pro aurum Magazin 02/2022
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Marktbericht<br />
GOLDPREIS<br />
DOLLAR- UND ZINS-<br />
BEDINGTER STURZ IN<br />
RICHTUNG 1.700 DOLLAR<br />
Die geopolitische Risikoprämie hat sich trotz der russischen Invasion in der<br />
Ukraine seit März dieses Jahres in Luft aufgelöst. Aktuell sorgen sich die Akteure<br />
an den Goldmärkten um zwei Dinge: den starken Dollar und die steigenden Zinsen.<br />
FED VOLLZIEHT MASSIVE<br />
ZINSWENDE<br />
Mittlerweile hat selbst die Europäische<br />
Zentralbank erstmals seit elf Jahren die<br />
Leitzinsen erhöht. Dieses Anheben fiel mit<br />
50 Basispunkten sogar höher als erwartet<br />
aus. Wenn man die Maßnahme mit der restriktiven<br />
Zinspolitik der US-Notenbank Fed<br />
vergleicht, besteht jedoch seitens der EZB<br />
noch erheblicher Nachholbedarf. Jenseits<br />
des Atlantiks wurden nämlich die Fed Funds<br />
allein in diesem Jahr bereits um 225 Basispunkte<br />
nach oben geschraubt. Und laut<br />
FedWatch Tool des Terminbörsenbetreibers<br />
CME Group sollen sich diese weiter nach<br />
oben bewegen. Mit Blick auf das Jahresende<br />
gelten folgende Zinssätze (aktuell: 2,25<br />
bzw. 2,5 Prozent) als besonders wahrscheinlich:<br />
3,0 bzw. 3,25 Prozent (28,5 Prozent),<br />
3,25 bzw. 3,5 Prozent (46,7 Prozent) sowie<br />
3,5 bzw. 3,75 Prozent (21,9 Prozent).<br />
Die Gründe für die ausges<strong>pro</strong>chen restriktive<br />
Geldpolitik sind durchaus nachvollziehbar,<br />
schließlich kletterte die US-Inflationsrate<br />
mit 9,1 Prozent p. a. auf den höchsten Stand<br />
seit über 40 Jahren, wobei im vergleichbaren<br />
Vorjahresmonat „lediglich“ ein Wert von 5,4<br />
Prozent gemeldet worden war. Damit wird<br />
der von der Fed kommunizierte Zielwert<br />
für die Inflation in Höhe von zwei Prozent<br />
um ein Vielfaches übertroffen. Dies trifft<br />
übrigens auch auf die Eurozone zu, wo im<br />
Juni ein Kaufkraftverlust von immerhin 8,6<br />
Prozent zu Buche schlug. Weil die europäischen<br />
Notenbanker vor allem die Schuldentragfähigkeit<br />
der unsoliden Mitgliedsländer<br />
sichern und eine Rezession in Europa verhindern<br />
wollten, schauten sie dem Inflationsanstieg<br />
lange Zeit tatenlos zu.<br />
Robert Hartmann, der Mitgründer von <strong>pro</strong><br />
<strong>aurum</strong>, interpretiert die aktuelle Lage folgendermaßen<br />
und sagt: „Die EZB sitzt mehr<br />
oder weniger in der Falle. Bei einer offiziellen<br />
Inflationsrate von acht Prozent p. a.<br />
müsste der Leitzins mindestens die gleiche<br />
Höhe haben, wenn man das Ziel Geldwertstabilität<br />
ernsthaft verfolgen würde.“<br />
6 <strong>pro</strong><strong>aurum</strong>.de