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BLATTWERK AUSGABE No.16 – September bis Dezember 2022

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FOTO © JENNIFER VASS

Ferry Janoska ist am 22. Jänner 1959 in Sala

in der Slowakei geboren. Schon seit seiner

Kindheit prägte die Musik sein Leben. Als

6-Jähriger begann er, nachdem er zwei Jahre

Tonsatz, Harmonielehre und Gehörbildung

gelernt hatte, mit dem Klavierunterricht und

mit 15 Jahren startete er sein Studium an der

Hochschule Wien. Es folgte Jazz- und Kompositionsunterricht

am Konservatorium Wien.

Ab diesem Zeitpunkt ist er als Komponist und

Arrangeur tätig. Seit dem Jahr 1972, einer

nervenzerreißenden Flucht aus der damaligen

Tschechoslowakei in einem umgebauten Benzintank,

lebt Ferry Janoska im Burgenland.

Claudia Felllinger: Sie oder du?

Fery Janoska: Na bleib ma per Du.

Die Dramaturgie ist spannungsgeladen, dynamisch, ergreifend

und aktuell. Peter Wagner ist als zeitgenössischer Künstler

eine wichtige und mahnende Stimme in der österreichischen

Literatur. Mit diesem Text greift er artifiziell und niveauvoll

Themen auf, die uns alle angehen und noch lange beschäftigen

werden. Er trifft einen Nerv der Zeit, ein kollektives Gefühl,

das die Wahrnehmung unserer momentanen Existenz philosophisch

und literarisch treffsicher reflektiert. W.K.

Der Weg zum tieferen Erlebnis des Selbst ist, wie wir seit den alten

Griechen wissen, ein kathartischer. Ersparen wir ihn unserer

Jugend, ersparen wir ihn unseren brav gedienten Wohlstandsheeren,

werden wir nichts durchlebt haben – also auch nichts

von uns wissen.

Kunst in ihren vielfältigen Spielvarianten ist eine der wahrscheinlich

letzten Angebote, den Spiegel als Sichtung des (auch) je Eigenen

frei schweben zu lassen. Dazu bedarf es nicht nur der Katastrophe,

schmerzhaften Erkenntnissen ausgeliefert zu sein, sondern

auch des begleitenden Interesses erwachsener Menschen, die sich

der Verantwortung für die nachkommenden Generationen stellen.

Dieser Text lässt uns aber in seinem allumfassenden Schmerz

und Tiefsinn nicht in der Hoffnungslosigkeit zurück: „Der

Mensch hat verursacht, der Mensch kann auch retten!“ Die

Kinder, die nachfolgende Generation, werden die Schuld begleichen.

Der Preis dafür ist sehr hoch. Die Träume von einer

besseren Welt bekommen durch diesen schmerzhaften Text

eine Chance auf Realisierung. W.K.

Wie kam es dazu, dass du eine Oper komponierst?

Eigentlich ist der Peter (Wagner, Anm.) daran schuld.

Wir arbeiten ja schon seit 20 Jahren zusammen. Er

hat mir das Libretto geschickt, und dann ist letztes

Jahr im Dezember die Entscheidung gefallen: „Okay

wir starten“. Ich habe mir überlegt, in welche Richtung

es gehen soll. So eine rein „klassische Oper“

wollte ich eigentlich überhaupt nicht. Mein Traum

war es immer, eine Oper zu schreiben, in der man

viele verschiedene Stilrichtungen vermischt, weil es

musikalisch gesehen so etwas nicht so oft gibt.

Natürlich ist die ernste Musik niveaumäßig am allerhöchsten.

Da muss man das höchste Können haben,

um wirklich gut zu sein. Aber wenn man sich

den Jazz anschaut aus den 20er-/30er-Jahren, war

dieser einfach harmonisiert und auch rhythmisch

einfach. Wenn man sich den jetzigen Jazz anhört, ist

das unglaublich. Die Musik bewegt sich fast schon

in Richtung Strawinsky und dergleichen. Also das

sind unglaublich tolle und perfekte Musiker. Genauso

beim Funk. Und das war eben mein Traum: Warum

kann man nicht diese verschiedenen Stilrichtungen

miteinander vermischen. Muss wirklich jeder, der

unter Anführungszeichen: „böse“ ist, unbedingt von

einem Bass oder Bariton gesungen werden? Da kann

man doch auch eine gute Rockstimme nehmen oder

eine gute Jazzstimme und die Figur der Oper auf diese

Art rüberbringen. Ich glaube, dass dieser Ansatz

für die Zuschauer eine Bereicherung sein wird. Denn

wenn ich ehrlich sein soll: Obwohl ich selbst Musiker

und Komponist bin, so zwei Stunden lang eine

der üblichen zeitgenössischen Opern anzuhören,

ist sogar mir zu viel. Ich habe also versucht in viele

Richtungen zu denken.

Woher nimmst du deine Inspirationen? Was inspiriert

dich?

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