Paracelsus Today
Ausgabe 2 | August 2022
Ausgabe 2 | August 2022
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Herzhaftes Lachen, strahlende Gesichter:<br />
Es ist eine fröhliche Runde<br />
von Seniorinnen und Senioren,<br />
die sich da gemeinsam an einem<br />
rechteckigen Tisch<br />
versammelt hat. Das Besondere an der Sache:<br />
Auf dem Tisch sind bunte Blüten, Blätter, Symbole<br />
und sogar Musiknoten zu sehen, die sich in<br />
verschiedenen Tempi über die Oberfläche bewegen<br />
und verschiedene Formen der Interaktion –<br />
gesteuert durch die Handbewegungen der alten<br />
Menschen – herausfordern. Wer beispielsweise<br />
eine Note „erwischt“, bekommt sofort den entsprechenden<br />
Ton zu hören, Symbole verwandeln<br />
sich, Blüten zerstäuben. Des Rätsels Lösung:<br />
Die bewegten Bilder werden von der Zimmerdecke<br />
senkrecht nach unten projiziert, und zwar<br />
von einer Art Beamer, in dem auch verschiedene<br />
Sensoren verbaut sind. Das Gerät hört auf den<br />
Namen „Tovertafel“ (Deutsch: „magische Tafel“,<br />
www.tover.care), wurde in den Niederlanden<br />
entwickelt und richtet sich vor allem an eine<br />
ganz besondere Zielgruppe: demente Menschen.<br />
Magische Tafel gegen Apathie. Die holländische<br />
Innovation – die bereits in zahlreichen Seniorenheimen<br />
auch in Deutschland im Einsatz ist –<br />
steht stellvertretend für viele Ansätze, die die<br />
neuen Möglichkeiten der Digitalisierung auch<br />
im Kampf gegen Demenz nutzen wollen. Und<br />
tatsächlich scheinen gerade die fortschreitenden<br />
Beeinträchtigungen verschiedener<br />
kognitiver Funktionen die Kreativität<br />
der Entwickler besonders zu<br />
beflügeln. Die „Tovertafel“ beispielsweise<br />
setzt bei einem der häufigsten<br />
neuropsychiatrischen Symptome von<br />
Menschen mit Demenz an: Und zwar<br />
indem es ihr spielerisch gelingt, deren<br />
Apathie zu durchbrechen. Gleichzeitig<br />
können das „ruhelose und angespannte<br />
Verhalten“ verringert und positive<br />
Emotionen gesteigert werden. Darüber<br />
hinaus sollen die „edukativen Spiele“<br />
– passend zum Trend der „Gamification“<br />
– auch für ein Mehr an Bewegung<br />
und positiven Gefühlen sorgen<br />
und das soziale Zusammenwirken mit<br />
Pflegekräften, Mitbewohnern und An-<br />
Digitale<br />
Demenz-<br />
Bremsen<br />
Research | Künstliche Intelligenz, Gamification,<br />
Roboter, Virtual Reality: Wie neue digitale<br />
Werkzeuge dementen Menschen helfen könnten –<br />
und was das für die Prävention bedeutet.<br />
Autor: Andreas Aichinger. Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni; Sabine Salzmann<br />
Der Assistenz-Roboter „Lio“ soll bei<br />
der Alltagsbewältigung in Heimen<br />
helfen. Mit der „Tovertafel“ (rechts)<br />
gelingt es spielerisch Apathie bei<br />
dementen Menschen zu durchbrechen.<br />
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