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B LÄ TT E R. - Hansischer Geschichtsverein

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nachher dessen Bestreben auf dem Reichstage zu Worms 1495, mit<br />

Vorschiebung des von ihm beeinflussten Kurfürsten von l\1ainz,<br />

seiner vorgefassten Meinung zum Sieg zu verhelfen, misslang. -<br />

Schwer begreifliche Vorgänge, nicht nur für uns, auch für den nur<br />

100 Jahre später aus der Fülle des Groninger Stadtarchivs schöpienden<br />

Emmius und die Zeitgenossen selbst, die von Gerüchten aller<br />

Art umschwirrt wurden! Hat etwa Langen in Kenntniss einer bald<br />

am Hof zum Sieg kommenden Strömung jenes von Berthold ausgestellte<br />

Novemberdiplom (das ohnediess mit Maximilians Itinerar<br />

nicht stimmt, also sehr wohl ohne sein Wissen ausgefertigt sein<br />

kann) erschlichen? Oder sollte Maximilian selbst ein falsches Spiel<br />

gespielt haben, um die friesischen Verhältnisse nicht zur Stetigkeit<br />

gelangen zu lassen? Unmöglich ist es nicht, denn sicher ist, dass<br />

die Versuchung, einen unbequemen Mahner, wie den um ihn hochverdienten<br />

Albrecht von Sachsen, auf Kosten der Westfriesen sich<br />

vom Hals zu schaffen, im Laufe d. J. 1.194- ihm genaht ist. Doch<br />

bin ich, insbesondere auf Grund eines Briefs des Kanzlers Stürtzel<br />

vom letzten Februar 1495, aus Mastricht an seine Groninger Freunde<br />

gerichtet, mehr der Meinung, dass die Verwirrung in jener Phase<br />

nur den Machinationen Otto's von Langen zuzuschreiben ist. Als<br />

dann noch die versprochenen Summen durch Groningen gezahlt<br />

wurden, schien vollends kein Wölkchen das Einvernehmen der<br />

Stadt und des derselben wohlgesinntep Königs zu trüben. Darauf<br />

hin wagte sie es, gerade damals einen weitem Theil des Westergo<br />

auf dessen Wunsch vertragsmiissig sich zu verbinden. Damit reizte<br />

man die alten schiering'schen Gegner, die immer mehr sich eingeengt<br />

sahen, aufs Aeusserste. Original briefe zeigen, dass schon am<br />

10. April 1495 die Städte Workum, Bolsward und hervorragende<br />

Adelshäupter Albrecht von Sach en zum Eingreifen aufforderten.<br />

Derselbe solle Truppen ins Land schicken und den König bewegen,<br />

ihnen einen Statt\lalter zu bestellen. Am willkommensten würde<br />

ihnen zu diesem Amte der Herzog selber sein, dem sie treue Unterthanen<br />

sein wollten. Die Verbindung war schon früher angeknüpft,<br />

ja der Herzog scheint unter der Hand an allerhand Machinationen<br />

betheiligt gewesen zu sein. Doch hielt er ich im Hintergrund: erst<br />

musste er des Königs sicher sein, dem in der we tfrie ischen Sache<br />

das Interesse seines Sohnes, Erzherzog PhiJipp als Grafen von Holland,<br />

näher lag. Aber die Zeit war jetzt reif. Jahrelang halte der tapfere<br />

I<br />

155<br />

Herzog, welchem l\Iax und sein Sohn hinsichtlich der Bezwingung<br />

der aufständischen Flandrer und Brabanter, Holländer und Seeländer<br />

nahezu Alles verdankten, vergeblich sich bemüht, nur Ersatz<br />

der von ihm darangesetzten Kosten zu erhalten. lVIax hatte ihn<br />

mit leider an ihm nur zu gewohnten Künsten hingehalten. Obgleich<br />

die Rechnungen längst geprüft waren, war Zahl frist auf Zahlfrist<br />

verstrichen. Endlich kam zu Worms 1495 zwischen l\Iax und<br />

dem Herzog ein seltsamer Vertrag zu Stande. Würden kommendes<br />

Neujahr die verfallenen Raten der Schuld nicht gezahlt oder zeige<br />

sich ferner Mangel, so sollte Albrecht das Recht haben, mit Hülfe<br />

der Stände des Reichs "oder Anderer" die Schuld, wie das geschehe,<br />

einzubringen, ohne darin durch den eben erst von ihm<br />

mit errichteten Landfrieden etc. gehindert zu werden. Es stimmt<br />

nicht völlig zu der Glorie patriotischer Aufopferung, mit der Albrechts<br />

Biographen ihn zu umgeben lieben, ist aber nichtsdestominder wahr,<br />

dass er i. J. 1495 nach dem Reichstage seinen obersten Hauptmann<br />

Wilwolt von Schaumburg zum König von Frankreich schickte, um<br />

Hülfe nachzusuchen zur Einbringung der Schuld. Die auffallende<br />

Nachricht wird unterstützt durch Hunderte von Ausschreiben Albrechts<br />

aus d. J. q96 an seine l\Iitfürsten, Städte, Vasallen etc., mit Aufforderung<br />

zur Stellung einer bestimmten Anzahl Kriegsyolk in den Niederlanden,<br />

unter ganz unverblümter Erklärung des Zwecks. Es<br />

war ihm bitterer Ernst, sich an den Landen des Erzherzogs PhiJipp<br />

ein Pfand zu sichern für seine Ansprüche.<br />

Die weitere Entwicklung in den nächsten Jahren darf ich<br />

übergehen. Um die Niederlande zu retten, musste man habsburgischerseits<br />

die Prätensionen auf Friesland vorerst fahren lassen. Damit<br />

fiel für Maximilian der entscheidende Grund weg, der Herrschaft<br />

Groningens, die ja der habsburgischen doch wohl nur die Wege<br />

hatte ebnen sollen, sich günstig zu zeigen. Die Stadt hatte das<br />

bald zu fühlen, ohne sich den Grund klar machen zu können.<br />

Anfang 1497 nach der Rückkehr l\Iaximili.ans aus Italien ist die<br />

Ver tändigung mit Albrecht spätestens erfolgt. Als choragus fabulae,<br />

wie Emrnius ich ausdrückt, wird von Albrecht der fränkische Ritter<br />

Nithard Fuchs (Foxius, Witterfoxius) nach Friesland weniger ostensibel<br />

gesendet, als eingelas en. Die Westfriesen wurden durch Unterhandlung<br />

und Schrecken mürbe gemacht, Groningen zum Abkauf der<br />

die Umlande verwüstenden Söldner gezwungen. (Falsch berichtet

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