Das Stadtgespräch Ausgabe August 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück
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1 <strong>Das</strong> Alter passt.<br />
Es gibt ja diesen blöden Witz, bei<br />
dem eine junge attraktive Frau<br />
gefragt wird, wieso sie denn einen<br />
so alten Ehemann nimmt, wor<strong>auf</strong><br />
die Frau dann sagt: »Acht Millionen<br />
L<br />
sind doch kein Alter«. Doch Flachwitz<br />
und finanzielle Interessen beiseite<br />
– wie sieht es tatsächlich bei<br />
Altersunterschieden zwischen den<br />
Partnern aus? Haben Beziehungen<br />
mit großem Altersunterschied tatsächlich<br />
schlechtere Chancen als<br />
ungefähr gleichalte Paare?<br />
Liebe kennt keinen Altersunterschied?<br />
Bei 20 Jahren wird’s<br />
oft kritisch<br />
Einige Wissenschaftler sagen ja.<br />
Die Emory Universität in Atlanta,<br />
Georgia, untersuchte 3.000 frisch<br />
geschiedene und aktuell verheiratete<br />
Paare. <strong>Das</strong> Ergebnis dieser<br />
vielbeachteten Studie zeigte, dass<br />
die Langzeit-Chancen für Paare,<br />
die lediglich ein Jahr Altersunterschied<br />
trennt, weitaus am besten<br />
sind. <strong>Das</strong> Scheidungsrisiko lag<br />
bei nur drei Prozent. Trennen die<br />
Paare bis zu fünf Jahre, steigt das<br />
Risiko deutlich, denn 18 Prozent<br />
der Ehen gehen in die Brüche. Ein<br />
Unterschied von zehn Jahren führt<br />
laut Studie zu 39 Prozent Misserfolg.<br />
Richtig dramatisch wird es<br />
bei Paaren, die 20 Jahre auseinander<br />
liegen. Von diesen sogenannten<br />
Zwei-Generationen-Paaren<br />
schaffen es nur fünf Prozent die<br />
Langzeitbeziehung <strong>auf</strong>recht zu<br />
erhalten, 95 Prozent lassen sich<br />
scheiden.<br />
Doch wie so oft in der Wissenschaft<br />
gibt es auch andere Untersuchungen,<br />
die nicht zum gleichen<br />
Ergebnis kommen. Eine Studie, die<br />
schon 2008 in England und Wales<br />
durchgeführt wurde, entdeckte<br />
keinen Zusammenhang zwischen<br />
Altersunterschied und Ehedauer.<br />
<strong>Das</strong> bedeutet aber keineswegs,<br />
dass dort alle glücklich verheiratet<br />
wären. Eine weitere Studie, die von<br />
der University of Colorado durchgeführt<br />
wurde und nicht nur reine<br />
Statistik-Daten ausgewertet, sondern<br />
auch Interviews geführt hat,<br />
sieht das Problem des Altersunterschieds<br />
sehr wohl. Wer einen jüngeren<br />
Partner oder eine jüngere<br />
Partnerin hat, ist zu Beginn der Beziehung<br />
überwiegend im Siebten<br />
Himmel. Doch das Glück wandelt<br />
sich im L<strong>auf</strong>e der Zeit stark, die<br />
Unzufriedenheit wächst in weit<br />
stärkerem Maße als bei gleichaltrigen<br />
Paaren, die offenbar von<br />
vornherein ein wenig nüchterner<br />
und damit realistischer waren.<br />
Haben’s Promis besser?<br />
Und was ist mit den Promis? Heidi<br />
Klum ist 16 Jahre älter als ihr aktueller<br />
Mann. Bei den Clooneys ist der<br />
Unterschied noch ein Jahr mehr.<br />
Und Michael Douglas und Catherine<br />
Zeta-Jones sind am gleichen Tag<br />
geboren, dem 25. September, allerdings<br />
in einem Abstand von einem<br />
Viertel Jahrhundert. Aber Promis<br />
sind nicht wirklich typisch, denn<br />
sie haben es einerseits schwerer<br />
und andrerseits leichter. Schwer<br />
ist, dass sie ständig unter Beobachtung<br />
stehen und private Krisen im<br />
Licht der Öffentlichkeit ausgebreitet<br />
werden, was Trennungen garantiert<br />
nicht leichter macht. Zuletzt<br />
durch den Blätterwald rauschte die<br />
Trennung von Sängerin Shakira und<br />
Gerard Piqué, der übrigens zehn<br />
Jahre jünger als sie ist. Andrerseits<br />
wird von Promis weniger erwartet,<br />
dass sie sich an Konventionen halten.<br />
Dabei werden auch sie denken<br />
»Oh Gott, der Mann ist ungefähr<br />
so alt wie meine Tochter« oder »Die<br />
Frau könnte mit meinem Sohn Abi<br />
gemacht haben«, wenn sie es dann<br />
nicht tatsächlich gemacht hat!<br />
Denn natürlich spielen Außeneinflüsse<br />
ebenfalls eine Rolle.<br />
Wenn man aus unterschiedlichen<br />
Kulturkreisen kommt, ist das zunächst<br />
sehr spannend, kann aber<br />
auch <strong>auf</strong> lange Sicht belasten, vor<br />
allem bei unterschiedlichen Toleranz-Niveaus,<br />
was die Akzeptanz<br />
von Altersunterschied angeht.<br />
Verschiedene Lebenspläne<br />
Ausgesprochen interessant wird es<br />
dann bei der Familienplanung. Als<br />
ein Bekannter von mir mit über 60<br />
erneut mit seiner neuen Frau Vater<br />
wurde, der erste Sohn aus vorheriger<br />
Ehe hatte gerade sein Studium<br />
abgeschlossen, verkündete er<br />
stolz: »Ich kann das Vatersein jetzt<br />
ganz anders genießen«. Bestimmt<br />
hat der bessere Nerven als ich und<br />
das Sitzen <strong>auf</strong> den Kindergartenstühlen<br />
beim Elternabend ist für<br />
ihn gelenktechnisch auch kein<br />
Problem, jung und dynamisch wie<br />
er noch ist. Ein unterschiedlicher<br />
Lebens-Rhythmus ist da vielleicht<br />
weniger dramatisch als unterschiedliche<br />
Familienplanung. Aber<br />
<strong>auf</strong> lange Sicht strengt es dann<br />
doch an, wenn die eine Hälfte des<br />
Paares lieber ständig Party macht<br />
und die andere Hälfte eigentlich<br />
lieber im Garten oder vor dem Fernseher<br />
sitzen würde…<br />
52 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong>