B LÄ TT E R. - Hansischer Geschichtsverein
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den nachtheiligsten Einfluss ausüben. Sudermann wollte kein<br />
Mittel unversucht lassen, den hansischen Kaufleuten das Wohlwollen<br />
der Königin Elisabeth wieder zuzuwenden, Er lebte des Vertrauens,<br />
dass einer abermaligen Gesandtschaft es gelingen werde, einen<br />
Ausgleich zu Stande zu bringen. Er wurde im Frühjahr 1560 mit<br />
weitgehenden VOllmachten nach London geschickt, um hier in<br />
Gemeinschaft mit Constantin von Lyskirchen, dem lübischen Syndikus<br />
Dr. HermaI\n Vechelt, dem Amtmann Lüdinghausen, dem Danziger<br />
Bürgermeister Johann Proit und dem Rathsherrn Johann Kremer<br />
das Aeusserste im Interesse der Hanse zu versuchen. "Als sie sich",<br />
heisst es in einem Schreiben Sudermann's, "am 24. April zu Dünkirchen<br />
um Mitternacht zu Schiff begeben und in See gegangen,<br />
hat sie ein erschrecklicher übermässiger Sturm, Ungewitter, Wind<br />
und Regen dermassen überfallen, dass die Errettung Leibs und<br />
Lebens allein in der Gewalt, Gnade und Barmherzigkeit Gottes<br />
gestanden und ohne dieses menschliche Hülfe und Geschicklichkeit<br />
gar nicht helfen können. Es hat aber der gütige Gott aus solchem<br />
Sturm und Ungewitter, nachdem dasselbe von Mitternacht an bis<br />
des andern Nachmittags in grosser Gefahr, Angst und Leibesschwachheit<br />
erlitten, die Gesandten in denselben Hafen von Dunkirchen,<br />
wo sie zuvor ausgelaufen waren, gerettet und behalten" I).<br />
Am 5. Mai hatte die Gesandtschaft auf dem Hause Greenwich<br />
eine Audienz bei der Königin und überreichte derselben ein Empfehlungsschreiben<br />
des deutschen Kaisers. Der Herzog Adolf von<br />
Holstein wohnte der Audienz bei j der Empfang war gnädig untl<br />
huldvoll und die hansischen Abgesandten wiegten sich in den<br />
rosigsten Hoffnungen 2), diese scheiterten aber wieder an den Bedenken<br />
der englischen Räthe, die es mit der Londoner Kaufmannschaft<br />
nicht verderben wollten. Nachdem auch die Bemühungen<br />
des Königs von Spanien, einen Ausgleich zu erzielen gescheitert<br />
waren, erklärte die Königin, dass die Kaufleute der Gildhalle nur<br />
dann weiterhin Handel treiben dürften, wenn sie sich verpflichteten<br />
dieselben erhöhten Zollsätze wie alle englischen Unterthanen zu<br />
entrichten. Die hansischen Deputirten erklärten diese Bedingung<br />
annehmen zu können, wenn die Königin versprechen wolle, bei<br />
I) Schreiben im Kölner Stadtarchiv.<br />
2) Hansische Akten, Nr. 184.<br />
einer etwaigen Zollermässigung dieselbe den hansischen Kaufleuten<br />
ebenso wie den englischen zu Gute kommen zu lassen. Die Königin<br />
weigerte sich standhaft diesem Begehren zu willfahren, und die<br />
Hansischen sahen sich genöthigt, sich bedingu'ngslos die Erhöhung<br />
des Zolles bei der Einfuhr von 3 auf 14 und bei der Ausfuhr von<br />
12 auf 80 Pfennige gefallen zu lassen. Wie schwer auch diese<br />
Zollerhöhung den Handel der Gildhalle drückte, so war dieser<br />
Druck noch immer nicht so, wie die Londoner Kaufmannschaft es<br />
wünschte. Diese ruhte nicht, bis die Königin 1563 eine Verordnung<br />
erliess, wonach die hansischen Kaufleute jährlich nicht mehr als<br />
5000 Stück ungeschorener Laken sollten ausführen dürfen. Jede<br />
Bemühung, die Königin zum Widerruf dieses Ediktes zu bestimmen,<br />
blieb vergeblich. Um diese 5000 Stück ausführen zu dürfen,<br />
mussten die Hansischen sich noch verpflichten, kein Laken an<br />
Unterthanen des Königs von Spanien, mit welchem England in<br />
Krieg stand, zu verkaufen.<br />
Sudermann machte sich keinerlei Täuschung über die Tragweite,<br />
welche das Vorgehen Englands gegen die Gildhalle für den<br />
Bestand der ganzen hansischen Verbindung haben musste. Darum<br />
wurde er nicht müde, den Kölner Rath zu bestürmen, dass derselbe<br />
doch alle Mittel aufbieten möge, um das dem Antwerpener Contor<br />
nicht weniger als dem Londoner von Seiten Englands drohende<br />
Verderben abzuwenden. Von dem Hansetag in Lübeck erhielt er<br />
156+ den Auftrag, die spanische Regierung in Brüssel um ihren<br />
Schutz gegen die Massnahmen Englands, wodurch ein Theil der<br />
spanischen Städte nicht weniger als die hansischen geschädiget<br />
werde, anzugehen I). Im Dezember trat in Brügge eine Commission<br />
zusammen, welche erklärte, die Verwicklungen könnten nur dadurch<br />
gelöst werden, dass das Verhältniss zwischen England und der<br />
Hanse wieder auf den alten Fuss gestellt werde. Der Statthalter<br />
WiJhelm von Oranien gab die Zusicherung, den Syndikus Sudermann<br />
in allen nach dieser Richtung gehenden Bemühungen auf die<br />
kräftigste Weise unterstützen zu wollen.<br />
Die Verlegenheiten der Hanse stiegen, als die Engländer, bei<br />
denen der Eigenhandel sich rasch und kräftig entwickelte, dazu<br />
übergin O'en die Conkurrenz mit den deutschen Kaufleuten auf<br />
" ,<br />
I) Hansische Akten, Nr. 20 2.