11.08.2022 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 04 / 2022

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Mobilität<br />

GEFÄHRLICHES ERLEBNIS<br />

FÜR FUSSGÄNGER<br />

<strong>Köln</strong>er Fußgänger fühlen sich besonders unsicher auf den Gehwegen<br />

Foto: hiro - stock.adobe.com<br />

Solch gefährliche Situationen sind <strong>Köln</strong>er auf den Gehsteigen gewohnt<br />

Gehe ich aus der Eingangstür hinaus, schaue ich vorher einmal kurz nach rechts und<br />

nach links. Wieso? Schon häufiger musste ich Radfahrern ausweichen, die über den<br />

Bürgersteig bretterten und mich umgenietet hätten, wenn ich nicht schnell wieder<br />

einen Schritt zurück gemacht hätte. Kommt Ihnen das bekannt vor?<br />

Wenn man den Ergebnissen einer Umfrage<br />

des ADAC glaubt, dann geht es zwei von<br />

drei <strong>Köln</strong>ern so. Denn Fußgänger in <strong>Köln</strong><br />

zu sein, ist offenbar eine gefährliche Sache.<br />

Im Oktober 2021 veröffentlichte der ADAC<br />

die Ergebnisse einer Umfrage. Das Ergebnis:<br />

Von den 16 untersuchten Großstädten<br />

war <strong>Köln</strong> die Stadt, in der sich Fußgänger<br />

am unsichersten fühlten. Besonders häufig<br />

geben Fußgänger an, dass Radfahrer unerlaubt<br />

auf den Gehwegen fahren. 66 Prozent<br />

monierten dies. Verwunderung darüber<br />

kommt aber nur selten auf. Denn Radfahren<br />

in <strong>Köln</strong> ist an vielen Stellen nicht ganz ohne.<br />

Viele, auch große Hauptverkehrsstraßen<br />

verfügen kaum über eine nötige Infrastruktur<br />

für Radfahrer, die sich die Straße mit<br />

Pkw und Lkw teilen müssen. Vorgeschriebene<br />

Abstände beim Vorbeifahren sind schon<br />

aufgrund der baulichen Voraussetzungen<br />

teils kaum bis gar nicht einzuhalten. Radfahrer,<br />

Autos und Lkw kommen sich daher<br />

viel zu oft viel zu nah. Kein Wunder, dass<br />

viele Radfahrer deshalb auf die Bürgersteige<br />

ausweichen, wo es ihnen deutlich sicherer<br />

erscheint. Doch es gibt noch weitere Probleme<br />

für Fußgänger, beispielsweise mitten<br />

auf den Gehwegen abgestellte E-Scooter und<br />

Fahrräder, an denen man sich vorbeimogeln<br />

muss. 62 Prozent der Befragten gaben<br />

an, dass sie sich darüber ärgern. 60 Prozent<br />

sagen, dass Radfahrer mit einem zu geringen<br />

Abstand überholen. 46 Prozent geben<br />

eine schlechte Sicht an Kreuzungen durch<br />

parkende Autos als Problem an. Oder anders<br />

ausgedrückt: Nur etwa 37 Prozent der<br />

befragten <strong>Köln</strong>er fühlen sich sicher, wenn<br />

sie zu Fuß unterwegs sind. Roman Suthold<br />

vom ADAC Nordrhein führt dies darauf zurück:<br />

„<strong>Die</strong> Stadt hat die Bedürfnisse von<br />

Fußgängern bei der Verkehrsplanung jahrelang<br />

vernachlässigt. Gehwege und Überwege<br />

sind teilweise total veraltet. Da ist zu<br />

wenig passiert. Deswegen ist die Frustration<br />

heute auch so groß.“<br />

Das Problem, mit dem viele Großstädte umgehen<br />

müssen, ist, dass sie nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg insbesondere für Autos wieder<br />

aufgebaut wurden. Hauptsache war<br />

hier, dass der Pkw-Verkehr nach Möglichkeit<br />

reibungslos fließen konnte. <strong>Die</strong> Bedürfnisse<br />

von Fußgängern oder Radfahrern waren<br />

da nicht so wichtig. Doch zunehmend<br />

hat ein Umdenken eingesetzt. <strong>Die</strong>s bestätigt<br />

auch der ADAC in seiner Studie, wie Suthold<br />

erklärt: „Inzwischen unternimmt die Stadt<br />

mehr Anstrengungen, aber die aufgestauten<br />

Probleme lassen sich nicht von heute auf<br />

morgen beheben. Den Investitionsstau in<br />

Sachen Straßeninfrastruktur spüren nicht<br />

nur Radfahrer und Autofahrer, sondern<br />

auch Fußgänger.“<br />

Doch <strong>Köln</strong> möchte sich verbessern und<br />

deutlich aktiver auf die Belange von Fußgängern<br />

eingehen. Daher gibt es seit März<br />

<strong>2022</strong> auch einen Fußverkehrsbeauftragten.<br />

Nico Rathmann wurde mit der neu geschaffenen<br />

Aufgabe betraut. „Aus meiner<br />

Sicht steckt in der Förderung des Fußverkehrs<br />

viel Detailarbeit. Gerade für mobilitätseingeschränkte<br />

Personen kann eine<br />

Kleinstmaßnahme einen Quantensprung<br />

bedeuten, da diese Personen oft nur ein<br />

gewisses Mobilitätsbudget zur Verfügung<br />

haben, teilweise nur 1.000 Meter pro Tag.<br />

Deshalb können viele kleine Verbesserungen<br />

für diejenigen, die zu Fuß gehen, einen<br />

wirklich signifikanten Unterschied im Mobilitätsverhalten<br />

erzielen“, so Rathmann<br />

bei seiner Vorstellung im März <strong>2022</strong>.<br />

Illustrationen: max_776, tovovan, blinkblink, stockphoto-graf - stock.adobe.com<br />

10 www.diewirtschaft-koeln.de

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