Mitarbeitenden<br />
CH 910<br />
DE 497<br />
IT 76<br />
AT 9<br />
+ 14 %<br />
CH<br />
DE<br />
IT<br />
AT<br />
67<br />
56<br />
10<br />
3<br />
Frauenanteil<br />
Frauen in Führungspositionen<br />
CH<br />
42 %<br />
CH<br />
47 %<br />
DE<br />
45 %<br />
DE<br />
47 %<br />
IT<br />
34 %<br />
IT<br />
67 %<br />
AT<br />
44 %<br />
AT<br />
50 %<br />
+ 4 % + 10 %<br />
Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bezogen auf die <strong>ORS</strong> Gruppe.<br />
len sind für uns Gelegenheiten, unsere<br />
Prozesse zu reflektieren und wo nötig<br />
weiter zu optimieren. Wir stehen für<br />
Gleichberechtigung, setzen uns für<br />
Lohngleichheit ein und nutzen aktiv<br />
Kommunikationsmöglichkeiten für<br />
den adressatengerechten Dialog mit<br />
allen Mitarbeitenden.<br />
Uns ist bewusst, dass die Arbeit im<br />
Asylwesen für das Personal eine<br />
besondere Herausforderung darstellt.<br />
Umso mehr sind wir jeder und jedem<br />
einzelnen unserer fast 1’500 Mitarbeitenden<br />
für den geleisteten Einsatz und<br />
das gezeigte Engagement für <strong>ORS</strong><br />
dankbar.<br />
41
JAHRESERGEBNIS<br />
<strong>2021</strong><br />
Rückblick und Ausblick<br />
In Europa sind die Asylgesuche im<br />
Jahr <strong>2021</strong> im Vergleich zum Vorjahr<br />
um über 30 % angestiegen. Nach dem<br />
weitgehenden Wegfallen der Reisebeschränkungen<br />
zur Eindämmung<br />
der Coronapandemie stieg die Zahl<br />
der monatlich in Europa gestellten<br />
Asylgesuche im Frühsommer wieder<br />
kontinuierlich an und erreichte im<br />
August den Stand des Jahres 2019.<br />
Im Vergleich dazu hat sich die operative<br />
Arbeit in den Einrichtungen<br />
gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich<br />
vereinfacht. Die tiefe Belegungsdichte<br />
und vermehrte Aufwände<br />
für Schutzmassnahmen in unseren<br />
Einrichtungen haben Auswirkungen<br />
auf das Gesamtergebnis.<br />
Trotz erschwerter Bedingungen ist es<br />
uns nochmals gelungen, das geplante<br />
Wachstum zu realisieren und die<br />
Rentabilität der <strong>ORS</strong> Gruppe weiter<br />
zu stärken. Dies ist umso erfreulicher,<br />
wenn man bedenkt, dass einzelne<br />
Mitbewerber für ihre Aufwände identische<br />
Honorare geltend machen und<br />
sogar Defizitgarantien einfordern<br />
und dennoch ein Verlustgeschäft<br />
ausweisen. Wir sind unserem Auftrag<br />
verpflichtet, haushälterisch mit den<br />
uns anvertrauten öffentlichen Mitteln<br />
umzugehen und die Attraktivität<br />
unseres Unternehmens zu steigern.<br />
Aufgrund der politischen Lage in<br />
Südeuropa und insbesondere in der<br />
Ukraine ist davon auszugehen, dass<br />
in Europa und den Märkten der <strong>ORS</strong><br />
die Anzahl der Asylgesuche deutlich<br />
ansteigen wird. Neue Marktchancen<br />
ergeben sich auch in Ländern, wo die<br />
<strong>ORS</strong> Gruppe bisher nicht operativ ist,<br />
insbesondere in Südeuropa (Spanien<br />
und Griechenland), aber auch in den<br />
bestehenden Märkten.<br />
Schweiz<br />
In der Schweiz wurden im Jahr <strong>2021</strong><br />
rund 15’000 Asylgesuche gestellt, was<br />
im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg<br />
von gut 35 % entspricht. Folglich<br />
liegt der Anstieg der Asylgesuche in<br />
der Schweiz über dem europäischen<br />
Mittel von 30 %. Der Anstieg der<br />
Asylgesuche führte zu höheren Übernachtungszahlen<br />
und entsprechend<br />
zu einem höheren Umsatz im Vergleich<br />
zum Vorjahr.<br />
Im Berichtsjahr war die Betreuungsarbeit<br />
in den Bundesasylzentren der<br />
