BLATTWERK AUSGABE No.16 – September bis Dezember 2022
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Was hat es mit NFTs
in der Kunst auf sich?
NFTs
Die Netzjournalistin und Autorin
Barbara Wimmer im Gespräch
Welche Möglichkeiten eröffnen NFTs (Non-fungible Token)
Kunstschaffenden für deren Vertrieb?
Barbara Wimmer: „Non-fungible Token“ (NFTs) gelten in der Kunstszene
seit einiger Zeit als neuer Trend. Im Jahr 2021 wurden NFTs
sogar im berühmten Kunstranking „Power 100“ des britischen
Magazins ArtReview auf den ersten Platz gewählt. NFTs kann man
sich dabei am ehesten als digitales Zertifikat vorstellen, das in einer
Blockchain existiert. Für die Kunstschaffenden entsteht dadurch
ein neuer Weg, ihre Werke digital auszustellen und zu verkaufen.
Das können Musikstücke sein, Videos mit literarischen Texten
oder Kunstwerke. Für die Künstlerinnen und Künstler liegt der
größte Vorteil darin, dass sie eine neue Zielgruppe adressieren
oder ihrer bestehenden Fangemeinde ein nettes „Extra“ zu ihren
bisherigen Werken anbieten können. Es entstehen durch NFTs
also ein neuer Kanal zu potentiellen Kundinnen und Kunden und
damit auch neue Möglichkeiten für den Vertrieb der Kunstwerke.
Was haben Käuferinnen und Käufer von NFTs? Gibt es gelungene
Beispiele?
Das Kunstwerk „Everydays: The First 5000 Days“ des Künstlers Mike
„Beeple“ Winkelmann wurde für mehr als 69 Millionen US-Dollar
versteigert. Der bekannte Medienkünstler Peter Kogler erzielte
ebenfalls bereits Zehntausende US-Dollar Erlös durch die Versteigerung
seiner Bilder. Aber Achtung: Da die Werke in Kryptowährungen
gehandelt werden, ist mit starken Schwankungen
zu rechnen. Für jene Käuferinnen und Käufer, die Kunstwerke
allein aus idealistischen Zwecken erwerben, weil sie Künstlerinnen
und Künstler unterstützen möchten, spielt dies keine Rolle. Wer
aber mit NFT-Kunst handeln möchte, sei gewarnt: Der Kryptowährungsmarkt
ist sehr volatil und gerade der Sekundärmarkt für
NFT-Kunstwerke befindet sich aktuell nicht gerade in seiner besten
Phase. Am besten wäre es daher, das NFT-Kunstwerk einfach als
Sammelstück zu sehen, nicht als „Investition“.
Wo können Interessierte NFT-Kunst kaufen?
Für NFT-Kunst gibt es viele verschiedene Plattformen. Die bekannteste
und größte ist wohl OpenSea. Dabei handelt es sich
um den aktuell größten Marktplatz für NFT-Kunst. Es gibt jedoch
viele weitere, etwa Foundation oder Prtl.art, eine österreichische
Plattform, über die ausgewählte Künstlerinnen und Künstler vertrieben
werden. Für Käuferinnen und Käufer ist es wichtig, genau
zu prüfen, ob ein NFT-Marktplatz seriös wirkt, denn rund um die
neue Technologie entstanden leider auch viele betrügerische Angebote.
Um herauszufinden, ob ein Marktplatz seriös ist, hilft eine
rasche Online-Recherche.
Wenn eine Künstlerin oder ein Künstler ein Werk als NFT anbieten
möchte, wo und wie ist das konkret möglich?
Das Gute an der Blockchain-Technologie ist, dass sie ein öffentliches
Netzwerk ist. Somit kann jede und jeder, die oder der ein
Krypto-Wallet und passende Krypto-Münzen besitzt, auch ein NFT
auf der Blockchain erstellen, sagen die „Cryptowiener“, ein Kollektiv
aus Österreich, das sich seit Jahren mit der Technologie
dahinter sowie der Verknüpfung mit Kunst befasst. Die Erstellung
von NFTs ist also nicht nur Unternehmen oder bekannten Künstlerinnen
und Künstlern vorbehalten, wobei diese höhere Aussichten
auf Erlöse haben als völlig unbekannte Kunstschaffende. Wer in
die NFT-Welt eintauchen möchte, kommt nicht drum herum, sich
mit der Technologie dahinter zu beschäftigen und damit zu experimentieren.
Zusätzlich sollte man als Künstlerin oder Künstler
keine Erwartungen in Bezug auf hohe Verkäufe haben, sondern
das Ganze als Experiment sehen. Das OHO macht es mit seiner
Aktion „Blockchain my Heart“ genau richtig: Es geht darum, eine
bislang ungewohnte Technologie auszuprobieren und spielerisch
und künstlerisch zu erschließen.
In welchen Bereichen werden NFTs in Zukunft Anwendung
finden?
Es wird sich noch zeigen, in welchem Bereich NFTs sich wirklich
langfristig durchsetzen. Das reicht von der Musikszene über virtuelle
Welten bis zum Kunstmarkt. Es ist etwa möglich, mit einem
NFT ein lebenslanges Recht auf einen Sitzplatz bei den Konzerten
seiner Lieblingsband zu erwerben, um ein Beispiel mit der Verknüpfung
zur realen Welt zu bringen. In der Kunstszene gab es
die letzten Jahre gerade einen regelrechten Hype, der momentan
wieder am Abflauen ist. Das heißt aber nicht, dass NFTs ganz verschwinden
werden. Für Kunstschaffende zahlt es sich auf jeden
Fall noch immer aus, mit der Technologie zu experimentieren und
diese auszuprobieren!
ZUR PERSON:
Barbara Wimmer ist preisgekrönte Netzjournalistin, Digitalexpertin,
Buchautorin und Vortragende. Bei futurezone.
at schreibt sie über Technikthemen wie IT-Sicherheit, Netzpolitik,
Datenschutz und Privatsphäre. 2018 gewann sie den
Journalistenpreis „WINFRA“,
2019 wurde sie mit dem Dr. Karl
Renner Publizistikpreis und dem
Prälat Leopold Ungar Anerkennungspreis
ausgezeichnet, 2022
folgte eine „lobende Anerkennung“
beim Surveillance Studies
Journalistenpreis. Mit „Jagd im
Wiener Netz“ ist gerade frisch ihr
zweiter Kriminalroman erschienen.
Website: barbara-wimmer.net
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