11.08.2022 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 05 / 2022

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Macher & Märkte<br />

ZU VIEL BÜROKRATIE<br />

Onlinehändler meiden internationale Geschäfte<br />

Waren korrekt durch den Zoll bringen? Bürokratie lässt Betriebe vor Exporten zurückschrecken.<br />

Im Internet bestellt und kurze Zeit später geliefert, der Onlinehandel boomt und liefert<br />

auch über die Grenzen des Landes hinweg große Geschäftsmöglichkeiten. Doch<br />

liegen beim internationalen Vertrieb zahlreiche bürokratische Stolpersteine im Weg.<br />

Daher meiden Händler diesen Aufwand und bleiben mit ihren Geschäften auf dem<br />

nationalen Markt, wie eine Untersuchung der Deutschen Industrie- und Handelskammer<br />

zeigt.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung „Cross-Border-E-Commerce“<br />

der DIHK untersucht die aktuelle<br />

Lage der Onlinehändler, nennt Hürden<br />

und zeigt Lösungen auf. <strong>Die</strong> Analyse zeigt,<br />

dass ein internationaler Vertrieb innerhalb<br />

des EU-Binnenmarkts als schwierig angesehen<br />

wird. Denn innerhalb der EU gibt<br />

es große Unterschiede etwa bei Umsatzsteuersätzen,<br />

Anforderungen hinsichtlich<br />

Verpackung und Entsorgung. In Staaten<br />

außerhalb der EU kommen noch weitere<br />

Herausforderungen auf die Händler zu,<br />

bspw. bei der Zollabwicklung bis hin zur<br />

Product Compliance.<br />

<strong>Die</strong>s belegt eine bundesweite Unternehmensbefragung,<br />

die die Industrie- und<br />

Handelskammern (IHKs) und der Deutsche<br />

Industrie- und Handelskammertag (DIHK)<br />

gemeinsam mit dem bei der Universität<br />

Regensburg angesiedelten Institut ibi research<br />

durchgeführt haben. Dabei wurde<br />

untersucht, in welchem Umfang und auf<br />

welchen Wegen hiesige Betriebe Waren ins<br />

Ausland verkaufen und welche Probleme<br />

es dabei gibt. Untersucht wurden strategische,<br />

operative und regulatorische Faktoren,<br />

die sich auf den unternehmerischen<br />

Erfolg im internationalen E-Commerce auswirken.<br />

Etwa 440 Betriebe nahmen an der Erhebung<br />

teil. 51 Prozent der Betriebe verkaufen<br />

Produkte oder <strong>Die</strong>nstleistungen grenzüberschreitend,<br />

23 Prozent der Befragten<br />

nehmen Aufträge aus dem Ausland zumindest<br />

entgegen. 17 Prozent der Betriebe<br />

liefern ihre Waren nur deutschlandweit<br />

aus und möchten daran auch erst einmal<br />

nichts ändern. Hier zeigen sich allerdings,<br />

je nach Betriebsgröße, deutliche Unterschiede.<br />

Große Firmen (72 Prozent) wie<br />

auch Industrieunternehmen (89 Prozent)<br />

verkaufen ihre Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

aktiv ins Ausland. Bei kleinen Betrieben<br />

oder Einzelhändlern sind es mit jeweils<br />

39 Prozent vergleichsweise wenige<br />

Unternehmen, die Waren und Leistungen<br />

exportieren.<br />

Foto: bluedesign- stock.adobe.com<br />

Hürden bei<br />

Auslandsgeschäften<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung zeigt, dass das internationale<br />

Onlinegeschäft mit zahlreichen<br />

Hürden verbunden ist. Hohe Versandkosten<br />

und rechtliche Unsicherheiten geben<br />

die Befragten als Hauptgründe an, wieso<br />

sie nicht ins Ausland verkaufen möchten.<br />

Zollabwicklung, Steueraufwand und<br />

Zeitmangel sind weitere Faktoren, die<br />

Unternehmen vor Auslandsgeschäften<br />

zurückschrecken lassen. „27 verschiedene<br />

Verpackungs- und Elektroschrottbestimmungen<br />

innerhalb der EU und unterschiedliche<br />

Umsatzsteuerregelungen<br />

in jedem EU-Land überfordern viele Unternehmen",<br />

kommentiert Ilja Nothnagel,<br />

Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung,<br />

die Ergebnisse und ergänzt:<br />

„Letztlich sehen sich Unternehmen daran<br />

gehindert, den Sprung in internationale<br />

Märkte zu wagen. Obwohl diese<br />

große Chancen und ein erhebliches Umsatzpotenzial<br />

bieten. Gerade auf europäischer<br />

Ebene sollte Harmonisierung mehr<br />

als nur ein Schlagwort sein, insbesondere<br />

im Steuer- und Umweltrecht. Daher<br />

sollte die Harmonisierung von Regeln im<br />

EU-Binnenmarkt forciert und ein internationales<br />

E-Commerce-Abkommen innerhalb<br />

der WTO vorangetrieben werden."<br />

Ähnlich sieht dies Georg Wittmann, Geschäftsführer<br />

von ibi research. Er erblickt<br />

im Auslandsvertrieb, trotz der einen oder<br />

anderen Hürde „eine Riesenchance für<br />

die deutsche <strong>Wirtschaft</strong>“. Umsatzsteigerung<br />

für Unternehmen jeder Größe seien<br />

auch unabhängig von einzelnen Märkten<br />

und Vertriebskanälen möglich. „Ich denke,<br />

hier liegt viel Potenzial in den nächsten<br />

Jahren", so Wittmann.<br />

Werden Waren ins Ausland verkauft, sind<br />

die direkten Nachbarländer bevorzugte<br />

Absatzmärkte deutscher Betriebe. 54<br />

Prozent der Befragten geben Österreich<br />

als einen ihrer fünf umsatzstärksten Absatzmärkte<br />

an. 37 Prozent nennen die<br />

Schweiz. <strong>Die</strong> USA, Großbritannien und<br />

China belegen hinter Frankreich, den Niederlanden<br />

und Italien nur die Plätze sechs<br />

bis acht in der Rangliste. W<br />

Christian Esser<br />

14 www.diewirtschaft-koeln.de

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