für die Schweiz umsatzstärkste Bereich.<br />
Dies ist darauf zurückzuführen,<br />
dass die Kapazitäten in diesem Mandat<br />
in den vergangenen zwei Jahren,<br />
u. a. aufgrund der Coronapandemie<br />
laufend erweitert wurden.<br />
42
Finanzen<br />
Deutschland<br />
Im Jahr <strong>2021</strong> ist die Anzahl von Erstanträgen<br />
bei den Asylgesuchen im<br />
Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen<br />
und sorgte so für einen steigenden<br />
Bedarf an Betreuungsplätzen<br />
(<strong>2021</strong>: 148’000; 2020: 102’000). Hinzu<br />
kamen steigende Anforderungen seitens<br />
der Auftraggeber seit dem Ende<br />
der Flüchtlingskrise. Während der<br />
andauernden Coronakrise hielt der<br />
Bedarf an Schutzmassnahmen in den<br />
Einrichtungen, die einen erhöhten<br />
Raumbedarf bei den zu betreuenden<br />
Personen als Folge hatten, an. Aus<br />
diesem Grund konnten die bestehenden<br />
Verträge in fast gleichem Volumen<br />
beibehalten werden, wobei die<br />
Auslastung gleichzeitig sank.<br />
Der Geschäftsverlauf blieb <strong>2021</strong><br />
trotz der Coronakrise und der damit<br />
verbundenen Komplexität in den<br />
Unterkünften stabil. Der Umsatz<br />
konnte aufgrund neuer Mandate in<br />
Nordrhein-Westfalen, Rheinland-<br />
Pfalz und Berlin und ausgeweiteter<br />
Leistungsaufträge in bestehenden<br />
Mandaten um rund 41 % gesteigert<br />
werden. Damit einher ging der stete<br />
Ausbau der Personalressourcen.<br />
Italien<br />
Im vergangenen Jahr konnte die <strong>ORS</strong><br />
Italia S.r.l. weitere Mandate gewinnen.<br />
Nachdem im Vorjahr sowie Anfang<br />
<strong>2021</strong> viele Ausschreibungen aufgrund<br />
des Regierungswechsels und<br />
der anhaltenden Pandemiesituation<br />
verzögert wurden, konnten wir im<br />
Berichtsjahr unsere Wachstumsstrategie<br />
weiter umsetzen.<br />
Österreich<br />
In Österreich sind im vergangenen<br />
Jahr die Asylanträge deutlich angestiegen<br />
und verzeichnen ein Plus von<br />
rund 131 % gegenüber dem Vorjahr.<br />
Auf die Geschäftsentwicklung in den<br />
uns verbleibenden Mandaten im Bereich<br />
des betreuten Wohnens (nach<br />
der Verstaatlichung des Mandats mit<br />
dem BM.I) hat der Anstieg der Asylanträge<br />
nur beschränkt Ein fluss. Gegen<br />
Ende des Berichtjahres konnten<br />
wir ein neues Mandat im Bereich des<br />
betreuten Wohnens im Bundesland<br />
Niederösterreich gewinnen.<br />
Quellen: Asylstatistik <strong>2021</strong>- Staatssekretariat für Migration SEM, Bern-Wabern, 15. Februar 2022 (CH);<br />
BMI Asylstatistik <strong>2021</strong> (AT); BAMF Statistik <strong>2021</strong> (DE)<br />
43
JAHRESERGEBNIS<br />
Umsatz pro Land (in Tausend CHF) 2020 <strong>2021</strong><br />
Schweiz 71’884 79’702<br />
Österreich 34’285 723<br />
Deutschland 19’898 27’471<br />
Italien 1’462 2’319<br />
Total 127’529 110’215<br />
Operatives Ergebnis* 1’322 2’579<br />
* Operatives Ergebnis exklusive Sonderpositionen<br />
Umsatzsplit Schweiz (in Tausend CHF) 2020 <strong>2021</strong><br />
SEM 24’148 30’903<br />
Kollektivunterkünfte 25’383 26’133<br />
Gemeindemandate 20’108 18’095<br />
Integration 2’245 4’571<br />
Operatives <strong>ORS</strong> Schweiz 71’884 79’402<br />
Die konsolidierte Jahresrechnung <strong>2021</strong> wurde nach den Richtlinien von Swiss GAAP FER erstellt und<br />
durch die Revisionsstelle Baker Tilly OBT geprüft. Der Revisionsbericht enthält keine Einschränkungen.<br />
44
Finanzen<br />
Deutschland<br />
27’471 CHF<br />
Schweiz<br />
79’702 CHF Österreich<br />
Total<br />
723 CHF<br />
110’215CHF<br />
