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50 Jahre Hamburger Yachthafen - Gemeinschaft e.V.

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Zum Vergnügen

Segeln auf der Elbe

Spaß am Segeln konnten

aber auch Menschen

mit kleinerem Geldbeutel

haben. Die Erholung auf

dem Wasser entwickelte

sich schon früh zum

Breitensport, für den Häfen

benötigt wurden.

Segeln zum Vergnügen? Die Fischer und Schiffer auf der Elbe hätten

jeden für verrückt erklärt, der so etwas behauptete. Segeln, das war

harte Arbeit, etwas für kräftige Arme und starke Muskeln. Es war ein

harter Broterwerb, ganz gleich, ob man zum Fischfang fuhr oder mit Obst, Gemüse,

Bausteinen, Zement oder den ersten Industriegütern auf Elbe und Nordsee

zwischen Hamburg und den kleinen Häfen entlang des Stroms fuhr.

Im 19. Jahrhundert lieferte der Wind noch die Antriebkraft für den

Warenverkehr, hatte sich die Devise „Zeit ist Geld“ noch den Kräften der Natur

unterzuordnen. Wenn kein Wind wehte oder wenn er aus der

Mühlenberg und der Teufelsbrücke."

falschen Richtung kam, ruhte der Schiffsverkehr.

Im Winter blieben die Seeleute von der Elbinsel

Finkenwerder oder vom Blankeneser Strand ohnehin

zu Hause. Bei Eisgang ging gar nichts mehr.

Und die Winter waren damals härter als heute.

Der Finkenwerder Fischersohn Johann Kinau,

der als Schriftsteller unter dem Namen Gorch

Fock bekannt wurde, schilderte, wie es 1887 noch

auf der Elbe aussah: „300 Ewer und Kutter nennt

die Elbe ihr eigen, von denen 187 zu Finkenwärder

beheimatet sind und ein H.F. auf den braunen Segeln

tragen, 83 reedern mit S.B. und griesen Segeln

nach Blankenese, der Rest gehört zu dem lüneburgischen

Finkenwerder, dem Kranz, dem

„Die das Land mit Fischen versorgen sind die Mewesen und Külper zu Finkenwerder

und die Breckwoldt und von Appen in Blankenese; sie liefern Hamburg

und Bremen, Oldenburg und Glückstadt, Geestemündung und Tönning

ihre Schollen und Zungen. Sie sind die Könige der Nordsee, die man in Dänemark

so gut wie in Holland und England kennt. Denn ihnen macht es nichts

aus, bei Südwind einmal nach Esbjerg zu segeln oder bei Nordwind nach Ijmuiden

oder bei Ostwind nach London.“

Gorch Fock bemerkte aber auch schon die Zeichen der neuen Zeit: „Wohl

haben sie auf der Weser schon einen Fischdampfer, die kleine ,Sagitta', aber

unsere Fahrensleute lachen noch über den Smeukewer, wenn sie ihm begegnen.“

Fast trotzig klingen seine Worte: „Aber dennoch steht die Sonne von Finkenwärder

auf der Mittagshöhe und seine Segel beschatten die ganze See.“

Erst gegen Ende des Jahrhunderts waren zwischen den breiten und seetüchtigen

Ewern, Schonern und Briggs auch schlanke Fahrzeuge zu sehen,

denen anzusehen war, dass sie sich nicht für Warentransport und Fischfang

eigneten. Das Deutsche Reich hatte einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung

genommen, die Menschen waren wohlhabend geworden und begannen

ihre neu gewonnene Freiheit und Freizeit zu genießen. Oft hatten sie jetzt

freie Zeit einem Sport nachzugehen. Mit seiner Marinebegeisterung hatte der

deutsche Kaiser Wilhelm II. Zeichen gesetzt, entlang der Küste wurde Segeln

zu einer der beliebten und prestigeträchtigen Sportarten. Zur Eröffnung des

Kaiser-Wilhelm-Kanals im Jahr 1895 versammelten sich schon 252 Motor- und

Segelyachten vor der Schleuse von Holtenau, um der Staatsyacht „Hohenzollern“

bei ihrer ersten Fahrt durch den Kanal zu folgen.

MARINEBEGEISTERUNG

Freizeit auf dem Wasser

In Hamburg schlossen sich Segelbegeisterte auf der Alster zu Vereinen zusammen.

1868 gründeten sie den Norddeutschen Regatta-Verein (NRV) und 1895

den Hamburger Segel-Club (HSC). Die Elbe galt damals als ein schwieriges Re-

Ewer waren die geeigneten

Schiffe für Fischerei

und Handelsfahrten.

Auf ihnen zu segeln bedeutete

harte Arbeit. Heute

haben sie viele Fans gefunden,

die diese harte Arbeit

zum Vergnügen machen.

22 50 JAHRE HAMBURGER YACHTHAFEN

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