pro aurum Magazin 02/2022
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Zahlreiche Notenbanken haben die Leitzinsen erhöht<br />
einen fällt Goldbesitzern während Zinserhöhungszyklen<br />
der Verzicht auf höhere<br />
Anleiherenditen (Stichwort „Opportunitätskosten“)<br />
schwerer als in Phasen niedriger<br />
Zinsen. Zum anderen belasten steigende<br />
Zinsen häufig sowohl die Konjunktur als<br />
auch den Arbeitsmarkt. Sobald Anleger<br />
weniger Geld zur freien Verfügung haben,<br />
könnte dies das Interesse an Goldinvestments<br />
bremsen. Vor allem in China und<br />
Indien – den weltweit wichtigsten Konsumenten<br />
von Goldschmuck – gelten sinkende<br />
Einkommen erfahrungsgemäß als<br />
potenzieller Belastungsfaktor für den Goldpreis.<br />
Außerdem könnte es im Zuge von<br />
Zinserhöhungen zu Turbulenzen an den<br />
Finanzmärkten kommen. Dann stellt sich<br />
vor allem eine Frage: Kommt es zu einer<br />
massiven Kapitalflucht in den sicheren<br />
Hafen Gold oder sind Investoren möglicherweise<br />
gezwungen, hohe Verluste in anderen<br />
Anlageklassen durch den Verkauf ihrer<br />
Goldpositionen auszugleichen?<br />
Da wir derzeit alles andere als normale<br />
Zeiten erleben, sollte die aktuelle Entwicklung<br />
an den Goldmärkten stets differenziert<br />
betrachtet und kritisch hinterfragt werden.<br />
Altbewährte Korrelationen zwischen Gold<br />
und anderen Anlageklassen können zwar<br />
eintreffen, unter bestimmten Umständen<br />
aber auch ausfallen. Ob Anleihen dank steigender<br />
Zinsen (Opportunitätskosten) stark<br />
an Attraktivität gewinnen, darf angesichts<br />
der damit verbundenen Kursverluste und<br />
erhöhter Ausfallrisiken durchaus bezweifelt<br />
werden. Aufgrund hoher Teuerungsraten<br />
sind bei Anleihen bester Bonität zudem<br />
systematische Kaufkraftverluste praktisch<br />
vor<strong>pro</strong>grammiert.<br />
Robert Hartmann, Mitgründer von <strong>pro</strong><br />
<strong>aurum</strong>, weist darauf hin, dass viele Anleger<br />
gegenwärtig nur auf den Nominalzins<br />
starren, anstatt sich den Realzins – also den<br />
Nominalzins abzüglich der Inflationsrate –<br />
anzusehen. Sein Fazit lautet daher: „Solange<br />
der Realzins negativ ist, verlieren zinstragende<br />
Anlageklassen sukzessive Kaufkraft.“<br />
Zudem könne man derzeit ohnehin nicht<br />
von hohen Zinsen sprechen, schließlich<br />
belief sich beim letzten signifikanten Top<br />
<strong>pro</strong><strong>aurum</strong>.de<br />
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