faktor Sommer 2022
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wissen<br />
Zur Person<br />
Maria Teresa ,Maite‘ Aguado Molina wird 1976 in<br />
Madrid geboren. Nach ihrem Biologiestudium an der<br />
Universidad Autónoma de Madrid arbeitet sie fünf Jahre<br />
als Biologie lehrerin und absolviert währenddessen weitere<br />
Uni abschlüsse in Erziehungswissenschaften sowie<br />
Evolutions biologie und Biodiversität. Danach widmet sie<br />
sich ihrer Dissertation, die sich mit dem Thema beschäftigt,<br />
das ihre wissenschaftliche Karriere bis heute bestimmt:<br />
wirbellose Meerestiere, genauer Würmer.<br />
Nach einer Anstellung als Assistenzprofessorin und<br />
zwischenzeitlichen Forschungsaufenthalten in den USA<br />
wird sie 2014 zur ordentlichen Professorin an der Uni in<br />
Madrid im Bereich Biologie und Zoologie berufen.<br />
2019 zieht sie nach Göttingen, wird Kuratorin, dann<br />
2021 Professorin und <strong>2022</strong> designierte Direktorin des<br />
Biodiversitätsmuseums der Uni und arbeitet als<br />
Dozentin für Evolution und Biodiversität am Johann-<br />
Friedrich-Blumenbach Institut für Zoologie & Anthropologie.<br />
Maite Aguado lebt mit ihrem Mann Christoph Bleidorn,<br />
dem Leiter des neuen Forum Wissen, und ihren zwei<br />
Töchtern in Göttingen.<br />
Übrigens: Mehr über Christoph Bleidorn und das neue<br />
Forum Wissen lesen Sie ab Seite 62.<br />
„ES WAR SCHON FRÜH MEIN TRAUM, Lehrerin oder<br />
Wissenschaftlerin zu werden“, erzählt Maite Aguado.<br />
Nach ihrem Biologiestudium arbeitete sie dann auch zunächst<br />
für fünf Jahre als Biologielehrerin an einem Gymnasium.<br />
Sie habe es in diesen Jahren allerdings vermisst,<br />
Zeit für Forschung zu haben. Sie verließ die Schule,<br />
wandte sich ihrer Doktorarbeit zu. Seit damals beschäftigt<br />
sie sich insbesondere mit Würmern, die im Meer leben.<br />
„Ich interessiere mich unheimlich für diese kleinen<br />
Lebewesen, die aus meiner Sicht zu lange ein Schattendasein<br />
geführt und zu wenig Aufmerksamkeit bekommen<br />
haben“, erklärt sie ihre Beweggründe. Es sei wahnsinnig<br />
spannend und immer wieder überraschend, wie<br />
anpassungs- und überlebensfähig sie seien.<br />
Um die Würmer zu finden, die sie erforscht, muss sie<br />
auf den Grund der Weltmeere. Davon zeugt ein buntes<br />
Kinderbild, das in einem Regal in ihrem Büro steht. „Ich<br />
habe meiner Tochter von einer Tiefsee-Exkursion erzählt“,<br />
berichtet Maite Aguado. „Sie hat mich in einem<br />
gelben Unterseeboot beim Probennehmen gemalt, wie<br />
sich das eine Sechsjährige in ihrer Fantasie vorstellt.“<br />
Natürlich habe es ein gelbes U-Boot sein müssen, fügt sie<br />
mit einem Augenzwinkern hinzu. „Sie kennt und mag<br />
das Lied von den Beatles.“<br />
BEI IHREN EXKURSIONEN ZUM MEERESBODEN hat<br />
Maite Aguado nicht nur Dinge beobachtet, die an<br />
Science-Fiction-Filme erinnern, wie zum Beispiel Würmer,<br />
die ihren eigenen Körper für die Fortpflanzung<br />
zerteilen. Sie hat auch in der Nähe der japanischen<br />
Insel Sado eine völlig neue Spezies entdeckt: einen<br />
Meeres wurm, der in Schwämmen lebt und dessen Körper<br />
sich immer weiter in mehrere hintere Enden verzweigt.<br />
Als Entdeckerin durfte sie, wie in der Wissenschaftswelt<br />
üblich, den Namen für diese neue Art festlegen.<br />
Inspiriert von den Godzilla-Filmen entschied sie<br />
sich für Ramisyllis kingghidorahi. Benannt hat sie den<br />
Wurm nach King Ghidorah, dem dreiköpfigen, zweischwänzigen<br />
Erzfeind von Godzilla, dem aus vielen Filmen<br />
bekannten Monster. „King Ghidorah ist ein sich<br />
verzweigendes Tier, das seine verlorenen Enden regenerieren<br />
kann. Ich fand das sehr passend“, sagt Aguado<br />
stolz. „Meine japanischen Kollegen waren sofort hellauf<br />
begeistert.“<br />
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