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Harmjan Dam: Evangelische Kirchengeschichtsdidaktik (Leseprobe)

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Kirchengeschichte ein Element im evangelischen Religionsunterricht. Durch eine historische Analyse von über 350 Schulbüchern und konzeptionellen didaktischen Entwürfen wird die Entwicklung der Kirchengeschichtsdidaktik von 1770 bis 2020 dargelegt und in drei Typen zusammengefasst. Dies wirft ein neues Licht auf die Geschichte des evangelischen Religionsunterrichts. Im zweiten Teil der Studie wird die Geltung der drei Typen systematisch überprüft und eine an Kompetenzen orientierte, praxistaugliche Didaktik (Ziele und Intentionen, Inhalte, Methoden) vorgelegt.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Kirchengeschichte ein Element im evangelischen Religionsunterricht. Durch eine historische Analyse von über 350 Schulbüchern und konzeptionellen didaktischen Entwürfen wird die Entwicklung der Kirchengeschichtsdidaktik von 1770 bis 2020 dargelegt und in drei Typen zusammengefasst. Dies wirft ein neues Licht auf die Geschichte des evangelischen Religionsunterrichts. Im zweiten Teil der Studie wird die Geltung der drei Typen systematisch überprüft und eine an Kompetenzen orientierte, praxistaugliche Didaktik (Ziele und Intentionen, Inhalte, Methoden) vorgelegt.

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Kirchengeschichte in Schulbüchern von 1870 bis 1918<br />

135<br />

Kirchen für die Erteilung des Faches klarzustellen. Sowohl die Vokation wie der<br />

konfessionell getrennte Unterricht galten auch für die höheren Schulen, die, im<br />

Gegensatz zu den Volksschulen, viel weniger in konfessioneller Trägerschaft<br />

geführt wurden.<br />

Mit der »Allgemeinen Bestimmung […] für Volksschul-, Präparanden- und<br />

Ausbildungswesen«, die 1872 in Preußen verordnet wurde, konnte eine einheitliche<br />

Ausbildung an den Seminaren erreicht werden. Ziel des Religionsunterrichts<br />

war es, mit Hilfe der Erzählungen aus Altem und Neuem Testament, aus<br />

der Kirchengeschichte und der Auseinandersetzung mit Gegenwartsströmungen<br />

»lebendige Glieder der Kirche zu werden« und »Anfechtungen standhalten<br />

zu können«. 212 Kirchengeschichte wurde somit nachdrücklich zum Element des<br />

Religionsunterrichts in der Volksschule und es erschienen nach und nach mehr<br />

Kirchengeschichtsschulbücher.<br />

Johann Kurtz freut sich zum Beispiel, dass im Jahr 1878 sein »Abriss der<br />

Kirchengeschichte« zum neunten Mal aufgelegt wird, und verweist auf andere<br />

Kirchengeschichtsbücher, die vermehrt erscheinen: »Trotz ungemein starker<br />

Auflagen (zu 5000 Exemplaren) und mehrfacher Concurrenz gleichartiger Versuche<br />

hat sich der vorliegende Leitfaden doch fortwährend eines unerwartet<br />

schnellen Absatzes zu erfreuen gehabt.« 213 Bei der »Concurrenz« ist vor allem<br />

an Ottobald Bischoffs »Leitfaden« aus dem Jahr 1855 zu denken, der im Jahr<br />

1874 in einer fünften Auflage erschien.<br />

ERSTAUFLAGEN VON EVANGELISCHEN<br />

KIRCHENGESCHICHTLICHEN SCHULBÜCHERN<br />

1870-1918<br />

3<br />

5<br />

5<br />

7<br />

9<br />

10<br />

17<br />

21<br />

22<br />

22<br />

1870-<br />

1874<br />

1875-<br />

1979<br />

1880-<br />

1884<br />

1885-<br />

1889<br />

1890-<br />

1894<br />

1895-<br />

1899<br />

1900-<br />

1904<br />

1905-<br />

1909<br />

1910-<br />

1914<br />

1915-<br />

1918<br />

Abb. 15. Erstauflagen von evangelischen kirchengeschichtlichen Schulbüchern 1870–1918 1<br />

Abb. 15. Erstauflagen von evangelischen kirchengeschichtlichen Schulbüchern<br />

1870–1918 214<br />

212<br />

Die Bestimmungen waren von Karl Schneider und Adalbert Falk entwickelt. Bei den<br />

Anfechtungen dachte Schneider an den »Unglauben der Zeit«, »den Geist der Sektiererei«<br />

und die »römische Kirche«. Christiane Looks, Biographien 1993, 17 und 27–28.<br />

213<br />

Kurtz, 9 1878, a. a. O., Vorrede, I.<br />

214<br />

Hier sind nur die in den Tabellen genannten Bücher gezählt. Siehe Vorbemerkung in<br />

Anlage 2.1. Neuauflagen älterer Bücher sind nicht berücksichtigt. Die Höhe der Auflagen<br />

spielt, weil sie nicht bekannt ist, keine Rolle.

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