Italien<br />
2’319 CHF<br />
45
ADVISORY BOARD<br />
Unser Advisory Board berät <strong>ORS</strong> als Fachgremium in aktuellen und künftigen<br />
Fragen rund um das Thema Migration und empfiehlt Lösungsansätze für die<br />
Strategieumsetzung und Weiterentwicklung der Geschäftsbereiche. Es setzt<br />
sich aus politischen Grössen, Unternehmer*innen und Migrationsexpert*innen<br />
aus der DACH-Region zusammen:<br />
Ruth Metzler-Arnold (Präsidentin)<br />
Ehemalige Bundesrätin (CH),<br />
Justiz- und Polizeiministerin,<br />
Präsidentin Switzerland Global<br />
Enterprise, Mitglied mehrerer Verwaltungsräte<br />
Rita Fuhrer<br />
Früheres Mitglied der Kantonsregierung<br />
von Zürich, Direktion<br />
Soziales und Sicherheit (CH) sowie<br />
ehemalige Volkswirtschaftsdirektorin<br />
(CH)<br />
Thomas Bäumer<br />
CEO der Colosseum Dental<br />
Deutschland, ehemaliger CEO<br />
Adecco Deutschland und Österreich,<br />
Mitglied des Präsidiums der<br />
Bundesvereinigung der deutschen<br />
Arbeitgeberverbände (BDA, DE)<br />
Erwin Jutzet<br />
Früheres Mitglied der Kantonsregierung<br />
von Freiburg, der Sicherheits-<br />
und Justizdirektion und des<br />
Nationalrats (CH)<br />
Dr. Michael Spindelegger<br />
Früherer Vizekanzler und Aussenminister<br />
von Österreich (AT),<br />
Generaldirektor des International<br />
Centre for Migration Policy Development<br />
(ICMPD)<br />
Dr. h. c. Fritz Schramma<br />
Oberbürgermeister a. D. der Stadt<br />
Köln und Präsident des Deutschen<br />
Städte- und Gemeindetags<br />
46
Interview mit Thomas Bäumer<br />
Chancen hat Thomas Bäumer in seinem beruflichen und privaten Leben viele genutzt.<br />
Dabei ist der heute 59-Jährige immer seiner Heimatstadt Münster eng verbunden geblieben.<br />
Die Karriereleiter des gelernten Sanitärinstallateurs führt ihn über verschiedene<br />
Stationen bis ins Präsidium des deutschen Arbeitgeberverbands. Heute ist er<br />
CEO des führenden Praxis-Netzwerks für Zahnheilkunde in Deutschland. Seit 2020 ist<br />
Thomas Bäumer Mitglied des Advisory Boards von <strong>ORS</strong>.<br />
Was ist Ihre Motivation, sich im Advisory<br />
Board von <strong>ORS</strong> zu engagieren?<br />
Im Mittelpunkt des Wirkens von <strong>ORS</strong> stehen<br />
Menschen und deren menschenwürdige<br />
Betreuung, Unterstützung und Integration.<br />
Integration ist das zentrale Thema. Als<br />
Wirtschaftsvertreter bringe ich meine Expertise<br />
ins hochkarätig mit Vertretern aus<br />
der nationalen und internationalen Politik<br />
besetzte Board ein.<br />
Was ist Ihr Lebens-/Führungs-/Arbeitsmotto?<br />
Alles mitnehmen, was geht! Gemeint ist damit,<br />
immer alle Möglichkeiten und Potenziale<br />
auszuschöpfen und gleichzeitig möglichst<br />
sinnstiftend einzusetzen.<br />
Als Führungskraft spielt für mich Vertrauen<br />
eine wesentliche Rolle. Ein Stück weit<br />
loszulassen, Entscheidungsfreiheit und<br />
Verantwortung zu überlassen, ist entscheidend,<br />
wenn man erfolgreich sein möchte.<br />
Kurzum: klare Führung mit unsichtbarer<br />
Leine.<br />
Mein Arbeitsmotto lautet: Freiraum für<br />
Kreativität lassen. 30 % meiner Zeit sind<br />
nicht verplant. Denn kreatives Denken und<br />
Ideen benötigen Spielraum, um sich entfalten<br />
zu können.<br />
Was raten Sie Menschen für eine erfolgreiche<br />
Karriereplanung/Chancen-Nutzung?<br />
Chancen werden einem nicht auf dem Silbertablett<br />
serviert. Um sie zu erkennen und<br />
ergreifen zu können, sind Aufmerksamkeit<br />
und eine hohe Identifikation mit dem Beruf<br />
und mit dem Unternehmen entscheidend.<br />
