BLATTWERK AUSGABE No.16 – September bis Dezember 2022
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EINMAL DIE EIGENE IDEE ...
Claudia Fellinger im Gespräch mit dem Musiker,
Komponisten und Arrangeur Fery Janoska
Da gibt’s einiges. Bela Bartok, Strawinsky und etliche andere.
Auf der anderen Seite will ich niemanden kopieren.
Ich will, wenn ich die Chance habe, etwas zu komponieren,
wie ich will, meine eigene Handschrift einbringen. Ich bin zu
100% überzeugt, dass mich die Komponisten, die ich vorhin
erwähnt habe, natürlich beeinflussen. Es bleiben gewisse
Pattern im Kopf. Man hat zwar das Gefühl: „Na, na, das ist
mir jetzt eingefallen“, aber höchstwahrscheinlich hat es
auch vorher schon jemand geschrieben. Je tonaler man sich
bewegt, umso schwieriger ist es, etwas Neues zu komponieren,
von dem man sagen kann: „So etwas habe ich noch
nie gehört.“ Aber selbst da gibt es höchstwahrscheinlich
Harmonien, Wendungen, Bewegungen und Tonfolgen, die
schon irgendwo irgendwann da waren. Ich glaube aber,
dass in diesem Fall die allergrößte Inspiration das Libretto
von Peter ist, das mir diese gewissen Pattern aus meinem
Hirn rausholt, wo ich sage: „Wow, das ist super, das würde
gut passen.“
Apropos, was du unbedingt schreiben musst: „Magst du
noch einen Kaffee?“
FOTO © CLAUDIA FELLINGER
Nein, danke, sehr lieb. Was waren deine ersten Gedanken
zum Libretto?
Leider Gottes ist Peters Libretto ja irrsinnig aktuell geworden.
Theoretisch hätte es mir ja lieber sein können, dass es
so eine Science-Fiction-Geschichte ist, die uns überhaupt
nicht betrifft, aber er hält unserer Gesellschaft so derartig
den Spiegel vor! Wie wir leben, was wir alles diesem
Planeten und der ganzen Tierwelt antun und wie wir sie
ausbeuten. Teilweise denk ich mir, wenn ich jetzt noch
eine komplett dramatische Musik dazuschreiben würde,
dass es dann für die Zuschauer und Zuhörer wahnsinnig
kompliziert und sehr schwer wäre. Das will ich auch nicht.
Und deswegen bringe ich auch jazzige Teile rein mit zum
Teil sehr schnellem Rhythmus, Swing oder auch Funkigem.
Das habe ich zum Beispiel für Thomas Monetti und Nikola
Zeichmann geschrieben, zwei hervorragende Musiker
(Live-Musiker bei den Aufführungen, Anm.). Ich will ja nicht,
dass die Armen dasitzen und ab und zu „päng päng“ machen,
sondern dass sie sich gelegentlich auch ordentlich
austoben und zeigen können, was sie draufhaben.
Nun ist es aber so, dass, sobald du Oper sagst, du an ein
Symphonieorchester denkst – und das können wir uns nicht
leisten. Peter und ich haben uns geeinigt, dass ich mit dem
Computer arbeiten kann. Ich habe mir die besten Samples
noch zusätzlich gekauft, VSL, mit denen ich ein Orchester
perfekt imitieren kann. Da hatte ich dann einige Diskussionen
mit Peter: „Ja, das kommt ja aus der Dose, wie soll
ich das dem Publikum verkaufen?“ Sag ich: „Ganz einfach
so, dass der Computer zu uns gehört.“ Sag mir einen, der
noch keinen Computer oder kein Handy hat? Das gehört
zu uns. Und warum können wir nicht einmal zeigen, was
man damit alles machen kann? Der Computer ist ja nur
so gut, wie ich es bin. Wenn ich Scheiß reingebe, kommt
auch Scheiß raus, also erhöht er ja nicht mein Niveau. Das
Programmieren, bis ich das verstanden habe, bis ich jede
Note eingegeben habe und wie ich sie genau artikuliert
und gespielt haben wollte, das war irre, irre! Aber wenn du
es dann hörst, sind gewisse Sachen – finde ich – großartig,
und du denkst, da sitzen 100 Mann! Und außerdem: In St.
Margarethen haben sie extra einen Raum gebaut, irgendwo
hinten, sodass das Publikum nicht einmal den Dirigenten
sieht, nichts! Das heißt, sie könnten auch irgendwelche
Playbacks einspielen, bei denen der Karajan die Wiener
Philharmoniker dirigiert ... (lacht)
Wie würdest du deine Opernkomposition beschreiben
und was kann man sich von der Oper „Vanessa geht zu
den Walen“ erwarten?
Musikalisch erwartet sie hoffentlich das allerhöchste Niveau,
das ich musikalisch-kompositorisch draufhabe. Das
ist momentan, glaub ich, mein höchstes Level. Wenn das
Werk fertig ist, kann ich mehr dazu sagen. So, wie ich jetzt
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