Innovationsreport Binnenschifffahrt 2022
GRUSSWORTE VON VOLKER WISSING, CLAUDIA MÜLLER, REINHARD LÜKEN | DST: Herausforderungen und Innovationen | AUTONOME SYSTEME | WERFT DES JAHRES: Hitzler | EMISSIONSFREIE »ELEKTRA« | INNOVATIVE SCHIFFE | MOTOREN UND ABGASTECHNIK | KRANTECHNIK
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INNOVATIONSREPORT <strong>2022</strong> | ZUKUNFTSWEISENDER SCHIFFBAU<br />
EMS »Berg«– preisgekrönt und sauber<br />
Die Bayerische Seen-Schifffahrt hat mit ihrem Fahrgastschiff EMS »Berg« in Innovationen<br />
und Umweltfreundlichkeit investiert. Jetzt zählt sie zu den größten rein mit Batterien<br />
angetriebene Schiff auf einem deutschen Binnengewässer<br />
Mit einer Batterieladung kann die EMS »Berg« bis zu zehn Stunden über den Starnberger See fahren<br />
Eigentlich sollte der Neubau für die<br />
Bayerische Seen-Schifffahrt ein konventionelles<br />
Schiff werden. So war es<br />
auch noch gedacht, als der Auftrag bei<br />
der Lux-Werft in Mondorf platziert wurde.<br />
Doch dann kam es zum Umdenken:<br />
Warum nicht Elektro- statt Dieselmotoren?<br />
Im Ergebnis entstand die EMS<br />
»Berg«, das größte rein mit Batterien angetriebene<br />
Schiff auf einem deutschen<br />
Binnengewässer. Für diesen mutigen und<br />
technologisch vorbildhaften Ansatz hat<br />
die Reederei den Innovationspreis <strong>Binnenschifffahrt</strong>,<br />
gestiftet von der Allianz<br />
Esa, erhalten.<br />
Die für 300 Personen zugelassene EMS<br />
»Berg« ist mit 35 m Länge und 8,20 m<br />
Breite bei einem Tiefgang von 1,25 m das<br />
derzeit größte vollelektrisch betriebene<br />
Schiff in Deutschland. Mit ihren zwei<br />
Elektromotoren und einer Batterieleistung<br />
von 1.600 kWh fährt sie absolut klimaneutral<br />
und lautlos über den Starnberger See.<br />
Für die EMS »Berg« lieferte die Werft<br />
nach rund 25.000 Arbeitsstunden neben<br />
dem Schiff auch die vollständige Ladetechnologie<br />
einschließlich eines speziellen<br />
Elektroanschlusses an der Backbordseite.<br />
Die Ladetechnik an Bord wird<br />
über einen Spezial-Drehstromstecker mit<br />
© Förster<br />
dem Landanschluss verbunden und versorgt<br />
die in zwei getrennten Räumen unter<br />
Deck untergebrachten Lithium-<br />
Ionen-Akkus mit 2 x 400 VAC (2 x<br />
80 kW). Die Batterien sind für rund<br />
6.000 bis 8.000 Ladezyklen ausgelegt und<br />
sollen rund 30 Jahre halten.<br />
Das Bordnetz mit 700 V Gleichstrom basiert<br />
auf einem Hochvolt-Stromkreis mit<br />
hohen Sicherheitsstandards und speziellen<br />
Schützen, die jeweils redundant ausgeführt<br />
sind. Am ertüchtigten Schiffsanleger im<br />
Hafen Starnberg liefern die Stadtwerke umweltfreundlichem<br />
Öko-Drehstrom, um die<br />
Batterien über Nacht aufzuladen.<br />
Mit einer vollen Batterieladung von<br />
1.600 kWh kann die »Berg« bis zu zehn<br />
Stunden lang über den 21 km langen<br />
Starnberger See kreuzen – das reicht, um<br />
den täglichen Fahrplan im Südteil des<br />
Sees zu bedienen. Das Schiff erreicht dabei<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
22 km/h.<br />
Für den Vortrieb sorgen zwei elektrische<br />
STP-100 Twin Propeller von<br />
Schottel mit je 200 kW Leistung, die in<br />
getrennten Hauptantriebsräumen im<br />
Achterschiff untergebracht sind, dazu<br />
kommt ein STT-60-Bugstrahler als Manövrierhilfe<br />
und Hilfsantrieb mit 75 kW<br />
Leistung. Eine Wärmepumpe mit Klimasatz<br />
dient zum Heizen und Kühlen von<br />
Innenräumen und Steuerhaus.<br />
Die Investition für das Schiff belief sich<br />
auf rund 5,3 Mio. €.<br />
<br />
Motorenraum mit Elektro-Motoren<br />
Lithium-Ionen-Akkus<br />
Liegeplatz mit Stromversorgung<br />
20 <strong>Binnenschifffahrt</strong> <strong>2022</strong>