11.08.2022 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 05 / 2022

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

| Branchen & Betriebe<br />

INFLATION<br />

ALS ARMUTSFALLE<br />

Entlastungspaket des Bundes zeigt punktuell Wirkung<br />

<strong>Die</strong> Inflation führt für viele Menschen dazu, dass "am Ende des Geldes noch sehr viel Monat übrig" ist<br />

<strong>Die</strong> Preise steigen rasant und nicht nur gefühlt wird jeder Einkauf teurer. <strong>Die</strong>se Entwicklung<br />

wird noch anhalten und sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen.<br />

Viele Verbraucher sparen bereits bei Einkäufen. Gleichzeitig zeigen der Tankrabatt<br />

und das Neun-Euro-Ticket zumindest punktuell Wirkung und mindern die Inflation<br />

etwas ab.<br />

Der Einkauf im Supermarkt wird noch teurer<br />

werden, Lebensmittelpreise werden<br />

auch in den kommenden Monaten weiter<br />

anziehen. <strong>Die</strong>s zeigt eine Umfrage des ifo<br />

Instituts. Demnach lagen die Preiserwartungen<br />

der Einzelhändler bei Nahrungsund<br />

Genussmitteln bei 98,9 Punkten.<br />

<strong>Die</strong>s bedeutet, dass beinahe jeder befragte<br />

Händler künftig mit höheren Preisen<br />

plant. Preisanstiege werden auch in vielen<br />

weiteren Sparten des Einzelhandels fällig<br />

werden, auch hier sollen die Preise künftig<br />

weiter steigen. <strong>Die</strong> Preiserwartungen<br />

erhöhten sich auf 78,6 Punkte. In der Vorumfrage<br />

lag dieser Wert noch bei 75,5. „Damit<br />

dürften die Inflationsraten vorerst weiter<br />

hoch bleiben“, sagt ifo-Konjunkturchef<br />

Timo Wollmershäuser.<br />

„Allerdings gibt es auch erste Anzeichen<br />

dafür, dass die Inflationsrate im späteren<br />

Verlauf des Jahres allmählich wieder sinken<br />

könnte“, so Wollmershäuser weiter.<br />

„Denn die Preiserwartungen in einigen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>szweigen, deren Produktion<br />

dem Konsum vorgelagert ist, sind bereits<br />

das zweite Mal in Folge gesunken.“ Sie reduzierten<br />

sich in den Bereichen Industrie<br />

(57,4 Punkte, Vorumfrage: 68,1), Baugewerbe<br />

(50 Punkte, Vorumfrage: 56) und<br />

Großhandel (57,4 Punkte, Vorumfrage:<br />

68,1). Bei den <strong>Die</strong>nstleistern gab es mit<br />

einer Preiserwartung von 47,1 Punkten<br />

nahezu keine Veränderung. <strong>Die</strong> Punktangaben<br />

sagen aus, wie viel Prozent der<br />

Unternehmen per saldo Preiserhöhungen<br />

planen.<br />

<strong>Die</strong> gestiegenen Preise haben sich bereits<br />

auf das Einkaufsverhalten der Deutschen<br />

ausgewirkt. <strong>Die</strong>s zeigt eine Befragung der<br />

Hans-Böckler-Stiftung. Demnach gaben<br />

52 Prozent der Erwerbspersonen mit einem<br />

relativ niedrigen Haushaltseinkommen<br />

bis monatlich 2.000 Euro netto an,<br />

dass sie sich genötigt sehen, aufgrund der<br />

gestiegenen Preise, insbesondere wegen<br />

Mehrausgaben für Energie, weniger Lebensmittel<br />

einzukaufen. 18 Prozent dieser<br />

Gruppe wollen den Konsum von Nahrungsmitteln,<br />

Getränken, Tabakwaren oder Ähnlichem<br />

sogar „bedeutend“ zurückfahren.<br />

Foto: nicoletaionescu - stock.adobe.com<br />

Steigende Armut<br />

befürchtet<br />

Ein Blick in den Paritätischen Armutsbericht<br />

<strong>2022</strong> zeigt, dass bereits durch die Pandemie<br />

die Armutsquote in Deutschland angestiegen<br />

ist. <strong>Die</strong> anziehende Inflation seit der zweiten<br />

Jahreshälfte 2021 ist hierin noch gar berücksichtigt.<br />

Laut dem Bericht liegt die Armutsquote<br />

in Deutschland mit 16,6 Prozent im<br />

zweiten Pandemiejahr 2021 auf einem neuen<br />

Rekordniveau. Jeder sechste Deutsche<br />

ist damit von Armut aktiv betroffen. Insgesamt<br />

müssen laut dem Bericht 13,8 Millionen<br />

Menschen hierzulande zu den Armen<br />

gerechnet werden, dies entspricht 600.000<br />

mehr als noch vor der Pandemie. Der Paritätische<br />

Gesamtverband geht davon aus, dass<br />

sich durch die Inflation die Lage weiter verschärfen<br />

wird und appelliert an die Bundesregierung,<br />

weitere Entlastungspakete auf<br />

den Weg zu bringen. Grundsicherung, Wohngeld<br />

und BAföG müssten bedarfsgerecht angehoben<br />

und ausgeweitet werden, nur so<br />

könne zielgerichtet und wirksam Hilfe für<br />

einkommensarme Haushalte gewährleistet<br />

werden. „<strong>Die</strong> Befunde sind erschütternd, die<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie<br />

schlagen inzwischen voll durch. Noch<br />

nie wurde auf der Basis des amtlichen Mikrozensus<br />

ein höherer Wert gemessen und noch<br />

nie hat sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant<br />

ausgebreitet wie während der Pandemie”,<br />

so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer<br />

des Paritätischen Gesamtverbands. Er<br />

fordert: „Wir brauchen dringend ein weiteres<br />

Entlastungspaket, eines das zielgerichtet ist,<br />

wirksam und nachhaltig. Grundsicherung,<br />

Wohngeld und BAföG sind nach unserer Auffassung<br />

die wirksamsten Hebel, um schnell<br />

zu einer Entlastung unterer Einkommen zu<br />

gelangen, die nachhaltig wirkt und nicht<br />

nach kurzer Zeit wieder verpufft. Es geht darum,<br />

unsere letzten Netze sozialer Sicherung<br />

wieder höher zu hängen.”<br />

Kurzzeitige Entlastung<br />

Um die Inflation etwas abzuschwächen, hat<br />

die Bundesregierung Entlastungen für die<br />

Verbraucher zeitweise eingeführt. Seit Juli<br />

gibt es für Stromkunden eine weitere Entlastung,<br />

durch die die gestiegenen Energiekosten<br />

etwas aufgefangen werden sollen.<br />

<strong>Die</strong> EEG-Umlage für den Strompreis ist vollständig<br />

weggefallen. Nachdem sie zuletzt<br />

bei 3,72 Cent je kWh lag, wurde sie nun auf<br />

null abgesenkt. „Das ist in der aktuellen<br />

Hochpreisphase wichtiger denn je und kann<br />

den Druck für Stromverbraucherinnen und<br />

Stromverbraucher zumindest etwas min-<br />

24 www.diewirtschaft-koeln.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!