Wie im Leben gilt auch im Beruf: Am Ende<br />
des Tages ist nicht alles planbar. Zufall,<br />
Glück und der richtige Zeitpunkt sind nicht<br />
zu unterschätzen.<br />
<strong>2021</strong> war in vielerlei Hinsicht ein besonders<br />
Jahr. Was hat Sie in diesem Jahr in der Arbeitswelt<br />
besonders beschäftigt?<br />
Bedingt durch die Coronakrise hat sich<br />
die Arbeitswelt weiterentwickelt. Die Digitalisierung<br />
ist schneller vorangeschritten,<br />
Homeoffice, digitale Konferenzen und<br />
Meetings prägen mittlerweile unseren Arbeitsalltag.<br />
In der Krise wurden Chancen<br />
genutzt. Die deutsche Wirtschaft ist insgesamt<br />
bisher stabil durch diese Krise gekommen.<br />
Das habe ich zu Beginn der Pandemie<br />
nicht erwartet.<br />
Auch wir konnten den Wachstumskurs von<br />
Colosseum Dental Deutschland trotz der<br />
Herausforderungen erfolgreich fortsetzen.<br />
Ich hoffe, dass uns das Thema Corona in<br />
der zweiten Hälfte des Jahres 2022 nicht<br />
mehr so intensiv begleiten wird. Ich blicke<br />
zuversichtlich in die Zukunft und glaube,<br />
dass sich die medizinischen und pharmazeutischen<br />
Bereiche schnell weiterentwickeln<br />
werden und so gute Voraussetzungen<br />
geschaffen werden, um die Pandemie zu beenden.<br />
47
GRUPPENLEITUNG<br />
«Professionalität und<br />
Flexibilität sind die<br />
Chancen einer vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit.»<br />
Jürg Rötheli<br />
CEO <strong>ORS</strong> Gruppe<br />
Carolin Wälz-Fabregon<br />
Geschäftsführerin<br />
<strong>ORS</strong> Deutschland<br />
Claude Gumy<br />
Co-Geschäftsführer<br />
<strong>ORS</strong> Schweiz<br />
«Krisen sind Chancen,<br />
an denen wir in der<br />
Zusammenarbeit wachsen.»<br />
Maurizio Reppucci<br />
Geschäftsführer <strong>ORS</strong> Österreich,<br />
Italien und Spanien<br />
48
Vertrauen wagen heisst Chancen nutzen<br />
Vertrauen, Achtsamkeit, Vorbildfunktion, Verlässlichkeit in Entscheidungen<br />
und stufengerechte Kommunikation bilden die Führungswerte für die Motivation<br />
und Identifikation der Mitarbeitenden. So nutzen wir nach innen und<br />
aussen Chancen für verantwortungsbewusstes Handeln.<br />
«Unsere lösungsorientierte<br />
Arbeit basiert auf<br />
Erfahrung und einem<br />
hohen Mass an Verständnis<br />
für vorhandene Bedürfnisse.»<br />
Martin Nyfeler<br />
CFO <strong>ORS</strong> Gruppe<br />
Lutz Hahn<br />
Head of Communications &<br />
Public Affairs<br />
«Verstehenwollen ist<br />
der erste Schritt zum<br />
Verstandenwerden. Mit<br />
zeitnaher und transparenter<br />
Information tragen wir<br />
dazu bei.»<br />
49
UNSERE<br />
WERTE<br />
neutral<br />
Wir sind politisch und religiös neutral. Kompetent und zuverlässig<br />
kümmern wir uns um die Betreuung und Integration<br />
von geflüchteten Menschen. Wir sind zugänglich und<br />
engagiert, ohne dabei an Objektivität einzubüssen. Wir sind<br />
transparent und überprüfen proaktiv und selbstkritisch die<br />
hohe Qualität unserer Leistungen.<br />
flexibel<br />
Wir bieten ein Sorglospaket für Behörden und Gesellschaft.<br />
Dank langjähriger und internationaler Erfahrung verfügen<br />
wir über bewährte Prozesse. Das macht unser Handeln agil<br />
und wirtschaftlich. Auf kurzfristige Veränderungen reagieren<br />
wir schnell und effizient mit wirksamen Lösungen für<br />
unsere Auftraggeber und die von uns betreuten Menschen.<br />
achtsam<br />
Wir stellen die Menschen ins Zentrum unserer Arbeit und<br />
begegnen ihnen auf Augenhöhe. Unser Anspruch ist es,<br />
Perspektiven zu schaffen und Mehrwert zu generieren: für<br />
