SCHWACHHAUSEN Magazin | September - Oktober 2022
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EDITORIAL<br />
Beate Alefeld-Gerges<br />
Gründerin von Trauerland –<br />
Zentrum für trauernde<br />
Kinder und Jugendliche e. V.<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Ich bin Beate Alefeld-Gerges und habe vor fast<br />
23 Jahren den Verein Trauerland – Zentrum für<br />
trauernde Kinder und Jugendliche e. V. gegründet.<br />
Wie so oft in diesem Bereich bin auch ich<br />
durch eigene Betroffenheit zu diesem Thema<br />
gekommen. Als vor mehr als 30 Jahren meine<br />
Zwillingsschwester gestorben ist, habe ich sehr<br />
unmittelbar feststellen müssen, dass Familien<br />
nicht unbedingt gemeinsam trauern können,<br />
weil die Bedürfnisse und Trauerwege sehr unterschiedlich<br />
sind.<br />
In meiner täglichen Arbeit mit den trauernden<br />
Kindern und Jugendlichen merke ich immer<br />
wieder, dass es so wichtig ist, sie als Experten<br />
ihrer Trauer zu respektieren und dass es so elementar<br />
wichtig ist, ihnen zuzuhören, wahrzunehmen,<br />
was ihre Bedürfnisse sind und wie sie<br />
ihre Trauer ausdrücken möchten.<br />
Wer Interesse hat, ein bisschen tiefer in dieses<br />
Thema einzutauchen, hat am 5. <strong>Oktober</strong> die<br />
Möglichkeit, bei uns das Seminar Kinder trauern<br />
anders zu besuchen, in dem die Grundlagen<br />
zum Thema Kindertrauer vermittelt<br />
werden.<br />
Zudem startet im <strong>September</strong> der 2. Durchgang<br />
unserer Ausbildung zur systemischen Kinderund<br />
Jugendtrauerbegleitung hier in Bremen.<br />
Hiermit qualifizieren wir Menschen bundesweit<br />
aus verschiedensten Berufsfeldern wie z. B.<br />
Schule, Kindergarten, Hort, Kirche, Polizei,<br />
Hospiz, damit sie trauernde Kinder und Jugendliche<br />
gut begleiten können.<br />
Ebenfalls im <strong>September</strong> gehen wir mit einem<br />
Pilotprojekt an den Start, das mir schon lange<br />
am Herzen liegt und wir jetzt endlich verwirklichen<br />
können. Wir bieten eine Vätergruppe<br />
an, die trauernden Vätern ermöglicht,<br />
miteinander und auf ihre ganz spezielle Art<br />
ihre Trauer auszudrücken.<br />
Ich bin vor 23 Jahren an den Start gegangen,<br />
weil es mir am Herzen lag, das Thema Trauer<br />
aus seiner Tabuecke zu holen und um den<br />
Menschen zu vermitteln, dass Trauer nicht<br />
das Problem ist, sondern die Lösung. Es ist<br />
wichtig, dass betroffene Menschen so sein<br />
dürfen, wie sie sich gerade fühlen und dass<br />
jeder Einzelne in unserer Gesellschaft Trauernde<br />
dabei unterstützt und keine Erwartungen<br />
an die Trauernden hat, die sie erfüllen<br />
sollen.<br />
Mit Trauerland ist ein Ort für Kinder und Jugendliche<br />
entstanden, an dem genau das gelebt<br />
wird. Nach über zwei Jahrzehnten spüre<br />
ich eindeutig, dass dem Thema Trauer heute<br />
mehr Bewusstsein geschenkt wird. Was unverändert<br />
bleibt, ist, dass unser Verein damals<br />
wie heute größtenteils spendenfinanziert ist.<br />
Wir sind zutiefst dankbar für alle Menschen,<br />
die jeden Tag aufs Neue dabei helfen, Trauerland<br />
aufrechtzuerhalten.