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B LÄ TT E R. - Hansischer Geschichtsverein

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106<br />

in Uebereinstimmung mit dem Gelöbniss Otto IV. v. 1209 schon<br />

12 1 3 zn Eger dem Papste Jnnocenz In. geleistetes Versprechen:<br />

super eradicando heretice pravitatis errore auxilium dabimus<br />

" .<br />

et operam efficacem" 1). Dass die Constitution von 1220 nicht<br />

zugleich das Ausrottungsmittel nennt, erklärt sich daraus, dass sie<br />

grösstentheils wörtlich den Satzungen des 4.lateranensischen Concils<br />

vom J. 1215 entnommen ist j, und die Kirche, wie bekannt, das<br />

Straferkenntniss und die Strafvollstreckung gegen die Ketzer der<br />

weltlichen Gewalt überliess. Es wäre überflüssig, dafür ein ausdrückliches<br />

Zeug niss beizubringen, wenn ein solches nicht für<br />

unsern besondern Zweck erwünschte Erläuterung böte. Die Concilienschlüsse<br />

von 1215 finden sich schon meist wörtlich vorgebildet<br />

in den 1184 unter Papst Lucius In. zu Verona gefassten.<br />

Hier 3) heisst es: quicunque manifeste fuerint in heresi deprehensi. '<br />

si cJericus est, totius eccJesiastici ordinis prerogativa nudetur et<br />

omni offido et benefido spolietur eccJesiastico, secularis relinquatur<br />

arbitrio potestatis animadversione debita puniendusj laicus •..<br />

secularis judicis arbitrio relinquatur debitam recepturus pro qualitate<br />

facinoris ultionem. Dass das arbitrium judicis, von dem hier<br />

die Rede ist, nicht in dem Sinne eines Beliebens oder eines freien<br />

Ermessens verstanden werden darf, ergiebt schon der Zusammenhang.<br />

Es will offenbar nichts anders bedeuten als judicium, und die<br />

Wendung secularis judids arbitrio reJinquatur soll nur umschreiben.<br />

was direct: seculari judici relinquatur lauten würde. 1m weiteren<br />

Verlauf der Decretale heisst es auch von den Rückfälligen schlechtweg:<br />

seculari judicio sille ulla penitus audientia decernimus<br />

relinq uendos, und von den der Ketz.erei Angeklagten, der Bischof<br />

oder der Archidiacon solle sie bei seiner Rundreise vorladen. qui<br />

ni si se ad eorum arbitrium juxta patrie consuetudinem ab objecto<br />

reatu purgaverint..... episcoporum judicio puniantur: eine<br />

delcantur. Das. 28939 : scituri quod in executione ipsius ncgocii gratum<br />

Deo et liludabile coram nobis c.,:mfcretis ob equium, si lld llbolendam de<br />

partibus Alemannie novam et insolitam heretice infamiam prllvitatis opem<br />

d oper am ....• prestiteritis.<br />

J) Das S. 217 u. 224.<br />

2) c. 13 X. de haereticis V, 7. Dove- Richter, Kirchenrecht (Aun. 7)<br />

: 52 A. 2.<br />

3) c. 9 X. eod. Dove·Ric.lJter § 220 A. 13.<br />

107<br />

Stelle. die den mit Urtheil, judicium identischen Sinn von arbitrium<br />

besonders klar macht. Dies Ergebniss wird zur Erklärung des<br />

Satzes der Treuga verwendet werden dürfen, namentlich wenn man<br />

beachtet, dass er mit dem nächsten den Schluss des Gesetzes<br />

bildenden Paragraphen von den übrigen Friedensbestimmungen sich<br />

durch seinen Inhalt scheidet und gemeinsam eine Beziehung zu<br />

kirchlichen Satzungen kundgiebt. Wenn noch Bedenken übrig<br />

bleiben sollten, weil es in der Treuga ad arbitrium judicis paena<br />

debita punientur heisst, so werden sie am besten durch die Thatsache<br />

widerlegt, dass schon vor 1224 die Strafe des Scheiterhaufens<br />

gegen Ketzer in Deutschland angewendet wurde.<br />

Winkel mann 1) und nach ihm Schirrmacher 2) hatten schon bemerkt.<br />

dass mit dem Jahre 1214 der bekannte Ketzerrichter Konrad<br />

von Marburg seine Thätigkeit begann, dass bereits I21I oder 1212<br />

in Strassburg an achtzig Personen wegen Ketzerei verbrannt<br />

wurden. Ich füge einen derselben Zeit angehörigen characteristischen<br />

Beleg aus dem Osten Deutschlands hinzu, der mir durch<br />

J. Grimms berühmte Abhandlung über die Predigten des Bruder<br />

Berthold bekannt geworden ist 3). Thomasin, ein friaulischer Edelmann,<br />

sagt in seinem um 1215 verfassten Lehrgedichte "Der wälsche<br />

Ga,>t" v. 126834):<br />

Lamparten waere saelden riche,<br />

hiet si den herrn von Osterriche<br />

der die ketzer sieden kan 5).<br />

er vant ein schoene geriht dar an,<br />

er wiI niht, daz der valant<br />

zebreche sin zende zehant,<br />

swenner si ezze, da von heizet er<br />

si sieden unde braten sero<br />

1) Kaiser Friedrich H. (1863) S. 433·<br />

2) Kaiser Friedrich H. Bd. 4 S. 552.<br />

J) KI. Schriften 4 S. 316. Das unten angeführte Citat war bei der<br />

ursprünglichen Veröffentlichung der Recension in den Wiener Jahrb. der<br />

Litteratur 1825 Bd. 32 durch die Censur gestrichen.<br />

4) Ausgabe von H. Rückett, BibI. der ges. deutschen Nat.-Litt. Bd. 3 0 ,<br />

Quedlinbg. 1852. Die Abfassungszeit ergiebt v. Il717, wo der Verlust<br />

Jerusalems als vor 28 Jahren geschehen beteichnet wird. . .<br />

5) d. h. versteht, nicht etwa: durch seine Gesetze in der Lage 1st 1m<br />

Gegensatt zur Lombardei, wo dies nicht der Fall wäre. Der gepriesene<br />

Fürst ist Leopold VI. (1198-IZ30).

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