11.08.2022 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 05 / 2022

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe acht Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Geld & Geschäft | Sonderthema Recht & Steuern<br />

„DER GROSSE<br />

WURF BLEIBT AUS“<br />

w im Gespräch mit Kai Arnold, <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer und Steuerberater<br />

und seit 2010 Mitgesellschafter in der Sozietät Zacharias & Demmer, <strong>Köln</strong><br />

Ein eingespieltes Team: Kai Arnold, Hans-Josef Demmer, Anke Nuppeney und Josef Demmer<br />

Das deutsche Steuerrecht ist umfangreich und kompliziert, viele Steuerberatungs-Gesellschaften<br />

suchen händeringend nach neuen Mitarbeitern. <strong>Die</strong> zu rekrutieren<br />

ist nicht einfach. <strong>Die</strong> Gründe dafür erläutert Kai Arnold, gelernter Dipl.-Kaufmann<br />

mit über 25 Jahren Erfahrung im Steuerrecht.<br />

w: Herr Arnold, wissen<br />

Sie, welchen Tag Deutschland am 13. Juli<br />

2021 „feierte“?<br />

Kai Arnold: Zugegeben, ich musste ein wenig<br />

überlegen, aber es war wohl der sogenannte<br />

Tag des Steuerzahlers. Ab diesem<br />

Tag fließt das Geld der Arbeitnehmer in die<br />

eigene Tasche.<br />

w: Eigentlich kein Ruhmesblatt<br />

für den Staat, der seine Bürger<br />

mit Steuern und Sozialabgaben ganz schön<br />

beutelt.<br />

Kai Arnold: Ja, da hat sich im Laufe von Jahrzehnten<br />

ein Regelwerk aufgebaut, das kaum<br />

mehr zu überblicken ist.<br />

w: Dann müsste man also<br />

davon ausgehen können, um der komplizierten<br />

Regeln Herr zu werden, dass Steuerfachleute<br />

gesucht werden?<br />

Kai Arnold: Genau so ist es. Nur leider finden<br />

wir und auch unsere Kollegen das passende<br />

Personal nicht mehr.<br />

w: Woran liegt das, woran<br />

kann man das festmachen?<br />

Kai Arnold: Zunächst muss man festhalten,<br />

dass der Beruf für den Nachwuchs wenig<br />

sexy zu sein scheint. Denn aus den Hochschulen<br />

habe ich gehört, dass sich heute im<br />

Studium-Schwerpunkt nur noch ein geringer<br />

Teil von Studenten der Materie widmet,<br />

als dies noch zu meiner Zeit der Fall war.<br />

Weitere Dinge kommen dazu. Viele, die ihre<br />

erste Berufserfahrung in einer Steuerkanzlei<br />

oder <strong>Wirtschaft</strong>sprüfungsgesellschaft<br />

gemacht haben, wechseln in die Industrie.<br />

Oder sie haben in ihrer Lebensplanung andere<br />

Präferenzen, Stichwort Work-Life-Balance,<br />

wo Leistung und der Verdienst nicht<br />

mehr an erster Stelle stehen, sondern mehr<br />

Zeit für Familie und Freizeit, am besten mit<br />

einer Vier-Tage-Woche.<br />

Früher war ein guter Realschulabschluss<br />

für den Einstieg in den Job ausreichend.<br />

Heute haben wir im Verhältnis zu viele Abiturienten,<br />

die nach einer Ausbildung zum<br />

Steuerfachangestellten an die Uni wechseln<br />

und dann andere Wege einschlagen.<br />

Dabei sind <strong>Wirtschaft</strong>sprüfung, Finanzund<br />

Steuerberatung interessante Berufe<br />

mit vielen Facetten.<br />

w: Aus welchen Bereichen<br />

kommen Ihre Mandanten? Gibt es da Präferenzen?<br />

Kai Arnold: Nein, Präferenzen gibt es da keine.<br />

Wir können sagen, dass etwa 20 Prozent<br />

unserer Mandanten größere Konzerne sind,<br />

Foto: Michael Neuhaus<br />

80 Prozent zählen zum Mittelstand, wobei<br />

das gesamte Spektrum an Branchen abgebildet<br />

wird.<br />

w: Eine Spezialisierung<br />

auf bestimmte Tätigkeitsfelder gibt es also<br />

nicht?<br />

Kai Arnold: Hierauf verzichten wir bewusst.<br />

Vergleichen Sie es mit einem Hausarzt. Der<br />

muss die erste Diagnose zutreffend stellen<br />

und hierfür über ein breites Fachwissen verfügen,<br />

um zu helfen, nur wenn es zu speziell<br />

wird, überweist er an den Experten. So haben<br />

auch wir ein funktionierendes Netzwerk<br />

aus Spezialisten, die in außergewöhnlichen<br />

Sonderfragen kompetent Rat geben können.<br />

w: Sie beraten zahlreiche<br />

Mittelständler, darunter auch etablierte<br />

Familienunternehmen, und sind selbst Mitglied<br />

bei „<strong>Die</strong> Familienunternehmer e.V.“<br />

– was schätzen Sie an dem Verein?<br />

Kai Arnold: <strong>Die</strong> KMUs, also die kleinen<br />

und mittleren Unternehmen, bilden seit jeher<br />

den Rücken der <strong>Wirtschaft</strong>. Um diesen<br />

Unternehmen in Berlin eine Stimme zu geben,<br />

die auch gehört wird, dafür stehen wir<br />

als Familienunternehmer. Wir kommen mit<br />

Gleichgesinnten in einen regen Austausch,<br />

blicken in die Zukunft und reden auch über<br />

so wichtige Dinge wie Nachhaltigkeit.<br />

w: Warum gelingt der große<br />

Wurf einer umfassenden Steuerreform<br />

einfach nicht?<br />

Kai Arnold: Zunächst muss man feststellen,<br />

dass Vereinfachungen das Steuerrecht im<br />

Ergebnis häufig verkomplizieren. Denken<br />

Sie nur an die 1 %-Regel zur Berechnung der<br />

Pkw-Eigennutzung, deren Anwendungsfragen<br />

heute ganze Bücher füllen. Es wäre zu<br />

wünschen, wenn jeder Steuerpflichtige seine<br />

Steuerlast selbst berechnen könnte. Hierzu<br />

wäre es erforderlich, Förderungen und<br />

Ausnahmen im Steuerrecht zu streichen.<br />

Jedoch müssten wir alle dazu Besitzstände<br />

aufgeben, um eine einheitliche und natürlich<br />

in Summe niedrigere Besteuerung zu erreichen.<br />

Ich glaube nicht, dass dies politisch<br />

durchsetzbar ist. W<br />

Heribert Eiden<br />

30 www.diewirtschaft-koeln.de

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