die geflüchteten Menschen wie auch für die einheimische<br />
Bevölkerung. Dazu stecken wir uns stets höchste Ziele und<br />
verfolgen diese mit Anstand, Bescheidenheit und Bedacht.<br />
50
51
GLOSSAR<br />
Abkürzungen Schweiz<br />
NaBe – Neustrukturierung des Asyl- und Flüchtlingsbereichs im Kanton Bern<br />
SPITEX – Organisation für spitalexterne Hilfe und Pflege<br />
BAZ – Bundesasylzentrum<br />
RKZ / RZB – Rückkehrzentrum<br />
KU – Kollektivunterkunft<br />
MNA / UMA – Minderjährige alleinreisende Asylsuchende<br />
SEM – Staatssekretariat für Migration<br />
Kantone<br />
AG – Kanton Aargau<br />
BE – Kanton Bern<br />
BL – Kanton Baselland<br />
FR – Kanton Freiburg<br />
SO – Kanton Solothurn<br />
TG – Kanton Thurgau<br />
ZH – Kanton Zürich<br />
Abkürzungen Deutschland<br />
BU – Betreuungsstelle<br />
LEA – Landeserstaufnahmeeinrichtung<br />
ZUE – Zentrale Unterbringungseinrichtung<br />
EA – Erstaufnahmeeinrichtung<br />
AfA – Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende<br />
GU – Gemeinschaftsunterkunft<br />
Bundesländer<br />
BW – Baden-Württemberg<br />
NRW – Nordrhein-Westfalen<br />
RP – Rheinland-Pfalz<br />
52
Abkürzungen Österreich<br />
BM.I – Bundesministerium für Inneres<br />
BBU – Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen<br />
ICMPD – International Centre for Migration Policy Development<br />
Abkürzungen Italien<br />
UNHCR – Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen<br />
CAS – Erstaufnahmezentrum<br />
CPR – Rückführungszentrum<br />
53
UNSERE<br />
STANDORTE<br />
Stand: 31.12.<strong>2021</strong><br />
Headquarter<br />
Bürostandort<br />
Standort<br />
Deutschland<br />
Belgien<br />
EU Liaison Office Brüssel<br />
Österreich<br />
Schweiz<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Griechenland<br />
54
Kontakt<br />
Schweiz<br />
<strong>ORS</strong> Group AG<br />
Röschibachstrasse 22<br />
CH-8037 Zürich<br />
Tel. +41 (0)44 386 67 67<br />
info@ors.ch<br />
www.ors-group.org<br />
<strong>ORS</strong> Service AG<br />
Röschibachstrasse 22<br />
CH-8037 Zürich<br />
Tel. +41 (0)44 386 67 67<br />
info@ors.ch<br />
www.ors-schweiz.ch<br />
Deutschland<br />
<strong>ORS</strong> Deutschland GmbH<br />
Güterhallenstrasse 4<br />
D-79106 Freiburg im Breisgau<br />
Tel. +49 (0)761 769 931 20<br />
info@orsdeutschland.de<br />
www.ors-deutschland.de<br />
Österreich<br />
<strong>ORS</strong> Service GmbH<br />
Mooslackengasse 17<br />
AT-1190 Wien<br />
Tel. +43 1 25301 62362<br />
info@orsservice.at<br />
www.ors-austria.at<br />
Italien<br />
<strong>ORS</strong> Italia S. r. l.<br />
Piazza Annibaliano 18<br />
I-00198 Roma<br />
info@ors-italia.com<br />
www.ors-italia.it<br />
Spanien<br />
<strong>ORS</strong> España<br />
Servicios Sociales S.L.<br />
Avenida Felipe II, 17<br />
1° oficina 1<br />
ES-28009 Madrid<br />
www.ors-espana.es<br />
Griechenland<br />
<strong>ORS</strong> Greece Monoprosopi A.E.<br />
280 Kifisias Avenue<br />
GR-15232 Chalandri<br />
EU Liaison Office Brüssel<br />
<strong>ORS</strong> Group<br />
Rond Point Schuman 6, Box 5<br />
BE-1040 Bruxelles<br />
www.ors-group.org<br />
Impressum<br />
Herausgeberin<br />
<strong>ORS</strong> Group AG, Zürich<br />
Juni 2022<br />
© <strong>ORS</strong> Group AG, Zürich<br />
Konzept und Gestaltung<br />
Ellinor Amini<br />
Layout & Grafik<br />
<strong>ORS</strong> Deutschland GmbH<br />
Redaktionelle Leitung<br />
Lutz Hahn<br />
Head of Communications & Public Affairs<br />
<strong>ORS</strong> Group AG<br />
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www.ors-group.org<br />
56